Chinesische Musik (chinesisch 中國民樂 / 中国民乐,PinyinZhōngguó Mínyuè – „chinesische Volksmusik“) ist die in China oder von Chinesen geschaffene und aufgeführte Musik. Sie ist damit ein Ausdruck derchinesischen Kultur.
Die chinesische Musik zählt zu den ältesten Musiktraditionen der Welt. Zwar ist vieles der traditionellen chinesischen Musik in den letzten hundert Jahren verloren gegangen, doch dank der Beliebtheit einiger klassischer Instrumente, darunter die Wölbbrettzitherguzheng und die Röhrenspießgeigeerhu, ist auch das Interesse an der damit verbundenen Historie wieder geweckt worden und die hiermit verbundene Musiktradition erlebt eine Renaissance.
Im engeren Sinne gehört zur chinesischen Musik nur die Tradition derHan-Chinesen. Bei weiterer Auslegung ist auch die Musik derMinderheitenvölker mit einzubeziehen, die jedoch trotz vielfacher gegenseitiger Durchdringungen meist als etwas Eigenständiges betrachtet wird.
In frühester Zeit diente die Musik in China vor allem kultischen Zwecken. Gemeinsam mit Dichtung und Tanz sollte sie einerseits die Beherrschung der Kulturgewalten ermöglichen, andererseits aber auch den Menschen in Harmonie mit dem Kosmos bringen. Von jeher wurde Musik als etwas Positives, Glückbringendes betrachtet – wovon sich auch die graphische Identität des jeweils zweiten Zeichens der Wörter „Musik“ (音樂 / 音乐,yīnyuè) und „Freude“ (快樂 / 快乐,kuàilè) erklärt.
Eines der ältesten Zeugnisse chinesischer Musik ist dasBuch der Lieder (詩經 / 诗经,Shījīng). Das zwischen 1000 und 600 v. Chr. verfasste Werk enthält Volksweisen, religiöse Weihegesänge und Staatshymnen, aber auch Kriegs-, Fasten- und Klagelieder aller Art. Insbesondere die Liebeslieder bestechen durch die Frische und Unschuld ihrer Sprache.
FürKonfuzius (551–479 v. Chr.) und die auf ihm aufgebaute Lehre desKonfuzianismus gilt die Musik als Instrument zur Erzielung kosmischer Harmonie, die durch sittliche Vervollkommnung des Menschen und Besänftigung seiner Leidenschaften erreicht wird. Das dem Meister zugeschriebene LiedYoulan (幽蘭 / 幽兰 – „Einsame Orchidee“) gilt als ältestes erhaltenes Musikstück Chinas. Auch sonst ist für dieZhou-Dynastie (1122–256 v. Chr.) bereits eine reichhaltige musikalische Produktion belegt. Damals herrschten vor allem Blas- und Schlaginstrumente vor. Ältestes Fundstück ist eine ca. achttausend Jahre alteKnochenflöte.Mozi (Ende 5. Jh. v. Chr.), ein Gegenspieler des Konfuzianismus, betrachtete Musik indes als rein ästhetische Kategorie und damit als nutzlose Zeitverschwendung.
In derQin-Dynastie wurde daskaiserliche Musikamt gegründet.Han-KaiserWudi baute es erheblich aus und beauftragte seine Beamten mit der Überwachung der Hof- wie Militärmusik sowie der offiziellen Anerkennung volkstümlichen Liedguts.

