Chiapas
Chiapas Freier und Souveräner Staat Chiapas Estado Libre y Soberano de Chiapas | ||
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| ![]() | |
Hauptstadt | Tuxtla Gutiérrez | |
Fläche | 75.634 km² (Rang8) | |
Einwohnerzahl | 5.543.828 (Rang8) | |
Bevölkerungsdichte | 75 Einwohner pro km² (Zensus 2020) | |
Gouverneur | Rutilio Escandón Cadenas (Morena) (2018–2024)[veraltet] | |
Bundesabgeordnete | (2021–2024) Morena = 9,PVEM = 3,PRI = 1 (13 Bundeswahlkreise) | |
Senatoren | (2018–2024) PRI = 1 Morena = 1 Movimiento Ciudadano = 1 | |
ISO 3166-2 | MX-CHP | |
Postalische Abkürzung | Chis. | |
Website | www.chiapas.gob.mx |
Chiapas [ˈtʃjapas], offiziellFreier und Souveräner Staat Chiapas (spanischEstado Libre y Soberano de Chiapas), ist einBundesstaat im SüdostenMexikos, dessen Name von dem vor der Kolonialzeit im Hochland siedelnden indigenen Volk der Chiapa stammt. Im Norden grenzt er an den BundesstaatTabasco, im Westen an die BundesstaatenVeracruz undOaxaca sowie an denPazifischen Ozean, im Süden und Osten anGuatemala. Chiapas besitzt eine Fläche von 75.634 km² und wird administrativ in124Municipios unterteilt.
Der Staat hat etwa 5,5 Millionen Einwohner (2020), wovon bei vierzehn indianischenEthnien ca. eine Millionindigener Abstammung ist. Die meisten Indigenen gehören derMayavolksgruppe an. Diese sprechen vor allemTzeltal oderTzotzil; ca. 300.000 sprechen kaum oder gar nichtSpanisch. Die östlichen zwei Drittel des Staates werden überwiegend von Indigenen bewohnt.
Der Bundesstaat ist vonArmut geprägt, trotz optimalerklimatischer Bedingungen für dieLandwirtschaft ist ein Teil der indigenen Bevölkerung unterernährt.
Die Hauptstadt istTuxtla Gutiérrez, die ökonomisch wichtigste Stadt istTapachula. Touristisch am bekanntesten sindSan Cristóbal de las Casas, früher auchCiudad Real genannt, und die demWeltkulturerbe zugehörige RuinenstadtPalenque aus der klassischen Mayazeit. Chiapas weist eine große Arten- und Naturvielfalt auf.
Geographie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Landwirtschaft, Bodenschätze, Klima
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Aufgrund der klimatischen Verhältnisse von Chiapas, das in den äußerenTropen liegt, aber aufgrund der Topographie gleich mehrereHöhenzonen umfasst (feuchtheißertropischer Regenwald im Tiefland, (Regenzeit Mai bis Oktober)kalttropische Übergangsbereiche mitBergnebelwald an der Pazifikküste und Hochlandklimaten), gedeiht hier eine große Vielfalt an Pflanzenarten. Das Klima im Hochland ist mild und keinem Wechsel derJahreszeiten unterworfen; der deutsche SchriftstellerB. Traven nannte seinen in Buchform erschienenenReisebericht über Chiapas deshalbLand des Frühlings.[1]
Fauna und Flora
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Obwohl seltener geworden, leben in Chiapas zahlreiche exotische Säugetiere wieAffen,Brüllaffen,Tapire,Ameisenbären undNabelschweine. Aber auch Großkatzen wiePumas,Ozelots undJaguare sind zu finden.
Unter den Reptilien des Regenwalds sind insbesondere zahlreiche Schlangenarten sowieKrokodile undLeguane hervorzuheben. Auch gibt es in den Regenwäldern zahlreiche Vogelarten. Der etwa 35 cm großeQuetzal, einer der farbenprächtigsten Vögel des tropischen Regenwaldes, sei hier stellvertretend genannt.
