Bar-le-Duc

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springenZur Suche springen
Dieser Artikel beschreibt die französische StadtBar-le-Duc. Zum französischen Mathematiker, Ingenieur und Festungsbaumeister sieheJean Errard de Bar-le-Duc. Zur belgisch/niederländischen Gemeinde, auf Französisch Baerle-Duc genannt, sieheBaarle-Hertog.
Bar-le-Duc
Bar-le-Duc (Frankreich)
Bar-le-Duc (Frankreich)
StaatFrankreich Frankreich
RegionGrand Est
Département (Nr.)Meuse (Präfektur) (55)
ArrondissementBar-le-Duc
KantonBar-le-Duc-1,Bar-le-Duc-2
GemeindeverbandBar-le-Duc Sud Meuse
Koordinaten48° 46′ N,5° 10′ O48.7716666666675.1672222222222Koordinaten:48° 46′ N,5° 10′ O
Höhe175–327 m
Fläche23,62 km²
BürgermeisterMartine Joly
Einwohner14.615(1. Januar 2022)
Bevölkerungsdichte619 Einw./km²
Postleitzahl55000
INSEE-Code55029
Websitehttps://www.barleduc.fr/

DerOrnain in Bar-le-Duc

Vorlage:Infobox Gemeinde in Frankreich/Wartung/abweichendes Wappen in Wikidata

Bar-le-Duc [baʁ lə dyk] ist eineStadt im NordostenFrankreichs mit 14.615 Einwohnern (Stand 1. Januar 2022) imDépartement Meuse in derRegionGrand Est (bis 2015Lothringen).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Stadt erstreckt sich auf einer Fläche von 23,69 Quadratkilometern, liegt innerhalb eines schmalen Tales und wird umschlossen von Wäldern und Weinhügeln. Sie liegt amOrnain, über den zahlreiche Brücken führen und an derBahnstrecke Paris–Strasbourg. Sie wird auch vomRhein-Marne-Kanal erschlossen, der unter Ausnutzung weitererKanäle eine schiffbare Verbindung aus dem Raum Paris bis an denRhein ermöglicht.

Geschichte

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Der Ursprung der Stadt geht auf einegallorömische Siedlung zurück. In der Merowingerzeit wurde ein „Burgum Barri“ genannt, als Hauptort despagus Barrensis. 954 war Bar Sitz desGrafen von Bar und gehörte zumHeiligen Römischen Reich. 1243 erhielt Bar-le-Duc Stadtrechte.

Voie Sacrée, Gedenkstein
Kolorierter Stadtplan von 1617

1301 musste der Graf von Bar seine westlich derMaas liegenden Besitztümer dem französischen König, der auf der Seite seiner Gegner stand, zuLehen auftragen; diese Teile der Grafschaft wurden dann alsBarrois mouvant bezeichnet (mouvant du roi de France = vom König von Frankreich lehensrührig). 1354 wurde die Grafschaft Bar zumHerzogtum erhoben. Das Herzogtum Bar fiel 1485 an dasHerzogtum Lothringen und 1766 anFrankreich.

Eine historische Ansicht der Stadt Bar-le-Duc stammt vonMatthäus Merian dem Älteren.

Nach derFranzösischen Revolution (1789–1799) wurde die StadtHauptort des Départements Meuse und hieß von 1792 bis 1815Bar-sur-Ornain.

Während desErsten Weltkrieges (1914–1918) hatte die Straße von Bar-le-Duc nachVerdun eine große Bedeutung für die französische Armee. Sie war 1916 während derSchlacht um Verdun die einzig verbliebene Verbindung nach Verdun. Die gesamte Versorgung lief über diese Straße. Sie wird seitdem alsVoie Sacrée bezeichnet.

Bar-le-Duc seit 1918

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Am 24. April 1922 hielt der französische MinisterpräsidentRaymond Poincaré in seinem Geburtsort Bar-le-Duc eine viel beachtete Rede als Antwort auf denVertrag von Rapallo. Darin bekräftigte er die französischen Forderungen an dasDeutsche Reich, endlich seinenReparationsverpflichtungen aus demVersailler Vertrag nachzukommen. Er drohte dabei auch bereits eine mögliche Militärintervention Frankreichs an, sollte Deutschland dem nicht nachkommen.[1] Wenige Monate späterbesetzte Frankreich das Ruhrgebiet.

