Christoph Waltz wurde als drittes von vier Kindern des Bühnen- und Kostümbildnerehepaares Johannes Waltz (1922–1964) undElisabeth Urbancic (1925–2021) imRudolfinerhaus in Wien geboren.[1] Seine Mutter stammte aus Österreich, sein Vater ausMünchen. Sein Großvater, Wilhelm Waltz, stammte ausHessen und war Rechtsanwalt und Prokurist bei denVereinigten Werkstätten in München.[1] Seine GroßmutterMaria Mayen und der Stiefvater seiner Mutter,Emmerich Reimers, waren beide Schauspieler amBurgtheater in Wien.[2] Vater des Letzteren war der SchauspielerGeorg Reimers.
Der KomponistAlexander Steinbrecher war in zweiter Ehe mit Waltz’ Mutter verheiratet und wurde somit Waltz’ Stiefvater. Waltz und der FilmregisseurMichael Haneke haben somit denselben Stiefvater.[3]
Waltz wurde in Wien geboren und wuchs dort auch auf. Im August 2010 kam es in den österreichischen Medien zu einer Debatte, als bekannt wurde, dass er wegen der bei seiner Geburt geltenden Gesetzeslage zwar diedeutsche Staatsbürgerschaft wie sein Vater, nicht aber die österreichische wie seine Mutter besitze.[6][7] Am 24. August 2010 erhielt er wegen seiner „Verdienste im Interesse der Republik“ zusätzlich dieösterreichische Staatsbürgerschaft; im Herbst 2010 fand die Verleihung durch dieStadt Wien statt.[8][7]
Genervt von Spekulationen über seine Staatsbürgerschaft sah sich Waltz genötigt zu erklären, dass er selbst sich als Österreicher identifiziert, und bezeichnet seine ursprüngliche deutsche Staatsbürgerschaft als ".... juristische, staatsbürgerrechtliche Banalität ". "Ich bin in Wien geboren, ich bin in Wien aufgewachsen, ich bin in Wien zur Schule gegangen, ich habe in Wien Matura gemacht, ich habe in Wien studiert, ich habe in Wien mein Berufsleben begonnen, ich habe in Wien zum ersten Mal Theater gespielt, ich habe in Wien zum ersten Mal gedreht. Es gibt noch ein paar Wiener Details. Wie österreichisch wollen Sie es denn noch haben?"[9]
Seit 2020 ist er außerdemUS-amerikanischer Staatsbürger.[10] Als Grund, sich eine dritte Staatsbürgerschaft zuzulegen, nannte er die Tatsache, dass er seit den 2010er Jahren inLos Angeles lebe, viele Steuern zahle und mitentscheiden wolle („Keine Besteuerung ohne Vertretung“).[10]
Karriere
Anfänge
Als Schüler besuchte er dasTheresianum im Wiener GemeindebezirkWieden und wie seine beiden Brüder Martin und Johannes das Gymnasium Billrothstraße 73 in seinem HeimatbezirkDöbling, wo er auchmaturierte.[11] Ursprünglich wollte Waltz Kameramann werden, da ihn die Technik interessierte. Seiner eigenen Aussage nach sei er nur „mangels anderer Ideen zum Film gekommen“.[12] Später studierte er Schauspiel amMax-Reinhardt-Seminar und amLee Strasberg Theatre Institute inNew York. 1977 stand er erstmals in seiner Heimatstadt auf der Theaterbühne. Es folgten Theaterengagements amSchauspielhaus Zürich, wo er u. a. als Mozart in dem StückAmadeus[13] vonPeter Shaffer zu sehen war, und in Köln. Er spielte außerdem in Frankfurt am Main, Hamburg, Salzburg und Wien. 1982 erhielt er den renommiertenO.-E.-Hasse-Preis.