In späteren Dynastien unterlag die chinesische Musik erheblichen Einflüssen aus dem Ausland, insbesondere ausZentralasien. Von dort stammen vor allem dieZithern,Lauten undStreichinstrumente, welche die chinesische Musik bis heute prägen. Einen Höhepunkt erreichte diese Entwicklung während derTang-Dynastie: KaiserTaizong unterhielt zehn Orchester, von denen acht aus fremdländischen Musikern bestanden. Auch praktizierten zu dieser Zeit zahlreiche chinesische Musiker im Ausland. Ebenfalls in der Tang-Zeit emanzipierte sich die Säkularmusik endgültig von den religiös-kultischen Wurzeln und erlangte eigenständige Bedeutung. Eine Hochblüte erlebte in dieser Periode auch dieQin, die chinesische Zither, wenngleich das Instrument auch bereits seit derHan-Zeit gebräuchlich war. Schließlich reichen in die Tang-Zeit die ersten Anfänge derchinesischen Oper zurück: KaiserTang Xuanzong (712–755) gründete denBirnengarten (梨園 / 梨园,líyuán), die erste bekannte Operngruppe Chinas.[1]
Erheblich weiterentwickelt wurde das Opern-Genre während der mongolischenYuan-Zeit. Damals bildeten sich die meistenchinesischen Operntypen heraus. Auch fand dasZájù (雜劇 / 杂剧 – „Varieté“) Eingang in die Oper, das auf bestimmten Reimschemen sowie den neu eingeführten spezialisierten Rollen wie „Dàn“ (旦, weiblich), „Shēng“ (生, männlich) und „Chǒu“ (丑, Clown) basiert. Die Oper der Yuan-Dynastie lebt heute alsKanton-Oper fort.
In derQing-Dynastie schließlich entstand die berühmteste aller chinesischen Opernformen, diePeking-Oper. Sie beruht auf einer Synthese verschiedener lokaler Opern- und Gesangstraditionen. Die Besonderheit der Peking-Oper ist die Verwendung der Gesichtsmasken, durch deren Farben das Publikum den Charakter der jeweiligen Rollen erkennen kann.[2]Auch öffneten sich die Qing-Kaiser verstärkt den Einflüssen europäischer Musik,Qianlong unterhielt für diesen Zweck gar ein eigenes, stilgerecht nach der Mode des europäischen Barock gekleidetes Orchester.
Obwohl im alten China der Musik große Bedeutung für die Harmonie und Langlebigkeit des Staates zugeschrieben wurde, hatten Musiker eine erheblich geringere soziale Position inne als etwa Maler. Dementsprechend fand auch eine theoretisch-wissenschaftliche Befassung mit der Musik in wesentlich geringerem Umfange statt. Gleichwohl nahmen sich die meisten Kaiser des volkstümlichen Liedguts an und sandten etwa Beamte aus, um Lieder zu sammeln und dadurch die Verfassung des Volkes zu studieren. DasShi Jing, einer der konfuzianischen Klassiker, enthält eine ganze Reihe populärer Lieder aus der Zeit zwischen 800 und 300 v. Chr.[3]
Zu den wichtigsten Ausdrucksmerkmalen der chinesischen Musik zählen Klangfarbe und Melodie. Die Tonleiter besteht grundsätzlich aus zwölf Tönen; gleichwohl kommen die meisten Melodien mit einem fünftönigen Skalensystem ohne Halbtonschritte aus.

In vielen Schriften wird seit frühester Zeit über das Tonsystem geschrieben. Zunächst geschieht dieses in zahlensymbolischer Form, später jedoch auch mathematisch exakter. Auf den mythischen „Gelben Kaiser“Huangdi wird die Erfindung von Schrift und Musik zurückgeführt, wobei der Herrscher eher als Auftraggeber erscheint und die Musik von seinem GelehrtenLing Lun begründet worden sein soll.
VonKonfuzius stammt eine systematischeMusiktheorie samt ethischer Abhandlungen überalte undneue Musik. Das chinesische Tonsystem basiert auf starken Einflüssen indischer und mesopotamischer Herkunft.
Es beruht dabei auf der Abfolge von zwölfQuinten, welche annähernd denGrundton bzw. eineOktavierung des Grundtons erreichen. Die sich dabei ergebende Ungenauigkeit despythagoreischen Kommas war ebenfalls bekannt, was aber angesichts des primärmonophonen bzw.homophonen Charakters der Musik eher eine untergeordnete Bedeutung hatte. Die sich daraus ergebenden zwölf Töne,Lü genannt, bildeten den Tonvorrat verschiedenerSkalensysteme.
