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Altersstruktur

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(Weitergeleitet vonBevölkerungspyramide)
Alterspyramide von Deutschland (2017)
Globale Alterspyramide (2017)
Zeitlicher Verlauf der Alterspyramide von Deutschland (1970–2020)

AlsAltersstruktur oderAltersverteilung wird diestatistische Verteilung von Personen nach deren Alter zum Erfassungszeitpunkt bezeichnet. Sie ist ein Hilfsmittel derDemografie und unterstützt Prognosen zurBevölkerungsentwicklung.

Sie kann sich statt auf Personen aber auch aufTierarten oder dazu spezifizierte Gebrauchsgegenstände wie beispielsweise Pkw, Waschmaschinen oder Computer beziehen.

Altersstruktur der Bevölkerung

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Im allgemeinen Sprachgebrauch ist dagegen mit Altersstruktur fast immer die Altersverteilung derBevölkerung gemeint. Die grafische Darstellung dieser Verteilung wirdAlterspyramide oderBevölkerungspyramide genannt. In diesen wird die Altersstruktur getrennt nachFrauen undMännern auf zwei Seiten dargestellt. Eine solche Grafik ist wie folgt aufgebaut (siehe Beispiel rechts):

  • X-Achse: Anzahl oder Anteil Menschen zu einem Jahrgang (Lebensalter)
  • Y-Achse: Lebensalter der Menschen, dargestellt in 5-Jahres-Schritten.
  • Durch die Anordnung der Y-Achse in der Mitte der X-Achse werden in die eine Richtung der X-Achse die Anteile der Frauen und in die andere Richtung der X-Achse die Anteile der Männer dargestellt.

Aus dieser Anordnung der Achsen und Werte entstehen verschiedene grafische Formen, die in ihrer Entstehung und in den sozialen Auswirkungen unterschiedlichste Ursachen und Ergebnisse haben.

Der Begriff Alterspyramide ist aus den ersten derartigen Darstellungen entstanden, die pyramidenförmig aussehen, da hier die jüngsten Jahrgänge, die die Basis der Grafik bilden, die meisten Vertreter stellen und die Zahl der Angehörigen eines Jahrgangs mit zunehmendem Alter abnimmt. Auch wenn sich in den allermeistenIndustriestaaten die Altersstruktur aufgrund der verringerten Sterblichkeit (Mortalität oder Sterberate), der gestiegenenLebenserwartung und der gesunkenenGeburtenrate schon längst von der ursprünglichen Alterspyramide weg entwickelt hat (Begriff derÜberalterung), wird diese Bezeichnung weiterhin allgemein verwendet. InEntwicklungs- undSchwellenländern findet sich teilweise noch die namensgebende Pyramidenform.

Entsprechend der Geschichte einer Bevölkerung sind bestimmte grafische Formen als Ergebnis zu erwarten. Dabei sorgen unterschiedliche Ereignisse in der Entwicklung der Bevölkerung für erkennbare Veränderungen oder Verformungen. Beispiele hierfür sindKriege,Naturkatastrophen und Veränderungen im kulturellen und sozialen Verhalten der Menschen (zum BeispielPillenknick).

DasMedianalter (Wert, der die Bevölkerung unterteilt in die beiden Hälften derer, die jünger bzw. älter als dieser Wert sind) derWeltbevölkerung im Jahr 2012 beträgt gemäß demWorld Factbook derCIA 28,4 Jahre.[1]

Typische Formen der Altersstrukturen

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Die sechs Grundformen der Altersstruktur[2][3][4]
BevölkerungspyramideVenezuelas – klassische Pyramidenform (2000)

Die Begriffe Pyramide, Glocke und Urne gehen aufFriedrich Burgdörfer zurück.[5]

a) Lineare oder klassische Pyramidenform (gleichschenklige Dreiecksform)

Ein nahezu lineares Abnehmen der Bevölkerungszahl je Altersgruppe mit steigendem Alter ergibt sich aus vielen geborenen Kindern und einer gleichhohen Sterblichkeit über alle Altersstufen hinweg, das heißt, die Lebenserwartung aller Neugeborenen ist niedrig, oder es besteht eine nur leicht abnehmende Kinderzahl pro Frau, die aber trotzdem über 2,1 liegt. Diese Form der Pyramide ist verbreitet inSüdamerika und Indien, aber auch in christlich-konservativ geprägten Countys derUSA (Holmes County,Ohio). Um das Jahr 1890 lag auch in Deutschland und Österreich diese Struktur vor.

