Seit ihrer Gründung steht die CDU Menschen aller christlichen Konfessionen und auch Nichtchristen offen. Dass sich die CDU ausdrücklich als christlich bezeichnet, beruht auf dem Entschluss der Partei, sich dem christlichen Menschenbild ausdrücklich verpflichtet zu erklären. Bei der Parteigründung im Jahr 1945 war zudem die Überwindung des politischen Gegensatzes zwischen Katholiken und Protestanten ein Hauptmotiv für die Aufnahme des Adjektivs „christlich“ in den Parteinamen. Oft wird die CDU als eine Nachfolgerin der katholisch orientiertenZentrumspartei genannt.[8] Sie sieht sich selbst als Partei derMitte mit einem Angebot für die gesamte Bevölkerung.
„Nach christlichem Verständnis sind Mensch, Natur und Umwelt Schöpfung Gottes“, heißt es imCDU-Grundsatzprogramm aus dem Jahr 2007.[9] Gott habe den Menschennach seinem Bilde geschaffen, woraus sich dieWürde des Menschen als schützenswertes Gut ableite.[10] Die natürliche Umwelt wird alsSchöpfung angesehen, über die der Mensch nicht frei verfügen dürfe, sondern die ihm von Gott zur Bewahrung anvertraut worden sei.[11]
Die CDU setzt sich für eine Verankerung desGottesbezuges in der Charta der Europäischen Union,[12] für die Bewahrung christlicher Symbole im öffentlichen Raum und die Beibehaltung christlicher Feiertage ein.[13]
Mit politischen Äußerungen der beiden großen Kirchen lassen sich Gemeinsamkeiten (etwa in Bezug auf die an derchristlichen Soziallehre orientierteSozialpolitik oder die Ablehnung vonSterbehilfe) wie auch Unterschiede zu ihnen feststellen, bspw. bei der Haltung zuBiotechnologie, insbesondereGenomforschung, oder in Fragen desAsylrechts.
Freiheit und Sicherheit. Grundsätze für Deutschland (2007)[14]: Unter dem Motto „Neue Gerechtigkeit durch mehr Freiheit“ hat die CDU im Jahr 2006 eine Debatte über ein neues Grundsatzprogramm angestoßen. In der 69-köpfigen Grundsatzprogrammkommission, die unter dem Vorsitz des damaligen CDU-GeneralsekretärsRonald Pofalla am 25. April 2006 erstmals zusammentrat, waren alle Landesverbände und Vereinigungen der CDU vertreten. Der dabei erarbeitete Entwurf wurde Anfang Juli 2007 vomCDU-Bundesvorstand beschlossen und am 3. Dezember 2007 auf dem Bundesparteitag in Hannover endgültig verabschiedet.[15]
Seit ihrer Gründung beruft sich die CDU auf einchristlichesMenschenbild. Nach demParteiprogramm von Neheim-Hüsten von 1946 sollte die „hohe Auffassung des Christentums von der Menschenwürde, vom Wert jedes einzelnen Menschen als Grundlage und Richtschnur (…) im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben“ gelten, was sich unter anderem im „Recht auf politische und religiöse Freiheit“, in „Rechtssicherheit für jeden“, in freier Betätigung der Frauen und im Schutz von Minderheiten niederschlagen sollte.[19] Auch nach derPräambel desGrundsatzprogramms von 2007 orientiert sich die CDU „am christlichen Bild vom Menschen und seiner unantastbaren Würde und davon ausgehend an den Grundwerten Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit“.[20]
GedenkmedailleLudwig Erhard – Die Soziale Marktwirtschaft
Die CDU setzt sich für dieSoziale Marktwirtschaft ein und sieht diese als ein Garant für Freiheit, Wohlstand und Sicherheit in der Zukunft an. Im Zuge der Globalisierung strebt sie nach einer internationalen Ausweitung der Sozialen Marktwirtschaft, wobei die gewonnene wirtschaftliche Freiheit den Menschen dienen solle. Insgesamt sei die CDU auf eine „wirtschaftlich vernünftige und sozial gerechte“ Politik bedacht.
Weiterhin sieht die CDU die Soziale Marktwirtschaft gleichzeitig als ein Gesellschaftsmodell an, das direkt mit einer „freiheitlichen Demokratie“ verbunden sei. Nach ihrem Grundsatz bildeten Freiheit und Verantwortung sowie Wettbewerb und Solidarität eine Einheit, die das Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell sozial machten und fürsoziale Gerechtigkeit sorgten. Die Stärke der Sozialen Marktwirtschaft begründe sich in „mehr Freiheit und Wettbewerb“. Dabei vertraue die CDU auf die „positive Gestaltungskraft freier Märkte und fairen Wettbewerbs“.
Ziel der Wirtschaftspolitik sei die Vollbeschäftigung der Bevölkerung, ein stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum sowie ein solider Haushalt. Des Weiteren strebt die CDU eine Privatisierung aller Wirtschaftsbetriebe an, die derzeit noch staatliche Beteiligung erfahren. In der Arbeitspolitik setzt die CDU auf eine „Flexibilisierung des Arbeitsmarktes“ und aufTarifautonomie. Arbeitslosigkeit soll entgegengewirkt werden.
DerSchuldenstand der öffentlichen Haushalte müsse laut CDU entschlossen zurückgeführt werden, wobei „Schulden von heute […] Steuern von morgen“ seien. Öffentliche Investitionen dürften nur noch „über Kredite finanziert werden, die Werte bzw. Vermögen schaffen“. Die CDU verteidigte die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse. Kritiker sehen darin eine Ursache für Investitionsstau und marode Infrastruktur.
Die CDU hat mehrfach Senkungen der Körperschaftsteuer unterstützt. 2008 wurde der Satz auf 15 % reduziert. Im Koalitionsvertrag 2025 kündigten CDU/CSU und SPD weitere Senkungen ab 2028 an.[21] CDU‑Wirtschaftspolitiker wie Christian von Stetten forderten sogar eine schnellere Absenkung.[22]
Die CDU setzte sich in den 1990er Jahren für die Aussetzung der Vermögenssteuer ein. Seit 1997 wird sie nicht mehr erhoben. Nach Berechnungen des Bundesfinanzministeriums und verschiedener Länderfinanzverwaltungen entgehen dem Staat dadurch jährlich Einnahmen von rund 4 bis 5 Milliarden Euro.[23] Laut einer Studie von Oxfam hat die Aussetzung der Vermögenssteuer seit 1996 zu einem kumulierten Einnahmeverlust von über 380 Milliarden Euro geführt.[24] Die taz bestätigt die Zahlen und kritisiert, dass die CDU unter Helmut Kohl die Steuer aussetzte, obwohl sie eine zentrale Einnahmequelle für öffentliche Investitionen war.[25] Kritiker argumentieren, dass die CDU damit eine stabile Einnahmequelle aufgegeben und die soziale Ungleichheit vertieft habe.
Die CDU hat zur Förderung von Familien das Erziehungsgeld bzw. Elterngeld eingeführt. Des Weiteren wurde ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz seit 1996 und auf einen Krippenplatz seit 2013 unter den jeweiligen CDU-Regierungen eingeführt. Der Ausbau vonKindergartenplätzen soll von der Regierung bis 2021 weiter gestärkt werden. Den Familien wird kein bestimmtes Familienmodell vorgeschrieben.[26]
Während des 18. Bundestages wurde auch mit ca. einem Drittel der Abgeordnetenstimmen von CDU/CSU diegleichgeschlechtliche Ehe beschlossen, nachdem Kanzlerin Merkel die Abstimmung als Gewissensfrage ohne Fraktionszwang bezeichnet hatte.[27] Die Abstimmung wurde daraufhin kurzfristig in der letzten Sitzungswoche der Legislaturperiode von den anderen Bundestagsfraktionen gegen den Willen der Unionsfraktion anberaumt. In den Jahren zuvor wurde die Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften, etwa in steuerrechtlicher Hinsicht, vom überwiegenden Teil der Partei nicht proaktiv forciert; progressive Gesetze kamen in aller Regel durch Kompromisse mit hier liberaler eingestellten Koalitionspartnern oder unter Druck teilweise höchstrichterlicher Urteile zustande.
