Ihre 25 Millionen Exemplare[2] umfassende Büchersammlung wird nur noch von der US-amerikanischenLibrary of Congress inWashington, D.C., übertroffen. Der Bestand umfasst Werke bis zurück in die Zeit um 1600 v. Chr.[3]
Die meisten Bücher der BL stammen von derBritish Museum Library, der Bibliothek desBritish Museum in London,[6] die 1753 mit der Übernahme der Büchersammlung vonHans Sloane gegründet wurde.[7] Als Grundstock diente ferner die später alsCotton Library bekannte Bibliothek vonRobert Bruce Cotton sowie der Bücherbestand derHarleian Collection vonRobert undEdward Harley.[7] Später folgten die Büchersammlung vonCharles Townley und die 17.000 Bände zählende Buchkollektion von KönigGeorge II., die 1757 eingegliedert wurde.[7] 1823 wurden die 65.000 Bücher derKing’s Library, der Privatbibliothek vonGeorge III., in die Bibliothek integriert.[8] 1846 folgte die Aufnahme der Büchersammlung vonThomas Grenville.[2][9]
Aufgrund von Platzmangel durch die neu gewonnenen Buchkollektionen zog das British Museum vomMontagu House in ein zwischen 1823 und 1826 im Garten des Montagu House entstandenes Gebäude, das bis heute das Hauptgebäude des Museums ist.[10] Der 1857 eröffnete Kuppel-Lesesaal war einer der berühmtesten Bibliotheksbauten der Welt.[11]
UnterAnthony Panizzi, der während seiner Amtszeit erstmals den Bestand der Bibliothek von 1856 bis 1866 katalogisierte, erreichte dieBritish Museum Library zwischen 1856 und 1866 den Bestand von 1 Million Bände.[10] Die Bibliothek war ab 1950 für die Erstellung derNationalbibliografie, derBritish National Bibliography, zuständig.[12] Bekannte Benutzer der Bibliothek waren etwaCharles Dickens,Lenin,Karl Marx,George Bernard Shaw oderVirginia Woolf.[13][14] So verfasste beispielsweise Karl Marx Teile seines BuchesDas Kapital im Lesesaal.[15]Wladimir Iljitsch Lenin besuchte zwischen 1902 und 1911 mehrmals die Bibliothek, allerdings meist unter seinemPseudonymJacob Richter. Über die Bibliothek schrieb Lenin 1907: „Es ist eine bemerkenswerte Institution, besonders diese außergewöhnliche Präsenzabteilung. Stellen Sie ihnen irgendeine Frage und in kürzester Zeit wird man Ihnen sagen, wo sie suchen müssen, um das Material zu finden, das Sie interessiert. […] Lassen Sie mich Ihnen sagen, es gibt keine bessere Bibliothek als das British Museum. Hier gibt es weniger Lücken in den Sammlungen als in jeder anderen Bibliothek.“[16]
Auch nach der Gründung der British Library 1973 blieb die Bibliothek vorerst im British Museum. Erst 1997 wurden die Bücher in das neue Gebäude der British Library im St.-Pancras-Quartier gezügelt.[17]
Der Gleitschrank, eine revolutionäre Neuerung
Die Privatbibliothek vonGeorge III., ab 1823 im Besitz der British Museum Library
Ein weiterer wichtiger Bestandteil der British Library war diePatent Office Library, die Bibliothek des britischenPatentamtes, welche auf dasPatent Law Amendment Act aus dem Jahr 1851 zurückgeht. Eröffnet hat die Bibliothek 1855.[6] Bereits nach wenigen Jahren litt das Patent-Archiv an Platzmangel, weswegen unter anderem an eine Vereinigung mit der Bibliothek des British Museum gedacht wurde.[6] Sie wurde 1962 inNational Library of Science and Invention umbenannt.
