Personenschutz

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Zwei Personenschützer zum Schutz des damaligen türkischen PremierministersRecep Tayyip Erdoğan auf der Hannover Messe 2007
Hermann Otto Solms undJürgen Zieger zwischen Personenschützern beimTag des offenen Denkmals 2008

Personenschutz ist die Gewährleistung der persönlichen Sicherheit einer schutzwürdigen Person(Schutzperson) vor Angriffen (Entführung,Attentat etc.) durch Dritte. Der Schutz von Objekten wird hingegen durch denObjektschutz gewährleistet. In beiden Bereichen sind staatliche und privateSicherheitsdienste tätig. Personenschützer werden auch alsLeibwächter oder mit dem aus dem Englischen stammendenLehnwortBodyguard bezeichnet. Aufgrund der hohenPersonalkosten kommen Personenschützer in der Regel nur für wohlhabende, bedeutende oder unmittelbar bedrohte Personen (Politiker, Wirtschaftsführer,Stars,Kronzeugen,Mafiabosse) zum Einsatz.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

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Personenschutz wird durch die Bewachung der Personnach außen hin in derÖffentlichkeit gewährleistet. Es soll dabei die körperliche Unversehrtheit der Schutzperson gewährleistet werden. Auch die Organisationseinheiten, die den Personenschutz gewährleisten, werden als Personenschutz bezeichnet. Die eigentlichen Personenschützer um die Schutzpersonen werden zusammen als Personenschutzgruppe (PSG) bezeichnet.

Schutzpersonen sind meist

  • Personen des öffentlichen Lebens, die laut Gefahrenprognose einemRisiko ausgesetzt sind oder
  • Personen, die durch bestimmte Lebensumstände erheblichen Bedrohungen durch andere Personen ausgesetzt sind (Zeugenschutz, Opfer organisierter Kriminalität, Mitglieder krimineller Vereinigungen).

Personenschützer(Leibwächter) arbeiten sowohl im privatwirtschaftlichenSicherheitsdienst wie imöffentlichen Dienst wie z. B. bei derPolizei. Sie sind zumeist mitSchusswaffen und Kommunikationsmitteln ausgestattet und imNahkampf ausgebildet. Hochgefährdete Schutzpersonen erhalten Personenschutz von mehreren Personenschützern. Die klassische Taktik eines Schutzes ist das Schutzkreuz, dies ist eine karoartige Anordnung der Personenschützer um die Schutzperson. Personenschützer arbeiten häufig in ziviler Kleidung. Sie bewegen sich meist aufTuchfühlung mit der Schutzperson. Sind mehrere Personenschützer tätig, sind sie auch im persönlichen Umfeld der Schutzperson tätig. Die Hauptaufgabe ist das rechtzeitige Erkennen und Verhindern von Gefahren für die Schutzperson. Dabei achtet man besonders auf auffälliges Verhalten von Personen, ungewöhnliches Äußeres, sowie markante Gegenstände und Abläufe.

Für den Transport einer Schutzperson kann mangepanzerte (sondergeschützte) Fahrzeuge (in verschiedene Schutzklassen unterteilt) einsetzen. Diese sind nach heutigem Stand der Technik äußerlich kaum von normalen Kraftfahrzeugen zu unterscheiden.

InDeutschland ist die Arbeit staatlicher Personenschützer gesetzlich geregelt und in Dienstvorschriften festgehalten. So ist für die Sicherheit der Mitglieder derVerfassungsorgane und deren ausländischer Gäste dasBundeskriminalamt (BKA) zuständig, welches dafür die AbteilungSicherungsgruppe (SG) unterhält.[1] Für den Schutz vonMinisterpräsidenten oderMinistern einesBundeslandes ist dasLandeskriminalamt des jeweiligen Bundeslandes oder das örtlichePolizeipräsidium zuständig; hier gilt das Wohnortprinzip. Politiker im Ausland werden durch Personenschützer der Sicherungsgruppe (SG) des Bundeskriminalamtes (BKA) sowie durch eine Komponente des spezialisierten PersonenschutzesAuslands- und Spezialeinsätze (ASE) unterstützt. Den Schutz der deutschen Botschafter im Irak und in Afghanistan übernehmen die Personenschutzkräfte der Bundespolizei (PSA) und Beamte der Landespolizeien, mit Ausnahme des LandesNordrhein-Westfalen. Die hier akkreditierten Botschafter werden durch das zuständige Bundesland begleitet. Art und Umfang des Personenschutzes werden nach individuellen Gefährdungsanalysen durch denStaatsschutz festgelegt (Schutzmaßnahmen 1–3) und können täglich variieren.[2] In derBundeswehr gibt es darüber hinaus auch Personenschützer mit der gleichen Ausbildung wie BKA und LKA u. a. für denGeneralinspekteur der Bundeswehr und imAuslandseinsatz der Bundeswehr für Kontingentführer national und in internationalen Stäben, Besucher und Gäste der Bundeswehr, wie auch für den ständigen Vertreter im NATO-Hauptquartier in Brüssel. Diese gehören zu denFeldjägern.[3]

