Carl Davis

Carl Davis (*28. Oktober1936 inNew York City,New York; †3. August2023 inOxford,Vereinigtes Königreich)[1] war einUS-amerikanischer, inLondon lebenderKomponist undDirigent. Er schuf ab den 1970er Jahren die Filmmusik zu zahlreichen Film- und Fernsehproduktion und war einer der international bekanntesten Nachvertoner vonStummfilmen.
Leben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Carl Davis wuchs in New York auf. Er studierteKomposition u. a. amBard College beiPaul Nordoff,Hugo Kauder und später in Kopenhagen beiPer Nørgård.[2] 1959 erzielte er als Mitkomponist derBroadway-RevueDiversions erste Aufmerksamkeit. Nach seinem Besuch desEdinburgh Festivals im Jahr 1961 entschloss er sich, Großbritannien zu seiner Wahlheimat zu machen, und hatte dort anschließend seinen Lebensmittelpunkt. Er zog bald nach London und komponierte für Theater, Film und Fernsehen.[3]
Zu Beginn seiner Karriere in den 1960er Jahren komponierte er Musik für die SatiresendungThat Was The Week That Was. Ab den 1970er Jahren etablierte er sich als Komponist für Kinofilme. Für seine Filmmusik zuKarel Reisz’ FilmdramaDie Geliebte des französischen Leutnants wurde er 1981 mit einemBritish Academy Film Award und einemIvor Novello Award ausgezeichnet[4], außerdem mit einerGrammy-Nominierung bedacht. Neben der Musik für Kinofilme schrieb erMusik zu über 100 (größtenteils britische) Fernsehserien, zum Beispiel für die preisgekrönteJane-Austen-FernsehverfilmungStolz und Vorurteil (1995) oder den deutschenRosamunde-Pilcher-FilmDas große Erbe (1999).
Besonders bekannt wurde er für seine Nachvertonung von insgesamt annähernd 60Stummfilmen.[5] So konnte er 1979 einen großen Erfolg mit der Nachvertonung des lange verschollen geglaubten FilmeposNapoléon vonAbel Gance feiern. Später komponierte er Filmmusiken für jeweils einige Stummfilmkomödien mitBuster Keaton sowieHarold Lloyd. Mehrfach arbeitete er bei Restaurationen von Stummfilmen mit den FilmhistorikernKevin Brownlow und David Gill zusammen.[5]
Von 1993 bis 2001 war er künstlerischer Direktor und Dirigent derSummer Pops Season desRoyal Liverpool Philharmonic Orchestra.[6] Anlässlich des 150. Jahrestages der Gründung des Orchesters schrieb er zusammen mitPaul McCartney das 1991 auf dem AlbumPaul McCartney’s Liverpool Oratorio[7] veröffentlichteLiverpool Oratorio zu Ehren vonLiverpool.
Neben seiner Arbeit als Komponist für Film und Fernsehen komponierte Davis auch fürsBallett und fürHörspiele. So wurde am 17. Juni 2012 der LiederzyklusLast Train to Tomorrow in Manchester uraufgeführt, ein Auftragswerk desHallé-Orchesters, gewidmet denKindertransporten.[8]2003 erhielt er den British Academy Film Award für sein Lebenswerk und im Juli 2005 wurde er von der britischen KöniginElisabeth II. zumCommander of the British Empire ehrenhalber ernannt.