Eine Bevölkerungspyramide führt heute aufgrund der stark zurückgegangenen Sterblichkeit über alle Altersstufen hinweg zu einem exponentiellen Bevölkerungswachstum.

b) Verbreiterte bzw. modifizierte Pyramidenform (Pagodenform)

Bei einer konstant sehr hohen oder sogar steigendenGeburtenrate besitzt die Pyramide eine sich nach unten exponentiell verbreiternde Basis. Dies geht einher mit einer meist geringen Lebenserwartung und einer früh einsetzenden, hohen Sterberate über alle Lebensalter hinweg, falls diese Pyramide ein Entwicklungsland beschreibt. Solche Pyramidenformen sind üblich in den ärmsten Ländern der Erde, in einigen afrikanischen Ländern wieNigeria,DR Kongo oderUganda.

Auch die Pagodenform führt zu einem exponentiellen Bevölkerungswachstum.

c) Bienenstockform

Die Bienenstockform entsteht aus einer langsam zusammenlaufenden Altersstruktur, die sich im hohen Alter abrupt zusammenzieht. Sie gilt als Ideal, da die Bevölkerungszahl weder steigt noch sinkt. Voraussetzungen hierfür sind, dass eine höhere Lebenserwartung besteht, eine spät einsetzende, hohe Sterberate vorliegt und die Geburtenrate nahezu konstant auf dem Ersatzniveau von 2,1 Kindern pro Frau ist. Falls die Kinderzahl konstant bleibt, werden die USA diese Form in naher Zukunft erreichen.

d) Glockenform

Diese Form ist charakteristisch für eine Bevölkerung, die nach längerer Zeit mit niedrigen Fertilitäts- und Mortalitätsraten wieder mit einer steigenden Geburtenhäufigkeit konfrontiert wird. Ein Beispiel für diesen Alterspyramidentyp sind dieIndustriestaaten um 1960, zur Zeit desBabybooms.

Bevölkerungspyramide von München – Mischform zwischen Zwiebelform und Tannenbaumform
e) Zwiebelform oder Urnenform (überspitzte Zwiebelform)

Viele Industriestaaten weisen diese Form der Altersstruktur auf, da hier eine niedrige Geburtenrate im Übergang zu einem Überhang älterer Menschen führt. Gleichzeitig nehmen die jüngeren Jahrgänge jeweils von Jahr zu Jahr ab. Dieses Phänomen wird meist alsÜberalterung bezeichnet. Voraussetzungen sind die bei unter 2,1 Kindern pro Frau liegende Gesamtfruchtbarkeitsrate (auch Fertilitätsrate), eine hohe Lebenserwartung mit einer erst spät einsetzenden, hohen Sterberate. Die altersspezifische Mortalität bleibt allerdings gleich. Alterspyramiden ökonomisch hoch entwickelter Staaten wie jenerWesteuropas können diesem Typ zugeordnet werden.

f) Tannenbaumform oder Tropfenform

Die Tannenbaumform besteht aus einem sehr schmalen Stamm in den jungen Altersgruppen, der ab den 20-Jährigen massiv breiter wird und sich ab den etwa 35–40-Jährigen langsam zusammenzieht. Die größten Altersgruppen sind die 25–30-Jährigen. Vor allem in Industriestaaten besitzen Großstädte und insbesondere die Innenstädte dieser Großstädte tannenbaumförmige Bevölkerungspyramiden. Das hängt damit zusammen, dass die innerstädtischen Bezirke wenig für Familien und ältere Leute, dafür aber für junge Erwachsene sehr attraktiv sind. Besonders stark ausgeprägt ist die Tannenbaumform in Universitätsstädten oder Szenevierteln wieShibuya,Friedrichshain-Kreuzberg,Jena oderManhattan.

