Cha-Cha-Cha
Cha-Cha-Cha | |
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Technik: | Latein |
Art: | Gesellschaftstanz,Turniertanz,Paartanz |
Musik: | Lateinamerikanische Musik,Popmusik,Latin Rock |
Taktart: | Viervierteltakt |
Tempo: | 30–32TPM (120–128bpm) |
Herkunft: | Kuba |
Entstehungszeit: | 20. Jahrhundert |
Liste von Tänzen |
DerCha-Cha-Cha [ˈtʃa.tʃa.tʃa][1] ist ein moderner,paarweise getanzterGesellschaftstanzkubanischen Ursprungs. Seinen Namen hat er von den drei kleinen Schritten, durch die der Übergang von der vierten zur ersten Zählzeit hergestellt wird und die nicht selten lautmalerisch mit „cha-cha-cha“ mitgesprochen werden.[2]
Der Cha-Cha-Cha in seiner weltweit verbreiteten westlichen Variante gehört zu denlateinamerikanischen Tänzen desTanzsports und wird als Bestandteil desWelttanzprogramms inTanzschulen unterrichtet. Die ursprüngliche kubanische Form des Cha-Cha-Chas unterscheidet sich in Technik undFigurenrepertoire stark vom heutigen Turniertanz und ist in der spanischen SchreibweiseCha-cha-chá [--ˈ-] in der modernenSalsa-Szene anzutreffen.
Entstehung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Geschichte des Cha-Cha-Chas wurde nur mündlich überliefert und wird leicht unterschiedlich wiedergegeben. Der Rhythmus des Cha-Cha-Chas wurde zwischen 1948 und 1951 vonEnrique Jorrín erfunden, einem kubanischen Komponisten und Violinisten, der damals in der kubanischenCharangaOrquesta América spielte. Jorrín variierte in seinen Kompositionen seit 1948 beständig den kubanischen TanzrhythmusDanzón: Unter anderem reduzierte er die für diekubanische Musik typischeSynkopierung und fügte dem ursprünglich rein instrumentalen Musikstil rhythmische Gesangseinlagen hinzu.
1951 führte Jorrín den Cha-Cha-Cha-Rhythmus unter dem von ihm gewählten Namenneodanzón (span. „neuer Danzón“) auf den kubanischen Tanzflächen ein. 1953 nahm die Orquesta América Jorríns HitsLa Engañadora undSilver Star auf. Der neue Rhythmus kam beim Publikum sehr gut an und inspirierte die Tänzer zu einem Tanzschritt, der den Grundschritt desMambo um einen schnellen Wechselschritt ergänzt. Dieser schnelle Wechselschritt verursachte laut Jorrín ein scharrendes Geräusch, das für ihn wiecha cha chá klang und das er als rhythmische Gesangseinlage in einige seiner Lieder einbaute. Dieses Geräusch und die daraus resultierende rhythmische Zählweise2 3 Cha-Cha-Cha waren letztendlich namensgebend für den Tanz.
Der Cha-Cha-Cha verbreitete sich sehr schnell über die kubanische Grenze hinweg nachMexiko und in dieVereinigten Staaten. In den Vereinigten Staaten avancierte der Cha-Cha-Cha über Nacht zumModetanz des Jahres 1955, gestützt durch die legendären Mambo- und Cha-Cha-Cha-Orchester des TanzsalonsPalladium inNew York City. Möglicherweise lag der große Erfolg des Cha-Cha-Cha im Entfernen derSynkopierung begründet, denn diese rhythmische Besonderheit erschwert westlichen Hörern das Tanzen und gilt als Mitursache für den schnellen Niedergang des Mambo.
Der Tanz erfuhr sehr früh technische Anpassungen an dieRumba. 1962 wurde er offiziell zu den Turniertänzen hinzugenommen und wies bereits damals die Grundform der heutigen Turniervariante auf. Einen großen Beitrag zur technischen Entwicklung lieferteWalter Laird, der mit seiner Tanzpartnerin Lorraine Reynolds in den Jahren 1962, 1963 und 1964Latein-Weltmeister wurde und mehrere Tanzbücher verfasste. 1963 wurde der Cha-Cha-Cha alslateinamerikanischer Tanz in dasWelttanzprogramm aufgenommen und gehört seither weltweit zum Grundstock allgemeiner Tanzschulen.
