DieBundesgartenschau 1977 fand vom 29. April bis zum 23. Oktober 1977 in derbaden-württembergischen LandeshauptstadtStuttgart statt.
In den 178 Tagen, an denen dieBundesgartenschau für das Publikum geöffnet war, hatte sie sieben Millionen Besucher. Sie fand auf einem 44 Hektar großen Gelände statt.[1] Die Schau stand unter dem Motto: „Grün- und Freiflächen in der Stadt – Maßstab einer menschenwürdigen Umwelt“, oder auch „Blumen statt Bauten“[1] Die Leitung hatteOberstadtdirektorHans-Dieter Künne inne, der sich eines Planungsstabes um Mitarbeiter desGartenbauamts unter Führung des Ingenieurs Friedrich Goes, bediente. Heute wird das Gelände des Schlossgartens als extensiver, offener Park genutzt.
Der größte Teil des Gartenschaugeländes lag im Gegensatz zu den vorangegangenen Schauen Stuttgarts, dieReichsgartenschau 1939, dieDeutsche Gartenschau 1950 und dieBundesgartenschau 1961, erstmals vornehmlich im Gelände des „Unteren Schlossgartens“ und Teilen desRosensteinparks, was für den Eigentümer, das LandBaden-Württemberg, eine hohe Eigenbeteiligung an den Kosten nach sich zog. Das Land finanzierte 12,5 Millionen DM, Dritte steuerten 2,2 Millionen DM zu.[1]
Jede Gartenschau hat ihrSignet. DerFellbacher Grafiker Otto Rieger erreichte unter 29 Mitstreitern 1975 den Zuschlag mit seinem Emblem „einer Blume auf dem liegenden S“, wobei dasS für Stuttgart stand. 1976 wurde die erste Broschüre gedruckt. Der Hauptprospekt erschien 1977. Eine Million Exemplare wurden verschickt. Ein dreiteiliger Führer befasste sich mit allgemeinen Informationen mit botanischen und gartentechnischen Ausführungen, die Auflage erreichte 80.000 Exemplare.
Der Kontakt zu den Medien wurde über die „Gartenlaube“ gehalten, herausgegeben von derPressestelle der Gartenschau.
Die Bundesgartenschau wurde von BundespräsidentWalter Scheel und Stuttgarts OberbürgermeisterManfred Rommel bei strömendem Regen eröffnet.[1]
Der Planungs- und Bauwettbewerb forderte 103 Wettbewerbsunterlagen an. 28 wurden eingereicht. Das Budget war knapp. Das Gelände war aufwändig zu kultivieren und die lange sowie schmale Lage galt es vorteilhaft zu nutzen. Im Dezember 1973 vergab dieJury die Preise. Sie gingen an verschiedeneLandschaftsarchitekten, um Hans Luz[2] und andere, die sich in zwei Planungsgruppen aufteilten. Das Ergebnis lieferte am 28. November 1975 die „Sektion Luz“, deren Rahmenplan die Grundlage für weitere Detailentwicklungen legte. Die Durchführungsorganisation oblag in der Folge derStuttgarter Messe- und Ausstellungs-GmbH.


Die „Unteren Anlagen“ des Schlossgartens waren bereits zu Zeiten desKönigreich Württembergs im 19. Jahrhundert angelegt worden. Die bestehende Gliederung wurde aufgegriffen und saniert. DiePlatanenallee an der nordwestlichen Flanke des Unteren Schlossgartens bildete mit ihren royalistischen Zügen einen Kontrast zur landschaftlichen Gestaltung des übrigen Parks und wurde deshalb bewahrt. In den Park wurde eine zusätzliche großzügige Promenade gesetzt, die dem Besucher half, das Gelände kennenzulernen und neu geschaffene Spiel- und Aufenthaltsbereiche anzusteuern.
Die Konzeption sah vor:
„Besucher sollen von der Spielwiese angeregt werden, die eher passive Haltung des interessierten Spaziergängers zu überwinden und am Spielgeschehen aktiv mitzuwirken“
Das Spielhaus und ein „Brio-Kletter-System“ wurden winterfest gemacht und stehen Kindern zur Verfügung.