1916 wurde dieCentral Library of Students zur Bücherversorgung der Studentenschaft gegründet. 1927 wurde die Bibliothek als zentralesClearinghaus für Fernleihe vorgeschlagen. Aufgrund der Einverleibung derRoyal Charter wurde die Bibliothek inNational Central Library umbenannt.[6]
Ebenfalls 1916 wurde dieNational Lending Library for Science and Technology gegründet, welche sich ab 1961 in Boston Spa befand und 1973 mit derBritish Library Lending Division fusioniert ist.[6] Mit der Aufgabe zur Erstellung einer wöchentlichen Liste aller im Vereinigten Königreich verlegten Bücher war die 1950 gegründeteBritish National Bibliography als Zweig der British Museum Library zuständig. Nach der Unabhängigkeit Indiens wurde aus dem britischen Außenministerium dasIndia Office Library and Records ausgegliedert, welche unter anderem die Dokumente derBritischen Ostindien-Kompanie beinhaltete.[6]
Viele der erwähnten Bibliotheken mussten mit enormem Platzmangel kämpfen. So scheiterte 1960 die Zusammenlegung der British Museum Library mit der Patent Office Library an fehlenden Raumkapazitäten.[18] Daher schlug unter anderemFrederick Sydney Dainton bereits 1969 und derNational Heritage Committee[19] die Gründung einer einheitlichen Nationalbibliothek vor.
1972 beschloss dasParlament des Vereinigten Königreichs denBritish Library Act: Die British Museum Library wurde mit anderen Bibliotheken von nationaler Bedeutung wie derNational Library of Science and Invention, derNational Central Library und derNational Lending Library for Science and Technology zurBritish Library zusammengefasst.[20] Die BL übernahm mit der Gründung das Pflichtexemplarrecht der British Museum Library sowie die Aufgabe der Erstellung der Nationalbibliografie. Die offizielle Inbetriebnahme war am 1. Juli 1973. Die Aufsicht oblag demBritish Library Board. 1974 folgten dieBritish National Bibliography und dasOffice for Scientific and Technical Information. 1982 wurde dieIndia Office Library and Records und 1983 dasBritish Institute of Recorded Sound eingegliedert.[6] Das neue Hauptgebäude in St Pancras imLondon Borough of Camden wurde 1998 bezogen. 2003 wurde das Vereinsarchiv derRoyal Philharmonic Society für 1 Million Pfund an die British Library verkauft, darunter befinden sich 270 Partituren.
Seit 1911 erhält die BibliothekCopyright-Exemplare aller im Vereinigten Königreich veröffentlichten Werke.[21] Seit 1869 bekommt die Bibliothek ebenfalls einPflichtexemplar aller in Großbritannien gedruckten Zeitungen. Damit besitzt die BL neben den Nationalbibliotheken vonSchottland undWales, den Bibliotheken der UniversitätenCambridge undOxford sowie derBibliothek des Trinity College inDublin als eine der wenigen Bibliotheken im Vereinigten Königreich und in Irland das Recht, ein Pflichtexemplar einzufordern.[22]
Von diesen Bibliotheken ist die BL die einzige des Vereinigten Königreichs, die unaufgefordert neue Bücher und Zeitungen bekommt, während die anderen Bibliotheken bei Interesse vorher formell fragen müssen. Seit einer Gesetzesänderung des irischenUrheberrechts im Jahr 2000 bekommt die British Library ebenfalls alle in derRepublik Irland gedruckten Bücher. Nach einer vonChris Mole vorgeschlagenen Gesetzesänderung im Jahr 2003 bekommt die Bibliothek Pflichtexemplare von elektronischen Dokumenten.
Jährlich wächst der Bestand um 3 Millionen Medien,[23] das sind rund 8.000 Neuzugänge am Tag. Die Regale der Bibliothek haben insgesamt eine Länge von 625 Kilometern;[24] jährlich kommen 12 Kilometer hinzu.[24] Die ältesten Archivstücke sind chinesischeOrakelknochen[25] aus der Zeit um 1600 v. Chr. Ferner befinden sich im Besitz der Bibliothek über 25 Millionen Bücher, 58 Millionen Patente,[26] rund 920.000 Zeitungen und Zeitschriften, 1,6 MillionenMusikalien, 800 Datenbanken, 400.000Mikrofilmrollen, 8 Millionen philatelische Zeugnisse und rund 4,3 Millionen kartografische Artikel.
