Carlsen Verlag | |
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Rechtsform | GmbH |
Sitz | Hamburg,Deutschland |
Leitung | Renate Herre (Verlegerin), Joachim Kaufmann |
Branche | Verlag |
Website | www.carlsen.de |
Der HamburgerCarlsen Verlag gehört zum schwedischen MedienunternehmenBonnier AB. Sein Schwerpunkt liegt aufComics (Mangas),Kinderbüchern und Jugendliteratur (unter anderemHarry Potter). Auf diesen Gebieten gehört er in Deutschland zu den führenden Verlagen. Geschäftsführer sind Renate Herre (als Verlegerin) und Joachim Kaufmann (als kaufmännischer Geschäftsführer).
Der Carlsen Verlag wurde am 25. April 1953 von Per Hjald Carlsen inHamburg als Tochtergesellschaft des dänischen Illustrationsforlaget/PIB gegründet. Anfangs bestand das Programm in erster Linie aus Büchern über den BärenPetzi und seine Freunde, die bereits erfolgreich in verschiedenen deutschen Tageszeitungen abgedruckt worden waren. 1954 erschienen die erstenPixi-Bücher im Format 10 × 10 cm.
1967 startete der Verlag sein Comic-Programm mit dem ersten Album aus der SerieTim und Struppi. Das Programm wurde zunächst um traditionelle frankobelgische Serien wieAlix,Blake und Mortimer,Valerian und Veronique undDie Schlümpfe erweitert. Zu Beginn der 1980er Jahre ergänzten unter anderemSpirou und Fantasio, die Abenteuer des BürobotenGaston undLeonardo das Programm. Mit dem SubverlagSemic wurden einige Alben als verbilligte Kioskausgaben veröffentlicht. Die Produktion wurde kontinuierlich ausgebaut; 1989 erschienen mehrere Alben bei Carlsen monatlich.
Unter dem LektorEckart Sackmann wurde Anfang der 1980er Jahre dieEdition ComicArt gegründet, eine Comic-Sparte für erwachsene Leser. Sackmanns NachfolgerAndreas C. Knigge prägte das Comic-Programm für viele Jahre und sorgte für eine immense Erweiterung dieses Bereichs. 1987/88 versuchte der Verlag, mitMoxxito ein eigenes Magazin auf dem Markt zu etablieren, das aber nach sechs Ausgaben wieder eingestellt wurde. 1989 zog der Verlag nach 24 Jahren von Reinbek zurück nach Hamburg-Ottensen. Nebenfrankobelgischen Comics wurden Anfang der 1990er Jahre auchSuperhelden-Comics vonDC Comics alsPaperbacks veröffentlicht. Hauptsächlich wurden voneinander unabhängige Sonderausgaben, sogenannteOne Shots, übersetzt. Besondere Aufmerksamkeit erhieltFrank Millers WerkThe Dark Knight Returns. Der Carlsen Verlag versuchte zeitgleich, Heftserien vonBuffy – Im Bann der Dämonen,Angel – Jäger der Finsternis,Godzilla undAkte X zu etablieren.
Knigges Nachfolger wurde Joachim Kaps. In dessen Wirkungszeit wurde durch die noch von Knigge beschlossene Veröffentlichung desMangasDragonball in japanischerLeserichtung (von rechts nach links) ein Manga-Boom ausgelöst.
Anfang 2002 kaufte der Carlsen Verlag den Namen und diverse Autorenrechte des Kleinverlages B&L (die anderen Serien des B&L-Verlages gingen in denBSE Verlag über). B&L wurde bei Carlsen als Label für lustige Erwachsenencomics fortgeführt und durch weitere Serien ergänzt. 2006 ging B&L im neuen BereichCarlsen Cartoon und Humor auf, in dem auch die Bestseller-CartoonsNichtlustig vonJoscha Sauer undShit happens! vonRalph Ruthe erscheinen.
Den größten Erfolg hatte Carlsen mit der Buchreihe umHarry Potter vonJoanne K. Rowling. Schon vor dem Durchbruch des Zauberlehrlings erwarb der Verlag dieLizenz für alle geplanten sieben Bände. Damit mussten sich die deutschen Titelillustrationen nicht nach den Vorgaben des RechtehaltersWarner Brothers richten. Auch bei der Vermarktung der Bücher hatte der Verlag deutlich freiere Hand als Potter-Verlage in anderen Ländern. Bis heute erreichten die Harry-Potter-Bände im deutschen Sprachraum eine Gesamtauflage von 30 Millionen Exemplaren.[1]
Derzeit ist Carlsen einer der drei größtenComicverlage in Deutschland, bei den Kinderbuchverlagen zählt er zu den zehn größten. Der dänische Carlsen Verlag, aus dem der Verlag ursprünglich hervorgegangen war, gehörte früher auch zu Bonnier, ist aber nach mehreren Verkäufen seit 2007 Teil der internationalen VerlagsgruppeEgmont Foundation. Somit sind die gleichnamigen Verlage in Dänemark und Deutschland nicht mehr als Unternehmen miteinander verbunden.
