Auf dem Gebiet des heutigen Bulgariens befinden sich diebislang frühesten Belege für die Anwesenheit desMenschen (Homo sapiens) inEuropa und mit derneolithischenKaranowo-Kultur, die bis ins Jahr 6500 v. Chr. zurückreicht, eine der frühesten Siedlungen des Kontinents. Im 6. bis 3. Jahrhundert v. Chr. geriet die Region ins Spannungsfeld derThraker,Perser,Kelten undGriechen. Stabilität kam, als es demRömischen Reich im Jahr 45 n. Chr. gelang, die Region zu erobern. Mit dem Niedergang und der Aufteilung des Reiches begannen in der Region erneut Invasionen unterschiedlicher Gruppen. Im 4. Jahrhundert wanderten dieGoten ein und erschufen hier dieeinzige Schriftquelle ihrer Sprache. Um das 6. Jahrhundert wurden die Gebiete von den frühenSlawen besiedelt. DieUr-Bulgaren, angeführt von den BrüdernAsparuch undKuwer, verließen das Gebiet des (alten)(Groß-)Bulgariens und siedelten sich im späten 7. Jahrhundert dauerhaft auf der Balkanhalbinsel an. Sie gründeten zwei Reiche mit dem NamenBulgarien, eines zwischenDonau undBalkangebirge und eines im Gebiet um das heutigeBitola im Westen der Halbinsel. Das Donaureich, das 681 vomOströmischen Reich vertraglich anerkannt wurde, vereinigte sich im Laufe der Zeit mit dem Reich von Kuwer. DiesesErste Bulgarische Reich beherrschte den größten Teil der südlichen Balkanhalbinsel und beeinflusste die slawischen Kulturen maßgeblich durch die Entwicklung derkyrillischen Schrift am Hofe der bulgarischenZaren und die Gründung desBulgarischen Patriarchats. Die altbulgarische Literatur und das bulgarische Schrifttum bildeten das drittgrößte kulturelle und religiöse Gebiet im mittelalterlichen Europa. Das Reich existierte bis Anfang des 11. Jahrhunderts, als der byzantinische KaiserBasilius II. es eroberte und unterwarf. Ein erfolgreicher bulgarischer Aufstand im Jahr 1185 begründete einZweites Bulgarisches Reich, das unterIvan Asen II. (1218–1241) seinen Höhepunkt erreichte. Nach zahlreichen erschöpfenden Kriegen und Feudalkämpfen löste sich das Reich 1396 auf und die Region geriet fast fünf Jahrhunderte lang unterosmanische Herrschaft.
Bulgarien ist seit 29. März 2004 Mitglied derNATO und seit 1. Januar 2007 Mitglied derEuropäischen Union (EU) und desEuroparates, Gründungsmitglied derOSZE und hat dreimal einen Sitz imSicherheitsrat der Vereinten Nationen eingenommen. Seit dem 1. Januar 2025 ist Bulgarien Teil des Schengen-Raumes, ab 1. Januar 2026 wird es Teil der Eurozone sein.
Die Grenzenzur Türkei (270 km), Nordmazedonien (148 km) undzu Serbien (318 km) sind zugleichEU-Außengrenzen.Rumänien, Griechenland und Bulgarien sind EU-Mitglieder.DieGrenze zu Rumänien ist 631 km lang; zum größten Teil ist die Donau die Grenze. Die Grenze zu Griechenland ist 259 km lang.[6]Im Osten bildet dasSchwarze Meer die natürliche Grenze. DieKüstenlinie ist rund 354 km lang.[7]
Das Territorium Bulgariens besteht zu zwei Dritteln aus denTiefebenen, die von den FlüssenDonau undMariza und ihren zahlreichen Nebenflüssen entwässert werden. Es hat zwei große Gebirgsketten: dasBalkangebirge (bulgarischСтара ПланинаStara planina, deutsch‚Altes Gebirge‘) und dieRhodopen. Die höchsten Erhebungen des Balkangebirges sind derBerg Botew (2376 m) und derTschumerna (1536 m). Die nördlich des Balkangebirges gelegeneDonautiefebene wird durch die Donau begrenzt, die hier dieStaatsgrenze zu Rumänien darstellt. In ihr liegen die StädtePlewen,Rasgrad, Russe undSchumen sowie Warna am Schwarzen Meer. Südlich des Balkangebirges erstreckt sich dieOberthrakische Tiefebene, auch Mariza-Ebene genannt. In diesemMittelbulgarischen Becken finden sich die Städte Plowdiw und Stara Sagora sowie Burgas am Schwarzen Meer. Diese Ebene wird im Westen und im Süden durch die Rhodopen sowie die GebirgeSakar undStrandscha im Süden begrenzt. Die höchste Erhebung der Rhodopen ist der BergGroßer Perelik (2191 m). Im Südwesten des Landes befinden sich mit demRila- und demPirin-Gebirge zwei weitere Hochgebirge mit Gipfeln zwischen 2000 und 3000 Metern Höhe, wobei der BergMusala (2925 m) der höchste auf der gesamten Balkanhalbinsel ist.
Norden: Im Norden Bulgariens herrschtkontinentales Klima mit heißen und trockenen Sommern sowie kalten, schneereichen Wintern.
Stara Planina (Balkangebirge): Auf der Nordseite schneereiche Winter, auf der Südseite zur gleichen Jahreszeit selten Schneefälle. Besonders im Westen sowie imRila- undPiringebirge herrscht das sogenanntealpine Klima.
Bulgarien im Mai: Schneebedeckte Gebirge im Norden und Westen. Wolkenbildung über dem Schwarzen Meer.
Zentralbulgarien undSüdwesten: Südlich des Balkangebirges liegt dieOberthrakische Tiefebene, in welche das Kontinentalklima nicht vordringen kann. Südlich des Gebirges sorgen alsomaritime Einflüsse für einen gemäßigten Winter, ein regenreiches Frühjahr und einen warmen Sommer. An der Grenze zu Griechenland und zur Türkei – unter dem Einfluss derÄgäis – verstärkt sich dermediterrane Charakter des Klimas.
Bulgarische Rhodopen: Die drei Gebirge Rila, Pirin undRhodopen nehmen die westliche Hälfte Südbulgariens ein. Im Gegensatz zu den deutlich höheren Schwestergebirgen weisen die Rhodopen nur im Westen Gebirgsklima auf, im Osten zeigt sich bereits der Übergang zum Küstenklima.
Schwarzes Meer: Das Klima an der Küste zeigt ein mediterranes Profil, jedoch weht der Wind zumeist vom Schwarzen Meer aus östlicher Richtung übers Land. In der Folge sind die Sommer weniger warm als in denSubtropen und die sehr niederschlagsreichen Winter sind milder.[10] Von Mai bis September steigt die Temperatur in der Regel täglich über 20 °C. Im kältesten Monat, dem Januar, fällt sie nur selten unter den Gefrierpunkt.[11]
Im Jahr 2023 lebten 77 Prozent der Einwohner Bulgariens in Städten.[12]
Unter den Großstädten spielen als Verwaltungszentren die bulgarischeMetropoleSofia sowie der Regierungssitz mehrerer Gemeinden und eines Bezirks (Oblast)Plowdiw einezentrale Rolle. Weiter sind nochVarna undBurgas zu nennen, die als administrative Zentren der bulgarischen Schwarzmeerküste fungieren. Hier konzentrieren sich daher auch Medien- und Dienstleistungsunternehmen sowie die Kulturinstitutionen des Landes. Aufgrund ihrer vergleichsweise höher entwickelten Infrastruktur haben sie auch die regional höchste Bedeutung für Verkehr und Handel und zeigen die dynamischste Wirtschaftsentwicklung.
In Bulgarien gab es nach demZensus von 2011 sieben Städte, die mehr als 100.000 Einwohner hatten: Sofia, Plowdiw, Varna, Burgas, Russe, Stara Sagora und Plewen.
Demographische Entwicklung 1960–2020 (Millionen Einwohner)Bevölkerungspyramide 2016: Bulgarien ist eine stark alternde Gesellschaft
Bulgarien hatte 2021 6,5 Millionen Einwohner, 2,4 Millionen bzw. ein Viertel weniger als die 8,9 Millionen von 1985.[13] Das jährliche Bevölkerungswachstum betrug −0,6 %. Zum Bevölkerungsrückgang trug ein Sterbeüberschuss (Geburtenziffer: 8,8 pro 1000 Einwohner[14] vs. Sterbeziffer: 18,4 pro 1000 Einwohner[15]) bei. Die Anzahl der Geburten pro Frau lag 2022 statistisch bei 1,8, die der Europäischen Union betrug 1,5.[16] DerMedian des Alters der Bevölkerung lag im Jahr 2021 bei 44,5 Jahren.[17] Im Jahr 2023 waren 14,0 Prozent der Bevölkerung unter 15 Jahre,[18] während der Anteil der über 64-Jährigen 22,3 Prozent der Bevölkerung betrug.[19]
Die Bevölkerungsdichte lag bei 64 Einwohnern/km². Der Großteil der Bevölkerung lebt in den Städten südlich desBalkangebirges.
Viele Bulgaren verließen nach 1990 sowie nach demEU-Beitritt das Land und ließen sich in verschiedenen süd- und mitteleuropäischen Ländern nieder, vor allem inSpanien,Italien undDeutschland. In dieser Periode konnten nur die zwei ProvinzenSofia-Stadt (+ 120.749 Personen) undWarna (+ 13.061 Personen) sowie lediglich die vier StädteSofia,Warna,Burgas undWeliko Tarnowo einen Bevölkerungszuwachs verzeichnen.[20] In vier Provinzen (Sofia-Stadt, Burgas, Warna undPlowdiw) liegt die Bevölkerungszahl über 400.000. 39,2 % der Bevölkerung leben in neun Gemeinden, die eine Einwohnerzahl von jeweils mehr als 100.000 Einwohnern aufweisen. In 60 Gemeinden liegt die Einwohnerzahl unter 6000. Der Volkszählung zufolge lebt die Bevölkerung Bulgariens in 255 Städten und 5047 Dörfern. 5.339.001 Personen bzw. 72,5 Prozent der Einwohner leben in Städten und 2.025.569 bzw. 28,9 % auf dem Land. 33,6 % der Bevölkerung leben in den sieben größten Städten. Bulgarien verliert aufgrund von Auswanderung, niedriger Geburtenrate und einer relativ niedrigen Lebenserwartung jedes Jahr Einwohner. Bis 2050 könnte die Einwohnerzahl auf 5,4 Millionen absinken.[21]
Außerdem lebenRussen (14.000),Armenier (5306),Walachen, im NordenRumänen, im SüdenAromunen und die muslimischen, Bulgarisch sprechendenPomaken in Bulgarien.[20] Etwa ein Viertel bis ein Drittel der heutigen bulgarischen Bevölkerung sind Nachkommen von bulgarischen Flüchtlingen ausMakedonien (→ Makedonische Bulgaren) undThrakien (→ Thrakische Bulgaren).[25] Im Jahre 2017 waren 2,2 % der Bevölkerung Migranten. Häufigste Herkunftsländer waren Russland, Griechenland und die Türkei.[26][27]
Trotz dieser Distanz nehmen diese Gruppen rege am gesellschaftlichen und politischen Leben Bulgariens teil. Beispielsweise war dieBewegung für Bürgerrechte und Freiheiten (DPS), die überwiegend von türkischstämmigen und muslimischen Bürgern unterstützt wird, zwischen 2001 und 2009 in zwei Koalitionsregierungen vertreten. Die türkische Minderheit lebte 2001 laut der damaligen Volkszählung[28] besonders zahlreich in denBezirkenKardschali,Rasgrad,Targowischte,Silistra undSchumen. Pomaken lebten vor allem imBezirk Smoljan.[29]
2009 gründeten überwiegend pomakischstämmige Bürger die ParteiFortschritt und Wohlstand, da sie mit der Politik der DPS unzufrieden waren. Diebulgarische Verfassung von 1991 (Artikel 11) verbietet aber das Gründen von Parteien auf ethnischer, rassischer oder religiöser Grundlage.[30]
Die Roma gehören in Bulgarien zu den am stärksten vonMarginalisierung betroffenen Bevölkerungsgruppen.[31] Ihre soziale Lage ist von Armut, Arbeitslosigkeit, einem zumeist niedrigen Ausbildungsniveau sowie gesellschaftlicherStigmatisierung geprägt. Ihre Lebenssituation hat sich durch denTransformationsprozess der 1990er Jahre verstärkt und trifft besonders die Roma-Frauen, die unter sozialer Perspektivlosigkeit und unterpatriarchalen Familienstrukturen leiden.
