Die offiziell nur 202 Quadratkilometer große Stadt bildet den Kern einer der größtenMetropolregionen Südamerikas, desGran Buenos Aires mit etwa 15 Millionen Einwohnern. Sie streckt sich heute rund 68 Kilometer von Nordwest nach Südost und etwa 33 Kilometer von der Küste nach Südwesten aus. Sie wird oft als „Wasserkopf“ Argentiniens bezeichnet, da sich hier fast alle wichtigen Institutionen des Landes befinden und in der Stadt und vor allem in der Umgebung etwa ein Drittel aller Argentinier wohnt. Zudem ist sie als einzige Stadt Argentiniens als „Capital Federal“ autonom, also nicht an eine bestimmteProvinz gebunden. Sie ist ein wichtiges kulturelles Zentrum und wurde 2005 durch dieUNESCO mit dem TitelStadt des Designs ausgezeichnet.[3]
Das Wasser des Río de la Plata ist in Buenos Aires durch den hohen Eintrag von lehmigem Schlamm trüb. Das Revier weist nur geringe Tiefen auf, im Allgemeinen unter 20 Meter, so dass beispielsweise Schiffe mit größerem Tiefgang in der Region ausgebaggerteFahrrinnen benutzen müssen.
Westlich und südlich von Buenos Aires erstrecken sich diePampas, das landwirtschaftlich fruchtbarste Gebiet von Argentinien.
Daneben gibt es traditionelle Stadtteilbezeichnungen, die gebräuchlicher sind, als die offiziellen Bezeichnungen:
Abasto (Gebiet um den ehemaligen Zentralmarkt und heutigen Einkaufszentrum): Stadtteile: Almagro und teilweise Balvanera
Barrio Norte (Wohngebiet der reichen Bevölkerung): Stadtteile Recoleta und Palermo
Congreso (rund um das Parlamentsgebäude)
Microcentro (Börsen- und Geschäftszentrum): Stadtteile Retiro und San Nicolás
Once (Gebiet um den Stadtbahnhof Once): Stadtteil Balvanera
Tribunales (Gebiet um den Justizpalast): Stadtteil San Nicolás
Im Zuge derDezentralisierung wurden 15Centros de Gestión y Participación Comunal (CGCP, deutsch etwa: Kommunalzentren der Verwaltung und Bürgerbeteiligung; auch:comunas) gegründet, die von 1 bis 15 durchnummeriert sind. In allen CGPCs kann man städtische Formalitäten erledigen, etwaSteuern undBußgelder bezahlen oderstandesamtliche Vorgänge wieHeiraten undGeburtsscheinausstellungen vornehmen.
Der wärmste Monat ist der Januar mit durchschnittlich 23,7 Grad Celsius, der kälteste der Juli mit 10,5 Grad Celsius. Selbst im Winter sinken die Temperaturen nur selten unter null Grad, Schnee gab es bisher nur in wenigen Ausnahmefällen, so zum Beispiel 1918, im Juli 2007 und im Juli 2010.
Der meisteNiederschlag fällt im Monat März mit 153,9 Millimeter im Mittel, der wenigste im Juni mit durchschnittlich 50,0 Millimeter.
AlsMegastadt hat Buenos Aires mit zahlreichen ökologischen Problemen zu kämpfen. Zwar gibt es vor allem wegen des relativ windigen Wetters kaumSmog in der Stadt, dennoch erreicht die Schadstoffbelastung der Luft durch die mangelhaft gefilterten Industrie- und Autoabgase in einigen Außenbezirken und Vorstädten, zum Beispiel inLanús, oft kritische Werte, die zu erhöhten Lungenkrebsraten führen. Dazu trägt in erheblichem Maße das hohe Verkehrsaufkommen bei.
In den sehr engen, von hohen Häuserfronten gesäumten Straßen ist zudem die Frischluftzufuhr (zum Beispiel vom Meer) sehr gering. Straßen- und Hofbepflanzungen wurden beim Zuschnitt der Flächen selten eingeplant, so dass deren staubbindende Kraft kaum vorhanden ist. Problematisch ist ebenfalls, dass die Stadt und der sie umgebendeBallungsraum nur relativ wenige Parks, Wasserflächen oder offeneGrünflächen besitzt und das Umland durch immer weiter in diePeripherie ausholende Bauprojekte (zum BeispielCountry Clubs) ebenfalls zugebaut wird.
Ein weiteres Problem ist die Belastung desRío de la Plata und seiner Zuflüsse in der Stadt durchAbwässer. Die durch die Stadt fließenden FlüsseRiachuelo undRío de la Reconquista sind hochgradig verschmutzt und lassen kein biologisches Leben mehr zu. Eine Renaturierung zumindest des Riachuelo war in den 1990er Jahren zwar geplant, das Vorhaben lässt jedoch weiterhin auf sich warten. Im Río de la Plata selbst konnte bis etwa 1980 noch gebadet werden (es gab einen Badestrand inQuilmes), heute ist dies jedoch wegen der Verschmutzung des Wassers nicht mehr möglich, nachdem es mehrere Todesfälle in den 1980er Jahren gab. Auf der gegenüberliegenden Seite des Río de la Plata inUruguay ist es aber noch problemlos möglich.
Ein großes Problem war von jeher die Müllentsorgung. Früher wurde der Müll dezentral, oft sogar in den Heizanlagen der Wohnhäuser verbrannt, was aber ab der Erreichung einer bestimmten Größe der Stadt wegen der Schadstoffbelastung nicht mehr ohne weiteres möglich war. Heute landet ein Großteil des Mülls auf einer ringförmig um die Stadt gelegenenMülldeponie, die begrünt und teilweise parkähnlich ausgestaltet wird undCinturón Ecológico (ökologischer Gürtel) genannt wird. Kritisiert wird an dem Vorhaben, dass dasGrundwasser durch die im Müll vorkommendenSchadstoffe (etwaSchwermetalle) verschmutzt werden kann. So werden zum Teil erhöhte Krebsraten in den angrenzenden Wohngebieten beobachtet.
Auf der Suche nach einer Durchfahrt in den Pazifik entdeckte der SeefahrerJuan Díaz de Solís 1516 als erster Europäer denRío de la Plata. Die Expedition im Auftrag derspanischen Krone fand jedoch in der Nähe des heutigenTigre ein blutiges Ende infolge eines Indianerangriffs, bei dem auch de Solis selbst ums Leben kam.
