Clermont-Ferrand liegt im Zentrum Frankreichs etwa 425 Kilometer (Fahrtstrecke) südlich vonParis bzw. etwa 170 Kilometer westlich vonLyon im Talbecken des FlussesAllier (Limagne-Ebene), der etwa zehn Kilometer östlich an der Stadt vorbeifließt. Die Stadt wird überragt vomPuy de Dôme, einem hohen erloschenenVulkan desZentralmassivs, der dem Département seinen Namen gab. Clermont-Ferrand liegt am FlüsschenTiretaine.
Die Stadt ist von 21 Ortschaften umgeben, die aber alle von Clermont-Ferrand aus verwaltet werden: Aubière, Aulnat, Beaumont, Blanzat, Cébazat, Le Cendre, Ceyrat, Chamalières, Châteaugay, Cournon, Durtol, Gerzat, Lempdes, Le Cendre, Nohanent, Orcines, Pérignat-lès-Sarliève, Pont-du-Château, Saint-Genès-Champanelle, Romagnat und Royat.
Im Gebiet der Stadt Clermont lag zur Zeit desRömischen Reichs die OrtschaftAugustonemetum, der Verwaltungssitz dergallo-römischenCivitas derArverner. Zuvor hatten die Arverner dieRömer zwar beiGergovia, das etwas südlich von Clermont liegt und dessen Ruinen heute noch zu besichtigen sind (Maison de Gergovie), geschlagen (52 v. Chr.). Doch nach dem Sieg der Römer beiAlesia wenige Wochen später, mussten sie sich unter ihrem AnführerVercingetorix geschlagen geben. Das Arvernerland wurde römischeProvinz und die Römer errichteten auf demPuy de Dôme einen Merkur-Tempel.
Seit dem 4. Jahrhundert war Clermont derSitz einesBischofs. Der bedeutendste Amtsinhaber war im 5. JahrhundertSidonius Apollinaris, der vor allem aufgrund seines literarischen Werks bekannt ist.
Im Mittelalter erlebte die Stadt alsMons clarus ihre Blütezeit: Sie wurde ein Wirtschaftszentrum, viele Handwerksbetriebe siedelten sich an.
1095 fand in der Stadt unter PapstUrban II. dieSynode statt, auf welcher der Papst in der letzten Versammlung am 27. November in Gegenwart von 13 Erzbischöfen, 315 Bischöfen und Äbten und einer großen Menge Adliger und einfacher Leute zumersten Kreuzzug aufrief. Die Menge soll seine Rede mit dem begeisterten Ausruf „Deus lo vult“ quittiert haben, worauf der Kreuzzug unter Führung des Bischofs von le Puy,Ademar, seinen Anfang nahm.
Um der Bischofsstadt eine eigene Stadtsiedlung gegenüberzustellen, ließen die Grafen der Auvergne in der Nähe 1120 die StadtMontferrand bauen. Aus der Frühzeit dieser Stadt sind noch verschiedene Häuser erhalten.
Im Jahr 1248 wurde in Clairmont mit dem Bau derKathedraleNotre-Dame-de-l’Assomption (Mariä Himmelfahrt) begonnen.
Am 15. April 1630 verordnete KönigLudwig XIII. im Edikt von Troyes (erstes Vereinigungsedikt) den Zusammenschluss von Clairmont (damalige Schreibweise) mit Montferrand. Diese Stadtvereinigung wurde 1731 vonLudwig XV. (zweites Vereinigungsedikt) bestätigt, und seither trägt die Stadt den NamenClermont-Ferrand. Spätere Versuche Montferrands, sich wieder von Clermont zu lösen (1789, 1848 und 1863) blieben erfolglos.
Im Rahmen der Industrialisierung gründeten Aristide Barbier und Édouard Daubrée eine Fabrik für Kautschukprodukte und Landmaschinen, aus der sich die Reifen-FirmaMichelin entwickelte, die ihren Hauptsitz 1889 an derPlace des Carmes errichtete und bis heute größter Arbeitgeber der Stadt ist.
Nach dem Krieg wurde die Verkehrsinfrastruktur im Aufschwung derTrente Glorieuses weiter ausgebaut durch den Bau des Flughafens und den Autobahnanschluss. Am Stadtrand wurden neue Wohnquartiere in der Art derGartenstadt angelegt. Von 1964 bis 2015 war Clermont-Ferrand Sitz der Regionalpräfektur und seit 1972 des Regionalrats der Auvergne, was ihr den Status der Regionalhauptstadt einbrachte, bis 2016 die Region Auvergne in der Region Auvergne-Rhône-Alpes mit der Hauptstadt Lyon aufging.
