Blasonierung ist in der Wappenkunde (Heraldik) diefachsprachliche Beschreibung einesWappens.
Die Blasonierung hat ihren Ursprung imMittelalter, als es eine der Aufgaben einesHerolds war, die Herkunft der Wappen an- oder durchreisenderRitter zu bestimmen.
Das WortBlasonierung leitet sich vomfranzösischenBlason („Wappenschild“) ab (vgl.blasonner / blazon für „Blasonieren“ im Französischen bzw. Englischen). Diese Ableitung besteht indirekt über dasmittelhochdeutscheblasenieren, bleseniere.
Bereits seit dem 13. Jahrhundert setzte sich in Frankreich, und darauf aufbauend in England, eine sehr präzise Sprache zur Beschreibung der Wappen durch, die auch heute noch in derHeraldik verwendet wird. Die englische heraldische Sprache ist durch die Verwendung vieleraltfranzösischer Wörter und die aus dem Französischen entlehnte Wortstellung mit nachgestellten Adjektiven für nicht vorgebildete Englischsprecher kaum verständlich. In Deutschland legtePhilipp Jacob Spener im 17. Jahrhundert die Grundlagen für eine einheitliche Wappenbeschreibung in deutscher Sprache, die auf Fremdwörter weitgehend verzichtet.
Ursprünglich wurde dasAussehen von Wappen offiziell nur mit Worten beschrieben. Erst mit der Verwendung von Wappen alsHoheitssymbole erhielten zusätzlich auch Abbildungen einen offiziellen Charakter, da insbesondere bei Figuren die reine Beschreibung noch gewisse gestalterische Freiheiten lässt.
Prinzipiell versteht man untergemeine Figur alle visuell „wahrnehmbaren Erscheinungen“ der Realwelt. Sie stehen im Gegensatz zumHeroldsbild, das in einer einfachen geometrischen Aufteilung des Schildes durch Teilungslinien besteht, die den Schild in verschiedenfarbige „Plätze“ aufteilen. Viele Wappenschilde kombinieren Heroldsbilder mit Gemeinen Figuren. Gemeine Figuren können in natürlichen Farben dargestellt werden, auch wenn das vermieden werden sollte. Die heraldischen Regeln schreiben eine möglichst weitreichendeStilisierung bei bestmöglicher Erkennbarkeit des Motivs vor.
Ist derWappenschild in Felder eingeteilt, so beginnt die Blasonierung mit der Beschreibung derSchildteilung, dem oder denHeroldsbild/-ern. Einfarbige Schilde sindledig. Oft werden feine Muster eingebracht, so dass das Felddamasziert ist.


„Heraldisch rechts“ ist die vom Betrachter aus linke Seite (manchmal auch alsvorn benannt). Entsprechend ist „heraldisch links“ oderhinten die rechte Seite eines Wappens.
Diese Seitenbezeichnung leitet sich noch aus der Zeit her, als das Wappen auf demSchild im Kampf oder Turnier getragen wurde. Sie bezieht sich deswegen immer auf den Schildträger (das ist der hinter dem Schild Stehende) und nicht auf den Betrachter.
Da derrechtshändige Ritter sein Schwert in der rechten und seinen Schild in der linken Hand trug, zeigt die rechte Kante und Seite des Schilds vom Träger aus betrachtet nach vorne und die linke Kante und Seite des Schilds nach hinten.
Die Seite, auf der das Wappen des Vaters oder der Großmutter väterlicherseits war, wird aufGrabmälern mitSchwertseite bezeichnet. Spill- oder Kunkelseite ist die Bezeichnung der weiblichen oder mütterlichen Seite.[1] Auch diese Bezeichnung bezieht sich auf den historischen Zusammenhang.
In der modernen Heraldik finden international vermehrt für „heraldisch rechts“ bzw. „heraldisch links“ die lateinischen Wörter „dexter“ bzw. „sinister“ Verwendung.
Begonnen wird mit der rechten Seite, wenn eine Schildteilung in mehrereFelder vorliegt. Die anliegende kürzere Schnittlinie bestimmt, ob erst die waagrechteTeilung oder die senkrechteSpaltung genannt werden muss. „Erst kurz, dann lang“ ist die Reihenfolge:halbgespalten und geteilt bedeutet, dass Feld 1 und 2 klein (oberes Wappenfeld) sind und der untere Wappenteil nicht zerlegt ist. Bei der anderen Version,halbgeteilt und gespalten, ist die rechte/vordere Seite nur geteilt und die linke/hintere in einem Feld. Sinngemäß ist bei anderen Schildteilungen zu verfahren. Ein einmal gespaltener und geteilter Schild istgeviert.