Wichtigste Werke im Bestand der British Library sind zwei Originale derMagna Carta,[27] das einzige erhaltene Manuskript desBeowulf,[28][29] zwei Exemplare derGutenberg-Bibel,[30] fünf Exemplare von ShakespearesFirst Folio,[31][32] sowie derCodex Sinaiticus.[33] Zu den über 25 Millionen Büchern gehören nach Angaben der British Library fast jedes jemals in Großbritannien gedruckte Buch.[34]
Ferner befindet sich im Besitz der Bibliothek der größte Bestand an italienischen Büchern außerhalbItaliens und der größte Bestand an französischen Büchern außerhalbFrankreichs.[24] Überhaupt besitzt die BL die umfassendste Sammlung von ausländischer wissenschaftlicher Literatur in Großbritannien.
Die Bibliothek hat eine fast vollständige Sammlung aller britischen und irischen Zeitungen seit dem Jahr 1840. Sie sind alle, außer derThomas Tracts Collection mit 7200 Zeitungen des 17. Jahrhunderts und derBurney Collection von 1801, in London-Colindale (imLondon Borough of Barnet) untergebracht. Seit 1869 besitzt die British Library ein Pflichtexemplarrecht für alle britischen und irischen Zeitungen. Außerdem werden Zeitungen, die außerhalb der Britischen Inseln erscheinen, zugekauft. Damit besitzt die British Library die größte Sammlung an Zeitungen in Europa.[24]
Zu den größten Zeitungsschätzen der BL gehören unter anderem ein Exemplar der ersten Ausgabe derTimes, Zeitungen aus sämtlichen Sprachen, beispielsweise der Indianer-SpracheCherokee undComics von 1898.[43] Im Zeitungsarchiv sind rund 660.000 Zeitungsbände und über 400.000 Mikrofilmrollen auf etwa 45 Regalkilometern verfügbar. Bedingt unter anderem durch die schlechte Klimatisierung im Standort Colindale, sind etwa 15 Prozent der Bestände in kritischem Zustand und dürfen von Besuchern nicht mehr eingesehen werden, weitere 19 Prozent der Zeitungen gelten als gefährdet.[20]
Mit über 8 Millionen Sammelstücken derPhilatelie besitzt die British Library eine der größten und wichtigsten Sammlungen vonBriefmarken.[24] Sie wird durch den Hauptkurator der SammlungDavid Beech (* 1954) geleitet.[44] NebenStempelmarken,Ganzsachen undEssays findet sich die Briefmarkensammlung vonThomas Tapling.[45] Zu dieser Sammlung gehören ein sogenanntes Ball Cover mit einer Roten Mauritius (Moens Nr. XV),[46] sowie eineBlaue Mauritius (Moens Nr. XIV), die seit 1973 in der Bibliothek ausgestellt sind.[47][48] 1913 ging eine der damals umfangreichsten philatelistischen Literatursammlungen mit 4500 Büchern durch eine Spende vonJames Lindsay, 26. Earl of Crawford zunächst an dasBritish Museum und schließlich in die BL ein.[49]
Die British Library besitzt die größte Sammlung an kartografischen Artikeln auf denbritischen Inseln, darunterLandkarten,Globen undAtlanten. Mit über 4,25 Millionen Artikeln ist die Sammlung die weltweit zweitgrößte. Die meisten Karten sind in derMap Library, einem hausinternen Lesesaal speziell für Karten, einsehbar. Seit der Einverleibung der Bibliothek der ehemaligen Ostindien-Kompanie im Jahre 1983 umfasst die Sammlung umfassendes Kartenmaterial ausSüd- undSüdostasien.[59] Eine umfangreiche kartografische Sammlung aus der Frühen Neuzeit bietet die Privatbibliothek von George III., darunter derKlencke-Atlas von 1660. Die älteste Karte ist auf der Rückseite einerrömischen Münze abgedruckt. Modernste Karten, beispielsweiseSatellitenaufnahmen, bekommt die Bibliothek vom britischenAußenministerium, wenn sie an Aktualität verloren haben, wodurch die BL Karten bekommt, die noch nicht im Handel waren.
