Cem Karaca

Cem Karaca (*5. April1945 imIstanbuler StadtteilBakırköy; †8. Februar2004 in Istanbul) war ein türkischer Rockmusiker und ein Vertreter derAnadolu-Rock-Bewegung. Ab den 1980er Jahren gehörte er auch zu den Vertretern derProtest Müzik.
Leben und Karriere
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Cem Karaca war der einzige Sohn vonİrma Felegyan (Künstlername: Toto Karaca)[1], einer Theater- und Filmschauspielerinarmenischer Abstammung, und desAserbaidschaners Mehmet İbrahim Karaca.[2] Nachdem er zunächst in Coverbands gespielt hatte, gründete er 1967 seine erste türkischsprachige Band Apaşlar. 1972 wurde er Mitglied der GruppeMoğollar. Nachdem sich Moğollar aufgelöst hatte, gründete er Dervişan.
ImSpätsommer 1978 wurde ihm in derTürkei vorgeworfen, mit seinen Liedern die Bevölkerung gegen die Regierung aufzuwiegeln. Schon 1979, d. h. vor demMilitärputsch 1980 von GeneralKenan Evren, wurde ein Haftbefehl gegen ihn erlassen mit der Begründung, Lieder des damals in der Türkei verbotenen „KommunistenNâzım Hikmet“ veröffentlicht zu haben. Dafür wurden ihm 350 Jahre Gefängnis angedroht; schließlich wurde er, allerdings, erst 1983 inoffiziell ausgebürgert. Schon zuvor, 1979, begab sich Karaca deshalb ins deutscheExil, nachKöln. So sang er auch in deutscher Sprache, erstmals im Herbst 1980 einGedicht von Nâzım Hikmet:Kız Çocuğu (Titel inSie haben Angst vor unseren Liedern:Kleines Totes Mädchen): Karaca interpretierte die deutschsprachigen Strophen amKonzertflügel solo im Wechsel mit seinem Freund, Booker, Manager,Arrangeur,Produzenten undBandleader/Pianisten/Bassisten/Schlagzeuger/Gitarristen undKeyboarderRalf Mähnhöfer, der, imDuett am Konzertflügel oderTrio mit den GitarristenFehiman Uğurdemir oderPaul Shigihara oder von der BandAnatology mitIra ColemanE-Bass,Ismail Tarlan oderMeftun Yesilbas amSchlagzeug begleitet, die türkische Version des Liedes sang. Bei der britischenKonzerttournee im Jahr 1982 tauschte Paul Shigihara wegen seinerProben undKonzerte mit derWDR Bigband den Platz an der Gitarre mitAlexander Sputh.
In Bezug auf seine Arbeit im deutschen Exil ist sein 1984 erschienenes deutschsprachiges AlbumDie Kanaken, mitFehiman Uğurdemir (Gitarre),Begin Günes (Keyboard),Ismail Tarlan(Schlagzeug) und demElektrobassisten Emanuel Stanley bemerkenswert, in dem er mit Liedern wieMein Deutscher Freund oderEs kamen Menschen an vor allem die Situation der türkischen Gastarbeiter und Immigranten in Deutschland thematisierte. Ebenso zu nennen ist die Filmmusik, die er ein Jahr zuvor zusammen mitRalf Mähnhöfer, der in denMünchenerMusikaufnahmestudios derBAVARIA SONOR auch alleMusikinstrumente einspielte, für die im deutschen Fernsehen ausgestrahlteWDR-FernsehserieUnsere Nachbarn, die Baltas schrieb.Ferdi Tayfur schrieb hierzu dieTitelmelodie.
Ein wichtiges Zeitdokument über seine Zeit und Wirken in Europa, besonders imdeutschsprachigen Raum ist das von dem türkischen MusikjournalistenMünir Tireli in türkischer Sprache verfasste Buch „Cem Karca ve Die Kanaken“ (übersetzt: Cem Karaca und Die Kanaken), in welchem mit viel Bildmaterial auch seine in Köln lebenden Musiker und ihrer musikalischen Geschichte eindrucksvoll dokumentiert sind.
