Basilius Valentinus

Basilius Valentinus ist ein nicht identifizierter deutschsprachigerAutoralchemistischer Schriften, die in Drucken seit 1599 und in Handschriften seit dem frühen 17. Jahrhundert überliefert sind. Sie wurden mehrfach nachgedruckt, kommentiert und in mehrere europäische Sprachen übersetzt.
Legende und Forschung
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]In diesen Schriften tritt Basilius Valentinus alsBenediktinermönch auf. Die Legende verortet ihn imErfurterPeterskloster und legt ihn (mit wechselnden Daten, die aber allesamt nicht durch zeitgenössische Quellen belegt sind) meist ins15. Jahrhundert, jedenfalls noch vorParacelsus, mit dem er die Drei-Prinzipien-Lehre (Mercurius, Sulphur und Sal) gemeinsam hat.
Während die Geschichtsschreibung noch im 18. Jahrhundert diskutierte, ob Paracelsus darin nicht auf Basilius zurückgehe, den er verleugnet habe, sieht die moderne Forschung, insbesondere da das Werk des Basilius Valentinus erst ab 1599 allgemein verfügbar wurde, hierbei eine umgekehrte Abhängigkeit. Demnach ist das Basilius-Corpus nicht lange vor Ende des 16. Jahrhunderts entstanden. Die Genese einzelner Schriften ist jedoch nur ansatzweise erforscht.
Heute nimmt die Mehrheit der Forscher an, dass der ausHessen stammende AlchemistJohann Thölde, der zwischen 1599 und 1604 vonFrankenhausen undLeipzig aus die ersten Basilius-Schriften veröffentlichte, ihr eigentlicher Autor oder wenigstensKompilator war. Dieser Auffassung wird jedoch verschiedentlich widersprochen. Auch dassJoachim Tancke sich hinter Basilius Valentinus verbergen könnte,[1] wurde erörtert.[2]
Seine Schriften zeigen große Erfahrung in der Chemie, zum Beispiel beschreiben sie die Herstellung von Säuren (zumKönigswasser aus Salpeter- und Salzsäure) und deren Verwendung, zum Beispiel vonScheidewasser zur Trennung von Gold und Silber. Er beschreibt auch Verbesserungen von Laborgeräten.[3] In seinem HauptwerkTriumphwagen des Antimon beschreibt er (wie auch Paracelsus)[4][5] die innere Anwendung vonAntimon, das nach ihm zur Reinigung des Körpers von Giften dient (wie es auch in der Metallurgie zur Reinigung von Gold verwendet wird). Dabei wird das Antimonerz sanft erhitzt, bis esnicht mehr raucht und danach zu einem Glas geschmolzen, das man dann in Alkohol und Essig ziehen lässt und mehrfach destilliert. Die dabei entstehende Tinktur enthält kaum noch Antimon, das ein starkes Gift ist, und war das eigentliche Heilmittel. Er beschreibt auch die Verwendung alsBrechweinstein. Der Triumphwagen erschien zuerst 1604 in Deutsch und wurde 1646 durch den französischen Arzt und AlchemistenPierre-Jean Fabre ins Lateinische übersetzt und 1661 erschien eine englische Übersetzung von John Harding.[6] Eine Titelillustration eines allegorischen Triumphwagens erschien zuerst in der lateinischen Ausgabe in Amsterdam 1671 durch Theodor Kerckring und wurde in die deutsche Ausgabe von Johann Hoffmann in Nürnberg 1676 übernommen.
Drucke
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Von Thölde herausgegebene Schriften (Erstdrucke):
- Ein kurtz Summarischer Tractat, Von dem grossen Stein der Uralten. Eisleben 1599,Digitalisat;Transkription desTractats.
- Zwölff Schlüssel, Erstdruck als Anhang zuKurtz Summarischer Tractat, Eisleben 1599.Transkription derZwölf Schlüssel.
- Summarischer Bericht, von dem Lapide Philosophorum. Zerbst 1602.
- De occulta philosophia. Oder Von der heimlichen Wundergeburt der sieben Planeten vnd Metallen. Leipzig 1603. .Digitalisat und Volltext imDeutschen Textarchiv
- Von den Natürlichen unnd ubernatürlichen Dingen. Leipzig 1603.Digitalisat und Volltext imDeutschen Textarchiv
- TriumphWagen Antimonii. Hrsg. vonJohann Thölde undJoachim Tancke. J. Popporeich für J. Apel, Leipzig 1604.
Nach Thöldes Tod herausgegebene Schriften (Erstdrucke):
- Conclusiones Oder Schlußreden. Erfurt 1622.
- Letztes Testament und Offenbahrung der himmlischen und irrdischen Geheimnüß (Testamentum Ultimum). Jena 1626 in zwei Teilen (Teilausgabe durch Claromontanus), Straßburg 1651 in fünf Teilen (vollständige Ausgabe durch Dietzel)
- Englische Übersetzung vonLetzten Testament undZwölff Schlüssel in:The Last Will and Testament of Basil Valentine, London 1671
Gesamtausgabe (darin auch unechte Schriften):
- Chymische Schriften alle, soviel derer vorhanden. 2 Bände. J. Naumann und G. Wolff, Hamburg 1677 (u.ö.); Reprint Hildesheim 1976.Band 1 (PDF; 33,0 MB),Band 2 (PDF; 27,3 MB)
- In der 5. Auflage von 1740[7] wurden in einem dritten Band zusätzliche Schriften aufgenommen (bis 1775 nachgedruckt), eine lateinische Ausgabe (Basilii Valentini scripta chymica) erschien 1770 in Hamburg.