Das beherrschende System ist dabei diePentatonik.[4] Ein Ausschnitt von fünf der zwölf Quinten bildet eine Leiter. Innerhalb einerLeiter kann jedem Ton die Funktion des Grundtones zukommen. Diese fünfModi können aufbauend auf jedem der 12 Lü konstruiert werden, was somit 60Tonarten ergibt. In der praktischen Musikausübung wurden jedoch im Gegensatz zu den fünf Modi nicht alle 12 Tongeschlechter angewendet (s. auch den ArtikelChinesische Tonleitern).Die fünf Töne werden entsprechend der chinesischenFünf-Elemente-Lehre mit einer Vielzahlkosmologischer sowie die Umwelt und das seelische Innenleben des Menschen betreffenden Begriffe in Verbindung gebracht. Dabei steht der jeweilige Grundton (Gong) jeweils für das Ganze, und die Folgetöne repräsentieren Einzelaspekte. Der Schritt derkleinen Terz wurde oft durch einen zusätzlichen Zwischenton, den Bian, erweitert. Ab circa 300 v. Chr. wurde die Pentatonik, wohl durch Einflüsse aus dem Norden, durch den Einbau zweier zusätzlicher Töne (bian Zhi undbian Gong) nach der dritten und fünften Stufe erweitert. Es ergaben sich somit 84heptatonische Leitern, die sich in der Praxis jedoch nur teilweise etablieren konnten. Die einzelnen Stufen werden wie folgt bezeichnet:Gong - Shang - Jue (Jiao) - bian Zhi - Zhi - Yu - bian Gong.
| Tonposition: | 宮 Gong | 商 Shang | 角 Jue | 徴 Zhi | 羽 Yu |
| Himmelsrichtung: | Mitte | Westen | Osten | Süden | Norden |
| Jahreszeit: | Jahr | Herbst | Frühling | Sommer | Winter |
| Element: | 土 Erde | 金 Metall | 木 Holz | 火 Feuer | 水 Wasser |
| Planet: | Saturn | Venus | Jupiter | Mars | Merkur |
| Emotion: | Gemüt | Sorge | Zorn | Freude | Furcht |
Die Zusammensetzung der pentatonischen Leiter ausGanzton und kleiner Terz ohne spannungsbildende Halbtöne hat einen eher statischen Charakter der chinesischen Musik zur Folge.
Trotz der pentatonischen Leitern mit ihren (im Gegensatz zu westlichen Leitern) großenIntervallen ist dieMelodik der chinesischen Musik nicht sprunghaft. Sie wirkt mit dem bevorzugten Fortschreiten der Melodie auf benachbarten Tonstufen eher wellenförmig. Vereinzelte größere Sprünge sind dennoch anzutreffen. Diese werden unter anderem auch aus praktischen Gründen eingesetzt, wenn eine Stimme oder ein Instrument wegen der Grenzen seinesTonumfangs die Melodie in einer höheren oder tieferen Oktave fortführt.

Ein Beispiel dafür ist der Einzugsmarsch des Kaisers aus demBuch der Lieder von Konfuzius. Die Melodie ist streng pentatonisch gehalten und verläuft in einem gerade schreitenden Rhythmus, der sich in klare Vierer- und Sechsergruppen gliedern lässt. Sprünge überQuarte und Quinte bis in den Abstand derSexte sind hier dennoch häufig.
Formen derMehrstimmigkeit im westlichen Sinne sind heute eher selten. Für frühere Zeiten ist jedoch von einer stärkeren Tendenz in Richtung Mehrstimmigkeit auszugehen. Dies legen Untersuchungen zu besser erforschten altjapanischen, aus dem chinesischen Raum übernommenenFormen nahe.
Beim solistischen Vortrag aufSaiteninstrumenten erklingen, analog einer fast weltweit verbreiteten Praxis, mitunter Zweiklänge (überwiegendleere Quinten). DieMundorgeln (z. B.Sheng undHulusi, deren meist im Quint- und Oktavabstand fixierte Begleittöne permanent durchklingen) werden zum Teil intervallisch-parallel oder gar inAkkorden geführt.

Im Zusammenspiel einesEnsembles werden die über die Monophonie hinausgehenden Möglichkeiten natürlich mehr genutzt. Beliebt ist hier die Parallelführung im Quartabstand. Ferner wird dasheterophone Spiel in einer Art von freiemUnisono genutzt, wie es auch in Teilen Südostasiens und des Nahen Ostens gepflegt wird. Dabei wird eine führende Melodie von mehreren Instrumenten gleichzeitig verziert, indem zwei oder mehr Stimmen das Thema tonlich und rhythmisch selbständig variieren, es ornamental umspielen, stellvertretende Töne einbauen, Töne weglassen, oder mehr oder minder starke rhythmische Veränderungen und Verschiebungen realisieren.
