


AlsButterfahrt werden umgangssprachlich Einkaufsfahrten auf einem Ausflugsschiff bezeichnet, die von etwa 1953 bis 1999 angeboten wurden und über die auf See gelegene deutscheZollgrenze hinausführten.
Der kurzzeitige Aufenthalt im Ausland ermöglichte es, zahlreiche Artikel imDuty-free-Shop billiger einzukaufen und abgabenfrei nach Deutschland einzuführen. Dazu gehörte vor allem die inDänemark damals weit preiswertereButter, von der dieseTagesausflüge den Namen erhielten. Zudem wurdenTabak,Spirituosen undParfüm gern gekauft.
Da die Fahrten selbst fast zum Nulltarif, also für einen symbolischen Preis angeboten wurden und inFlensburg teilweise durch großzügig verteilteWerbekarten kostenlos waren,[1] wurde die Fahrt gern alsAusflug mit zusätzlichem Nutzen unternommen. Auf derOstsee waren Butterfahrten bis zum Ende der 1990er Jahre aus vielen Häfen üblich. Später wurden Butterfahrten perBus in dieNiederlande und nachPolen organisiert.
Eine Besonderheit gab es im Grenzgebiet zwischen Deutschland undTschechien im Bereich derOberelbe: Weil nach derElbeflut 2002 der GrenzübergangSchmilka-Hřensko im Zuge derBundesstraße 172 für viele Monate gesperrt war, fuhr für mehrere Monate abBad Schandau täglich ein Binnenfahrgastschiff grenzüberschreitend in das tschechische Staatsgebiet. Dort legte das Schiff nur sehr kurz an und verkaufte die für eine Butterfahrt typischen steuerfreien Waren (Tschechien gehört erst seit Mai 2004 zur Europäischen Union).
Am 7. Juli 1981 erklärte derEuropäische Gerichtshof (EuGH) die Abgabenfreiheit auf den sogenannten „Butterschiffen“, die auf Nordsee und Ostsee verkehren, mit dem EG-Recht für unvereinbar.[2]
Auf politischen Druck seitens der deutschenWirtschaft wurden erschwerende Bestimmungen erlassen, so etwa, dass vor der Freigabe des zollfreien Einkaufs das Schiff im (Zoll-)Ausland anlegen musste. Dies führte zu der kuriosen Situation, dass ein deutsches „Butterschiff“ den nächstgelegenen dänischen oder polnischenHafen ansteuerte und dort einTau auswarf, welches um denPoller amKai geschlungen und nach wenigen Sekunden wieder gelöst wurde, womit das Schiff formal angelegt hatte und zurückfahren konnte.
Seit dem 1. Juli 1999 sind derartige Fahrten in der EU nicht mehr zulässig.[3]

Die Folge des Verbots der Butterfahrten war, dass zahlreiche Menschen ihren Arbeitsplatz verloren und viele Schiffe an neue Einsatzorte verbracht werden mussten. Zu den einstigen Butterschiffen gehören die 1970 inPapenburg gebauteApollo, die 1999 nachNeufundland überführt wurde, die mittlerweile verschrotteteStella Scarlett, die damals nachCasablanca kam, dieHansaline, die 2003 trotz ihrer geringen Größe auf eigenem Kiel zumPanamakanal aufbrach, die mittlerweile zum Kreuzfahrtschiff umgebauteHelgoland und die 1964 gebauteAfrodite, die zeitweise als Partyschiff imNahen Osten genutzt wurde.[4] Die 1964 gebautePoseidon wurde ab 2003 unter dem NamenPearl Cruise II als Fähre zwischenIndien undSri Lanka eingesetzt und 2006 bei einem Angriff von Milizen derTamil Eelam so schwer beschädigt, dass man sie ein Jahr später inAlang verschrottete. Die 1960 gebauteWappen von Flensburg wurde, nachdem sie vonMalta aus als Sightseeing-Schiff eingesetzt worden war, 2012 in derTürkei abgebrochen, dieFehmarn I wurde inMexiko abgewrackt. Die einstigeKäpt'n Brass, späterHormuz 2, landete 2016 imIran zur Verschrottung an. DieLangeland III wurde schon 1998 nachKroatien verkauft und wurde mittlerweile nachPetar Hektorović getauft. Die einstigeSydfyn sank alsVicente im Januar 2015. Die 1968 gebauteInsel Föhr, späterThor Viking bzw.Adler Germania, wurde 2011 verschrottet. Die einstigeOrange Moon, Baujahr 1959, späterTom Kyle undSealord genannt, dient mittlerweile unter dem NamenBlue Dawn als Partyschiff, und die einstigeKollund wurde zur LuxusyachtOceanwolf umgebaut.[5]