Calcit

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Dieser Artikel behandelt das Mineral. Siehe auch:Steinbruch Calcit.
Calcit
Fast farbloses Calcit-Skalenoeder mit glasglänzenden Oberflächen aus der Jiepaiyu Mine,Shimen, Präfektur Changde, Hunan, China (Größe 6,1 cm × 5,4 cm × 3,2 cm)
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Cal[1]

Andere Namen
Chemische FormelCa[CO3]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Carbonate und Nitrate – wasserfreie Carbonate ohne fremde Anionen
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

Vb/A.02
V/B.02-020

5.AB.05
14.01.01.01
Ähnliche MineraleAragonit,Dolomit
Kristallographische Daten
Kristallsystemtrigonal
Kristallklasse;Symbolditrigonal-skalenoedrisch;32/m
RaumgruppeR3c (Nr. 167)Vorlage:Raumgruppe/167[2]
Gitterparametera = 4,99 Å;c = 17,06 Å[2]
FormeleinheitenZ = 6[2]
HäufigeKristallflächen{1010}, {0001}, {0112}, {0221}
Zwillingsbildung(0001), sehr häufig Gleitzwillinge (polysynthetische Translationslamellen) nach (0112)
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte3
Dichte (g/cm3)2,6 bis 2,8; rein 2,715[3]
Spaltbarkeitsehr vollkommen nach (1011)
Spaltwinkel 75°
Bruch;Tenazitätmuschelig, spröde
Farbemeist farblos, milchig weiß, grau, gelb, rosa, rot, blau, grün, braun bis schwarz
Strichfarbeweiß
Transparenzdurchsichtig bis undurchsichtig
GlanzGlasglanz, auch Perlmuttglanz
Kristalloptik
Brechungsindizesnω bei ~590 nm: 1,640 bis 1,660; rein 1,658
(Im Bereich von 190 bis 1700 nm fällt nω von etwa 1,6 auf etwa 1,4.)
nε bei ~590 nm: 1,486
Im Bereich von 190 bis 1700 nm fällt nε von etwa 1,9 auf etwa 1,5.[4]
Doppelbrechungδ = 0,154 bis 0,174; rein 0,172
Optischer Charaktereinachsig negativ
Achsenwinkel2V = kann anomal zweiachsig auftreten
2Vx dann 4–14° (bis 25°)
Pleochroismusnicht vorhanden
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhaltenin kalten, verdünnten Säuren unter heftigem Brausen löslich
Besondere Merkmalesehr starke Doppelbrechung; gelegentlichFluoreszenz in rot oder orange; häufige Zwillingslamellen

Calcit,Kalzit,Kalkspat oderDoppelspat, ist ein sehr häufig vorkommendesMineral aus derMineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ mit derchemischen Zusammensetzung Ca[CO3] und damit chemisch gesehenCalciumcarbonat.

Calcit kristallisiert imtrigonalen Kristallsystem und entwickelt verschiedeneKristall- beziehungsweiseAggregatformen (Habitus). In reiner Form ist Calcit farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oderpolykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß erscheinen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt, und durchFremdbeimengungen eine gelbe, rosa, rote, blaue, grüne, braune oder schwarze Farbe annehmen.

Mit einerMohshärte von 3 gehört Calcit zu den mittelharten Mineralen, das heißt, er ist mit einer Kupfermünze ritzbar. Er dient als Bezugsgröße auf der bis 10 (Diamant) reichenden Skala nachFriedrich Mohs.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

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Calcit in Form von Kalkstein war bereits in der Antike bekannt und wurde imAlten Griechenland alsχάλιξchálix bezeichnet mit der Bedeutung „kleiner Stein“ oder „Kies“, aber auch Kalk beziehungsweise Kalkstein. Die imRömischen Reich verwendete Bezeichnungcalx wird als Lehnwort aus dem Griechischen angesehen, steht jedoch in der Bedeutung nur für rohen undgelöschten Kalk, der alsMörtel diente. Der alsBaustoff verwendete Kalkstein wurde den Marmoren zugeordnet.[5]

