Chausseehaus

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterChausseehaus (Begriffsklärung) aufgeführt.
Chausseehaus Süßenborn inWeimar inThüringen um 1910
Nachbau einer Geleit- bzw. Chausseegeldschranke inGrumbach nebst Postmeilensäule, Meilen- und Chausseestein in Aktion mit königlich-sächsischer Postkutsche

EinChausseehaus war dasDienstgebäude desChausseewärters, das er mit seiner Familie bewohnte. Gebaut wurden sie Ende des18. Jahrhunderts und Anfang des19. Jahrhunderts, als dieAußerortsstraßen zuChausseen ausgebaut wurden. Der Chausseewärter beaufsichtigte einen Chausseeabschnitt und kassierte für denLandesherrn dasChausseegeld, dieMaut. Manche Chausseehäuser waren auchZollstationen.

Inhaltsverzeichnis

Chausseehäuser in Preußen

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InPreußen wurden ab 1796 Chausseehäuser für die Chausseegeldeinnehmer und Chausseewärter an den neu angelegten Kunststraßen (Chausseen) erbaut, unter anderem von Baumeistern wieFriedrich Gilly undKarl Friedrich Schinkel.[1] Die Chausseehäuser standen dicht an der Fahrbahn, möglichst mit Einblick in die Chaussee. Der davor angebrachteSchlagbaum wurde erst nach Zahlung des Wegegelds geöffnet. Letzteres diente der Refinanzierung des Chausseebaus und sollte die Kosten für den Unterhalt der Chausseen decken, die z. T. auch von Aktiengesellschaften, Kreisen oder Gemeinden gebaut wurden.

In den Chausseehäusern wohnte außer dem Chausseegeldeinnehmer auch der Wegewärter, was auch zur Sicherheit beitrug. Der Wegewärter war bei Steinstraßen für höchstens 1000Ruten (3,766 km), bei Kiesstraßen für höchstens 500 Ruten zuständig, so dass zwischen den Chausseehäusern (Abstand: 1 Preußische Meile = 2000 Ruten = 7,532 km) gegebenenfalls Wegewärterhäuser für je zwei Wegewärter errichtet wurden.

Mit der französischen Besetzung in denNapoleonischen Kriegen kam der Chausseebau zum Erliegen und wurde erst 1814 fortgesetzt. 1834 lieferte die „Anweisung zum Bau und zur Unterhaltung der Kunststraßen“ Vorgaben für das Erscheinungsbild der Chausseehäuser.

Aus einer alten Quelle können Tarife für das in Preußen zu entrichtende Chausseegeld des Jahres 1840 angegeben werden:[2]

Post- und Personenkutschen, Kaleschen, Kabriolets und alles Fuhrwerk, einschließlich Schlitten
zum Fortschaffen von Personen, beladen oder unbeladen, für jedes Zugtier:
für eine Strecke von 1 Meile 1 Silbergroschen (Sgr)
für eine Strecke von 1 ½ Meilen 1 Silbergroschen (Sgr) und 6 Pfennige (Pf).

Am 31. Dezember 1874 wurden in Preußen die staatlichen Chausseegebühren abgeschafft, so dass die Chausseehäuser ihre Funktion verloren und die Bewohner meist auszogen. Die Privat-, Kreis- und Aktienchausseen erhoben noch bis ins frühe 20. Jahrhundert Chausseegebühren, und deren Chausseehäuser blieben folglich auch solange bewohnt.

Chausseehäuser in Sachsen

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In Sachsen wurden aufnapoleonischen Befehl bestehende Straßen zu Chausseen umgebaut. So wurde ab 1807 die bestehende Poststraßenverbindung von der ResidenzDresden überMeißen bis nachLeipzig zur Chaussee mit seitlichen Gräben sowie Alleebäumen ausgebaut. Im Abstand von jeweils etwa einerKursächsischen Postmeile wurden Chausseehäuser mit Schlagbäumen errichtet, an denen Fuhrleute Chausseegeld zur Wartung und zum Unterhalt entrichten mussten. Auf heutigemRadebeuler Gebiet wurde dazu 1812 ein Bauernhaus am östlichen Rand vonZitzschewig umgewidmet, das 1835 durch einen nur diesem Zweck dienenden Neubau auf dem Nachbargrundstück abgelöst wurde. Die entsprechendeBrücken- und Chausseegeldpflicht wurde erst zum Jahresende 1885 aufgehoben.

Erhaltene Chausseehäuser

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Heute dienen Chausseehäuser des Öfteren als Landgaststätten. Vergleichsweise prominentes Beispiel ist dasChausseehaus in Wiesbaden. Andere Gaststätten finden sich in Rüsselsheim, Zwingenberg oder Fürstenberg/Havel.

Eines dieser Häuser brachte es zu literarischen Ehren. Vom Chausseehaus inMainz-Marienborn beobachteteJohann Wolfgang von Goethe dieBelagerung von Mainz.[3][4] Heute befindet sich in dem 1774 erbauten Gebäude ein landwirtschaftlicher Betrieb mit der Spezialisierung auf Kirschprodukte.

Das Chausseehaus Colbitz an der A14/B189 wurde in den Jahren von 1838 bis 1840 geplant und gebaut. Zahlreiche zeittypische Umbauten belegen eine ununterbrochene Bewohnung. Seltenheitswert besitzt die Grundstücksumfriedung mittels einer Feldsteinmauer mit Ziegelkappe. Der Bau dieser massiven und wehrartigen Mauer lässt den Schluss auf eine Fleckennutzung als Zoll-, Post- oder Pferdewechselstation zu.Traditionell wird die Eigenversorgung durch Gartenfrüchte und ländlicher Kleinviehhaltung angewendet. Zum Geschichtserhalt ist eine entsprechende Farbgestaltung, die Errichtung eines Schlagbaumes nach historischem Vorbild und die Anbringung einer Hinweistafel in Planung.

Siehe auch

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Literatur

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  • Die Mark Brandenburg. Heft 11, 1993,ISSN 0939-3676.
  • Frank Andert (Red.):Stadtlexikon Radebeul. Historisches Handbuch für die Lößnitz. Hrsg.: Stadtarchiv Radebeul. 2., leicht geänderte Auflage. Stadtarchiv, Radebeul 2006,ISBN 3-938460-05-9. 
  • Sabine Ambrosius und Gabriele Horn:Chausseehäuser für Einnehmer und Wegewärter der preußischen Kunststraßen im heutigen Brandenburg. In: Brandenburgische Denkmalpflege. 16. Jahrgang, Heft 1, 2007, S. 43–61,ISSN 0942-3397

Weblinks

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Commons: Chausseehaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Joachim Fricke: Schinkelsche Chausseehäuser in Brandenburg. In: technikmuseum-online.de. 2015, abgerufen am 27. Dezember 2022. 
  2. P. Großmann:Die Frankfurter Chaussee, Sonderdruck aus der Ortsgeschichte Dahlwitz-Hoppegarten, im Selbstverlag, ohne Jahr (im Bestand desMuseums Lichtenberg im Stadthaus)
  3. Das Chausseehaus als Dichterherberge
  4. Goethe:Belagerung von Mainz (Projekt Gutenberg)
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