Ausmaß und Lage der Lagerstätten werden heute meist durchgeophysikalischeExploration untersucht. Diese vorbereitende Tätigkeit wird häufig außerhalb des Bergbausektors, durch wissenschaftliche Einrichtungen und Behörden geleistet. Von derVorgeschichte bis in die Neuzeit sind viele Lagerstätten – zum BeispielErzgänge – durch ihre Sichtbarkeit an der Erdoberfläche (Ausbisse) entdeckt worden. Eine künftig zunehmende Bedeutung wird der Abbau von Lagerstätten in derTiefsee erhalten.
In Deutschland ist der Bergbau durch dasBundesberggesetz geregelt, in anderen Ländern durch vergleichbare Rechtsvorschriften. Die öffentliche Stelle, der die gesetzliche Kontrolle übertragen ist, heißtBergamt, in ÖsterreichMontanbehörde. In der Schweiz ist die bergrechtliche Zuständigkeit bei den Kantonen angesiedelt.
Die älteste Form der Rohstoffgewinnung, die als Bergbau bezeichnet wird, geht auf die gelegentliche Nutzung vonFeuersteinlagerstätten in derSteinzeit zurück. Kleine Arbeitstrupps begaben sich für einige Tage zuFeuersteinbergwerken, um Rohmaterial für die Herstellung von Geräten zu gewinnen. In steinzeitlichen Kulturen (Nordamerikas, Neuguinea) hielt sich diese Arbeitsweise zum Teil bis in die heutige Zeit. Auch die Ausbeutung mediterranerObsidianlagerstätten gilt als das Werk von Gelegenheitsbergleuten.
Ein dauerhafter oder saisonaler Bergwerksbetrieb setzt eine Landwirtschaft mit Überschüssen und Handel voraus, da die Bergleute ernährt werden müssen, ohne selbst Nahrung produzieren zu können und selbst mehr Produkte erzeugen, als die Gemeinschaft verwerten kann. Die Voraussetzungen dafür waren in der Regel erst in derKupfersteinzeit gegeben (Naqada-Kultur / Kupferbergwerke vonTimna in Ägypten). Irans Kupferbergwerke sind bereitssteinzeitlich und über 6500 Jahre alt. Die Blütezeit derzyprischen Gruben begann vor 4000 Jahren.[5]
Wahrscheinlich gab es gegen 3000 v. Chr. schon Erzgruben inIndien undChina. Ein auf 3000 v. Chr. datiertes Goldbergwerk ist in Georgien belegt.[6] Um 2500 v. Chr. begann die Kupferförderung inMitteldeutschland.Eisenerz wurde ab etwa 800 v. Chr. in denAlpen abgebaut. In Mitteldeutschland legt ein Ofen aus derLa-Tène-Zeit inWilnsdorf Zeugnis von Bergbau um 500 v. Chr. ab. Der Abbau vonSteinkohle ist seit dem 9. Jahrhundert inEngland bekannt.
In Teilen Europas entdeckten Archäologen im weichenKreideuntergrund Feuersteinbergwerke:
in Großbritannien (Grimes Graves 2300–1700 v. Chr.),
in Frankreich, Belgien und Holland (Rijckholt, ca. 4500–2500 v. Chr.),
in Deutschland, Jütland und Polen.
Die prähistorischen Bergleuteteuften bis zu 15 m tiefeSchächte in feuersteinführende Schichten ab und legtenStrecken an. Als Werkzeuge dienten Hacken aus Hirschgeweih und Stein. BeiObourg in Belgien wurde ein verunglückter prähistorischerBergmann mit seiner Ausrüstung gefunden.
Waschanlage in den Silberbergwerken von Laurion (Argileza)
Den großen Bedarf derHochkulturen desNahen Ostens an Metallen deckten schon frühzeitig Bergwerke auch aus europäischen Orten, die vermutlichProspektoren erschlossen hatten. Kupferbergwerke inBulgarien undJugoslawien wurden durch Keramikfunde in das 4. Jahrtausend vor Christus (v. Chr.) datiert. InRudna Glava (Serbien) dringen vertikale Schächte 25 m tief in den Berg ein. ImungarischenKőszeg fanden Archäologen neben einem alten Kupferbergwerk eineSchmiede mit Metallbarren, Bronzeresten und Tondüsen von Blasebälgen, Toneinsätze für Formen, einen tönernen Schmelztiegel und über 50 steinerne Gussformen. Steinerne Gussformen und Geräte, die auf derartige Werkstätten deuten, kennt man auch vonŠpania Dolina (Slowakei), aus Großbritannien (Alderley Edge,Cheshire) undIrland (Mount Gabriel).