Instrumentalmusik wird in China auf Soloinstrumenten oder in kleineren Ensembles aus Saiteninstrumenten, Flöten, Zimbeln, Gongs (luo) und Trommeln (gu) gespielt. In China werden die Musikinstrumente nach dem zu ihrer Herstellung verwendeten Material in acht Klassen (八音 „Acht Klänge“) eingeteilt. Man spricht von Seiden-, Bambus-, Holz-, Stein-, Metall-, Ton-, Kürbis- und Tierhautinstrumenten.
Als erstes sind die sogenanntenSeideninstrumente (絲 / 丝) zu nennen. Es handelt sich um Saiteninstrumente; ihren Namen verdanken sie dem Umstand, dass früher Saiten nicht wie heute aus Metall, Nylon oder Darm, sondern aus Seide gefertigt wurden. Zu unterscheiden sind drei Untergruppen:
Zu denZupfinstrumenten gehören einmal die Zithern, darunter dieguqin (古琴; häufig einfachqin genannt) mit 7 Saiten, diese (瑟) mit 25 Saiten sowie die Wölbebrettzitherguzheng (古箏; meist einfachzheng genannt) mit 16–26 Saiten. Die beiden letztgenannten verfügen über bewegliche Stege. DieDuxianqin-Zither (独弦琴) schließlich besitzt nur eine einzige Saite. Daneben gibt es verschiedene Lauten: Birnenform weisen etwa die 4- oder 5-saitige, im 6. Jahrhundert aus Arabien eingeführtePipa (琵琶) sowie die 4-saitigeLiuqin (柳琴) auf. Einen kreisrunden Korpus haben dagegen die in fünf Größen erhältlicheRuan (阮) sowie die berühmte viersaitige „Mondgitarre“Yueqin (月琴). Daneben existieren die LautentypenSanxian (三弦) undQinqin (秦琴). Die chinesische Harfe ähnelte weitgehend ihrem westlichen Pendant und wirdKonghou (箜篌) genannt.
Bei den Streichinstrumenten sind zunächst die meist zweisaitigen Fiedeln (Huqin 胡琴) zu nennen. Grundform ist dieErhu (二胡), die in der chinesischen Oper das wichtigste Instrument darstellt; tiefer gestimmt sind dieZhonghu (中胡) und dieDihu (低胡). Letztere gibt es in drei Größen, als Xiaodihu (小低胡; auch:Dahu (大胡) oderCizhonghu; eine Oktave tiefer als die Erhu), als Zhongdihu (中低胡, eine Oktave tiefer als die Zhonghu) sowie als Dadihu (大低胡; zwei Oktaven tiefer als die Erhu). Höher gestimmt als die Erhu ist dagegen dieGaohu (高胡), noch höher die hauptsächlich für die Pekingoper verwendeteJinghu (京胡). Resonanzkörper aus Kokosnuss haben dieBanhu (板胡) und dieYehu (椰胡), einen aus Kürbis dieHuluhu (葫芦胡), einen aus Pferdeknochen dieMaguhu (馬骨胡 / 马骨胡). Über einGriffbrett verfügen dieZhuihu (坠胡) und die im 20. Jahrhundert entwickelteLeiqin (擂琴 / 擂琴). Vier statt zwei Saiten haben dieSihu (四胡), die ähnlich einem Cello gestimmteGehu (革胡) sowie die an den Kontrabass erinnerndeDiyingehu (低音革胡). Vorwiegend im äußersten Süden sind schließlich dieErxian (二弦), dieTuhu (土胡) und dieJiaohu (角胡) anzutreffen; aus der Mongolei stammt die „Pferdekopffiedel“Matouqin (馬頭琴 / 马头琴). Eine mit dem Streichbogen gespielte Zither ist dieYazheng (牙箏).
Daneben gibt es auch Instrumente, deren Saiten angeschlagen werden: das mit zwei Bambushämmerchen gespielte chinesische HackbrettYangqin (揚琴 / 扬琴), die teilweise gezupfte, aber auch mit einem Stöckchen geschlageneZhu-Zitter (筑) und dieJiaoweiqin (焦尾琴).