Charakteristik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Cha-Cha-Cha-Musik ist heiter und unbeschwert. Der Tanz ist ein amüsanter und koketter Flirt zwischen den Tanzpartnern, die in frechen offenen und geschlossenen Figuren miteinander spielen. Er ist vorwitziger als die verträumt-erotischeRumba, aber weniger aufreizend als der überschäumendeSamba. Die kubanische Variante ist insgesamt ruhiger und weicher.
Rhythmus und Musik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Cha-Cha-Cha wird imViervierteltaktnotiert und hat die Hauptbetonung auf dem ersten Taktschlag.
DerWorld Dance Council (WDC) schreibt für das Cha-Cha-Cha-Tempo auf Turnieren 30Takte pro Minute vor[3], dieWorld DanceSport Federation (WDSF) 30–32 Takte pro Minute.[4] DerDeutsche Tanzsportverband (DTV), derÖsterreichische Tanzsportverband (ÖTSV) sowie derSchweizer Tanzsport Verband (STSV) sind jeweils Mitglied des WDSF[5], daher werden bei Turnieren dieser Verbände ebenfalls die WDSF Tempo-Vorgaben angewendet.[6][7][8]
Cha-Cha-Cha ist in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich für eine kubanische Musikform: Er wurde von Anfang an im Viervierteltakt notiert, während die meisten anderen kubanischen Musikformen ursprünglich im Zweivierteltakt-Takt notiert und erst im Laufe der Zeit von Exilkubanern an die westliche Vierviertelnotation angepasst wurden. Trotz seiner Wurzeln imDanzón hat er keinen Bezug zurClave, dem aus Afrika stammenden Rhythmusschema, das fast alle kubanische Musik prägt. Schließlich weist er keineSynkopierung auf und steht damit unter anderem im Gegensatz zum Mambo, bei dem die Hauptbetonung vom ersten auf den vierten Taktschlag verschoben ist.
Seit Jorríns Tagen hat sich die Musik, auf die Cha-Cha-Cha getanzt wird, ständig verändert. Spielte dasOrquesta América noch in der klassischenCharanga-Besetzung desDanzóns mit Perkussion, Klavier, Bass, Flöte undCuerdas, setzten sich bereits imPalladium fetzige Bläserbegleitungen durch. Zur nachhaltigen Beliebtheit des Cha-Cha-Cha trug auch bei, dass er problemlos mit derMetrik der westlichen Musik vereinbar ist. So wird Cha-Cha-Cha in Tanzschulen heute auf aktuelle Chart-Hits derPopmusik und desLatin Rock gelehrt.
Technik
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Cha-Cha-Cha ist ein stationärer Tanz, wird also weitgehend am Platz getanzt. Wie dieRumba lebt auch der Cha-Cha-Cha von Hüftbewegungen. Die Schritte sollten eher klein ausfallen, da sonst die Hüftbewegung unnötig erschwert würde.
Charakteristisch für den Cha-Cha-Cha ist dasChassé auf „4 und 1“.
Der ursprüngliche kubanische Cha-Cha-Cha und die moderne Turniervariante unterscheiden sich in allen weiteren Punkten so sehr, dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden.
