Bebop

DerBebop ist eine Musikrichtung, die Anfang der 1940er Jahre imJazz denSwing als Hauptstilrichtung ablöste und somit den Ursprung desModern Jazz bildete.[1]
Einführung
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Wesentliche Elemente sind größererhythmische Freiheiten fürSchlagzeug undBass, schnellesTempo und komplexeHarmonie-Schemata. Komponisten des Bebop griffen oft aufbestehende musikalische Themen und Harmonieabfolgen zurück. Wesentlich für den Bebop sind zudem dieImprovisationen auf langen formalen Strecken.[1]
Miles Davis beschrieb Bebop so: „... es fehlten die Harmonien, die man auf der Straße vor sich hin summte, um sein Mädchen aufs Küssen einzustimmen. Der Bebop hatte nicht die Menschlichkeit einesDuke Ellington. Man konnte sich nicht einmal die Melodien merken.“[2]
Mit dem Bebop verabschiedet sich der Jazz alsUnterhaltungsmusik und wird nach und nach alsKunstmusik definiert. Dies beruht auf der Ablehnung des Bebop durch große Teile von Kritikern und Publikum sowie auf einem neuen Verständnis der Schallplatte als Medium. Die flüchtigen Improvisationen der Musiker sind durch die Schallplatte gespeichert und bringen ein Sammler- und Expertentum hervor – gerade auch in der weißen amerikanischen Mittelschicht und unter den europäischen Intellektuellen. Mit der verbesserten Aufnahmetechnik tritt der Solist stärker denn je als Individuum und Künstlerpersönlichkeit hervor. Niemals wieder jedoch fügte sich der Jazz in das Bild ein, das man sich zuvor von ihm gemacht hatte, in das Bild einer für alle zugänglichen Populärkultur.[1]
Entstehung
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Vermutlich hat eine Verkettung verschiedener Faktoren zur Entstehung dieses neuen Stils geführt. Am Ende der 1930er Jahre warSwing zu einem großen Geschäft geworden. Der kreative Zenit vieler Swingorchester war überschritten, und die Musik drohte in Formelhaftigkeit zu erstarren. Gelangweilt von der Routine als „Orchesterangestellte“ begannen zahlreiche Musiker – oft „afterhours“, nachdem sie ihren Job in derBig Band erledigt hatten – sich zu informellenJam-Sessions zu treffen. Hier wurde gespielt und nach musikalischen Formen jenseits der Big Bands gesucht. Ein Kristallisationspunkt dieser Entwicklung warMinton’s Playhouse in Harlem und nicht die52nd Street inManhattan, wie oftmals fälschlicherweise behauptet wird. Zu den wichtigsten Musikern dieses Zirkels gehörtenDizzy Gillespie,Charlie Parker (die beide 1943 beiEarl Hines and His Orchestra spielten),Charlie Christian,Thelonious Monk undKenny Clarke. Außerdem wird vermutet, dass die auf denKriegseintritt der USA 1941 zurückzuführende Steuererhöhung auf Tanzveranstaltungen die Wirtschaftlichkeit der Big Bands allmählich untergrub, damit den Niedergang des Swing beschleunigte und die Entwicklung des neuen Stils in Form einer autonomen Kunstmusik begünstigte.
Die kleinenBands, die den neuen Jazzstil entwickelten, galten nicht als Tanz- oder Unterhaltungskapellen und waren dies in ihrem Selbstverständnis auch nicht, weswegen die Besitzer derNachtclubs nicht mit den kriegsbedingten Sonderabgaben belegt wurden, wenn sie junge Bebop-Musiker mit ihrenCombos engagierten. Wegen desRecording ban existieren keine Studioaufnahmen aus der Entstehungsphase dieses Stils; es existieren einzig einige private, technisch sehr unzulängliche Live-Mitschnitte aus „Minton's Playhouse“ und„Monroe’s Uptown House“. Als eine der frühesten Aufnahmen des Bebop gilt „Bu-Dee-Dah“ (Apollo, 16. Februar 1944), unter Leitung vonColeman Hawkins u. a. mit Dizzy Gillespie,Leo Parker,Budd Johnson,Ray Abrams,Don Byas,Clyde Hart,Oscar Pettiford undMax Roach.[3]
Man sagt auch, dass der Bebop als Reaktion der afroamerikanischen Bevölkerung auf den von Weißen dominierten Swing entstanden sei.[4]
Der Name Bebop
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Die Herkunft des Worts „Bebop“ ist, wie so oft im Jazz, nicht ganz geklärt und es gibt viele Legenden über die Entstehung dieses Begriffs. Er geht wahrscheinlich auf die lautmalerischenScat-Silben „be“, „re“, „de“ und „bop“ zurück, mit deren Hilfe sich Musiker untereinander komplizierte Linien in schnellen Tempi vorzusingen pflegten. Das ist wohl die wahrscheinlichste aller angebotenen Erklärungen, die es gibt; wobei dieser Name, wie so oft in der Musik, nicht von den Musikern selbst, sondern von der Presse stammt.
