Claire Trevor, die gebürtig Wemlinger mit Nachnamen hieß und deutsche, französische und irische Vorfahren hatte, wuchs in New York auf.[1] Nach einem Schauspielstudium begann sie ihre professionelle Karriere in den späten 1920er-Jahren am Theater.
Nach ihrem Filmdebüt im Jahr 1931 spielte sie, zunächst fast ausschließlich inB-Movies derFox Film Corporation, sehr oft Gangsterbräute, Saloonmädchen oder Showgirls mit gutem Herzen.[2] Nach ihrer hochgelobten Nebenrolle inSackgasse (Dead End) von 1937, für die sie ihre erste Oscar-Nominierung erhielt, bekam sie zunehmend auch komplexere Rollen. Sie wurde auf patente Frauenfiguren wie scharfzüngige Sekretärinnen oder mutige Frauen im wilden Westen besetzt, aber auch auf unterschiedliche Typen von gesellschaftlich „gefallenen“ Frauen mit undurchsichtiger Vergangenheit.[3] Die einfache Hausfrau oder das Mädchen von nebenan spielte sie dagegen fast nie. InSackgasse, der Verfilmung eines sozialkritischen Bühnenstücks unter Regie vonWilliam Wyler, spielte sie die Jugendfreundin vonHumphrey Bogarts Gangster, die – vomHays Code nur leicht kaschiert – als Prostituierte ihr Geld verdient. InJohn FordsWesternRingo (1939) spielte sie ebenfalls eine sympathische Prostituierte, die aus der Stadt vertriebeneAlice (in der Original-SprachversionDallas), die mitJohn Waynes Figur am Filmende eine gemeinsame Zukunft haben kann. ImFilmvorspann vonRingo wird Claire Trevors Name an erster Stelle vor dem von Wayne geführt, da sie Ende der 1930er-Jahre bekannter als er war.
Der Durchbruch in die erste Riege der Hollywood-Stars gelang Trevor nie und sie musste sich häufiger mit Auftritten inB-Filmen begnügen. Nach einigen Jahren weniger bemerkenswerter Filme spielte sie 1944 in demFilm noirMurder, My Sweet, der Verfilmung eines Romans vonRaymond Chandler, die bösartigeFemme fataleVelma, die den Tod mehrerer Menschen verantwortet. Im Verlauf der 1940er-Jahre trat sie vorrangig in weiteren Kriminalfilmen wie auch in Western auf. 1949 erhielt sie den Oscar alsBeste Nebendarstellerin fürJohn HustonsGangster in Key Largo, in dem sie die alkoholkranke Geliebte vonEdward G. Robinsons Gangsterboss verkörperte, die von diesem gedemütigt wird. Mit Huston (diesmal als Drehbuchautor) und Robinson hatte sie schon 1938 erfolgreich in der KrimikomödieDas Doppelleben des Dr. Clitterhouse (The Amazing Dr. Clitterhouse) vonAnatole Litvak zusammengearbeitet.
In den 1950er-Jahren trat sie zunehmend auch im Fernsehen auf, was ihr 1956 einenEmmy Award für ihre Darstellung einer untreuen Ehefrau an der Seite vonFredric March in einer Fernsehadaption vonSinclair Lewis’ RomanDodsworth einbrachte.[2] Sie übernahm zudem bis in die 1980er-Jahre Gastauftritte in diversen Serien wieAlfred Hitchcock Presents,Dr. Kildare,Love Boat undMord ist ihr Hobby. Im Kino musste sich Trevor ab den 1950er-Jahren aus Altersgründen zusehends mit Nebenrollen begnügen, fuhr aber auch ihre dritte Oscar-Nominierung für ihren Auftritt als eine abgehalfterte Schauspielerin inWilliam A. Wellmans Flugzeug-KatastrophenfilmEs wird immer wieder Tag ein. Nach Mitte der 1960er-Jahre stand Trevor nur noch sporadisch vor der Kamera. Ihre letzte Kinorolle hatte sie 1982 als Mutter vonSally Field in der romantischen KomödieLiebesgrüße aus dem Jenseits, ihr letzter Fernsehauftritt erfolgte 1987.
Von 1938 bis 1942 war sie mit dem Produzenten Clark Andrews, von 1943 bis 1947 mit Cylos William Dunsmoore und von 1948 bis zu dessen Tod 1979 mit dem Produzenten Milton Bren verheiratet. Aus der zweiten Ehe ging ein Kind hervor.[4] Die Schauspielerin, der ein Stern auf demHollywood Walk of Fame gewidmet ist, starb im April 2000 einen Monat nach ihrem 90. Geburtstag.