Die CDU setzte sich im Wahlkampf 2017 für mehr Polizisten sowie eine stärkere Sicherung der EU-Außengrenzen ein.[29] Ein Einsatz der Bundeswehr im Inland soll lautCDU/CSU-Bundestagsfraktion bei „einer besonders schweren Terrorlage […] unter Führung der Polizei“ genehmigt werden können.[30] Die CDU stimmt gegen eine Kennzeichnungspflicht für die Bundespolizei, mit der Begründung, Polizeibeamte schützen zu wollen und sieht in der Kennzeichnungspflicht eine Unterstellung von Gesetzesverstößen von Beamten.[31][32]
Die CDU erwartet im Blick auf Ausländerpolitik stärkere Anstrengungen von den Migranten für mehrIntegration, befürwortet die Förderung der deutschen Sprache unter den Einwanderern und setzt sich für eine kontrollierteEinwanderungspolitik ein. Ein ganzheitliches Einwanderungsgesetz mit einemPunktesystem ist häufiger Diskussionsgegenstand der Partei. DieDoppelte Staatsbürgerschaft wird nur in Ausnahmefällen befürwortet. 1998/1999 organisierte die CDU gemeinsam mit der CSU eineUnterschriftenaktion gegen die doppelte Staatsbürgerschaft. Die Union befürwortet die Ausweisung krimineller Ausländer.[34]
Außenpolitisch strebt sie vor allem ein intaktes Verhältnis zu denUSA an. So warf sie im zeitlichen Umfeld desIrak-Krieges der damaligenrot-grünen Bundesregierung häufigAntiamerikanismus vor. Eine „ominöse Achse“ Paris-Berlin-Moskau-Peking könne nach Aussage des ehemaligenKanzlerkandidatenEdmund Stoiber (CSU) niemals die Einbindung in das westliche Bündnis ersetzen. Deutschland brauche vielmehr die USA als „Garanten von Frieden und Freiheit in der Welt“. Außerdem erklärte die CDU/CSU-Fraktion, sie werde immer solidarisch zuIsrael stehen.[35]
Die CDU versteht sich selbst als „die“ Europapartei.[36] Begründet wird dieser Anspruch mit der Europapolitik vonKonrad Adenauer und nachfolgenden Kanzlern der Partei, sowie einer Tradition, die programmatisch auf einen europäischenBundesstaat und auf die Vereinigung deschristlichenAbendlandes abzielte.[37] Die Bundesstaatsidee ist mit Einführung derBinnenmarktsregulierung und der deutschen Wiedervereinigung aber zunehmend in den Hintergrund getreten.
Eine besondere Rolle spielt für dieeuropapolitische Ausrichtung der CDU noch heute AltbundeskanzlerHelmut Kohl. Er wird in der Partei (aber auch über Partei- und Landesgrenzen hinweg) als überzeugter Europäer beschrieben, da in seiner Kanzlerschaft die europäische Integration vorangetrieben wurde, etwa durch die Vertragsabschlüsse zumEuro, zum Binnenmarkt oder zuSchengen.[38]
Im Zuge derEurokrise positioniert sich die CDU neu zur europäischen Integration, aber weniger kritisch als die bayerische Schwesterpartei CSU. Europa-Abgeordnete der Partei setzen sich für eine Fortentwicklung der Europäischen Union zu einer Europäischen Konföderation ein.[39] Die CDU-geführte Bundesregierung unter Angela Merkel setzte zwar ab 2009 stärker auf intergouvernementale Regelungen, etwa im Rahmen desEuro-Plus-Pakts oder der Betonung einer „Unionsmethode“. Auf ihrem Leipziger Parteitag 2011 in Berlin beschloss die CDU hingegen eine Positionierung, die dieGemeinschaftsmethode propagiert und eine politische Union nachbundesstaatlichen Prinzipien fordert.[40]
EineEU-Vollmitgliedschaft derTürkei hält sie für falsch. Stattdessen tritt die Partei für eineprivilegierte Partnerschaft ein. Sie argumentiert vor allem, die Türkei verstoße häufig gegen Menschenrechte und die türkische Regierung leugne denVölkermord an den Armeniern des Jahres 1915 noch heute. Des Weiteren müsse die TürkeiZypern als souveränen Staat anerkennen, da es Grundvoraussetzung sei, dass sich die Mitglieder der EU untereinander anerkennen.
Im Jahr 2024 sprach sich die CDU auf ihrem Parteitag mehrheitlich zur Rückkehr derWehrpflicht in Deutschland aus.[41] Als die Wehrpflicht 2011 ausgesetzt wurde, stellte sie mitAngela Merkel die Bundeskanzlerin.
Im Bundestagswahlprogramm der CDU steht, dass die Treibhausgasneutralität bis 2045 verbindlich umgesetzt werden soll. Konkrete CO2-Preise werden nicht genannt.[42]
In der Partei überwiegt die Überzeugung, die Rettung des Klimas mithilfe moderner Technik erreichen zu können und somit mitWirtschaftswachstum vereinen zu können.Degrowth-Forderungen lehnt sie daher strikt ab. Nach Einordnung des HistorikersDirk van Laak ist der gesamte deutsche Konservatismus seit den 1960er Jahren geprägt von solchem „technokratischen“Fortschrittsglauben.[43]
Bevorzugter Koalitionspartner auf Bundesebene war bisher im Regelfall dieFDP, da die CDU mit ihr vor allem in der Wirtschafts- und Steuerpolitik am meisten Gemeinsamkeiten sieht. Unterschiedliche Ansichten gibt es vor allem in der Frage derBürgerrechte; insbesondere ist in diesem Zusammenhang die von der CDU befürwortete, von der FDP jedoch vehement abgelehnte Ausweitung der Videoüberwachung sowie die langfristigere Speicherung von Verbindungsdaten zu nennen. Fiel die Möglichkeit einerschwarz-gelben Koalition aus, wurde in der Regel eine für die jeweilige Legislaturperiode befristeteschwarz-rote Koalition mit derSPD gebildet. Nach den Bundestagswahlen 2013, 2017 und 2021 waren immer auch Koalitionen mit denGrünen im Gespräch (2017 und 2021 als Jamaika-Koalition zusammen mit der FDP), wurden aber aus unterschiedlichen Gründen nie umgesetzt.
AufLandesebene ist derzeitBündnis 90/Die Grünen der häufigste Koalitionspartner der CDU – in fünf Ländern. Erstmals regierte eineschwarz-grüne Koalition von Mai 2008 bis November 2010 inHamburg. Von 2014 bis 2023 wurdeHessen von CDU und Grünen gemeinsam regiert. 2023 wurde dieses Bündnis von einer CDU geführten Großen Koalition abgelöst. Zudem ist die Union seit 2016 in Baden-Württemberg „Juniorpartner“ der Grünen. Seit 2022 regieren inNordrhein-Westfalen undSchleswig-Holstein ebenfalls Schwarz-Grüne Koalitionen. Eine sogenannteJamaika-Koalition, gemeinsam mit Grünen und FDP, bestand erstmals von November 2009 bis Januar 2012 imSaarland, und von 2017 bis 2022 in Schleswig-Holstein. Eine sogenannteKenia-Koalition, mit SPD und Grünen, regiert unter Führung der CDU inSachsen, von 2016 bis 2021 auch inSachsen-Anhalt, und unter Führung der SPD inBrandenburg. Daneben gab es in verschiedenen Ländern immer wieder auch Große Koalition zwischen CDU und SPD. Aktuell regiert in keinem Bundesland mehr eine „klassische“ Schwarz-Gelbe Koalition (die letzte gab es von 2017 bis 2022 in Nordrhein-Westfalen). Auf kommunaler Ebene gab es in den letzten Jahren vor allem in großen Städten wieKöln,Frankfurt am Main,Kiel oderSaarbrücken Koalitionen mit den Grünen.
CDU und CSU entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg als Sammlungsbewegungen orientiert am Leitbild deschristliche Menschenbildes. Zunächst schlossen sich Gruppen dezentral zusammen – Schwerpunkte waren Köln, Berlin und München –; daher auch der Begriff „Union“ und nicht „Partei“. Erst 1950, also nach der Wahl von Konrad Adenauer zum ersten Bundeskanzler, kam die CDU zu ihrem ersten Bundesparteitag zusammen. Die Union in Bayern beließ es bei ihrem Engagement auf Landesebene, stellte aber frühzeitig klar, dass die CSU eine Partei mit bundespolitischem Bezug sein und auf Bundesebene mit der CDU eine Einheit bilden wolle. Die beiden Unionsparteien bilden eine gemeinsameBundestagsfraktion.