Aus Bambus werden vor allem Blasinstrumente gefertigt.
Bei den Flöten sind die Querflötendizi (笛子; mit Membran);xindi (新笛; modern, 21 Löcher) und die sehr kleinekoudi (口笛) zu nennen, daneben die Längsflötenxiao (簫 / 箫),chi (篪) unddongdi (侗笛) sowie die chinesische Panflötepaixiao (排簫 / 排箫).
Zu denDoppelrohrblattinstrumenten werden die zylindrischeguan (管) und die konischesuona (唢呐) gerechnet, für letztere ist der metallene Schallkörper charakteristisch. Hinzu kommen schließlich die Rohrflötenbawu (巴烏 / 巴乌; quer gespielt) undMangtong (芒筒, längsgespielt).
Aus Holz werden meist Schlaginstrumente hergestellt. Den Beginn und das Ende eines Musikstücks sowie den Takt markieren etwa daszhu (柷), das Schrapinstrumentyu (敔) und hölzerne Klangkörperban, die mit einem Stab angeschlagen werden. Für buddhistische Zeremonien wird dagegen der „Holzfisch“Muyu (木魚 / 木鱼) verwendet.
Aus Stein bestehen etwa die in einem Holzrahmen aufgehängten Platten desLithophonsBianqing (编磬 / 编磬), die mit einem Holzhämmerchen angeschlagen werden. Ebenfalls aus diesem Material ist dasKlangsteinspiel im Grab desMarkgrafen Yi von Zeng (曾侯乙) gefertigt.
Metall wird insbesondere für Glocken und Gongs verwendet. DasChuzeng Baizhong (楚曾百鐘) und dasBianzhong (編鐘 / 编钟) etwa bestehen aus 100 bzw. 65 in einem Holzrahmen aufgehängten und mit einem Klöppel zum Klingen gebrachten Bronzeglocken. Als chinesisches Äquivalent zum Metallophon kann dasFangxiang (方响) angesehen werden. BeimBo handelt es sich indes um eine einzelne flache Metallplatte, die mit dem Hammer geschlagen wird. Chinesische Gongs werdenluo (鑼 / 锣) genannt. Der „Wolkengong“ (yunluo,雲鑼 / 云锣) besteht aus zehn oder mehr kleinen Einzelgongs in einem Rahmen. Ein Beispiel für chinesische Blechblasinstrumente ist die lange, gerade Trompetelaba (喇叭).

Aus Ton werden die Gefäßflötexun (塤) und das topfförmige Schlaginstrumentfou (缶) hergestellt.
Die Kürbispflanze liefert den Resonanzkörper für verschiedeneMundorgeln. Zu nennen sind insbesondere dieSheng (笙) – und der größereSchraptiger (Yu, 竽). In Südwestchina und insbesondere der Provinz Yunnan sind die VariantenLusheng (芦笙),Hulusi (葫蘆絲 / 葫芦丝) undHulusheng (葫蘆笙 / 葫芦笙) verbreitet.
Aus den Häuten verschiedener Tiere werden insbesondere Trommeln gemacht, so die großedagu - (大鼓) sowieHuzuo Dagu (虎座大鼓),Huzuo Wujia Gu (虎座鳥架鼓),jiangu (建鼓) undpaigu (排鼓).
Chinesische Vokalmusik wurde üblicherweise in einer dünnen, resonanzschwachen Stimme oder imFalsett gesungen, wobei Sologesang gegenüber dem Chor vorherrschte. Traditioneller chinesischer Gesang ist eher als melodisch denn als harmonisch zu bezeichnen. Wahrscheinlich entwickelte er sich aus vertonten Gedichten derSong-Zeit.