Den bis heute gültigen Namen Calcit (ursprünglichKalzit) für das Mineral prägte 1845Wilhelm von Haidinger, der den bis dahin fehlenden, übergeordneten Namen für alle dessen Ausbildungsformen (Kalkstein, Kalkspat, Doppelspat, Mondmilch usw.) beanstandete. Er orientierte sich dabei an der übergeordneten BezeichnungCalcaire vonDelamétherie undBeudant, die allerdings auf die französische Sprache beschränkt blieb.[6][5]

Da der Calcit bereits lange vor der Gründung derInternational Mineralogical Association (IMA) bekannt und als eigenständige Mineralart anerkannt war, wurde dies von ihrerCommission on New Minerals, Nomenclature and Classification (CNMNC) übernommen und bezeichnet den Calcit als sogenanntes „grandfathered“ (G) Mineral.[7] Die seit 2021 ebenfalls von der IMA/CNMNC anerkannte Kurzbezeichnung (auchMineral-Symbol) von Calcit lautet „Cal“.[1]

Die Eigenschaft von Calcit, in allen Formen und Kombinationen des rhomboedrischen Systems kristallisieren zu können, hatte für die Herleitung der Gesetze derKristallographie eine nicht zu unterschätzende Bedeutung. So hatte der englische ArztWilliam Pryce bereits 1778 die Grundlagen der Kristallographie vorgeahnt, als er in derMineralogia Cornubiensis feststellte, dass sich alle Formen des Calcits durch einfache Spaltung aus der Grundform desRhomboeders ergeben. Der französische MineralogeRené-Just Haüy (1743–1822) entwickelte auf dieser Grundlage die erste, auch praktisch nutzbare Kristallographie. Wie so oft rankt sich auch um Haüys Entdeckung eine Legende. Haüy stürzte ein großer Calcitkristall vom Tisch zu Boden und zersprang in viele Einzelteile. Beim Aufheben der Bruchstücke bemerkte Haüy, dass zwar alle eine andere Form hatten, aber alle dem rhomboedrischen Islandspat glichen. Haüy wiederholte den Vorgang mit den unterschiedlichen Kristallformen des Calcits und jedes Mal erhielt er einen Rhomboeder. Aus dieser Beobachtung schloss er, dass die Kristalle aus der Wiederholung des Elementargitters beziehungsweise der Elementarzelle in den drei räumlichen Richtungen entstehen. Seine Beobachtungen hielt er in den Jahren 1781 und 1782 in seinem BuchMemoire sur la structure des crystaux fest. Darin waren erstmals die Grundgesetze der Kristallographie formuliert und am Beispiel des Calcits erläutert.[3]

Klassifikation

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In der veralteten8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Calcit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“, genauer der Unterklasse „Carbonate“, und dort zur Abteilung der„Wasserfreien Carbonate ohne fremde Anionen“. Hier bildete er als namensgebendes Mineral die „Calcitgruppe“ mit der SystemnummerVb/A.02 und den weiteren MitgliedernGaspéit,Magnesit,Otavit,Rhodochrosit,Siderit,Smithsonit undSphärocobaltit.

In der zuletzt 2018 überarbeitetenLapis-Systematik nach Stefan Weiß, die formal auf der alten Systematik vonKarl Hugo Strunz in der 8. Auflage basiert, erhielt das Mineral die System- und MineralnummerV/B.02-020. Dies entspricht ebenfalls der der Abteilung„Wasserfreie Carbonate [CO3]2−, ohne fremde Anionen“, wo Calcit namensgebend die „Calcitgruppe“ mit den weiteren Mitgliedern Gaspéit, Magnesit, Otavit, Rhodochrosit, Siderit, Smithsonit, Sphärocobaltit undVaterit bildet.[8]

Die von derInternational Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[9]9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Calcit in die neu definierte Klasse der „Carbonate und Nitrate“ (die Borate bilden jetzt eine eigene Klasse), dort aber ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach derGruppenzugehörigkeit der beteiligtenKationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung„Erdalkali- (und andere M2+) Carbonate“ zu finden ist, wo es die nach wie vor existierende „Calcitgruppe“ mit der System-Nr.5.AB.05 bildet. Vaterit bildet jetzt eine eigene Gruppe.

