DieChesapeake Bay [ˈtʃɛsəpik ˈbeɪ] ist die größteFlussmündung in denUSA. Sie ist eine südwärts zumAtlantik hin verlaufendeBucht desselben zwischen derDelmarva-Halbinsel im Osten und dem nordamerikanischen Festland im Westen und von den BundesstaatenVirginia undMaryland umgeben, für die sie eine der bedeutendsten Naturlandschaften darstellt.
Der NameChesepiooc bedeutete in derAlgonkin-Sprache derIndianerstämmePowhatan undNanticoke, die hier ansässig waren, vermutlich „Großer Fluss“, oder bezeichnete vielleicht ein Dorf an der Mündung des Gewässers zur offenen See.[1] 1607 errichteten englische Kolonisten imJames River die KolonieJamestown, die die erste erfolgreiche Kolonie Englands in Nordamerika wurde. Ihr AnführerJohn Smith erkundete als erster Europäer im Jahr 1608 Teile der Bucht und ihre südlichen Zuflüsse.
Die Bucht grenzt an die US-Bundesstaaten Virginia und Maryland und bedeckt eine Fläche von 12.000 km². IhrEinzugsgebiet umfasst insgesamt 165.800 km²; zu ihm gehören Teile von sechs amerikanischen Bundesstaaten – neben Virginia und Maryland auchNew York,Pennsylvania,Delaware undWest Virginia – sowie der gesamteDistrict of Columbia. Mehr als 150Flüsse undBäche münden in das Gewässer, das sich vomSusquehanna River im Norden 311 km weit bis zum offenen Atlantischen Ozean erstreckt. Flussgeschichtlich gesehen ist die Bucht das alte untere Tal des Susquehanna, in das sich dieser vor 15.000 Jahren während derletzten Kaltzeit eingegraben hatte, als derMeeresspiegel noch ca. 100 m unter dem heutigen lag.
Gemäß dereffektiven Klimaklassifikation lässt sich das Klima der Chesapeake Bay alsOstseitenklima beschreiben: Es treten dabei heiße, feuchte Sommer, kühle Winter und ganzjährig Niederschläge auf. Hier sind die Frühlings- und Sommertemperaturen etwas moderater als im Landesinneren, etwa Washington, D.C.
Insbesondere der südliche Teil der Chesapeake Bay unterliegt einer der stärksten Landsenkungen und dem damit verbundenen relativen Anstieg des Meeresspiegels an der gesamten Ostküste. Die Senkungsraten betragen bis zu 4,4 mm pro Jahr. Verantwortlich dafür sind teils natürliche Ursachen wie Folgen derIsostasie nach der letzten Eiszeit und Störungen derStratigraphie um den Chesapeake-Bay-Krater. Menschenverursachte Einflüsse sind vorwiegend die Übernutzung der Grundwasservorräte in derRegion Hampton Roads, die zu Grundwasserabsenkungen von bis zu 65 m und zu einer Verdichtung der unterliegenden Sand- und Tonschichten in denAquiferen führt. Durch die Landsenkung steigt die Anfälligkeit der Region für Überflutungen zum Beispiel durch tropische Wirbelstürme und nicht zuletzt für den klimabedingt zu erwartenden Anstieg der Meeresspiegel.[2][3] Ein im Vergleich zum globalen Mittelwert festgestelltes stärkeres Ansteigen des Meeresspiegels an der Küste Virginias, das die Überschwemmungsgefahr weiter zuspitzt, könnte durch eine Verlangsamung des Golfstromes und dessen dadurch veränderter Sogwirkung im Bereich der Chesapeake Bay verursacht sein.[4]
DerSalzgehalt des Wassers schwankt von salzig an der Mündung der Bay in den Atlantik bis zu Süßwasser im Norden der Bay und in den einzelnen Flussmündungen in die Bay. Generell nimmt der Salzgehalt von Nord nach Süd zu. Im Mischungsbereich herrscht in einem großen BereichBrackwasser vor. Die Salinität schwankt über den Jahresverlauf und hängt von den Abflussmengen der westlichen und nördlichen Zuflüsse ab.[5]
ImEozän vor 35 Millionen Jahren schlug am heutigen Eingang der Bucht einMeteorit ein; die Mitte des dabei entstandenen 85 km breiten und 1,3 km tiefenImpakt-Kraters liegt acht Kilometer westlich vonCape Charles; die Struktur wurde wegen ihrer unterseeischen Lage erst 1993 bei Ölbohrungen entdeckt. Der Krater ist mitBrekzien verfüllt, die im Laufe der Zeit noch von einer 300 bis 500 Meter dicken SchichtSedimente überlagert wurden. Die zur Bildung der Brekzien führende Zertrümmerung beeinflusste auch den natürlichenAquifer und ist dafür verantwortlich, dass hier der Salzgehalt des Grundwassers 1,5 Mal so hoch ist wie anderswo. Größtenteils ist das Grundwasser für Trinkwassergebrauch zu brackig, was den Bewohnern der betroffenen Gebiete natürlich bekannt war; erst die Entdeckung des Kraters brachte aber die Erklärung des Sachverhalts.