Obwohl er seine US-amerikanische Staatsbürgerschaft behalten hat, lebte er über 20 Jahre inLondon (im StadtteilBarnes[9]). Er war ab 1970 mit der britischen SchauspielerinJean Boht (1932–2023) verheiratet.[10] Aus der Ehe gingen zwei Töchter (* 1972 und 1974) hervor.[10] Carl Davis starb im August 2023 im Alter von 86 Jahren an einerHirnblutung.[4]
Filmografie (Auswahl)
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- 1971:I, Monster
- 1973:Die Welt im Krieg(The World at War) (Fernsehserie)
- 1975:Freitag und Robinson(Man Friday)
- 1975:Wie man sein Leben lebt (The Naked Civil Servant, Fernsehfilm)
- 1979:Napoléon (Nachvertonung des Filmes aus dem Jahr 1927)
- 1979:Der Prinzregent(Prince Regent) (Fernsehserie)
- 1981:Ein Mensch der Masse (Nachvertonung des Filmes aus dem Jahr 1928)
- 1981:Die Geliebte des französischen Leutnants(The French Lieutenant’s Woman)
- 1981:Es tut sich was in Hollywood (Show People, Nachvertonung des Films aus dem Jahre 1928)
- 1982:The Hound of the Baskervilles (Miniserie)
- 1983:The Wind (The Wind, Nachvertonung des Filmes aus dem Jahre 1928)
- 1985:König David(King David)
- 1985: The Pickwick Papers (Miniserie)
- 1988:Es war (Flesh and the Devil, Nachvertonung des Films aus dem Jahre 1926)
- 1989:Scandal
- 1989:Der Regenbogen(The Rainbow)
- 1990:Der kleine Bruder (The Kid Brother, Nachvertonung des Films aus dem Jahr 1927)
- 1989:Ben Hur (Nachvertonung des Films aus dem Jahr 1925)
- 1990:Roger Cormans Frankenstein
- 1992:Straßenjagd mit Speedy (Speedy, Nachvertonung des Films aus dem Jahr 1928)
- 1993:Der Prozeß(The Trial)
- 1994:The Return of the Native
- 1994:Le radeau de la Méduse
- 1994:Ken Folletts Roter Adler(Red Eagle)
- 1995:Stolz und Vorurteil(Pride and Prejudice)
- 1995:Anne Frank – Zeitzeugen erinnern sich(Anne Frank Remembered)
- 1998:Der Kalte Krieg(Cold War)
- 1999:Rosamunde Pilcher:Das große Erbe(Nancherrow)
- 2000:Der große Gatsby (The Great Gatsby, Fernsehfilm)
- 2002:Das Buch Eva – Ticket ins Paradies(The Book of Eve)
- 2004: Mothers and Daughters
- 2008: The Understudy
- 2007–2009:Cranford (Fernsehserie)
- 2012: Rückkehr ins Haus am Eaton Place (Upstairs Downstairs, Fernsehserie)
- 2016: Ethel & Ernst
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Carl Davis. Interview mit Linda Felton. In:Filmharmonische Blätter, Februar 1987, Heft 5, S. 20–25.
- Wendy Thomson:Carl Davis, Maestro. Faber, London 2016.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Carl Davis im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
- Carl Davis beiDiscogs
- Carl Davis beiIMDb
- carldaviscollection.com (Memento vom 11. November 2022 imInternet Archive) Offizielle Website (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑In Memoriam: Carl Davis CBE (1936–2023). In: fabermusic.com. 3. August 2023, abgerufen am 3. August 2023 (englisch).
- ↑David Kershaw: Davis, Carl. In:Grove Music Online (englisch; Abonnement erforderlich).
- ↑Carl Davis, award-winning American composer behind many British TV shows and films, dies at 86. In: abcnews.go.com. A. B. C. News, abgerufen am 3. August 2023 (englisch).
- ↑abBafta-winning composer Carl Davis dies aged 86. In:The Guardian. 3. August 2023 (theguardian.com [abgerufen am 3. August 2023]).
- ↑abSilent Film. In: Carl Davis Collection. Abgerufen am 3. August 2023 (britisches Englisch).
- ↑Davis, Carl. In: encyclopedia.com. Abgerufen am 3. August 2023 (englisch).
- ↑Paul McCartney:Lyrics. 1956 bis heute. Hrsg. mit einer Einleitung vonPaul Muldoon. Aus dem Englischen übersetzt von Conny Lösche. C. H. Beck, München 2021,ISBN 978-3-406-77650-2, S. 202–208, 822 und 826.
- ↑Carl Davis: my Kindertransport song cycle. theguardian.com/music
- ↑Paul McCartney:Lyrics. 1956 bis heute. 2021, S. 204.
- ↑abJean Boht. In: FullMovieReview.com. 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. August 2011; abgerufen am 3. August 2023 (englisch).
Personendaten | |
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NAME | Davis, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Komponist |
GEBURTSDATUM | 28. Oktober 1936 |
GEBURTSORT | Brooklyn, New York City, New York, Vereinigte Staaten |
STERBEDATUM | 3. August 2023 |
STERBEORT | Oxford |