Daschinesische Volkslied lässt sich in drei Gruppen unterteilen: Die Arbeitslieder (Haozi) wurden traditionell gemeinsam bei der Arbeit unter Leitung eines Vorsängers gesungen. Von ihrer musikalischen Struktur sind sie meist weniger anspruchsvoll, von ihrem Charakter kräftig und oft heroisch. Die meist recht kurzen und rhythmisch freien Berglieder (Shange) werden mit hoher Stimme in zahlreichen Variationen gesungen. Ähnlich dem alpenländischenJodeln dienten sie ursprünglich der Verständigung über größere Entfernungen. Am weitesten verbreitet sind schließlich die formell relativ festgefügten, gleichwohl aber rhythmisch und melodisch sehr lebendigen Volksweisen (Xiaodiao). Sie umrahmen häufig Feste, Ruhepausen oder Unterhaltungsveranstaltungen. Im Norden herrschen eher leidenschaftliche, bewegte Gesänge vor. Die Lieder des Südens gelten indes eher als sanft und fein. Bis heute wird Gesang von breitesten Volksschichten ausgeübt. Häufig finden sich etwa in großstädtischen Parks morgens spontan kleinere Chöre zusammen, die klassisches Liedgut zum Besten geben.
Eine weitere wichtige Form chinesischer Vokalmusik ist der von (semi)professionellen Künstlern aufgeführte SprechgesangQuyi bzw.Shuochang. Insgesamt ist er in über 200 Arten verbreitet. Unterschieden werden üblicherweise drei Gattungen: reiner Gesang (z. B. Danxuan Paizi, Sichuan Qingyin), Erzählung mit Gesang (Shanbei Shuo, Suzhou Tanci) und gesangslose Rezitation (Xiangcheng, Kuaiban). Bisweilen begleiten sich die Vortragenden selbst auf einem Instrument oder untermalen ihre Gesänge mit Tanzdarbietungen.
Hauptartikel:Chinesische Oper
Diechinesische Oper verbindet in einzigartiger Weise unterschiedliche Kunstformen wie Musik, Sprache, Spiel, Tanz, Masken und auch Kampfkunst. Bis heute erfreut sie sich großer Beliebtheit.
DieKanton-Oper verarbeitet häufig traditionelle Stoffe aus derYuan-Dynastie, wie etwaDie Purpur-Haarnadel undVerjüngung der roten Pflaumenblüte. Die Sprache ist traditionellKantonesisch. Bis zum 20. Jahrhundert wurden auch Frauenrollen traditionell von Männern gespielt.
Besonders bekannt geworden ist diePeking-Oper. Ihr von in hoher Tonlage gesungenen Gutturallauten geprägter Gesang wird gewöhnlich von derSuona, derJinghu, anderen Streichinstrumenten und Perkussionsinstrumenten begleitet.
Daneben existieren insgesamt etwa 360 lokale Operntypen, zu deren wichtigsten dieHolzklapper-Oper, diePingju, dieKanton-Oper, diePuppenoper, dasKunqu, dieSichuan-Oper, dasQinqiang und dasHuangmei xi zählen. Sie unterscheiden sich einerseits in den von den verschiedenen Dialekten geprägten Gesangsarten, aber auch in der Gewichtung der einzelnen Saiten- und Blasinstrumente; durchweg von zentraler Bedeutung sind jedoch die Schlagzeuggruppen. Gemeinsam ist den meisten Operntypen die extreme Stilisierung der Rollentypen, die sich nicht nur in genau festgelegten Masken- und Kostümikonographien äußert, sondern auch in den Stimmlagen, die von nasalen Kopfstimmen bis zu tiefen Brusttönen reichen.
Unter Druck geriet das Opergenre insbesondere in derMao-Zeit, als klassische Formen der Zensur unterlagen und teilweise durch künstlich geschaffene, „revolutionär“ ausgerichtete „Modellopern“ ersetzt wurden.
Die traditionelle chinesische Musik wird auch noch in einem reichhaltigen Repertoire aufgeführt, das heitere wie ernste Stücke miteinschließt und bisweilen auf westlichen Einflüssen beruht. Verwendung findet sie insbesondere auch bei Festlichkeiten wie Hochzeiten und Beerdigungen. Häufig kommt dabei ein Chuigushou genanntes Ensemble aus dem Doppelrohrblattinstrumentsuona und Trommeln zum Einsatz. Daneben ist aber auch das gesamte alltägliche Leben eines Chinesen mit Musik erfüllt, sei es bei der Arbeit auf dem Reisfeld, auf dem Weg nach Hause oder frühmorgens in den städtischen Parks. Es wird viel und gerne gesungen, der traditionelle Liedschatz ist unüberblickbar groß.