Am Südufer des Rio de la Plata, auf dem Gebiet des heutigen StadtteilsSan Telmo gründete derKonquistadorPedro de Mendoza am 2. Februar 1536 die SiedlungPuerto de Nuestra Señora Santa María del Buen Ayre („Hafen unserer lieben Frau [der Heiligen] Maria der guten Luft“). Den Namen soll Mendozas Kaplan ausgewählt haben, der dieVirgen de Bonaria („Jungfrau der guten Luft“) vonCagliari aufSardinien verehrte. Nach anderer Überlieferung wurde der Name wegen der günstigen Winde im Río de la Plata gewählt. Eine plausiblere Erklärung für den Bezug auf „gute Lüfte“ ist, dass die Hafenstadt zur Zeit ihrer Gründung an der mittlerweile entdeckten Route umKap Hoorn lag und für alle von Norden kommenden Schiffe, einer der ersten malariafreien Orte im Osten Südamerikas war. Auch der Name der Virgen de Bonaria geht auf einen solch sicheren Ort auf dem ansonsten von malariaverseuchten Sümpfen durchzogenen Sardinien zurück (vgl. Bonaria – Malaria).
Mendoza befehligte etwa 1.600 Mann, die auf 16 Schiffen anlandeten. Da sie erst im Spätsommer ankamen, war es zu spät, um Getreide anzupflanzen. Die lokalenQuerandí-Indianer warenJäger und Sammler und wurden von den Spaniern gezwungen, Essen für Mendozas Truppen zu beschaffen. Sie reagierten darauf mit wiederholten Angriffen, so dass Mendozas Siedler den Ort 1541 aufgeben mussten.
Zum Chronisten dieser Ereignisse und frühen Historiker von Buenos Aires wurde derStraubinger PatriziersohnUlrich Schmidl, der an den Expeditionen teilgenommen hat und bisweilen zu den Mitbegründern der Stadt gezählt wird.
Die zweite, diesmal erfolgreiche Stadtgründung erfolgte 1580 durchJuan de Garay. Er gab dem Ort den NamenCiudad de la Santísima Trinidad y Puerto Santa María de los Buenos Aires („Stadt der Heiligen Dreifaltigkeit und Hafen der Heiligen Maria der guten Lüfte“). Zwischenzeitlich waren mehrere Stadtgründungen auf dem Gebiet des heutigen Argentiniens vollzogen worden, die aufgrund der Besiedelung vonPeru her alle im Nordwesten liegen. Die älteste durchgängig bewohnte Stadt des Landes ist daherSantiago del Estero im Nordosten des heutigen Argentinien.
Buenos Aires hing seit seinen frühen Tagen stark von der Viehzucht in der die Stadt umgebendenPampa und vom Handel mitSpanien ab. Die spanische Administration des 17. und des 18. Jahrhunderts verlangte allerdings, dass alle Waren, die nach Europa geschickt wurden, zunächst nachLima inPeru gebracht werden mussten, um die Waren zu versteuern. Der weite Umweg löste einen steigenden Unmut bei den Händlern in Buenos Aires gegenüber Spanien aus, und so entwickelte sich ein regerSchmuggel.Karl III. von Spanien erkannte diese steigende Instabilität seiner Macht, lockerte während seiner Regierung (1759–1788) zunächst die Handelsbestimmungen und erklärte schließlich Buenos Aires zu einem offenen Hafen.
Hauptstadt des Vizekönigreichs Río de La Plata (1776–1810)
1776 wurde Buenos Aires schließlich zur Hauptstadt desVizekönigreichs des Río de la Plata, das aus demVizekönigreich Peru ausgegliedert wurde. Die Bevölkerung der Stadt stieg unter anderem auch durch die Zwangsrekrutierung von Sklaven aus Afrika stark an, zwischen 1778 und 1815 betrug der Anteil der schwarzen Bevölkerung etwa ein Drittel.
Während der Zeit derKoalitionskriege, bei denen Spanien als Alliierter Frankreichs Gegner desVereinigten Königreiches war, besetzten am 27. Juni 1806 britische Truppen unter GeneralWilliam Carr Beresford nach zweitägigen Kämpfen die Stadt.[4] Die Bewohner leisteten jedoch Widerstand und am 4. August eroberten einheimische Kräfte unterSantiago de Liniers die Stadt zurück.[5] Liniers konnte auch eine weitere Belagerung durch die Briten abwehren, die am 7. Juli 1807 mit der Kapitulation GeneralJohn Whitelockes endete.[6]
Die Tatsache, dass die Besetzungen nicht an der Gegenwehr der spanischen Truppen, sondern am erbitterten Widerstand seitens der Bevölkerung gescheitert waren, bestärkte die Nationalisten in ihren Ambitionen. Sie bereiteten die Unabhängigkeit des Landes vor, indem sie immer weitergehende Zugeständnisse desVizekönigs an lokale Bürgervereinigungen, den sogenanntenCabildos Abiertos erlangten.
Unabhängigkeitskampf und Rosas Diktatur (1810–1880)
1829 übernahm der FöderalistJuan Manuel de Rosas als Gouverneur die Herrschaft über Buenos Aires. Im März 1835 wurde er abermals zum Gouverneur und Generalkapitän gewählt. Zeitweilig ließ sich Rosas außerordentliche Macht übertragen und erhielt damit faktisch die Entscheidungsgewalt einesDiktators. Er führte die Republik bis 1852, als er in derSchlacht von Monte-Caseros durch TruppenBrasiliens,Uruguays und des DonJusto José de Urquiza geschlagen wurde. Mit dem Sturz Rosas öffnete sich die Stadt für Einwanderer aus Europa.
Im Jahre 1853 weigerte sich die Stadt und die Provinz Buenos Aires am konstitutionellen Kongress teilzunehmen und trennte sich von Argentinien. 1859 trat Buenos Aires dem 1853 gegründetenArgentinischen Bund (Federación Argentina) bei.
1880 wurde die Stadt Buenos Aires unterJulio Argentino Roca von der gleichlautenden Provinz abgetrennt und gleichzeitig zur Hauptstadt Argentiniens erklärt. 1890 war Buenos Aires die größte und wichtigste Stadt inLateinamerika. Um die Jahrhundertwende betrug die Einwohnerzahl nahezu eine Million. Durch viele italienische Auswanderer hat sich in dieser Zeit die MischspracheCocoliche herausgebildet, die zeitweise von über 40 Prozent der Bevölkerung gesprochen wurde.