Das besterforschte Kupferbergbaugebiet Europas ist das vonMitterberg imLand Salzburg. Dort gab es im späten 2. Jahrtausend v. Chr. 32 Erzgruben. Nach Berechnungen müssen hier gleichzeitig 200 Bergleute, Hüttenarbeiter und Hilfskräfte tätig gewesen sein. Das Erz wurde aus der Grubenwand gelöst, indem das Gestein erhitzt und mit Wasser abgeschreckt wurde. Die bronzezeitlichen Schächte waren bis zu 100 m lang. DasChalkopyrit-Erz wurde in Tragkörben aus dem Bergwerk geschafft. Für Luftzirkulation sorgten Schächte, die die übereinander liegenden Stollen miteinander verbanden. Leitern aus Baumstämmen mit Trittkerben ermöglichten den Bergleuten den Zugang zu den Stollen.
Die Kupfergruben derIberischen Halbinsel wurden bereits 2500 v. Chr. durch eine kupferzeitliche Kultur erschlossen (Los Millares). Von hier verbreiteten dieGlockenbecher-Leute metallurgische Kenntnisse in Europa.
Im Altertum waren die Silberbergwerke von Laurion berühmt. Dort arbeiteten Sklaven für Athener Bürger. Die Römer beuteten die alten Gruben inTartessos, in Britannien und Dakien (Rumänien)[7] weiter aus und erschlossen neue in anderen Provinzen, so in Germanien in derNordwesteifel, imSauerland (Blei beiBrilon) oder Bergischen Land[8] (auf demLüderich)[9]. Sie führten neue Techniken ein, z. B.Schöpfräder, um die Bergwerke zu entwässern, sowie Erzwaschanlagen.
Darstellung des historischen Bergbaus auf dem Annaberger Bergaltar von 1522 (St. Annenkirche zu Annaberg)
Die Blütezeit des mittelalterlichen Bergbaus in Zentraleuropa war das 13. Jahrhundert. Im 14. Jahrhundert ging er zurück, vor allem als mit derGroßen Pest die Bevölkerung abnahm. Ab Mitte des 15. Jahrhunderts stellte sich ein neuer Aufschwung ein.
Im europäischenMittelalter wurden hauptsächlichSilber-,Kupfer-,Eisen-,Blei- undZinnerze abgebaut.[10] Auch derSalzbergbau war von Bedeutung. Eine recht wichtige Rolle als Bergherren spielten dabei auch die Klöster. Vielfach vermittelten die deutschen Bergleute ihr Fachwissen in weiter entfernten Regionen, beispielsweise in Frankreich (etwaElsass,Vogesen),Ungarn,Italien (beispielsweise Kupfererz in derToskana) undSchweden. Der Prozess verlief teilweise auch im Rahmen der deutschenOstkolonisation. An schwedischen Bergwerken waren deutsche Bergbau-Unternehmer beteiligt.
Eine Tracht entstand mit Bergleder, -tasche undGugel gegen Tropfen von der Decke. Eine wichtige Erleichterung bei der Fördertechnik wurde imSpätmittelalter derPferdegöpel. Die aus Eisenblech gefertigte „Froschlampe“ begann sich gegenüber den zerbrechlichen Ton- und den teurenBronzeguss-Lampen durchzusetzen;Brennstoffe waren hier tierisches Fett und pflanzliches Öl. Lange wurde noch nur mit Handwerkzeug abgebaut.
Da die Erschließung und Ausbeutung von Lagerstätten sehr zeitaufwendig und kostenintensiv ist, ist es für Bergbaufirmen von Belang eine hohe Vertrags- und Investitionssicherheit zu haben. Demgegenüber stehen die Interessen des Staates, höchstmögliche Steuern und Abgaben aus dem Bergbau zu erzielen. Kunden und Empfängerländer wünschen sich Versorgungssicherheit und niedrige Preise.