In der vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchlichenSystematik der Minerale nach Dana hat MineralName die System- und Mineralnummer 14.01.01.01. Dies entspricht wie in der veralteten Strunz-Systematik der gemeinsamen Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort der Abteilung der „Wasserfreien Carbonate“. Auch hier ist als er als Namensgeber der„Calcitgruppe (Trigonal:R3c)“ mit der System-Nr.14.01.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserfreie Carbonate mit einfacher Formel A+CO3“ zu finden.

Kristallstruktur

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Elementarzelle Calcit

Calcit kristallisiert trigonal in derRaumgruppeR3c (Raumgruppen-Nr. 167)Vorlage:Raumgruppe/167 mit denGitterparameterna = 4,99 Å undc = 17,06 Å sowie 6Formeleinheiten proElementarzelle.[2]

DieKristallstruktur besteht aus einer entlang der c-Achse [0001] aufgebauten, schichtartigen Anordnung von ebenenCO3-Gruppen und eckenverknüpftenCalcium-Oktaedern. JedesSauerstoffion der CO3-Gruppe ist dabei mit je einem Calciumion der darunter und der darüber liegenden Schicht verbunden und bildet dadurch ein 3-dimensionales Netzwerk.[2]

Eigenschaften

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Physikalische Eigenschaften

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Charakteristisch für Calcitkristalle ist eine besonders hoheDoppelbrechung. Licht, das nicht entlang der optischen Achse des Kristalls einfällt, wird in zwei Lichtbündel aufgespalten, einen ordentlichen und einen außerordentlichen Strahl. Für diese beiden Strahlen gelten aufgrund unterschiedlicherPolarisationsrichtungen andere Brechungsindizes. Dies zeigt sich darin, dass bei einem bestimmten Blickwinkel jedes durch einen klaren Kristall beobachtete Objekt doppelt erscheint, eine zur Identifikation von Calcit sehr hilfreiche Eigenschaft, daher auch der häufige NameDoppelspat. InIsland, dem bekanntesten Vorkommen für Doppelspat, wird er alssilfurberg (Silberfels) bezeichnet.

Die theoretische Dichte des Calcits beträgt 2,71 g/cm³. Die effektive Dichte schwankt jedoch zwischen 2,6 und 2,8 g/cm³, je nachdem, wie viel Calcium-Ionen im Kristallgitter durch andere Metall-Ionen wie Eisen, Mangan oder Zink ersetzt sind.[3]

Je nach Fundort kann Calcit durch Einlagerung vonSeltenen Erden[10] unterUV-Licht rot, blau oder gelb, aber auch andersfarbigfluoreszieren. Weiterhin kommen auchphosphoreszierende,kathodo-,thermo- und selten auchtribolumineszierende Calcite vor.[11]

  • Illustration der hohen Doppelbrechung eines großen Calcit-Einkristalls („Doppelspat“) durch Verdopplung der darunterliegenden Schrift…
    Illustration der hohenDoppelbrechung eines großen Calcit-Einkristalls („Doppelspat“) durch Verdopplung der darunterliegenden Schrift…
  • …und mithilfe eines Laserstrahls.
    …und mithilfe eines Laserstrahls.
  • Calcit (pink) und Quarz (violett) aus Mexiko unter UV-Licht
    Calcit (pink) und Quarz (violett) aus Mexiko unter UV-Licht

Chemische Eigenschaften

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Verglichen mit anderen Mineralen ist Calcit kaum resistent gegenüber derVerwitterung. Er ist viel weicher alsQuarz oderFeldspat und bereits in saurem Wasser löslich. In kalten, verdünntenSäuren löst sich Calcit unter heftiger Gasentwicklung auf.