Bulgarien wird, ähnlich wie Israel und einige weitere osteuropäische und asiatische Staaten, alsethnische Demokratie beschrieben, in der „die Dominanz einer ethnischen Gruppe institutionalisiert ist“.[32]
Nach Art. 3 der Verfassung von 1991 ist die AmtsspracheBulgarisch. Nach Art. 36 sind das Erlernen und der Gebrauch der bulgarischen Sprache das Recht und die Pflicht der bulgarischen Bürger. Bulgarische Staatsangehörige, deren Muttersprache eine andere Sprache ist, haben daneben das Recht, auch ihre Sprache zu erlernen und zu benutzen. Das Gesetz kann festlegen, in welchen Fällen nur die Amtssprache verwendet werden darf. Als Minderheitensprachen kommenTürkisch,Romani undArmenisch in Betracht. Dabei ist die in Bulgarien gesprochene türkische Sprache einDialekt, der sich teils vom Standard-Türkischen in der Türkei unterscheidet und durch das Bulgarische besonders imlexikalischen Bereich beeinflusst ist.[33]
21,8 % der Befragten bei der Volkszählung 2011[34] beantworteten die Frage nach der Konfessionszugehörigkeit nicht, wobei der Anteil der jüngeren Generationen überwog. 77,9 % der Menschen, die eine Antwort auf diese Frage gegeben haben, bezeichnen sich alsChristen (4.374.135 Menschen). Demnach gehören die meisten derbulgarisch-orthodoxen Kirche (76,0 %), derrömisch-katholischen Kirche in Bulgarien (0,8 %) und derEvangelischen Kirche (1,1 %) an. Weitere 577.139 Menschen (10 %) bezeichnen sich alsMuslime. Bei der Volkszählung 2001 haben sich dagegen 83,9 % der Bevölkerung als Christen und 12,2 % als Muslime definiert.
Außerdem gibt es eine rapide schwindendejüdische Minderheit (653 Mitglieder im Jahr 2001, 1992 noch 2580 gegenüber fast 50.000 im Jahr 1947). Dabei handelt es sich vor allem umsephardische Juden (siehe auchhier). Im deutschen Sprachraum am bekanntesten ist der Schriftsteller undLiteraturnobelpreisträgerElias Canetti.
Eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Europäischen Kommission im Rahmen desEurobarometers ergab 2020, dass für 60 % der Menschen in Bulgarien Religion wichtig ist, für 30 % ist sie weder wichtig noch unwichtig und für 10 % ist sie unwichtig.[35]
Die Gesundheitsausgaben des Landes betrugen im Jahr 2021 8,6 % des Bruttoinlandsprodukts.[36] Im Jahr 2018 praktizierten in Bulgarien 41,7 Ärztinnen und Ärzte je 10.000 Einwohner.[37] Die Sterblichkeit bei unter 5-Jährigen betrug 2022 6,1 pro 1000 Lebendgeburten.[38] DieLebenserwartung der Einwohner Bulgariens ab der Geburt lag 2022 bei 74,4 Jahren[39] (Frauen: 78,1[40], Männer: 70,8[41]).
Reste des Antiken Theaters inTrimontiumDerReiter von Madara zählt zum kulturellen Erbe der Bulgaren und der UNESCOBulgarien und die Balkanhalbinsel unter Iwan Assen II.
In der Zeit dergriechischen Kolonisation entstanden an der Schwarzmeerküste mehrere Stadtstaaten, so genanntePoleis. Einige von ihnen wieApollonia oderMesambria wurden zu Handelsmächten und konnten sich anfänglich auch gegen die Römer behaupten.
Die Anfänge der bulgarischen Staatlichkeit werden im Jahre 632 gesehen, als dasGroßbulgarische Reich gegründet wurde. Seit dem 6. Jahrhundert drangenSlawen – im Jahr 678, nachdem das Großbulgarische Reich zerfallen war – auch dieProtobulgaren unterAsparuch auf dieBalkanhalbinsel ein. Gemeinsam mit der verbliebenen thrakischen und römischen Bevölkerung gründeten sie dasErste Bulgarische Reich (679 bis 1018; 681 durch Byzanz anerkannt), das zeitweise fast die ganze Balkanhalbinsel umfasste. Erste Hauptstadt wurdePliska. Damit wurde Bulgarien zum dritten anerkannten Staat in Europa und einer der wenigen, dem das Oströmische Reich tributpflichtig war. Aus der Verschmelzung der Einwanderer mit der örtlichen Bevölkerung entstand das Volk derBulgaren.
Boris I. trat 864 zum byzantinischen Christentum über. Sein SohnSimeon I. (893–927), der bedeutendste Herrscher Bulgariens, besiegte dieSerben,Ungarn und Byzantiner, errichtete dasbulgarische Patriarchat und förderte diealtbulgarische Literatur. Während seiner Herrschaft entstand am kaiserlichen Hof auch diekyrillische Schrift. Simeon I. war der erste Herrscher, der den TitelZar trug, er selbst nannte sich „Zar der Bulgaren undRhomäer“ (= Oströmer bzw. Byzantiner). Unter der Dynastie der Komitopulen wurdeOhrid bulgarische Hauptstadt; das Reich kam jedoch ab 972 bis 1018 sukzessive unter die Herrschaft vonByzanz.
Seit der Regentschaft Boris I. von Bulgarien im 10. Jahrhundert wurde das Land vonKonstantinopel auschristianisiert, weshalb die Mehrzahl der Bulgaren bis heute demorthodoxen Glauben angehört. Die Christianisierung führte zur ersten kulturellen Blütezeit im Zarenreich. InPreslaw,Pliska undOhrid entstanden Schulen, von denen aus sich diealtbulgarische Sprache und Kultur auch auf die anderen slawischen Völker verbreitete. Obwohl die bulgarische Kultur stark von der byzantinischen geprägt war, spricht man von dem „Ersten Südslawischen Einfluss“ und von deraltkirchenslawischen Sprache. Bulgarien war lange Zeit ein mächtigesKaiserreich, das sich militärisch mit dem Byzantinischen Reich messen konnte. Während der Zeit des ZarenPetar I. entstand die christliche Religionsgemeinschaft derBogomilen, die mit ihrer Literatur zu den Vorkämpfern gegen die Dogmatik der Kirche zählt und dieKatharerbewegung in Westeuropa beeinflusst hat.[43]
Unter ZarBoris II. verringerte sich die Macht durch innere Streitigkeiten und 963/69 spaltete sich einWestbulgarisches Reich ab. 971 eroberte Byzanz das ostbulgarische Restreich und die Hauptstadt wurde nacheinander nachSredez,Skopje,Prespa,Bitola undOhrid verlegt. Unter ZarSamuil (976–1014) wurde Ohrid Hauptstadt des Reiches. Nach der Niederlage des Heeres unter Samuil in derSchlacht von Kleidion 1014 und unterIwan Wladislaw im Jahr 1018 wurde unterKnjazPresian II. ganz Bulgarien durchBasileios II. von Byzanz, den sogenannten Bulgarentöter, unterworfen.
Die BrüderJohann undTheodor Peter aus demHause Assen errichteten im 12. Jahrhundert dasZweite Bulgarische Reich mit Tarnowo (Tarnowgrad) im Balkangebirge als neuer Hauptstadt. Das zwischen 1186 und 1393 bestehende Reich erlangte unter dem ZarenIwan Assen II. seine größte Ausdehnung. Die HauptstadtTarnowo wurde zum neuen kulturellen, geistlichen und politischen ZentrumSüdosteuropas. Tarnowo wurde von Zeitgenossen als „neuesJerusalem,Rom undKonstantinopel zugleich“ bezeichnet.[44] VomZweiten Südslawischen Einfluss spricht man, als infolge des Vordringens der Osmanen auf den Balkan viele slawische, vornehmlich bulgarische Gelehrte der Tarnower Schule (wie zum Beispiel der spätereMetropolitKiprian) seit dem Ende des 14. Jahrhunderts in der mittlerweile erstarktenMoskauer Rus Zuflucht fanden.
Osmanische Herrschaft, Aufklärung und Unabhängigkeitskampf
Zwischen 1393 und 1396 kam ganz Bulgarien unter osmanische Herrschaft, die fast 500 Jahre andauerte. 1444 scheiterte der Versuch der Befreiung Bulgariens durch einpolnisch-ungarisches Heer unterWładysław III., König von Polen und Ungarn, in derSchlacht bei Varna. Teile der bulgarischen Bevölkerung traten in den folgenden Jahrhunderten zum Islam über. Um 1700 erhob sich der geistig-nationale Widerstand mit der Forderung nach Unabhängigkeit. In Bulgarien kam es zu einer Ära derBulgarischen Nationalen Wiedergeburt. Ähnlich wie inWesteuropa knüpfte sie an antike und frühere bulgarische und byzantinische Traditionen an, bekämpfte jedoch dieHellenisierung in der Gesellschaft und forderte die Wiederherstellung derBulgarischen Kirche und förderte die Bildungsinstitutionen wie dasTschitalischte.
Die blutige Niederschlagung desApril-Aufstands durch die Osmanen 1876 und die in Europa erzeugte Empörung führte zumrussisch-türkischen Krieg 1877/1878. Dieser wurde mit außerordentlicher Härte und massiven Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach der Überquerung der Donau und des Balkangebirges mitten im Winter gewannen dierussischen Truppen die Oberhand und rückten bis kurz vorKonstantinopel vor. Mit demFrieden von San Stefano wurden die Grundlagen für den modernen bulgarischen Staat gelegt.
Ferdinand I., erster neuzeitlicher Zar von Bulgarien
Nach demBerliner Vertrag von 1878, der ein Machtkompromiss der Großmächte war, wurden zwei bulgarische Staaten gegründet, die nominell dem Osmanischen Sultan unterstanden. Nördlich des Balkangebirges und südlich der Donau wurde das dem Osmanischen Reich tributpflichtigeFürstentum Bulgarien gegründet, das auch dieRegion um die neue Hauptstadt Sofia miteinschloss. Südlich des Balkangebirges wurde mit Plowdiw als Regierungssitz die osmanische ProvinzOstrumelien gegründet, die über eine eigene Verfassung und Miliz verfügte und durch einen vom osmanischen Sultan eingesetzten, jedoch von den Großmächten gebilligten christlich-bulgarischen Gouverneur regiert wurde.Makedonien, das noch im Vertrag von San Stefano Teil des bulgarischen Staates war, blieb ganz unter osmanischer Hoheit.
Gewinne und Verluste des Zarentums Bulgarien in den Balkankriegen: Gebietsgewinne vom Osmanischen Reich Gebietsabtretung an Rumänien (Süd-Dobrudscha)
Am 16. April 1879 wurde die erste demokratischeVerfassung in Weliko Tarnowo verabschiedet. FürstAlexander I. (1879–1886) versuchte innere Reformen durchzusetzen, vereinigte die zwei bulgarischen Staaten undbesiegte Serbien, wurde aber durch einen vonRussland veranlasstenPutsch gestürzt. 1887 wurdeFerdinand von Coburg-Gotha Fürst, der 1908 die völlige Loslösung vom Osmanischen Reich erklärte und denZarentitel annahm, womit aus dem Fürstentum dasZarentum Bulgarien wurde. Die Erfolge der bulgarischen Truppen imErsten Balkankrieg, mit der Eroberung vonAdrianopel, wiederholten sich im Zweiten Balkankrieg nicht. Während die bulgarische Streitmacht an dergriechischen und serbischen Front gebunden war, drangen dieRumänen bis nach Sofia vor. Die Türken eroberten Adrianopel wieder zurück.
Todor Schiwkow, langjähriger Staats- und Parteichef der Volksrepublik Bulgarien (1954 bis 1989)Wappen der Volksrepublik Bulgarien (bis 1990)
Am 8. und 9. September 1944 wurde Bulgarien von derRoten Armee besetzt, obwohl sich das Land nicht an derInvasion der Sowjetunion beteiligt hatte und mit derSowjetunion offiziell nicht im Kriegszustand befand. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Bulgarien unter sowjetischen Einfluss und wurde Mitglied desWarschauer Paktes. Während in anderen Ländern immer wieder Unmut über die sozialistische Herrschaft aufkam, gab es in Bulgarien sehr wenig organisierten und individuellen Widerstand gegen die Führung derBulgarischen Kommunistischen Partei (BKP). Der Aufstieg der BKP resultierte aus dem Einmarsch der Sowjetunion im September 1944. Unter sowjetischer Kontrolle wurde der früheren politischen Elite zwischen Dezember 1944 und Februar 1945 der „Prozess gemacht“, so dass insgesamt mehr als 2700 Menschen zum Tode verurteilt wurden und eine unbestimmte Zahl in Lager gesteckt oder umgesiedelt wurde oder einfach verschwand. Am 1. Februar 1945 begann man mit derVollstreckung der Todesurteile. In dieser Zeit wuchs auch die Mitgliederzahl der BKP auf über 250.000 an.
