Boyer brach sein Studium derPhilosophie an derSorbonne ab, um dasPariser Konservatorium zu besuchen, und begann anschließend seine Schauspielkarriere am Theater. Bereits 1920 debütierte er in dem FilmL’homme du large und wurde rasch ein bekannter Darsteller romantischer Helden.
Zwischenzeitlich hatte er in Frankreich unter der Regie vonAnatole Litvak als Kronprinz Rudolf nebenDanielle Darrieux inMayerling seinen bis dahin größten Erfolg. Er drehte danach hauptsächlich in Amerika, so nebenClaudette Colbert inTovarich, mitJean Arthur unter der Regie vonFrank Borzage inUnd ewig siegt die Liebe und alsNapoleon nebenGreta Garbo inMaria Walewska. Sein Auftritt inAlgiers, der amerikanischenNeuverfilmung vonPépé le Moko, mit der er als romantischer Liebhaber lanciert werden sollte, wurde von der PräsenzHedy Lamarrs überstrahlt, die hier in einer Nebenrolle ihr amerikanisches Filmdebüt gab. Angekündigt als „schönste Frau der Welt“ verursachte Lamarr einen Modetrend, indem sie Brünett zur Modehaarfarbe der späten 1930er Jahre machte. Zeit seines Lebens hing Boyer der Satz „Come with me to the Casbah!“ nach, obwohl er ihn in dem Film tatsächlich nie sagte.
In den folgenden Jahren etablierte sich Boyer als Darsteller in Liebesfilmen. Besonders seine Auftritte nebenIrene Dunne inRuhelose Liebe von 1939 undBette Davis inHölle, wo ist dein Sieg? von 1940 trugen ihm Anerkennung der Kritiker ein. Insgesamt dreimal war er nebenMargaret Sullavan zu sehen, darunter 1941 inSeitenstraße. Eine Abkehr von seinen bisherigen Rollen war der Auftritt inMitchell LeisensDas goldene Tor, der ihn 1941 als Gigolo einsetzte, derOlivia de Havilland als unbedarfte junge Lehrerin emotional ausnutzt, um ein Visum für die USA zu bekommen. Ungleich integrer war der von ihm gespielte Charakter inLiebesleid (1943), einem auf einem populären Buch basierenden Film, in dem Boyer unter der Regie vonEdmund Goulding eine tragische Beziehung mit der weiblichen Hauptfigur (Joan Fontaine) eingeht. InDas Haus der Lady Alquist spielte Boyer 1944 einen Ehemann, der versucht, seine Frau (Ingrid Bergman) in den Wahnsinn zu treiben, um an die Juwelen ihrer Tante zu gelangen. Dies brachte ihm seine vierte Oscarnominierung als bester Hauptdarsteller ein. Mit Irene Dunne war er im selben Jahr wieder inModell wider Willen zu sehen. 1946 spielte er inErnst Lubitschs SpätwerkCluny Brown auf Freiersfüßen einen tschechischen Exilanten, der sich in eine vonJennifer Jones verkörperte Klempnerin verliebt. Im Jahre 1948 spielte er mit Ingrid Bergman die Hauptrollen inTriumphbogen, einer aufwendigen Verfilmung des RomansArc de Triomphe vonErich Maria Remarque, die Kritiker und Publikum jedoch nicht überzeugte.
Von den späten 1940er Jahren an verlegte sich Boyer hauptsächlich aufCharakterrollen in Film, Fernsehen und Theater. Er erhielt 1952 einenSpecial Tony Award für seine Darstellung inGeorge Bernard Shaws Don Juan in Hell amBroadway. Zu seinen größten Broadway-Erfolgen gehörte die KomödieThe Marriage-Go-Round, in der er nebenClaudette Colbert in der Saison 1958/59 spielte. Im Jahr 1952 gründete Boyer mitDick Powell undDavid Niven die FernsehproduktionsfirmaFour Star und spielte fortan in Filmen dieser Firma.[1]
Vor allem während des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Boyer für eine kulturelle Annäherung zwischen Frankreich und den Vereinigten Staaten, wofür er eigens dieFrench Research Foundation gründete. Für sein Engagement erhielt er bei derOscarverleihung 1943 einen Ehrenoscar.
Charles Boyer war seit 1934 mit der Schauspielerin Patricia Paterson verheiratet. Am 26. August 1978, zwei Tage nach dem Krebstod seiner Frau und zwei Tage vor seinem 79. Geburtstag, beging Boyer Suizid durchSecobarbital. Sein einziges Kind, ein Sohn, war 1965 im Alter von 21 Jahren beimRussisch Roulette ums Leben gekommen.[2]Charles Boyer liegt auf demHoly Cross Cemetery inCulver City begraben. Ein Stern auf demHollywood Walk of Fame (am Hollywood Boulevard Nr. 6300) erinnert an ihn.