Natürlich vorkommend und für wirtschaftliche Nutzung und Handel besonders wichtig sind vor allemMahagoni,Teak,Gummi,Kautschuk und Kakao.
Anbauprodukte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- imHochland:Kaffee (insbesondere die SorteMaragogype),Weizen,Gerste,Hafer,Kartoffeln,Süßkartoffeln,Mais
- imTiefland:Kakao, Mais,Gummi,Bananen,Ananas,Kokosnuss,Baumwolle,Avocado,Agaven,Sisal,Tomaten,Bohnen,Maniok,Kürbis,Chilischoten, Kartoffeln, Süßkartoffeln,Chayote[2]
- in der Übergangsregion: Mais,Zuckerrohr,Wein,Orangen,Zitronen,Mandeln,Kastanien,Oliven,Nüsse,Äpfel,Birnen,Kirschen,Pfirsiche, Avocado, Agaven, Sisal, Tomaten, Bohnen, Kartoffeln, Kürbis, Süßkartoffeln, Maniok[2]
Bodenschätze
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Eisen,Erdöl,Edelsteine,Gas,Gold,Kohle,Kupfer,Blei,Zinn,Schmucksteine,Schwefel,Silber[2]
Bevölkerung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Indigene Ethnien
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Chiapas ist nachOaxaca der Bundesstaat mit dem zweitgrößten relativen Anteil von indigenen Muttersprachlern (Volkszählung 2020: 28, 2 %).[3]
Tzeltal
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]DieTzeltals nennen sich selber „Winik Atel“, was schlicht „arbeitender Mensch“ bedeutet. Sie leben zumeist von der Landwirtschaft. Sie stellen die größte indigene Ethnie und siedeln südöstlich von San Cristóbal de las Casas. Heute gibt es etwa 500.000 Tzeltal in Chiapas. Das Tzeltal-Maya gehört zur Mayasprachfamilie und wird heute von über 470.000 Menschen gesprochen – somit ist es die viertgrößte Sprachgruppe Mexikos. DieTzeltal-Sprache teilt sich in zweiDialekte. Der eine hat sich im Hochland, der andere im Tiefland ausgebildet. Die meisten Kinder dieses Volkes sprechen mittlerweile auch Spanisch, die Erwachsenen sind zumeist einsprachig. Die Tzeltal bilden, örtlich gebunden, eine soziale undkulturelle Einheit.[4] Haupthandelsprodukt der Tseltales sind neben landwirtschaftlichen Erzeugnissen unglasierte Töpferwaren.[5]
Tzotzil
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DieTzotzil leben imStammesverbund konzentriert im Hochland und Grenzgebiet zu Tabasco, sie verteilen sich aber fast landesweit. Die Tzotzilsprache wird von ca. 350.000 Menschen gesprochen und ist somit nur geringfügig weniger verbreitet als die Sprache der Tzeltal. Hauptsiedlungspunkte sindChamula,Zinacantán,Chenalhó undSimojovel. Die Sprache ist eng verwandt mit der Tzeltalsprache und entfernt verwandt mit dem Yucatec-Maya der Lacandonen.
Traditionell tragen viele Männer kurzeHosen, ein langes, helles Baumwollunterhemd unter einemZiegenfell- oder Baumwollponcho. Der Hut ist mit Bändern geschmückt. Die Farbigkeiten der Trachten variieren von Dorf zu Dorf. Die Chamulatzotzils tragen beispielsweise dunkle Trachten, die freundlicher gestimmten Zinacantantzotzils hingegen violette und rosafarbene Tracht mit gestickter Blumenzier. Die Tzotzilfrauen tragen ihre Haare offen oder geflochten und ihre Kleinkinder in Tüchern an den Körper angeschmiegt.[6]
Handel betreiben in erster Linie Frauen und Mädchen, während die Männer abseits stehend das Treiben beobachten. Neben landwirtschaftlichen Produkten werden hochwertigeHandwerksartikel angeboten. Geflochtene, sehr farbenfrohe, reichhaltigornamentierte Gürtel und Armbänder sind zu nennen, aber auch prachtvoll gewebte Decken und Tonwaren werden angeboten. Verkauft werden an Touristen andere Ornamentmotive als der Tzotziltracht zugehörige. Diese ist von vordergründigermagischerSymbolik.
