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Charles Richet

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Charles Richet, um 1913

Charles Robert Richet (*26. August1850 inParis;[1]4. Dezember1935 ebenda) war ein französischer Mediziner und Physiologe, der 1913 für seine Forschungsarbeit zurAnaphylaxie denNobelpreis für Medizin erhielt.

Leben

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Charles Richet wurde 1850 als Sohn von Alfred Richet, Professor an der Fakultät für Klinische Chirurgie in Paris, und seiner Frau Eugenie geboren.

Sein Studium in Paris schloss er 1869 mit einem Doktortitel in Medizin ab. Einen weiteren Doktortitel für Naturwissenschaften erhielt er 1878. Im Jahr 1887 wurde er als Professor für Physiologie an die Medizinische Fakultät Paris berufen. Er war Herausgeber derRevue Scientifique (1878–1887), Mitherausgeber desJournal et de Pathologie Générale (ab 1917) und Präsident derSociety for Psychical Research (ab 1905). 1914 wurde er zum Mitglied derAcadémie des sciences gewählt, deren Vorsitzender er seit 1933 war.[2] DerRussischen Akademie der Wissenschaften inSankt Petersburg gehörte er seit 1912 als korrespondierendes Mitglied an. 1919 wurde er zum assoziierten Mitglied derKöniglichen Akademie von Belgien[3] und 1920 zum Ehrenmitglied (Honorary Fellow) derRoyal Society of Edinburgh gewählt.[4]

Charles Richet starb im Jahr 1935 im Alter von 85 Jahren in Paris.

Privatleben

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1877 heiratete er Amélie Aubry, mit der er fünf Söhne und zwei Töchter hatte. Sein Sohn Charles wurde wie sein Vater Professor an der Medizinischen Fakultät Paris.

Werk

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Richet arbeitete an einem großen Spektrumphysiologischer Fragestellungen. Dabei begann er seine Arbeit mit zwischen 1885 und 1895 getätigten Forschungen über dieTemperaturregulationgleichwarmer Tiere, vor allem über den Schutz vorÜberhitzung durchSchwitzen und die Temperaturerhöhung beimZittern. In Experimenten konnte er zeigen, dass sich im BlutAntikörper gegen Krankheitserreger nach einerImpfung bilden und führte die ersteSerumimpfung am Menschen am 6. Dezember 1890 imHôtel-Dieu (dem ältesten Hospital in Paris)[1] durch. Den Nobelpreis erhielt er allerdings für seine Forschung überAnaphylaxie, also die Überreaktion des Körpers bei bestimmten Stoffen (s. auchAllergien). Er wendete diesen Begriff erstmals an und meinte damit eine Reaktion aufinjizierte Stoffe oderGifte. Er konnte mit Paul Portier zeigen, dass injizierte Proteine die Zusammensetzung der Körperflüssigkeiten, insbesondere das Blut, sofort und nachhaltig verändern konnten.

Richet warGeneralsekretär des vom 5. bis 10. August 1889 abgehaltenenInternationalen Kongresses fürphysiologische Psychologie sowie Ehrenpräsident des vom 9. bis 12. August 1889 ausgerichtetenInternationalen Kongresses fürHypnotismus. Beide Veranstaltungen fanden im Rahmen derPariser Weltausstellung 1889 statt.[5][6]

Neben seinen medizinischen Tätigkeiten brachte er großes Interesse für denSpiritismus auf und schrieb einige Romane. Ebenfalls forschte Richet in derParapsychologie. Er wohnte mehrerenSéances bei. Richet übertrug den BegriffEktoplasma in die Parapsychologie, worunter die Substanz verstanden wird, welche den Medien bei Sitzungen aus den Körperöffnungen strömt.

Unter anderem entwickelte der französische Psychiater Édouard Toulouse zusammen mit ihm Ende des 19. Jahrhunderts die auch nach ihnen benannte Methode der natriumarmen Ernährung zur Unterstützung der Bromtherapie bei Epilepsie (Toulouse-Richet-Methode).

1913 erhielt der „engagierte Pazifist“[7] den Nobelpreis für Physiologie und Medizin in Anerkennung seiner Arbeit über Anaphylaxie.

