Boston-Marathon 2005Der „Heartbreak Hill“ bei km 32
DerBoston-Marathon ist derMarathonlauf mit der längsten Tradition nach den Olympischen Spielen. Er findet jährlich amPatriots’ Day, dem dritten Montag im April, im US-StaatMassachusetts mit Start inHopkinton und Ziel inBoston statt.
Der für den 24. April geplante Boston-Marathon 2020 wurde im Rahmen der Ausbreitung derCOVID-19-Pandemie Mitte März zunächst auf den 14. September des Jahres verschoben, am 28. Mai aber abgesagt, und fiel in seiner 124-jährigen Geschichte erstmals aus.[1] Wegen der anhaltenden Pandemie wurde 2021 zum zweiten Mal vom traditionellen Montagstermin im April abgerückt. Der 125. Boston-Marathon fand am 11. Oktober 2021 statt.
In den Anfangsjahren wurde der Boston-Marathon auch genutzt, um medizinische Erkenntnisse über die Auswirkungen sportlicher Belastung auf den menschlichen Körper zu gewinnen. In den Jahren 1901–1902 fand man z. B. heraus:
„Die Häufigkeit derPulsschläge zeigte nach dem Lauf stets eine Steigerung, die jedoch oft überraschend gering war, am geringsten begreiflicherweise an den bestgeübten Teilnehmern. Es wurden zwischen 82 und 180 Pulsschläge in der Minute gezählt, eine Unregelmäßigkeit des Pulses war nicht selten. […] Die Teilnehmer an dem Wettlauf verloren von drei bis sechsPfund an Gewicht. DieTemperatur, im Munde gemessen, war zuweilen gesteigert, oft ganz normal, selten erniedrigt. Im Darm gemessen, zeigte die Temperatur immer eine Steigerung. Die Verschiedenheit der Temperatur im Munde wird dadurch erklärt, daß bei starker körperlicher Anstrengung stets die Mundatmung teilweise oder ganz an Stelle der Nasenatmung tritt. Der Unterschied zwischen der Temperatur im Mund und Darm betrug oft volle 7 Grad. Wichtig ist die Ermittlung, daß die Zahl derweißen Blutkörperchen nach dem Lauf stets gestiegen war; sie belief sich auf 14.200 bis 27.700 im Kubikzentimeter. Die Vermehrung der weißen Blutkörperchen oderLeukocytose, wie die Fachmänner sagen, war nicht von der Art, wie sie gewöhnlich bei der Verdauung, nach mäßiger Anstrengung, kalten Bädern oder Massage eintritt, sondern von der Form, wie sie beiEntzündungen erfolgt. Vor dem Wettlauf zeigte sich das Herz bei allen Teilnehmern erweitert, hauptsächlich ohne Zweifel schon als Ergebnis des Trainierens. Nach Beendigung des Wettlaufs war noch eine Herzerweiterung um einen schwachen Betrag vermehrt nachweisbar.“
Am 14. Boston-Marathon im Jahre 1909 nahmen 182 Läufer teil. Sieger wurde derFrankokanadier Henri Renauld mit einer Zeit von 2:53:37.[4]
1946 gewann der ZyprerStylianos Kyriakides, der für das kriegsgebeutelte Griechenland Gelder sammelte. Zu seinem Gedenken stifteteNew Balance 2004 ein Denkmal.