1904 wurde in Buenos Aires mitAlfredo Palacios[7] der erstesozialistische Abgeordnete Lateinamerikas ins Parlament gewählt. Argentinien war auch das Ziel von aus Europa ausgewandertenAnarchisten. Während derErster-Mai-Demonstration des Jahres 1909 kam es in Buenos Aires zu Ausschreitungen zwischen gewerkschaftlich organisierten Demonstranten (deranarchistischenFORA und der sozialistischenUGT) und der Polizei.[8] Der Polizeichef, Ramón Falcón, ordnete den Beschuss der Demonstranten an, wodurch mindestens 11 Personen starben. In den folgenden fünf Tagen dieser alsSemana roja bekannt gewordenen Woche (Deutsch:Rote Woche) kam es zu einem Generalstreik mit Demonstrationen von rund 80.000 Personen und erneut zu Toten auf Seiten der Demonstranten.[8][9] Ramón Falcón wurde im November desselben Jahres durch einen Bombenanschlag eines Anarchisten getötet.[7]
1913 wurde unter derAvenida de Mayo die ersteU-Bahn-Strecke eröffnet. DieU-Bahn von Buenos Aires blieb die erste und einzige in Lateinamerika bis zur Eröffnung der U-Bahn vonMexiko-Stadt im Jahre 1969. Für die Jahrhundertfeiern der Unabhängigkeit Argentiniens wurden im Stadtzentrum einige Diagonalen in das Straßensystem und dieAvenida 9 de Julio geschlagen. Der Plan war aber ursprünglich wesentlich ambitionierter, als er schließlich durchgeführt wurde.
1919 gab es unter der Regierung vonHipólito Yrigoyen einen Arbeiteraufstand, der durch Militärgewalt niedergeschlagen wurde. Die Ereignisse, bei denen etwa 700 Aufständische getötet wurden, gingen alsLa Semana Trágica (die tragische Woche) in die Geschichte von Buenos Aires und von Argentinien ein.
In den 1930er-Jahren wurden einige große Avenidas durch das Stadtzentrum gezogen, so die AvenidasSanta Fe,Córdoba undCorrientes, die heute noch Hauptschlagadern des Straßenverkehrs sind. Nach demZweiten Weltkrieg hatte die wachsende Stadt viele vormalige Vororte erreicht und einverleibt. Die Stadt beherbergte zu dieser Zeit etwa ein Drittel der argentinischen Bevölkerung.
Das Hauptportal derMilitärakademieESMA an derAvenida del Libertador, in der – während der reguläre Ausbildungsbetrieb weiterlief – etwa 5.000 Menschen gefoltert und ermordet wurden. Sie ist heute eine Gedenkstätte.Das Denkmal für die Gefallenen desFalklandkrieges an derPlaza San Martín
1976 kamen nach dem Sturz der PräsidentinIsabel Martínez de Perón dieMilitärs unter Leitung vonJorge Rafael Videla in Argentinien an die Macht. Währendder Diktatur von 1976 bis 1983verschwanden 20.000 bis 30.000 Menschen spurlos (dieDesaparecidos), die in Opposition zu den Militärs standen oder auch nur in diesen Verdacht geraten waren. Im StadtteilNúñez wurde damals in einer Ausbildungseinrichtung derMarine (derEscuela de Mecánica de la Armada) das größteGeheimgefängnis und Folterzentrum des Landes eingerichtet. Etwa 5000 Menschen wurden dort während der Zeit der Diktatur gefoltert und anschließend fast immer ermordet[10], oft durch Abwerfen der betäubten, entkleideten Opfer aus Militärflugzeugen über dem nahenRío de la Plata oder dem Atlantik. Auf diesen wöchentlich durchgeführtenTodesflügen („vuelos de la muerte“) starben bis zu 2000 Menschen, sie wurden erst 1996 durch den JournalistenHoracio Verbitsky öffentlich bekannt.[11]
Nach einer gewissen Zeit der Militärherrschaft wurde klar – obwohl dies offiziell bis zum Ende der Diktatur abgestritten wurde – dass die Regierung hinter dem spurlosen Verschwinden der zahlreichen Vermissten stand. Ab April 1977 protestierten daher jede Woche eine Anzahl an Müttern vonVerschwundenen (dieMadres de Plaza de Mayo) auf derPlaza de Mayo vor dem PräsidentenpalastCasa Rosada, womit sie selbst in Lebensgefahr gerieten.
Redemokratisierung und wirtschaftlicher Aufschwung (1983–1998)
Kongresspalast im Stadtteil BalvaneraKongresspalast spiegelt sich in der Kongressbibliothek
Nach dem verlorenenFalklandkrieg konnten sich die Militärs nicht mehr an der Macht halten, und so gab es wieder demokratische Wahlen. Als erster Präsident dieser neuen Ära wurdeRaúl Alfonsín gewählt. Mit Wiedereinzug der Demokratie in Argentinien, der 1:1-Bindung desargentinischen Pesos an den Dollar und mit denneoliberalen Reformen während der Präsidentschaft vonCarlos Menem begann die argentinische Wirtschaft mit einem steilen Aufschwung, der sich auch durch verstärkte Bautätigkeit in der Stadt Buenos Aires manifestierte. Vor allem im Stadtteil Retiro wurden viele neue Hochhäuser gebaut.
Am 17. März 1992 zerstörte eineAutobombe die israelische Botschaft im Stadtteil Retiro und tötete 29 Menschen und verletzte 242. Auf das Attentat folgte am 18. Juli 1994 das schwerste Attentat in der argentinischen Geschichte, einAnschlag auf eine jüdische Einrichtung mit 85 Toten und mehr als 300 Verletzten. Das Attentat auf die AMIA (Asociación Mutual Israelita Argentina, etwa „Israelisch-Argentinischer Verein auf Gegenseitigkeit“) genannte Sozialkasse der jüdischen Argentinier wurde nie richtig aufgeklärt, was zu politischen Protesten und Vorwürfen gegen die argentinische Regierung und Justiz geführt hat.[12] Im Verdacht für den Anschlag standen u. a. antisemitische Militärs[13] oder der Iran und die Hisbollah, welche das argentinische Strafgericht 2024[14] verantwortlich machte.
Beide Attentate hinterließen Narben in der Stadt und führten dazu, dass die jüdischen Einrichtungen neben den Regierungsgebäuden wohl die am stärksten bewachten Gebäude der Stadt sind. Buenos Aires hat mit rund 180.000[15] die größte Zahl jüdischer Einwohner aller StädteLateinamerikas.
Argentinien-Krise und langsame wirtschaftliche Erholung (seit 1998)
Während derWirtschaftskrise zwischen 1998 und 2003 war Buenos Aires das Zentrum teils gewalttätiger Demonstrationen, von denen die größte am 19. und 20. Dezember 2001 stattfand (das sogenannteCacerolazo) und zum Rücktritt des StaatspräsidentenFernando de la Rúa führte. Außerdem sind seit 1999 die sogenanntenPiqueteros aktiv, die die wichtigsten Zufahrten der Stadt bis heute (Anfang 2005) in unregelmäßigen Abständen mit Straßensperren blockieren. Sie sind seit 2003 zu einem wichtigen Machtfaktor auch auf nationaler Ebene geworden.