Die Übergänge zwischen diesen Formen sind fließend, jedoch können sie aus den kulturellen und sozialen Gegebenheiten der betrachteten Bevölkerung vorhergesagt werden. Auch wenn der Entwicklungsstand eines Landes nicht dem demographischen Stand gleichzusetzen ist, lässt sich dieser durch die Form der Altersstruktur oft erahnen. Ist der prozentuale Anteil der unter 20-Jährigen größer oder gleich 50 %, so spricht man in der Regel von einem Entwicklungsland.

Die typische Reihenfolge ist:a) → b) → f) → c) → e)[4]

Hauptartikel:Demografischer Übergang

Zu beachten ist, dass die Formen e) und f) nicht stabil sind, d. h., auf Dauer können diese Strukturen nicht erhalten bleiben. Die Struktur entwickelt sich in eine andere, stabile Form weiter, im Extremfall mit einer Geburtenrate von Null.

Abschätzung der Altersverteilungen

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Weibull-simulierte Altersverteilungsfunktionen mit auf 100 normiertem Flächeninhalt
Die gleichen Kurven um 90° nach links gedreht und gespiegelt

Die beobachtete Altersstruktur lässt sich durch unterschiedlicheVerteilungsfunktionen annähern. Ein erster Ansatz, die Altersverteilung mit nur einem Parameter, derMortalität, zu beschreiben, ist dieExponentialverteilung. Wenn eine Population die Größe vonB Personen hat undF(x){\displaystyle F(x)} die Zahl der Verstorbenen in Abhängigkeit vom Alter angibt, dann istBF(x)=S(x){\displaystyle B-F(x)=S(x)} die Zahl der noch Lebenden. DieAltersverteilungS(x){\displaystyle S(x)} lautet demnach:

S(x)=const.emx{\displaystyle S(x)={\text{const.}}\cdot e^{-m\cdot x}}

mit

m{\displaystyle m}: Mortalität.

Die Konstante wird so gewählt, dass die Summe überS(x){\displaystyle S(x)} gerade die PopulationB{\displaystyle B} ergibt.

Der Erwartungswert der Exponentialverteilung ist der Kehrwert der Mortalität, der Lebenserwartungswert1m{\displaystyle {\tfrac {1}{m}}}. Für die Beispiele oben beträgt er für Deutschland10,0104496{\displaystyle {\tfrac {1}{0{,}01044}}\approx 96} Jahre, für Mexiko 211 Jahre, für China 144 Jahre und für Russland 65 Jahre. Die hohen Werte für Mexiko und China resultieren aus dem hohen Anteil junger Menschen aufgrund des Bevölkerungswachstums. Die Exponentialverteilung kennt keine Alterung, weshalb sie unrealistisch hohe Lebensalter zulässt.

Ein verbesserter Ansatz modelliert die Verteilung mit einer altersabhängigen Mortalitätsratem(x){\displaystyle m(x)}:

mm(x)=m0xb1.{\displaystyle m\rightarrow m(x)=m_{0}\cdot x^{b-1}.}

Eingesetzt in die VerteilungsfunktionS(x){\displaystyle S(x)} ergibt sich dieWeibull-Verteilung mit den beiden Parameternm0{\displaystyle m_{0}} undb{\displaystyle b}:

S(x)=em0xb.{\displaystyle S(x)=e^{-m_{0}\cdot x^{b}}.}

Das Diagramm zeigt eine Altersverteilung für die Exponentialverteilung und zwei für die Weibull-Verteilung. Die Parameter sind in der Tabelle zusammengestellt. Die Gesamtzahl (Flächenintegral) beträgt bei allen drei Kurven 100 (beispielsweise 100 Mio. Menschen).