Zentrale Ziele waren in dieser Zeit die Entwicklung einerkommunistischen Gesellschaft, „die sich durch Klassenlosigkeit, Gerechtigkeit, Gleichheit, Humanität in den sozialen Beziehungen, Streben nach Höherem, Wohlstand und Modernität auszeichnen würde“.[46] Dies war eine große Herausforderung, da sich Bulgariens Gesellschaft überwiegend aus kleinbäuerlichen Strukturen zusammensetzte und nur wenig industriell geprägt war.
DasFrauenwahlrecht wurde in der Volksrepublik Bulgarien Gesetz. Bereits am 18. Januar 1937 war zwar ein Gesetz beschlossen worden, das Frauen auf lokaler Ebene ein Wahlrecht gab. Doch Frauen und Männer wurden nicht gleich behandelt: Frauen durften wählen, wenn sie legal verheiratet und Mütter waren, und während für Männer Wahlpflicht herrschte, war das Wählen für Frauen freiwillig.[47] 1937 erhielten verheiratete, verwitwete und geschiedene Frauen das Recht, Abgeordnete in die Nationalversammlung zu wählen. Damit war dasFrauenwahlrecht vom Status der Frau gegenüber einem Mann abhängig.[48] Die Frauen konnten dieses Wahlrecht im folgenden Jahr ausüben.[47] Die Einführung des unbeschränkten aktiven und passiven Frauenwahlrechts erfolgte am 16. Oktober 1944.[49] Das allgemeine Wahlrecht für Männer war bereits 1879 eingeführt worden.[50]
Nach dem Einmarsch derRoten Armee in Bulgarien im September 1944 warKimon Georgiew einer der Anführer des Staatsstreichs der Vaterländischen Front, die am 9. September 1944 zum Sturz der Übergangsregierung von Konstantin Wladow Murawiew führte. Als dessen Nachfolger wurde Kimon Georgiew zum zweiten Mal, nach einer kurzen Amtszeit von 1934 bis 1935, am 9. September 1944 Ministerpräsident und unterzeichnete in Moskau das Waffenstillstandsabkommen.Wassil Kolarow wurde am 15. September 1944 zum provisorischen Präsidenten der neu gegründeten Volksrepublik Bulgarien ernannt, wobei er dieses Amt nur kurzzeitig bis zum 23. November 1946 innehatte, da an diesem TagGeorgi Dimitrow als neues, gewähltes Staatsoberhaupt ins Amt eingesetzt wurde. Wassil Kolarow war noch ein zweites Mal Staatsoberhaupt Bulgariens, nämlich nachdem Dimitrow am 2. Juli 1949 verstorben war. Kolarow war jedoch ebenfalls von einer schweren Krankheit gezeichnet, so dass er seine Ämter nicht mehr ausüben konnte und sein zukünftiger Nachfolger ihn vertrat. Am 23. Januar 1950 starb er in Sofia.
Nach 22 Jahren Exil kam Georgi Dimitrow im November 1945 zurück nach Bulgarien und wurde am 23. November 1946 neuer Ministerpräsident, nachdem am 8. September eine Volksabstimmung die Abschaffung der Monarchie besiegelt hatte. Unter seiner Regierung festigte sich die Macht der Kommunistischen Partei, er ließ u. a. den OppositionspolitikerNikola Petkow unter dem Vorwurf des Hochverrats hinrichten und unterzeichnete die neue Verfassung der Republik Bulgarien, die sich eng an der der UdSSR orientierte und in Paragraph 12 diePlanwirtschaft als Wirtschaftsrichtung vorgegeben hatte.
Seit 1947 näherte sich Dimitrow dem jugoslawischen StaatschefJosip Broz Tito an und schloss einen Freundschaftsvertrag zwischen beiden Ländern. Ziel war eine Föderation zwischen beiden Ländern, zu der Dimitrow 1948 auch Rumänien öffentlich einlud. Diese Pläne waren nicht mit Moskau abgesprochen und stießen daher auf die scharfe Kritik Stalins, der Tito und Dimitrow für den 10. Februar 1948 nach Moskau beorderte. Georgi Dimitrow starb am 2. Juli 1949 im SanatoriumBarwicha (Барвиха) bei Moskau. Sein Leichnam wurde einbalsamiert und in einem eigens errichtetenMausoleum in Sofia beigesetzt.
Walko Tscherwenkow übernahm im Jahre 1949 als Stellvertreter Kolarows die Regierungsgeschäfte. Nachdem er am 3. Februar 1950 zum Vorsitzenden des Ministerrates gewählt worden war, war er auch offiziell das Staatsoberhaupt Bulgariens. Walko Tscherwenkow war ein großer AnhängerStalins und übernahm seinen Regierungsstil, was ihm nach dessen Tod am 5. März 1953 scharfe Kritik einbrachte, so dass er als Generalsekretär der KP durchTodor Schiwkow abgelöst wurde. Am 17. April 1956 wurde er auch gezwungen, als Ministerpräsident zurückzutreten und dieses Amt an seinen StellvertreterAnton Jugow abzugeben. In dieser Zeit wurde Bulgarien am 14. Dezember 1955 in denVereinten Nationen aufgenommen.
Nach Tscherwenkows erzwungenem Rücktritt forcierte Jugow als neuer Präsident des Ministerrats, zu dem er am 17. April 1956 ernannt wurde, die Entstalinisierung Bulgariens. Große Unterstützung hierbei erhielt er von seinem späteren Nachfolger Todor Schiwkow. Auf dem achten Parteikongress im November 1962 wurde ihm im Zusammenhang mit Tscherwenkow parteischädigendes Verhalten vorgeworfen, so dass er am 27. November aller Partei- und Regierungsämter enthoben wurde. Auf dem letzten Parteitag der KPB im Jahre 1990 wurde Jugow rehabilitiert. Heute nimmt man an, dass Jugow aufgrund seiner Kritik zu Schiwkows Wirtschaftspolitik seine Ämter verlor.
Der wohl prägendste Politiker in Bulgariens sozialistischer Phase warTodor Schiwkow, der am 20. November 1962 nach dem achten Parteikongress das Amt des Ministerpräsidenten übernahm. Bis dahin war er der Vorsitzende des Zentralkomitees (ZK) der KP und somit bereits mächtigster Mann im Staat. Bereits auf dem siebten Parteikongress im Juni 1958 der BKP forderte Schiwkow „vermehrte Anstrengungen zur Schaffung des Neuen Menschen und zur Anpassung der Lebensweise an die bereits in einem sozialistischen Sinne umgestaltete Gesellschaft“.[51] Aufgabe der Partei war es somit, Methoden zu entwickeln, wie die Bürger außerhalb der Arbeit nach dem sozialistischen Muster geformt werden konnten. Schiwkow wies auch auf die Notwendigkeit einer „sozialistischen Kulturrevolution“ hin.
Zweimal (1963 und 1973) wurde während der Regierungszeit Schiwkows in geheimen Treffen des ZK vergeblich die Auflösung der Volksrepublik Bulgarien als souveräner Staat und die Eingliederung als 16. SSR in die Sowjetunion beraten.[52][53]
Während in anderen Ländern immer wieder Unmut über die sozialistische Herrschaft aufkam, gab es in Bulgarien bis Anfang der 1980er sehr wenig organisierten und individuellen Widerstand gegen die Führung der Kommunistischen Partei. In den letzten Jahren des realsozialistischen Regimes musste vor allem diemuslimische Bevölkerung leiden. So erwirkte das Regime dieVertreibung von bis zu 370.000 Menschen in Richtung Türkei.[54]
Durch verstärkten innerparteilichen Druck (der somit nicht wie beispielsweise in derDeutschen Demokratischen Republik (DDR) durch bürgerliche Gegenbewegungen entstand) trat Todor Schiwkow am10. November 1989, also einen Tag nach derBerliner Maueröffnung, zurück. Parteiintern hatte es zuvor einige Konflikte gegeben, da der bereits 1988 eingeleitete Reformkurs nicht schnell genug vorangetrieben wurde.
Ziel der Parteielite war es, „die Macht weiter in den Händen einerreformierten BKP zu sichern und allenfalls eine Modifikation des Systems, nicht aber einen generellen Systemwechsel einzuleiten. Überstürzt wurden alte Weggefährten Schiwkows aus der Parteiführung entlassen und seine über dreißigjährige Amtszeit einer harschen Kritik unterzogen“.[55] Als eine der ersten Maßnahmen wurde am 17. November 1989Petar Mladenow zum neuen Vorsitzenden des Staatsrates benannt und einen Monat später, am 18. Dezember, Todor Schiwkow aus der Partei ausgeschlossen. Ebenso benannte man die BKP inBulgarische Sozialistische Partei (BSP) um.
Am 18. November 1989 fanden in Sofia und anderen großen Städten des Landes die ersten Demonstrationen statt, nachdem bekannt geworden war, dass die BKP keine grundlegenden Änderungen des politischen Systems verfolge. Diese Demonstrationen waren von informellen Organisationen wie der GewerkschaftPodkrepa, derUnabhängigen Gesellschaft zum Schutz der Menschenrechte und der ökologischen BewegungEkoglasnost organisiert.[56] Am 7. Dezember vereinigten sich mehrere Organisationen und gründeten die demokratische OppositionsbewegungUnion der Demokratischen Kräfte SDS (bulgarischСъюз на демократичните сили, СДС), die von diesem Zeitpunkt an die Demonstrationen anführte.
Das Ende derrealsozialistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. In den folgenden Jahren wurden politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben. Die größte demokratische Oppositionsbewegung war die 1990 gegründeteUnion Demokratischer Kräfte SDS, die den friedlichen Sturz des realsozialistischen Bulgariens herbeiführte. Bis 1997 regierten jedoch dieehemaligen Kommunisten (BSP) in mehreren Legislaturperioden mittels Koalitionen.DieEU-Integration wurde wesentlich von einer bisJuli 2001 konservativ geführten SDS-Regierung unterIwan Kostow beschleunigt. Sie kooperierte umfänglich mit internationalen Institutionen, senktedie Inflation, stabilisierte die Wirtschaftslage und stellte Weichen fürden NATO-Beitritt (2004, zusammen mit sechs anderen mitteleuropäischen Staaten) und fürden EU-Beitritt zum 1. Januar 2007. Präsident zu dieser Zeit war der DemokratPetar Stojanow von Januar 1997 bis Januar 2002.
DieParlamentswahl am 17. Juni 2001 gewann überraschend mit 42,7 % der Stimmen die erst kurz zuvor gegründeteNationale Bewegung Simeon II.,NDSW um den ehemaligen bulgarischen ZarenSimeon II. vonSachsen-Coburg und Gotha, der nach 55 Jahren aus dem spanischen Exil zurückgekehrt war. Wegen des stark betonten republikanischen Prinzips in der Verfassung slawisierte er seinen Namen zuSimeon Sakskoburggotski und legte monarchische Namenszusätze ab, nachdem die Wahlbehörde die Rechtsauffassung geäußert hatte, er sei als früherer König nicht wählbar. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung desLebensstandards herbeizuführen. Dazu schlug er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor.
Die bulgarische Nationalgarde auf denChamps Elysées in Paris
Im Wesentlichen behielt jedoch die amtierende Regierung den konservativen Kurs ihrer Vorgängerin bei, insbesondere die Politik der EU-Integration. 2003/04 amtierte Bulgarien als Mitglied desUNO-Sicherheitsrates und schloss sich mit Chile und Spanien demonstrativ dervon den USA geführten Anti-Irak-Fraktion an, die einengewaltsamen Regierungswechsel im Irak unterstützte. Die tendenziell US-freundliche Außenpolitik Bulgariens und der Dissens mit den reservierten Ländern Deutschland (Kabinett Schröder II) und Frankreich (Staatspräsident warJacques Chirac) führten unter anderem dazu, dass auf Betreiben des AußenministersSolomon Pasi die deutschenAnti-ABC-Einheiten umgehend durch bulgarische und polnische Truppen ersetzt wurden. Ähnlich den USA hatte auch Bulgarien vor demZweiten Golfkrieg den Irak umfangreich mit konventionellen Waffen beliefert. Bulgarien und sechs weitere Staaten traten am 29. März 2004 derNATO bei (NATO-Osterweiterung).
