Boundary Scan Test

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Boundary Scan (engl.) undGrenzpfadabtastung sind synonyme Begriffe für ein standardisiertes Verfahren zum Testendigitaler undanaloger Bausteine in derElektronik.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

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Durch die Komplexität und Kleinheit heutiger Schaltungsaufbauten wird es immer schwieriger, physisch auf bestimmte Punkte einer Schaltung zuzugreifen. DieVerschaltung vonPlatinen wird vermehrt über zusätzliche innere Verbindungsleitungen geführt. SogenannteMehrlagenplatinen (engl.multilayer PCBs) können bis zu 20 solcher Verdrahtungsebenen besitzen. Außerdem werdenintegrierte Schaltungen (ICs) mit sehr vielen Pins häufig in Gehäusen geliefert, die einen mechanischen Zugriff unmöglich machen, da sämtliche Anschlüsse unter dem Gehäuse verborgen sind. Es ist also notwendig,Leiterplatten ohne direkten physischen Zugang zu prüfen, wie er zum Beispiel bei einemIn-Circuit-Test notwendig ist. Das als Boundary Scan bekannte Verfahren wurde vorwiegend in Europa (Philips) entwickelt und ist inzwischen internationalgenormt.

Beschreibung

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Die Boundary-Scan-Methode verwendet zusätzliche Zellen (Latches), mit deren Hilfe Signale über vordefinierte Pfade von außen in die zu testende Schaltung injiziert werden können. Die Signale aus der Schaltung, die an Pins des IC anliegen, können über den Scanpfad erfasst werden. Im Normalbetrieb sind die Latches passiv. Es besteht kein Unterschied zu ICs ohne Boundary-Scan-Funktionalität; die Anschlüsse des Chip sind nur mit den Pins des IC verbunden. Im Testbetrieb werden sie dem Verfahren entsprechend aktiv gesteuert.

Um die Anwendung der Boundary-Scan-Methode in einer integrierten Schaltung zu ermöglichen, werden (mindestens) an den Ein- und Ausgängen hochintegrierter Bausteine entsprechende spezielle Modifikationen eingebaut. Dabei ist an jedem Ein- oder Ausgang eines IC eine Boundary-Scan-Zelle eingebaut. Alle Boundary-Scan-Zellen sindseriell zu einer Kette verknüpft, welche die gesamte I/O-Struktur der Integrierten Schaltung umfasst. Das IC besitzt mindestens vier eigens reservierte Steuerungs- und Daten-Pins. Dabei handelt es sich um Testdaten-Eingang (TDI) und -Ausgang (TDO), einen Test-Takt (TCK) und einen Test-Mode-Select-Anschluss (TMS) sowie den optionalen Test-Reset-Eingang (TRST). Diese Pins ergeben zusammen den Test AccessPort (TAP). Dabei handelt es sich um einen synchronenendlichen Automaten (engl.finite state machine, FSM) mit 16 möglichen Zuständen.

Über TDI/TDO werden dieTestdaten weitergegeben. TMS dient zur Verteilung von Steuerbefehlen, welche individuell für jede Integrierte Schaltung den gewünschten Test-Modus einstellen. Mit der steigenden Flanke von TCK werden jeweils die externen Daten von TDI in die entsprechendenRegister eingelesen. TRST dient zum Initialisieren der FSM.

Scankette aus drei Testgeräten

Die eigentliche Scankette beginnt mit dem TDI-Eingangspin der Schaltung. Dieser wird über den Stecker auf der Leiterplatte mit dem TDO des Boundary-Scan-Testgeräts verbunden. Die Kette wird durch Verbinden der TDO-Ausgänge der einzelnen ICs jeweils mit TDI des nächsten IC fortgesetzt. Am Ende der Kette wird über den Stecker der letzte TDO-Ausgang mit TDI des Boundary-Scan-Testgeräts verbunden. TMS, TCK und optional TRST werden parallel von allen ICs mit den entsprechenden Pins am Stecker verbunden.