1987 spielte er in der FolgeWunschlos tot die Rolle des WienerTatort-Ermittlers Inspektor Passini.[14]
Waltz arbeitete überwiegend für das Fernsehen und stand auch für französische, australische und britische Produktionen vor der Kamera. Anfang der 1990er-Jahre spielte er nebenIan Richardson in der MiniserieDer große Reibach (The Gravy Train,The Gravy Train Goes East) den Beamten Dorfmann. InKrzysztof Zanussis FilmLeben für Leben verkörperte Waltz 1991 einen entflohenen KZ-Häftling. MitDie Farbe des Lebens (Our God’s Brother) folgte 1997 eine weitere Zusammenarbeit mit dem polnischen Regisseur.
Nach dem Erfolg vonInglourious Basterds wurde der Schauspieler für weitere US-Produktionen verpflichtet; so verkörperte er in der Comic-VerfilmungThe Green Hornet den Bösewicht Chudnofsky und war in dem im April 2011 angelaufenen StreifenWasser für die Elefanten als despotischer Zirkusdirektor zu sehen. In demStop-Motion-AnimationsfilmGuillermo del Toros Pinocchio von 2022 spricht Waltz als Synchronsprecher in der englischsprachigen Originalversion eine ähnliche Rolle wie inWasser für die Elefanten, die Stimme des hinterhältigen Zirkusdirektors Graf Volpe. Außerdem spielte Waltz eine der vier Hauptfiguren in der Adaption des TheaterstücksDer Gott des Gemetzels durchRoman Polański.
2012 stand Waltz für Tarantinos FilmDjango Unchained vor der Kamera. In dem Western spielt er den deutschen Kopfgeldjäger Dr. King Schultz.The Hollywood Foreign Association nominierte Waltz für einen Golden Globe in der Kategorie „Bester Nebendarsteller“, den er bei der70. Golden-Globe-Verleihung 2013 erhielt.[15] Damit gewann Waltz zum zweiten Mal in einer von Tarantino besetzten Rolle den Golden Globe als bester Nebendarsteller.[17][15] Außerdem gewann Waltz für diese Rolle seinen zweiten Oscar. Christoph Waltz ist erst der zweite Schauspieler nachDianne Wiest, der in zwei Filmen desselben Regisseurs (Quentin Tarantino) jeweils den Oscar gewann. Bei Dianne Wiest war esWoody Allen.
Am 16. Februar 2013 durfte Christoph Waltz als erster Gastgeber mit deutscher Muttersprache durch die US-amerikanischeComedyshowSaturday Night Live führen.[18] Im selben Jahr wurde er in die Jury der66. Filmfestspiele von Cannes berufen,[16] im Jahr darauf in die Jury der64. Berlinale. 2013 inszenierte er inAntwerpen mit demRosenkavalier erstmals eine Oper.[19] Am 3. März 2014 übergab Waltz den Oscar für die Beste Nebendarstellerin anLupita Nyong’o. Am 1. Dezember 2014 bekam Waltz einen Stern auf demHollywood Walk of Fame. Es ist der Stern mit der Nummer 2536 (6667 Hollywood Blvd.).[20] Am 4. Dezember 2014 wurde Christoph Waltz auf der offiziellen Pressekonferenz des 24.James-Bond-FilmsSpectre als Darsteller für eine der Hauptrollen, Franz Oberhauser, vorgestellt. Diese Figur verkörperte er ebenfalls im NachfolgefilmKeine Zeit zu sterben.
Gernot Wolfson:Christoph Waltz. Die exklusive Biografie. riva Verlag, München 2013,ISBN 978-3-86883-329-4.
Elisabeth Waltz-Urbancic:Vier Kinder und ein Zeichentisch. Erinnerungen an Theater und Film. Christian Brandstätter Verlag, Wien 2016,ISBN 978-3-7106-0049-4.
↑abVgl. Elisabeth Waltz-Urbancic: Vier Kinder und ein Zeichentisch. Erinnerungen an Theater und Film, Wien 2016, S. 97, 103.
↑Christoph Waltz – Biography. In: christophwaltzfans.com. 26. März 2013, archiviert vom Original am 25. April 2013; abgerufen am 26. August 2022 (englisch).