Die Bevölkerung der Auvergne ist überwiegendkatholisch. Clermont-Ferrand ist Bischofssitz und seit 2002Erzbistum. Es gibt zwei große katholischeKirchen:
Straßenbahn auf der Place Delille (zwischen 1900 und 1910)Translohr-Triebwagen auf der Place de Jaude
Clermont-Ferrand liegt an einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt: Hier kreuzen sich eine wichtige Nord-Süd-Straßenverbindung (Paris-Barcelona) sowie die Ost-West-VerbindungLyon-Bordeaux. WeitereAutobahnen verbinden die Stadt mitMailand,Genf,Montpellier undMadrid. Die Reisezeit mit dem Zug in die Hauptstadt Paris beträgt drei Stunden.
Der erste elektrische Straßenbahnbetrieb Frankreichs wurde 1890 in Clermont-Ferrand eröffnet. Er existierte mit mehreren Linien bis 1952 (→Straßenbahn Clermont-Ferrand). Am 14. Oktober 2006 nahm derTranslohr Clermont-Ferrand, eine sogenannteTramway sur pneumatiques (Straßenbahn auf Gummirädern) vonLohr Industrie, den Betrieb auf. Die von dem Unternehmen entwickelte Technik setzt eine mittig eingelassene Schiene ein. Die Fahrzeuge sindZweirichtungs-Gelenkfahrzeuge, die nur auf spurgeführten Strecken fahren können. 25 Fahrzeuge verkehren auf einer Linie mit einer Länge von 15,4 Kilometern.
Insgesamt gibt es im Département Puy-de-Dôme 8219 verschiedene Betriebe, die sich wie folgt aufteilen:
629 Handwerks- und Industriebetriebe
410 Bauunternehmen, Architekten usw.
2144 Finanzdienstleister und Versicherungen
5036 Dienstleistungsbetriebe
Wichtigstes Unternehmen ist der ReifenherstellerMichelin, der etwas mehr als 30.000 Mitarbeiter beschäftigt. Es ist eines von nur drei Unternehmen im französischen LeitindexCAC 40, das seinen Hauptsitz außerhalb des Großraums Paris hat.
DiehochgotischeKathedraleNotre-Dame-de-l’Assomption (Mariä Himmelfahrt), auchschwarze Kathedrale genannt, ist ganz aus dem dunklen, porösenLavagestein vonVolvic erbaut. Sie ist die einzige große Kathedrale aus diesem Material. Mit dem Bau wurde 1248 begonnen. Unter Leitung der beiden BaumeisterJean Deschamps (bis 1295) undPierre de Cébazat konnte der Bau im Wesentlichen im 14. Jahrhundert vollendet werden. Die beiden Turmspitzen aus Lava und derNarthex hinter dem Hauptportal wurden jedoch erst ab 1866 unter Leitung des Architekten und KunsthistorikersEugène Viollet-le-Duc im Stil des 13. Jahrhunderts erbaut.
Die Kathedrale folgt dem Vorbild der großen gotischen Kathedralen aus derÎle-de-France. Um das fünfschiffige Haupthaus und den mit einem Chorumgang versehenen Chor gruppieren sich eine Menge von kleinen Seitenkapellen mit farbenprächtigen, leuchtenden Fenstern, Bildhauer- und Holzbildhauerarbeiten, Bildern und Gobelins aus allen Jahrhunderten vom 12. bis zum 19. Jahrhundert.
Der nördliche PortalturmTour de la Bayette mit einer 250 Stufen hohen Wendeltreppe ist für Besucher offen. Von seiner Plattform aus hat man eine schöne Aussicht auf das Dach der Kathedrale, die Dächer von Clermont-Ferrand und die nahe gelegenen Vulkanberge im Westen der Stadt.
Der Name derromanischenBasilikaNotre-Dame-du-Port hat nichts mit einem Hafen (französischport) zu tun, sondern kommt vermutlich von dem alten Wortpor, das sumpfig bedeutet. Der Name der Kirche bedeutet also:Heilige Muttergottes am Sumpf.
Eine im 6. Jahrhundert an dieser Stelle erbaute Kirche wurde von denNormannen niedergebrannt. Im 11. und 12. Jahrhundert wurde die heutige Kirche erbaut, wobei derNarthex der Vorgängerkirche in den Bau mit einbezogen wurde. Im 19. Jahrhundert wurden die Türme und die Dachbedeckung aus dunklen Lavaplatten errichtet.