„Der berühmte Arzt,Schöngeist undPhilosoph, Nobelpreisträger 1913, begründete die Serumtherapie, da er als erster feststellte, daß das Blut eines immunisierten Tieres, auf ein nicht immunisiertes übertragen, Immunität erzeugt; ferner schuf er die Lehre von der Anaphylaxie. Charles Richet war auf den verschiedensten wissenschaftlichen Gebieten tätig und schrieb auch eine Allgemeine Kulturgeschichte, in der er, getreu seinerpazifistischen Ideale, für gemeinsame Kulturarbeit der Völker eintrat. Als junger Mann hatte er amKriege 1870/71 teilgenommen; seine Kriegseindrücke machten ihn zu einem begeisterten Verfechter einerdeutsch-französischen Verständigung. Richet war Teilnehmer an den meistenWeltfriedenskongressen, als Präsident des Friedenskongresses von Paris 1900, derSociété Française de L’Arbritage entre Nations, des ständigen Rates der Französischen Friedensgesellschaft. Auch als Schriftsteller warb er für die Friedensidee mit seinen ‚Episoden aus dem Deutsch-Französischen Kriege‘, seinen Dramen ‚Circe‘ und ‚Socrate‘, dem Roman ‚La douleur des autres‘ und dem bekanntesten seiner Bücher ‚Die Vergangenheit des Krieges und die Zukunft des Friedens‘ (1907). […] Friede und Ehre dem Andenken eines genialen Arztes, der – an der Bahre muß es gesagt werden – in seiner jugendlich-künstlerischen, impetuösen Art die Grenzlinien der Medizin und der Naturwissenschaften nicht immer respektiert hat.“

Nachruf inWiener Medizinischen Wochenschrift vom 21. Dezember 1935[1]

Richet war ein Befürworter derEugenik und befürworteteSterilisationen undHeiratsverbote fürgeistig Behinderte. Seine Ideen zur Eugenik veröffentlichte er in seinem 1919 erschienenen BuchLa Sélection Humaine. Von 1920 bis 1926 war er Vorsitzender der Französischen Eugenik-Gesellschaft.[8]

Der österreichisch-britische PsychologeGustav Jahoda (1920–2016) bemerkte, dass Richet „fest an die Minderwertigkeit der Schwarzen glaubte“ und Schwarze mit Affen und intellektuell mit Schwachsinnigen verglich.[9]

Veröffentlichungen

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Literatur

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Weblinks

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Wikisource: Charles Richet – Quellen und Volltexte
Commons: Charles Richet – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Belege

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  1. abcCharles Richet.Wiener Medizinische Wochenschrift, Jahrgang 1935, S. 1456 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wmw
  2. Nobelpreisträger Charles Richet gestorben. In: Der Tag / Der Wiener Tag, 5. Dezember 1935, S. 7 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/tag
  3. Académicien décédé: Robert Charles Richet. Académie royale des Sciences, des Lettres et des Beaux-Arts de Belgique, abgerufen am 4. Dezember 2023 (französisch). 
  4. Fellows Directory. Biographical Index: Former RSE Fellows 1783–2002. (PDF-Datei) Royal Society of Edinburgh, abgerufen am 2. April 2020. 
  5. Tagesnachrichten und Notizen.Internationale klinische Rundschau / Wiener klinische Rundschau, Jahrgang 1889, S. 569 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/klr
  6. Tagesnachrichten und Notizen.Internationale klinische Rundschau / Wiener klinische Rundschau, Jahrgang 1889, S. 608 (online beiANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/klr
  7. Gundolf Keil:Robert Koch (1843–1910). Ein Essai. 2017/2018, S. 85.
  8. Francesco Cassata:Building the New Man: Eugenics, Racial Sciences and Genetics in Twentieth-Century Italy.ISBN 978-963-9776-83-8. Central European University Press, 2011. S. 73.
  9. Paul G. Bain, Jeroen Vaes, Jacques Philippe Leyens:Humanness and Dehumanization.ISBN 978-1-84872-610-9. Routledge, 2014. S. 28.
Träger des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin

1901: Behring |1902: Ross |1903: Finsen |1904: Pawlow |1905: Koch |1906: Golgi,Cajal |1907: Laveran |1908: Metschnikow,Ehrlich |1909: Kocher |1910: Kossel |1911: Gullstrand |1912: Carrel |1913: Richet |1914: Bárány |1915–1918: nicht verliehen |1919: Bordet |1920: Krogh |1921: nicht verliehen |1922: Hill,Meyerhof |1923: Banting,Macleod |1924: Einthoven |1925: nicht verliehen |1926: Fibiger |1927: Wagner-Jauregg |1928: Nicolle |1929: Eijkman,Hopkins |1930: Landsteiner |1931: Warburg |1932: Sherrington,Adrian |1933: Morgan |1934: Whipple,Minot,Murphy |1935: Spemann |1936: Dale,Loewi |1937: Szent-Györgyi |1938: Heymans |1939: Domagk |1940–1942: nicht verliehen |1943: Dam,Doisy |1944: Erlanger,Gasser |1945: Fleming,Chain,Florey |1946: Muller |1947: C. Cori,G. Cori,Houssay |1948: Müller |1949: Hess,Moniz |1950: Kendall,Reichstein,Hench |1951: Theiler |1952: Waksman |1953: H. A. Krebs,Lipmann |1954: Enders,Weller,Robbins |1955: Theorell |1956: Cournand,Forßmann,Richards |1957: Bovet |1958: Beadle,Tatum,Lederberg |1959: Ochoa,Kornberg |1960: Burnet,Medawar |1961: Békésy |1962: Crick,Watson,Wilkins |1963: Eccles,Hodgkin,Huxley |1964: Bloch,Lynen |1965: Jacob,Lwoff,Monod |1966: Rous,Huggins |1967: Granit,Hartline,Wald |1968: Holley,Khorana,Nirenberg |1969: Delbrück,Hershey,Luria |1970: Katz,Euler,Axelrod |1971: Sutherland |1972: Edelman,Porter |1973: Frisch,Lorenz,Tinbergen |1974: Claude,de Duve,Palade |1975: Baltimore,Dulbecco,Temin |1976: Blumberg,Gajdusek |1977: Guillemin,Schally,Yalow |1978: Arber,Nathans,Smith |1979: Cormack,Hounsfield |1980: Benacerraf,Dausset,Snell |1981: Sperry,Hubel,Wiesel |1982: Bergström,Samuelsson,Vane |1983: McClintock |1984: Jerne,Köhler,Milstein |1985: Brown,Goldstein |1986: Cohen,Levi-Montalcini |1987: Tonegawa |1988: Black,Elion,Hitchings |1989: Bishop,Varmus |1990: Murray,Thomas |1991: Neher,Sakmann |1992: Fischer,E. G. Krebs |1993: Roberts,Sharp |1994: Gilman,Rodbell |1995: Lewis,Nüsslein-Volhard,Wieschaus |1996: Doherty,Zinkernagel |1997: Prusiner |1998: Furchgott,Ignarro,Murad |1999: Blobel |2000: Carlsson,Greengard,Kandel |2001: Hartwell,Hunt,Nurse |2002: Brenner,Horvitz,Sulston |2003: Lauterbur,Mansfield |2004: Axel,Buck |2005: Marshall,Warren |2006: Fire,Mello |2007: Capecchi,Evans,Smithies |2008: zur Hausen,Barré-Sinoussi,Montagnier |2009: Blackburn,Greider,Szostak |2010: Edwards |2011: Beutler,Hoffmann,Steinman |2012: Gurdon,Yamanaka |2013: Rothman,Schekman,Südhof |2014: O’Keefe,M. Moser,E. Moser |2015: Campbell,Ōmura,Youyou |2016: Ōsumi |2017: Hall,Rosbash,Young |2018: Allison,Honjo |2019: Kaelin,Ratcliffe,Semenza |2020: Alter,Houghton,Rice |2021: Julius,Patapoutian |2022: Pääbo |2023: Karikó,Weissman |2024: Ambros,Ruvkun |2025: Brunkow,Ramsdell,Sakaguchi

Personendaten
NAMERichet, Charles
ALTERNATIVNAMENRichet, Charles Robert
KURZBESCHREIBUNGfranzösischer Mediziner und Nobelpreisträger
GEBURTSDATUM26. August 1850
GEBURTSORTParis
STERBEDATUM4. Dezember 1935
STERBEORTParis
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