Obwohl sie nicht zum üblichen Repertoire einer Bibliothek gehören, besitzt die British Library eine Vielzahl anGemälden undSkulpturen. Die meisten stammen aus dem asiatischen Raum, da sie der Ostindien-Kompanie, deren Bibliothek 1983 einverleibt wurde, gehörten. Die Sammlung enthält Gemälde von britischen Denkmälern inIndien, von asiatischen Herrschern wieAli Schah Durrani oderTipu Sultan sowie von Mitarbeitern der Ostindien-Kompanie, beispielsweiseWarren Hastings.[60] Aus den ehemaligen Räumlichkeiten der Kompanie stammen einige historisch wertvolleMöbel.
Shah Jahan (reg. 1627 bis 1657/58) während einerdurbar (Audienz) in der Audienzhalle seines Palastes (Miniaturmalerei um 1650)
2005 bekam die BL 1 Million GBP von derLondon Development Agency, um dasBusiness & IP Centre zu eröffnen.[20] Seit der Eröffnung 2006 haben die Nutzer Zugriff auf die umfangreichste Sammlung zum Bereich Wirtschaft, Patente und Urheberrecht im Vereinigten Königreich.[20] Von dort aus bekommt man Zugriff auf Datenbanken wieFactiva,ABI Inform undEspacenet. Das Business & IP Centre ist die offizielle Bibliothek desUK Intellectual Property Office.[20] Die Sammlung umfasst mehr als 58 Millionen Patentschriften aus vierzig Ländern, was die Sammlung zur weltweit größten macht,[61] sowieAmtsblätter undGeschmacksmuster. Die Patente stammen aus der 1973 eingegliedertenPatent Office Library, die 1851 gegründet wurde.
Da sich die über 10 Millionen.uk-Websites[62] stetig ändern oder gar gelöscht werden und so die Daten unauffindbar werden, droht imInternetzeitalter ein „digitales schwarzes Loch“.[63] Daher verwaltet die BL seit 2004 zusammen mit anderen englischen Bibliotheken denUK Web Archive, wo über 6.000Webseiten in 22.000Snapshots archiviert werden.[63] Im April 2013 gab die British Library bekannt, zusammen mit anderen Bibliotheken das digitale Gedächtnis des Vereinigten Königreichs sammeln zu wollen.[64] Damit sollen über 4,8 Millionen Internetauftritte erfasst und ausgewertet werden zur Aufbewahrung vonBlogs und kopiertenTweets oderFacebook-Nachrichten. Das Projekt soll beginnen, wenn das entsprechende Gesetz vom englischen Parlament beschlossen worden ist.[64]
Die BL hat am Standort in St. Pancras 11 Lesesäle mit 1200 Sitzplätzen mit jährlich etwa 400.000 Lesern.[24] Zutritt zu den Lesesälen hat man nur mit einem Leseausweis. Rund 140.000 Menschen besitzen einen Leseausweis der BL, der für ein Jahr gültig ist. Benötigte Werke werden mit einem halbautomatischen System nach einer Maximaldauer von 48 Stunden zu den Lesern gebracht. Täglich werden etwa 3000 Kisten mit Dokumenten über das halbautomatische System durch das Gebäude geschickt. Monatlich werden etwa 220.000 Anfragen bearbeitet.[25] Das Transportsystem umfasst eine Länge von 1,6 Kilometern und kann die Förderbänder mit einer Geschwindigkeit von etwa 9 km/h bewegen.[65] Die British Library besitzt das bedeutsamsteFernleihezentrum der Welt, das pro Jahr etwa 100 Millionen Aufsätze, Doktorarbeiten oder andere Materialien als Kopien in die ganze Welt verschickt. Die Bibliothek hat ganzjährig geöffnet.[66]