Farbe

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Manganocalcit
ZartrosaManganocalcit im Tageslicht
Gleiche Mineralprobe im UV-Licht
Grüner Calcit aus Mexiko

Reiner Calcit ist durchsichtig und farblos. In der Natur ist er jedoch nur selten zu finden. Sieht man einmal ab vom Islandspat, so ist natürlicher Calcit meistens honiggelb bis gelbbraun gefärbt, massive Varietäten sind milchig weiß. Die verschiedenen Färbungen des Calcits entstehen, wenn Ionen anderer Metalle wie Eisen, Zink, Cobalt oder Mangan die Calcium-Ionen im Kristallgitter ersetzen. So ergibt Eisen einen gelbbraunen Farbton, Zink führt zu einem gräulich-weißen Farbton, Cobalt gibt rosa Farbtöne und Mangan schließlich verleiht malven- oder veilchenfarbige Töne. Zudem sind manganhaltige Varietäten oft karminrot fluoreszierend.

Ist dem Calcit eine geringe Menge des Malachits beigemischt, so kann er sogar eine grüne Farbe annehmen, wie es in den Sekundärcalcit-Adern des Kalkmassivs von Vizarron in Zentralmexiko zu beobachten ist. Diese, wie auch alle anderen oben genannten Färbungen heben oft einzelne Wachstumszonen der Calcit-Kristalle hervor und sind recht häufig zu beobachten. Außergewöhnlich ist himmel- bis lavendelblauer Calcit, dessen Färbung auf Fehlstellen im Kristallgitter zurückzuführen sind, die durch Strahlung radioaktiver Minerale entstanden sind. Der blaue Farbton schwächt sich mit der Zeit ab und verschwindet nach einigen Monaten vollständig, wenn die Kristalle der Sonne ausgesetzt sind.[3]

Modifikationen und Varietäten

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Calciumcarbonat isttrimorph und kommt in der Natur neben dem trigonal kristallisierenden Calcit noch alsorthorhombisch kristallisierenderAragonit und alshexagonal kristallisierenderVaterit vor.

Anthrakolith oder auchAnthrakonit ist die Bezeichnung für eine schwarze, kohlenstoffreiche bis bituminöseVarietät von Calcit.[12][8]

Die VarietätAtlasspat (auchSeidenspat bzw. englischSatin Spar[13][14]) besteht aus feinfaserigem Calcit[15] mit seidenähnlichemGlanz auf den Oberflächen. Die Verwendung des NamensAtlasspat ist allerdings uneinheitlich und wird auch für feinfaserigenGips mit Seidenglanz verwendet.[16]

AlsBlätterspat oder auchPapierspat werden Calcitvarietäten mit dünnen, blätterartigen Kristallen bezeichnet.

Durch Einlagerung von Eisenionen gelbbraun bis orange gefärbte Calcite werden alsHonigcalcit oderOrangencalcit bezeichnet.[16]

Kanonenspat ist eine Calcitvarietät mit langsäulig gestrecktem, pseudohexagonalem Habitus.[17]

AlsKobaltocalcit (auchCobaltocalcit) werden durch die Beimengung vonCobalt rosa bis pink gefärbte Varietäten bezeichnet. Ebenso kennt man durch Beimengungen vonMangan zartrosa gefärbteManganocalcite.[18]

EinePseudomorphose von Calcit nachIkait wird alsGlendonit bezeichnet.

Bildung und Fundorte

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Calcitnadeln auf gelbemFluorit
Stalaktitischer Calcit aus Mexiko
Dieser große „Doppelspat“-Kristall (engl.:Icelandic spar) ausNew Mexico gehört zu den größten seiner Art in den Vereinigten Staaten.

Gebildet wird Calcit nach demchemischen Gleichgewicht:

Ca2++2HCO3CaCO3+H2O+CO2{\displaystyle \mathrm {Ca} ^{2+}+2\mathrm {HCO} _{3}^{-}\quad {\overrightarrow {\leftarrow }}\quad \mathrm {CaCO} _{3}+\mathrm {H} _{2}\mathrm {O} +\mathrm {CO} _{2}}

Das Gleichgewicht der obigen Reaktion verlagert sich mit steigender Temperatur zunehmend auf die rechte Seite. In warmen Gewässern können Lebewesen also mit geringerem Energieaufwand Kalkgehäuse bilden. In Dampfkesseln und anderen Gefäßen, in welchen kalkhaltiges Wasser erhitzt wird, entsteht auf diese WeiseKesselstein.

