Bernhard Kellermann fotografiert vonMarta Wolff (1914)Grab Kellermanns auf dem Neuen Friedhof Potsdam
Bernhard Kellermann, ein Sohn des Fürther Magistratssekretärs Friedrich Kellermann und seiner Frau Margareta Katharina geb. Pfeiffer, nahm 1899 an der Technischen Hochschule inMünchen sein Studium auf, später studierte erGermanistik undMalerei. Ab 1904 machte er sich einen Namen als Romanautor, als eines seiner frühen WerkeYester und Li außerordentlichen Erfolg hatte (und bis 1939 insgesamt 183 Auflagen erlebte). Auch Kellermanns RomanIngeborg (1906) wurde bis 1939 131-mal aufgelegt.
In den Jahren vor demErsten Weltkrieg erschienen Romane und Reiseberichte im Anschluss an Reisen in dieUSA undJapan. Die ReiseberichteEin Spaziergang in Japan undSassa yo Yassa. Japanische Tänze erschienen in den Jahren 1910 und 1911. Der Schweizer Maler und IllustratorKarl Walser illustrierte die Bücher. Sein RomanDas Meer von 1910 wurde 1927 vonPeter Paul Felner, Sofar-Film-Produktion GmbH, mitHeinrich George,Olga Tschechowa und Simone Vaudryverfilmt, auch bekannt als „Insel der Leidenschaft“ oder „Die Insel der tausend Sünden“.
Weniger die vorherigeimpressionistische und lyrischeProsa markierte nun das Werk Kellermanns – als vielmehr die gesellschaftskritische und realistische Darstellungsweise. Bernhard Kellermann kannte den MalerMoritz Coschell, der für den S.Fischer Verlag und für dasBerliner Tageblatt illustrierte. Coschell fertigte ein großes Porträt von Kellermann an; das bedeutende Gemälde wurde in derGroßen Berliner Kunstausstellung im Jahre 1909 gezeigt. Im Ersten Weltkrieg arbeitete Kellermann alsKorrespondent desBerliner Tageblatts. Mehrere Kriegsberichte wurden veröffentlicht.
1920 erschien der RomanDer 9. November, der sich kritisch mit dem Verhalten von Soldaten und Offizieren gegenüber der Bevölkerung auseinandersetzte. Ab 1922 folgten zahlreicheNovellen undErzählungen. 1926 wurde Kellermann Mitglied derPreußischen Akademie der Künste, Sektion Dichtung. Obwohl er die vonGottfried Benn verlangte Loyalitätserklärung der Sektion zum NS-Staat unterzeichnet hatte, wurde er am 5. Mai 1933 aus der Akademie ausgeschlossen.[1] Der RomanDer 9. November wurde verboten und öffentlich verbrannt. Kellermann emigrierte nicht, er leistete auch keinen Widerstand, sondern schrieb nunTrivialromane.
Nach dem Zusammenbruch der NS-Diktatur gründete Kellermann zusammen mitJohannes R. Becher denKulturbund. Er wurde Abgeordneter derVolkskammer derDDR sowie Vorsitzender derGesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft. Für seinen RomanTotentanz erhielt er 1949 den Nationalpreis der DDR, Literatur/Klasse 2. Sein politisch-kulturelles Engagement in der DDR bewog die westdeutschen Buchhändler, seine Bücher aus dem Angebot zu nehmen und ihn zuboykottieren. Sein Name geriet dadurch in Westdeutschland in Vergessenheit. Noch kurz vor seinem Tode 1951 rief er die Schriftsteller beider deutscher Staaten auf, sich für gesamtdeutsche Beratungen einzusetzen.
Bernhard Kellermann wurde auf demNeuen Friedhof Potsdam beigesetzt. Sein Grab ist noch vorhanden.