Es gibt zwei grundlegende Rechtsauffassungen und Konfliktlösungsmechanismen in Bezug auf die lokalen Eigentumsverhältnisse an natürlichen Rohstoffen:
das Prinzip desBergregals und/oder derBergfreiheit. Die Rohstoffe sind vom Grundeigentum entkoppelt. DieBodenschätze werden entweder vom Landesherren (Bergregal) oder Staat (Staatsvorbehalt) beansprucht und können von diesen verliehen werden, oder sie gelten als herrenlos, wobei ein Eigentum an ihnen aber nur durch staatliche Verleihung entsteht,
der Grundsatz desGrundeigentümerbergbaus. Hier ist der Grundeigentümer der Besitzer der Bodenschätze. Auf öffentlichem Land erwirbt der Finder Ansprüche auf seinen Fund. Diese Auffassung stammt aus dem englischenCommon Law.
Der französischeCode civil und die angelehnten Rechtssysteme vertreten einen vermittelnden Standpunkt. Die oberirdischen Bodenschätze gehören dem Grundeigentümer, die unterirdischen dem Staat.
Je nach Lage, Verlauf und Erschließung von Rohstoffen ergeben sich damit auch Konflikte durch unterschiedliche Rechtstraditionen, Gebietskörperschaften und vertragliche Regelungen.
Die Entdeckung bzw. mögliche Erschließung umfangreicher Rohstoffvorkommen kann bestehende territoriale Konflikte und problematische Grenzziehungsfragen verschärfen, sowie auch zu neuen Rechtsinstrumenten führen. Beispielhaft sei hier die200-Meilen-Zone bei Küstenstaaten genannt. Erfolgreiche grenzüberschreitende Konfliktregelungen wie dieEuropäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (als Vorläuferorganisation derEU), beimNordseeöl oder demSpitzbergenvertrag begründeten eine stabile Grundlage für internationale Zusammenarbeit.
Wo befinden sich die wichtigsten Rohstoff-Fördergebiete der Erde? Wenn Sie eine Kopie dieser Karte „frei verschiebbar“ im Großformat (5,6 MB) mit gleichzeitig sichtbarer Legende betrachten möchten, folgen Sie diesemLink
Umweltauswirkungen und wirtschaftliche Umbrüche durch Einrichtungen von Bergwerken sind schon früh belegt. Vom Mittelalter bis in die Neuzeit findet man vielfache Kunde vom sogenannten „Berggeschrey“ undGoldräuschen. Halden und Verhüttung im Umfeld der Bergwerke führten bereits im Mittelalter zur Herausbildung einerGalmeiflora undSchwermetallrasen.
DieUmweltgeschichte betrachtet den Bergbau im Umfeld derIndustrialisierung wie anhand des Wandels von Industrie- undKulturlandschaften und deren Wandel.[13] NachGünter Bayerl wurde bereits im 18. und 19. JahrhundertLandschaft zuIndustrierevieren und Ballungsräumen wie sanierter und regulierter ‚Quasi’-Natur verwandelt. Die speziellen Erfahrungen der neuen Bundesländer sind dabei von Belang für die Betrachtung der klassischen Bergbaureviere im Westen.[13] In Ostdeutschlands vor und nach der Wende kam es nach Bayerl zum Phänomen einesUmweltschutzes durch Stillstand aufgrund von Industriestilllegung und Bevölkerungsabwanderung.[13]
Grundsätzlich muss bei der Einrichtung eines Bergwerks unabhängig von der Art der Rohstoffgewinnung eineInfrastruktur geschaffen werden, die den Abtransport ermöglicht. Wenn sich das Abbaugebiet – wie heute häufig der Fall – in abgelegenenWildnis-Regionen befindet, führt bereits der Bau von Straßen oder Eisenbahnen und die Schaffung von Arbeitersiedlungen zwangsläufig zu einer weitreichenden Beeinflussung der natürlichen Umwelt. Die Erfahrung zeigt, dass entlang der Verkehrswege im Laufe der Zeit weitere Anlagen und damit neue Siedlungen und weitere Straßen entstehen, die zumindest die Parzellierung der Naturlandschaften und die Zerstörung vonHabitaten immer mehr verstärken.[14.1][15]
Eine große Anzahl der Konfliktfelderindigener Völker geht auf Maßnahmen der Rohstoffförderung zurück.[16][17][15] Ein anschauliches Beispiel für die Folgeentwicklungen von Bergbauprojekten ist der Bau derErzbahn in Schwedisch Lappland, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts maßgeblich die Erschließung des kaum besiedelten Nordens vorangetrieben hat.[18]
Erzbahn Kiruna – Narvik
Besonders der Tagebau – der aufgrund des zunehmenden Bedarfes an Rohstoffen immer größere Ausmaße annimmt – ist die massivste Form der Landschaftsveränderung und hat weitreichende Auswirkungen auf den Naturhaushalt und den Grundwasserspiegel der betroffenen Regionen. Bei der Zerstörung bislang unbeeinflusster, natürlicherÖkosysteme nimmt der Tagebau heute im Vergleich zu Landwirtschaft, Besiedlung und Verkehr den ersten Platz ein.[14.1] Bisweilen sind auch Siedlungen betroffen, die dem Tagebau weichen müssen.[14.2] Ein bekanntes Politikum in diesem Zusammenhang ist derTagebau Garzweiler in derNiederrheinischen Bucht (vergleichbare Probleme bestehen inMitteldeutschland und in derLausitz).