Instrumentierung und Liedgut differieren auch innerhalb der Musik der Han-Chinesen; vielfach haben sich regionale Schwerpunkte herausgebildet:
In den ländlichen Gebieten des Nordens schätzt man Ensembles aus Mundorgeln, Schalmeien, Flöten, Dizi und Schlaginstrumenten (speziell den Yunluo-Gongs), die unmittelbar auf die alte kaiserliche Tempelmusik zurückgehen. InXi’an wird eine bestimmte Art der Trommelmusik (Xi’an guyue) praktiziert, bei der neben den namensgebenden Schlaginstrumenten noch Bläser zum Einsatz kommen; sie hat in sehr kommerzialisierter Form auch außerhalb Chinas Verbreitung gefunden. Die RohrflöteSheng gilt als Vorläufer aller westlichen Rohrinstrumente.
In den Südprovinzen umFujian und inTaiwan sind Musikballaden sehr populär. Aufgeführt werden sie in der Regel von einer von Flöten- und Lautenspielern begleiteten Sängerin. Üblicherweise sind sie von Schwermut und Melancholie gezeichnet und handeln häufig von in unglückliche Liebe verstrickten Frauen. Noch weiter im Süden, inShantou undChaozhou sindErxian- undGuzheng-Ensembles verbreitet.
Die StädteNanjing undHangzhou sind für ihreSizhu-Gruppen (Seiden und Bambus) bekannt, die mit Flöten und Saiteninstrumenten harmonisch-melodiöse Stücke aufführen, die auch im Westen häufig großen Anklang finden. In den Teehäusern Shanghais wird schließlich die Sonderform desJiangnan Sizhu zu Gehör gebracht.
Die inGuangdong verbreitete kantonesische Musik schließlich basiert auf der Kanton-Oper (Yueju), hat aber seit den 1920er Jahren auch zahlreiche westliche Einflüsse etwas aus dem Bereich des Jazz aufgenommen.
DerKulturelle Aufbruch der 1910er und 1920er Jahre rief in China großes Interesse an westlicher Musik hervor. Grund hierfür war nicht zuletzt die Rückkehr zahlreicher Auslandsstudenten aus Europa und den USA. In zahlreichen größeren Städten wurdenSinfonieorchester gegründet, deren Konzerte insbesondere über den Rundfunk einem großen Publikum zugänglich waren. Zu verzeichnen war weiter die Rezeption von Elementen desJazz. Zu den bedeutendsten Musikern dieser Epoche zählten u. a.Lu Wencheng,Li Jinhui,Zhou Xuan,Yin Zizhong undHe Dasha.
DieMaoisten standen dieser Entwicklung kritisch gegenüber und diffamierten sie, vor allem Zhou Xuan, als dekadent und pornographisch. Im Gegenzug starteten diese ab 1942 im Rahmen des sog.Yan’an-Forums über Literatur und Kunst eine groß angelegte Kampagne, um traditionelles Volksliedgut für die Schaffung revolutionärer Lieder zu nutzen und dadurch die noch weitgehend analphabetischen Volksmassen für die Ziele der Kommunistischen Partei zu gewinnen. Ein Beispiel hierfür ist das KampfliedDer Osten ist rot, das auf einem Volkslied aus der ProvinzShaanxi beruht. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch der KomponistXian Xinghai (1905–1945), der unter anderem dieKantate vom Gelben Fluss schuf, die als berühmtestes Werk des Genres gilt. 1969 wurde sie vonYin Chengzong als KlavierkonzertDer Gelbe Fluss umgesetzt und wird bis heute aufgeführt.
Nach Gründung derVolksrepublik China erlebten revolutionäre Kampflieder einen weiteren Aufschwung; viele wurden auch – mit neuem Text – aus derSowjetunion übernommen. Gleichzeitig setzte sich die Blüte der westliche wie neue chinesische Musik spielenden Sinfonieorchester fort. Im ganzen Land entstanden Konservatorien und andere musikalische Ausbildungsstätten. Daneben traten osteuropäische Orchester in China auf, während chinesische Musiker und Musikgruppen in großer Zahl an internationalen Veranstaltungen teilnahmen.