Kurvenparameter des Diagramms
Kurve1m0{\displaystyle {\tfrac {1}{m_{0}}}}b{\displaystyle b}1m(1){\displaystyle {\tfrac {1}{m(1)}}}1m(20){\displaystyle {\tfrac {1}{m(20)}}}1m(50){\displaystyle {\tfrac {1}{m(50)}}}1m(80){\displaystyle {\tfrac {1}{m(80)}}}S(1){\displaystyle S(1)}S(60){\displaystyle S(60)}S(90){\displaystyle S(90)}
1601,0606060601,90,70,5
21001,41003021174,00,20,04
310136,810133·1051400911,31,20,2
  • Kurve 1 ist eine Exponentialverteilung mit einem Lebenserwartungswert unabhängig von der Zeit. Für die Jahre 1, 20, 50 und 80 beträgt er konstant 60 Jahre. Der Anteil der einjährigen Personen beträgt 1,9 (also hier 1,9 Millionen), der der 90-Jährigen 0,5.
  • Kurve 2 besitzt einen Lebenserwartungswert von1m0=100{\displaystyle {\tfrac {1}{m_{0}}}=100} mit der Konstantenb=1,4{\displaystyle b=1{,}4}. Daraus folgt eine Altersabhängigkeit von1m(x){\displaystyle {\tfrac {1}{m(x)}}}, die von 100 Jahren bei einem Lebensalter von einem Jahr auf 17 Jahre bei einem Alter von achtzig fällt. Die Verteilung ist pyramidenförmig.
  • Kurve 3 simuliert eine konstante Verteilung mit einem Abfall bei sechzig Jahren durch einen sehr hohen Lebenserwartungswert von 1013 bei einem Lebensalter von einem Jahr, der auf Grund des großen Werts vonb=6,8{\displaystyle b=6{,}8} mit zunehmendem Alter sehr schnell abfällt.

Um die Kurven mit einer Alterspyramide zu vergleichen, sind sie um 90° nach links zu drehen, so dass das Lebensalter zur Ordinate wird. Führt man weitere Parameter ein, lassen sich die beobachteten Werte genauer wiedergeben. Andererseits wird die Interpretation der Bedeutung der Parameter schwieriger.

LandRohe SterberateMittlere
Lebenserwartung
bei Geburt
Grundform
Alterspyramide
Deutschland (2008)1,08/100079,01 JahreUrnenform
Mexiko (2008)4,78/100075,84 JahrePyramidenform
China (2008)7,03/100073,18 JahreBienenstockform
Russland (2008)14,62/100067,88 JahreUrnenform

Weblinks

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Commons: Alterspyramiden – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Altersstruktur – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Median age (Memento vom 14. Januar 2018 imInternet Archive) online beimWorld Factbook derCIA; Stand: 27. September 2012 (englisch).
  2. Jürgen Bähr,Christoph Jentsch,Wolfgang Kuls:Bevölkerungsgeographie. (=Lehrbuch der Allgemeinen Geographie. Band 9). New York / Stuttgart 1992, S. 177–181. online beiGoogle Book Search.Stand: 30. Januar 2009
  3. W. Kuls:Bevölkerungsgeographie. Eine Einführung. Stuttgart 1980, S. 65.
  4. abKarl Husa,Helmut Wohlschlägl:Proseminar „Grundzüge der Bevölkerungsgeographie“. (Memento vom 5. Dezember 2010 imInternet Archive)Universität Wien, Institut für Geographie und Regionalforschung, S. 42.
  5. Friedrich Burgdörfer:Volk ohne Jugend. Geburtenschwund und Überalterung des deutschen Volkskörpers. Ein Problem der Volkswirtschaft – der Sozialpolitik – der nationalen Zukunft. Berlin 1932, S. 112.
Normdaten (Sachbegriff):GND:4124541-6 (GND Explorer,lobid,OGND,AKS)
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