Da die „Cannstatter Straße“ eine Querspange durch den einheitlichen und historisch gewachsenen Komplex setzte, wurde ein Abschlussrondell gesetzt, das sich gegen die Straße behaupten sollte. Die 1844–1847 vonLudwig von Hofer geschaffenezweiteilige Skulpturengruppe ausCarrara-Marmor, „Rossebändiger“[3], bildete dabei am westlichen Ende der „Unteren Anlagen“ einenportalartigen Zugang zur Allee. Viele der 2800 Bäume wurden krankheitsbedingt gefällt, 4200 neu gepflanzt. DerNesenbach, der durch die Schlossgartenachse fließt war längstverdolt, weshalb das „Nesenbächle“ als Quellbach angelegt wurde und über den „Schwefelsee“ zum „Schwanensee“ am Fuß des Rosensteinhügels fließt. Auf den verschiedenen Seen (Eissee, Inselsee) schwammen während der Schau künstliche Blumeninseln. Eine mehr als 1000 Meter lange Lärm- und Sichtschutzwand zurB 14 wurde eingezogen.

Einer der zentralen Punkte der BUGA 1977 war der „Schwanenplatz“. Bis zur Schau stellte er einen öden Verkehrsknotenpunkt in der Infrastruktur Stuttgarts dar. An der Stelle trafen zwei Bundesstraßen und drei Straßenbahnlinien aufeinander, die es nunmehr zu entflechten galt, die größte Herausforderung, die an die Gartenschaubetreiber gestellt wurde. Die Straßen wurden übertunnelt und störten das Bild fortan nicht mehr.
So gelang es, den Schwanenplatz zu einem Mittel- und Verknüpfungspunkt für die bis dahin getrennt voneinander wirkenden Parkteile zu gestalten.[1] Der „Untere Schlossgarten“ im Westen, derRosensteinpark im Norden, das „Berger Insele“ (Standort des Mineralbads Leuze[4]) im Osten, der „Seilerwasen“[5] auf der anderen Neckarseite im Nordosten und der Park derVilla Berg im Süden waren zu einer gegliederten Einheit verbunden worden. Zum Wahrzeichen der Schau wurden zehn eigens angelegteGeysire, die „Berger Sprudler“. Diese symbolisieren die reichenMineralwasservorkommen in der unmittelbaren Umgebung (Stuttgart-Berg) und bestehen aus fünf Meter hohen Betonkegeln, erbaut von den Professoren Hans Lutz undMax Bächer.[6]

Im Rosensteinpark wurde das Motto „Kreuz und quer durch den Garten“ verfolgt (Musterkleingärten). Die Wiese desRosensteinschlosses überließen die Gestalter zugunsten von Wildpflanzen weitestgehend sich selbst. Um die Sichtzüge zum Neckar, zum Schloss und nach Berg zu verbessern, wurde der Baumbestand ausgelichtet.
Andererseits gab es intensiv kultivierte Passagen im Park. Südlich der Kleingärten gestaltete das Gartenbauamt die Ausstellung „Grabbepflanzung und Grabmal“. Firmengärten informierten die Besucher über Themen wie die Birnenzucht, die Unterhaltung von Nutz- und Ziergärten, die Bedeutung derKoniferen undBienenweiden, die Verwendung von Materialien für den Garten undDüngemittel.
In Anlehnung an historische Vorbilder wurde der Karlsgarten mit Rosen bepflanzt, wobei kriechende ebenso wie rankende Pflanzen das Bild prägten und noch heute prägen.[1] Ehemals im „Oberen Schlossgarten“ angesiedelte Marmorstatuen gaben dem Karlsgarten den Charme eines historischen Ensembles. Im südlichen Fortlauf zu den Anlageseen wurde ein farbig geschwungener Blumen- und Gehölzstreifen angelegt, der „Blumenbändel“. Tausende vonBegonien undStrauchmargeriten sowie Flecken vonSalbei verliehen der Wegpassage erhebliche Farbenpracht. Im Süden der neuangelegten Parkanlage entstand der Paradiesweg, in dessen Verlauf verschiedene Gartentypen vorgestellt wurden. So der Schrecken eines jeden Gärtners: Der „Unkrautgarten“.