Erst 1987 wurde Cem Karaca vom damaligen türkischen MinisterpräsidentenTurgut ÖzalAmnestie gewährt, und so konnte er nach acht Jahren im deutschenExil als freier Mann in seine türkische Heimat zurückkehren.
2004 erlag Cem Karaca 58-jährig einem Herzinfarkt.[3]
Im Jahr 2006 kam das AlbumMutlaka Yavrum heraus. Es wurde zu Ehren von Cem Karaca produziert. Darauf finden sich Lieder von Cem Karaca, die von anderen Musikern wieHaluk Levent,Teoman Yakupoğlu,Edip Akbayram und der BandmaNga interpretiert wurden.
Im Jahr 2007 wurde im StadtteilBakırköy inIstanbul ein öffentliches Kulturzentrum (Theatersaal mit 460 Plätzen) eröffnet, das zu seinen Ehren den Namen Cem Karaca Kültür Merkezi trägt und wo in einer Vitrine einige dem Musiker gehörende Gegenstände ausgestellt sind.[4]
Am 26. Januar 2024 startete in den türkischen Kinos der FilmCem Karaca'nın Gözyaşları, welcher das Leben des Musikers erzählt. Der Musiker wird vonİsmail Hacıoğlu verkörpert, Regisseur istYüksel Aksu.[5] Filmstart in Europa war der 8. Februar 2024.
Diskografie
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Alben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1973:Kardaşlar / Apaşlar
- 1974:Apaşlar, Kardaşlar, Moğollar ve Ferdy Klein'a Teşekkürleriyle (mitMoğollar, Kardaşlar & Apaşlar)
- 1977:Yoksulluk Kader Olamaz (mit Dervişan)
- 1978:Safinaz (mit Edirdahan)
- 1980:Hasret
- 1982:Bekle Beni
- 1984:Die Kanaken
- 1987:Merhaba Gençler ve Her Zaman Genç Kalanlar
- 1988:Töre
- 1990:Yiyin Efendiler (mit Uğur Dikmen & Cahit Berkay)
- 1992:Nerde Kalmıştık? (mit Uğur Dikmen & Cahit Berkay)
- 1999:Bindik Bir Alamete...
Kompilationen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
|
|
Soundtracks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 2000:Kahpe Bizans (mitAyşegül Aldinç &Mehmet Ali Erbil)
Singles
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
|
|
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Martin Stokes:Music in Performance: Cem Karaca, Live. In: Virginia Danielson, Dwight Reynolds, Scott Marcus (Hrsg.):The Garland Encyclopedia of World Music. Band 6:The Middle East. Garland, London 2002, S. 243–245.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Website des Künstlers
- Werke von und über Cem Karaca im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Cem Karaca
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Toto Karaca (1912-1992). biyografi.net (abgerufen am 11. Januar 2013, türkisch)
- ↑Cem Karaca: Sanat Yapar (Memento vom 30. September 2007 imInternet Archive). Aksyon. 16. Februar 2004. Abgerufen am 11. Januar 2013 (türkisch).
- ↑David Barchard:Cem Karaca. A dissident Turkish singer, he spent much of the 1980s in exile. The Guardian, 8. März 2004
- ↑ibb.gov.tr Stadtverwaltung Istanbul (in türkischer Sprache)
- ↑Hologram gösterisi çok konuşuldu! Cem Karaca'nın Gözyaşları filmi sanatseverlerle buluştu. www.ntv.com.tr, 13. Januar 2024
Personendaten | |
---|---|
NAME | Karaca, Cem |
KURZBESCHREIBUNG | türkischer Rockmusiker und Vertreter der Anadolu-Rock-Bewegung |
GEBURTSDATUM | 5. April 1945 |
GEBURTSORT | Istanbuler StadtteilBakırköy |
STERBEDATUM | 8. Februar 2004 |
STERBEORT | Istanbuler StadtteilBakırköy |