Auf dem Höhepunkt derKulturrevolution unterlagen Komposition und Aufführung von Musik großen Restriktionen. Stattdessen schuf man auf dem Reißbrett eine leichte, harmonische, eingängige, „pan-chinesische“ Musikrichtung namensGuoyue, die insbesondere an Konservatorien aufgeführt wurde. Nach der Kulturrevolution wurden die alten Strukturen weitgehend wiederhergestellt.
In den 1970er Jahren entwickelte sich inHongkong derCantopop, der insbesondere als Reaktion auf das traditionelleShidaiqu sowie den beliebten amerikanischenSoftrock gedacht war. Besonders berühmt wurdenJoseph Koo,Lisa Wang,Adam Cheng,Lotus,Wynners undJames Wong Jim. Seit den 1980er Jahren wird anstelle des bisher vorherrschenden Englischen zunehmend diekantonesische Sprache benutzt; diese zweiten Generation gehören u. a.Sam Hui,Danny Chan,Kenny Bee,Anita Mui,Aaron Kwok,Leon Lai,Andy Lau undJacky Cheung an; die letzteren vier werden auch als die „vier Götter des Cantopop“ bezeichnet. Später etablierten sichSammi Cheng,Karen Mok undEason Chan.
Parallel zum Aufstieg des Cantopop entwickelte sich auch derChinesische Rock, als dessen StammvaterCui Jian gilt. Weitere bedeutende Vertreter sindTang Chao,Dadawa,Cobra,Dou Wei,Zhang Chu,He Yong,Zhinanzhen,Lingdian und Heibao. Musikalisch bewegen sie sich im Spektrum zwischenNew Wave (Lingdian) undHeavy Metal (Heibao). DiePunkmusik wird u. a. von Bands wieCatcher in the Rye undDixiayinger vertreten. Wie in ganz Asien ist auch hierKaraoke ein weit verbreitetes Phänomen. Sender wie MTV sind beliebt, in Diskotheken läuft der neueste Techno und riesige Rockkonzerte werden zum Massenspektakel. Daneben gibt es aber auch Gruppen, die auf Elemente der Volksmusik zurückgreifen wieHanggai,Ajinai undYe haizi.
Mandarin-Rap-Musik ist inzwischen auf dem chinesischen Festland populär, besonders in Shanghai, Peking, Chongqing und Sichuan, wo die Popkultur sehr vielfältig und modern ist. Obwohl Chinesen Rap in verschiedenen Dialekten und Sprachen vortragen, treten die meisten chinesischen Hip-Hop-Künstler in der populärsten Sprache Chinas auf: Mandarin.
Auch kantonesischer Rap ist in Städten wie Guangzhou, Shenzhen und Hongkong stark vertreten.
Die deutschen Filmemacher George Lindt und Susanne Messmer drehten den DokumentarfilmBeijing Bubbles, der weltweit auf Festivals, imMuseum of Modern Art in New York und in europäischen Kinos gezeigt wurde. Der Film beschreibt das Leben junger Punker, Rocker und Bluesmusiker in China. Es ist der erste Dokumentarfilm über die junge Musikszene Chinas.
1980 wurde dieChinese Musicians’ Association formell in dieInternational Musicological Society gewählt. Chinesische Musikgruppen unternahmen Auslandstourneen, während ausländische Künstler in China auftraten. Mitte der 1980er Jahre zogen volkstümliche Balladen, westlicher Folk sowie die europäische Klassik immer noch die meisten Zuhörer an. Gleichwohl erfuhren auch der lange Zeit verbannte Jazz – z. B. mit dem chinesisch-deutschenJazz Improvise Meeting Festival – sowie derRock ’n’ Roll zunehmende Rezeption, insbesondere unter den jüngeren Chinesen. Weiterhin ist die moderne chinesische Musik dem kritischen Auge der Regierung ausgesetzt, die eine westliche Unterwanderung chinesischer Werte befürchtet und Militärmusik einsetzt, um ganze Dörfer per Lautsprecher mit eigener Propaganda zu beschallen.
Seit der Berufung vonXi Jinping zumStaats- und Parteichef Chinas gehen die Staatssicherheitsbehörden deutlich schärfer gegen vermeintlich kritische Musik im öffentlichen Raum vor.[5] Musiker und Bands in China müssen vor Aufführungen ihre geplanten Liedtexte in der Regel vorab vorlegen und genehmigen lassen.[6]