Am 30. Dezember 2004 ereignete sich das bisher schwerste Feuer in der Stadt: Bei einem Großbrand in der DiskothekRepública Cromañón kamen 194 Menschen ums Leben. Als Folge dieses Unfalls wurde der damalige Bürgermeister der Stadt,Aníbal Ibarra, beurlaubt und wegen schlechter Amtsführung angeklagt, da er für die Fehler der Brandschutzkontrollen verantwortlich gemacht wurde. Am 7. März 2006 beschloss das Gericht des argentinischen Repräsentantenhauses die Absetzung von Ibarra und die Übertragung des Bürgermeisteramtes auf seinen bisherigen StellvertreterJorge Telerman.
Am 24. Juni 2007 wurde der Kandidat derkonservativen ParteiPRO, der GeschäftsmannMauricio Macri (u. a. Präsident des SportvereinsBoca Juniors) zum neuen Bürgermeister gewählt.[16]
Seit 2006 wird die Stadt in 15 Einzelgemeinden(comunas) mit autonomen Regierungen aufgeteilt. Als Stichtag für die Fertigstellung des Übergangsprozesses wurde der 10. August 2008 festgelegt.[17]
Während derCovid-Pandemie in Argentinien wurde für die Stadt Buenos Aires einLockdown von aufsummiert 245 Tagen verhängt (Stand Oktober 2021). Damit war Buenos Aires hinterMelbourne die Stadt mit den weltweit längsten Lockdown-Beschränkungen.[18]
1833 betrug die Bevölkerung der Stadt Buenos Aires knapp 60.000, im Jahre 1869 waren es etwa 180.000 Menschen. 1890 war Buenos Aires die größte und wichtigste Stadt inLateinamerika mit einer Bevölkerung von etwa 661.000 Einwohnern. Bedingt durch die starke Einwanderungswelle ausEuropa zählt die Stadt 1914 schon etwa 1,6 Millionen Einwohner. 2001 beträgt die Einwohnerzahl der Autonomen Stadt Buenos Aires knapp 2,8 Millionen Einwohner.
Die Stadt und die sie umgebenden Vororte haben zusammen 13,1 Millionen Einwohner. Damit ist „Gran Buenos Aires“ die größteMetropolregion in Argentinien und nachSão Paulo die zweitgrößte in ganzSüdamerika. 2017 wurde die Einwohnerzahl der Agglomeration Buenos Aires auf 14,9 Millionen geschätzt. Bis zum Jahr 2035 wird eine Steigerung auf 17,1 Millionen erwartet.[19]
Die Bevölkerung ist überwiegend spanischen und italienischen Ursprungs. Andere Einwanderer kamen aus anderen Ländern Europas wie Deutschland, Irland, Portugal, Frankreich und England. Syrer und Libanesen sowie Armenier spielen seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts eine zunehmend wichtige Rolle im Handel und öffentlichen Leben. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nahmen Einwanderer aus Bolivien, Peru und Paraguay zu. In den 1990er Jahren gab es eine kleine Einwanderungswelle aus Rumänien und der Ukraine.
Die jüdische Gemeinde von Buenos Aires umfasst ca. 250.000 Mitglieder und ist damit die größte in Südamerika. Die meisten von ihnen sindAschkenasim aus Mittel- und Osteuropa, ihre Synagoge ist derGran Templo Paso, diesephardischen Juden stammen überwiegend aus Syrien.
Die ersten ostasiatischen Einwanderer kamen aus Japan. Diese waren bekannt als Blumenzüchter bzw. als Inhaber von Textilreinigungen. Seit den 1970er Jahren kamen dagegen überwiegend Chinesen und Koreaner. Letztere verdienen ihren Lebensunterhalt hauptsächlich mit kleinen Supermärkten. Der Anteil der Nachkommen nicht-spanischer Einwanderer ist in Buenos Aires wesentlich höher als im restlichen Argentinien.
Die Bevölkerung von Buenos Aires (Porteños resp. Porteñas genannt, sofern in Buenos Aires geboren) spricht heute fast ausschließlichspanisch und die überwältigende Mehrheit der Einwohner iströmisch-katholisch. Deutsche Einwanderer sprechen untereinander das sogenannteBelgranodeutsch.
Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1943 handelt es sich meist um Schätzungen, von 1947 bis 2001 um Volkszählungsergebnisse und 2005 um eine Berechnung. Die Einwohnerzahlen beziehen sich auf die eigentliche Stadt ohne den Vorortgürtel. Die Bevölkerungsdichte ist mit 14.308 Einwohnern pro km² etwa drei bis vier Mal größer als inBerlin und sogar etwas höher als in den 23 StadtbezirkenTokios. Zu berücksichtigen ist dabei, dass eine Bevölkerungszunahme im nur 202 Quadratkilometer großen Stadtgebiet inzwischen nahezu ausgeschlossen ist. Die Bevölkerungsentwicklung vollzieht sich heute hauptsächlich in den Vororten, die in der Provinz Buenos Aires liegen.
Die Zusammensetzung der Bevölkerung ist wie folgt: 88,9 % Weiße, 7 % Mestizen, 2,1 % Asiaten und 2 % Schwarze. Die Bevölkerung der Stadt ist relativ alt: 17 % der Einwohner sind unter 15, dagegen 22 % über 60. Damit ähnelt die Altersstruktur der europäischer Städte. Zwei Drittel der Einwohner leben in Mehrfamilienhäusern und 30 % in Einfamilienhäusern. 4 % leben in sehr einfachen Unterkünften, unter anderem in denVillas miserias (informelle Siedlungen), von denen die bekannteste dieVilla 31 im StadtviertelRetiro ist. Die Armutsquote betrug 2007 8,4 % für die Stadt und 20,6 % für die Metropolregion.
Von den 1,2 Mio. Erwerbstätigen waren 2001 die meisten im Dienstleistungssektor beschäftigt. Der öffentliche Dienst beschäftigte nur 6 %, obwohl Buenos Aires als Hauptstadt Sitz der Verwaltung und Ministerien ist. 10 % waren im produzierenden Gewerbe beschäftigt.