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Dagegen müssen zum Beispiel Schauspieler oder Popstars ihre Leibwächter selbst beauftragen und bezahlen, sofern sie keiner besonderen Bedrohung unterliegen (siehe oben). Um als besonders bedroht und damit zu staatlicherseits gewährleistetem Personenschutz berechtigt zu gelten, müssen zumeist vergleichsweise hohe Voraussetzungen erfüllt sein. Selbst in Fällen akuter Bedrohung durch beispielsweiseorganisierte Kriminalität wird in den seltensten Fällen umfassender staatlicher Schutz zugesichert und meist auf private Dienstleister verwiesen, die ebenfalls durch gesetzliche Regelungen überwacht sind und spezielle Voraussetzungen erfüllen müssen.

Für den Personenschutz desPapstes ist dieSchweizergarde zuständig.

Gefährdungsstufen

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Diese sind nachfolgend:

  • I – Die Person ist erheblich gefährdet, mit einem Anschlag ist jederzeit zu rechnen.
  • II – Die Person ist gefährdet, ein Anschlag ist nicht auszuschließen.
  • III – Eine Gefährdung der Person ist nicht auszuschließen.

Auch bei Gefährdungsstufe I wird meist zur Eigenverantwortung angehalten. Staatlicher Personenschutz für Privatpersonen ist sehr selten.

Privater Personenschutz

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In Deutschland bieten auch private Dienstleister Personenschutzmaßnahmen an, oft in Verbindung mit Begleitschutz, VIP-Betreuung und Veranstaltungsschutz.

Voraussetzung ist zuerst die staatlicheBewachungserlaubnis nach§ 34aGewO für Bewachungsunternehmen mit bestimmten Zulassungsbedingungen. Dazu zählt für Angestellte auch eine 40-stündige Unterrichtung oder dieIHK-Sachkundeprüfung, die jedoch beide keine personenschutzspezifischen Inhalte vermitteln oder fordern und deshalb nicht ausreichen. Einen allgemein anerkannten Beruf des Personenschützers gibt es in Deutschland nicht. Interessenten haben neben der genannten gewerberechtlichen Zugangsvoraussetzungen für die Bewachungstätigkeit die Möglichkeit, Fort- und Weiterbildungen in dieser Einsatzrichtung zu absolvieren, die vor allem private Bildungsträger wegen fehlender staatlicher Vorgaben und anerkannter Bildungsinhalte in unterschiedlicher Qualität anbieten. Zumindest eine erweiterte Rechts- und Psychologieweiterbildung, eine Personenschutzgrundausbildung, die Waffensachkundeprüfung nach§ 7WaffG und personenschutzbezogene Trainingsmaßnahmen, ein mehrtägigesFahrsicherheitstraining, Konditionierung undSelbstverteidigung sowieErste-Hilfe-Kenntnisse sollten Bestandteil derartiger Fort- und Weiterbildungen sein. Ganzheitlicher Personenschutz umfasst aber auch Objektschutzelemente und weitere Themengebiete.

Wesentliche Unterschiede zwischen behördlichem und privatem Personenschutz gibt es sowohl in der Arbeitsweise, als auch in Bezug auf die rechtlichen Rahmenbedingungen und die Ausbildung der Personenschützer. Im privaten Personenschutz liegen selten akute Bedrohungslagen vor, Begleitschutz dient hier oft dem subjektiven Sicherheitsempfinden der beschützten Person und der Prävention. Behördliche Leibwächter schützen meist das Leben von hochrangigenPolitikern undStaatsgästen.

Private Sicherheitsdienstleister arbeiten lediglich auf Grundlage der „Jedermann-Rechte“ (wie die vorläufige Festnahme nach§ 127StPO,Notwehr, Nothilfe, Notstand) und haben keine polizeilichen Befugnisse und hoheitlichen Rechte. Ihnen können Besitzdienerrechte (siehe auch§ 855BGB) übertragen werden.