Beim ersten Lauf im Jahr 1897 waren 15 Athleten am Start.[5]Heute ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Der Boston-Marathon erlaubt keine freie Anmeldung ohne Voraussetzungen und ist damit eine Ausnahme unter den großen Marathonläufen. Er benutzt seit 1970[6] ein Qualifikationssystem. Die Qualifikationsstandards wurden seither mehrfach geändert. Aktuell (Stand Lauf 2020) müssen Männer zwischen 3:00 h und 4:50 h (je nach Altersklasse) und Frauen zwischen 3:30 Stunden und 5:20 h aus einem maximal 18 Monate zurückliegenden Lauf vorweisen. Es werden maximal 24.000 Läufer zugelassen. Überschreitet die Zahl der qualifizierten Anmeldungen dieses Limit, werden schnellere Läufer bevorzugt. Es gibt einige tausend Startplätze, die anderweitig vergeben werden. Diese gehen an Sponsoren und die umliegenden Kommunen sowie an wohltätige Organisationen, die Startplätze an Läufer vergeben, die erhebliche finanzielle Beiträge (häufig deutlich mehr als 5000 US-Dollar) für den jeweiligen Zweck eingesammelt oder selbst bezahlt haben. Die Qualifikationszeiten lagen früher höher. Bei dem Lauf im Jahr 2014 waren es noch 3:05 h für Männer bis zur Altersklasse bis zu 35 Jahren, für Frauen der gleichen Altersklasse bei 3:35 h.[7] 2007 waren die Standards noch etwas weiter gefasst mit jeweils knapp sechs Minuten mehr für die jüngste Altersklasse.
Der Lauf hält den Rekord für die meisten Austragungen, da er seit 1897 ohne Unterbrechung jedes Jahr stattfindet. Allerdings wurde er im Jahr 1918 bedingt durch denErsten Weltkrieg nur als Staffellauf zwischen den Mannschaften verschiedener Armeebasen ausgetragen.[5][8]
Ursprünglich war das Rennen Männern vorbehalten, und erst 1966 nahmRoberta Gibb als erste Frau beim Boston-Marathon teil – inoffiziell und ohne Startnummer. 1967 nahmKathrine Switzer als erste Frau mit Startnummer teil – sie hatte sich als „K. V. Switzer“ angemeldet und keinen Hinweis auf ihr Geschlecht gegeben. Während des Rennens versuchte Renndirektor Jock Semple vergeblich, sie mit Gewalt von der Strecke zu entfernen. Erst 1972 durften Frauen offiziell teilnehmen.[9] Alle acht gestarteten Läuferinnen, unter ihnen Switzer, erreichten das Ziel. Es gewannNina Kuscsik.[10]
Die bekannteste Sportlerin aus deutscher Sicht, die am Boston-Marathon teilgenommen hat, istUta Pippig. Sie war die erste Frau, die den Lauf dreimal in Folge (1994, 1995, 1996) gewann. Zuvor waren bereits die bundesdeutschen LäuferinnenLiane Winter (1975) undCharlotte Teske (1982) siegreich gewesen. Der einzige deutsche Mann, der das Rennen für sich entschied, warPaul de Bruyn 1932.Herbert Steffny gewann 1996 in der Masterswertung (Läufer über 40 Jahre).
Seit 2006 gehört der Boston-Marathon mit seinen inzwischen 20.000 Marathonläufern zu denWorld Marathon Majors.
Beim Marathonlauf am 15. April 2013 wurden zwei Bombenanschläge verübt.[11] Dabei wurden drei Menschen getötet und über 260 Personen teilweise schwer verletzt.[12]
Wegen derCOVID-19-Pandemie in den Vereinigten Staaten wurde der Boston-Marathon 2020 erstmals abgesagt. Das Rennen fand stattdessen virtuell statt (s. Weblinks). Aufgrund der anhaltenden Pandemie wurde 2021 zum zweiten Mal vom traditionellen Montagstermin im April abgerückt.
Die Zeit von Mutai wurde nicht als Marathon-Weltrekord anerkannt, da die Strecke ein Nettogefälle von 140 Metern aufweist; toleriert werden nach dem Reglement 42 Meter Höhenunterschied. Der Streckenrekord der Frauen wird seit 2014 von Deba gehalten, da Jeptoos Sieg und Streckenrekord in diesem Rennen wegenDopings aberkannt wurden.[13]
↑In Deutschland hatteErnst van Aaken bereits 1967 den ersten offiziellen Marathonlauf für Frauen veranstaltet, vgl.Arnd Krüger:Ernst van Aaken, MD, and the beginning of women's marathon racing in Germany. In: S. Bandy, A. Hofmann, A. Krüger (Hrsg.):Gender, Body and Sport in Historical and Transnational Perspectives. Festschrift für Gigliola Gori. Dr. Kovač, Hamburg 2007,ISBN 9783830030386, S. 157–174.