Bevölkerungsentwicklung von Buenos Aires 1740 bis 2005
Jahr
Einwohner
1744
11.000
1770
22.000
1800
40.000
1813
46.000
1825
55.000
1838
65.000
1857
99.000
1864
140.000
1869
180.329
1880
248.700
1884
295.000
1887
466.300
1895
661.205
1903
865.000
1906
1.057.000
Jahr
Einwohner
1914
1.582.884
1923
1.780.000
1928
2.079.000
1931
2.195.000
1938
2.345.200
1943
2.595.900
1947
2.981.043
1960
2.966.634
1970
2.972.453
1980
2.922.829
1991
2.965.403
2001
2.768.772
2005
2.746.761
2010
2.890.151
Bevölkerungsentwicklung der Agglomeration 1950–2017
Oft als „Paris Südamerikas“ bezeichnet, ist die Kultur der Hauptstadt sehr europäisch geprägt. Neben den unten genannten Einrichtungen gibt es diverse Orchester und Chöre. Häuser von Künstlern und Kunstsammlern wurden oft in Museen umgewandelt, die wichtigsten sind unten näher erläutert. Des Weiteren findet man zahlreiche Bibliotheken, einen Zoo, einenBotanischen Garten sowie Kirchen und andere religiöse Stätten, viele von ihnen auch architektonisch interessant.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Buenos Aires im Jahre 2018 den 91. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit. Im Vergleich mit anderen südamerikanischen Hauptstädten lag es hinterMontevideo (Platz 77) aber vorSantiago de Chile (Platz 92),Brasília (Platz 108),Asunción (Platz 115),Lima (Platz 124) undBogotá (Platz 128).[21]
Das bekanntesteTheater der Stadt ist dasTeatro Colón, eines der berühmtesten Opernhäuser der Welt, das nach umfangreichen Renovierungen im Jahr 2010 wiedereröffnet wurde. Neben diesem Theater existiert aber in Buenos Aires eine große Theater- und Musical-Szene, insgesamt gibt es 187 Theatersäle in der Stadt, darunter dasTeatro Cervantes, das Nationaltheater des Landes, das über 100 Jahre alteTeatro Avenida oder dasTeatro Coliseo.
Es wird behauptet, dass Buenos Aires über mehr Theatersäle verfügt als jede andere Stadt in der Welt. Zum Vergleich: New York hat ca. 135 Säle, Paris etwa 150. Viele der Theater befinden sich an derAvenida Corrientes, die deshalb gerne auch als Broadway von Buenos Aires bezeichnet wird.
Auch die Zahl der Theaterstücke ist beeindruckend. Außer im Hochsommer hat man zu jeder Zeit die Auswahl zwischen etwa 400 verschiedenen großen und kleinen Theateraufführungen.[22]
Buenos Aires ist die Welthauptstadt desTangos. SowohlUruguay als auch Argentinien nehmen für sich in Anspruch, Geburtsort des Tangos zu sein. In Buenos Aires entwickelte er sich in den Vororten der Stadt, vor allem in den Bordellen vonJunin y Lavalle und in den ärmeren Vororten, denArrabales.Jedes Jahr wird in Buenos Aires ein Tangofestival und die Tango-Weltmeisterschaft abgehalten. Die berühmtesten und bekanntesten Tango-Künstler der Stadt treten Ende Februar/Anfang März auf. Es finden mehr als 70 Konzerte an verschiedensten Veranstaltungsorten (in den großen Theatern, wichtigsten Bars, aber auch Open-Air-Veranstaltungen) statt. Es gibt zahlreiche Tango-Shows – alsTouristenattraktion auf der Straße, wie demCaminito im StadtteilLa Boca. Getanzt wird in zahlreichenMilongas in der ganzen Stadt.
Der berühmteste Tangosänger und -Komponist der Stadt istCarlos Gardel, im Stadtteil Abasto finden sich ein ihm gewidmetes Museum, eine Statue zu seinen Ehren und zahlreiche Tangogeschäfte.
Eines der bedeutendsten Museen ist dasMuseo Nacional de Bellas Artes (Nationalmuseum der Bildenden Künste). Zu sehen ist internationale Kunst vom Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert wie auch argentinische Künstler sowie Fotografien und Plastiken.
Das zweite bedeutende Nationalmuseum ist dasMuseo Nacional de Arte Decorativo. Es beherbergt eine umfangreiche Sammlung an Gemälden, Skulpturen, Mobiliar und ostasiatischer Kunst.
DasMuseo de Arte Español Enrique Larreta besitzt eine Sammlung des argentinischen Hispanisten und Schriftstellers Enrique Larreta: unter anderem Spanische Malerei, Skulpturen, Möbel und Keramiken aus dem 16. und 17. Jahrhundert, Werke desMittelalters und vom Beginn des 20. Jahrhunderts.
DasMuseo de Arte Hispano Fernández Blanco zeigt Iberoamerikanische Kolonialkunst, darunter: Malerei der Schule von Cuzco, Silberarbeiten aus Peru und vom Río de la Plata, religiöse Bildwerke aus Quito, Möbel aus Brasilien und dekorative Künste der republikanischen Periode.
Im Jahre 2001 wurde dasMuseo de Arte Latinoamericano de Buenos Aires (MALBA) für die Sammlung des argentinischen Geschäftsmannes Eduardo Costantini eröffnet. Es zeigt mehr als 200 Arbeiten von etwa 80 Künstlern, darunter Schlüsselwerke der Kunst Lateinamerikas aus dem 20. Jahrhundert und führt auch spezielle Ausstellungen und Programme durch.
In einem umgebauten Tabakspeicher im Viertel San Telmo befindet sich dasMuseo de Arte Moderno. Es beherbergt eine Sammlung zeitgenössischer Kunst Argentiniens und Werke herausragender internationaler Künstler des 20. Jahrhunderts. Ebenso zeigt dasMuseum de Arte Contemporaneo Buenos Aires (MACBA) moderne zeitgenössische Kunst.
Interessant ist auch dasMuseo de Esculturas Luis Perlotti, das Museum im Haus des argentinischen Bildhauers Luis Perlotti mit einer Sammlung von fast 1.000 Werken, die der Stadt Buenos Aires im Jahre 1976 geschenkt wurden.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist das Stadtbild stark verändert worden. DiePlaza de Mayo im östlichen Bereich von Buenos Aires war Ausgangspunkt der ursprünglichen Besiedlung und stellte in Form eines Halbkreises den städtischen Kern dar. Hier steht auch die Hauptkirche der Katholiken in Buenos Aires, dieCatedral Metropolitana desErzbistums Buenos Aires. Seit den 1950er-Jahren sind außerhalb der Stadt Geschäftszentren und andere Einrichtungen angewachsen. Theater, Hotels, Restaurants sowie Finanz-, Geschäfts- und Regierungsbüros und einige luxuriöse Wohnkomplexe liegen konzentriert nördlich und westlich des Plaza-Gebiets.
Eine der Hauptachsen ist die 1,6 km langeAvenida de Mayo, die von derCasa Rosada (Sitz des Staatspräsidenten) an derPlaza de Mayo zurPlaza del Congreso mit dem Gebäude desNationalkongresses verläuft. Hier fließt sie dann mit derAvenida Rivadavia zusammen und setzt sich in westliche Richtung über weitere 40 Kilometer fort. Um den Bau der Prachtstraße gab es seinerzeit viele Unstimmigkeiten, erst zwölf Jahre nach der ersten Idee konnte die Avenida eingeweiht werden. Heute sind hier viele architektonisch wichtige Gebäude zu bewundern.