Im Herbst 2008 gründete der Carlsen Verlag mit dem zur US-amerikanischenScholastic Corporation gehörenden britischen KinderbuchverlagThe Chicken House das GemeinschaftsunternehmenChicken House Deutschland. Im Jahr 2011 übernahm Carlsen von derVerlagsgruppe Oetinger dieXenos Verlagsgesellschaft und gliederte sie an seinImprint Nelson Verlag an.[2]
Seit 2012 hat Carlsen die KindermedienmarkeTerzio übernommen, darunter auch die berühmten Geschichten des „Ritter Rost“. Neben den mehrfach ausgezeichneten Musicalbüchern mit dem rostigen Helden der Kinderzimmer erscheinen in diesem Programmbereich auch Musicalbücher zu anderen Themen.
Im Herbst 2013 startete Carlsen zwei Imprints, in denen ausschließlich digitale Bücher erscheinen: Impress steht für gefühlsstarke, mitreißende Fantasy für Jugendliche und junge Erwachsene aus den beliebten GenresParanormal Romance,Coming-of-Age undNew Adult.Instant Books, das wieder eingestellt wurde, stand für schnelle, süffige Lektüre vor allem für erwachsene Leser mit Vorliebe für 'Thrill' und 'Romance'. Wurden in den ersten Jahren nur ausgewählte Impress-Titel auch ins reguläre Taschenbuch-Programm des Carlsen Verlags aufgenommen, erscheinen inzwischen sämtliche Romane des Labels auch als gedruckte Ausgabe, perPrint-on-Demand-Verfahren.
Im Herbst 2014 lancierte Carlsen für Kinderbücher ab zwölf Jahren, Jugendbücher und Crossover-Titel das neue ImprintKönigskinder Verlag.[3] Die Leitung des Subverlags übernahm Barbara König, die seit 2003 das erzählende Hardcoverprogramm im Kinder- und Jugendbuchbereich von Carlsen verantwortet hatte. Das Programm startete mit dem RomanAnders vonAndreas Steinhöfel. Bücher aus dem Programm wurden von Kritikern gelobt und erhielten vier Nominierungen für denDeutschen Jugendliteraturpreis. Ende September 2017 kündigte der Carlsen Verlag „angesichts der Verkaufszahlen“ die Auflösung des ImprintsKönigskinder an; nach dann 42 Titeln werde im Frühjahr 2018 das letzte Programm ausgeliefert.[4][5]
Ebenfalls im Herbst 2014 lancierte Carlsen die neue Erlebnis-Reihe LeYo! und setzte mit den LeYo-Büchern den Startschuss für die erste Multimedia Bibliothek für Kinder. Nach Verlagsangaben wurde die Reihe bereits 2016 dauerhaft eingestellt. Aus wirtschaftlichen Erwägungen sind mittlerweile auch die zugehörigen Apps für iOS und Android nicht mehr verfügbar, sodass die Multimediainhalte zu den Büchern nicht mehr zur Verfügung stehen.[6]
Seit Januar 2015 wurde derLappan Verlag, zugehörig zu der Salzer Holding GmbH, vom Carlsen Verlag Hamburg übernommen. Der Bereich Humor wird weiterhin von Oldenburg aus betrieben.
Auf derFrankfurter Buchmesse 2016 wurde der Verlag mit demVirenschleuder-Preis ausgezeichnet.
Ab Oktober 2016 gab es ein weiteres digitales Label namens Dark Diamonds in dem Bereich New Adult Fantasy. Mit Dark Diamonds wurde eine ältere Zielgruppe in den Genres Fantasy und Romance als bei dem Label Impress angesprochen. Mittlerweile wurden beide Labels zusammengeführt und laufen unter der Impress-Marke.
2021 gründete Carlsen das Label Hayabusa, das Mangas vor allem aus dem GenreBoys Love sowiequeere Geschichten. Zielgruppe sind junge Frauen.[7]
2021 bezog der Verlag die zum Verlagscampus umgebauten Räume einer ehemaligen Dreherei in Hamburg-Ottensen.[8]
2020 veröffentlichte der Carlsen Verlag das KinderbuchEin Corona-Regenbogen für Anna und Moritz. In diesem Buch sagt der Grundschüler Moritz im Zusammenhang mit derCOVID-19-Pandemie: „Das Virus kommt aus China und hat sich von dort aus auf der ganzen Welt ausgebreitet.“[9] Anfang März 2021 nahm das chinesische Generalkonsulat in Hamburg diesen Satz zum Anlass, um auf seiner chinesischsprachigen Website in Deutschland lebende Chinesen vor einer „unsachgemäßen Darstellung“ in einem Kinderbuch und vor „Provokationen, Diskriminierung und Hass“[9] zu warnen. Der Verlag sah sich daraufhin in E-Mails und in denSozialen Medien mit massivenRassismusvorwürfen konfrontiert.[10] Auch tauchten aufAmazon zahlreiche negativeRezensionen des Buches mit Rassismusvorwürfen auf.[9] Am 5. März 2021 entschuldigte sich der Carlsen Verlag falls „durch die Formulierung Gefühle von Leser*innen verletzt worden sein“ sollte, stoppte den Verkauf des Buches mit sofortiger Wirkung und brachte eine geänderte Neuauflage auf den Markt.[10][9] Über den Vorfall wurde international berichtet.[11][12][13] In den sozialen Medien fielen die Reaktionen unterschiedlich aus. Während manche dem Verlag vorwarfen, dem vermeintlich ungerechtfertigten Druck zu schnell nachzugeben, konnten andere die Kritik nachvollziehen und begrüßten die Entscheidung, das Kinderbuch zu überarbeiten.[10]