


AlsBoxenstopp bezeichnet man imMotorsport das kurze Stoppen eines Fahrzeugs in derBox, um aufzutanken, Räder zu wechseln, kleine Reparaturen durchzuführen, eventuell mechanische Einstellungen zu ändern oder den Fahrer auszutauschen. Auch mehrere Tätigkeiten sind erlaubt. Welche genau, schreibt das Regelwerk der jeweiligen Motorsportart vor. Ebenfalls wird dort geregelt, ob ein oder mehrere Boxenstopps pro Rennen vorgeschrieben sind (sog. Pflichtboxenstopps) und ggf. auch in welchen Rennphasen diese absolviert werden dürfen bzw. müssen (sog. Boxenstopp-Fenster).
Die Boxen sind normalerweise Teil derBoxengasse, also eines abgetrennten Streckenabschnitts, der parallel zurStart-Ziel-Geraden verläuft und an jedem Ende mit der eigentlichen Rennstrecke verbunden ist. Des Weiteren befinden sich am Rande der Boxengasse Garagen (in der Regel eine oder zwei pro Team). In diesen Garagen werden die Autos vor dem Rennen vorbereitet. Danach halten sich in ihnen die Mechaniker des jeweiligen Teams auf, bis sie erneut gebraucht werden. Der Fahrer verbleibt (außer bei einem Fahrerwechsel) im Fahrzeug.
Durch das Absolvieren von Boxenstopps wird das Rennen eines Fahrzeugs in Rennabschnitte aufgeteilt, die manStints nennt.
Boxenstopps können (zum Beispiel in derFormel 1) rennentscheidend sein. Wird der eigene Boxenstopp schneller absolviert als der des Konkurrenten, so kann man ihn dadurch unter Umständen indirekt überholen. Eine mögliche Taktik dazu ist derUndercut. Deshalb trainieren die Mechaniker regelmäßig, um die Arbeiten möglichst schnell zu verrichten.
Mit dem Tankverbot in der Formel 1 seit der Saison 2010 sollte sich der optimale Boxenstopp (mit Reifenwechseln) auf 1,8 Sekunden verkürzen[1].
Den aktuellen Weltrekord und somit zurzeit schnellsten Boxenstopp erzielte dasTeam McLaren Racing, als es beiLando Norris in der 18 Runde desGroßen Preises von Katar 2023 in Losail, innerhalb von 1,80 Sekunden einen kompletten Reifenwechsel vollzog und damit den bisherigen Rekord von Redbull (1,82 Sekunden) unterbot.[2][3]
Zudem werden hierfür eine große Anzahl von Mitarbeitern benötigt, so werden in anderen Rennserien zur Kostensenkung und Unterbindung des Boxenstopps als taktisches Mittel beispielsweise die Anzahl der Boxencrew oder eine Mindestaufenthaltsdauer der Fahrzeuge in der Boxengasse vorgeschrieben.
Da die Menge des Benzins und der Zustand der Reifen das Renntempo bedeutend beeinflussen, Boxenstopps aber Zeit kosten, ist es wichtig und rennentscheidend, die richtige Anzahl Stopps, die Benzinmenge und die eingesetzten Reifen (es gibt härtere und weichere, wobei Erstere länger halten, aber Letztere ein wenig mehrGrip bieten) bereits vor dem Rennen zu bestimmen. Deshalb setzen vor allem die Teams in höheren Rennklassen eigene Strategen ein, welche die möglichst beste Rennstrategie austüfteln sollen. Einer der besten seines Fachs ist der ehemaligeFerrari-StrategeRoss Brawn. Brawn verhalf beimGroßen Preis von Frankreich2004 durch eine erst während des Rennens umgestellte Vier-Stopp-Strategie dem Ferrari-PilotenMichael Schumacher zum Sieg. Bis dahin hatte noch nie jemand mit vier Boxenstopps ein Formel-1-Rennen gewonnen.
Ein Boxenstopp kann allerdings auch eineStop-and-Go-Strafe sein. Je nach Rennserie kann dieRennleitung Strafen für unsportliches Verhalten verhängen. Bei der Stop-and-Go-Strafe muss der Betroffene eine bestimmte Zeit in der Box verweilen, meistens 10 Sekunden. Während dieser Zeit sind keine Reparaturen, Reifenwechsel usw. am Auto zulässig. Diese Strafe ist nicht zu verwechseln mit derDurchfahrtsstrafe, bei der ein bestimmter Fahrer einmal durch die (geschwindigkeitsbegrenzte) Boxengasse fahren muss.
Der Boxenstopp ist eine der riskantesten Tätigkeiten während eines Rennens. Da auch bei hochmodernen Tankanlagen immer wieder Kraftstoff auslaufen und auf den heißen Auspuff tropfen kann, ist die Gefahr eines Brandes immer gegeben. Aus diesem Grund ist es für die Mechaniker, den Fahrer und auch alle anderen eventuell in der Boxengasse Anwesenden (zum Beispiel Reporter oder weitere Teamangehörige; dies ist durch das jeweilige Reglement einer Rennserie festgelegt) vorgeschrieben, feuerfeste Kleidung zu tragen. Ein Beispiel für einen Feuerunfall ist der Brand beim Nachtanken des niederländischen Formel-1-FahrersJos Verstappen imBenetton-Ford beimGroßen Preis von Deutschland inHockenheim in derSaison 1994. Weil der Tankschlauch verkantet aufgesetzt wurde, konnte Benzin ausfließen und sich entzünden. Dank der feuerfesten Kleidung wurde allerdings niemand ernsthaft verletzt. Lediglich Verstappen erlitt einige leichte Verbrennungen. Zu Beginn jener Saison wurde das Nachtanken in der Formel 1 wieder erlaubt und ist seit 2010 wieder verboten.