Wie andere Bibliotheken ist die British Library nicht gegen Bücherschwund gefeit, der sich, bezogen auf die Bestandsgröße, aber in Grenzen hält. Dabei kann es sich um fehlerhaft in die Regale eingestellte und dadurch nicht mehr auffindbare Bücher handeln oder es liegt Diebstahl vor. Zu den über 9.000 vermissten Büchern zählen eine illustrierte Ausgabe vonAlice’s Adventures in Wonderland von 1876, eine Sonderedition vonMein Kampf, erschienen 1939, sowie eine Erstausgabe vonOscar WildesDas Bildnis des Dorian Gray.[67]
Auch dieSymphony No. 15 vonWilhelm Herschel wurde von der BL digitalisiert
Die British Library digitalisiert viele ihrer Werke. Beispielsweise sind Artikel aus rund 200 Zeitungen des 18. und 19. Jahrhunderts kostenpflichtig online abrufbar.[68] Die BL arbeitet für ihre Digitalisierungsprojekte unter anderem mitGoogle zusammen, um zukünftig über 250.000 urheberrechtsfreie Bücher aus den Jahren 1700 bis 1870 einzuscannen. Sie will sich vor allem auf Werke in europäischen Sprachen konzentrieren, die bisher nicht in digitaler Form verfügbar sind. Bereits online verfügbar sind etwa dasEvangeliar von Lindisfarne die Notizbücher von Leonardo da Vinci[69] und ein Viertel aller altgriechischen Manuskripte der BL, darunter Schriften des ArztesGalenos und des HistorikersThukydides.[70]
Auf der Webpräsenz der Bibliothek,www.bl.uk, werden viele Werke besonderen Werts, aber auch viele der abertausenden Kollektionen, beschrieben. DerEnglish Short Title Catalogue ist ebenfalls auf den Seiten der British Library frei zugänglich. 1994 begann die Site alsGopher. 2001 wurde die Seite neugestaltet. Zwischen 1998 und 2004 verdreifachte sich die durchschnittliche Anzahl der Seitenaufrufe pro Tag.[6] Die Bibliothek besitzt eine staatlich genutzteSecond-Level-Domain,british-library.uk sowiebl.uk.
Das Hauptgebäude der British Library befindet sich in St Pancras, imLondon Borough of Camden, mit der Adresse96 Euston Road. Um diesen Standort gab es eine große Diskussion,[75] da St Pancras damals alsProblemviertel galt. Trotzdem wurde dieser Ort gewählt, weil es nur hier ein verfügbares Grundstück mit guter Anbindung, bedingt durch denBahnhof St Pancras, gab. Ursprünglich sollte das Gebäude auf dem Gelände des British Museum entstehen. Der 1964 von den Architekten Wilson und Martin begonnene Plan war jedoch aus Platzmangel nicht realisiert worden.[19]
Der 1977 genehmigte und vom ArchitektenColin St. John Wilson stammende Bau sollte in drei Abschnitten erbaut werden.[76] Durch Kürzungen im Jahre 1980 verzögerte sich dieGrundsteinlegung auf 1982, die von PrinzCharles vollzogen wurde.[77] Das Hauptproblem während des Baus war dabei das Fehlen eines verbindlichen Budgets.[77] Ab 1988 wurden die Gelder gestaffelt gezahlt. Aus Zeit- und Kostengründen wurde lediglich ein Abschnitt realisiert, weshalb unter anderem die Magazinräume für eine vollständige Aufnahme aller Bestände nicht ausreichten.[78] Die Baukosten des 1998 von QueenElisabeth II. eingeweihten Baus betrugen 511 Millionen GBP,[34] womit die Baukosten dreimal höher lagen als anfangs vermutet.[23]