Bei den Tzotzils ist derritualisierteSchamanismus ausgeprägt vorhanden und wird vor allem von Frauen ausgeführt. Einen sehr wichtigen Bestandteil dieser Rituale nimmt als Opfertier dasHuhn ein (siehe auch:Chamula). Bei den Männern ist dieKampfbereitschaft erwähnenswert. Die Tzotzilindianer haben denFreiheitskampf der EZLN nicht nur unterstützt, sondern auch daran teilgenommen, dadurch gewannen sie dieAutonomie.
Lakandonen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die auchLakandonen genannten Maya (lakandonischHach Winik, „wahre oder echte Menschen“) sind ein indigenes Volk im Tiefland von Chiapas. Sie unterteilen sich in zwei Unterethnien, die nördlichen und die südlichen Lakandonen.
Unter den Nachkommen der alten Maya lebt diese Ethnie am stärksten isoliert, da sie mitten im Tieflanddschungel siedelt. Die Lakandonen haben sich im letzten Jahrhundert kulturell gespalten – die Lakandonen, die in der Nähe von Bonampak siedeln, wurden von evangelischen Missionaren christianisiert. Diese haben sich für den Tourismus geöffnet und auch Übernachtungsmöglichkeiten für Reisende eingerichtet. Durch den Verkauf von Holzfällerrechten sind einige dieser Lakandonen sehr wohlhabend geworden. Die immer noch traditionell lebenden Lacandonen siedeln in der Nähe der Ortschaft Nahè – bei Palenque, dort pflegen diese Maya noch ihre jahrhundertealte Lebensweise undReligion.[7]
Seit dem 20. Jahrhundert ist diese kleine Kultur also verstärkt in den Kontakt mit der „westlichen Zivilisation“ geraten. Die Kultur der heute nur noch (geschätzt) etwa 600–1000 Lakandonen ist infolge von dieserAkkulturation und den diversen Missionierungsversuchen akut vom Verschwinden bedroht. Die Lakandonen siedeln auch in der Nähe von Tourismusmagneten, wie den Ruinen von Palenque.[8] Dort handeln oder tauschen männliche Lakandonen selbstgefertigte Waren (Pfeile, kleine Bögen).B. Traven schreibt, dass die Lakandonen Anfang der 1930er Jahre noch nackt im Urwald lebten, mittlerweile tragen die Lakandonenmänner weiße lange Baumwollhemden und die Frisur ist häufig mit einemPony versehen. Die Haarlänge variiert, meistens erreichen die Haarspitzen den Brustbereich.[9] Die Lakandonen haben sich der EZLN nicht angeschlossen.
Tojolabal
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Tojolabal siedeln im Grenzgebiet zu Guatemala. Es wird vermutet, dass sie noch vor der Kolonialisierung aus dem heutigen Guatemala nach Chiapas eingewandert sind. Die etwa 35.000 Angehörigen der Tojolabal sprechen eine eigene Sprache und nur wenige sind auch noch des Spanischen kundig. Nur die Frauen tragenTracht, die Blusen sind weiß, die Röcke bunt. Alle Kleidungsstücke sind mit reich ornamentierten Bandmotiven bestickt. Unverheiratete Frauen tragen ihre Haare offen, verheiratete Frauen zu zwei Zöpfen gebunden. Alle verheirateten Frauen tragenKopftücher, unverheiratete Frauen und Mädchen nur gelegentlich.[10]
Bevölkerungsentwicklung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl[11] |
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1950 | 907.026 |
1960 | 1.210.870 |
1970 | 1.569.053 |
1980 | 2.084.717 |
1990 | 3.210.496 |
1995 | 3.584.786 |
2000 | 3.920.892 |
2005 | 4.293.459 |
2010 | 4.796.580 |
2015 | 5.217.908 |
2020 | 5.543.828 |
Geschichte
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Vorkoloniale Zeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Nach derzeitigem Stand der Forschungwanderten die ersten Menschen in Chiapas vor ca. 8000 Jahren aus Nordamerika kommend ein.
