Blue Note
AlsBlue Notes (englischblue notes) oderBluestöne bezeichnet man Töne, die in besonderem Maß denBluescharakter vonMelodien prägen. Im engeren Sinne versteht man darunter die kleineTerz, die kleineSeptime und die verminderteQuinte (Tritonus, „flatted fifth“), deren Intonation sich jedoch von den gleichnamigen Tonstufen im westlichen Tonsystem unterscheidet.[1] So wird die Terz gemeinhin zwischen kleiner und großer Terz intoniert. Die Septime als Blue Note wird zwischen kleiner und großer Septime oder zwischen großer Sexte und kleiner Septime nahe der für den Blues typischenNaturseptime intoniert. Die Quinte als Blue Note wird meist zwischen verminderter und reiner Quinte intoniert.
Herkunft
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die Blue Notes können auf einepentatonische Tonleiter afrikanischer Herkunft zurückgeführt werden, die sich nicht in das klassische europäische Tonsystem einfügen lässt und sich stark an derNaturtonreihe orientiert. Die Blue Notes variieren in ihrer Höhe gegenüber den Tönen des heutigen westlichen Tonartensystems und nicht mehr ausschließlich an der Naturtonreihe.[2]
Verwendung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Blue Notes werden, zum Beispiel während einer Improvisation, über die normalen, demDur- oderMoll-Tonsystem entnommenen Akkorde gespielt.
Da die Blue Notes aus dem abendländischen Tonsystem herausfallen, wurden sie häufig als einfache Ergänzung zu einer Durtonleiter erklärt und notiert: Einer Durtonleiter wurde die kleine Terz, die verminderte Quinte und die kleineOktave hinzugefügt. Die so entstandene zehntönige Tonleiter ist aber wegen ihrer hohen Zahlchromatisch aufeinander folgender Töne in der Praxis kaum verwendbar.

Um die Blue Notes trotzdem in unserem Tonsystem notieren und praktikabel spielbar machen zu können, wurde dieBluestonleiter aus der pentatonischen Tonleiter in Moll durch Ergänzen der verminderten Quinte gebildet. Diese lässt sich nun zum Beispiel in derImprovisation über einen Blues gut anwenden.
Spielbarkeit
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Blasinstrumente sowie Saiteninstrumente (insbesondere dieGitarre) sind in der Lage, durch Ansatzveränderungen (Bläser) oderSaitenziehen (Gitarren) die Blue Notes zwischen kleiner und großer Terz, Tritonus und Quinte und kleiner und großer Septime zu treffen. Auf Tasteninstrumenten und anderen Instrumenten, auf denen eine freie Intonation nicht möglich ist, werden die Blue Notes wie folgt gespielt: b3 als kleine Terz, b5 als Tritonus und b7 als kleine Septime.
Eine exakte Tonhöhe der Blue Note unterliegt dem subjektiven Empfinden in ihrerArtikulation. Für den speziellen Klang vieler Bluesmusiker wie zum Beispiel der GitarristenAlbert King,Robert Johnson oderEric Clapton, der SängerinnenBessie Smith,Ella Fitzgerald,Billie Holiday oder denBluesharp-SpielernLittle Walter oderSonny Terry ist sie wesentlich.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Frank Haunschild:Die neue Harmonielehre. Band I, Musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz;ISBN 3-927190-00-4
- Frank Haunschild:Die neue Harmonielehre. Band II, Musikalisches Arbeitsbuch für Klassik, Rock, Pop und Jazz;ISBN 3-927190-08-X
- Frank Sikora:Neue Jazz-Harmonielehre.ISBN 3-7957-5124-1
- Andre Asriel: Jazz – Analysen und Aspekte, VEB Lied der Zeit, Berlin 1985
- Ekkehard Jost:Sachlexikon in:Wolf Kampmann (Hrsg.):Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003,ISBN 3-15-010528-5.
- Hans Heinrich Eggebrecht:Handwörterbuch der musikalischen Terminologie, Steiner, Wiesbaden 1972. (Stw. „Blues“ Abschnitt 5a. 3.)
Anmerkungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Teilweise (etwa bei Jost) wird in der Literatur der Begriff alleine auf die neutral intonierten Intervallstufen Terz und Septime bezogen.
- ↑„In der afro-amerikanischen Musikentwicklung haben sich durch den Zusammenstoß mit der europäischen Tonalität dieSekunde,Quarte,Sexte undOktave der afrikanischen Leiter abgeschliffen, da ihre Differenz nicht allzu groß war. Die Terz und Septime aber haben ihren eigenartigen Charakter bewahrt und sind zu hervorragenden Ausdrucksträgern geworden.“Alfons M. DauerJazz - die magische Musik Bremen 1961