Sonstiges:
- Tractatus chymicus de quinta essentia. Das ist: Chymisches Werck von dem Fuenfften Wesen […] ans Licht gestellet worden von Sincero Aletophilo. A. Crusius, Erfurt 1738.
Für die Bibliographie kommt erschwerend hinzu, dass nach Thöldes Tod auch ein Abschnitt aus ThöldesHaligraphia sowie Nicolaus SoleasBergwerckschatz („Büchlein von dem Bergwergk“) unter dem Namen des Basilius abgedruckt wurde, sodass es immer wieder zu vorschnellen Identifizierungen gekommen ist.
Ehrungen
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]1845 benannteWilhelm von Haidinger in Gedenken an Basilius Valentinus das bisher meist alsAntimonblüte bekannte Mineral inValentinit um.
Siehe auch
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Alphons Oppenheim: Basilius Valentinus. In:Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 2, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 125 f.
- Allen G. Debus:Valentine, Basil. In:Charles Coulston Gillispie (Hrsg.):Dictionary of Scientific Biography.Band 13:Hermann Staudinger – Giuseppe Veronese. Charles Scribner’s Sons, New York 1976,S. 558–560.
- Gerhard Görmar:Fratris Basilii Valentini Benedictiner Ordens V Letzte Bücher, welche sindt sein letztes Testament – Ein bisher unbeachtetes Manuskript der Universitätsbibliothek Leipzig In:Sudhoffs Archiv 103,1, 2019, S. 26–54.
- W. Hommel:Basilius Valentinus der Unverwüstliche. In:Zeitschrift für Angewandte Chemie. 32,1, 1919, S. 73–76.
- Felix Fritz:Basilius Valentinus. In:Angewandte Chemie. 38,1, 1925, S. 325–329.
- Karl Sudhoff:Die Schriften des sogenannten Basilius Valentinus. In:Philobiblon. 6, 1933, S. 163–170.
- Felix Fritz:Zur Basilius Valentinus-Frage. In:Chemiker-Zeitung. 65, 1941, S. 353–354.
- Gerhard Eis: Basilius Valentinus. In:Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953,ISBN 3-428-00182-6, S. 620 (Digitalisat).
- David A. Schein:Basilius Valentinus und seine Tinkturen aus dem Antimon. Dissertation. München 1977.
- Hans Gerhard Lenz,Johann Thölde – Ein Paracelsist und „Chymicus“ und seine Beziehung zu Landgraf Moritz von Hessen-Kassel. Dissertation. Marburg 1981.
- Claus Priesner:Johann Thoelde und die Schriften des Basilius Valentinus. In: Christoph Meinel (Hrsg.):Die Alchemie in der europäischen Kultur- und Wissenschaftsgeschichte. Harrassowitz, Wiesbaden 1986, S. 107–118 (= Wolfenbütteler Forschungen, 32).
- Claus Priesner:Basilius Valentinus und die Labortechnik um 1600. In:Berichte zur Wissenschaftsgeschichte. 20,2–3, 1997, S. 159–172.
- Bernhard Richter:Invisible Manuscripts: I.T. und der Stein der uhralten Weisen. Untersuchungen am Corpus Basilius nach einem Sammelband des frühen 17. Jahrhunderts. Baden-Baden 2003.
- Joachim Telle:Basilius Valentinus. In:Killy Literaturlexikon. Berlin 2008, S. 348–350.
- J. R. Partington:A history of chemistry, Band 2, London, New York 1961
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Werke von und über Basilius Valentinus in derDeutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur von und über Basilius Valentinus im Katalog derDeutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑Sten Lindroth:Till frågan om Basilius Valentinus. In:Lychnos. 1940, S. 325–327.
- ↑Joachim Telle:Zur spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Alchemia medica unter besondere Berücksichtigung vonJoachim Tanck. In:Rudolf Schmitz, Gundolf Keil (Hrsg.):Humanismus und Medizin. Acta humaniora, Weinheim 1984 (=Deutsche Forschungsgemeinschaft: Mitteilungen der Kommission für Humanismusforschung. Band 11),ISBN 3-527-17011-1, S. 139–157, hier: S. 151.
- ↑Artikel Basilius Valentinus in Winfried Pötsch u. a., Lexikon bedeutender Chemiker, Harri Deutsch 1989
- ↑Norbert Marxer, Heilen mit Antimon, von der Chemiatrie zur Chemotherapie,Pharmazeutische Zeitung 2000, Nr. 10
- ↑Friedrich Dobler:Die chemische Fundierung der Heilkunde durch Theophrastus Paracelsus: Experimentelle Überprüfung seiner Antimonpräparate. In:Veröffentlichungen der Internationalen Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie, Neue Folge, 10, 1957, S. 76–86.
- ↑Cis van Heerthum, Picturing the Triumphant Chariot of Antimony, Ritman Library 2013 (Memento vom 19. Mai 2015 imInternet Archive)
- ↑Basilius Valentinus Chymische Schriften. (google.de).