Bouaké ist eine Stadt im Zentrum derElfenbeinküste. Sie liegt in der RegionVallée du Bandama und ist nachYopougon undAbobo die drittgrößte Gemeinde des Landes. Der Ballungsraum ist der zweitgrößte nach der ehemaligen HauptstadtAbidjan.
Die Stadt liegt im zentralen Teil des Landes rund 50 Kilometer nordöstlich des Kossousees, dem größten See der Elfenbeinküste, rund 350 Kilometer nördlichAbidjans an derAbidjan-Niger-Bahn und etwa 100 Kilometer nordöstlich der LandeshauptstadtYamoussoukro. Die Distanzen von Bouaké zur Wirtschaftsmetropole Abidjan ist etwa gleich wie zu den Nachbarländern Burkina Faso, Mali, Ghana, Guinea und Liberia. Sie ist die Hauptstadt des gleichnamigenDépartementsVallée du Bandama und des historischen Boualé-Landes.
Erkennbar ist die für eine Stadtanlage derfranzösischen Kolonialzeit typische Aufteilung in einen planlos gewachsenen Eingeborenenbezirk und eine, durch die Bahnlinie getrennte, planquadratisch angelegte Franzosensiedlung. Letztere ist dasQuartier du Commerce entlang der nordsüdlich verlaufenden Durchgangsstraße unterhalb von Bahnlinie und zentralem Postgebäude, mit Läden und Restaurants für den gehobenen Bedarf. Östlich davon liegt ein weitläufiges Wohngebiet für den Mittelstand, dasQuartier Air France II.
Das Wohnviertel der UnterschichtKoko mit einem der größten Märkte des Landes liegt nördlich der Bahnlinie und geht Richtung Westen in eine Hüttensiedlung über.
Mitte 19. Jahrhundert gab es ein kleines Dorf namensGebekekro im Herzen der Baoulé-Savanne. Es unterstand dem Dorfchef Gossankwa Gbeke vom Stamm der Assabou, einerAkan-Ethnie. Gossankwa Gbeke war der Königin Pokou und ihrer Schwester Akwa Boni in ihrem Epos quer durch die Baoulé-Savanne gefolgt, bis sich die königliche Familie in der Region von Ouarebo niederließ. Gossankwa Gbeke, welcher in der ganzen Region für seine Autorität und Weisheit bekannt war, hatte als Repräsentant des Volks der Baoulé den Nichtangriffspakt mitAlmamySamory Touré mit abgeschlossen und war bei der Mediation der Touré in Marabadiassa dabei.
Nachfolger des legendären Gossankwa Gbeke wurde Kouassi Blé. 1898 errichteten die Franzosen in Sichtweite des Dorfes Gebekekro ein Militärcamp unter der Leitung des Hauptmanns Benoît. Als die französische Armee von den beiden entscheidenden Schlachten gegen Samory Touré imFranzösisch-Sudan zurückkehrten, gab es Scharmützel mit den Einheimischen. Geschlagen, musste Kouassi Blé das Dorf Gbekekro verlassen. Zwölf Kilometer weiter östlich gründete er 1900 eine neue Siedlung namens Kouassi Blékro, wo sich heute noch der Sitz des Stammesfürstentum Gossan von Bouaké befindet.
Politische Lage im Mai 2005: dunkelrot das Gebiet unter Kontrolle derForces Nouvelles; hellrot das Gebiet unter Kontrolle der Regierungstruppen
Die französischen Truppen organisieren das Dorf nach europäischen Regeln unter dem Namen Bouaké und 1904 wird das erste Postbüro errichtet, 1907 folgt der Telegraph. Drei Jahre später wird das Gebiet parzelliert und unter der Leitung des Generalgouverneurs vonFranzösisch-Westafrika (AOF), Hauptmann Colomb, mit der Überbauung begonnen. Deshalb gilt das Jahr 1910 als Gründungsjahr der Stadt Bouaké. Bereits 1912 wurde die Eisenbahn vonDimbokro nach Bouaké verlängert.