Ist der Zusammenhang unmissverständlich, wird auch vonBop gesprochen. Hingegen ist die BezeichnungRebop aus einem Unverständnis der damaligen Swingmusiker gegenüber dem Bebop heraus entstanden und bezeichnet den Bebop eben gerade nicht. Ebenso ist in vielen Fällen das Scatten kein Bebop, sondern lediglich Silbengesang, das die eigentümlichen Wendungen des Bebop vermissen lässt.
Merkmale des Bebop
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Komplizierter als der Swing, mehr Soli, mehr Improvisation.
- Der zu denBlue Notes zählendeTritonus, der an verschiedenen Stellen auftaucht.
- Saxophon und Trompete spielenunisono (das Gleiche).
- Abkehr von derBig Band des Swing und Rückkehr zurCombo
- Phrasierung abgerissen, abgerissene Melodie
- keineRiffs
- komplizierteHarmonik, vieleII-V-I Verbindungen
- übermäßige bzw. verminderteSeptakkorde
- stärkerer Einsatz von Alterationen (Quinte, None, Undezime)
- wird oft "härter" gespielt
- schnelle Tempi, hektischer Gestus
Standard-Besetzung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Quintett:Trompete,Saxophon (meist Alt oder Tenor),Klavier,Kontrabass,Schlagzeug. Bigbands waren eher selten (eine Ausnahme bildet dasOrchester von Dizzy Gillespie; auchGene Krupa and His Orchestra unternahm 1947/48 Versuche, Bigband-Bop zu spielen, wie der vonGerry Mulligan arrangierte „Disc Jockey Jump“).
Wichtige Alben
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Charlie Christian:Swing To Bop (Dreyfus, 1939–41)
- Billy Eckstine and His Orchestra:Together (Spotlite, 1945)
- Dizzy Gillespie:The Complete RCA Victor Recordings (Bluebird, 1937–49)
- Charlie Parker, Dizzy Gillespie:Town Hall, New York City, June 22, 1945
- Howard McGhee:On Dial – The Complete Sessions 1945–1947 (Spotlite)
- Thelonious Monk:Genius Of Modern Music, Volume 1 & 2 (Blue Note, 1947–48)
- Fats Navarro:The Complete Fats Navarro on Blue Note & Capitol (Blue Note, 1947–49)
- Charlie Parker:The Charlie Parker Story (Savoy, 1945),The Complete Savoy And Dial Studio Recordings (Savoy, 1944–48)
- Charlie Parker:Charlie Parker Memorial, Vol. 1 (Savoy, 1947/48)
- Charlie Parker:The Bird Returns (Savoy, 1948/49; Mitschnitte seiner Auftritte im New YorkerRoyal Roost)
- Charlie Parker:Bird: The Complete Charlie Parker on Verve (Verve; seine Aufnahmen für Mercury 1947–54)
- Charlie Parker,Dizzy Gillespie,Bud Powell,Charles Mingus,Max Roach:The Quintet – Jazz at Massey Hall (OJC, 1953)
- Bud Powell:The Amazing Bud Powell (Blue Note, 1949/51) (Quintett mitSonny Rollins und Navarro, Trio- und Solo-Aufnahmen)
- Horace Silver:Six Pieces of Silver (Blue Note, 1956)
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Thomas Owens:Bebop – the music and its players. Oxford University Press 1996
- Scott DeVeaux:The Birth of Bebop, Picador 1999
- Leonard Feather:Inside Jazz, Da Capo 1977 (zuerst 1949 alsInside Bebop)
- Ira Gitler:Jazz masters of the 40s, Da Capo 1983 (später auch alsThe masters of Bebop, Da Capo 2001)
- Kenny Mathieson:Giant Steps: Bebop and the Creators of Modern Jazz, 1945–65. Canongate Books, 2001,ISBN 978-0-86241-859-5.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Bebop auflaut.de
Musikbeispiele
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Dizzy Gillespie:Be-Bop aufYouTube
- Charlie Parker:Little Be Bop aufYouTube
- Fats Navarro:A Be Bop Carroll aufYouTube
- Fats Navarro:Be Bop Romp aufYouTube
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcEkkehard Jost:Bebop. In:Wolf Kampmann (Hrsg.):Reclams Jazzlexikon. Reclam, Stuttgart 2003, S. 584f.
- ↑Miles David mitQuincy Troupe:Die Autobiographie, München 2002, S. 156.
- ↑Ira Gitler:From Swing to Bop: An Oral History of the Transition in Jazz in the 1940s . Oxford University Press 1985, S. 97.
- ↑Vgl. Eric Porter:"Dizzy Atmosphere": The Challenge of Bebop. American Music 17 (4): 422–446 (1999)