Es gibt relativ wenige Informationen über Bar-le-Duc in derZwischenkriegszeit und der Zeit während des Zweiten Weltkriegs. Wie in vielen anderen Orten Frankreichs wurden auch hier im Herbst 1939feindliche Ausländer – Deutsche und Österreicher –interniert. Wo sich von September 1939 bis Mai 1940 dieses Lager – in der damaligen Terminologie einCentre de Rassemblement des Etrangers (C.R.E., Sammelstelle für Ausländer) – befand, ist nicht bekannt.[2]

Im Juni 1940 besiegte dieWehrmacht die französischen Streitkräfte imWestfeldzug undbesetzte große Teile Frankreichs.
Vielerorts (auch in Bar-le-Duc) wurden französische Soldaten in sogenanntenFrontstammlagern (Frontstalags) interniert. Laut der OrganisationAJPN – Anonymes, Justes et Persécutés durant la Période Nazie dans les Communes de France[3] waren Ende September 1940 etwa 3000 Soldaten in derCaserne Oudinot interniert, von denen 2400 zu den Landwirten in der Umgebung abkommandiert worden seien.[4] Nach der gleichen Quelle befanden sich vergleichbare Einrichtungen imCamp Exelmans,Camp Moncey und in derÉcole Normale. Auf der WebseitePrisonniers de Guerre wird neben demCamp Exelmans auch eine Seifenfabrik als „Frontstalag 240“ erwähnt.[5]

Im Herbst 1940 wurden die Schüler des Gymnasiums von Bar-le-Duc von den Besatzern wegen „provokantem Verhalten“ und entsprechendenGraffiti mit einer zweiwöchigen Schulschließung bestraft. Für Schüler über 16 Jahre wurde Arbeitsdienst angeordnet.[6]

Am 21. Juni 1941 wurde der in Bar-le-Duc wohnende mutmaßliche Kommunist Jules Allaix „aus politischen Gründen“ verhaftet. Er wurde zunächst in der oben erwähntenÉcole Normale interniert und später inCompiègne imTransit- und InternierungslagerRoyallieu. Von dort aus wurde er am 6. Juli 1942 insVernichtungslager Auschwitz deportiert.[6]

1944 wurde die in Bar-le-Duc lebende jüdische Familie Cain verhaftet. Der damals 61-jährige Henri Cain wurde erschossen, seine gleichaltrige Frau Louise am 13. April 1944 über dasSammellager Drancy nach Auschwitz deportiert.[7]

Bevölkerungsentwicklung

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Jahr19621968197519821990199920072019
Einwohner18.34619.15919.28818.47117.54516.94416.00214.625

Städtepartnerschaften

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Die Stadt Bar-le-Duc unterhält Städtepartnerschaften mit den deutschen StädtenWilkau-Haßlau in Sachsen und mitGriesheim in Hessen. Außerdem besteht eine Partnerschaft mit derungarischen StadtGyönk.

Sehenswürdigkeiten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Grabskulptur desRenatus von Oranien-Nassau in der Kirche Saint-Étienne

Die Stadt ist ein Zeugnis der Renaissancearchitektur. Sie enthält zwei historisch interessante Teile: die Unterstadt am FlussOrnain und die Oberstadt auf dem Berghang. In der Unterstadt sind sehenswert unter anderem die KircheNotre-Dame aus dem 12. Jahrhundert, die BrückeNotre-Dame und das Gebäude desCollège Gilles-de-Trèves (1571).

In der Oberstadt sind viele Steinhäuser aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert erhalten. DasSchloss der Herzöge von Bar wurde 1670 weitgehendgeschleift. Das Gelände ist heute ein großer Platz, geschmückt mit Blumenrabatten, Bäumen und Bänken. Direkt daneben befindet sich das Museum (Musée Barrois) in einem Gebäude aus dem 16. Jahrhundert. Die KircheSaint-Étienne (15. Jahrhundert) enthält die berühmte Statue des BildhauersLigier Richier (ca. 1500–1567)Le Transi oder auchDas Skelett genannt. EinTransi ist wie einGisant eine liegende Grabskulptur. Der Verstorbene wird aber im Gegensatz zum Gisant im Zustand der Verwesung dargestellt.