Die Proportionen der Kirche zeigen im Inneren und im Äußeren die klaren, ruhigen Linien der Romanik der Auvergne. Im Inneren befinden sich auf denSäulenkapitellen eine Reihe von meisterhaft gestalteten Figuren, deren Affekte mittels lebhafter Gestik und Mimik dargestellt werden.
DieKrypta unterhalb des Chores stammt aus dem 11. Jahrhundert. Vor ihrem Altar befindet sich ein Brunnen, der vermutlich schon in derkeltischen Zeit bestand. Die Krypta ist alljährlich Ziel einer Wallfahrt. Eine Vielzahl vonVotivtafeln legt Zeugnis ab von den Fürbitten von Gläubigen, die um gesundheitliche Genesung für sich oder für Angehörige beten.
Place de JaudeDas städtische Opernhaus an der Place de JaudeFontaine d’Amboise
In der verwinkelten, malerischen Innenstadt rund um die Kathedrale finden sich eine ganze Reihe öffentlicher und privater Gebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert, die zum Teil sehr hübsch gestaltet sind und aus dem gleichen schwarzen Lavastein gemauert sind wie die Kathedrale.
Den kurzen Fußweg von der Kathedrale zur Basilika kann man mit einem Aufenthalt an der Fontaine d’Amboise verbinden, einem 1515 erbautenRenaissance-Brunnen aus Lavagestein mit zierlichen Figuren, die als Wasserspeier dienen.
Die Place de Jaude ist ein Zentrum des städtischen Lebens: Ein mitPaulownien gesäumter, großer länglicher Platz mit einem großen Einkaufszentrum, einem alten Kaufhaus der KetteGaleries Lafayette und vielen kleinen Geschäften und Bistros. Der Name des Platzes kommt vermutlich vonplatea galli, also Hahnenplatz. Dies deutet darauf hin, dass es sich ursprünglich um den Geflügelmarkt handelte. Auf dem Platz befinden sich die Denkmäler für den napoleonischen GeneralLouis-Charles-Antoine Desaix sowie das am 11. Oktober 1903 eingeweihte Denkmal fürVercingetorix vonFrédéric-Auguste Bartholdi.
Die Altstadt der ursprünglich eigenständigen Stadt Montferrand liegt anderthalb Kilometer nordöstlich des historischen Zentrums des alten Clermont. Einige Abschnitte der ehemaligenStadtbefestigung von Montferrand sind noch vorhanden.
ImMusée Bargoin findet man eine der weltweit reichhaltigsten Sammlungen für prähistorische und gallo-römischeArchäologie. Man sieht dort beispielsweise Werkzeuge, Waffen, Gebrauchsgegenstände und Schmuckstücke aus demMagdalénien, aus derJungsteinzeit (Mädchen von Cheix), aus derBronzezeit, und aus derkeltischen Kultur, insbesondere das Bronzelager von Manson und Funde aus Gergovia und aus Clermont selbst.
DasMusée du Tapis d’Art bietet eine Sammlung von Teppichen aus dem mittleren und fernen Orient.
Seit 1878 widmet sich dasMusée Henri Lecoq der Naturkunde, unter anderem dem Werk des namensgebenden Apotheker und Botaniker Leqoc, der von 1826 bis zu seinem Tod 1871 in Clermont lebte.
Das MuseumL’Aventure Michelin informiert über die Geschichte der Firmengruppe Michelin.
Der bekannteste Sportverein der Stadt ist dieAssociation Sportive Montferrandaise, derenRugby-Union-Abteilung tritt unter dem NamenASM Clermont Auvergne auf und ist in der höchsten französischen LigaTop 14 vertreten. Das größte Stadion ist dasStade Marcel-Michelin. Es ist das Heimstadion der Rugby-Union-Mannschaft des ASM Clermont Auvergne und hat eine Zuschauerkapazität von 18.030 Plätzen.
Der ortsansässige FußballvereinClermont Foot 63 spielt zur Saison 2021/22 nach 75 Jahren erstmals wieder in der höchsten Spielklasse des französischen Fußballs, derLigue 1.
↑Éric Branca:La République des imposteurs : Chronique indiscrète de la France d’après-guerre, 1944–1954. Éditions Perrin, Paris 2024,ISBN 978-2-262-09760-8,S.133.
↑abPaul-Émile Dentan:Impossible de se taire – Des protestants suisses face au nazisme. Éditions Labor et Fides, Genève 2000,ISBN 2-8309-0988-7,S.87.