Burg Gardelegen

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DieBurg Gardelegen – in Urkunden auchIsenschnibbe genannt[1], umgangssprachlich auch Isern-Schnibbe – war eine im 10. Jahrhundert begründeteLandesburg inGardelegen im heutigenSachsen-Anhalt. Sie befand sich von 1378 bis 1857 im Besitz der Familie vonAlvensleben.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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Frühe Geschichte

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Unter dem Schutz der Burg entwickelte sich ab 1100 die Stadt Gardelegen, die es zu wirtschaftlicher Bedeutung brachte, ein kultiviertesPatriziat besaß und sich derHanse anschloss. In 250 Brauhäusern braute man hier die „Garley“, Norddeutschlands ältestesExport-Bier. Während derAskanierzeit diente die Isenschnibbe denMarkgrafen von Brandenburg als eine ihrer Residenzen. Ein EnkelAlbrechts des Bären, GrafHeinrich († 1192), Gründer bedeutender Kirchen, wurde nach der Burg Gardelegen benannt. Er erscheint urkundlich erstmals 1186 als „Graf von Gardelegen“. Das ist zugleich die älteste Erwähnung Gardelegens. Den Askaniern folgtenWelfen,Wittelsbacher undLuxemburger und das HausHohenzollern.

Burg Gardelegen unter Alvenslebenscher Herrschaft

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Lange Zeit blieb die Herrschaftunverlehnt, bis der stets geldbedürftige spätere KaiserSigismund Burg und Amt 1378 den Weißen Alvensleben aufKlötze verpfändete.Gebhard XIV. von Alvensleben (erwähnt 1393–1425) gehörte zu derAdelsfronde um die BrüderQuitzow, die sich den 1411 als Markgrafen von Brandenburg eingesetztenHohenzollern widersetzten. 1414 eroberte MarkgrafFriedrich I. die Burg und befestigte damit die Herrschaft der Hohenzollern in der westlichenAltmark. 1448 gab KurfürstFriedrich II. Eisenzahn die Burg, die vorher nur Pfandbesitz war,Werner II. von Alvensleben als erblichesLehen.

Mit dem Zoll und der halben städtischen Gerichtsbarkeit besaß die Burg bis in das 16. Jahrhundert ein halbsouveränes Verhältnis zur Stadt. Innerhalb Gardelegens verfügten die Burgherren über bedeutenden Häuserbesitz. Außerdem gehörten ihnen große Waldungen und von 31 ringsum gelegenen Dörfern einige ganz, andere zum Teil, darunterKunrau mit weiten Moorgebieten desDrömling. Dazu kam, vor und nach derReformation, die Schutzvogtei über dasZisterzienserinnenklosterNeuendorf mit Rechten in den zahlreichen Ortschaften des Abteibezirks. Fast alle Orte der Umgebung standen in Beziehungen zu den Herrschaften Gardelegen undCalbe. InProzession pflegten die Herren der Isenschnibbe mit Gefolge zu den Gottesdiensten der Gardeleger Nicolaikirche zu erscheinen, in der sich noch ihre aus romanischer Zeit stammende Herrschaftsempore befand. Der den Wohlstand erhöhende Erbanfall der Hälfte des reichen GerichtsErxleben 1554 fand ein sichtbares Zeichen in dem kunstvollen GardelegerEpitaph fürValentin von Alvensleben (1529–1596), geschaffen 1597 vonJürgen und Hans Röttger, einem Hauptwerk der BraunschweigerRenaissancebildnerei. Es befand sich bis 1945 in der Nicolaikirche und wurde nach deren Zerstörung in der Marienkirche wieder aufgestellt.

DerDreißigjährige Krieg, in dem Burg und Stadt Besatzungen wechselnder Mächte wie deren Befehlshaber, darunterPappenheim, in ihren Mauern sahen, traf Gardelegen hart. Mit einer Hausfrau, Tochter des VenezianersStechinelli,welfischenDrosten und Reichsfreiherrn aufWieckenberg, kehrte das katholische Bekenntnis um 1700 vorübergehend auf die Isenschnibbe zurück.