Das Verhältnis von CDU und CSU war aber nicht immer unproblematisch. Es gab in der Vergangenheit teilweise heftige Auseinandersetzungen, die ihren Höhepunkt im letztendlich nicht ausgeführtenKreuther Trennungsbeschluss fanden.
Teils gibt es zwischen den beiden Parteien starke Meinungsverschiedenheiten und selten auch Anfeindungen, so zuletzt im Rahmen der politischen Auseinandersetzung mit derFlüchtlingskrise in Deutschland 2015/2016, wo die CDU-VorsitzendeAngela Merkel den Satz „Wir schaffen das“ prägte, der CSU-VorsitzendeHorst Seehofer stattdessen aber von der CDU eine Zustimmung zu einer Obergrenze für Flüchtlinge forderte. Erstmals seit Jahren nahm Angela Merkel 2016 nicht am CSU-Parteitag als Rednerin in ihrer Funktion als CDU-Vorsitzende teil.[44]
Am 8. Juli 2020 einigte sich die Struktur- und Satzungskommission der CDU auf einen Vorschlag für eine Frauenquote für Parteiämter und Mandatsanwärter. Dieses Quotenmodell sollte ab 2021 stufenweise einen Mindestanteil Frauen in Vorstandsgremien ab der Kreisebene vorschreiben. Zunächst sollte eine 30-Prozent-Quote gelten, ab 2023 sollten 40 Prozent und ab 2025 eine von 50 Prozent vorgeschrieben sein.[45] Laut einer Befragung derEAF Berlin lehnte die Mehrheit der weiblichen CDU-Mitglieder eine Frauenquote ab.[46][47]
Am 9. September 2022 entschied sich die CDU auf ihrem Bundesparteitag in Hannover für die Einführung einer abgestuften Frauenquote. Diese soll befristet bis 2029 gelten. Die Delegierten votierten mit 559 Stimmen gegen 409 Stimmen für einen Kompromissvorschlag des Bundesvorstands. Ab dem kommenden Jahr müssen damit bei Vorständen ab der Kreisebene ein Drittel der Posten mit Frauen besetzt werden, ab 2024 sind es 40 Prozent und ab Mitte 2025 dann 50 Prozent. In der Debatte äußerten sich 36 Rednerinnen und Redner, darunter sechs Männer. Viele junge Frauen hatten sich gegen eine Quotenregelung ausgesprochen und bezeichneten sie als Symbolpolitik. Die Vereinbarkeit von Familie und ihrem politischen Engagement sei problematisch, nicht der Einstieg in die Politik an sich. Es dürfe keine erzwungene Umverteilung von Ämtern und eine Gruppe in der Partei über eine andere gestellt werden. Zu den Befürwortern zählten die MinisterpräsidentenHendrik Wüst (Nordrhein-Westfalen),Daniel Günther (Schleswig-Holstein) und die frühere ParteichefinAnnegret Kramp-Karrenbauer. Ihren Meinungen nach würde die Quote Frauen mehr Chancen ermöglichen, außerdem würden gemischte Teams kreativer und erfolgreicher arbeiten.[48]
Vertretung der CDU in den Landesparlamenten und -regierungen
nicht vertreten
als Oppositionspartei vertreten
als kleiner Koalitionspartner in der Regierung
als großer Koalitionspartner in der Regierung und stellt den Regierungschef
Die CDU Deutschlands gliedert sich in 17 Landesverbände, 27 Bezirksverbände, 327 Kreisverbände und über 10.000 Ortsverbände. Sie ist in allen deutschenLändern mit AusnahmeBayerns in Landesverbänden organisiert. In Niedersachsen bestehen aus geschichtlichen Gründen die drei Landesverbände Hannover, Braunschweig und Oldenburg; sie bilden zusammen den GebietsverbandCDU in Niedersachsen.
ImDeutschen Bundestag arbeiten CDU und CSU in einer gemeinsamenFraktionsgemeinschaft zusammen, derCDU/CSU-Fraktion. Fraktionen sind zwar nicht Bestandteil von Parteien (sondern das politische Gliederungsprinzip für die Arbeit des Parlaments), gleichfalls kommt ihnen eine „Korrelatfunktion“ gegenüber diesen zu.[56]
Die CDU/CSU-Bundestagsfraktion umfasst in der21. Legislaturperiode 208 Abgeordnete, davon 153 von der CDU. Damit ist sie die größte Fraktion im Bundestag und die CDU die stärkste vertretene Partei. Fraktionsvorsitzender istFriedrich Merz, der, wie alle seine Amtsvorgänger, CDU-Mitglied ist. Im Gegenzug genießt dieCSU-Landesgruppe einzelne Sonderrechte.
Im Bundestag sind acht Parteien vertreten (davon drei in der Regierungskoalition). Die Unionsparteien sind in derparlamentarischen Opposition.
Von 2005 bis 2021 amtierte mitAngela Merkel zuletzt eine Person aus den Reihen von CDU/CSU alsBundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.
DerParteitag ist das höchsteOrgan der CDU. Er tritt mindestens alle zwei Jahre zusammen, bestimmt die Grundlinien der CDU-Politik, verabschiedet das Parteiprogramm und beschließt über das Statut, dieSatzung der CDU.
Der erste Parteitag, der damals noch Bundesparteitag genannt und auf dem Konrad Adenauer zum Bundesvorsitzenden gewählt wurde, fand vom 20. bis 22. Oktober 1950 inGoslar statt. Der 34. Parteitag fand am 22. Januar 2022 in digitaler Form statt und wählteFriedrich Merz zum neuen Vorsitzenden. Die Ergebnisse des Parteitags wurden anschließend durch eine Briefwahl verifiziert, deren Ergebnis am 31. Januar 2022 bekanntgegeben wurde.[57]
Der Bundesausschuss ist das zweithöchsteGremium und beschäftigt sich mit allen politischen Themen und organisatorischen Angelegenheiten, die nicht ausdrücklich dem Bundesparteitag vorbehalten sind. Aus diesem Grund wird er oftmals auchkleiner Parteitag genannt.
Der CDU-Bundesvorstand leitet die Bundespartei. Er führt die Beschlüsse des Bundesparteitages und des Bundesausschusses durch und beruft den Bundesparteitag ein. Die Ausführung der Beschlüsse des Bundesvorstands sowie die Erledigung laufender und dringlicher Geschäfte übernimmt das CDU-Präsidium. Es besteht aus den führenden Mitgliedern des Bundesvorstands und ist kein Organ der CDU Deutschlands.
Mitgliederentwicklung. Die Daten beziehen sich auf Angaben der Fachliteratur,[58] Schätzungen (vor 1966) sowie Parteiangaben zum Stichtag 31. Dezember des jeweiligen Jahres.
Im Dezember 2024 zählte die CDU Deutschlands 364.202 Mitglieder. Das Durchschnittsalter der CDU-Mitglieder beträgt 60,8 Jahre. 26,6 Prozent der Mitglieder sind weiblich und 73,4 Prozent männlich (sieheCDU-Frauenanteile ab 1991).[4]
Nach dem Stand von 2011 war der Frauenanteil in denneuen Ländern mit 28,1 Prozent etwas höher als in denalten Bundesländern mit 25,3 Prozent (Stand 2011).[59]
Anfang der 1990er Jahre erreichte die CDU mit ca. 750.000 Mitgliedern den höchsten Wert ihrer Geschichte, danach nahm die Zahl kontinuierlich ab. Ende Juni 2008 lag sie bei 530.755, die CDU hatte damit erstmals mehr Mitglieder als die SPD und war damit mitgliederstärkste deutsche Partei.[60] Im Mai 2011 sank die Anzahl der Mitglieder der CDU mit 499.646 erstmals unter die 500.000-Marke, lag aber noch vor der SPD.[61] Ende Juni 2012 betrug die Mitgliederzahl der CDU 482.951, sie fiel damit wieder leicht hinter die SPD zurück.[62] Parteiinterne Rechnungen gehen davon aus, dass sich die Mitgliederzahl im Vergleich zum Jahr 2007 im Osten bis 2019, diejenige im Westen bis 2024 halbieren wird.[63] Im Jahr 2013 hatte die CDU einen Rückgang von 1,95 Prozent zu verzeichnen. Der Mitgliederrückgang hat sich im Jahr 2014 gegenüber dem Vorjahr weiter abgeschwächt und lag bis September 2014 bei 1,18 Prozent.[64] 2016 betrug der Mitgliederrückgang 2,9 Prozent.[65]
Das notwendige Mindestalter für eine Mitgliedschaft ist mit der Vollendung des 16. Lebensjahres erfüllt.