In der Wirtschaft kam es nach Simeons Reformen zu einem weiter anhaltenden Aufschwung, von dem allerdings eher in- und ausländische Investoren und städtische Oberschichten als Durchschnittsbürger profitierten. In vielen ländlichen Gebieten herrschten hoheArbeitslosigkeit (im Landesdurchschnitt etwa 12 % für das 1. Quartal 2012[57]) undKorruption. Die traditionelleLandwirtschaft erwirtschaftete mit 26 % der Beschäftigten 13 % desBruttoinlandsprodukts (BIP).
Zum 1. Januar 2007 wurden Bulgarien und Rumänien in dieEuropäische Union aufgenommen. Der vollständige Beitritt zumSchengen-Raum erfolgte zum 1. Januar 2025, gemeinsam mitRumänien.[58] Ein Beitrittstermin im Jahre 2011 konnte wegen unerfüllter Kriterien (Korruptionsbekämpfung etc.) nicht realisiert werden. Angesichts derFlüchtlingskrise in Europa seit 2015 verzögerte sich ein Beitritt weiter. Ende März 2024 war Bulgarien gemeinsam mit Rumänien, beschränkt auf den Flug- und Schiffsverkehr, in den Schengen-Raum aufgenommen werden.[59]
Proteste in Bulgarien 2020
Der von 2005 bis 2009 von den Sozialisten unterSergei Stanischew angeführten Drei-Parteien-Koalition (BSP, NDSW, DPS) wurde nach dem Stopp derEU-Finanzhilfen ein Scheitern der EU-Politik sowie Korruption, eine unzureichende Bekämpfung der Mafia und das Fehlen einer angemessenen Jugendpolitik vorgeworfen.[60] Anfang 2009 schenkten ihr nur noch 15 % der Bulgaren Vertrauen, 76 % äußerten Misstrauen.[61]
Die regierenden Parteien verloren dieEuropawahl 2009 unddie Parlamentswahl am 5. Juli 2009; die vormals mitregierende NDSW erhielt nur 3 % der Stimmen (nach 16,9 % 2005) und keinen Sitz im Parlament. Beide Wahlen wurden von derGERB-Partei des ehemaligen Bürgermeisters von Sofia,Bojko Borissow, gewonnen. DieRegierung Borissow war eine Minderheitsregierung der GERB-Partei, die zunächst von konservativen Kräften derBlauen Koalition unterstützt wurde. Anfangs unterstützten auch die ParteienOrdnung, Sicherheit und Gerechtigkeit sowie die nationalistischeAtaka die Regierung, entzogen ihr aber 2010 diese Unterstützung.
Bei denPräsidentschaftswahlen im Oktober 2011 gewann der Kandidat der RegierungsparteiRossen Plewneliew die Stichwahl am 30. Oktober 2011 gegen den ehemaligen AußenministerIwajlo Kalfin mit 52,6 % der Stimmen. Plewneliew trat sein Amt am 22. Januar 2012 an und löste damitGeorgi Parwanow ab.
Nach den Parlamentswahlen imApril 2021 und imJuli 2021 konnte keine Partei oder Koalition eine Mehrheit der Stimmen im Parlament hinter sich bringen, weshalb unterStefan Janew zwei Interimsregierungen (Janew I,Janew II) nacheinander gebildet wurden. Die Regierung Janew II bereitete dieNeuwahl des Parlaments und die gleichzeitig im November stattfindendePräsidentschaftswahl vor.[62] Mit der Bestätigung Rumen Radews im Präsidialamt in der Stichwahl von 21. November und der Vereidigung derRegierung unterKiril Petkow am 13. Dezember 2021 endete das Superwahljahr. 2021 war auch geprägt durch dieCOVID-19-Pandemie und durch gestiegeneEnergiepreise, die vor und nach dem Beginn desrussischen Überfalls stiegen.Wie in anderen europäischen Ländern traf die Energiekrise die einkommensschwachen Menschen in Bulgarien besonders stark, wozu das neugewählte Parlament bereits im Dezember eineStrompreisbremse und Energiehilfen für diese Bevölkerungsschichten verabschiedete.[63][64] Dennoch konnte Bulgarien das Jahr 2021 mit 3 %Staatsdefizit und 17 % mehr Einnahmen zum Vorjahr beenden.[65]
Bulgarien ist eine parlamentarische Republik mit einem Präsidenten als Staatsoberhaupt, der weitestgehend repräsentative Funktion hat. Das politische System ist geprägt von zahlreichen Wahlen und Regierungswechseln. Allein im Jahr 2021 fanden drei Parlamentswahlen statt, da es den Parteien nicht gelungen war, eine Koalition zu schmieden.
Das Parlament Bulgariens ist die Nationalversammlung (Narodno Sabranie) mit 240 Abgeordneten. Die Wahlen erfolgen nach demVerhältniswahlrecht. Es gibt eine Vier-Prozent-Hürde.
Viele Jahre lang war die konservativeGERB die dominierende Partei. Ihr Parteichef Bojko Borissow war lange Zeit Ministerpräsident (mit Unterbrechungen von Juli 2009 bis Mai 2021).[66] Bei derWahl im November 2021 (der dritten im Jahr 2021) erhielt die GERB jedoch ihr schlechtestes Ergebnis seit ihrer Gründung 2006. Auch dieBulgarische Sozialistische Partei erhielt ihr schlechtestes Ergebnis seit der Demokratisierung des Landes 1990. Die neu gegründete pro-westliche AntikorruptionsparteiWir setzen den Wandel fort (PP) vonKiril Petkow gewann die Wahl im November 2021 mit 25,7 %. Sie bildete eine Vier-Parteien-Koalition mit der ParteiEs gibt ein solches Volk (ITN), den Sozialisten und dem WahlbündnisDemokratisches Bulgarien (DB). Die Wahlbeteiligung lag bei nur 37 %.
Das Parteiensystem ist geprägt von zwei wesentlichensozialpolitische Konfliktlinien: Zum einen dem Konflikt zwischen konservativen und liberalen Parteien, zum anderen zwischen pro-russischen und pro-westlichen Parteien. Ein dritter Konflikt änderte sich nach denBalkankriegen 1912/13 und dem Ersten Weltkrieg vonStadt gegen Land zu einem KonfliktKapital gegen Arbeit, der ebenfalls bis heute besteht. Es gab und gibt in Bulgarien keinen KonfliktKirche gegen Staat.Die Bulgarisch-Orthodoxe Kirche hatte eine bedeutende Rolle bei der Gründung des heutigen Bulgarien und eine hohe Legitimität.
In EU-Vergleichen steht Bulgarien meist auf den hinteren Rängen. Gründe dafür sind zum Beispiel ein hohes Maß an Korruption[74][68] und eine eingeschränktePressefreiheit. Kritische Journalisten berichten von Schmutzkampagnen, Ermittlungsverfahren, tätlichen Übergriffen und der Gefahr, wegen ihrer Berichterstattung ermordet zu werden.Investigative Journalisten lebten 2019 gefährlicher als Soldaten in Afghanistan.[75]Die meisten Medien sind in der Hand führender Politiker oder vonOligarchen, die enge Beziehungen zur Politik pflegen und dieöffentliche Meinung in ihrem Sinne zu beeinflussen suchen – allen voranDeljan Peewski (* 1980), der neben zahlreichen TV- und Radiosendern 40 % aller Zeitungen besitzt. Desinformation, Zensur undSelbstzensur sind daher weit verbreitet. DieSüddeutsche Zeitung nannte 2020 die Lage der Medienfreiheit „katastrophal schlecht“.[76]
Im Dezember 2010 ergab eine Untersuchung, dass fast die Hälfte der bulgarischen Botschafter und Konsuln nach der Wende Angehörige der berüchtigtenStaatssicherheit (DS) waren.[77] Darunter waren damals 13 bulgarische Botschafter in EU-Ländern wie Deutschland, Großbritannien und Spanien tätig.[78] Der damalige bulgarische Präsident Georgi Parwanow, ebenfalls ein ehemaliger Mitarbeiter derDS, verweigerte die Forderungen des bulgarischen Ministerpräsidenten Borissow und des AußenministersMladenow, diese zurückzuberufen.[79] Die Ernennung der bulgarischen Botschafter fällt in die alleinige Kompetenz des jeweiligen Präsidenten und 97 von 127 der von ihm ernannten Botschafter waren Mitarbeiter der Staatssicherheit.[80]
Die bulgarischen Streitkräfte (bulgarischБългарска армияBalgarska Armija) gliedern sich inHeer,Marine undLuftwaffe und zählen insgesamt circa 25.000 Soldaten.[81] Die bulgarischen Streitkräfte sind eineBerufsarmee, dieWehrpflicht wurde 2008 abgeschafft. Oberbefehlshaber der Armee ist der bulgarische Präsident.
Bulgarien war Mitglied desWarschauer Pakts und hatte Ende der 1980er Jahre 167.000 Mann unter Waffen. Die militärischen Strukturen dieses Bündnisses wurden am 31. März 1991 aufgelöst. Seit 2004 ist BulgarienNATO-Mitglied. Die Armee war bzw. ist an internationalen Einsätzen in Kambodscha, Angola, Tadschikistan, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Eritrea, Afghanistan und auch im Irak beteiligt.
Nach Artikel 2 der bulgarischen Verfassung von 1991 gilt Bulgarien als „Einheitsstaat mit örtlicherSelbstverwaltung“, in dem keine autonomen Gebiete zugelassen sind. Der Verfassungsartikel 135 wiederum legt den staatlichen Aufbau in Gemeinden und Gebiete fest. Die grundlegende administrativ-territoriale Einheit ist dieGemeinde (ОбщинаObschtina), in welcher die Organe der örtlichen Selbstverwaltung die kommunalen Interessen vertreten und politisch gestalten. Die Bürger können sich an der Verwaltung der Gemeinde unmittelbar durch ein Referendum oder eine Vollversammlung der Einwohner beteiligen. Die Wahlen zu den Organen der örtlichen Selbstverwaltung (Gemeinderäten,Общински съветobschtinski sawet) finden alle vier Jahre statt, wobei der Bürgermeister (кметkmet) als Organ derExekutive der Gemeinde direkt gewählt wird. Die Gemeinde hat ein Recht auf eigenes Eigentum und einen selbstständigen Haushalt; darüber hinaus hat sie den Anspruch auf finanzielle Unterstützung durch den Staat.
Im Gegensatz zu den Gemeinden wird die zweite territoriale Einheit, das Gebiet oder der Bezirk (областoblast), administrativ nicht durch gewählte Organe vertreten. Die Oblast ist vielmehr eine administrativ-territoriale Einheit, die ein vom Ministerrat ernannter Bezirksverwalter (областен управителoblasten uprawitel) im Interesse der staatlichen Zentralverwaltung kontrolliert. Der Verwalter soll laut Art. 143 der Verfassung die Durchführung der staatlichen Politik sichern und ist für den Schutz nationaler Interessen, der Gesetzlichkeit und der öffentlichen Ordnung verantwortlich. Es bestehen 28 Gebiete, die in insgesamt 266 Gemeinden aufgeteilt sind.
Bulgarien gehört zu den Ländern, die alsAgrarstaat in denRat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (RGW) eingetreten sind und ihre Industrialisierung diesem im Wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten. Die ComputermarkenPrawez, Izot, IMKO und ES EVM produzierten zeitweise bis zu 40 % aller im RGW getauschten Desktopcomputer.
Nach dem Wegfall des Marktes derSowjetunion, zu dem die meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich erst seit 2004 erholt hat. Die einstmals gut entwickelte Industrie für Computerhardware verschwand vollständig. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen dieRealeinkommen und der Lebensstandard zurück. Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen.
Die sozialistische Regierung unterSchan Widenow schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente die Interessen der ehemaligenNomenklatura. Im Frühjahr 1996 kam es infolge der hohenStaatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen; der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung vonWeltbank undIWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm. 134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man vor allem ausländische Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung einesWährungsrates sowie die Bindung desbulgarischen Lew an dieD-Mark im Verhältnis 1:1. Seit der Einführung des Euros ist der bulgarische Lew an ihn im Verhältnis 1:1,95583 gekoppelt.
Inzwischen haben einige internationale Unternehmen Standorte in Bulgarien. So befindet sich eines der globalen Service-Center von Hewlett-Packard, das für Europa, den Mittleren Osten und Afrika zuständig ist, in Sofia.[85] Der chinesische AutomobilherstellerGreat Wall Motor eröffnete im Februar 2012 ein Werk naheLowetsch.