Kubanische Variante
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die ursprüngliche Form des Cha-Cha-Cha ist dem Mambo sehr ähnlich und heute nur noch beim Freizeittanz in derSalsa-Szene anzutreffen. Der kubanische Cha-Cha-Cha wird klein und „erdig“ getanzt, das heißt, die Schritte werden stets auf dem ganzen Fuß angesetzt und die Füße kaum vom Boden gehoben. Beim Chassé schleifen die Füße über das Parkett, als wollte der Tänzer ein Blatt Papier über den Boden schieben. Die Hüftbewegung beim Chassé entsteht dadurch, dass die Schritte mit gebeugtem Knie angesetzt werden, wodurch sich die Hüfte wechselseitig absenkt. Der Grundschritt zeichnet sich durch eine leichte Vorwärts-Rückwärts-Bewegung aus:
Takt | Schlag | Zählweise | Partner1 | Partner2 |
---|---|---|---|---|
1 | 1 | „Cha“ | Rechter Fuß leicht vor | Linker Fuß leicht zurück |
2 | „2“ | Linker Fuß vor | Rechter Fuß zurück | |
3 | „3“ | Rechter Fuß am Platz | Linker Fuß am Platz | |
4 | „Cha“ | Linker Fuß zurück | Rechter Fuß vor | |
und | „Cha“ | Rechter Fuß schließt | Linker Fuß schließt | |
2 | 1 | „Chá“ | Linker Fuß leicht zurück | Rechter Fuß leicht vor |
2 | „2“ | Rechter Fuß zurück | Linker Fuß vor | |
3 | „3“ | Linker Fuß am Platz | Rechter Fuß am Platz | |
4 | „Cha“ | Rechter Fuß vor | Linker Fuß zurück | |
und | „Cha“ | Linker Fuß schließt | Rechter Fuß schließt |
Die lockere Tanzhaltung ist flexibel, was den Abstand der Partner zueinander betrifft, ausladende Armbewegungen gibt es keine. Das Figurenrepertoire ist durch den PlatzwechselCross Body Lead und einfache Drehungen geprägt und etwa dem Basisrepertoire der modernen Salsa im geradlinigen Stil vergleichbar.
Westliche Variante
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die westliche Variante ist durch die Technik derlateinamerikanischen Tänze geprägt. Ähnlichkeiten zurRumba sind in Grundschritt und Basic-Figuren zu finden, die Hüftbewegung hat jedoch durch das höhere Tempo und den schnellen Wechselschritt einen anderen Charakter, rotierende Anteile treten zurück. Die Füße sind in den Check- undLockstep-Schritten wie in allen „echten“ lateinamerikanischen Tänzen (Salsa,Mambo, Rumba, eingeschränkt:Samba) leicht nach außen gedreht, die Schritte werden stets auf dem Fußballen angesetzt. Bei den langen Schritten auf den Taktschlägen 1, 2 und 3 wird das Bein ganz durchgestreckt und die Ferse flach aufgesetzt. Um die Musik besser rhythmisch akzentuieren zu können, erfolgen die Schrittansätze immer am Ende des ihnen jeweils zustehenden Zeitintervalls, dann aber sehr schnell ausgeführt. Die Betonungen auf „1“ und noch stärker „3“ sind deutlich zu machen; am Ende des Seitwärts-Chassés rotiert das gestreckte Spielbein aus, und zwar reaktiv durch das Senken in die Hüfte.
Die Schrittgröße und die Intensität der die Schritte einleitenden Hüftbewegungen korrelieren, was bei Betrachtung von Anfängern fälschlicherweise den Eindruck erwecken kann, man würde sich kaum bewegen.
Takt | Schlag | Zählweise | Partner1 | Partner2 |
---|---|---|---|---|
1 | 1 | „Chá“ | Rechter Fuß seitlich nach rechts | Linker Fuß seitlich nach links |
2 | „2“ | Linker Fuß vor | Rechter Fuß zurück | |
3 | „3“ | Rechter Fuß am Platz | Linker Fuß am Platz | |
4 | „Cha“ | Linker Fuß seitlich nach links | Rechter Fuß seitlich nach rechts | |
und | „Cha“ | Rechter Fuß schließt | Linker Fuß schließt | |
2 | 1 | „Chá“ | Linker Fuß seitlich nach links | Rechter Fuß seitlich nach rechts |
2 | „2“ | Rechter Fuß zurück | Linker Fuß vor | |
3 | „3“ | Linker Fuß am Platz | Rechter Fuß am Platz | |
4 | „Cha“ | Rechter Fuß seitlich nach rechts | Linker Fuß seitlich nach links | |
und | „Cha“ | Linker Fuß schließt | Rechter Fuß schließt |
BeimGuapachá-Timing, einer rhythmischen Variante, belastet man nach einem Chassé den nächsten Vorwärts- bzw. Rückwärtsschritt erst auf der zweiten Hälfte des zweiten Taktschlages, so dass „4 und 1,und 3“ gezählt wird.