Calcit kann sowohl massiv als auchkörnig, faserig oder in Kristallen auftreten und zeigt in letzterem Falle den höchsten Formenreichtum aller Minerale. Es ist alsGesteinsbildendes Mineral eines der häufigsten Minerale derErdkruste und kommt sowohl inmagmatischen, zum Beispiel inKarbonatiten, inmetamorphen (Marmor) oderSedimentgesteinen wieKalkstein vor. Es tritt allein oder vergesellschaftet mit anderen Mineralen inGängen auf, entsteht aber auch an der Erdoberfläche. Häufig entstand/entsteht Calcit durch Biomineralisation, sei es in Gesteinsformationen, im Boden, als in Teilen unerwünschter Zahnbelag (neben bevorzugt Calcium-Hydroxylapatit) usw.; hier aber immer in ganz bestimmten Mikro-Umweltbedingungen.[19]

Calcit löst sich gut in saurem Wasser und wird dadurch leicht aus Kalkstein ausgelaugt, wodurch Höhlensysteme entstehen. Der gelöste Calcit lagert sich an anderer Stelle wieder ab. Dabei entstehen die typischenTropfsteine, dieStalagmiten undStalaktiten.

Die weitaus größten Calcitvorkommen gehen aufMeeresablagerungen zurück. Dabei setzen sich die calcithaltigen Skelette und Schalen unzähliger kleiner Meerestiere wie etwaMuscheln,Korallen und diverserProtisten, wie dieCoccolithophoriden, am Meeresgrund ab. DieseKalkalgen sind kleiner als 30 Mikrometer und werden zumNanoplankton gezählt. Sie bilden winzige Kalkschilde, die sogenanntenCoccolithen, die nach dem Absterben der Algen auf den Ozeanboden sinken. DieKreidefelsen von Dover bestehen aus solchen Coccolithen. AuchKorallenriffe spielen bei der Calcitbildung eine herausragende Rolle.

Anorganische, abiogene Bildungsbereiche von Calcit sind flache, im Intertidalbereich gelegene, tropische Meeresplattformen. Dort wird Calcit in Form von millimeterkleinen Kügelchen (Kalkooiden) ausgefällt. Calcit imMarmor geht auf thermischeMetamorphose von Calcitsedimenten zurück.

Ab einer Meerestiefe von 3500 Metern, der so genanntenCalcit-Kompensationstiefe, löst sich Calcit vollständig in Wasser. Daher bleiben in dieser Tiefe weder calcithaltige Sedimente noch Muschelschalen oder Skelette erhalten.

Calcit kommt als Einlagerung in dieStatolithenmembran derMakulaorgane desInnenohres vor. Es spielt dort eine große Rolle bei der Wahrnehmung von Beschleunigungen und derLotrichtung.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Calcitfunde ist vor allem Island, wo neben dem wasserklarenDoppelspat auch die bisher größten Kristalle gefunden wurden. Am Helgustadir naheReyðarfjörður hatte der größte Kristall Abmessungen von 7 m × 7 m × 2 m und der schwerste ein Gewicht von 280 t.[20] In der „Sterling Bush“-Höhle imLewis County (New York) wurde ein Calcit-Rhomboeder von 109 cm × 95 cm × 46 cm und einem Gewicht von rund 500 kg gefunden.[21]

Einer der größten in Museen ausgestellten Calcite mit einem Gewicht von 230 kg befindet sich imNatural History Museum in London.[22]

Verwendung

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Baumaterial und Rohstoff

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Die calcithaltigen GesteineMarmor,Kalkstein undOnyxmarmor sind ein hochwertiges Dekorations- und Baumaterial, daneben wird Calcit in Kalkstein zur Produktion vonZement undKunstdünger und alsZuschlagstoff bei derVerhüttung vonErzen eingesetzt. Außerdem wird es in sauren, rutilumhüllten und basischenElektroden als Schutzgasbildner beim Lichtbogenhandschweißen eingesetzt.