Etwa vor 4000 Jahren begann die in Chiapas,Guatemala,Honduras,El Salvador,Belize und auf derHalbinselYucatán siedelnde Volksgruppe der Maya, eine stetig in Größe und Komplexität anwachsendeHochkultur beachtlichen naturwissenschaftlichen Wissensstandes zu entwickeln.
Die Maya organisierten sich in autonomenStadtstaaten, bildeten aber eine kulturelle und religiöse Einheit. Einzelne Städte sollen eineEinwohnerzahl von mehreren hunderttausendBewohnern gehabt haben und waren nach derzeitigen wissenschaftlichen Erkenntnisstand, zum damaligen Zeitpunkt, die größten menschlichen Ansiedlungen weltweit.

In der klassischen Periode (bis ca. 900 n. Chr.) war dieReligion Dreh- und Angelpunkt der Kultur der Maya. Dies ist auch an der architektonischen Gliederung der Städte erkennbar, wo jeweils das Zeremonialzentrum desTempels die Stadtmitte markiert. Um den Tempelbezirk gruppierten sich die steinernen Häuser der Oberschicht, die Mittelschicht und Unterschicht wohnten in den Randgebieten der Städte, zumeist in Holzhäusern undHütten, von denen nicht viel erhalten geblieben ist. Bestandteil der Religion war ein großesGötterpantheon.[12]
Der Zerfall der Hochkultur fand seit dem 8. Jahrhundert n. Chr. statt – der endgültige Fall wird in das 10. Jahrhundert datiert. Die Städte wurden hastig verlassen und sehr schnell vomUrwald überwuchert. Die Ursachen sind noch ungeklärt, als Erklärung werden derzeit die zermürbenden Kriege,Revolutionen und eineDürreperiode als zeitlich zusammentreffende Phänomene angeführt.[13]
Koloniale Zeit
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1523 unternahmen, vom bereits eroberten Teil des heutigen Mexikos ausgehend, mehrere spanische Armeen einen Feldzug in südlicher Richtung.[14] Die westlich ziehende Armee wurde angeführt vonGonzalo de Sandoval undPedro de Alvarado. Begleitet von einigen hundert indianischen Verbündeten (zumeistTlaxcalteken undCholulas) zogen 420Conquistadoren, davon 120 Kavalleristen, in das südlich gelegene Hochland in Richtung Guatemala.[15]
Bei ihrem letztendlich siegreichenKriegszug nach Guatemala unterwarfen die Conquistadoren die meistenindigenen Stämme im Hochland von Chiapas. Über die Geschehnisse während dieses Feldzuges ist nicht viel überliefert, in Erinnerung geblieben ist derMassenselbstmord hunderter Frauen und Kinder vom Volk der Chiapas, die sich in denCañón del Sumidero stürzten, um sich so derVersklavung zu entziehen.[16] Der Stamm der Chiapa ist nachfolgend ausgestorben. Berichtet wurde, dass es üblich war, gefangene Indigene (Männer, Frauen und Kinder) als Sklaven zu kennzeichnen. Mit einem glühendenBrandeisen wurde ihnen einG (für spanischguerra „Krieg“) auf der Stirn eingebrannt.[17]
Hernán Cortés führte zeitgleich eine Armee durch das tropische Tiefland von Chiapas. Er beabsichtigte, erst die Halbinsel Yucatán zu erobern, um von dort ausHonduras zu kolonialisieren. StrategischesKalkül dieses getrennten militärischen Vorgehens war eine zangenartige Umfassung der Mayavölker.