Am 1. August 2015 wurde das Gebäude zu einemGrade-I geschützten Baudenkmal erklärt. Es wurde als eines der herausragendsten Gebäude des 20. Jahrhunderts beschrieben, dessen Innenraumgestaltung einen Raum zum Denken und Inspiration schaffe. Die beim Bau verwendeten Materialien seien von hoher Qualität und es werde sehr viel an Kunst öffentlich sichtbar gemacht. Die British Library ist eines der jüngsten Gebäude, das diesen Denkmalschutzstatus erreicht.[79]
Mit einer Grundfläche von 111.500 Quadratmetern[20] ist die British Library das größte öffentliche Gebäude, das im 20. Jahrhundert im Vereinigten Königreich erbaut wurde.[80] Etwa 18 Millionen Bände stehen zur Nutzung vor Ort zur Verfügung. Die Lesesäle bieten insgesamt Platz für 1200 Leser. Für die Untergeschosse der BL wurden 250.000 Kubikmeter Boden ausgeschachtet. Zum Bau der BL wurden 180.000 TonnenBeton, 150.000 TonnenStahl, 10.000.000Ziegelsteine und 50.000Schieferplatten benötigt. Die Nutzungsdauer des Hauptgebäudes beträgt geschätzte 200 Jahre. Die meisten Bücher lagern in den unterirdischen Magazinräumen auf einer Fläche von einemFußballfeld verteilt auf drei bis vier Stockwerke,[81] die bedingt durch die extra hohe Kellerdecke 17 Geschossen normaler Deckenhöhe entsprechen. Die maximale Bodenlast beträgt durchgehend 14 kN/m²; Die Lufttemperatur wird bei konstanten 17 °C bei 50 Prozent Luftfeuchtigkeit gehalten.[81] Das Magazin wird von zweiU-Bahnschächten durchtrennt.
Oberirdisch lagern in einem sechsstöckigen und 17 Meter hohenGlasturm im frei zugänglichen Teil des Neubaus die Bücher derKing’s Library.[82] Hier lagert die private Büchersammlung von KönigGeorge III., der von 1760 bis 1820 König von Großbritannien und Irland war.[83] Sie wurde von seinem Sohn, KönigGeorge IV., 1823 dem englischen Volk vererbt.[84] Die King’s Library war eine der bedeutendsten Büchersammlungen im Zeitalter derAufklärung.[85] Sie wurde von 1827 bis 1997 in einer eigens errichtetenGalerie innerhalb des Britischen Museum aufgestellt. Nach Bombenangriffen imZweiten Weltkrieg wurde die Bibliothek zur Bodleian Library in Oxford gebracht. Seit 1997 ist sie Teil der British Library im dafür neu konzipiertenKing’s Library Tower.[86] Sie beinhaltet ungefähr 65.000 inLeder eingebundene Bände, hauptsächlich Bücher undFlugschriften, die zwischen 1450 und 1830 inEuropa oderNordamerika erschienen sind. Besonders erwähnenswert sind die Gutenberg-Bibel,Isaac NewtonsOpticks und eine Erstausgabe vonCanterbury Tales.
Der weitläufige Vorplatz wurde in der Form einer italienischenpiazza angelegt. Hier befinden sich eine vonEduardo Paolozzi angefertigteBronzestatue vonIsaac Newton von 1995, der 1998 zum Gedenken anAnne Frank eingepflanzteAnne Frank’s Tree sowie mehrere Skulpturen vonAntony Gormley.[34] Außerdem befindet sich auf dem Platz ein kleinesAmphitheater für Open-Air-Veranstaltungen.