Cha-Cha-Cha-Folgen (oder Choreographien) zeigen häufig offene Figuren auf, d. h. die Partner tanzen ohne Berührung; ansonsten wird mehr in halboffener als in geschlossener Tanzhaltung getanzt. Da die Hüftbewegungen schnell sind, ist eine Kontrolle des Oberkörpers nötig, die nicht zu einer Versteifung führen darf. Die Arme unterstützen den Spannungsaufbau im Schultergürtel und dienen der Balance wie auch der optischen Vergrößerung der Figuren als Mittel der Präsentation.
Walter LairdsThe Technique of Latin Dancing oderLatin American Cha Cha Cha (herausgegeben von derISTD) fassen Grundschritte und Basic-Figuren (also keinePosen, Fall- undHebefiguren) sowie weitere Hinweise zu Rhythmik und Ausführung zusammen, lassen aber weiten Raum für eine individuelle Interpretation jenseits der „bloßen“ Schritte. Die für Salsa und Mambo so typischen Figuren Cross Body Lead und alle darauf aufbauenden Figuren werden in diesen Werken nicht aufgeführt. Der Anfänger sollte die Figuren in etwa in der in den genannten Werken vorgesehenen Reihenfolge erlernen, wobei die Damendrehung, der New Yorker, Hip Twist, Fan, Hockeystick, Alemana, Opening Out, Three Chachas (Locksteps vor und zurück) als erster Einstieg und typische Figuren dienen können.
Trivia
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die typische Musik für den Tanz, mit der der Tanz noch heute assoziiert wird, istTommy Dorseys Version vonTea For Two Cha, Cha vom September 1958.
Der Cha-Cha-Cha war Tanz des Jahres 2007. Zu diesem Anlass wurde von 323 deutschen und zwei österreichischen Tanzschulen am 3. November 2007 ein neuer Weltrekord im Cha-Cha-Cha-Massensimultantanzen mit 50.419 Teilnehmern aufgestellt. Der Tanz begann zeitgleich um 21:12 Uhr und dauerte ca. sechs Minuten.[9][10]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Walter Laird:Technique of Latin Dancing. Sportshelf & Soccer Association, 4. Auflage, Dezember 1983.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Deutscher Tanzmusik-Index: Cha-Cha-Cha. Tanzmusik Online – Liste von Cha-Cha-Cha-Musiktiteln
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Zur Schreibweise und Aussprache sieheCha-Cha-Cha. Duden, 6. überarbeitete Auflage 2007
- ↑Brockhaus Enzyklopädie, 19. Auflage, vierter Band, Mannheim 1987, S. 397/398
- ↑WDC Competition Rules. (PDF; 0,3MB) Abgerufen am 6. September 2024 (englisch).
- ↑WDSF Competition Rules. (PDF; 2,6MB) Abgerufen am 6. September 2024 (englisch).
- ↑WDSF Members. Abgerufen am 18. September 2024 (englisch).
- ↑DTV Turnier- und Sportordnung (TSO). (PDF; 3,2MB) Abgerufen am 6. September 2024.
- ↑ÖTSV Turnierordnung (TO). (PDF; 1,7MB) Abgerufen am 18. September 2024.
- ↑STSV Turnierreglement. (PDF; 900kB) Abgerufen am 18. September 2024.
- ↑Weltrekord im Cha Cha Cha Massensimultantanz (Memento vom 6. Februar 2010 imInternet Archive)
- ↑Weltrekord im Simultantanzen (Memento vom 28. Februar 2008 imInternet Archive)