Bouaké lag während des Bürgerkriegs 2002 zwischen den Fronten und wurde von Rebellen und Regierungstruppen belagert. Sie geriet dann in die Gewalt der Rebellen, denForces Nouvelles de Côte d’Ivoire und wurde derenQuasi-Hauptstadt. Am 19. September 2002 nutzten Teile der Armee einenItalien-Besuch von StaatspräsidentLaurent Gbagbo zu einemStaatsstreich, bei dem sie die Nordregion der Elfenbeinküste unter ihre Kontrolle brachten und dieMPCI – diePatriotische Bewegung der Elfenbeinküste gründeten. Rund 900 von den rund 750 aufständischen Soldaten eingeschlossene Europäer gerieten wenige Tage später zwischen die Fronten, als regierungstreue Truppen eine Gegenoffensive gegen die Rebellen starteten. Bei einem weiteren Angriff auf die Aufständischen am 6. November 2004 wurden nahe Bouaké französische Militärstellungen von ukrainischen Kampfflugzeugen der ivorischen Regierung angegriffen und neun französische Soldaten getötet.
Am Beginn des Bürgerkriegs fand in Bouaké ein Massaker an 90 Gendarmen und ihren Familien statt.[2]
Bouaké hat laut Zensus von 2014 536.189 Einwohner. Zusammen mit den umliegenden Gemeinden zählt die Agglomeration von Bouaké rund anderthalb Millionen Einwohner und ist somit nach der Agglomeration von Abidjan die zweitgrößte im Land. Seit ihrer Gründung im Jahre 1910 ist die Stadt rasch gewachsen, wie aus der untenstehenden Tabelle[3] entnommen werden kann.
Bedeutendster Wirtschaftssektor ist die Landwirtschaft; insbesondere der Anbau vonBaumwolle. 1921 wurde eine Textilfabrik gegründet, sie war das erste Industrieunternehmen des Landes. Baumwollsaat wird auch zu Öl und Seife verarbeitet. Zumindest bis 2002 war Bouaké ein wichtiges Wirtschaftszentrum mit einem Grosshandelsmarkt. Seit 1967 gibt es hier einenLions Club. Die Stadt befindet sich an derEisenbahnlinie vonTreichville nachOuagadougou (Burkina Faso). Ebenso an den Nord-Süd- und Ost-West-Hauptachsen der Straßen. Dadurch hat Bouaké eine privilegierte wirtschaftliche Lage, was zur Ansiedlung von vielfältigen Unternehmen geführt hat. Neben dem Bahnhof und der Überlandbus-Station verfügt die Stadt 10 Kilometer außerhalb über einenFlughafen.
Bouaké verfügt über 316 Primarschulen, 27 Sekundarschulen, eineUniversität und dasInstitut National de Formation des Agents de Santé (französisch fürNationales Ausbildungsinstitut für Gesundheitsagenten). Bouaké ist ebenfalls Sitz einesForschungsinstituts für Baumwolle und tropischeTextilfasern. Neben dem Universitätsspital gibt es eine größere Anzahl Gesundheitszentren und privater Kliniken. Seit 2002 arbeitet ein medizinisches Team im Universitätsspital von Bouaké mit.
DieÉcole Baptiste oderInternational Christian Academy war eine amerikanischeInternatsschule, vornehmlich für Kinder von Missionaren. Sie startete im Schuljahr 1961/1962 mit 73 Kindern. Im September 2002 geriet die Schule im wahrsten Sinne des Wortes zwischen die Fronten, und über 160 Kinder waren mit ihren Betreuern während einer Woche von denForces Nouvelles und den Regierungstruppen eingekesselt. Darauf wurde die Schule evakuiert und von den Franzosen als Militärbasis bezogen. Da keine Aussicht auf Rückgabe des Geländes besteht, wurde die Schule 2005 formell geschlossen.