Baraawe
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Baraawe مدينة ﺑَﺮَﺍﻭَة Baraawe | ||
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Koordinaten | 1° 7′ N,44° 2′ O1.113333333333344.030277777778Koordinaten:1° 7′ N,44° 2′ O | |
Basisdaten | ||
Staat | Somalia | |
Region | Shabeellaha Hoose | |
ISO 3166-2 | SO-SH | |
Einwohner | 32.800 | |
![]() Baraawe, 1985 |
Baraawe (auchBrava oderBarawa geschrieben; andere BezeichnungMwiini) ist eine Stadt im SüdenSomalias, in derRegionShabeellaha Hoose. Sie liegt an derBenadirküste amIndischen Ozean etwa 200 km südlich vonMogadischu.
Bevölkerung und Kultur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Die alteingesessenen Bewohner von Baraawe, die Brawanesen (Bravanese), bilden eine eigene Volksgruppe im mehrheitlich vonSomali bewohnten Somalia. Zu ihren Vorfahren zählenAraber, Portugiesen und andere. Sie sprechen einen Dialekt desKiswahili, derChimwiini oderChiMwini genannt wird und Wörter aus dem Tunni,Maay und Standard-Somali enthält. Ihre eigene Bezeichnung für die Stadt istMwiini oderNti ya Mbalazi. Viele Brawanesen beherrschen auchSomali. Viele flohen wegen desBürgerkrieges in Somalia seit 1991.
Baraawe ist für seine Architektur und sein Handwerk bekannt. Die Architektur zeichnet sich durch breite Straßen zwischen den Häusern aus gebranntem Korallenkalk und relativ große Fenster aus. Zum Kunsthandwerk gehörenalindi-Tuch, besondere Hüte (kofiya baraawi), die von Würdenträgern getragen wurden, traditionelle Sandalen, Schilde, Gürtel und Möbel. Gold- und Silberschmuck, metallene Betten, Tee- und Kaffeegefäße, Speere und Pfeile wurden hergestellt.[1]
Als Handelsstadt verband Baraawe Karawanenrouten aus dem Landesinneren mit dem Indischen Ozean und pflegte Beziehungen zu verschiedenen Machthabern entlang der Handelswege. Über Baraawe wurden Vieh, Elfenbein, Gewürze,Ambra, Tierhäute und Sklaven gehandelt.[2]
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Baraawe gehörte zu den frühesten Städten derSwahili-Kultur an der ostafrikanischen Küste.[2] Der Sage nach wurde sie „um 900 von Arabern ausal-Hasa gegründet“.[3] Verschiedene Volksgruppen wechselten sich in der Kontrolle über die Stadt ab und wurden zusammen mit Händlern aus verschiedenen Gebieten zu den Vorfahren der heutigen alteingesessenen Bevölkerung. Zuletzt sollen dieTunni dieJiidu nachQoryooley verdrängt und eine Vereinbarung mit ihnen geschlossen haben, wonach die Jiidu westlich und die Tunni östlich des Shabelle siedeln und keine Niederlassung von Fremden dulden würden. Die Tunni sollen dann jedoch um das 10. Jahrhundert die Niederlassung muslimisch-arabischer Einwanderer (der Hatimi aus Jemen und der Amawi aus Syrien) zugelassen haben, und Baraawe wurde zur prosperierenden Handelsstadt und zu einem Zentrum des Islam.Al-Idrisi beschrieb den Ort im 12. Jahrhundert als arabisch-islamische „Insel“ an der Somali-Küste.[1]
1506 wurde Baraawe bei einem portugiesischen Angriff zerstört und kam anschließend unter portugiesische Kontrolle. Später konnte es die portugiesische Herrschaft beenden. 1822 unterstellte sich die Stadt unter die Oberherrschaft des SultanatsOman bzw. ab 1856 desSultanats Sansibar.[3] 1840 wurde die Stadt weitgehend niedergebrannt, als die streng religiösen Machthaber vonBaardheere einen Zugang zum Meer zu sichern versuchten. Ende 1875 wurde die Stadt kurzzeitig von Ägypten besetzt.[4] Ab Ende des 19. Jahrhunderts kam die Benadirküste unter die Kontrolle Italiens, obschon insbesondere der bedeutendeQadiriyya-ScheichUways al-Barawi Widerstand gegen die Kolonialmacht leistete.[1]
1903 waren nach einer Zählung des italienischen Journalisten und Anti-Sklaverei-AktivistenLuigi Robecchi-Brichetti von den 3000 Einwohnern 830 Sklaven[5] (vgl. dazuSomalische Bantu). Im Hinterland wurden Sklaven als Landarbeiter auf bewässertem Land eingesetzt. Es wurde insbesondere Baumwolle angebaut, die im Laufe des 19. Jahrhunderts die ausIndien importierte Baumwolle als Rohstoff für die einheimische Weberei ersetzte.[6]