Die Wirtschaft Bulgariens ist vor allem im Süden des Landes konzentriert. Die am stärksten entwickelten Regionen sind Sofia, Burgas, Stara Zagora sowie in Nordostbulgarien Varna. Die Region Nordwestbulgarien ist die am wenigsten wirtschaftlich entwickelte Region Bulgariens (Stand 2008).[86] Bulgarien selbst hatte 2009 eine der höchstenArmutsquoten (21,8 %) allerMitgliedstaaten der Europäischen Union.[87][88] Nach Angaben vonEurostat besteht in Bulgarien auch das höchste Armutsrisiko für Menschen mit körperlichen Einschränkungen innerhalb der EU.[89]
Die Arbeitslosenquote sank bis Juni 2018 auf 4,8 % und lag damit unter dem EU-Durchschnitt.[90] Im Jahr 2017 betrug die Jugendarbeitslosigkeit 14,4 %.[91] 2016 arbeiteten 6,8 % aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft, 26,6 % in der Industrie und 66,6 % im Dienstleistungssektor. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wurde 2017 auf 3,6 Millionen geschätzt; davon waren 46,4 % Frauen. Die Löhne waren die niedrigsten in der EU.[92]
Die wichtigsten Aus- und Einfuhrgüter Bulgariens sind:[95]
Ausfuhr: chemische Produkte, Elektrizität, Konsumartikel, Maschinen und Ausrüstungen, Nahrungs- und Genussmittel, Rohmetall- und Stahlprodukte, Textilprodukte.
Einfuhr: chemische Erzeugnisse, Konsumgüter, Maschinen und Ausrüstungen, mineralische Produkte und Brennstoffe (insbesondere Rohöl und Gas aus Russland), Rohstoffe.
Die Energieabhängigkeit Bulgariens ist etwas niedriger als der Durchschnitt für die EU. Das Land bezog im Jahr 2008 52,3 % seiner Energie aus dem Ausland. Damit lag das Land unter dem europäischen Durchschnitt von 54,8 %.[97]
In Bulgarien gibt eszwei aktive Kernreaktoren, die etwa ein Drittel des bulgarischen Strombedarfs decken.
Nabucco-Pipeline
Aufgrund seiner strategischen Lage sowie des einheimischen Bedarfs plante Bulgarien mehrere Strategieprojekte, die für die nationale, regionale und europäische Versorgungssicherheit wichtig sein sollten. Die Projekte umfassten die ErdgasleitungenNabucco undSouth Stream und dieBurgas-Alexandroupolis-Ölpipeline.
Auch die Burgas-Alexandroupolis-Ölpipeline wurde nicht gebaut. Es gab Bürgerbegehren gegen dieses Projekt und Proteste von Umweltschützern. Mitte Dezember 2011 erklärte die Regierung Bulgariens den Ausstieg aus dem Projekt.
Die einzigen Unternehmen, die Erdgas in Bulgarien fördern, sind „Melrose Ressourcen Sarl“[99] und „Exploration und Gewinnung von Öl und Gas AG“. Sie förderten 2009 zusammen rund 9 % des Erdgasverbrauchs. Vor der Küste entdeckte der österreichischeOMV-Konzern ein Erdgasfeld; 2012 begannen im Gebiet vonWarna Probebohrungen.[100] Der übrige Erdgasbedarf wird großteils über dieDruschba-Trasse aus Russland importiert. Zur Verringerung der Abhängigkeit vom russischen Erdgas fördert die EU den Bau sogenannterInterkonnektoren mit den Nachbarländern.[101] Durch den Anschluss an dieTransadriatische Pipeline kann Bulgarien seit 2020 bis zu einem Drittel seines Bedarfs an Erdgas aus dieser Pipeline decken.[102][103][104] Weitere Verbindungen mit Serbien und Rumänien sind im Bau.[105]Der größte Erdgasnetzbetreiber ist die AktiengesellschaftBulgargaz EAD, die sich zu 100 % im Staatseigentum befindet. Zur Holding gehören außerdem der Gasanbieter Bulgargaz EAD und der kombinierte Lieferant Bulgartransgaz EAD, die für die Versorgung des Landes mit Erdgas sowie für Transport und Lagerung verantwortlich sind. In der Gaswirtschaft existiert auf Verteilungsebene eine Vielzahl privater Unternehmen, darunter Overgaz AG als größter Gasversorger.
Das einzige Unternehmen, das in Bulgarien Erdöl fördert, ist die „Exploration und Gewinnung von Öl und Erdgas AG“; die geförderten Mengen sind minimal. Damit ist das Land fast vollständig auf Importe angewiesen. Der bulgarische Markt für Erdöl und Erdölprodukte ist vollständig liberalisiert. In Bulgarien befindet sich die größte Raffinerie Südosteuropas, dieLukoil Neftochim Burgas AD. Sie dominiert den Markt mit Kraftstoffen, Diesel, Kerosin undPetrochemie; ein großer Teil der Produktion wird exportiert. Das Unternehmen hat eine stabile Marktposition in Südosteuropa. Ende Januar 2012 gab LUKOIL Neftochim Burgas bekannt, bis 2015 Investitionen in Höhe von 1,5 Mrd.US-Dollar zu tätigen und dadurch 3000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Dabei sollen neue Anlagen fürHydrocracken undKatalytisches Reforming gebaut, bzw. die bestehenden ersetzt werden. Dadurch soll auch die Luftverschmutzung verringert werden.[106][107]
ImKernkraftwerk Kosloduj wurden insgesamt sechs Druckwasserreaktoren russischer Bauart mit einer Gesamtleistung von 3.760 MW errichtet. Zur Erfüllung der Vorgaben zum EU-Beitritt wurden zwei Kraftwerksblöcke 2004 und zwei 2007, vor Ablauf der vorgesehenen Betriebsdauer, stillgelegt. Die in Betrieb befindlichen Reaktoren 5 und 6 haben zusammen eine Kapazität von 2000 MW; sie produzieren etwa ein Drittel des bulgarischen Strombedarfs.
Im Januar 2008 unterzeichneten Bulgarien undAtomstroiexport einen Bauvertrag für dasKernkraftwerk Belene. RWE stieg im Oktober 2009 aus dem Projekt aus; die Gesamtkosten betrügen inzwischen 10 Mrd. Euro statt der ursprünglich veranschlagten 4 Mrd. Euro. Im April 2012 gab Bulgarien das Projekt auf.
EinigeKohlekraftwerke (Listehier) erzeugen Strom aus heimischer Steinkohle. Das Wärmekraftwerk Bobow Dol (630 MW),[109] das Wärmekraftwerk Varna EAD (1260 MW), das Wärmekraftwerk Maritza Istok-3 (840 MW), die zukünftige Ersatzleistung auf dem Gelände des Wärmekraftwerks Maritza Istok-1 (670 MW), das Wärmekraftwerk Maritza 3 (120 MW) und das WärmekraftwerkRusse (110 MW) sind mehrheitlich oder vollständig in Privateigentum. Es gibt zahlreiche kleinere privatwirtschaftlich betriebene Wasserkraftwerke. 2013 warenWindkraftanlagen mit einer Kapazität von 677 MW installiert; sie gehörten privaten – meist ausländischen – Unternehmen.[110]Windparks befinden sich hauptsächlich im Osten Bulgariens (Listehier).
Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Bulgariens. Über 5000 deutsche Firmen sind im Handel mit Bulgarien tätig, davon sind 1200 vor Ort vertreten. Das Gesamthandelsvolumen 2007 erreichte circa 35 Mrd. Euro, das Handelsvolumen mit Deutschland etwa 3,7 Mrd. Euro (10,5 %). Die deutschen Exporte nach Bulgarien beliefen sich auf 2,3 Mrd. Euro, die Importe aus Bulgarien auf 1,4 Mrd. Euro.[112] Über die Hälfte entfiel auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Seit März 2004 besteht in Sofia die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer (DBIHK), die bereits über 350 Mitglieder zählt.
Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten 2007 einen Höchstwert von 5,7 Mrd. Euro und 2008 einen Wert von 5,4 Mrd. Euro. Mit Investitionen in Höhe von 605 Millionen Euro (11,2 %) im Jahr 2008 lag Deutschland an dritter Stelle der ausländischen Investoren hinter Österreich und den Niederlanden.[112]
Der hohe Investitionsbedarf der bulgarischen Wirtschaft, der zusammen mit niedrigen Löhnen und gut ausgebildetem Personal viele Chancen für langfristig orientierte Investoren, insbesondere in lohnintensiven Fertigungsbereichen (Maschinenbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Kfz-Teileherstellung, Textilproduktion,[113] Softwareentwicklung etc.) bietet, wird jedoch trotz dieser Entwicklung noch einige Zeit fortbestehen. Gute Aussichten für Investitionen bestehen u. a. auch weiterhin imTourismusbereich. Mehr als 580.000 Deutsche besuchten 2008 Bulgarien.[112] Ausbaufähig erscheint besonders der Bereich Individualtourismus, insbesondere Öko-, Wander- und Bädertourismus, aber auch der Wintersportbereich.
Das Investitionsklima für Ausländer ist im Wesentlichen gut, trotz erheblicher Defizite im Justizbereich. 2005 erreichte die Investitionsquote Bulgariens 22 Prozent des BIP (2004 21 %). Ende 2007 wurden diesteuerlichen Bedingungen durch die Einführung einer zehnprozentigen Pauschalsteuer verbessert.
Bulgarien ist eines der Hauptanbauländer fürOrient-Tabak. Bulgarien war ehemals der weltgrößte Exporteur von Tabak. Seit 2010 fördert die EU jedoch Tabakanbau nicht mehr, da dies der Gesundheitsrichtlinie widersprechen würde. Die Einkommen der Tabakbauern, typisch Familienbetriebe, leiden darunter. Die Tabakstadt ist ein Stadtteil von Plowdiw, die historischen Häuser der reichen Tabakhändler sind als Ensemble denkmalgeschützt. Im März 2016 wurde eines dieser denkmalgeschützten Häuser abgerissen. Der Zigarettenhersteller Bulgartabak, ehemals Staatskonzern, wurde 2011 privatisiert. Im Land gibt es einen bedeutenden Schwarzmarkt für Zigaretten.[114][115]
ImTal der Rosen in Zentralbulgarien befindet sich die weltweit bedeutendste Anbauregion von Rosenblüten (Rosa damascena) zur Gewinnung vonRosenöl.
Nach 1950 wurden die Industrialisierung und die Intensivierung der Landwirtschaft im Rahmen der Planwirtschaft betrieben, oft zu Lasten der Umwelt. Die Förderung vor allem der Schwerindustrie, des Energiesektors und des Bergbaus sowie der Einsatz veralteter Technologien verursachten zum Teil erhebliche Luft-, Boden- und Wasserverschmutzungen.
Mit der Schließung vieler industrieller Produktionsstätten nach der Wende haben sich die Umweltbelastungen stetig verringert. Obwohl Bulgarien seit Mitte der 1990er Jahre im Umweltbereich deutliche Fortschritte erzielt hat, sind nach Schätzungen der Weltbank für die Umsetzung des EU-Acquis im Umweltbereich bis zum Jahr 2020 Investitionen von rund neun Milliarden Euro erforderlich. Jährlich müssten demnach Investitionen in Höhe von rund 11 % des BIP getätigt werden. Der Umweltschutz wurde durch die Gründung des Umweltministeriums 1990 erstmals institutionalisiert und als Staatsziel in der bulgarischen Verfassung von 1991 (Art. 15) verankert. Im Umweltschutzgesetz vom September 2002 hat die bulgarische Regierung erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit gesetzlich festgeschrieben.