Die Schildteilung hat sich im Laufe der Jahre zu einem regelrechten „Schnittmusterbogen“ entwickelt. Die Abgrenzungen der Felder werden nach der dargestellten Schnittlinie benannt. So reicht die Skala derWappenschnitte von Bogenschnitt bis Zackenschnitt. Kleeblatt-, Eisenhut-, Zinnen-, Sägezahn-, Schuppen-, Stufengiebel-, Wellen- und Lilienschnitt sind auch mit der Bezeichnung „Doppel-“ möglich. Die Nennung der Farben erfolgt in üblicher Leserichtung von vorn nach hinten und von oben nach unten. Sich wiederholendeWechselfarben einer gevierten odergeschachten Teilung werden nicht erneut genannt. Aufgelegte Schildteilungen, insbesondere der verbreiteteHerzschild, werden darauffolgend genannt, soweit diese direkt auf dem Schildgrund liegen und nicht von Figuren getragen werden. Vom sonstigen Schildgrund abgetrennte Teile, etwa ein besondererSchildfuß oderSchildhaupt, werden vorweg genannt. Durch die Standardisierung wird der Schild selbst meistens wörtlich nicht erwähnt, sondern die Blasonierung beginnt direkt mit dem Begriff der Schildteilung.
Darauffolgend werden die Felder desHeroldsbildes und jedes einzelne Feld vollständig beschrieben, bevor zum nächsten Feld übergegangen wird. Die Reihenfolge entspricht der Nennung des Heroldsbildes. In vielen Fällen findet sich im Feld eineGemeine Figur. Bei einfachen Schilden können die Ortsangaben entfallen, sonst beginnt jede Feldbeschreibung mit der Nennung des Feldes, gefolgt vom Belag des Schildgrundes in diesem Feld und der darauf liegenden Figur. Viele Heroldsbilder, besonders die „Standardtiere“ wieAdler, Löwe, Greif, Bär, Einhorn oder Pferd haben eine Standardstellung im Feld. Nur wenn diese abweicht, wird es erwähnt. Ein Tier kannhersehend oderen face (gegenüber),rückblickend oderrückgewendet,auffliegend oderflugbereit,springend (Vierbeiner auf den Hinterfüßen stehend),steigend,gestürzt odergesenkt (kopfstehend),gestümmelt (die „Bewehrung“ Krallen, Schwanz, Beine fehlen) oderlaufend (Tier mit erhobenem Vorderfuß) sein. Die Darstellung eines oberen Teiles von Tieren (und anderen Figuren) istwachsend. Beim Leoparden ist es sehr ausgeprägt: Auf allen vieren schreitend und hersehend wird er alshersehender Löwe benannt. Daraus leitet sich entsprechend der Abwandlunggelöwter Leopard oderleopardierender Löwe ab. Eine besondereBärendarstellung ist der Tanzbär (Bär mit Axt) oder Landsknecht (Bär mit Hellebarde).Zwei Tiere könnenzugewendet (diese sehen sich an) odergegengewendet,rückgewendet oderwidersehend sein. Bei Blütendarstellungen spricht man vonbemalt,besamt oderbebutzt (Rose), wenn deren Inneres andersfarbig dargestellt wird.
Bei komplexeren Feldern werden die Elemente nach der Größe beschrieben, die wichtigste und regelmäßig mittig stehende Figur zuerst. Weitere Figuren werden mit dem Vermerk „aufgelegt“ und „begleitet“ eingeleitet, der oft die Position schon hinreichend beschreibt. Hier sind auch Begriffe wie besetzt, besteckt, bewinkelt, überhöht undbeseitet üblich. Die standardisierten einleitenden Begriffe ermöglichen eine guteLesbarkeit der Blasonierung auch komplexerer Wappenvarianten.[2]

Die Reihenfolge bei komplexen Wappen sind nach der Hauptfigur (Rückenschild)Mittelschild, dannHerzschild. Hier wird der ranghöchste Teil auch als erster blasoniert.Nach Abschluss des Schildwappens folgt die Beschreibung angefügter Elemente. Auf dem Schildhaupt „ruht“ oft eineKrone oder ein Helm mitHelmzier.
Die Anzahl der Helme bestimmt die Reihenfolge bei der Beschreibung. Sind es zwei Helme, erfolgt die Erwähnung von rechts nach links (1-2), bei drei Helmen wird der mittlere zuerst, dann der rechte, danach der linke Helm (2-1-3) beschrieben. Werden mehr als drei Helme blasoniert, ist die Anzahl entscheidend: bei ungerader Anzahl ist in der Mitte zu beginnen und dann wechselseitig rechts-links-rechts …die Helme zu beschreiben (6-4-2-1-3-5-7). Gerade Helmanzahl erfolgt nach der Reihe (5-3-1-2-4-6). DieHelme werden bei adligen Familien (gekrönterSpangenhelm) und bei bürgerlichen Familien (ungekrönterStechhelm) nicht zwangsweise bei der Beschreibung erwähnt.
Nach den Helmen werden diePrachtstücke, wieSchildhalter,Wappenmantel,Wahlspruch oder Devisen und zum SchlussOrden undFahnen in der Wappenbeschreibung erwähnt.