1783 wurde die Burg abgetragen, einige Jahre zuvor auch schon derBergfried. Anstelle der Burg errichtete man einen zweistöckigen Fachwerkbau im einfachen Landhausstil. Später wohnte dort Familie von Kröcher. Durch die Familie Bloch von Blottnitz wurde das Haus umgebaut. (Siehe Schloss Isenschnibbe)

Rekonstruktionsbild

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Burg Isenschnibbe und Stadt Gardelegen um 1600 – Zeichnung von Anco Wigboldus

Das Rekonstruktionsbild, aus einem StichMatthäus Merians entwickelt, zeigt die Stadt im Kranz ihrer Befestigungen mit Nicolaikirche, Marienkirche und Rathausturm. Die heranführenden Straßen münden in das noch vorhandeneSalzwedeler Tor. Über der mächtigenWasserburg ist dasKloster Neuendorf sichtbar, 1230 gegründet. Als Schirmherren ließen sich die Alvensleben dort bis zur Reformation beisetzen, später in der Askaniergruft der Gardeleger Nicolaikirche. Am rechten Bildrande erkennt man den vor 1447 von den Burgherren angelegten Boitzendorfer Teich, einen Stausee von drei Kilometern Länge, an dessen Ufer ab 1692 dieBarockgärten vonPolvitz entstanden; im Hintergrunde Waldungen des brandenburgischen HofjagdreviersLetzlingen, die – einst als „Gardeleger Heide“ bezeichnet – zur Burg gehörten. Ein doppeltes Grabensystem schützte die Isenschnibbe. Im Innenhof stand als ältestes Wahrzeichen der klobige Rundturm, daneben der mit einem Säulenpavillon geschmückte Brunnen. Das weitläufige Herrenhaus war drei Stockwerke hoch und barg im Kellergeschoss die noch erhaltene Burgkapelle. Alle Gebäude lehnten sich an die vieleckige Burgmauer, die vom runden inneren Graben umschlossen war, und bestanden in den Obergeschossen der Hofseite aus Fachwerk. Mit ihren wasserumgebenen Mantelmauernringen, denen sich die Bauten kreisförmig anfügten, und rundenBergfrieden im Innenhof stellten Isenschnibbe,Calvörde und das ursprünglicheCalbe den älteren Burgtypus dar. Über ihre Vorformen ist nichts Sicheres bekannt. Die rechteckigen Anlagen prägten die Landschaft, schienen aber späteren Datums zu sein. Da die Wirtschaftsräume einbezogen waren, fehlte eine eigentliche Vorburg. Von Süden her erfolgte der Zugang über vierZugbrücken. Vor dem durchRundbastionen flankierten Pforthaus auf demWall befand sich einravelinartigerZwinger. Die Burgmühle wurde 1684 neu erbaut. Lust- und Nutzgarten sind bezeugt, hingegen nicht ihre Lage. Wie die Festungsgräben der Stadt wurden auch die der Burg durch dieMilde und den hier einmündenden Lusbach gespeist. 1756 ließ man den Bergfried und 1784 die ganze Burg abtragen. Stattdessen wurde ein spätbarockes Herrenhaus errichtet.