DasCentre for Conservation wurde am 10. Oktober 2007 eröffnet. Hier werden beschädigte Dokumente aus dem Bestand der BL restauriert.[20] Tonaufnahmen werden hier digitalisiert und auf andere Datenträger oder -formate übertragen.[87]
Daneben gibt es noch mehrere Außenstellen, die der British Library in St Pancras zugeordnet sind. Dazu gehört derBritish Museum Reading Room, die Bibliothek des British Museum(British Museum Library), die etwa 350.000 Bände umfasst.[88]
In der Newspaper Library in Colindale imLondon Borough of Barnet können über 50.000 Zeitungen und Zeitschriften laufend bezogen werden. Sie wurde 1932[20] oder 1905[10] als Außenstelle der British Museum Library eröffnet. Der Lesesaal hat 147 Plätze. Die Newspaper Library wird wegen Überfüllung und schlechter Klimatisierung 2013 geschlossen und in den Standort in Thorp Arch, Boston Spa integriert.[89]
DasDocument Supply Centre in Thorp Arch,Boston Spa,Yorkshire liegt rund 200 Meilen nördlich von London und ist die zentrale Bibliothek für Ausleihe und Dokumentlieferung. Pro Jahr werden hier etwa 4 MillionenFernleihanfragen bearbeitet,[90] womit sie die meistgenutzte Fernleihstelle der Welt ist.[91] Hervorgegangen ist sie aus der 1973 gegründeten British LibraryLending Division. Hier ist dasLegal Deposit Office für Pflichtexemplare untergebracht.
Die Bibliothek wird vomBritish Library Board geleitet. Er besteht aus bis zu 13 Mitgliedern. Beraten wird der British Library Board vomExecutive Team, das vomChief Executive, seit September 2012Roly Keating, geführt wird und aus sechs Direktoren der Abteilungen der BL besteht.[20] Die BL ist direkt demDepartment of Culture, Media and Sport, dem britischen Ministerium für Kultur, Medien und Sport, unterstellt.
Die Bibliothek hat für das Haushaltsjahr 2011/2012 einBudget von 98 MillionenPfund Sterling. Davon entsprechen rund 70 Millionen GBP den Personalkosten.[92] Zusätzliche Gelder bekommt die BL von Spenden derFriends of the British Library, Verkauf von Geschenkeartikeln oder kostenpflichtigen Recherchediensten. Im Haushaltsjahr 2010/2011 wurden insgesamt 16,5 Millionen GBP für den Bestandsaufbau, 1,3 Millionen GBP für Restaurierung und Einband und 36,3 Millionen GBP für Verwaltung, Ausstattung, Lieferung und weitere Dienste ausgegeben.[20] Die Bibliothek hat rund 1700 Mitarbeiter,[20] davon arbeiten etwa 1000 in St Pancras, 600 in Boston Spa und 100 in Colindale. Die BL musste bis 2015 23 Millionen GBP einsparen. Daher mussten 215 Stellen gestrichen werden.[20]
Um die Bibliotheken in anderen Ländern zu unterstützen, den Zugang zu ausländischen Dokumenten und Forschungsberichten zu erleichtern und um freundschaftliche Verbindungen der BL zu anderen Nationalbibliotheken zu stärken, ist die British Library Mitglied vieler Projekte geworden. Beispielsweise ist die Bibliothek Gründungsmitglied derDataCite, einem internationalenKonsortium, das sich unter anderem zum Ziel gemacht hat, einen einfachen Zugang zu wissenschaftlichen Forschungsdaten zu ermöglichen. Die BL gehört dem länderübergreifenden WissenschaftsportalWorldWideScience an.[93] Über dieEuropean Library haben Nutzer der BL und anderen 48 Nationalbibliotheken die Möglichkeit, Zugriff zu den Beständen der Bibliotheken zu bekommen.
Auf der Rückseite einer Mitarbeiter-Visitenkarte steht das Motto der Bibliothek
DasLogo der British Library dient als Teil des visuellen Erscheinungsbildes. Er besteht aus einem nach unten gezogenenRechteck in roter Farbe. Darin befindet sich in weißenGroßbuchstaben der Name der Bibliothek. DasMotto der BL lautetthe world’s knowledge, was auf Deutschdas Wissen der Welt bedeutet.
Alan Day:Inside the British Library. Library Association, London 1998,ISBN 1-85604-280-4.
Philip Howard:The British Library, a treasure of knowledge. Scala, London 2008,ISBN 978-1-85759-375-4.
Michael Leapman:The book of the British Library. British Library, London 2012.ISBN 978-0-7123-5837-8.