Der ChronistBartolomé de Las Casas beschrieb die Vorgehensweise der Conquistadoren folgendermaßen: „Es ereignete sich mehr als einmal, dass sie von 4000 Indianern nicht ihrer 6 lebend nach Hause brachten; alle übrigen büßten ihr Leben ein.“ Er bezog sich damit auf die blutigen Versuche der Eroberer, ganze Stämme zu versklaven.[18]

Nach lange dauernden Kämpfen gründete 1528Diego de Mazariegos Ciudad Real, das spätere San Cristóbal de las Casas; die später erfolgte Umbenennung ehrt den am 30. März 1544 zum Bischof von Chiapas geweihten Bartolomé de Las Casas, da er den Indigenen freundlich war. Nach der Gründung der Provinzhauptstadt kamen sehr baldMercedarier nach Chiapas, die später durchDominikaner ersetzt wurden.[14]
Das gewalttätige Vorgehen der Conquistadoren, vor allem aber eingeschleppte Krankheiten wie diePocken undGrippe entvölkerten ganze Landstriche, so die Hochländer von Chiapas und Guatemala, in denen sich binnen eines Jahrhunderts die Bevölkerungsdichte um 70 bis 90 % reduziert haben soll. Mangels einheimischer Sklaven wurden Ende des 17. Jahrhunderts 50.000 afrikanische Sklaven in das Hochland verschleppt.[15] Wie im angrenzenden (damaligen) Mexiko entstand in Chiapas und Guatemala ein rassistisch ausgerichtetesKastenwesen. DieUnterschicht bestand aus Menschen, die entweder nicht anteilig europäischer oder teilweise afrikanischer Abstammung waren: Indianer,Mulatten, Schwarze undZambos. Über ihnen standen dieMestizen, darüber befindlich die in der Neuen Welt geborenen Spanier, dieKreolen, während Spanier aus Europa (peninsulares) an der Spitze stand.[19] Diese Hierarchie manifestierte sich in der regionalen Gesetzgebung. So war es Schwarzen und Mulatten bei Androhung von 100 Peitschenhieben verboten, auf Pferden oderMaultieren zu reiten. Auch der Weigerung der Indianer, sich in Unfreiheit zu vermehren, wurde per Gesetz entgegengewirkt, denn Kinderlosigkeit in der Ehe wurde mit 25 Peitschenhieben bestraft.
Die indigene Urbevölkerung leistete diesen Unterdrückungs- und Verdrängungsversuchen der eigenen Kultur wiederholt massiven Widerstand, der regelmäßig in blutige Revolten mündete. Zu erwähnen ist der 1712 von der MetropoleCancuc ausgehende Tseltalesaufstand und die 1772 vonGomez de la Gloria angeführte Widerstandsbewegung, der sich über 6000 indigene Kämpfer anschlossen. Alle Revolten nahmen den gleichen Verlauf, sie wurden brutal und blutig niedergeschlagen.[20]
Nachkoloniale Zeit
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Chiapas wurde in derKolonialzeit vonGuatemala aus regiert. Guatemala wurde 1822 – nach dem erfolgreichenUnabhängigkeitskrieg gegen Spanien – auf Betreiben vonAgustín de Iturbide an Mexiko angegliedert, spaltete sich jedoch schon 1823 wieder ab. Chiapas entschied per Volksentscheid, mexikanisch zu bleiben.
1867 kam es ausgehend von der vonTzotzilindianern bewohnten OrtschaftChamula zu einer indigenenRebellion, die etwa bis 1870 andauerte und äußerst blutig verlief, die meisten Opfer waren Tzotzil. Ursache desAufstandes war dieUnterdrückung einer infolge einerDürre ausgelösten religiösen Bewegung der Chamulatzotzils.[21][22] In Erwartung eines heilbringenden "indianischen Jesus" wurde ein Freiwilliger vor der Kirche San Juangekreuzigt. Zufällig aus San Cristóbal de las Casas angereisteMissionare verlangten mit der Unterstützung von zu Hilfe gerufenen militärischen Einheiten die Abhängung des noch lebenden indianischenMessias und entfachten dadurch den Aufstand.[21][22]

Drei Missionare sollen in unmittelbarem Zusammenhang mit der erzwungenen Abhängung ums Leben gekommen sein. Bei der Niederschlagung dieses Aufstandes kam es zu massivenGräueltaten, so wurden als Exempel gefangen genommenen Tzotzilindianern öffentlich in San Cristóbal de las CasasNasen undOhren abgeschnitten.[22]Fotografien derGemarterten konnten noch bis zur zapatistischen Revolution von 1994, die wiederum von Chamula ausging, aufPostkarten in derProvinzhauptstadt käuflich erworben werden.