Insgesamt wurden zehn Brücken angelegt, um das Gartenschaugelände mit den umliegenden Wohngebieten zu verknüpfen. Die Brücken sind oder waren nach Konstruktion, Gestaltung und verwendeten Baumaterialien sehr unterschiedlich[1]:
Dauer- wie Zeitbauten hatten sich in die Gartenschau in bescheidener Weise zu integrieren. Zumeist lagen sie daher an den Rändern des Gartenschauareals. Dies hatte zudem den Vorteil leichter Auffindbarkeit und verhaltener Bescheidenheit gegenüber der Natur. Für die Zeitbauten wurde ein durchgängigesBaukastensystem etabliert, das sich als kostenextensiv darstellte: Es wurden vornehmlich die Holzbauweise und einfache Dachpyramidenformen für die Anlagen gewählt. Dieses Prinzip verdeutlichte sich an Bauten, wie dem Service-Zentrum, der Weinwirtschaft und dem Biergarten. Ebenso beim Gärtnereihof und der Vielzahl von Verkaufshäuschen.[1]
Größtes Bauwerk der Gartenschau war die „Blumenhalle“ am Schwanensee. Es handelte sich dabei um eine foliengedeckte, lichtdurchlässige Leichtkonstruktion mit einerhalbschaligen Kalotte von 50 Metern Durchmesser. 64 stählerneMeridiane ruhten auf einem Fundamentring. 18 Blumenausstellungen wurden dort vorgeführt. Der Sparpolitik der Stadt folgend, wurde die Halle für 600.000 DM angemietet; sie hätte für 800.000 DM käuflich erworben werden können. Dies führte nach der Gartenschau dazu, dass die Halle abgerissen wurde.
Herausragendes weiteres Provisorium war der „Gärtnerpavillon“.[8] Er vereinte das Forum desZentralverbandes des Gartenbaus auf sich und war ein Versuchsbauwerk derUniversität Stuttgart (Massivbau), in welchem der seinerzeit neue BaustoffGlasfaserbeton experimentiert wurde. Im Verhältnis zu seiner Größe dünner als eine Eierschale, handelte sich der Bau den Ruf des „Baus mit dem dünnsten Betondach der Welt“ ein. Der Pavillon fasste 200 Zuschauer. Auch der Pavillon wurde abgerissen.
Ein weiteres Provisorium war die „Blumenbahn“, die die gesamte Längsachse der Aue verkehrte und ursprünglich mit einemPorsche-Verbrennungsmotor ausgerüstet war; nachgerüstet wurde gegen den Prototyp einer umweltfreundlichenE-Lok (Blaupunkt Unterhaltungs-Express[9]). Der Haupteingang amHauptbahnhof war bis zur „Grünen Brücke“ mit einer elektrischen Bahn auf Gummireifen verbunden (KleinbahnBosch)[10], einer Entwicklung eigens für diese Gartenschau.
Am Rand des Mittleren Schlossgartens wurde derLandespavillon gebaut, der im Zuge der Baumaßnahmen zuStuttgart 21 abgerissen wurde.
Die Stadt Stuttgart sah eine zusätzliche Perspektive für Besuchsanreize darin, dass künstlerische Elemente dargeboten würden und beauftragte in diesem Zusammenhang denWürttembergischen Kunstverein Stuttgart Ideen zu erarbeiten. Es gelang, fünf überregional tätige Künstler für ein Projekt zu gewinnen, das sich „Konzept und Raum“ nannte. Künstler der deutschen „Plastik“ generierten Konzepte, die sich der Begehbar- und Erlebbarkeit sowie Verständlichkeit verschrieben. Die Idee lag darin, die Natur und die Plastik in ein symbiotisches Verhältnis der stillen Wechselwirkung zu versetzen.[1] Daraus resultierten Werke wie „12 Kanten“ vonChristoph Freimann[11], „Positiv-Negativ“[12], „Waagerechte Linie mit drei Flächen“[13], „Sieben schwarze Schranken“[14] und „Kubus“[15] vonHans Dieter Bohnet.
Die nächst folgende Bundesgartenschau in Stuttgart war dieInternationale Gartenbauausstellung 1993.