Giles Mandelbrote (Hrsg.):Libraries within the library. The origins of the British Library’s printed collections. British Library, London 2009,ISBN 978-0-7123-5035-8.
Colin St John Wilson:The design and construction of the British Library. British Library, London 1998,ISBN 0-7123-0658-7.
Christopher De Hamel:The British Library guide to manuscript illumination: history and techniques. British Library, 2001,ISBN 0-7123-4613-9.
Christoph Krempe:Neubau der British Library St. Pancras: Anspruch und Realität. Institut für Bibliothekswissenschaft, 2002,ISSN1438-7662
Stefanie Bisping:Der Sieg der Gedanken über die Zeit. Die British Library in London und die Bodleian in Oxford sind die beiden größten Bibliotheken Englands. Eine Erkundung: von den Beowulfs bis zu den Beatles. In:Die Presse. Kulturmagazin. 5. Mai 2023,S.35–36.
↑Besucherzahlen laut ALVA. (Association of Leading Visitor Attractions) | (Zahlen von 2020 und 2021 sind bedingt durch dieCOVID-19-Pandemie nicht repräsentativ) englisch. Abgerufen am 22. August 2023.
↑Barry Taylor:Thomas Grenville (1755–1846) and his Books. In: Giles Mandelbrote (Hrsg.):Libraries within the library. The origins of the British Library’s printed collections. British Library, London 2009,ISBN 978-0-7123-5035-8, S. 321–340.
↑abcChristoph Krempe:Neubau der British Library St. Pancras: Anspruch und Realität. Institut für Bibliothekswissenschaft, 2002,ISSN1438-7662, S. 3.
↑Franz Georg Kaltwasser:Die Bibliothek als Museum, 1999, S. 221.
↑Andy Stephens:The history of the British national bibliography 1950–1973. British Library, Boston Spa 1994,ISBN 0-7123-1069-X.
↑Der Originaltext lautet:„It is a remarkable institution, especially that exceptional reference section. Ask them any question, and in the very shortest space of time they’ll tell you where to look to find the material that interests you. […] Let me tell you, there is no better library than the British Museum. Here there are fewer gaps in the collections than in any other library.“ (hier nachzulesen).
↑Treasures in full: Magna Carta: auf der Homepage der BL angesiedelte Beschreibung der Magna Carta mit Übersetzung, OnlineViewer etc., abgerufen am 8. Oktober 2012.
↑Lotte Hellinga, John Goldfinch (Hrsg.): Bibliography and the study of 15th-century civilisation. Papers presented at a Colloquium at the British Library, 26 – 28 September 1984. British Library, London 1987,ISBN 0-7123-0049-X (British Library Occasional Papers 5).
↑Jan Billion, David Feldman, Andreas Hahn:Die Biografien aller Mauritius Post Office-Briefmarken. In: Lieselotte Kugler, Andreas Hahn (Hrsg.):Die Blaue Mauritius. Das Treffen der Königinnen in Berlin. Eine Publikation derMuseumsstiftung Post und Telekommunikation. 2011, Ausstellungskatalog in deutscher und englischer Sprache, Berlin 2011,ISBN 978-3-9813202-1-3, S. 216 f.
↑Wolfgang Maassen:Die blaue Mauritius. Das Treffen der Königinnen in Berlin. In:Philatelie – Das Sammlermagazin des Bundes Deutscher Philatelisten. Ausgabe 410 vom August 2011, S. 10–16.
↑Crawford, Sir James Ludovic Lindsay. In: Wolfgang Maaßen:Wer ist wer in der Philatelie. Band 1:A-D. 3. Auflage. 2011,ISBN 978-3-932198-92-2, S. 246–249.
↑P. R. Harris:Libraries within the Library: the Origins of the British Library’s Printed Collections. Hrsg.: Giles Mandelbrote, Barry Taylor. British Library, 2009,ISBN 978-0-7123-5035-8, The King’s Library,S.296–317 (englisch)..