Chiapas-Konflikt
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Im Jahr 1994 begann der Aufstand derZapatisten unter Führung desSubcomandante Marcos, der auf der ganzen Welt zur Kenntnis genommen wurde. Die Zapatisten, die sich in derEjército Zapatista de Liberación Nacional (EZLN, deutsch: ‚Zapatistische Armee der Nationalen Befreiung‘) zusammengeschlossen haben, kämpfen für die Rechte und die freie Entwicklung der indigenen Bevölkerung. Sie wenden sich auch mit gewalttätigen Mitteln gegen die Folgen der kolonialen Ausbeutung, diverseMissionierungsversuche, vor allem aber gegen die von Rassismus und religiösem Fanatismus geprägte Motivlage, die die letzten Reste der uraltenHochkultur der Maya auszurotten droht.[23]
Bei ihrem Vorgehen gegen dieGuerilla übte die mexikanische Armee massive Gewalt auch gegen unbeteiligte Indigene aus und verübte zahlreiche Gräueltaten. Das bekannteste Massaker fand in 1997Acteal statt, unter den 45 Opfern sollen sogar schwangere Frauen und Kinder gewesen sein (siehe hierzu auch Artikel EZLN).[23][24]
Von 1994 bis 2000 sind nach Angaben der EZLN über 1000 Guerillas und sympathisierende Maya getötet und mehr als 15.000 vertrieben worden. Wegen der hohen Opferzahlen und des Rückgangs des infolge der Unruhen zurückgehenden, ehemals profitträchtigen Tourismus wandten sich viele der indigenen Unterstützer von der EZLN ab.[23][25]
Politik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Gouverneur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Regierung des Bundesstaates wird von einem direkt vom Volk gewähltenGouverneur (spanisch:Gobernador) geleitet.
Verwaltungsgliederung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Hauptstadt des Bundesstaates ist die etwa 500.000 Einwohner zählende StadtTuxtla Gutiérrez. Wirtschaftlich bedeutendste Stadt ist das unweit derPazifikküste gelegeneTapachula. Touristisch am bekanntesten sindSan Cristóbal de las Casas, früher auchCiudad Real genannt, und die demWeltkulturerbe zugehörige RuinenstadtPalenque aus der klassischen Mayazeit.
Chiapas besitzt eine Fläche von 75.634 km² und wird administrativ in124Municipios unterteilt.
Touristische Attraktionen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Attraktionen kultureller Art
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In Chiapas liegen bedeutendeMaya-Ruinenstätten, unter anderem die zumWeltkulturerbe gehörenden Zeremonialzentren vonPalenque,Bonampak,Yaxchilán,Toniná,Izapa undChinkultic.
Die meisten und auch bekanntesten Sehenswürdigkeiten der klassischen Mayazeit befinden sich im Tiefland von Chiapas und somit in der tropischen Klimazone. Einst vomDschungel überwuchert, sind sie mühselig freigelegt worden. Fast alle ehemaligen Kultzentren sind mittlerweile über Straßen erreichbar.
In den Ruinenstätten wurden bedeutendeArtefakte der untergegangenen klassischen Periode entdeckt, wieWandmalereien,Stelen, aber auch Dinge des täglichen Bedarfs (vor allem Keramik). Ihnen ist gemeinsam, dass Handwerker von besonderer Kunstfertigkeit sie hergestellt haben.
Die heutigen Städte sind oft von kolonialem Baustil geprägt: fast vollständig erhalten ist die Altstadt vonSan Cristóbal de las Casas. Zahlreiche Kirchen aus der Kolonialzeit, aber auch Museen sind zu besichtigen.