Der Schild kann von einem Wappenträger gehalten werden und von einemWappenzelt umrahmt sein. Die Beschreibung geht dabei von innen nach außen, jedes Element eingeleitet mit einem Verb, das die Verbindung zumWappenschild bezeichnet.Helm oder Decke (Helmdecke) ruhen dabei gewöhnlich auf dem Schild, so dass diese Position entfällt, wenn der Satz damit eingeleitet wird:
Grundsätzlich sollte eine Wappenbeschreibung möglichst knapp gehalten sein. Ein Element, das eine natürliche Position einnimmt, braucht keine Positionsangabe, und wo typisch die Wechselfarbe angenommen wird, braucht keine neuerliche Farbnennung zu erfolgen. Heraldisch sorgsam gezeugte Wappen beschränken sich auf eine Kombination weniger oder nur einer Farbe mit einem Metall für das Heroldsbild und zeigen in jedem Feld höchstens eine Figur. Komplexere Wappen entstehen natürlich durch Verheiratung zweier älterer Wappen durch Zusammenführung in einem unterteilten Schild. Oft übernimmt man dabei auch die ältere Blasonierung der Anteile.
Das Vokabular der Blasonierung sollte die traditionellen Begriffe der Heraldik aufgreifen. Durch die jahrhundertelange Verwendung entspricht das nicht mehr der typischen Verwendungsweise der heutigen Sprache. So ist die Nennung als senkrecht, waagerecht und diagonal kaum zu finden, da die Nennung als aufgerichtet, liegend und schräg schon hinreichend ist.
Die Heraldik hat für viele Figuren und Anordnungen zugehörige Eigennamen hervorgebracht. Grundsätzlich kann für ein Wappen jedes Element verwendet werden, von dem angenommen werden kann, dass allein aus der Nennung des Begriffs in der Blasonierung auch das Abzeichen auf dem tatsächlichen Schild erkannt werden kann. So findet sich bei vielen Wappen um die Jahrhundertwende 1900 in Europa einZahnkranz als Zeichen der Industrialisierung. Es gab aber auch Wappen mit modernen Hochhäusern und Atomkraftwerken als Zeichen des Fortschritts, von denen aber viele mit aufkeimender Technikskepsis wieder außer Gebrauch gestellt wurden.
Zu den Eigennamen spezieller Wappenbilder gehört etwa der „Fränkische Rechen“, der die Beschreibung alsin Rot drei silberne Spitzen ersetzt.
Der „württembergische“ und der „bayerische Löwe“ können in ihren typischen Gestaltungsmerkmalen durch Fachkundige leicht auseinandergehalten werden – Letzterer erscheint typischin Gold aufgerichtet rotbezungt und rotbewehrt, während der württembergischeStauferlöwein Schwarz schreitend rotbezungt erscheint.
Der Hessenlöwe trägt den BeinamenBunter Löwe. Auch der Löwevon Thüringen ist einBunter Löwe. Unterschieden werden beide durch den „1. Streifen“ am Kopf. Weiß (Silber) ist die hessische, rot die thüringische Variante.
UnterMarkuslöwe (fürVenedig) versteht der Heraldiker einengeflügelten goldenen Löwen mitHeiligenschein (Nimbus – nimbiert) und in den Pranken ein aufgeschlagenes Buch haltend.
DerMeißner Löwe (schwarzer Löwe rot bewehrt und ebenso gezungt) findet sich unter anderem in den Wappen von Dresden und Leipzig.

Erwähnenswert sind noch dieLandsberger Pfähle im Wappen vonDelitzsch,Leipzig undLandsberg, derStargarder Arm als geharnischter Schwert tragender (ältere Wappen) oder Ring haltender (Neustrelitz) Frauenarm.
DasMainzer Rad (auch imErfurter Wappen), derTomsker Schimmel und der sächsischeRautenkranz imSachsenwappen sind weitere Beispiele.
Ein mitKesselrinken besetztesKreuz ist alsKirchenspange oderKirchheimer Kreuz bekannt geworden.
Da die Wappenschilde regelmäßig Beziehungen unter den Herrscherhäusern verdeutlichen, finden sich in vielen Blasonierungen diese Begriffe statt der Allgemeinbeschreibung, auch wenn letztere zwingend zu verwenden sind, wenn das Wappenbild keine Herkunft von jener Wappenlinie hat.
Die Wappen vieler Familiengeschlechter leiten sich von Rittern ab, die typisch einen Turnierhelm (Tjosten) mit farbiger Helmdecke führen, der das Wappen ummantelt. DieStudentenwappen werden dagegen nicht von Helmdecken, sondern von Straußenfedern begleitet, wie man sie sonst beim niederen spanischen Adel findet.
Statt des Helms auf demSchildhaupt verwenden viele städtische Wappen eine farbigeMauerkrone, die statt der goldenen Königskrone eingesetzt wird, während viele bürgerliche Nationen die Königskrone durch eine goldene Blattkrone ersetzten. Aufgrund der Wappenbegleiter kann man so Hinweise auf die Trägerberechtigung desWappenhalters ableiten.
DerAuerochse oder der Ur ist als nationales Symbol „moldauischer Auerochse“ in vielen Wappen desFürstentums Moldau zu finden. Auch im Wappen Moldawiens undBessarabiens findet man ihn.