Optisches Bauelement

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Besonders reine Kristalle werden wegen ihrer optischen Eigenschaften (stark doppelbrechend) in deroptischen Industrie, insbesondere in derPolarisationsoptik, beispielsweisePolarisationsprismen in Form vonGlan-Taylor-Prismen oder alsVerzögerungsplatte verwendet.

Schmuckstein

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Calcit in unterschiedlichen Schmucksteinschliffen

Calcit ist für eine kommerzielleSchmucksteinherstellung eigentlich zu weich und aufgrund seiner vollkommenenSpaltbarkeit auch zu empfindlich. Gelegentlich wird er aber dennoch imGlattschliff alsCabochon oderTrommelstein angeboten. Versierten Schleifern gelingt es darüber hinaus auch, Calcit inFacettenform zu bringen.[23][24]

Terrariensubstrat

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Gemahlener Calcit bzw. Kalkstein wird als „Kalziumsand“ in unterschiedlich feiner Körnung unter diversen Markennamen alsSubstrat fürTerrarien im Handel angeboten. Die Grundidee dabei ist, dass „Kalziumsand“ wegen seiner Säurelöslichkeit nach Aufnahme durch Terrarientiere, im Gegensatz zu herkömmlichem säureunlöslichemQuarzsand, nicht zu Verstopfung führt. Allerdings soll auch „Kalziumsand“ zu Verklumpungen im Magen-Darm-Trakt und somit zu schwerer Obstipation führen, die nur chirurgisch behandelt werden kann. Auch Augenlider und Lippen können schnell verkleben. Die vermutete Hauptursache der Aufnahme von Terrariumsubstraten ist eine Unterversorgung der Tiere mit Kalzium. Aufgrund der generell negativen Folgen der Substrataufnahme sollte dem nicht durch den Einsatz von „Kalziumsand“, sondern durch Anbieten vonSepiaschulp und Anreicherung des Futters mit kalziumhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln entgegengewirkt werden.

Navigationshilfe

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Hauptartikel:Sonnenstein (Wikinger)

Doppelspat wurde möglicherweise von denWikingern bei ihrenFahrten alsNavigationshilfe benutzt. Aufgrund seinerdoppelbrechenden Eigenschaften entstehen bei der Betrachtung der Sonne durch einen solchen Kristall zwei Lichtbündel, derenIntensität vom Einfallswinkel des Sonnenlichts abhängig ist. Sind beide Lichtbündel in ihrer Intensität identisch, so ist der Kristall zur Sonne ausgerichtet. Forscher stellten in einem Experiment fest, dass dies selbst bei Bewölkung und sogar bis zu 40 Minuten nach Sonnenuntergang zuverlässig funktioniert.[25][26][27]