Der Mindestbeitrag für eine CDU-Mitgliedschaft ist nach dem Bruttoeinkommen gestaffelt und beginnt in den unteren Einkommensgruppen bei sechs Euro monatlich.[66]
Laut einer Studie derFreien Universität Berlin von 2005 bekennen sich gegenwärtig 51 Prozent der CDU-Mitglieder zur katholischen Konfession, 33,3 Prozent geben ein evangelisches Bekenntnis an und 15,7 Prozent fühlen sich keiner Kirche zugehörig.
In der jüngeren Vergangenheit wurde allerdings in zunehmendem Maße ein „Abschmelzen“ der Hochburgen beobachtet. Zum Beispiel erreichte die CDU (ohne CSU) bei der Bundestagswahl 1983 in 27 Wahlkreisen ein Erststimmenergebnis von über 60 Prozent; Spitzenreiter warBiberach mit 75,1 Prozent. Bei der Bundestagswahl 2005 jedoch bekam die CDU nur noch in einem einzigen Wahlkreis über 60 Prozent der Erststimmen: inCloppenburg-Vechta mit 64,4 Prozent.
Neben den Landesverbänden spielen dieVorfeldorganisationen in der CDU eine wichtige innerparteiliche Rolle. Die Vereinigungen sind imStatut der CDU satzungsrechtlich verankert. Dabei kommen ihnen zwei Hauptaufgaben zu: Sie sollen einerseits die Politik der Partei innerhalb ihrer jeweiligen Wirkungskreise verbreiten. Andererseits sollen sie aber auch die Anliegen der von ihnen vertretenen Gruppen in die Politik der CDU einfließen lassen. Die Vereinigungen genießen im Verhältnis zu anderen Parteien eine weitgehendeUnabhängigkeit von der Gesamtpartei. Neben dem Recht, sich eine eigene Satzung zu geben, drückt sich dies vor allem darin aus, dass ihre Mitglieder nicht zwangsläufig Mitglieder der Gesamtpartei sein müssen. Zudem haben sie ausdrücklich das Recht auf eigene politische Verlautbarungen, wenn diese nicht den Grundsätzen der Partei widersprechen.
Neben den satzungsmäßig verankerten Vereinigungen gibt es in der CDU noch weitere Vorfeldorganisationen mit unterschiedlichem Status. In der Literatur werden sie teilweise auf eine Stufe mit den Vereinigungen gestellt. Unter die Sonderorganisationen fallen Zusammenschlüsse von CDU-Mitgliedern oder CDU-Sympathisanten, die einen geringeren Grad an Formalisierung erreichen als die Vereinigungen. Bundesweit anerkannt sind seit 1952 derEvangelische Arbeitskreis (EAK) und derRing Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS).[68] Beide umfassen auch bayrische Landesverbände, den EAK der CSU und den RCDS Bayern. Seit dem 9. September 2022 ist der 1998 gegründete VerbandLesben und Schwule in der Union als dritte Sonderorganisation anerkannt.[70]
Zudem existieren und existierten unter anderem folgende weitere Gruppierungen in der CDU:[71]
Wirtschaftsrat der CDU, gegründet 1963 (Status als Sonderorganisation 2018 aberkannt, seitdem trägt derLobby- undBerufsverband weiter mit Duldung der Partei den Zusatz CDU im Namen)
Deutsch-Türkisches Forum (DTF) seit 1996, teilweise aufgegangen imNetzwerk Integration der CDU.[73][74] Das nordrhein-westfälische Forum ging 2014 auf in der Nationalitäten übergreifenden „Union der Vielfalt – Landesnetzwerk Integration der CDU NRW“.[75]
Konrads Erben,[77][78] Zusammenschluss ehemaliger Stipendiaten der Konrad-Adenauer-Stiftung, Keimzelle der 2017 in Kooperation mit derAktion Linkstrend Stoppen und demBerliner Kreis in der Union gegründetenWerteunion e. V. (WU).
aus Veranstaltungen, Vertrieb und sonstigen Tätigkeiten
8.897.484,91 €
6.153.867,02 €
5.760.987,03 €
13.480.793,84 €
13.208.843,56 €
12.782.222,14 €
aus staatlichen Mitteln
44.456.043,70 €
51.005.911,45 €
53.726.367,31 €
54.018.918,68 €
56,140.492,06 €
48.361.704,25 €
aus sonstigen Einnahmen
978.282,39 €
809.852,42 €
652,484,77 €
796.9178,20 €
684.264,53 €
659.447,29 €
Gesamt
136.361.529,44 €
160.361.383,48 €
151.163.592,21 €
152.633.159,97 €
147.339.602,40 €
156.700.798 €
2017
Zwischen 25 und 40 Prozent der Spendeneinnahmen von Juristischen Personen setzen sich aus Großspenden von mehr als 20.000 Euro je Spende zusammen. Zu den größten Spendern (Juristische Personen, aufsummierte Spendensummen von 2000 bis 2008, ab 2007 nur Spenden ab 50.000 Euro[88]) zählen folgende Unternehmen und Verbände:
Im Chaos des Zusammenbruchs dernationalsozialistischen Diktatur kam es unmittelbar nach Kriegsende 1945 überall in Deutschland – unter anderem in Berlin, Köln, Frankfurt, Hannover, Stuttgart, Würzburg, München – zu fast gleichzeitigen, spontanen, voneinander unabhängigen Gründungen der Christlich-Demokratischen (sic!) sowie der Christlich-Sozialen Union. Ihre Idee war in den Widerstandskreisen und Gestapogefängnissen im Bewusstsein gemeinsamer Schicksale, politischer Überzeugungen und Leitbilder unabhängig von der Konfession entstanden.
Unmittelbar nach dem Einmarsch amerikanischer Truppen am 6. März 1945 setzten in Köln konkrete Planungen für eine neue „christlich-demokratische Partei“ ein. Die nach dem 17. Juni 1945 erarbeiteten „Kölner Leitsätze“[91] bildeten die Grundlage für die Programme der neuen Partei in Rheinland und Westfalen vom September 1945. Fast gleichzeitig trat in Berlin am 26. Juni 1945 die Christlich-Demokratische Union (sic!) mit ihrem Gründungsaufruf „Deutsches Volk!“ an die Öffentlichkeit.
Die Gründungsaufrufe waren in der Mehrzahl von NS-Verfolgten, KZ-Häftlingen oder Emigrierten unterschrieben. Der erste Vorsitzende der CDU,Andreas Hermes, war wegen Beteiligung amAttentat des 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt worden und erwartete in der Todeszelle vonPlötzensee seine Hinrichtung, bevor er im April 1945 befreit wurde. Die neue christliche, interkonfessionelle Partei sollte nach seiner Ansicht die Mängel der katholisch dominiertenZentrumspartei in derWeimarer Republik im künftigen deutschen Staat ausgleichen.
Die CDU organisierte sich zwischen 1945 und 1949 in den deutschen Ländern und Besatzungszonen unterschiedlich schnell. Ein erster übergreifender Zusammenschluss erfolgte im gemeinsamen Zonenausschuss der acht Landesverbände der CDU der britischen Zone, der sich am 22. Januar 1946 im ostwestfälischenHerford konstituierte. Zum Vorsitzenden des Zonenausschusses wurde Konrad Adenauer gewählt. In der französischen und amerikanischen Besatzungszone wurde ein Zusammenschluss untersagt. 1947 bildete die CDU deswegen eine Arbeitsgemeinschaft, um die innere Geschlossenheit der Partei trotz der unterschiedlichen Fortschritte zu wahren.[92] Die Kooperation mit derCDU in derSowjetischen Besatzungszone schwand aufgrund der oktroyierten politischen Ausrichtung. Am 11. Mai 1950 schloss sich bei einer Konferenz der Landesvorsitzenden in Königswinter die CDU aufBundesebene zusammen.[93] Am 21. Oktober desselben Jahres wurde dies auf dem 1. Bundesparteitag in Goslar bestätigt. Damit war die politische Realität zweier deutscher Staaten in der Organisationsstruktur der CDU nachvollzogen worden. Zur Bundespartei gehörte auch ein eigener Landesverband der bis Anfang der 1950er Jahre in den Westen geflüchteten CDU-Mitglieder, die sogenannteExil-CDU.