Neben den vorgenannten Auswirkungen kann der Bergbau zu verschiedenenEmissionen giftiger Stoffe in Luft und Wasser führen. Große Umweltskandale dieser Art mit erheblichen gesundheitlichen Risiken für die Bevölkerung wurden etwa von den Goldbergwerken Südamerikas bekannt, bei denen große Mengen hochgiftigenQuecksilbers in die Umwelt gelangen. Weitere problematische Stoffe bei der Gewinnung metallischer Erze sindPhosphor- undSchwefel-Verbindungen,Schwermetalle oder radioaktive Stoffe bei der Urangewinnung. Bei der Öl- und Gasförderung kommt es u. a. in Westsibirien[19] durch dauerhaft defekte Anlagen (Bohrtürme, Pipelines u. ä.) zu einer enormen Verseuchung von Böden und Gewässern, die je nach Ökologie irreversibel sein kann. ImNigerdelta strömen aus von Ortsansässigen angezapften Pipelines und „Christmas Trees“[20] (stillgelegten Probebohrungen)Erdöl und als Abfallprodukt primitiver und illegaler RaffinerienSchweröl in die Mangrovenwälder (siehe auchÖlkatastrophe im Nigerdelta).[21][22]
Nach Angaben derWorld Nuclear Association enthältKohle aller Lagerstätten Spuren verschiedenerradioaktiver Substanzen, vor allem vonRadon,Uran undThorium. Bei der Kohleförderung, vor allem ausTagebauen, überAbgase von Kraftwerken oder über die Kraftwerksasche werden diese Substanzen freigesetzt und tragen über ihrenExpositionspfad zur terrestrischen Strahlenbelastung bei.[23]
Im Dezember 2009 wurde bekannt, dass bei derErdölgewinnung undErdgasförderung jährlich Millionen Tonnen radioaktiver Rückstände anfallen, die größtenteils ohne Nachweis und unsachgemäß entsorgt werden, einschließlich226Radium sowie210Polonium.[24][25] Die spezifische Aktivität der Abfälle beträgt zwischen 0,1 und 15.000Becquerel pro Gramm. In Deutschland ist das Material lautStrahlenschutzverordnung von 2011 bereits ab einem Becquerel pro Gramm überwachungsbedürftig und müsste gesondert entsorgt werden. Die Umsetzung dieser Verordnung wurde der Eigenverantwortung der Industrie überlassen; diese beseitigte die Abfälle über Jahrzehnte hinweg sorglos und unsachgemäß.
Während die Bergbauunternehmen in denIndustrieländern teilweise Anstrengungen unternehmen, um diese Emissionen zu verhindern oder zu minimieren, sind die Auflagen und Maßnahmen in den Ländern derDritten Welt oftmals ungenügend.[26][27]
Das amerikanischePure Earth ermittelt seit 2006 dieTop 10 der am stärksten verseuchten Orte der Erde. Dabei gehören Bergbau-Betriebe häufig zu den Verursachern. Zu nennen wären hierKabwe in Sambia (Blei und Cadmium),Norilsk in Nord-Sibirien (Nickel, Kupfer, Cobalt, Blei),Dalnegorsk imfernen Osten Russlands (Blei, Cadmium, Quecksilber, Antimon), Sukinda in Nordost-Indien (Chrom) oderTianying in Zentral-China (Blei und andere Schwermetalle).[28]
Panoramaaufnahme vomTagebau Garzweiler mit den Kraftwerken in Grevenbroich-Frimmersdorf (links) und -Neurath sowie Bergheim-Niederaußem (rechts) im Hintergrund
Bergbau ist mit besonderen Unfallgefahren verbunden.