Kellermann heiratete 1915 die US-Amerikanerin Mabel Giberson (1878–1926). Nach dem Tod seiner ersten Frau heiratete er 1939 in Berlin-Charlottenburg die Sekretärin Else Michaelis (1901–1976, genannt Ellen Kellermann), die später seine Werke herausgab.[2]
Kellermann, Bernhard. In: Kurt Böttcher (Gesamtredaktion):Lexikon deutschsprachiger Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1974; Band 1, S. 454/455
Bożena Chołuj:Deutsche Schriftsteller im Banne der Novemberrevolution 1918. Bernhard Kellermann, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Erich Mühsam, Franz Jung. In:DUV: Literaturwissenschaft. Deutscher Universitats-Verlag, Wiesbaden 1991,ISBN 3-8244-4039-3 (Zugleich Dissertation an derUniversität Warschau, 1988).
Christa Miloradovic-Weber:Der Erfinderroman 1850–1950. Zur literarischen Verarbeitung der technischen Zivilisation. Konstituierung eines literarischen Genres. In:Zürcher germanistische Studien.Band15. Lang, Bern / Frankfurt am Main / New York 1989,ISBN 3-261-03995-7.
Bernd Noack:Mit Licht und Schatten gepflastert. Elf literarische Erkundungen in Fürth. In:Auf den Spuren der Dichter und Denker durch Franken.Band5. Schrenk, Gunzenhausen 2007,ISBN 978-3-924270-49-0 (Auf den Spuren von Elia Halevi, Leopold Ullstein, Max Bernstein, Alfred Louis Nathan, Jakob Wassermann, Bernhard Kellermann, Eugen Gürster, Ruth Weiß, Richard Krautheimer, Mary Rosenberg).
Sascha Ohlenforst:Fortschrittskeptizismus und Kapitalismuskritik. Zum Niedergang des Bürgertums in Bernhard Kellermanns Gesellschaftsroman ‚Die Stadt Anatol‘ (1932). In:Euphorion.Band117,Nr.1, 2023,ISSN0014-2328,S.79–105.
Barbara Ohm:Bernhard Kellermann. Zum fünfzigsten Todestag des in Fürth geborenen Autors. In:Fürther Heimatblätter.Nr.51, 2001,S.97–135.
Barbara Ohm:Fürth : Geschichte der Stadt. Jungkunz, Fürth 2007,ISBN 978-3-9808686-1-7 (mit einer ausführlichen Biografie von Bernhard Kellermann).
Barbara Ohm:Der Schriftsteller Bernhard Kellermann: Kriegsberichterstatter, Pazifist. In:Der Sprung ins Dunkle. Die Region Nürnberg im Ersten Weltkrieg 1914–1918. Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2014 (Ausstellungskataloge des Stadtarchivs Nürnberg; 22),ISBN 978-3-925002-52-6, S. 796–805.
Fritz Reinert:Was uns verbindet, ist das Leiden, das Erbe und das Schicksal Deutschlands. Notizen zu zwei Potsdamer Schriftstellern (1945–1949). In:Deutschland-Archiv.Nr.32.W. Bertelsmann Verlag, 1999,ISSN0012-1428,S.604–613.
Uta Schaffers:Konstruktionen der Fremde. Erfahren, verschriftlicht und erlesen am Beispiel Japan. In:Spectrum Literaturwissenschaft.Band8. de Gruyter, Berlin / New York 2006,ISBN 978-3-11-018862-2 (ZugleichHabilitationsschrift an derUniversität Köln, 2005).
Klaus Treuheit:Bernhard Kellermann. Der Moralist aus Fürth. In: Bernd Flessner (Hrsg.):Visionäre aus Franken. Sechs phantastische Biographien. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2000,ISBN 3-87707-542-8,S.101–112.
Aysche Wesche:Kellermann, Bernhard. In:Lexikon der Science Fiction-Literatur seit 1900. Mit einem Blick auf Osteuropa, herausgegeben von Christoph F. Lorenz, Peter Lang, Frankfurt/Main 2016,ISBN 978-3-631-67236-5, S. 381–384.