Ein wesentlicher Teil der CDU-Mitgliederschaft (unter anderemKonrad Adenauer) entstammt der vor demZweiten Weltkrieg existierenden katholisch undsüd-/westdeutsch geprägtenZentrumspartei. Auch führende Mitglieder derDeutschnationalen Volkspartei, der rechtsliberalenDeutschen Volkspartei und der liberalenDDP traten der CDU bei, insbesondere inNorddeutschland. Die Gründung der Union als weltliche und interkonfessionelle Partei ermöglichte es im Gegensatz zur ehemaligenZentrumspartei, weit über das katholische Milieu hinaus auch in protestantischen Kreisen Fuß zu fassen.
Ein erstes stark antimaterialistisch geprägtesParteiprogramm von Neheim-Hüsten 1946 für die britische Zone wurde in weiten Teilen von Adenauer formuliert. DasAhlener Programm aus dem Jahr 1947 wurde maßgeblich von der CDU in den britischen Besatzungszonen geprägt und sah im Sinne eines „christlichen Sozialismus“ vor, sich von einer kapitalistischen Sozial- und Wirtschaftsordnung abzuwenden. Die „Düsseldorfer Leitsätze“ von 1949 befürworteten im Gegensatz dazu die kapitalistische Wirtschaftsordnung im Sinne einersozialen Marktwirtschaft, die vom ersten BundeskanzlerKonrad Adenauer sowie demBundesminister für WirtschaftLudwig Erhard in die Praxis umgesetzt wurde. 1953 manifestierte die Partei diese Ausrichtung im „Hamburger Programm“.
Bei der erstenBundestagswahl 1949 wurden die Unionsparteien mit 31,0 Prozent knapp vor derSPD (29,2 Prozent) die stärkste Fraktion im Bundestag und bildeten zusammen mitFDP (11,9 Prozent) undDeutscher Partei (DP; 4,0 Prozent) eine Koalition. Der frühere Oberbürgermeister von Köln und langjährige Zentrumspolitiker,Konrad Adenauer, wurde am 15. September 1949 mit einer Stimme Mehrheit zum erstenBundeskanzler derBundesrepublik Deutschland gewählt. 1950 wurde Adenauer auch zum ersten Bundesvorsitzenden der CDU gewählt, als die CDU sich auf Bundesebene formierte.
AdenauersrheinischerKatholizismus und seine Verankerung in derkatholischen Soziallehre prägten die deutscheGesellschaft der 1950er Jahre nachhaltig. Insbesondere durch die überwiegend als erfolgreich bewertete Politik von BundeswirtschaftsministerLudwig Erhard, die zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führte, erlebte die Union bei denBundestagswahlen 1953 und1957 zwei glänzende Wahlsiege, wobei der Wahlsieg 1957 ihr und derCSU sogar dieabsolute Mehrheit einbrachte. Trotzdem bildete sie weiterhin eine Koalition mit der rechtskonservativen und vor allem in Norddeutschland noch präsentenDP. Bei der zweiten und der dritten Bundestagswahl hatte die CDU der DP darüber hinaus geholfen, über die Grundmandatsklausel die Fünf-Prozent-Hürde außer Kraft zu setzen, indem sie in einigen ausgeprägten norddeutschen DP-Hochburgen darauf verzichtet hatte, Direktkandidaten aufzustellen. Da sie sich zurBundestagswahl 1961 weigerte, der DP derart erneut „unter die Arme zu greifen“, wechselten 1960 die Hälfte der 17 DP-Bundestagsabgeordneten zur CDU, darunter auch die DP-BundesministerHans-Christoph Seebohm undHans-Joachim von Merkatz. Ein Jahr lang führtenCDU und CSU somit eine Alleinregierung, da die restlichen DP-Abgeordneten nicht mehr an der Regierung beteiligt waren. Die Wählerschaft der DP wechselte ab Anfang der 1960er Jahre größtenteils ebenfalls zur CDU, so dass die DP fortan keine Rolle mehr spielte.
Die 1950er Jahre waren geprägt vom „Wirtschaftswunder“ und der Debatte um dieWestbindung der Bundesrepublik (unter anderem Beitritt zurNATO 1955 und Anlehnung an die USA). Dassowjetische Angebot nach einem vereinten, neutralen Deutschland wurde von der CDU als Tarnmanöver bewertet. Adenauer formulierte die so genannteSogtheorie. Nach dieser Theorie bestand für ein neutrales Deutschland die Gefahr, in den Sog der Sowjetunion zu geraten.
Die CDU erlitt bei derBundestagswahl 1961 empfindliche Verluste (CDU 35,8 Prozent, CSU 9,6 Prozent, SPD 36,2 Prozent, FDP 12,8 Prozent). Unter anderem wurden diese Verluste mit dem Bau derBerliner Mauer 1961 und der angeblich zu zögerlichen Reaktion Adenauers hierauf begründet.
Ludwig Erhard (links) und Kurt Georg Kiesinger (rechts), 25. November 1966
1963 trat Adenauer zu GunstenLudwig Erhards vom Amt des Bundeskanzlers und 1966 auch vom Parteivorsitz zurück. Erhard konnte bei derBundestagswahl 1965 die Regierungsverantwortung für die CDU sichern, aber ein Jahr später kam es wegen Querelen um wirtschafts- und finanzpolitische Fragen und der ersten Wirtschaftskrise der Nachkriegszeit zum Bruch mit dem Koalitionspartner FDP. Der bisherigebaden-württembergische MinisterpräsidentKurt Georg Kiesinger bildete daraufhin mit der SPD die ersteGroße Koalition auf Bundesebene.
DieBundestagswahl 1969 brachte einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik und auch der Geschichte der CDU mit sich: Erstmals musste die CDU in die parlamentarischeOpposition gehen, da SPD und FDP eine Koalition unterBundeskanzlerWilly Brandt (SPD) bildeten. Bei der Wahl des Bundesparteivorsitzenden 1971 setzte sichRainer Barzel, der seit 1963 CDU/CSU-Fraktionsvorsitzender im Bundestag war, in einer Kampfabstimmung gegen denrheinland-pfälzischenMinisterpräsidentenHelmut Kohl durch.[94]
Aufgrund ihrer Ablehnung derOstverträge traten zwischen 1970 und 1972 mehrere Abgeordnete aus dem Regierungslager zur CDU/CSU-Opposition über, was diese in die Nähe zur Mehrheit im Bundestag brachte (sieheMitglieder des sechsten Deutschen Bundestages). Im Frühjahr 1972 scheiterte der Versuch Barzels, Brandt durch einkonstruktives Misstrauensvotum abzulösen, obwohl vor der Abstimmung eine rechnerische Mehrheit der Opposition vorzuliegen schien. Die genauen Umstände dieser Abstimmung sind bis heute nicht restlos geklärt, sicher ist inzwischen nur, dass mindestens eine Stimme aus den Reihen der Unionsabgeordneten von derStaatssicherheit derDDR gekauft war (sieheSteiner-Wienand-Affäre). Bei derBundestagswahl 1972 erfolgte eine deutliche Niederlage: Erstmals stellten CDU und CSU nicht mehr die stärkste Bundestagsfraktion. Barzel, CDU-Vorsitzender seit 1971, verzichtete 1973 auf eine zweite Wahlperiode und übernahm die Verantwortung für die Wahlniederlage, die parteiintern als Debakel angesehen wurde. Nachfolger wurdeHelmut Kohl, der die Partei bis 1998 führen sollte.
1976 ging die CDU mit den Slogans „Aus Liebe zu Deutschland: Die Freiheit wählen“ und „Freiheit statt Sozialismus“ in den Wahlkampf.[95] Kohls erste Kanzlerkandidatur gegenBundeskanzlerHelmut Schmidt bei derBundestagswahl 1976 scheiterte jedoch, obwohl CDU und CSU deutliche Gewinne erzielen konnten, dadurch wieder stärkste Partei geworden waren und nur knapp die absolute Mehrheit verpassten. Mitte November 1976 verkündete dann die CSU denKreuther Trennungsbeschluss, indem sie die Fraktionsgemeinschaft mit der CDU im Bundestag kündigte und eineAusdehnung auf das gesamte Bundesgebiet anstrebte. Einen Rückzieher machte sie erst, nachdem die CDU ihrerseits angedroht hatte, dann künftig auch inBayern aktiv zu werden. Bei derBundestagswahl 1980 unterlag der CSU-VorsitzendeFranz Josef Strauß als gemeinsamer Kanzlerkandidat der beiden Unionsparteien dem amtierenden Bundeskanzler Helmut Schmidt.