Als „Straße, die niemals schläft“, wird dieAvenida Corrientes bezeichnet. Sie verläuft in westöstlicher Richtung vom GeschäftszentrumSan Nicolás bisChacarita. Entlang der Straße finden sich viele Theater, darunter dasTeatro Ópera, weswegen sie auch als „Broadway von Buenos Aires“ angesehen wird.
Im Norden von Buenos Aires finden sich Großteile der städtischen Parks, die beiden Rennstrecken und dasPolo-Stadion der Stadt sowie Wohnbezirke der Mittel- und Oberschicht. Die nördliche Ausweitung der wohlhabenderen Viertel hat die Grenze des Hauptstadtbezirks überschritten und dehnt sich nachMartínez,Olivos,San Isidro undVicente López aus.
Weitere bedeutende Sehenswürdigkeiten von Buenos Aires sind derFriedhof La Recoleta, wo unter anderemEva Perón begraben liegt, derObelisk von Buenos Aires auf derAvenida 9 de Julio, der breitesten Straße der Welt, diePlaza General San Martín im StadtteilRetiro, dieFlorida-Straße zum Einkaufen, das alte HafengebietPuerto Madero mit den restaurierten Speichern, der alte StadtteilSan Telmo mit seinen malerischen Straßen und dem Antiquitätenmarkt, der ehemalige ZentralmarktAbasto, wo heute ein Einkaufszentrum untergebracht ist und das KünstlerviertelLa Boca, das bekannt für seine farbenprächtigen Hausfassaden ist und als einer der Geburtsorte desTangos gilt. Des Weiteren findet man diverse Einkaufszentren, wie dasPatio Bullrich und dieGalerías Pacífico.
Besonders im Fußball und in denPferdesportarten dominiert die Hauptstadt den Sportbetrieb des Landes weitgehend.
Im Fußball residieren in der Stadt die zwei erfolgreichsten Erstligavereine Argentiniens: Der Rekordmeister, dieBoca Juniors, undRiver Plate, der Erzrivale von Boca. Das Derby zwischen beiden Vereinen wirdSuperclásico genannt. Weitere wichtige Vereine sindCA Independiente undRacing Club, beide aus der VorstadtAvellaneda. Ihre Stadien trennen dort nur einige hundert Meter. Des Weiteren ist derCA San Lorenzo de Almagro aus dem Stadtviertel Almagro zu nennen. Buenos Aires wird oft als die Hauptstadt des Fußballs in Argentinien angesehen, mit 14 Stadien, die jeweils mehr als 30.000 Zuschauern Platz bieten. Dies zeigt sich auch dadurch, dass in der höchsten Argentinischen Fußballliga allein 13 Mannschaften von insgesamt 20 aus dem Großraum Buenos Aires stammen.Berühmt ist aber auch die Hooliganszene der „Barras Bravas“ in Buenos Aires. Zahlreiche Stadtderbys sind immer wieder Schauplatz von Fanausschreitungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen mit anderen Fangruppierungen oder der Polizei, bei denen manchmal auch Menschen zu Tode kommen. Die Hooliganszene reicht zumeist bis tief in die Netzwerke der Vereine hinein und übt oftmals einen großen Einfluss auf die wichtigen Entscheidungen der Clubs aus.
Pferderennen sind in der Stadt wahrscheinlich die zweitbeliebteste Sportart. Die beiden bekanntesten Rennbahnen(Hipódromos) befinden sich im Stadtviertel Palermo (Hipódromo Argentino de Palermo) sowie im VorortSan Isidro. Auch andere Sportarten „zu Pferde“ erfreuen sich höchster Beliebtheit: Die Oberschicht vergnügt sich am Wochenende zum Beispiel beimPolo.
Weitere beliebte Sportarten in der Stadt sindRugby undHockey. Im ebenfalls beliebtenBasketball kommen die dominierenden Mannschaften dagegen aus dem Landesinneren. Dasselbe gilt für die aktuellenTennisprofis.
Buenos Aires war dreimal Kandidat für die olympischen Sommerspiele: 1956, 1968 und 2004. 1951 fanden hier die ersten Panamerikanischen Spiele statt und Buenos Aires war Gastgeber, bzw. Austragungsort diverser Weltmeisterschaften, wie im Volleyball 1982 und 2002 und im Fußball 1978.
1938 richtete die Stadt die ersteDreiband-Weltmeisterschaft Südamerikas aus. Es war gleichzeitig die letzte WM vor dem Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende war sie erneut Gastgeberin in den Jahren 1948, 1952, 1960, 1965, 1972 und zuletzt 1980.
In Buenos Aires befinden sich über 3.500 Restaurants, dieeinheimische wie internationale Küche anbieten. Dem Gast werden im Lokal so unterschiedliche Gerichte wie dieantarktischeKönigskrabbe(Centolla) und die würzigen Teigtaschen (Empanadas) serviert.
Klassiker sind jedoch die schmackhaftenPasta der italo-argentinischen Küche und das kreolische am offenen Holzfeuer gebratene Fleisch (Asado). Kenner versichern nachhaltig, dass argentinische Steaks nach wie vor die besten der Welt sind – allerdings sollte man es „al punto“ bestellen, sonst wird es durchgebraten serviert. Lendenbraten-Steaks werden alsBife de Lomo bezeichnet und häufig längsgeschnitten (nicht als Medaillon) auf derParrilla (argentinischer Grill mit v-förmigen Grillstäben, die ein Abtropfen der austretenden Flüssigkeit auf die Glut durch Ableitung verhindern) zubereitet.
Auf denWeinkarten der Restaurants stellen zahlreiche große Kellereien eine wechselnde Auswahl ihrer Gewächse vor. Die sehr verschiedenartigenCuvées, Provenienzen, Rebsorten und Jahrgänge decken eine breite Geschmacksskala ab.
Der Freizeitpark „Tierra Santa“ ist ein einzigartiges „Disneyland des Glaubens“ und enthält mit diversen Replika von derKlagemauer bis hin zum BergGolgota eine Vielfalt von Nachbildungen bekannter Glaubensdenkmäler.[23]
DerParque Natural y Reserva Ecológica Costanera Sur ist ein Naturschutzpark. Bis Mitte des letzten Jahrhunderts befand sich an dieser Stelle ein Strandbad, das aufgrund der zunehmenden Verschmutzung des Rio Plata aufgegeben wurde; die Gewässer vor der Costanera wurden in den 1970ern aufgeschüttet, um Land für ein neu zu errichtendes, städtisches Verwaltungsviertel zu gewinnen. Das Projekt wurde 1984 aufgegeben. Nun übernahm die Natur das neugewonnene Land, das 1989 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde. Die Parkwege stehen Besuchern tagsüber offen.