Bei Tagebauen kommen speziell vor:
Erdrutsche
Muren
Ausrinnen von Absetzbecken
Bei Tiefbauen treten auf:
Schlagwetter – Explosion von Grubengas oder Kohlestaub
Einbruch von Stollen und Einsturz von Schächten
Verschüttet- und Eingeschlossenwerden
Ersticken durch Brand oder Grubengas
Ertrinken durch Wassereinbruch
Selbstentzündung von Kohle in Flöz oder Abraumhalde durch erleichterten Sauerstoffzutritt
Eine besondere Rettungsmethode ist das Niederbringen einer kleinen Bohrung für Suche, Kommunikation und erste Versorgung und danach einer Rettungsbohrung ab etwa 40 cm Durchmesser, um Eingeschlossene mit einerDahlbuschbombe herauszuziehen.
Der Bergbau ist der einzige Wirtschaftssektor innerhalb der Urproduktion, dernichterneuerbare Rohstoffe produziert. Abbau und Gewinnung führen deshalb bei gegebenemVerbrauch zu einer Verringerung derReichweite dieser Rohstoffe, die einenatürliche Knappheit und damit theoretisch tendenzielle Steigerungen derRohstoffpreise zur Folge hat.[30] So haben beispielsweise die Rohstoffvorkommen von Gold beim bisherigen Jahresverbrauch noch 16,1 Jahre Reichweite. Neben demNichtverbrauch und möglichenSubstitutionen kann die Reichweite allgemein nur durchRecycling hinausgeschoben werden.
Deshalb wird von nicht reproduzierbaren Rohstoffen weniger und zu einem höheren Preisangeboten als bei reproduzierbaren. DasPreisniveau steigt bei nicht reproduzierbaren Rohstoffen auch dadurch, dass sich die Abbaukosten tendenziell erhöhen (Goldminen müssen immer tiefer gegraben werden). Lewis Cecil Gray wies in diesem Zusammenhang 1914 nach, dass der Marktpreis eines nicht reproduzierbaren Rohstoffes neben den Grenzkosten seines Abbaus auch die Opportunitätskosten beinhalten müsse.[33] Die Opportunitätskosten entstehen der Bergbaugesellschaft dadurch, dass ihr beim Abbau einNutzen entsteht (durchGewinne), der verkaufte Rohstoff aber künftig nicht mehr verkauft werden kann und deshalb auch keinen Nutzen mehr stiftet.
Der Abbau von Rohstoffen erfordert in den meisten Staaten zwar eineLizenz oder Zulassung (in Deutschland:§ 56BBergG) durch dieBergbehörde, doch die nachfolgende Gewinnung unterliegt im Regelfall keiner mengenmäßigen Beschränkung. Deshalb tragen die gewonnenen Rohstoffe faktisch den Charakter vonAllmendegütern,[34][35] bei denen eine Tendenz zurÜbernutzung besteht. Das lizenzierte Bergbauunternehmen neigt dazu, seinen ungehinderten Zugang zu den Rohstoffen im Rahmen seines Ziels derGewinnmaximierung dadurch auszunutzen, dass es so viel wie möglich an Rohstoffen abbaut, ohne sich um dieNachhaltigkeit kümmern zu müssen.[36] Ein abgebauter Rohstoff ist im Boden nicht mehr vorhanden und kann nicht erneut abgebaut werden. Zugleich sinkt dadurch derNutzen für die Nachfrager, weil jeder Nachfrager zur Verminderung der Reichweite des Rohstoffs beiträgt. Diese Übernutzung wird im Bergbau alsRaubbau bezeichnet. Es handelt sich um eine Ausprägung desExtraktivismus, also einem „Akkumulationsmodell, das auf einer übermäßigenAusbeutung immer knapper werdender, meist nicht erneuerbarer, natürlicher Ressourcen beruht, sowie auf der Ausdehnung dieses Prozesses auf Territorien, die bislang als ‚unproduktiv‘ galten“.[37]
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