Helmut Kohl, 11. September 1989Helmut Kohl bei der Grenzöffnung am Brandenburger Tor, 22. Dezember 1989
1982 zerbrach diesozialliberale Koalition. Helmut Kohl wurde am 1. Oktober 1982 perkonstruktivem Misstrauensvotum zum Nachfolger Helmut Schmidts gewählt. Bei der vorgezogenenBundestagswahl 1983 erhöhten CDU und CSU unter Kohl mit 48,8 Prozent ihren Stimmenanteil deutlich und setzten ihre mit dem Machtwechsel im Oktober 1982 geschlossene Koalition mit der FDP fort. DasBundesverfassungsgericht wies Klagen gegen die vorzeitige Auflösung des Bundestages zwar zurück, das Zustandekommen der Bundestagswahl durch eine mit Absicht verloreneVertrauensfrage blieb jedoch verfassungsrechtlich umstritten. Bei derBundestagswahl 1987 erlitten CDU und CSU unter der Führung von Kohl deutliche Stimmenverluste, blieben aber die stärkste Fraktion im Bundestag und führten die Regierung mit der FDP fort.
Am 9. November 1989 wurden die Grenzen zwischen derDDR und derBundesrepublik Deutschland geöffnet. Kohl weilte zu diesem Zeitpunkt inWarschau und wurde wie die meisten Beobachter von den Ereignissen völlig überrascht. Er brach unverzüglich seinen Aufenthalt ab, um sich nachBonn und anschließend nachWest-Berlin zu begeben. Nach anfänglichem Zögern und Planungen für einen langfristig angelegten Vereinigungsprozess (Zehn-Punkte-Plan) wurde dann im Frühjahr 1990 aufgrund des Drucks in der Bevölkerung klar, dass eine schnelleWiedervereinigung erreicht werden musste. Kohl schaffte es durch intensive persönliche Gespräche und Verhandlungen, die Zustimmung der Alliierten und die Unterstützung der europäischen Nachbarn zu erhalten. Der zuvor schon in den Meinungsumfragen deutlich zurückgefallene Bundeskanzler konnte so – als „Kanzler der Einheit“ gefeiert – bei der ersten gesamtdeutschenBundestagswahl 1990 einen deutlichen Wahlsieg erringen.
Nachdem sich die CDU bei derBundestagswahl 1994 mit Helmut Kohl als Führungsfigur noch einmal knapp hatte behaupten können, verlor sie bei derBundestagswahl 1998 zusammen mit der CSU die Regierungsmehrheit und zum zweiten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik ihre Stellung als stärkste Bundestagsfraktion. Mit 35,1 Prozent erreichte sie nach 1949 das zweitschlechteste Ergebnis bei Bundestagswahlen in ihrer Geschichte. Nachfolger Kohls als Bundeskanzler wurde der bisherige niedersächsischeMinisterpräsidentGerhard Schröder (SPD).
Hauptursachen der desaströsen Niederlage waren die schleppende wirtschaftliche Entwicklung mit einhergehender steigender Arbeitslosigkeit; und die Deutschen waren nach 16 Jahren Kanzlerschaft Helmut Kohls überdrüssig geworden. Auch auf Landesebene befand sich die CDU in einer tiefen Krise. So stellte sie im November 1998 lediglich inBaden-Württemberg,Berlin,Sachsen undThüringen den Regierungschef, wobei sie in Berlin und Thüringen eine Große Koalition mit der SPD bildete. Daneben war sie inBremen in einer weiteren Großen Koalition Juniorpartner der SPD.
Ende des Jahres 1999 wurde die CDU von einemParteispendenskandal erschüttert. Kernpunkt der Affäre waren Geldspenden in Millionenhöhe, deren Spender zu nennen sich Helmut Kohl weigerte. Ebenso wurden einige schwarze Konten unter Umgehung desFiskus geführt. Die damalige CDU-Generalsekretärin Angela Merkel zwang Kohl zum Rücktritt vom Amt des CDU-Ehrenvorsitzenden. Im Zusammenhang mit diesem Skandal musste Anfang 2000 nach widersprüchlichen Aussagen zu dem Sachverhalt auch Wolfgang Schäuble als Vorsitzender der CDU und der CDU/CSU-Bundestagsfraktion zurücktreten.[97] Nachfolgerin als Parteivorsitzende wurdeAngela Merkel, die damit als erste Frau an der Spitze einer der deutschen Volksparteien rückte. Nachfolger Schäubles als Fraktionsvorsitzender wurdeFriedrich Merz. 2000 erfolgte auch der Umzug der Parteizentrale vomBonner in das BerlinerKonrad-Adenauer-Haus.
Bei derBundestagswahl 2002 trat der bayerische MinisterpräsidentEdmund Stoiber (CSU) als Kanzlerkandidat an. Trotz erheblicher Zuwächse in Süd- und Südwestdeutschland blieb die CDU/CSU lediglich zweitstärkste Bundestagsfraktion. Hauptursache war nach Meinung von Analysten, dass der Bayer Stoiber insbesondere im Norden (wie schon Strauß 1980) und Osten Deutschlands die Wähler nicht ausreichend ansprechen konnte.
Die Landtagswahl inSchleswig-Holstein 2005 führte das Ende der Amtszeit von MinisterpräsidentinHeide Simonis (SPD) herbei; die CDU führte danach eine Große Koalition mit der SPD an. Am 22. Mai 2005 siegte die CDU inNordrhein-Westfalen und löste damit die zu diesem Zeitpunkt letzte amtierende rot-grüne Landesregierung in Deutschland ab.
2005–2009: Erste Bundeskanzlerin – Zweite Große Koalition
Nach der vorgezogenenBundestagswahl am 18. September 2005 wurde dieFraktionsgemeinschaft aus CDU und CSU unterAngela Merkel zum ersten Mal seit der Wahl 1994 wieder stärkste Fraktion, erhielt jedoch weniger Stimmen als in der vorhergegangenen Wahl und als inMeinungsumfragen vorhergesagt. Die Union erhielt das drittschlechteste Ergebnis ihrer Parteigeschichte. Das erklärte Wahlziel, eine Bundestagsmehrheit für eineKoalition mit der FDP, konnte nicht erreicht werden.
Obwohl die CDU/CSU die stärkste Fraktion bildete, beanspruchte zunächst die SPD das Amt des Bundeskanzlers für sich; da jene jedoch gleichzeitig eine Koalition aus SPD, den Grünen und Linkspartei ausschloss und die FDP nicht zu einerAmpelkoalition bereit war, war eine Regierungsbildung ohne die CDU nicht möglich. Am 11. November 2005 einigten sich CDU, CSU und SPD auf einen Koalitionsvertrag für eineGroße Koalition unter Angela Merkel als Bundeskanzlerin. So wurde nach der Unterzeichnung des Koalitionsvertrags Angela Merkel am 22. November 2005 mit 397 von 614 Stimmen der Abgeordneten des Deutschen Bundestages zur ersten Frau gewählt, die die Position des Bundeskanzlers ausübt. Angela Merkel erhielt bei der Kanzlerwahl mehr Stimmen als jeder ihrer Amtsvorgänger, prozentual fiel ihr Wahlergebnis mit 64,9 Prozent der Stimmen jedoch schlechter aus als dasKurt Georg Kiesingers. Jedoch stellte die Große Koalition bei dessen Wahl zum Bundeskanzler am 1. Dezember 1966 über 90,1 Prozent der Sitze, die Große Koalition unter Merkel stellte nur knapp 73 Prozent der Sitze im 16. Deutschen Bundestag. Dies lag vor allem an den drei weiteren, deutlich stärker als zuvor im Bundestag vertretenen Parteien.
2009–2013: Neuer Koalitionspartner im Kabinett Merkel II
Bei derBundestagswahl 2009 verlor die CDU zwar noch einmal leicht an Stimmen, war jedoch dankÜberhangmandaten mit mehr Abgeordneten im Bundestag vertreten als in der vorigenLegislaturperiode. Da dieFDP zugleich das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte erzielte, konnte Angela Merkel den Regierungspartner wechseln und sich mit den Stimmen von Union und FDP als Regierungschefin der viertenchristlich-liberalen Koalition wiederwählen lassen. Zuvor gelang es keinem Bundeskanzler in der deutschen Geschichte, den Koalitionspartner zu wechseln.