Die Stadt ist als wichtigsterSeehafen Argentiniens das Handelszentrum des Landes. Die Hafenanlagen und Schiffsbecken erstrecken sich über rund acht Kilometer entlang des Río de la Plata und beherbergen um Puerto Nuevo herum die wichtigsten Hafeneinrichtungen.
Parallel zur modernen Verkehrsentwicklung (zum Beispiel 16-spurige Autobahnen) lief der Aufschwung der Stadt zum wichtigsten Industriezentrum des Landes. Der überwiegende Teil der Industrieanlagen des Landes wurde in Buenos Aires gebaut, seit 1930 zunehmend auch in den Vororten des großräumigen Einzugsgebiets. In derMetropolregion befinden sich knapp die Hälfte aller argentinischen Industriebetriebe, über 26.000 allein imBundesdistrikt und mindestens die doppelte Zahl in den Vorstädten.
Hauptstandorte der Industrie sind die Stadtbezirke im Südosten, besonders die zuGran Buenos Aires gehörenden VerwaltungsbezirkeAvellaneda undLanús. Dort enden auch die großenErdgasleitungen ausPatagonien. Auf den Finanzbezirk um die Kreuzung der Straßen Bartolomé Mitre und San Martín konzentrieren sich die Hauptniederlassungen internationaler und nationaler Banken sowie dieArgentinische Zentralbank, dieWertpapierbörse (Bolsa de Comercio de Buenos Aires) und dieGetreidebörse. Entlang derFlorida-Straße und derAvenida Santa Fe sind die größten Einzelhandelsgeschäfte und Boutiquen zu finden.
Im südlichen Teil der Stadt liegen Fleischverpackungs- und andere nahrungsmittelverarbeitende Industrien,Erdölraffinerien und chemische Industrien. Fahrzeugbauindustrie und verschiedene Leichtindustrien, wie Druckunternehmen und Textilfabriken, sind im Westen und Norden der Hauptstadt angesiedelt. Aufgrund der Umweltverschmutzung ist die Stadtverwaltung bemüht, Fabriken aus der Innenstadt an diePeripherie zu verlegen, wo einige Industrie- und Gewerbeparks entstanden sind. Die Angestellten und Arbeiter der ausgesiedelten Industrie zogen aufgrund der jetzt langen Arbeitswege ihren Arbeitgebern nach.
Laut einer Studie aus dem Jahr 2014 erwirtschafte der Großraum Buenos Aires einBruttoinlandsprodukt von 316 Milliarden US-Dollar (KKB). In der Rangliste der wirtschaftsstärksten Metropolregionen weltweit belegte er damit den 32. Platz.[24] DerHuman Development Index betrug 1998 0,923, was international betrachtet, recht hoch ist.[25][26]
In der Stadtmitte von Buenos Aires gab es 1927 erst fünf Hochhäuser, heute jedoch werden die Straßenzüge im Zentrum von Hochhäusern gezeichnet. Das Abwassersystem im Großraum der Stadt ist seit den 1940er Jahren kaum erweitert worden, obwohl Millionen von Menschen zugewandert sind.[27]
Der etwa drei Quadratkilometer umfassende Stadtkern liegt etwas nördlich der Plaza de Mayo, des alten Mittelpunkts von Buenos Aires. Hier hat sich ein Zentraler Geschäftsbezirk mit allen Kennzeichen des Zentrums einerWeltstadt herausgebildet: Büro- und Bankhochhäuser, Versicherungen, Verlagswesen, gehobener Dienstleistungsbereich, moderne Ladenpassagen, Vergnügungsviertel, Verkehrschaos, wenige Grünflächen und Abwanderung der Wohnbevölkerung.
Buenos Aires verfügt über zwei Passagierflughäfen. Der internationale FlughafenAeropuerto Internacional Ministro Pistarini de Ezeiza liegt am Rande der Vorstadt Ezeiza (etwa 30 bis 40 Kilometer außerhalb des Stadtzentrums) und wird oft nur „Ezeiza“ genannt. Der zweite FlughafenAeroparque Jorge Newbery liegt direkt am Ufer desRío de la Plata etwa fünf Kilometer vom Finanzbezirk im Zentrum der Stadt entfernt. Dieser Flughafen wird kurz Aeroparque genannt und bedient nur nationale und Flüge in die Nachbarländer Argentiniens.
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Buenos Aires verfügt über einen großenHafen, der auch für großeContainer- und Tankschiffe geeignet ist. Um diesen den Zugang zu ermöglichen, wird regelmäßig eineFahrrinne imRío de la Plata ausgebaggert. Des Weiteren gibt es in unmittelbarer Nähe des Wirtschafts- und Finanzzentrums einenFährhafen mit mehrmals täglichen Verbindungen nachColonia undMontevideo inUruguay.
Zug Buenos Aires – Tucumán im Bahnhof von S.M. de Tucumán
Im Jahr 1857 bekam Buenos Aires Anschluss an die Eisenbahn. Die Fernverbindungen der Eisenbahn kamen in den 1990er Jahren wegen maroder Strecken und fehlender Investoren fast zum Erliegen. Heute werden wieder einige Städte der Provinz Buenos Aires (unter anderem die BadeorteMar del Plata undVilla Gesell sowie die HafenstadtBahía Blanca), aber auch weiter entfernte Städte wiePosadas,Santa Rosa de Toay,Córdoba,Rosario undSan Miguel de Tucumán angefahren.
Da der Personenverkehr mit der Eisenbahn in Argentinien wegen der im Vergleich zu den Überlandbussen geringen Geschwindigkeit und des mangelnden Komforts mittlerweile eine untergeordnete Rolle spielt, verfügt Buenos Aires mit demTerminal de Ómnibus de Retiro über einen sehr großenBusbahnhof. Um die hohen christlichen Feiertage, wie Ostern oder Weihnachten verlassen hunderttausende die Stadt, die meisten mit demReisebus.
U-Bahn-Station Plaza ItaliaInneres eines U-Bahn-Wagens der Linie Subte A
Die Straßen in der Stadt sind weitgehend nach dem Schachbrettmuster angelegt und zumeistEinbahnstraßen. Für die Jahrhundertfeier der Unabhängigkeit 1916 war geplant, dieses Straßensystem durch ein System von Diagonalstraßen, wie inLa Plata zu ergänzen. Von den großzügigen Planungen wurden lediglich dieAvenida 9 de Julio sowie dieDiagonal Norte undDiagonal Sur, die beide an derPlaza de Mayo beginnen, realisiert.