Korruption auf allen Ebenen des Staates stellt in Bulgarien ein gravierendes Problem dar und wird als staatsgefährdend bewertet. BeimKorruptionswahrnehmungsindex vonTransparency International belegt Bulgarien unter allen EU-Mitgliedsstaaten seit 2012 konstant einen der schlechtesten Ränge. Seit seinem EU-Beitritt ist das Land nicht nur eines ihrer korruptesten Mitglieder, sondern auch einer der Staaten mit den schlechtesten Werten in SachenRechtsstaatlichkeit.[116][117]
2021 teilte dasUS-Außenministerium mit, es habe Wirtschaftssanktionen gegen mehrere prominente Bulgaren und ihre Unternehmen verhängt. Damit wolle mankorrupte Akteure zur Rechenschaft ziehen unddie Rechtsstaatlichkeit und die Stärkung demokratischer Institutionen in Bulgarien unterstützen. Das Eingreifen der USA, um in einem EU-Staat Rechtsstaat und Demokratie zu schützen, wurde als Unfähigkeit der EU gesehen, selbst auf den Mitgliedsstaat einzuwirken. Der Politiker-Oligarch Deljan Peewski und zwei weitere Geschäftsleute wurden im Juni 2021 wegen Beteiligung anbedeutender Korruption sanktioniert. Das in den USA gelagerte Vermögen ihrer 64 Unternehmen wurde beschlagnahmt und ein USA-weites Handelsverbot gegen jene Unternehmen ausgesprochen.[117][116]
DasEuropäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) bemängelte bereits mehrfach Korruption und Veruntreuung von EU-Geldern in Bulgarien. Im November 2008 kürzte die Europäische Union Bulgarien aufgrund mangelnder Fortschritte in der Korruptionsbekämpfung 220 Millionen Euro Fördergelder. Bereits im Juli 2008 waren 825 Mio. Euro an Hilfen vorübergehend eingefroren worden.[118]
Der Tourismus ist bereits seit den 1970er Jahren ein wichtiger Devisenbringer für das Land. Mit über 8,2 Mio. Touristen stand Bulgarien 2016 auf Platz 41 der meistbesuchten Länder der Welt. Die Tourismuseinnahmen beliefen sich im selben Jahr auf 3,6 Mrd. US-Dollar. In Bulgarien gibt es insgesamt zehnUNESCO-Welterbestätten.[119]
LautThe World Factbook umfasste derStaatshaushalt 2020 Ausgaben in Höhe von umgerechnet 26,54 Mrd.US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 24,49 Mrd. US-Dollar gegenüber. Die Staatsverschuldung betrug 2020 14,2 Mrd. US-Dollar oder 30,3 % des BIP.[120] Bulgarien gehört damit zu den am niedrigsten verschuldeten Ländern in der Europäischen Union.[121]
2020 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:[120]
Die Zahl der Mitglieder in den zur KNSB gehörenden Einzelgewerkschaften wird mit 200.000 Mitgliedern angegeben, für PODKREPA mit 150.500 (Stand: November 2017).[124]
Bulgarien und die paneuropäischen Verkehrskorridore
Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischenMitteleuropa undVorderasien. Diepaneuropäischen Verkehrskorridore IV (Dresden–Budapest–Craiova–Sofia–Thessaloniki), VII (Donau),VIII (Durrës-Tirana–Skopje–Sofia–Burgas) und IX (Helsinki–Moskau–Bukarest–Dimitrowgrad–Alexandropolis) führen durch Bulgarien. Die Achse Sofia–Burgas ist auch Teil desTranseuropäischen Transportnetzes (TEN) der Europäischen Union.
Das gesamte asphaltierte Straßennetz umfasste 2011 etwa 19.512 km.[92]
Der Verkehr in Bulgarien findet vor allem auf der Straße statt. Zwischen den Großstädten verkehren Busse mehrerer Busunternehmen. Regionalverbindungen in die kleineren Städte gibt es von der jeweiligen Provinzhauptstadt. In der Sommerzeit werden auch direkte Verbindungen von Sofia und anderen Großstädten in die meisten Tourismusorte an der Schwarzmeerküste angeboten. Die Busverbindungen in die Groß- und Hauptstädte der Nachbarländer stellen eine preiswertere Alternative dar und sind gut ausgebaut. Insgesamt hat Bulgarien mit der Türkei drei Grenzübergänge, mit Griechenland vier (ein weiterer in Bau), mit Nordmazedonien drei (weitere drei in Planung), mit Serbien fünf (weitere drei in Planung) und mit Rumänien zwölf (ein weiterer wurde 2013 mit derDonaubrücke 2 eröffnet).
Das bulgarische Autobahnnetz befindet sich noch im Ausbau. Durch die Schließung der letzten Lücken derAutobahn Trakia (A 1) besteht seit Mitte 2013 eine direkte Autobahnverbindung zwischen der Hauptstadt Sofia und dem Schwarzen Meer. Anders als in den Nachbarländern gibt man in Bulgarien geographisch bedingt den Ost-West-Verbindungen Priorität vor Nord-Süd-Verbindungen.
Alle großen Städte Bulgariens werden von derBulgarischen Staatsbahn erschlossen. Die Hauptstrecken werden ausgebaut, jedoch werden Zugverbindungen in kleinere Orte gestrichen. Auf der Strecke Sofia–Burgas (ca. 400 km) dauert eine Zugfahrt etwa sechseinhalb Stunden, während eine Busfahrt nur fünf Stunden benötigt. Aus diesem Grund wird die bulgarische Bahn eher gemieden, ist jedoch auf einigen Strecken preiswerter als eine Busfahrt.
Hochgeschwindigkeitsverkehr existiert in Bulgarien bisher nicht. Eine Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Sofia und Istanbul, via Plowdiw soll als Teil des IV. Paneuropäischen Korridors entstehen und im zweiten Schritt von Sofia viaWraza zurDonaubrücke 2 an der rumänischen Grenze beiWidin fortgeführt werden. Das Projekt soll finanziell bis zur Hälfte von der EU getragen werden.[125][126] Ein realistischer Zeitpunkt, zu dem es in Betrieb gehen kann, ist nicht bekannt.
Einige bulgarische Städte (Sofia, Burgas u. a.) sind Beginn und Ziel mehrerer europäischer Zugverbindungen (siehe:Internationale Strecken). Auch derOrient-Express durchquerte Bulgarien.
Das bulgarische Schienennetz ist mit dem der Nachbarländer verbunden. Eine Ausnahme stellt Nordmazedonien dar: hier ist eine Gleisverbindung seit 2017 in Planung.[128]
Während des Zweiten Weltkrieges unterstützte die deutsche Wehrmacht den Bau einer direkten Schienenverbindung zwischen den Hafenstädten Burgas und Varna, jedoch konnte sie von Burgas damals nur bisPomorie fertiggestellt werden. Aktuell (März 2018) gibt es pro Tag zwei direkte Verbindungen mit Regionalzügen zwischen beiden Städten, etwas schneller geht es jedoch in Schnellzügen, trotz einmaligem Umsteigen in Karnobat. Eine Zugfahrt auf der circa 120 km langen Strecke dauert vier bis fünf Stunden.[129]
Die bekanntesteSchmalspurbahn Bulgariens, dieRhodopenbahn, führt vonSeptemwri nachDobrinischte. Ihre Strecke liegt entlang der Gebirge Rhodopen, Rila und Pirin und überquertAwramowo, den höchstgelegenen Bahnhof der Balkanhalbinsel (1267 m).
In derFeuerwehr in Bulgarien waren im Jahr 2019 landesweit 6.476Berufsfeuerwehrleute und 3.138freiwillige Feuerwehrleute organisiert, die in 243 Feuerwachen undFeuerwehrhäuser, in denen 693Löschfahrzeuge und 66Drehleitern bzw.Teleskopmasten bereitstehen, tätig sind.[130] Die bulgarischen Feuerwehren wurden im selben Jahr zu 68.610 Einsätzen alarmiert, dabei waren 42.141Brände zu löschen. Hierbei wurden 134 Tote bei Bränden von denFeuerwehren geborgen und 293 Verletzte gerettet.[131] Die nationale Feuerwehrorganisation Министерство на вътрешните работи repräsentiert die bulgarische Feuerwehr mit ihren Feuerwehrangehörigen im WeltfeuerwehrverbandCTIF.[132]
Bulgarien verfügt über je einen staatlichen Radio- und Fernsehsender (BNR undBNT) und eine Vielzahl an privaten Sendern. Die wichtigsten darunter sind:bTV,Nova televizija,SKAT undTV Evropa. Unter den Radiosendern dominiert das private „Darik Radio“. An der Anpassung und Anwendung der EU-Vorschriften zum Übergang zu Digital-Fernsehen und -Hörfunk wird gearbeitet.
Die marktführendeNew Bulgarian Media Group (NBMG) kontrolliert vier überregionale Zeitungen, ein Magazin, einen Fernsehkanal sowie eine Nachrichtenagentur (Stand: 2014).[133]
Die Presselandschaft ist vielfältig. Die größten Tageszeitungen im Land,Trud und24 Časa gehörten bis Ende 2010 derWAZ-Gruppe; der neue Eigentümer heißt BG Printinvest. Daneben gibt es auch andere ausländische Investoren in diesem Bereich. Weitere bedeutende Tageszeitungen sindDnevnik, „Monitor“,Standart, „Sega“ und „Duma“. Einflussreiche Wochenzeitungen bzw. Zeitschriften sindCapital, Tema und Politika.
Im Jahr 2023 nutzten 80,4 Prozent der Einwohner Bulgariens das Internet.[134]
Die NichtregierungsorganisationReporter ohne Grenzen sieht in Bulgarien erkennbare Probleme für die Pressefreiheit.[135] Die Unabhängigkeit der Presse wird vor allem durch enge Verbindungen zwischen Medien, Politik und einflussreichen Geschäftsleuten untergraben. Der OligarchDeljan Peewski verkaufte Ende der 2020er Jahre seine Medien, bleibt aber ein einflussreicher Akteur in Bulgarien. Die bulgarische Regierung und Behörden vergeben öffentliche Gelder und EU-Fördermittel intransparent und scheinbar regellos an Medienfirmen, wodurch diese regierungsfreundlich werden. Auf der anderen Seite geht der Staat juristisch gegen Medienunternehmen wieBivol und dieEconomedia Group vor. Besonders investigativ arbeitende Journalisten sind Übergriffen von Polizei und Geschäftsleuten ausgesetzt.[136]
Die Kunst hat auf dem Gebiet Bulgariens eine lange Tradition. Aus dem 2. Jahrtausend v. Chr. sind zahlreiche thrakischeHügelgräber (Kurgane) und Goldschmiedearbeiten (siehe hierzuthrakische Kunst) erhalten.
Als wichtigstes Denkmal aus der frühesten bulgarischen Zeit gilt das in der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste eingetragene lebensgroße FelsenreliefReiter von Madara (8. Jahrhundert). Die erste HauptstadtPliska wurde noch nach römisch-byzantinischem Vorbild mit starken Festungsanlagen umgeben, besaß jedoch auch Paläste, Kirchen, Bäder und andere öffentliche Bauten, deren Bauformen und -technik ihren Ursprung zum Teil in Mittelasien und im Vorderen Orient hatten. Dies genügte jedoch nicht dem Herrschaftsanspruch der bulgarischenZaren und ZarSimeon I., genanntder Große, verlegte 863 die Hauptstadt in das ebenfalls stark befestigtePreslaw. Von ihren Kirchen und Klöstern ist dieRunde (auch Goldene) Kirche mit vielfarbigem Schmuck und glasierten Tonplatten (Preslawer Keramik) zu nennen, der für die bulgarische Kunst dieser Periode kennzeichnend ist. Mit derChristianisierung des bulgarischen Reiches wurden auch in anderen Städten Sakralbauten neu errichtet (wie etwa dieSophienkirche (Ohrid) inOhrid (heuteNordmazedonien) als untypische Pfeilerbasilika errichtet, oder dieStephanoskirche inNessebar) oder umgebaut (AlteMetropolitenkirche in Nessebar oderSophienkirche inSofia). Im Unterschied zur byzantinischen Kirchenarchitektur zeigte sich bereits vor Mitte des 10. Jahrhunderts die Tendenz zu sehr dekorativem Mauerwerk (Blendbogennischen, Mosaikschmuck, bemalte Keramik, Freskenmalerei).
Außenbemalung der Hauptkirche im Rila-Kloster
Mit der byzantinischen Herrschaft (1018–1185/86) verstärkten sich auch die Einflüsse von Byzanz in der bulgarischen Kunst. Mit der Restauration des Bulgarischen Reiches im Jahre 1185 fand die Kunst des Ersten Bulgarischen Reiches ihre Fortsetzung. In Tarnowo, der neuen Hauptstadt, entstand ein kleinerer, meist einschiffiger, von Byzanz übernommener Kirchentyp, dessen Gewölbe und Böden zur Kuppel überleiten (Beispiele fürKreuzkuppelkirchen sind dieNikolauskirche inMelnik, diePantokratorkirche undJohannes-Aleiturgetos-Kirche in Nessebar sowie die40-Märtyrer-Kirche in Tarnowo). Sie blieben jedoch im Unterschied zur byzantinischen Kunst in den dekorativen Tendenzen in der sakralen Baukunst bestimmend (buntes, mit glasierter Keramik verziertes Sichtmauerwerk, Blendnischen und -arkaden). Die Außenwände sind durch Blendbögen gegliedert und durch rhythmische Wechsel roter und weißer Steine oder auch Keramik.