Im Januar 2010 stellte die CDU ihr ZukunftspapierBerliner Erklärung vor.[98] Dieses wurde von einigen Beobachtern als Zeichen für einen Linkstrend der CDU wahrgenommen.[99][100] Auf Initiative vonFriedrich-Wilhelm Siebeke[99][101] wurde dieAktion Linkstrend stoppen gegründet, die einen Monat nach der Berliner Erklärung ihrManifest gegen den Linkstrend[102] in deutschen Tageszeitungen veröffentlichte.
Nach derBundestagswahl 2013, bei der CDU und CSU nur um fünf Mandate die absolute Mehrheit der Sitze im Bundestag verpasste, die FDP aber der Einzug ins Parlament misslang, sondierte die Union mit den Grünen und der SPD. Da einige Funktionäre der Grünen und der CSU eine schwarz-grüne Koalition ablehnten, verhandelten CDU/CSU und die SPD erneut über die Bildung einer Großen Koalition. Nach dem erfolgreichenMitgliederentscheid der SPD wurde derKoalitionsvertrag unterschrieben. Am 17. Dezember 2013 wurde Angela Merkel zum dritten Mal mit großer Mehrheit zur Bundeskanzlerin gewählt.
Da die FDP, die laut Merkel „natürlicher Koalitionspartner“ ist und bleibe,[103] in Wahlumfragen im Jahr 2014 bei ca. 3 Prozent verharrte und ein Wiedereinzug in den Bundestag 2017 vor diesem Hintergrund unsicher erschien, begann sich die CDU stärker gegenüber den Grünen zu öffnen.
Bei derBundestagswahl 2017 verlor die CDU stark und kam mit der CSU gemeinsam nunmehr nur noch auf 32,9 Prozent der Stimmen. Nachdem die SPD am Wahlabend zunächst eine Wiederauflage der Großen Koalition ausschloss, kam es zuSondierungen für eineJamaika-Koalition aus Union, FDP und Grünen. Diese scheiterten im November 2017. Nach erfolgreichen Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen mit der SPD wurde Angela Merkel am 14. März 2018 zum dritten Malwiedergewählt.
Am 27. August 2018 entzogen Präsidium und Bundesvorstand der CDU denChristdemokraten für das Leben, demWirtschaftsrat der CDU und dem VereinWerteunion e. V. den Status als Sonderorganisationen der Partei. Neue Gruppierungen oder Vereinigungen der CDU sollten seit diesem Zeitpunkt nicht mehr offiziell anerkannt werden.[104]
Nachdem im Oktober 2018 zunächst die CSU bei derLandtagswahl in Bayern große Verluste hinnehmen gemusst hatte und zwei Wochen später auch dieCDU bei derLandtagswahl in Hessen zweistellig verloren hatte, kündigte Angela Merkel am 29. Oktober 2018, dem Tag nach der hessischen Landtagswahl, in einer Präsidiumssitzung an, beim kommenden Parteitag nicht mehr für das Amt der CDU-Vorsitzenden zu kandidieren. Ebenfalls gab sie bekannt, zur nächsten Bundestagswahl nicht erneut anzutreten.[105] Um ihre Nachfolge als Parteivorsitzende kandidierten die CDU-GeneralsekretärinAnnegret Kramp-Karrenbauer, der ehemalige BundestagsfraktionsvorsitzendeFriedrich Merz und BundesgesundheitsministerJens Spahn. Zum ersten Mal seit 1971 gab es somit mehr als einen Kandidaten für dieses Amt und zum ersten Mal überhaupt mehr als zwei.[106] Am 7. Dezember 2018 wählten die Delegierten des31. Bundesparteitags der CDU Kramp-Karrenbauer im zweiten Wahlgang zur neuen Parteivorsitzenden.[107]
Ursula von der Leyen im Europäischen Parlament (2019)
Bei derEuropawahl 2019 erzielte die Union mit 28,9 Prozent das bis dahin schlechteste Ergebnis bei einer bundesweiten Wahl.[108] ObwohlManfred Weber von der CSU als Spitzenkandidat der EVP angetreten war, nominierte derEuropäische Rat anschließend BundesverteidigungsministerinUrsula von der Leyen als Kommissionspräsidentin. Sie wurde am 16. Juli vomEU-Parlament gewählt und ist die erste Frau in diesem Amt sowie die erste Deutsche und die erste CDU-Politikerin seitWalter Hallstein.
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer kündigte am 10. Februar 2020, unmittelbar während derRegierungskrise in Thüringen, die durch die Wahl des FDP-PolitikersThomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten mit Stimmen vonCDU undAfD ausgelöst worden war, ihren Verzicht auf dieKanzlerkandidatur bei derBundestagswahl 2021 sowie den Rückzug vom Parteivorsitz an.[109] Als Nachfolger bewarben sich NRW-MinisterpräsidentArmin Laschet, erneut Friedrich Merz sowie der AußenpolitikerNorbert Röttgen. Die Wahl des neuen Parteivorsitzenden war ursprünglich für Ende April 2020 vorgesehen, musste aber wegen derCorona-Pandemie zweimal verschoben werden. Am 16. Januar 2021 wählte eindigitaler Parteitag Armin Laschet im zweiten Wahlgang zum neuen CDU-Bundesvorsitzenden. Da es sich um die erste digitale Personenwahl der deutschen Parteiengeschichte handelte, war eine formale Bestätigung per Briefwahl notwendig. Offiziell wurde Laschet daher am 22. Januar Vorsitzender.[110]
Zu Beginn derCOVID-19-Pandemie in Deutschland im Frühjahr 2020 stiegen die Beliebtheitswerte der CDU in Umfragen zunächst stark an.[111] Dies wurde regelmäßig als üblicher positiver Effekt von äußeren Krisen auf die Beliebtheitswerte der CDU als führender Regierungspartei gedeutet.[112] Im März 2021 allerdings fielen die Beliebtheitswerte wieder deutlich und die CDU erlitt Niederlagen bei zwei Landtagswahlen (jeweils historisch schlechtestes Ergebnis inBaden-Württemberg undRheinland-Pfalz). Hierfür verantwortlich gemacht wurden allen voran diverse mutmaßliche Fälle vonKorruption von Politikern und Bundestagsabgeordneten der CDU und CSU (unter anderem im Zuge vonMaskenaffäre undAserbaidschan-Affäre).[113][114] Hinzu kam zunehmende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der Pandemie-Bekämpfung („Dritte Welle“ und als schleppend empfundener Impffortschritt).[115]
Armin Laschet begrüßt am 12. September 2021 in Berlin Anhänger der Jungen Union vor dem TV-Studio
Am 11. April 2021 gaben sowohl CDU-ChefArmin Laschet als auch der CSU-ChefMarkus Söder bekannt, dass sie beide für eine Kanzlerkandidatur zur Verfügung stehen.[116][117] Am Tag darauf sprach sich dasCDU-Präsidium für Laschet, dasCSU-Präsidium für Söder aus. Letzterer hatte zuvor angekündigt, ein Votum der CDU zu akzeptieren, drängte aber darauf, in die „Breite der Parteien hineinzuhorchen“, statt allein in den Führungsgremien zu entscheiden.[118] Unter der Bevölkerung und auch unter CDU/CSU-Parteimitgliedern sprach sich laut Umfragen eine deutliche Mehrheit für Söder aus. Als Grund dafür wird insbesondere seine als strenger wahrgenommeneCorona-Politik angeführt.[119] Am 13. April 2021 nahmen beide Kandidaten spontan an einer Sitzung derBundestagsfraktion teil, um sich den Fragen der Unions-Abgeordneten zu stellen. Zuvor hatte sich insbesondere dieCSU-Landesgruppe für eine stärkere Beteiligung der Fraktion ausgesprochen, die wohl ebenfalls mehrheitlich hinter Söder stand. Falls sich Laschet und Söder nicht innerhalb einer Woche einvernehmlich einigen könnten, wurde auch eine formelle Abstimmung in der Bundestagsfraktion ins Gespräch gebracht.[120] In den darauffolgenden Tagen sprachen sich mehrere Spitzenpolitiker und Vereinigungen der beiden Parteien für einen bestimmten Kandidaten aus. Am 19. April 2021 sprach sich der Bundesvorstand der CDU in einer digitalen Sondersitzung in geheimer Abstimmung mit 31 von 46 Stimmen für Armin Laschet als Kanzlerkandidaten aus. Neun Vorstandsmitglieder stimmten für Markus Söder und sechs enthielten sich.[121] In einer am nächsten Tag gehaltenen Pressekonferenz akzeptierte Markus Söder das Ergebnis des CDU-Bundesvorstands, somit wurde Armin Laschet der Kanzlerkandidat der Union für die Bundestagswahl 2021.[122]
Von 2021 bis Februar 2025: Das dritte Mal in der Opposition
Bei derBundestagswahl 2021 erhielt die Union 24,1 Prozent der Zweitstimmen (nach 32,9 % 2017 und 41,5 % 2013 und 33,8 % 2009), verlor also verglichen mit 2017 jeden vierten Wähler (26,7 %).