Buenos Aires verfügt über ein radial von der Stadt wegführendes Autobahnsystem. Die Autobahnen beginnen an der RingautobahnGeneral Paz. Es gibt eine Autobahn, die bis in das Zentrum der Stadt hineinführt. Diese durchschneidet – auf Betonstelzen gebaut – die komplette Stadt von West nach Ost und bindet unter anderem den internationalen Flughafen Ezeiza an das Zentrum an.
Buenos Aires ist über mehrereKopfbahnhöfe an das nationale Eisenbahnnetz angebunden. Wichtige Bahnhöfe liegen in den StadtteilenRetiro,Constitución undBalvanera (Once undFederico Lacroze). Es handelt sich vorrangig um Nahverkehrsbahnhöfe, die von denVorortbahnen von Buenos Aires bedient werden. Von Constitución, Once und Retiro aus gibt es auch Fernverbindungen.
Am 1. Dezember 1913 wurde der erste Streckenabschnitt derU-Bahn in Buenos Aires eröffnet. Sie ist damit die älteste U-BahnLateinamerikas und die dreizehnte U-Bahn der Welt. Sie verkehrt heute auf einem Netz von sechs Linien mit einer Länge von 52,3 km und 74 Stationen.
Nachdem eine elektrischeStraßenbahn zwischen dem 22. April 1897 und dem 31. Dezember 1964 in der Stadt in Betrieb war, wurde am 27. August 1987 eine neue Linie alsPremetro (Stadtbahn) eröffnet. Sie umfasst ein Netz von 7,4 km und verbindet die südlichen Stadtteile mit dem Zentrum. Zwischen 2007 und 2012 fuhr eine kurze, vier Stationen umfassende Straßenbahn (Tranvía del Este) im Stadtteil Puerto Madero.[28]Trolleybusse verkehrten in Buenos Aires zwischen dem 4. Juni 1948 und dem 30. April 1966.
Der weitereöffentliche Personennahverkehr wird hauptsächlich mitdieselbetriebenenBussen, den sog. „Colectivos“ bewältigt. Das Busliniennetz umfasst mehr als 150 Linien, die linienbezogen von privaten Firmen betrieben werden. Wegen der niedrigen Fahrpreise, des ausgedehnten Netzes und der bis weit in die Nachtstunden hinein stattfindenden Bedienung sind sie stark frequentiert, sorgen aber – wie der übrige Kraftfahrzeugverkehr auch – für eine erhebliche Schadstoff- und Lärmemission. Durch die regelmäßigen Staus auf den Straßen der Stadt bei nur wenigen Busspuren ist das Einhalten eines Fahrplans beinahe nicht möglich und wird realistischerweise auch nicht ernsthaft von den Fahrgästen erwartet.
Für den individuellen, öffentlichen Nahverkehr stehen etwa 40.000Taxis zur Verfügung.[29] Dies entspricht einem Verhältnis von einem Taxi je 72 Einwohnern der Hauptstadt. (Zum Vergleich:New York City hat mit 8.168.388 Einwohnern nur etwa 12.000 Taxis. Dies entspricht einem Verhältnis von einem Taxi je 681 Einwohnern.) Da sie auch für argentinische Verhältnisse recht günstig sind, sind sie durchaus eine Alternative zu Bus oder U-Bahn. Jedoch werden die Lizenzen nicht gründlich überprüft und es wird über organisierte Kriminalität auf den Strecken zu den Flughäfen und anderen wichtigen Zielen berichtet.[30]
An der Plaza de Mayo im Stadtzentrum konzentrierten sich einst die Bildungseinrichtungen. Inzwischen sind sie auch im Norden der Stadt zu finden. Die im Jahre 1821 eröffnete staatlicheUniversität von Buenos Aires wurde teilweise nahe dem Flussufer auf einem neuen Campus untergebracht. Einige Fakultäten sind allerdings im Stadtzentrum, so die juristische, die medizinische, die Ingenieurs- und die Wirtschafts-Fakultät. Die Universität besitzt aber inzwischen auch weitere Filialen in den Vororten der Stadt, zum Beispiel in Martínez (DepartamentoSan Isidro).
DieNationalbibliothek ist in den neuen Stadtvierteln im nördlichen Bereich der Stadt zu finden, wo auch die 1964 gegründete private Universität von Belgrano ihren Sitz hat.
Nach dem SturzJuan Domingo Peróns im Jahr 1955 wurdeJorge Luis Borges Direktor der Nationalbibliothek; Borges Erblindung war um diese Zeit so weit fortgeschritten, dass die Ärzte ihm Lesen und Schreiben verboten. In einem Gedicht sprach er von „Gottes glänzender Ironie“, ihm gleichzeitig achthunderttausend Bücher und die Dunkelheit zu schenken. Als Perón 1973 wieder an die Macht kam, legte Borges sein Direktorenamt nieder.
Zu den weiteren Bildungseinrichtungen in Buenos Aires gehören die Nationale Hochschule der Schönen Künste (eröffnet 1904), das Nationale Musikkonservatorium (eröffnet 1924), die Katholische Universität von Argentinien (eröffnet 1958) und die Nationale Technologische Universität (eröffnet 1959). Eine der jüngsten Universitäten Argentiniens ist dieUniversidad Nacional de San Martín. Sie wurde 1992 als Reformuniversität gegründet und entwickelte sich zu einer der höchstrangigen Universitäten Argentiniens.
Diego Armus, Lisa Ubelaker Andrade (Hrsg.):The Buenos Aires Reader: History, Culture, Politics. Duke University Press, Durham 2024,ISBN 978-1-4780-2660-0.
Samuel L. Baily:Immigrants in the Lands of Promise. Italians in Buenos Aires and New York City, 1870–1914, Cornell University Press, Ithaca and London 1999,ISBN 0-8014-3562-5
Axel Borsdorf, Rodrigo Hidalgo, Sonia Vidal-Koppmann: Social segregation and gated communities in Santiago de Chile and Buenos Aires. A comparison.Habitat International 25, S. 1–10. ISSN 0197-3975doi:10.1016/j.habitatint.2015.11.033.
Jorge A. Bossio:Los Cafés de Buenos Aires. Reportaje a la Nostalgia, Editorial Plus Ultra, Buenos Aires 1995,ISBN 950-21-1190-7
↑abAlain Rouquié:Amérique latine – Introduction à l’Extrême-Occident. In:Points Essais. 2. Auflage.Nr.373. Éditions du Seuil, Paris 1998,ISBN 978-2-02-020624-2,S.177 (nouvelle édition revue et augmentée).
↑Alan Berube, Jesus Leal Trujillo, Tao Ran, and Joseph Parilla:Global Metro Monitor. In:Brookings. 22. Januar 2015 (brookings.edu [abgerufen am 19. Juli 2018]).