Erste Hinweise auf den Impakt gab eine Bohrung im fernenAtlantic City, bei der man eine 20 cm dicke Schicht Auswurfmaterials fand, Anzeichen eines massiven Einschlags. Trotz seines hohen Alters ist er höchstwahrscheinlich für die Entstehung der heutigen Bucht mitursächlich.
Die Bucht war lange Zeit berühmt für ihre reichen Fanggründe, insbesondere fürMeeresfrüchte wieKrabben,Venusmuscheln undAustern. AuchDiamantschildkröten, die gerne zu Suppe und Eintöpfen verarbeitet wurden, fing man hier in großer Zahl.
Der Schriftsteller und SatirikerHenry L. Mencken ausBaltimore nannte Anfang des 20. Jahrhunderts die Chesapeake Bay eine „natürlicheProteinfabrik“.[6] In jener Ära gedieh dieAmerikanische Auster (Crassostrea virginia) derart zahlreich, dass dieSeekarten dieAusternbänke als gefährliche Hindernisse in den oft nur zwei bis sechs Meter tiefen Schifffahrtsgewässern vermerkten. Auf dem Zenit des Austernfangs in der Mitte des 19. Jahrhunderts lebten von ihm 7.000Fischer.
Jährlich werden hier 45.000 TonnenKrabbenfleisch gefischt, was die USA wie ehedem zum größten Krabbenfleisch-Exporteur der Welt macht; von den früheren Bestandszahlen ist man allerdings immer noch weit entfernt, das Abkommen war insofern nicht besonders erfolgreich.
2014 vereinbarte ein Zusammenschluss von Verwaltungen mit Bezug zur Bucht ein Programm zum koordinierten Umweltschutz in der gesamten Bucht. Teilnehmer sind die Gouverneure von Maryland, Virginia, Pennsylvania, New York, West Virginia und Delaware, der Bürgermeister von Washington, D.C.; der Vorsitzende derChesapeake Bay Commission und dieU.S. Environmental Protection Agency (EPA). Das Programm setzt auf direkte Maßnahmen zur Gewässerreinhaltung und Änderungen in der Landnutzung, um die Wasserbelastung zu reduzieren, aber auch auf gesellschaftliche Themen wie die Umweltbildung in der Bevölkerung.[7]
Christine Keiner:The Oyster Question: Scientists, Watermen, and the Maryland Chesapeake Bay Since 1880. University of Georgia Press, Athens 2009,ISBN 978-0-8203-2698-6.
Tom Horton:Bay Country. Johns Hopkins University Press, Baltimore 1994,ISBN 978-0-8018-4875-9.
Reisebericht des nach Amerika übergeschifften Herrn Hofrath Weber (aus Chesapeak Bai, den 12. Juni 1834 und Baltimore, den 21. Juni 1834). In:Der Wanderer am Rheine und an der Mosel Nr. 9 vom 23. August 1834 und Nr. 10 vom 30. August 1834 (Online-Ausgabedilibri Rheinland-Pfalz).