Größere Selbstständigkeit erreichte die Malerei in den Fresken von Bojana (1259). Die in reiner Freskotechnik (fresco buono) ausgeführte Malerei in derKirche von Bojana gehört somit zu der besterhaltenen aus dieser Periode in Südosteuropa und trägt renaissancehafte Züge. Die Fresken der Höhlenkirche von Iwanowo (kurz nach 1232, gestiftet vonIwan Assen II.) bereiteten den Boden für die künstlerischeRenaissance unter denPalaiologen Ende des 13./Anfang des 14. Jahrhunderts. Die Fresken derJohanneskirche vonZemen (um 1300) sind mitvorikonoklastischen Elementen durchsetzt. Seit dieser Zeit, 13. und 14. Jahrhundert, ist Bulgarien auch für seineIkonenmalerei bekannt. Die Vertreter derMalschule von Tarnowo überschritten die überlieferten Regeln der traditionellen Ikonenmalerei und schufen damit die bedeutendste eigenständige Schule derostkirchlichen Kunst. Von den erhaltenen Bilderhandschriften sind die reichlich illustriertenTetraevangeliar von Zar Alexander und dieManasses-Chronik des ZarenIwan Alexander die bekanntesten (die erste befindet sich heute imBritish Museum in London, die zweite in derVatikanischen Bibliothek).
Nach der osmanischen Eroberung wurde die bulgarische christliche Kunst fast nur in den abgelegenen Klöstern gepflegt. Bulgarische Künstler waren jedoch an der regen osmanischen Bautätigkeit von öffentlichen Gebäuden und Bauten in der Zeit nach der Eroberung beteiligt. Vom 15. bis 18. Jahrhundert war die von der MönchsrepublikAthos ausgehende Kunst bestimmend. Mit derbulgarischen Wiedergeburt am Ende der osmanischen Besatzung entstanden überall in den bulgarischen Ländereien neue Kunstschulen (über 40 sind bekannt), die alle dem so genanntenWiedergeburtsstil angehörten. In dieser Zeit entwickelte sich die Holzschnitzerei als spezifische bulgarische Kunst. Die bekanntesten Kunstschulen waren dieKunstschule von Tschiprowzi,Kunstschule von Debar und dieKunstschule von Samokow. Aus der letzten gingen viele der Maler hervor, welche die Bemalung von vielen Klöstern und Kirchen ausführten, darunter des mittlerweile in der Liste desUNESCO-Welterbes aufgenommenenRila-Klosters.
Wichtig für die neuere Zeit warJules Pascin, der 1885 inWidin geboren wurde. Eigentlich hieß er Julius Pinkas. Da er lange Zeit inFrankreich verbrachte, wo er auch 1930 starb, wird er als bulgarisch-französischer Maler und Grafiker bezeichnet.
Der bekannteste bulgarische Künstler ist wohlChristo Jawaschew, der unter seinem Vornamen und zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude bekannt wurde. Er verhüllte etwa dasReichstagsgebäude inBerlin und denPont Neuf inParis.
In der Zeit des Sozialismus wurden in vielen bulgarischen Städten monumentale Bauten zu Ehren der Staatsphilosophie oder ihrer Vertreter errichtet.[137] Gegen dieMonumentalskulpturen begehrt eine Gruppe junger Künstler auf, die unter dem NamenDestructive Creation diese Skulpturen illegal künstlerisch umwidmet. Dieses Projekt ist Teil eines Dokumentarfilms, den die Regisseurin Susanna Schürmann im Jahr 2019 aufArte unter dem TitelDas Rote Erbe – Künstler und die sozialistische Vergangenheit veröffentlichte.[138] Neben der Künstlergruppe begleitet der Film den Fotografen Nikola Mihov, der seit vielen Jahren diese Skulpturen fotografiert und berichtet über dasGoatmilk-Festival der bulgarischenKulturmanagerin und JournalistinDiana Ivanova.
Bulgarien verfügt über eine große Tradition desChorgesangs. Der staatliche Chor wurde durch einen eigenen Stil sehr erfolgreich, zahllose bulgarische Frauenchöre wie etwaAngelite sind heute international bekannt. Das bulgarische Nationalinstrument ist, neben der dreiteiligen LängsflöteKaval, der DudelsackGaida. In den meisten Landesteilen wird die hochgestimmte Thrakische Gaida (Djura Gaida) gespielt, überwiegend zum Tanz, während im rhodopischen Gebirge die tief gestimmteKaba Gaida zur Begleitung meist trauriger Balladen genutzt wird. Seltener sind die kleineren, einteiligen HirtenflötenSwirka undDuduk. Das DoppelrohrblattinstrumentZurna wird traditionell von Roma und der türkischen Minderheit gespielt. Das bekannteste Saiteninstrument ist die gestrichene KurzhalslauteGadulka. Des Weiteren finden die LanghalslauteTambura, das StreichinstrumentGusle sowie die TrommelnTapan (Tupan, verwandt mit der türkischenDavul) undTarambuka (Darbuka) in der traditionellenbulgarischen Volksmusik Verwendung.
Die bulgarische Volksmusik verfügt über eine große rhythmische Vielfalt. Ungerade Takte, wie zum Beispiel 5/8, 7/8 und 9/8, machen diese Musik schwierig zu spielen. Viele moderne Musiker in den verschiedensten Genres benutzen Elemente bulgarischer beziehungsweise südosteuropäischer Volksmusik.
Die Anfänge der bulgarischen Literatur wurden im 8./9. Jahrhundert gelegt. Dabei handelte es sich zunächst um Chroniken, Bau- und Grabinschriften bulgarischer Herrscher und Adligen aufGriechisch, selten aber auch in der Sprache derUrbulgaren. Diealtbulgarische Literatur wurde in der nach der Christianisierung im 10. Jahrhundert in Bulgarien entstandenenkyrillischen Schrift geschrieben. Die altbulgarische Sprache wurde damit in den beiden Schriftformen des mittelalterlichen Bulgarischen Reiches überliefert, dem älterenglagolitischen und dem jüngeren kyrillischen Alphabet.[139]
DieMittelbulgarische Literatur wiederum wurde inMittelbulgarisch (Kirchenslawisch) verfasst. In dieser Zeit wurdenApokryphen, Lebensbeschreibungen, Geschichtschroniken aus dem Griechischen ins Mittelbulgarische übersetzt. Eine zweite Blütezeit erlebte die bulgarische Literatur während des 13. und 14. Jahrhunderts mit einem in der Nähe von Tarnowo 1350 gegründeten Kloster als Zentrum. Zu dieser Schule zählten unter anderem der MönchKiprian,Grigorij Camblak undKonstantin Kostenezki, die nach der Eroberung Bulgariens die formalen Prinzipien der bulgarischen Literatur auch in Gebiete der heutigen StaatenRussland,Rumänien undSerbien brachten.
Ostbulgarische Musiker spielen auf ihrer handgefertigtenGajdaAbgelegte MartenizaKukeri während ihrer Ritualtänze
Eine besondere Rolle in der Kulturgeschichte Bulgariens spielt die Folklore und das Brauchtum, die während der osmanisch-türkischen Herrschaft nicht nur zur Bewahrung der nationalen Identität, sondern auch zu den weiteren Entwicklungen der Kunst und der Literatur beitrug. Eng verbunden mit der damaligen Lebensweise und Kämpfen gegen die Osmanen sind vor allem die Volkslieder (Helden-, Hajduken-, Fest-, Ritual-, Liebes- und epische Lieder), die wegen der Vielfalt der Texte und Rhythmen (ungerade Takte wie zum Beispiel 5/8, 5/16, 7/16 etc.) und der originellen Melodik (dorische,phrygische Tonart,mensurische Metrik etc.) auch heute populär sind.
In Bulgarien werden Gruppen- und Solotänze unterschieden (choro bzw.ratscheniza), die vor allem durch komplizierte Tanzschritte gekennzeichnet sind. Die Tänze werden meist von der HirtenflöteKaval, der SackpfeifeGajda, der ZylindertrommelTapan sowie den StreichinstrumentenGadulka undGusla begleitet.
Ein beliebter Brauch ist das Verschenken vonMartenizas (Мартеница), kleinen rot-weißen Stoffanhängern oder Armbändern, zum Frühlingsanfang am 1. März. Die Martenizas sollen, damit sie Glück und Gesundheit bringen, getragen werden, bis man den ersten Storch sieht. Dann soll man die Marteniza an einen Zweig (vorzugsweise der Kornelkirsche) binden und sich etwas wünschen. Weiter wird im Südosten Bulgariens, in der RegionStrandscha, demFeuerlauf nachgegangen. Zur bäuerlichen Tradition gehören in den Dürreperioden im späten Frühling und im Sommer zwei Regenriten:German ist eine phallische Puppe, die in Nordbulgarien von Frauen rituell bestattet und beweint wird. Im Osten Bulgariens ziehenPaparuda (Regenmädchen) von Haus zu Haus und singen Regenbittlieder.
In allen Regionen sind die Karnevalspiele derKukeri vertreten, die eine Art Volkstheater darstellen. Sie treten in der Woche vor Beginn derorthodoxenFastenzeit in Ostbulgarien und zwischenWeihnachten undDreikönigsfest in Restbulgarien auf. Ähnlich wie in Deutschland während derKarnevalszeit, oder während derRauhnächte werden Straßentänze und verschiedene Bräuche abgehalten, die symbolisch für dieGeisteraustreibung oder -beschwörung, Winteraustreibung, für Fruchtbarkeit, Gesundheit, gute Saat und Ernte und Weiteres stehen.
Hochentwickelt war im Mittelalter auch das Kunstgewerbe, das man heute vor allem in den phantasiereichen Nationaltrachten (bunte Stoffe mit Stickereien, schwerer metallener Schmuck, verschiedene Kopfbedeckungen) wiederfindet.
Das Interesse für die Folklore und das Brauchtum bestand schon während der nationalen Wiedergeburt. In der Zeit der Herrschaft der Kommunisten wurde die Bewahrung der Tradition durch die Organisation mehrerer Folklore-Festivals, folkloristische Orchester, Tanzensembles, eine Hochschule in Kotel und andere Initiativen gefördert, jedoch gerieten Elemente der Volkskultur (Bräuche, Rituale, Sitten), die in das Gesamtbild der sozialistischen Gesellschaft aus ideologischer Sicht nicht passten, in Vergessenheit (unter anderem das Besuchen der Liturgie zu den kirchlichen Feiertagen, wie Ostern oder Weihnachten). Seit der Demokratisierung wurden jedoch die alten Traditionen neu belebt.
In Bulgarien gilt abweichend von der sonst europaweiten üblichen Konvention dasKopfnicken alsVerneinung, dasKopfschütteln alsBejahung. Der Sage nach geht dies auf das Verhör eines Freiheitskämpfers zurück, der mit unter dem Kinn gehaltener Schwertspitze gefragt wurde, ob er leben bleiben wolle.[142]
Eine typische bulgarische Mahlzeit beginnt mit einemSchopska-Salat (шопска салата) oderThrakijska-Salat (тракийска салата) zu einemRakija und im Sommer mit der kalten SuppeTarator (таратор). Als Hauptgericht gelten dieKebaptscheta (кебапчета) oder ein typischer Festtagslammbraten, dasTschewerme (чеверме),Kawarma (каварма) sowie andere Grillspeisen. Zum Schluss nimmt man dieBaniza (баница) zu sich. In der bulgarischen Küche sind zudem das BohnenkrautTschubriza (чубрица) und die kräftig gewürzte, hauptsächlich aus Paprika- und Tomatenpüree bestehendeLjuteniza (лютеница) sowie die besonderen WurstartenLukanka (луканка) undSucuk (суджук) sehr beliebt.
Georgstag, Tag der Tapferkeit und der bulgarischen Armee
24. Mai
Ден на светите братя Кирил и Методий, на българската азбука, просвета и култура и на славянската книжовност
Tag der HeiligenKyrill und Method, des bulgarischen Alphabets, der Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur(der Feiertag ist eng verknüpft mit der Kreation deskyrillischen Alphabets)
Am 19. Januar 2011 beschloss die bulgarische Regierung, den 1. Februar als Gedenktag für die Opfer desKommunismus einzuführen.[144][145]
Am 2. Juni wird in ganz Bulgarien durch das Einschalten derLuftsirenen am Mittag um 12:00 Uhr und einer Gedenkminute das Leben und Werk des FreiheitskämpfersChristo Botew geehrt. Ein weiterer Gedenktag ist der 18. Februar, Todestag des Revolutionärs und IdeologenWassil Lewski. Dabei finden am 19. Februar im ganzen Land Gedenkfeiern mit Blumenniederlegungen und Andachtsgottesdiensten statt.
