Comroad

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ComROAD

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RechtsformAktiengesellschaft
Gründung1995
SitzUnterschleißheim,Deutschland
LeitungBodo Schnabel
BrancheTelematik
Websitewww.comroad.com

DieComroad AG (Eigenschreibweise ComROAD AG) war ein von Bodo Schnabel gegründetes Unternehmen zur Entwicklung und Produktion vonTelematik-Systemen undNavigationscomputern fürFahrzeuge. Die Comroad AG gehörte zu den Topwerten amNeuen Markt.

Anfang 2002 wurde öffentlich, dass das Unternehmen seit 1998 in großem StilScheingeschäfte tätigte und rund 95 Prozent der Umsätzefrei erfunden waren.[1] Dabei wurden angebliche Lieferungen von Soft- und Hardware durch eineScheinfirma namensVT Electronics Ltd. inHongkong getätigt, gleichzeitig wurden bis 2002 17Umsatzsteigerungen verkündet.[2] Die folgendenKursgewinne desbörsennotierten Unternehmens führten dazu, dass es mit über einer Milliarde Euro massivüberbewertet war, obwohl sich dieKonjunktur in einerRezession befand. DieWirtschaftsprüfungsgesellschaftKPMG legte ihrMandat nieder.[3] Im April 2002 wurde der Vorstandsvorsitzende Bodo Schnabel inUntersuchungshaft genommen.

Inhaltsverzeichnis

Wirtschaftliche Folgen

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Zum Zeitpunkt des Ausscheidens Bodo Schnabels hatte Comroad Vermögenswerte von etwa 26 Mio. Euroliquiden Mitteln, 15 Mio. Euro anBeteiligungen und 5 Mio. Euro anVorräten. Seitdem sanken die Barmittel erheblich, die Beteiligungen undPartnerverträge konnten zum großen Teil nicht gehalten werden. Infolge des ComROAD-Skandals rutschte die Aktie von fast 65 Euro am 27. September 2000[4] auf 6 Cent ab. ComROAD AG firmierte am 10. Juli 2006 um zurTracom Holding AG. Die Aktien wurden von 2002 bis 2008 lediglich an der Hamburger Börse gehandelt, da der Comroad AG am 20. September 2002 die Zulassung zum geregelten Markt der Frankfurter Börse entzogen worden war.[5] Der Kurs lag 2007 zuletzt bei ca. 35 Cent.

Rechtsfolgen

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Im November 2002 wurde Bodo Schnabel vomLandgericht München I wegenKursbetrugs,Insiderhandels und gewerbsmäßigenBetrugs zu sieben Jahren Haft verurteilt. Seine damaligeEhefrau Ingrid Schnabel wurde wegenBeihilfe zu einer zweijährigenBewährungsstrafe verurteilt.

Im Februar 2005 wurde zwischen demFreistaat Bayern, der Comroad AG und Bodo Schnabel eineVergleichsvereinbarung geschlossen, um die Problematik umfassend und endgültig zu lösen. Bereits ab September 2004 konnte Bodo Schnabel eine neue berufliche Zukunft aufbauen.

In mehreren Urteilen vor dem Landgericht München und demOberlandesgericht München wurden die noch anhängigen Klagen gegen die Comroad AG und Bodo Schnabel abgewiesen.

  • Das Landgericht München I hat am 14. Dezember 2006 (Az.: 401303/04) die Klagen von 18 Anlegern abgewiesen.
  • Das Oberlandesgericht München hat am 9. Januar 2007 (Az.: 18 U 3638/06) dieBerufungsklage einesAnlegers abgewiesen.
  • Das Oberlandesgericht München hat am 15. Mai 2007 (Az.: 20 O 23958/04) ein Urteil des Landgerichts München aufgehoben, in dem Schnabel zu Schadenersatz verurteilt wurde.
  • Bodo Schnabel wurde am 15. Januar 2007 noch vomLandgericht Frankfurt am Main zu einer Zahlung von 750.000 Euro an geschädigte Anleger verurteilt.[6] DerBundesgerichtshof hat am 4. Juni 2007 mit den Urteilen (II ZR 147/05[7]) ein Urteil des Oberlandesgerichts München aufgehoben, in dem die Comroad AG zu Schadenersatz verurteilt wurde.
  • Der Bundesgerichtshof hat am 24. September 2007 (II ZR 229/05) die Revision gegen ein Urteil des Oberlandesgerichtes Frankfurt vom 2. August 2005 zugelassen und am 7. Januar 2008 das Urteil zugunsten von Schnabel aufgehoben.[8]
  • Der Bundesgerichtshof hat am 3. März 2008 (II ZR 310/06) ein weiteres Urteil des Oberlandesgerichtes Frankfurt gegen Schnabel aufgehoben.[9]

Erfolg des investigativen Journalismus

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Die Offenlegung des Skandals um die Comroad AG ist ein Verdienst der damaligenBörse Online-RedakteurinRenate Daum, die nahezu im Alleingang den Beweis für die Nichtexistenz von Geschäften erbrachte, die nach vielfachen Auskünften der Firmenleitung angeblich existierten. Sie erhielt für ihre Recherchen zur Comroad AG denHelmut Schmidt Journalistenpreis 2002.

Neuanfang

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Nach Umbenennung inTracom Holding AG (2006) erhielt die Firma am 17. Juli 2008 den Einbeziehungsbeschluss der Frankfurter Wertpapierbörse. Die Tracom-Aktie konnte daraufhin nebenHamburg auch wieder inFrankfurt am Main gehandelt werden.

Siehe auch

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Literatur

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  • Renate Daum:Außer Kontrolle: Wie ComRoad & Co. Deutschlands Finanzsystem austricksen, FinanzBuch-Verlag, München 2003,ISBN 3-89879-031-2

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Comroad übertrifft Planung für drittes Quartal (handelsblatt.de) abgerufen am 9. September 2012
  2. Geständnisse im Betrugsfall ComRoad (heise.de) abgerufen am 9. September 2012
  3. Comroad will Sonderprüfung (netzeitung.de) (Memento vom 5. Dezember 2010 imInternet Archive) abgerufen am 9. September 2012
  4. Comroad - was ist wirklich da los? (faz.net) abgerufen am 9. September 2012
  5. Comroad Von der Börse verbannt, Die Deutsche Börse räumt auf. Bodo Schnabels Ex-Unternehmen wird die Zulassung entzogen (manager-magazin.de) abgerufen am 9. September 2012
  6. Ex-Comroad-Chef muss erneut Schadenersatz zahlen (Memento vom 5. Februar 2007 imInternet Archive) Auf: International Business Times vom 15. Januar 2007
  7. II ZR 173/05
  8. Bundesgerichtshof BGB § 826; BörsG § 47 Abs. 2 (lexetius.com) abgerufen am 9. September 2012
  9. Bundesgerichtshof § 826 BGB; § 47 Abs. 2 BörsG, BGH, Urteil vom 3. März 2008 - II ZR 310/06 - ComROAD VIII; OLG Frankfurt a. M. (Lexetius.com/2008,657)
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