Nach starkem innerparteilichen Druck gab Laschet am 7. Oktober 2021 bekannt, dass er den Parteivorsitz aufgeben wolle.[123] Zur Bestimmung der Nachfolge im Vorsitz wurde die Parteibasis erstmals mittels Mitgliederbefragungen beteiligt.[124]
Am 16. November 2021 gabFriedrich Merz zum dritten Mal seineKandidatur für den CDU-Vorsitz bekannt. Zudem kündigte er an, dass er im Fall seiner Wahl denBundestagsabgeordneten und früheren BerlinerSozialsenatorMario Czaja alsGeneralsekretär und die BundestagsabgeordneteChristina Stumpp für den neu zu schaffenden Posten der stellvertretenden Generalsekretärin vorschlagen werde.[125] Für die Wahl zum Parteivorstand nominierte ihn der CDU-Kreisvorstand seines Heimatverbands im Hochsauerland. Merz war nachNorbert Röttgen undHelge Braun der dritte Bewerber um die Nachfolge von Armin Laschet. Die Vorentscheidung über den künftigen Vorsitzenden trafen die rund 400.000 Parteimitglieder im Dezember. Laut dem am 17. Dezember 2021 bekannt gegebenen Ergebnis der Mitgliederbefragung erreichte Merz mit 62,1 Prozent gleich im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit, Röttgen erhielt 25,8 Prozent und Helge Braun 12,1 Prozent der Stimmen. Die Wahlbeteiligung lag bei 66,02 Prozent.[126] Endgültig gewählt wurde der neue Vorsitzende von den 1.001 CDU-Delegierten auf einem Parteitag am 22. Januar 2022, der aufgrund der COVID-19-Pandemie digital stattfand. Merz wurde hier mit 94,6 Prozent der Delegiertenstimmen zum neuen CDU-Vorsitzenden gewählt.[127][128][129]
Am 24. Januar 2022 nominierten der Bundesvorstand und die Landesvorsitzenden der AfD für dieWahl des Bundespräsidenten 2022 auf Vorschlag des AfD-BundessprechersTino Chrupalla den Autor, Ökonomen und ehemaligen Vorsitzenden desrechtskonservativen VereinsWerteunionMax Otte, ein Mitglied der CDU, als offiziellen Kandidaten der Partei. Gegen die Kandidatur Ottes, der bis 2021 als Vorsitzender auch demKuratorium der AfD-nahenDesiderius-Erasmus-Stiftung angehörte, sprachen sich vier Vorstandsmitglieder und zwei von 16 Landesvorsitzenden aus, darunter der langjährige BundessprecherJörg Meuthen. Meuthen bezeichnete die Nominierung Ottes als „strategisch falsch und unklug“ und warnte vor einem „Rohrkrepierer zum Schaden der Partei“. Zu den Erfolgsaussichten Ottes äußerte Meuthen, dessen Kandidatur sei „in etwa so wichtig wie derumfallende Sack Reis in China, denn der AfD-Kandidat wird mit Gewissheit nichts mitSchloss Bellevue zu tun haben“. Für Otte als Kandidat sprachen sich dagegen neben einer Mehrheit der AfD-Gremien auch Vertreter der Werteunion aus.[130][131][132] Innerhalb des Unterstützerkreises der Werteunion löste die Nominierung Ottes eine Kontroverse aus. Der ehemalige VerfassungsschutzchefHans-Georg Maaßen trat nach der Kandidatur Ottes aus dem Verein aus.[133] Wegen des „dringenden und schwerwiegenden Falls parteischädlichen Verhaltens“ entzog die CDU Otte noch am selben Tag alle Mitgliedsrechte und eröffnete ein Parteiausschlussverfahren. Beobachter sahen eine bei der Union lange nicht gesehene Geschlossenheit bezüglich einer Personalfrage. Niemand, auch keiner der Konservativen innerhalb der Partei, sei Otte beigesprungen.[134][135] Im Februar 2024 gründete sich die Werteunion als eigene Partei rechts der CDU.[136]
Am 11. Juli 2023 wurdeCarsten Linnemann durch Friedrich Merz für das Amt des Generalsekretärs als Nachfolger für Mario Czaja nominiert, am 12. Juli vorgeschlagen und am selben Tag durch das CDU-Präsidium kommissarisch zum Generalsekretär gewählt. Bei derEuropawahl 2024 erreichte die CDU 23,7 % der Stimmen.
Ab März 2025: Große Koalition unter Friedrich Merz
Bei derBundestagswahl erzielte die CDU/CSU ein Ergebnis von 28,52 % und damit eine Verbesserung von etwas mehr als 4 Prozentpunkte im Gegensatz zu 2021.[137] Die Koalitionsverhandlungen zwischen der CDU/CSU und der SPD begannen am 13. März 2025.[138] Insgesamt waren 256 Personen in 16 Arbeitsgruppen an der Ausarbeitung des Koalitionsvertrages beteiligt.[139] Am 5. Mai wurde der Koalitionsvertrag unterschrieben[140] und am Folgetag wurde Friedrich Merz im zweiten Wahlgang zum Bundeskanzler gewählt.[141]
Die nachfolgenden CDU-Politiker wurden zuBundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Während der Präsidentschaft ruht traditionell die Parteimitgliedschaft.
Hinweis: Bis 1951 mit dem Titel Oberbürgermeister. Die Stellung als eigenes Land besteht unumstritten erst seit 1990, ab 1949 warWest-Berlinde facto ein Land der Bundesrepublik Deutschland (siehe auchBerlin-Frage).
Helmut Kohl:Berichte zur Lage 1989–1998. Der Kanzler und Parteivorsitzende im Bundesvorstand der CDU Deutschlands. Bearbeitet von Günter Buchstab und Hans-Otto Kleinmann, Droste Verlag, Düsseldorf 2012,ISBN 978-3-7700-1915-1.
Norbert Lammert (Hrsg.):Christlich-Demokratische Union. Beiträge und Positionen zur Geschichte der CDU. Siedler, München 2020,ISBN 978-3-8275-0138-7.
Volker Resing:Die Kanzler-Maschine – Wie die CDU funktioniert. Verlag Herder, Freiburg 2013,ISBN 978-3-451-30592-4.
Josef Schmid:Die CDU. Organisationsstrukturen, Politiken und Funktionsweisen einer Partei im Föderalismus. Leske & Budrich, Opladen 1990,ISBN 3-8100-0829-X.
↑Oscar Mazzoleni, Sean Mueller:Regionalist Parties in Western Europe: Dimensions of Success. Taylor & Francis, 2016,ISBN 978-1-317-06895-2,S.42 (google.de [abgerufen am 10. September 2022] Übersetzung des Begriffs „center-right“ nach dem Wörterbuch leo.org:center-right, abgerufen am 10. September 2022).
↑Hermann Adam:Bausteine der Politik: Eine Einführung. Springer-Verlag, 2008,ISBN 978-3-531-90575-4,S.120 (google.de [abgerufen am 10. September 2022]).
↑Josef Schmid:Christlich Demokratische Union Deutschlands. In:Uwe Andersen undWichard Woyke (Hrsg.):Handbuch des politischen Systems der Bundesrepublik Deutschland. Leske + Budrich, Opladen 1995, S. 110.
↑Thomas Kerstan:Die CDU verabschiedet sich nicht nur von der Hauptschule. In:Die Zeit. 28. Juni 2011,ISSN0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 13. März 2025]).
↑Beschluss auf Bundesparteitag in Berlin: CDU will zur Wehrpflicht zurückkehren. In:Der Spiegel. 7. Mai 2024,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 7. Mai 2024]).
↑Rainer Barzel im Interview: „Ich habe nie mit Helmut Kohl gegessen“. In:Tagesspiegel. 28. Juni 2000 (tagesspiegel.de [abgerufen am 3. November 2018]).