Der berühmteste Wissenschaftler bulgarischer Herkunft ist wahrscheinlich der in den USA geboreneJohn Vincent Atanasoff. Er ist der Erfinder des elektronischen digitalen Rechners und lehrtemathematische Physik.Ebenfalls ein berühmter US-amerikanisch-österreichisch-bulgarischer Wissenschaftler istCarl Djerassi, der auch als der Vater derAntibabypille bezeichnet wird.
Vor der Wende war Sport Staatspolitik und viele bulgarische Sportler sorgten weltweit für Aufmerksamkeit. Die größten Erfolge wurden in den Individualsportarten erzielt. Nach dem Fall des Realsozialismus und mit dem Wegfall staatlicher Unterstützung konnten sich nur Sportler beweisen, die äußerst große Talente waren und meist aus Sportlerfamilien kamen. Bekanntes Beispiel sind die Maleeva-Schwestern im Tennis, die alle in den Top 10 gestanden haben und deren letztes Mitglied,Magdalena Maleeva, 2005 zurücktrat. In Bulgarien gibt es eine lange Tradition imSchach,Kraftsport (Ringen, Gewichtheben, Boxen),Volleyball, in derLeichtathletik und in derrhythmischen Sportgymnastik. Der RingerNikola Stantschew war der erste bulgarischeOlympiasieger.
Diebulgarische Fußballnationalmannschaft konnte sich mehrmals für Europa- und Weltmeisterschaften qualifizieren. Derzeitiger Nationaltrainer ist der ehemalige Bundesliga-ProfiKrassimir Balakow. Der größte Erfolg des bulgarischen Fußballs war der 4. Platz der Nationalmannschaft bei derFußball-Weltmeisterschaft 1994 in den USA. Unter den Fußballern der „Goldenen Generation“ ist neben Balakow vor allem der Träger desBallon d’Or,Christo Stoitschkow zu nennen.
Die StädteSchumen undTargowischte sind die bulgarischen Speedway-Hochburgen und auf diesen Bahnen wurden bereits seit den 1970er Jahren mehrere Qualifikationsrennen zu Weltmeisterschaften ausgetragen. Der bulgarische Motorsport-Verband ist indes bemüht, das Stadion in Targowischte so zu modernisieren, dass ein Speedway-WM-Grand-Prix von Bulgarien dort ausgefahren werden kann.
Jens Alexis:TRESCHER Reiseführer Bulgarien. Trescher Verlag, Berlin 2024,ISBN 978-3-89794-589-0.
Marie-Janine Calic:Geschichte des Balkans. C.H.Beck, München 2023,ISBN 978-3-406-80674-2.
Gergana Börger, Sigrun Comati,Thede Kahl (Hrsg.):Handbuch Bulgarien – Geographie – Geschichte – Sprache – Literatur – Kultur – Gesellschaft und Politik. Verlag Frank & Timme, Berlin 2019,ISBN 978-3-7329-0522-5.
Ulf Brunnbauer:„Die sozialistische Lebensweise“. Ideologie, Gesellschaft, Familie und Politik in Bulgarien (1944–1989). In:Zur Kunde Südosteuropas. 1. Auflage.Band2,Nr.35. Böhlau, Wien 2007,ISBN 978-3-205-77577-5.
R. J. Crampton:A Concise History of Bulgaria. 2. Auflage. Cambridge University Press, 2015,ISBN 978-0-521-61637-9 (englisch).
Sabine Riedel:Das Politische System Bulgariens. In:Wolfgang Ismayr (Hrsg.):Die politischen Systeme Osteuropas. VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2010,ISBN 978-3-531-16201-0, S. 677–729.
Robert Schmitt:Kleines Handbuch Bulgarien. Baltic Sea Press, Rostock 2012,ISBN 978-3-942654-55-5.
↑Norbert Mappes-Niediek schätzte 2024 den Bevölkerungsanteil der Roma in Bulgarien (und Rumänien) auf rund ein Zehntel der Bevölkerung (Quelle)
↑Ulrich Büchsenschütz:Nationalismus und Demokratie in Bulgarien seit 1989. In: Egbert Jahn (Hrsg.):Nationalismus im spät- und postkommunistischen Europa.Band2: „Nationalismus in den Nationalstaaten“. Nomos, 2009,ISBN 978-3-8329-3921-2,S.573.
↑Oded Haklai:Regime transition and the emergence of ethnic minorities. In: Jacques Bertrand, Oded Haklai (Hrsg.):Democratization and Ethnic Minorities. Conflict of Compromise? Routledge, 2014, S. 18–38, hier S. 18; Robert J. Kaiser:Czechoslovakia: the Desintegration of a Binational State. In: Graham Smith (Hrsg.):Federalism: The Multiethnic Challenge. Routledge, London/New York 2014,ISBN 978-0-582-22578-7, S. 208–236, hier S. 228; Leo Suryadinata:The Making of Southeast Asian Nations. State, Ethnicity, Indigenism and Citizenship. World Scientific Publishing, Singapure 2015, S. 9.
↑Nina Janich,Albrecht Greule: „Bulgarisch“; in „Sprachkulturen in Europa: ein internationales Handbuch“; Gunter Narr Verlag, 2002, S. 27
↑Gerhard Ecker:Bulgarien. Kunstdenkmäler aus vier Jahrtausenden von den Thrakern bis zur Gegenwart. DuMont Buchverlag, Köln 1984,ISBN 3-7701-1168-0,S.99.
↑Raul Hilberg: „Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933–1945.“ Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1990,ISBN 3-596-24417-X, S. 807.
↑abJune Hannam, Mitzi Auchterlonie, Katherine Holden:International Encyclopedia of Women’s Suffrage. ABC-Clio, Santa Barbara, Denver, Oxford 2000,ISBN 1-57607-064-6, S. 45.
↑Krassimira Daskalova:Women’s Suffrage in Bulgaria. In: Blanca Rodríguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marín:The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens. Koninklijke Brill NV, Leiden und Boston 2012,ISBN 978-90-04-22425-4, S. 321–337, S. 329–330.
↑Mart Martin:The Almanac of Women and Minorities in World Politics. Westview Press Boulder, Colorado, 2000, S. 52.
↑Blanca Rodríguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marín:Introduction: Transition to Modernity, the Conquest of Female Suffrage and Women’s Citizenship. In: Blanca Rodríguez-Ruiz, Ruth Rubio-Marín:The Struggle for Female Suffrage in Europe. Voting to Become Citizens. Koninklijke Brill NV, Leiden und Boston 2012,ISBN 978-90-04-22425-4, S. 1–46, hier S. 46.
↑Rumänien und Bulgarien begrüßen eingeschränkten Schengen-Beitritt. In: tagesschau.de. Norddeutscher Rundfunk, 31. Dezember 2023, abgerufen am 7. Februar 2024: „Demnach sollen die Personenkontrollen an den internen Luft- und Seegrenzen ab Ende März 2024 aufgehoben werden. Über die Aufhebung der Kontrollen an den Landgrenzen soll aber erst später entschieden werden.“
↑Meret Janne Harjes: Europas Gas und Strom – Die Energiekrise. 24. September 2021, abgerufen am 5. Januar 2022: „Doch in vielen Ländern gibt es bereits die so genannte Energie Armut: In Bulgarien sagen 30,1 % der Bevölkerung, dass sie es sich nicht leisten können, ihre Wohnung warm genug zu halten. In Italien sind es 11,1 % und in Portugal 18,9 %“
↑Zwetelina Nikolowa: Bericht des Finanzministers. Die Regierung bereitet ein großangelegtes Infrastrukturprogramm für 12 Mrd. BGN vor. In: Mediapool.bg. 4. Januar 2022, abgerufen am 5. Januar 2022 (bulgarisch): „2021 endete mit einem Haushaltsdefizit von 3 % oder 4 Mrd. BGN. Das sind 0,6 Mrd. BGN weniger als in der Aktualisierung erwartet. Das Ergebnis ist auch zu fast 1 % niedriger als im ursprünglichen Haushalt für 2021 prognostiziert. 2021 waren die Haushaltseinnahmen mit 17 % höher als 2020. Dieses Wachstum von über 17 % ist nicht nur auf Inflation zurückzuführen, sondern auch auf eine verbesserten Arbeit von Finanzämtern und Zollbehörden. (Finanzminister Assen Wassileew)“
↑Zoran Arbutina: Spitzel oder Botschafter? In: Deutsche Welle Online. 16. Dezember 2010, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Oktober 2013; abgerufen am 18. Oktober 2012.Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dw.de
↑Desislava Petrova: Legal situation regarding LGBT in Bulgaria. In: ilga-europe.org. European Region of the International Lesbian, Gay, Bisexual, Trans and Intersex Association (ILGA), 10. Dezember 2005, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 12. September 2006; abgerufen am 13. März 2010 (englisch).
↑HP: „Eines dieser globalen Service-Center wurde Anfang dieses Jahres in der bulgarischen Hauptstadt Sofia eröffnet, um Kunden in Europa, dem Mittleren Osten und Afrika beim Infrastruktur-Management über Remote-Zugriff zu unterstützen.“
↑Bulgarien bekommt Gas aus Aserbaidschan. In: tagesschau.de. 1. Oktober 2022, abgerufen am 2. Oktober 2022: „Die 182 Kilometer lange Gas-Pipeline zwischen der nordgriechischen Stadt Komotini und dem bulgarischen Stara Sagora .... Die Pipeline hat eine Kapazität von drei bis fünf Milliarden Kubikmetern Gas im Jahr.“
↑abcBulgarien. Wirtschaft und Umwelt. In: Website des Auswärtigen Amtes Deutschlands. Auswärtiges Amt Deutschlands, Oktober 2009, abgerufen am 13. März 2010.
↑abMarkus Becker:Korruption: Wie die US-Sanktionen gegen Bulgarien die EU bloßstellen. In:Der Spiegel. 3. Juni 2021,ISSN2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 8. November 2021]).
↑Mitgliederliste des IGB, Stand: November 2017, abgerufen am 15. Juni 2018 Abweichende Zahlen bei Daniel Blackburn, Ciaran Cross:Trade unions of the world. International Centre for Trade Union Rights, London 2016,ISBN 978-0-9933556-0-8, S. 67–70, dort auch weiterführende Informationen.
↑Teodor Todorov: БДЖ :: Разписание. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Januar 2008; abgerufen am 8. März 2018 (bulgarisch).Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/razpisanie.bdz.bg
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.13: Personal und Ausstattung der Feuerwehren der Staaten in 2010–2019. WeltfeuerwehrverbandCTIF, 2021, abgerufen am 18. Februar 2022.
↑Nikolai Brushlinsky, Marty Ahrens, Sergei Sokolov, Peter Wagner: Welt-Feuer-Statistik Ausgabe Nr. 26-2021. (PDF) Tabelle 1.2: Verdichtete Kennzahlen der Brandsituation in den Staaten für das Jahr 2019. Weltfeuerwehrverband CTIF, 2021, abgerufen am 18. Februar 2022.
↑Bulgaria. Members. Comité technique international de prévention et d’extinction du feu (CTIF), abgerufen am 4. Juni 2022 (englisch).
↑Das Rote Erbe – Künstler und die sozialistische Vergangenheit. Protest auf Ruinen: Bulgarien. Arte, 20. Oktober 2019, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 22. Oktober 2019; abgerufen am 23. Oktober 2019: „Diese Folge begleitet unter anderen den Fotografen Nikola Mihov und die Filmemacherin Diana Ivanova, die in Archiven Belege für die andauernde Macht der alten Herrscher entdeckt hat.“Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.arte.tv
↑Helmut Wilhelm Schaller (Hrsg.):Die bulgarische Sprache in Vergangenheit und Gegenwart. Vom Altbulgarischen zur Sprache der Europäischen Union, AVM.edition, 2017,ISBN 978-3-95477-078-6. S. 62–65
↑Lehrstuhl der Bulgaristik am Slawischen Institut. In: uni-heidelberg.de. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, abgerufen am 20. November 2022: „die altbulgarische Literatur (seit dem Ende des 9. Jh. bis zum Ende des 14. Jh.) und das bulgarische Schrifttum bilden das drittgrößte kulturelle und religiöse Gebiet im mittelalterlichen Europa“
↑Ulrich Zeuner: Antworten aus Plovdiv. Missverständnisse. Deutsch als Fremdsprache / Transkulturelle Germanistik. Institut für Germanistik an der Technischen Universität Dresden, abgerufen am 17. November 2012.