Attraktionen natürlicher Art
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Der Steilsturz-Wasserfall vonMisol-Ha sowie die in derTrockenzeit grün-blau schimmerndeWasserfallkaskade vonAgua Azul, die mit über 6 Kilometern Gesamtlänge zu den längsten der Welt zählt, sind bekannte Attraktionen.
Etwa 10 km von San Christóbal entfernt befinden sich die Grutas de San Christóbal, ein weit verzweigtes Höhlensystem, diese sind ohne nennenswerte Tropfsteinformationen und werden daher nicht stark frequentiert.
Weitere touristische Attraktionen sind derCañón del Sumidero und derNationalpark Lagunas de Montebello, der eine Seenplatte mit unterschiedlich farbigen Gewässern umfasst. Der unmittelbar an Guatemala grenzende Nationalpark weist – in Flora und Fauna – eine besonders große Artenvielfalt auf.
Ein weiteres Naturschutzgebiet befindet sich im Tiefland mitten im Lakandonendschungel. Es umfasst das größte Binnengewässer Südmexikos, den Miramarsee. Dieser liegt im Biosphärenreservat von Monte Azules, dem größten noch erhaltenen, heute aber bedrohten Regenwaldgebiet Nordamerikas; auch dieser Nationalpark weist eine außergewöhnlich hohe Artenvielfalt auf.
Von der einheimischen Bevölkerung wird der Reiseweg zu diesen Sehenswürdigkeiten alsGringo-Trail bezeichnet.
Naturkatastrophen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Vulkanausbrüche
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1982 brach derVulkan El Chichón in Chiapas aus. Der Berg verlor durch den Ausbruch ca. 200 Meter an Höhe und bildete nachfolgend eineCaldera mit innerem sauremKratersee aus. Etwa 2000 Menschen verloren durch den Ausbruch ihr Leben. DieEruption desEl Chichón war mit 1,5 km³ ausgestoßenemMagma, nach dem Ausbruch desPinatubo 1991, die zweitgrößte im 20. Jahrhundert. Die entstandene Aerosolwolke umrundete in drei Wochen die Erde und verteilte sich im Laufe der nächsten sechs Monate vom Äquator bis zum 30. nördlichen Breitenkreis.
1986 brach der VulkanTacaná im Grenzgebiet zu Guatemala aus.
Orkane
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Anfang Oktober 2005 verursachte derHurrikan Stan große Schäden in Chiapas, betroffen waren auch angrenzende Regionen wie:Yucatán,Quintana Roo,Hidalgo,Oaxaca,Puebla undVeracruz.
Erdbeben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Am 16. Oktober 2008 ereignete sich in Chiapas ein Erdbeben mit der Stärke von 6,5 auf derRichterskala. DasEpizentrum lag in der Nähe des OrtesSuchiate an der Grenze zuGuatemala.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- José de Acosta:Das Gold des Kondors. Berichte aus der Neuen Welt 1590 und Atlas zur Geschichte ihrer Entdeckung. Herausgegeben und übertragen von Rudolf Kroboth undPeter H. Meurer, Edition Erdmann in K. Thienemanns Verlag, Stuttgart u. a. 1991,ISBN 3-522-60750-3 (Originalausgabe:America, Oder wie mans zu Teutsch nennet Die Neuwe Welt/ oder West India. Von Herrn Josepho De Acosta in Sieben Büchern/ eins theils in Lateinischer/ und eins theils in Hispanischer Sprach/ Beschrieben. Sutorius, Ursel 1605. Nach dem Exemplar der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz, Berlin[26]).
- Bartolomé de Las Casas:Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der Westindischen Länder, HerausgeberHans Magnus Enzensberger, 9. Auflage, Insel Verlag, 1981,ISBN 978-3-458-32253-5
- Hernán Cortés:Die Eroberung Mexikos, Insel Verlag, Frankfurt am Main 1980,ISBN 978-3-458-32093-7
- B. Traven:Land des Frühlings, Büchergilde Gutenberg, Berlin 1928DNB361772408
- K'ayum Ma'ax,Christian Rätsch (Hrsg.):Ein Kosmos im Regenwald. Mythen und Visionen der Lakandonen-Indianer (=Diederichs Gelbe Reihe. Indianer. Bd. 48), Diederichs, Köln 1984,ISBN 3-424-00748-X (2., überarbeitete Auflage. Diederichs, München 1994).
- Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko. Insel-Verlag, Frankfurt a. M. 1988,ISBN 3-458-32767-3.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Website der Regierung des Bundesstaates (spanisch)
- Detaillierte Landkarte (PDF; 24 MB), Komitee für Statistik und Geografie der Landesregierung (CEIEG)
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Traven:Land des Frühlings. 1928.
- ↑abcB. Traven:Land des Frühlings. 1928, S. 8.
- ↑Mexico's Indigenous Speakers in the 2020 Census
- ↑Eugenio Maurer: “Los tzeltales. Paganos o cristianos? Su religión, sincretismo o sintesis?” 1. Auflage. Centro de Estudios Educativos, México D.F 1984,ISBN 968-7165-11-1
- ↑John Fisher, Silvia Mayer:Mexiko. Loose, 2002, S. 641,ISBN 978-3-7701-6119-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑John Fisher, Silvia Mayer:Mexiko. Loose, 2002, S. 640,ISBN 978-3-7701-6119-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑John Fisher, Silvia Mayer:Mexiko. Loose, 2002, S. 659,ISBN 978-3-7701-6119-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑Ma'ax, Rätsch (Hrsg.):Ein Kosmos im Regenwald. 1984.
- ↑Helmut Hermann:Yucatán, Chiapas. 2. Auflage, Bielefeld 2012, S. 659.
- ↑Robert Nickel: More Indigenous Peoples in Chiapas, Mexico (Memento desOriginals vom 19. Januar 2015 imInternet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/uberarticles.com
- ↑Mexiko: Bundesstaaten und Großstädte - Einwohnerzahlen in Karten und Tabellen. Abgerufen am 28. Juli 2018.
- ↑John Fisher, Silvia Mayer:Mexiko. Loose, 2002, S. 652,ISBN 978-3-7701-6119-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑Alfred Werthmann: Die Maya Gottkönige in Mesoamerika, Geschichte und Hochkultur der Maya. In: die-mayas.de. 21. Dezember 2012, archiviert vom Original am 9. Februar 2015; abgerufen am 3. November 2023.
- ↑abHermann:Yucatán, Chiapas. 2012, S. 334.
- ↑abFrank Herrmann:Travel Handbuch Guatemala. Stefan Loose Verlag, Berlin 2001, S. 79.
- ↑John Fisher, Silvia Mayer:Mexiko. Loose, 2002, S. 627,ISBN 978-3-7701-6119-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko. Frankfurt a. M. 1988, S. 173.
- ↑Dollinger:Schwarzbuch der Weltgeschichte. 1973, S. 235.
- ↑Frank Herrmann:Travel Handbuch Guatemala Stefan Loose Verlag, Berlin 2001, S. 79 f.
- ↑Helmut Hermann:Yucatán, Chiapas. 2. Auflage, Bielefeld 2012, S. 337.
- ↑abAdolf Bastian:Bd. Psychologie und mythologie. O. Wigand, 1860, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑abcTraven:Land des Frühlings. 1928, z. B. S. 78–80.
- ↑abcEnlace Zapatista. In: enlacezapatista.ezln.org.mx. Abgerufen am 19. Januar 2015 (spanisch).
- ↑Acteal. In: Mexiko-Lexikon.de. Archiviert vom Original am 13. Mai 2012; abgerufen am 19. Januar 2015.
- ↑Hermann:Yucatán, Chiapas. 2012, S. 337.
- ↑gbv.de:Die Neuwe Welt/ oder West India (Abbildung des Titelblatts) (Memento vom 24. September 2015 imInternet Archive)
16.41-92.408611111111Koordinaten:16° 25′ N,92° 25′ W