TDI- und TDO-Daten werden über eine Schiebe-Funktion in die Eingangs-Scan-Zellen (Scankette, sieheScan Test) seriell ein- bzw. ausgeschoben. Wenn alle TDI-Daten eingetaktet sind, werden sie parallel in die zu testende Schaltungsanordnung ausgegeben. Das Antwortsignal kann dann von den Ausgangs-Scan-Zellen erfasst und seriell ausgelesen werden. Die Scan-Zellen befinden sich meist an denI/O-Pins, welche dadurch umgangen werden können. Durch das Boundary-Scan-Prinzip vermeidet man das Kontaktieren einer großen Anzahl von Pins und damit mögliche Kontaktfehler und erreicht leicht (Teil)-Schaltungen im Inneren eines Chips. Meist wird eine Vielzahl von Scanketten (scan chains) parallel betrieben.

Mit Hilfe der Boundary-Scan-Funktionalität können Verbindungen zwischen Pins mit Boundary-Scan-Funktion geprüft werden. Ebenso ist es möglich, Kurzschlüsse zwischen diesen Pins festzustellen.Mit Hilfe der Boundary-Scan-Ausgangszellen können auch externe programmierbare Speicher programmiert werden. Typischerweise handelt es sich dabei umFlash-Speicher. Durch den Umweg über die Scankette ist dieses Verfahren aber langsamer als andere Programmierverfahren und somit nur für kleinere Datenmengen geeignet.Flüchtige Speicher können durch Programmieren und anschließendes Auslesen von Bitmustern über die Boundary-Scan-Zellen überprüft werden. Dadurch können auch ihre Lötverbindungen geprüft werden. Dieses Verfahren wird beispielsweise beiRAM-Speichern verwendet.

DerJTAG-StandardIEEE 1149.1 legt die Spezifikationen des TAP-Busses sowie der Scan-Zellen fest. Dieser Standard wird durch den P1500-Standard zumBackplane-Testen ergänzt, um viele unterschiedliche Systeme in einer elektronischen Einheit über dieselbe Schnittstelle zu testen.

Für den Test von analogen Signalen wurde inzwischen derJTAG-StandardIEEE 1149.4 definiert.

AC-gekoppelte oder differenzielle Signale können unter Verwendung desJTAG-StandardIEEE 1149.6 getestet werden.

Funktionelle Erweiterungen

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Über die reine Testfunktion hinausgehend bieten viele Speicherbausteine mit Boundary Scan über den TAP-Bus auch Möglichkeiten, den betreffenden Baustein in der Schaltung (engl.in-circuit) zu programmieren. BeiMikroprozessoren können über die meist alsJTAG-Schnittstelle bezeichnete Verbindung auch Diagnoseprogramme zumDebuggen und Fehlersuchen laufen. Damit ist der Einsatz spezieller und meist teurerIn-Circuit-Emulatoren hinfällig. Alle diese Erweiterungen sind allerdings durch spezielle, meist nicht dokumentierte Befehle am TAP-Bus realisiert und stark hersteller- und bausteinspezifisch.

Integration

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Jedes Testverfahren hat seine Grenzen bezüglich Testabdeckung und Fehlererkennung bzw. Diagnose. Dazu kommt die zunehmende Komplexität aktueller und vor allem zukünftiger Baugruppen. Bauformen wieBGA, µBGA oderFlip Chip lassen kaum noch Möglichkeiten eines mechanischen Zugriffs zu. Um eine optimale bzw. maximale Testtiefe zu erreichen, ist es daher sinnvoll, Prüfverfahren miteinander zu kombinieren. Boundary Scan kann als Option zur größeren Test- und Fehlerabdeckung inATE-Systeme wieIn-Circuit-Tester, Flying-Probe-Tester,Funktionstestsysteme oderAOI-Systeme integriert werden.

Weblinks

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