Behördliche Personenschützer können hingegen von ihrenhoheitlichen Vollzugsrechten Gebrauch machen. Diese Tatsache ist sowohl in derpräventiven Voraufklärung eines Einsatzes, als auch während des eigentlichen Schutzauftrages von erheblichem Vorteil.

Die Leibwache in der Geschichte

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Österreichische Gardekompanie

Historisch gesehen ist eine Leibwache (als militärischer Verband Leibgarde genannt) eineTruppe, die für den unmittelbaren Schutz desHerrschers bestimmt war.[4] Die Leibwache war schon im Altertum bekannt, so hatten beispielsweise diePerserkönige die10 000 Unsterblichen als eine auserlesene Gardetruppe. AuchPhilipp von Makedonien und sein SohnAlexander der Große schufen sich aus den Söhnen des Landadels eine berittene Leibgarde (Somatophylakes). Dabei spielte jedoch nicht nur die Schutzfunktion dieser Wächter für ihre Herren eine Rolle. Genauso wichtig war im umgekehrten Fall der Aspekt der Leibwächter als Geiseln. Dadurch, dass ihre Söhne in der Leibgarde des Herrschers Dienst taten, waren auch die kleineren Fürsten unter dessen Kontrolle – ein gutes Mittel gegen Aufstände.

Im republikanischenRom hatten die Befehlshaber des Heeres dieCohors praetoria als Leibwache, die sich später zumPrätorianerkorps entwickelte. Die römischen Kaiser schufen sich eine besondere Leibgarde, dieCustodes corporis, die ausGermanen bestand. Auch die Leibwache der byzantinischen Kaiser bestand traditionell aus ausländischen heidnischenSöldnern wieWaräger,Kumanen oderPetschenegen, die selber keinen Anspruch auf den Thron erheben konnten.

ImOsmanischen Kaiserreich waren dieJanitscharen lange Zeit Leibgarden. Im Mittelalter waren Leibwachen die einzigen stehenden Truppen eines Fürsten und wurden oft gegen unbotmäßigeVasallen eingesetzt.

Vor 1918 hatten im deutschen Sprachraum nur die Herrscher vonÖsterreich-Ungarn undBayern besondere Leibgarden. Während derZeit des Nationalsozialismus wurde die LeibwacheAdolf Hitlers vomFührerbegleitkommando gestellt, welches verwaltungsmäßig dem Stab derLeibstandarte SS Adolf Hitler angehörte.

United States Secret Service

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DerUnited States Secret Service (USSS) ist eine der berühmtesten staatlichen Personenschutzorganisationen weltweit. Neben der Finanzpolizei ist es seine Aufgabe, den Präsidenten, Vizepräsidenten, deren nächsten Familienkreis und weitere hochrangige US-amerikanische Persönlichkeiten zu schützen.

Literatur

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  • Reinhard Scholzen:Personenschutz. 2. Auflage. Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2004,ISBN 3-613-02185-4.
  • Maren Richter:Leben im Ausnahmezustand. Terrorismus und Personenschutz in der Bundesrepublik Deutschland (1970–1993). Campus Verlag, Frankfurt am Main 2014.
  • Georg von Alten:Handbuch für Heer und Flotte. Enzyklopädie der Kriegswissenschaften und verwandter Gebiete. Deutsches Verlagshaus, Berlin 1911/13 (9 Bde.; hier speziell Band 5).
  • Reinhard Scholzen:Mein Leben für deines. In: DWJ 6, 2018, S. 130–134.

Weblinks

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Commons: Personenschutz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bodyguard – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Leibwächter – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Vgl. zur Entstehung der Sicherungsgruppe:Reinhard Scholzen:Zum Schutz der Politiker. Die frühen Jahre der Sicherungsgruppe. In:Polizei & Wissenschaft. Band 1, 2014, S. 2–9.
  2. Reinhard Scholzen:Personenschutz. Geschichte, Ausbildung, Ausrüstung. Stuttgart 2001, S. 43–46.
  3. Siehe hierzu: Reinhard Scholzen:Feldjäger. Deutschlands Militärpolizei heute. Stuttgart 2010. Hier besonders S. 110–127.
  4. Vgl. den historischen Überblick beiReinhard Scholzen:Mein Leben für deines. In:DWJ. Band 6, 2018, S. 130–134.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4230266-3(lobid,OGND,AKS)
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