Schloss Weteritz

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1831 verlegten die Burgherren ihren Wohnsitz von der Isenschnibbe nachWeteritz bei Gardelegen, wo ein Gartenarchitekt aus dem Umfeld vonPeter Joseph Lenné das neu erbaute Herrenhaus mit einemLandschaftspark umgab.[2] Vermögensverfall führte 1857 zum Verkauf des Rittergutes Weteritz an den herzoglich-anhaltischen Amtsrat Carl Heinrich Theodor Roth, dessen Familie den Besitz bis zur Enteignung 1945 bewirtschaftete.Adolph Menzel porträtierte die letzte Burgfrau als königliche Oberhofmeisterin für das Königsberger Krönungsbild von 1863. Schloss Weteritz mit seinem Park verfällt zusehends. Der Park erfährt kaum sichtbare Pflege, das schon einmal sanierte Schloss ebenso. Einige wenige Möbel, die sich bis 1945 im Schloss befanden, wurden 2009 durch die Erben der Familie Roth im Rathaus von Gardelegen entdeckt und teilweise zurückgeführt. Die Familie Roth hat ihre Spuren bis heute sichtbar im Park hinterlassen. Einige der Bäume, die aus vielen Ländern in vier Kontinenten zusammengetragen wurden, stehen noch im Park.

2016 wurde das Schloss an zwei Unternehmer verkauft. Diese planen lautVolksstimme vom 3. März 2016 die Einrichtung von Wohnungen, möglicherweise teilweise zumaltersgerechten Wohnen.

Schloss Isenschnibbe

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Schloss Isenschnibbe nach der Sanierung 2020

Vom Landsitz bis zum Ende der DDR

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Schloss Isenschnibbe war ab ca. 1905 im Besitz der Familie Bloch von Blottnitz. Sie spendete eine Rathaustür in Gardelegen, die noch heute zu sehen ist. Das Schloss war auch im Besitz der Familie von Kröcher, bekannte Personen hierzu warenBertha von Kröcher undJordan von Kröcher, beide auf der Isenschnibbe geboren. Die Blottnitzens veräußerten das Schloss 1939 an den Fürsten zur Lippe, der dieses selbst nie gesehen hatte. Letzte Bewohner waren die Bloch von Blottnitzens, die 1945 mit den Amerikanern nach Lüchow-Dannenberg flohen. Es sollen Inventar und andere wertvolle Gegenstände gerettet worden sein.

Zum Gut des Schlosses Isenschnibbe gehörte auch dieIsenschnibber Feldscheune am nordöstlichen Stadtrand von Gardelegen, in der KZ-Wachmannschaften, Angehörige der Wehrmacht, desReichsarbeitsdienstes, desVolkssturms und andere lokale Akteure in der Nacht vom 13. zum 14. April 1945 ein Massaker an 1016KZ-Häftlingen verübten. US-amerikanische Streitkräfte, die Gardelegen am 14. April 1945 erreichten, entdeckten den Tatort in der Scheune des Gutes am darauffolgenden Tag.

Am Vorabend derBodenreform von 1945 befand sich die Isenschnibbe im Besitz des Fürsten zur Lippe. Dann zog die sowjetische Kommandantur ein. Da das Schloss zunächst nicht als zu schützendes Denkmal eingestuft worden war, sollte es ursprünglich abgerissen werden. Dagegen intervenierte der InnenministerRobert Siewert bei der Bauleitung des Kreises Gardelegen: "Das Herrenhaus Isenschnippe darf nicht abgebrochen werden, da dort die Kreisparteischule der SED untergebracht ist."[3]

In dieser Zeit wurde das Wappen auf dem Sandsteinkamin im Foyer herausgeschlagen. Dabei vergaß man aber die Darstellung im Speisesaal und an der äußeren Sandsteinfassade. Nach der Parteischule zog der VEB Saatgutbetrieb mit seinen Büros und einer Wohnung in das Schloss ein. So wurde es weitgehend in Stand gehalten und geheizt. Ende der 1980er Jahre wurde eine Heizung installiert. Diese hat Schäden verursacht, die nur schwer zu korrigieren sind.

Von der Wendezeit bis heute

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Nachdem die Rückführung an den Prinzen zur Lippe Anfang der 1990er Jahre gescheitert war (er hätte es kaufen müssen), versteigerte es dieTreuhand. Es ging in den Besitz eines Gärtners und einer Krankenschwester über, die das Schloss offenbar als Renditeobjekt kauften. Es verfiel zusehends und wurde vergessen. Teilweise gingen noch vorhandene historische Teile verloren oder wurden verkauft, zum Beispiel Leuchter.