Die traditionsreiche Weberei verlor allerdings in Baraawe, aber auch in den anderen Städten an Bedeutung, weil sie durch Importe aus den USA, Großbritannien und Deutschland (später aus Indien und Japan) konkurrenziert wurde.[7] Allgemein begann in der Kolonialzeit ein Niedergang, da die Stadt vernachlässigt wurde, während die Hafenanlagen inMogadischu undMerka ausgebaut wurden. Die Vernachlässigung setzte sich auch im unabhängigen Somalia nach 1960 fort. Politisch war Baraawe eine Hochburg der ParteiHizbia Dastur Mustaqil al-Sumal, die vom Clan derRahanweyn und verschiedenen Minderheiten in Südsomalia unterstützt wurde.[1]
UnterSiad Barre wurden nach derDürre von 1974–1975 Tausende ehemalige Nomaden im nahegelegenenSablaale angesiedelt, wo weitgehend erfolglos versucht wurde, sie zu Bauern und Fischern umzuschulen. Durch diese Neuzuzüger veränderte sich der Charakter der Stadt. Zu Beginn desBürgerkrieges wurde Baraawe Anfang 1991 durch Truppen Siad Barres auf ihrem Rückzug nach Süden geschädigt, und es folgten Plünderungen und Zerstörungen durch TruppenMohammed Farah Aidids. Ein Großteil der militärisch schwachen alteingesessenen Bevölkerung verließ das Land.[1] Die Brawanesen gelangten vor allem auf dem Seeweg in Flüchtlingslager imkenianischenMombasa. Von dort aus wurden Mitte der 1990er Jahre Tausende in die USA und nach Großbritannien umgesiedelt.[8][9]

Baraawe war 2009 wie weite Teile Südsomalias unter Kontrolle radikaler Islamisten. Am 15. September dieses Jahres wurde bei einem US-Luftangriff in der Nähe der mutmaßliche TerroristSaleh Ali Saleh Nabhan getötet.[10]
In der Nacht vom 4. zum 5. Oktober 2013 attackierte dieUnited States Naval Special Warfare Development Group einen Stützpunkt vonal-Shabaab in Baraawe. Die Operation hatte einen ranghohen Shabaab-Anführer zum Ziel, der in Zusammenhang mit demÜberfall auf das Westgate-Einkaufszentrum stehen soll. Nach einem Feuergefecht zogen sich die Angreifer erfolglos zurück.[11][12] Seit dem 5. Oktober 2014 wird der Ort wieder von Truppen der Zentralregierung und der Afrikanischen Union kontrolliert.[13]
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Mohamed Haji Mukhtar:Barawa. In:Historical Dictionary of Somalia. Scarecrow Press, 2003,ISBN 0-8108-4344-7.
- Mohamed Kassim:Brava. In:Encyclopaedia Aethiopica, Band 1, 2003,ISBN 3-447-04746-1.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑abcdeMohamed Haji Mukhtar:Barawa. In:Historical Dictionary of Somalia. Scarecrow Press, 2003,ISBN 0-8108-4344-7.
- ↑abMohamed Kassim:Brava. In:Encyclopaedia Aethiopica. Band 1, 2003,ISBN 3-447-04746-1
- ↑abAndreas Birken: Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1971. S. 157.
- ↑Andreas Birken: Das Sultanat Zanzibar im 19. Jahrhundert. Stuttgart 1971. S. 158.
- ↑Robecchi-Brichetti, zit. in Catherine Besteman: S. 55.
- ↑Edward A. Alpers:East Africa and the Indian Ocean. 2008,ISBN 978-1-55876-453-8 (S. )
- ↑Alpers 2008 (S. 89)
- ↑Marc-Antoine Pérouse de Montclos:Exodus and reconstruction of identities: Somali „minority refugees“ in Mombasa
- ↑Center for Immigration Studies:Out of Africa – Somali Bantu and the Paradigm Shift in Refugee Resettlement. 2003.
- ↑Tristan McConnell:Top militant Saleh Ali Saleh Nabhan 'killed' in helicopter raid on Somali village. In:Times Online. 15. September 2009.
- ↑Kimberly Dozier, Abdi Guled, Jason Straziuso, Associated Press: US Forces Hit Extremists Behind E. Africa Attacks. ABC News, 5. Oktober 2013, abgerufen am 6. Oktober 2013.
- ↑Nicholas Kulish, Eric Schmitt: U.S. Says Navy SEALs Stage Raid on Somali Militants. The New York Times, 5. Oktober 2013, abgerufen am 5. Oktober 2013.
- ↑Armee in Somalia drängt Shabaab weiter zurück In:Deutsche Welle Online 5. Oktober 2014.