Cinque Terre




AlsCinque Terre (Ital., wörtlichFünf Gebiete/Lande) wird ein etwa zwölf Kilometer langer klimabegünstigter Küstenstreifen derItalienischen Riviera zwischenPunta Mesco undPunta di Montenero nordwestlich vonLa Spezia in der RegionLigurien bezeichnet. Von Nordwest nach Südost reihen sich die fünf DörferMonterosso al Mare (1350 Einwohner),Vernazza,Corniglia (zusammen 711 Einwohner),Manarola (353 Einwohner) undRiomaggiore (1263 Einwohner)[1] entlang der steil abfallenden Küste derRiviera di Levante auf.
Die Region zählt etwa 3500 Einwohner und ist alsNationalpark geschützt, in dem nichts gebaut oder verändert werden darf. 1997 wurden die Cinque Terre zusammen mitPorto Venere und den InselnPalmaria,Tino undTinetto zumUNESCO-Weltkulturerbe erklärt.
Geografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Entlang der Küste erstreckt sich eine mehrere hundert Meter hohe, zum Teil steil ins Meer abfallende, sanft gerundete Bergkette. Die Cinque Terre bestehen aus fünf kleinen, abschüssigen Geländeeinschnitten, die sich zum Meer hin öffnen. In den Tälern liegt je eines der Dörfer. Vier der fünf Ortschaften liegen unmittelbar am Wasser. Lediglich Corniglia liegt auf einem Felsvorsprung rund 100 Meter über dem Meer.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Im frühen Mittelalter gehörte die Region zur Otbertinischen Mark (ItalienischMarca Obertenga), die von den Otbertinern (Obertenghi) beherrscht wurde, einemlangobardischen Adelsgeschlecht. Markgraf Otbert I. (Italienisch:Oberto), der 975 starb, warPfalzgraf des frühenKönigreichs Italien, ab 951 Markgraf vonMailand und Fürst vonLuni. Unter seinen Nachfahren wurden die Gebiete geteilt, und die Region Cinque Terre ging mit derLunigiana undGarfagnana sowie Teilen derLombardei an den Familienzweig, der sichMalaspina nannte.
Die ältesten Zeugnisse einesCastro Venaccio aus dem Jahr 1050 und einesMonte Russo gehen auf Schenkungsurkunden zurück. Die Landschaftsstruktur erfuhr in dieser Zeit grundlegende Veränderungen. In Meeresnähe wurden Terrassenkulturen für denWeinbau angelegt. Heutzutage müssen die an den Steilhängen errichteten Terrassen dauerhaft instand gehalten werden, um ein Abrutschen ganzer Hänge zu verhindern.
Fischfang und Handel trugen zur Entwicklung engerer Beziehungen zwischen Küste und Hinterland bei. Im 12. Jahrhundert ließ dieRepublik Genua eine strategische Festungsanlage auf der Punta San Pietro in dem größeren, südlich angrenzenden OrtPorto Venere errichten. 1209 ergriff die Republik endgültig Besitz von Vernazza. Den größten Teil ihrer Geschichte teilten die Cinque Terre mit der Republik Genua.
Wirtschaft und Infrastruktur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Landwirtschaft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Hänge oberhalb der Ortschaften sind großenteils bewaldet. Der hier angebauteWein sowieZitrusfrüchte undOliven bildeten neben demFischfang über Jahrhunderte hinweg die Lebensgrundlage der Einwohner. Der Weinanbau hat auch dazu beigetragen, die einzigartige Kulturlandschaft mit ihrenWeinbergterrassen undTrockenmauern zu schaffen und zu erhalten.
Verkehr
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1874 wurde entlang der Küste dieEisenbahnstrecke vonGenua nach La Spezia gebaut, und jeder der fünf Orte bekam einen eigenen Bahnhof. Außerhalb der Bahnhöfe verläuft die Strecke fast gänzlich in Tunneln. Der Bahnanschluss ist heute noch die wichtigste Verbindung untereinander und zum Umland, denn einzig Riomaggiore und Manarola sind über die gut ausgebaute Staatsstraße 370, die Litoranea delle Cinque Terre, zu erreichen.
Ursprünglich hätte diese Straße die bis zu ihrem Bau isoliert liegende Region mit der StadtLa Spezia und dem touristischen ZentrumSestri Levante verbinden sollen. Nach Protesten von Einheimischen wurde der Bau jedoch eingestellt. So bleiben die anderen Dörfer nur über sehr zeitraubende, kurvenreiche und steile Straßen oder eben mit der Bahn erreichbar, teils mit drei Verbindungen je Stunde.
Tourismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Von Frühjahr bis Herbst strömen zahlreiche Touristen mit dem Zug in die Region. Die Zugfahrt selbst ist eine Attraktion, da sie die Region in einer eindrucksvollen Tunnelstrecke am Meer durchquert – mit häufigen Ausblicken aufs Wasser – und in allen fünf Dörfern sowie in den benachbarten Strandbädern hält.
So stellt der Tourismus in der heutigen Zeit auch die Haupteinnahmequelle der Bewohner dar. Da es nur in Monterosso al Mare ein kleines Stück Sandstrand gibt, kann der Strandbad-Massentourismus in den kleinen Orten nicht Fuß fassen. Meist kommen Tagestouristen und Wanderer.
Wanderwege
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Neben den Dörfern selbst ist derWanderwegVia dell’Amore, der die Dörfer Riomaggiore und Manarola entlang der Küste in moderater Höhe verbindet, die größte Attraktion. Landschaftlich reizvoll ist auch der anschließende Wanderweg von Manarola über Corniglia und Vernazza nach Monterosso – die anderen drei Abschnitte des zwölf Kilometer langen WanderwegsBlauer Weg, der die Dörfer verbindet. Hier wandert man auf schmalen Pfaden durch dieMacchie und durch Wein- und Olivenhänge.[2]
Einige Abschnitte desBlauen Wegs sind gebührenpflichtig. DieVia dell’Amore, nach einem Erdrutsch im Jahr 2012 über ein Jahrzehnt geschlossen, soll nur im Rahmen von geführten Touren wieder zugänglich gemacht werden. Auch das Schuhwerk wird kontrolliert.[3][4]
Übertourismus
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Region beklagt einen starkenÜbertourismus. 2023 wurde die Situation in den kleinen Dörfern mit dem Leitsatz „Vier Millionen Touristen [pro Jahr] auf einem Quadratkilometer“ (Parco delle Cinque Terre. Studio preliminare dei flussi turistici e delle ipotesi progettuali) illustriert. In dem Jahr wurde mit einem Drittel mehr Touristen gerechnet als im Vorjahr 2022.[1]
Mit verschiedenen Maßnahmen wird versucht, den Einheimischen trotz Touristenmengen einen erträglichen Alltag zu ermöglichen. Dazu gehören Verhaltensregeln, die mit Bußen geahndet werden, Gebühren für Wanderwege, Einbahnverkehr auf Wanderwegen zur Hochsaison oder teurere Zugfahrkarten für Nicht-Einheimische im Sommer sowie an Wochenenden.[3][4]
Kulturelle Einflüsse
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der animiertePixar-FilmLuca aus dem Jahr 2021 wurde von Orten der Cinque Terre inspiriert.[5]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- G. Pástine, Carmelo Marino:Su e giù per le cinque terre. Edizioni Multigraphic, Florenz.
- Maristella Storti:Il paesaggio storico delle Cinque Terre. Firenze University Press, Florenz 2005,ISBN 88-8453-273-6.
- Cinque Terre und Portovenere. Edizioni KINA Italia/EuroGrafica,ISBN 88-8180-453-0.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eintrag auf der Website des Welterbezentrums der UNESCO (englisch undfranzösisch).
- Offizielle Website des Consorzio Turistico Cinque Terre
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abAndrea Laratta: 4 Millionen Touristen auf 1 Quadratkilometer: Cinque Terre denkt über Lösungen gegen den Übertourismus nach. In: Finestre sull'Arte. 7. Dezember 2023, abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑https://www.cinqueterre.eu.com/de/cinque-terre-card
- ↑abRomantischster Spaziergang der Welt: Via dell'Amore wiedereröffnet. In: Euronews. 17. August 2023, abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑abMalin Müller: Cinque Terre: Zugpreise verdoppelt, strenge Regeln fürs Wandern. In: 20 Minuten. 30. April 2024, abgerufen am 29. Juli 2024.
- ↑Itziar Narro, Philippa Helfrich: Pixars „Luca“ ist von den malerischen Cinque Terre inspiriert – und so gelangen Sie dorthin. In: AD Magazin. Condé Nast Germany GmbH, 23. Juli 2021, abgerufen am 29. August 2023.
44.1269444444449.7094444444444Koordinaten:44° 7′ 37″ N,9° 42′ 34″ O