Siehe auch

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Literatur

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Weblinks

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Commons: Calcite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Calcit – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. abLaurence N. Warr:IMA–CNMNC approved mineral symbols. In:Mineralogical Magazine.Band 85, 2021,S. 291–320,doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch,cambridge.org [PDF;351 kB; abgerufen am 24. Februar 2024]). 
  2. abcdHugo Strunz,Ernest H. Nickel:Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001,ISBN 3-510-65188-X,S. 286 (englisch). 
  3. abcdWolfgang F. Tegethoff:Calciumcarbonat. Von der Kreidezeit ins 21. Jahrhundert. Springer-Verlag, 2013,ISBN 978-3-0348-8259-0,S. 10 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). 
  4. Daniel W.Thompson, Michael J. De Vries, Thomas E. Tiwald, John A. Woollam:Determination of optical anisotropy in calcite from ultraviolet to mid-infrared by generalized ellipsometry. In:Thin Solid Films.Band 313–314, 1998,S. 341–346,doi:10.1016/S0040-6090(97)00843-2 (englisch). 
  5. abHans Lüschen:Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979,ISBN 3-7225-6265-1,S. 246. 
  6. Wilhelm von Haidinger:Handbuch der bestimmenden Mineralogie : enthaltend die Terminologie, Systematik, Nomenklatur und Charakteristik der Naturgeschichte des Mineralreiches. Braumüller & Seidel, Wien 1845,S. 464–465 (reader.digitale-sammlungen.de [abgerufen am 18. November 2019]). 
  7. Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: September 2024. (PDF; 3,8 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, September 2024, abgerufen am 26. Oktober 2024 (englisch). 
  8. abStefan Weiß:Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018,ISBN 978-3-921656-83-9. 
  9. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch). 
  10. Hans Jürgen Rösler:Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987,ISBN 3-342-00288-3,S. 695. 
  11. Calcite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.):Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch,handbookofmineralogy.org [PDF;54 kB; abgerufen am 21. Oktober 2024]). 
  12. Anthrakolith. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2019. 
  13. Richard V. Gaines, H. Catherine W. Skinner, Eugene E. Foord,Brian Mason, Abraham Rosenzweig:Dana’s New Mineralogy. 8. Auflage. John Wiley & Sons, New York u. a. 1997,ISBN 0-471-19310-0,S. 428. 
  14. Calcite Satin Spar (kurzSatin Spar). In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 18. November 2019 (englisch, deutsche SynonymeAtlasspat bzw.Atlasspath). 
  15. Ulrich Henn:Edelsteinkundliches Wörterbuch. Hrsg.: Deutsche Gemmologische Gesellschaft. Eigenverlag, Idar-Oberstein 2001,ISBN 3-932515-24-2,S. 10. 
  16. abNamensuche, Handelsnamen und was sie bedeuten. EPI – Institut für Edelsteinprüfung, abgerufen am 18. November 2019 (Eingabe des entsprechenden Varietäten- bzw. Handelsnamen nötig). 
  17. Kanonenspat. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2019. 
  18. Kobaltocalcit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2019.  undManganocalcit. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2019. 
  19. Karl-Erich Schmittner, Pierre Giresse:Micro-environmental controls on biomineralization: superficial processes of apatite and calcite precipitation in Quaternary soils, Roussillon, France. In:Sedimentology.Band 46,Nr. 3, 1999,S. 463–476,doi:10.1046/j.1365-3091.1999.00224.x (englisch). 
  20. Mineralrekorde. In: Mineralienatlas Lexikon. Geolitho Stiftung, abgerufen am 18. November 2019. 
  21. Charles Palache: The largest crystal. In: minsocam.org. American Mineralogist, abgerufen am 18. November 2019 (ursprünglich publiziert in:American Mineralogist. Band 17, 1932, S. 362–363). 
  22. Krassmann: Giant Iceland Spar from Helgustadir, Iceland. In: mineral-exploration.de. 28. Februar 2018, abgerufen am 3. April 2018. 
  23. Walter Schumann:Edelsteine und Schmucksteine. Alle Arten und Varietäten. 1900 Einzelstücke. 16., überarbeitete Auflage. BLV Verlag, München 2014,ISBN 978-3-8354-1171-5,S. 224. 
  24. Michael R. W. Peters: Calcit (mit Bildbeispielen geschliffener Calcite). In: realgems.org. 24. Juli 2011, abgerufen am 18. November 2019. 
  25. Wikinger nutzten transparentes Mineral als Sonnenkompass. scinexx das wissensmagazin, 2. November 2011, abgerufen am 18. November 2019. 
  26. Guy Ropars, Gabriel Gorre, Albert Le Floch, Jay Enoch, Vasudevan Lakshminarayanan:A depolarizer as a possible precise sunstone for Viking navigation by polarized skylight. In:Proceedings of the Royal Society A. 2011,doi:10.1098/rspa.2011.0369. 
  27. Albert Le Floch, Guy Ropars, Jacques Lucas, Steve Wright, Trevor Davenport, Michael Corfield, Michael Harrisson:The sixteenth century Alderney crystal: a calcite as an efficient reference optical compass? In:Proceedings of the Royal Society A.Band 469,Nr. 2153, 2013,doi:10.1098/rspa.2012.0651. 
Normdaten (Sachbegriff):GND:4121076-1(lobid,OGND,AKS)
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