2007 kaufte die Familie Rothermel das Schloss. Seither versuchte sie, das Haus zu sanieren. Es ist das dritte Denkmalobjekt der Familie, das sie saniert. Im Jahr 2014 wurde die Dachsanierung mit Unterstützung durch EU-Fördermittel abgeschlossen. Danach folgte die Freitreppensanierung und die Instandsetzung der Dachterrasse, welche durch jahrelangen Wassereinbruch großen Schaden imRisalit des Hauses verursacht hatte. Gleiches geschah an der Rückseite des Hauses, hier durch ein anfängliches Loch in der Dachrinne. Es wurde der Hausschwamm entfernt und die Wand bis ins Obergeschoss abgetragen und wieder neu aufgemauert. Vorab hatte der Eigentümer die Idee, einen Förderverein zu gründen. Die Mitglieder starteten mit dem Freilegen des Parkgeländes und veranstalteten ein Osterfeuer und Führungen. Die Einnahmen wurden in die Reinigung des Sandsteinanbaues gesteckt und kamen so in voller Höhe dem Haus zugute. Durch das Freilegen des Parkgeländes wurde eineSichtachse zur Stadt geschaffen, die viele Jahrzehnte verwildert war. Das ACZ-Gelände, das anliegend von der Stadt zum Park umgestaltet wurde, trägt einen großen Teil zur Einbindung des Schlosses in die Stadt bei. Nach dem Tod des Eigentümers übernahmen seine Frau und der gemeinsame Sohn den Besitz. Jene sind aktuell ohne Förderverein (der nach dem Ableben abgesetzt wurde) und versuchen, mit Hilfe von Fördermitteln (betreffen nur die Hülle des Hauses), das Anwesen ohne große Mittel vor dem Verfall zu bewahren.

2016 wurden die Freitreppe und das Dach der Terrasse mittels EU-Fördergeldern saniert. Dies trägt weiter dazu bei, das historisch wertvolle Gebäude für die nächsten Jahre zu sichern. Das benachbarte „Gut Isenschnibbe“ steht in diesem Jahr zum Verkauf und gehört ausdrücklich nicht mehr zum Schloss.

Sagen

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Literatur

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  • Edwin Nitter (Hrsg.):Die weißen Alvensleben auf der Burg Gardelegen. Sonderdruck aus „Heimatbuch Gardelegen“, Band 3, 1939, S. 19–27.
  • Udo von Alvensleben-Wittenmoor:Alvenslebensche Burgen und Landsitze. Dortmund 1960.
  • Herbert Becker:Gardelegen: Tausend Jahre einer Stadt.
  • Landesarchiv Magdeburg (Sachsen-Anhalt): Gutsakte derer von Alvensleben

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Online-Recherche imLandeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, abgerufen am 22. Juni 2014
  2. Markus Jager (Hrsg.):Schlösser und Gärten der Mark. Lukas, Berlin 2006,ISBN 978-3-936872-96-5, S. 102.Leseprobe
  3. Breitenborn, Konrad; Wille, Manfred: "Fort mit der Junkerherrschaft!" Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt. In: Rüdiger Fikentscher, Boje Schmuhl, Konrad Breitenborn (Hrsg.): Die Bodenreform in Sachsen-Anhalt. Durchführung, Zeitzeugen, Folgen. Halle, 1999. S. 19–74, S. 55.
  4. Ludwig Bechstein:Deutsche Märchen und Sagen, Aufbau-Verlag, Berlin/Weimar 1980, SageIsern-Schnibbe S. 277

52.534721611.3888312Koordinaten:52° 32′ 5″ N,11° 23′ 19,8″ O

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