Weitere Sehenswürdigkeiten:

  • PfarrkircheSaint-Antoine, errichtet als Klosterkirche, 14. Jahrhundert
  • Rathaus, errichtet als repräsentatives Wohngebäude, klassizistisch, 1803/1813
  • Schloss Marbeaumont, errichtet als repräsentatives Wohngebäude eines Bankiers, eklektizistisch, 1903/04
Uhrturm
Siehe auch:Liste der Monuments historiques in Bar-le-Duc

Verkehr

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Hochgeschwindigkeitszug des TypsTGV Réseau im Bahnhof Bar-le-Duc (2009)

Bar-le-Duc hat einen am 27. Mai 1851 eröffnetenBahnhof an derBahnstrecke Paris–Strasbourg, die vomPariser BahnhofEmbarcardère de Strasbourg her die Stadt erreichte. Gebaut und betrieben wurde die Strecke von derCompagnie du chemin de fer de Paris à Strasbourg, die 1854 in dieCompagnie des Chemins de fer de l’Est überging. Am 15. November 1851 wurde sie bisCommercy verlängert, ab dem 12. August 1852 konnten die Züge bisStraßburg fahren. Der erste elektrisch betriebene Zug verkehrte am 27. April 1959. Nach der Eröffnung derSchnellfahrstreckeLGV Est européenne im Jahr 2007 halten in Bar-le-Duc nur noch wenigeFernzüge; die Regionalzüge gehören seit 2016 zumTER Grand Est.

Seit 1824 begann im Zentrum der Stadt dieNationalstraßeN 66 von Bar-le-Duc nachSaint-Louis. Deren Abschnitt bisLigny-en-Barrois wurde 1978 zurN 135 umgezeichnet. 1923 wurde die von Bar-le-Duc nachVerdun führendeVoie Sacrée (heutigeDepartementsstraße D 1916) ohne eigene Nummer in das Netz der Nationalstraßen aufgenommen. DieN 394 (1973 zur D 994 abgestuft) endete in, dieN 401 (heute: D 635) führte durch Bar-le-Duc.

Nächste Autobahn ist die nördlich verlaufendeAutoroute A 4 von Paris nach Straßburg. Im Süden von Bar-le-Duc ist in derselben Relation dieN 4 ebenfalls autobahnähnlich ausgebaut.

Kulinarische Spezialitäten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  • La Duchesse, transparente Johannisbeerkonfitüre, deren Beeren mit der Gänsefeder entkernt werden,[8] auch alsKaviar von Bar bezeichnet
  • Le Ducale undLe Renaissance, Schokoladenspezialitäten
  • Johannisbeer- und Rhabarberweine
  • Biere aus Kleinbrauereien

Persönlichkeiten

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Rémy-Isidore Exelmans 1852

Literatur

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

Weblinks

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Commons: Bar-le-Duc – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikisource: Barleduc in der Topographia Palatinatus Rheni (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
  1. Die Kabinette Wirth I und II. Band 2 (Edition "Akten der Reichskanzlei, Weimarer Republik"). Abgerufen am 15. Oktober 2023. 
  2. Fondation pour la mémoire de la déportation: Camp d'Internement Bar-le-Duc
  3. Auf Deutsch:AJPN – Namenlose, Gerechte und Verfolgte während der NS-Zeit in den Gemeinden Frankreichs
  4. AJPN:Caserne Oudinot durant la Seconde Guerre mondiale
  5. Prisonniers de Guerre:Les Frontstalag en France. Auf dieser Webseite ist auch ein kurzes Video eingebunden, in dem Karikaturen einesAk Hardy aus dem Jahr 1940 gezeigt werden, in denen sich der Künstler ironisch mit der Lagersituation in Bar-le-Duc auseinandersetzt. Fotos über die Internierung in der Seifenfabrik gibt es auf der Seite der AJPN:Savonnerie Usine Amos
  6. abAJPN:Département de la Meuse en 1939–1945
  7. AJPN:Bar-le-Duc en 1939–1945
  8. Guides Gallimard (Hrsg.):Lorraine. Gallimard, Paris 2002,ISBN 2-7424-0908-4,S. 66 (französisch). 

Ancerville |Andernay |Aulnois-en-Perthois |Autrécourt-sur-Aire |Bar-le-Duc |Baudonvilliers |Bazincourt-sur-Saulx |Beaulieu-en-Argonne |Beausite |Behonne |Beurey-sur-Saulx |Biencourt-sur-Orge |Brabant-le-Roi |Brauvilliers |Brillon-en-Barrois |Brizeaux |Bure |Chanteraine |Chardogne |Chaumont-sur-Aire |Combles-en-Barrois |Contrisson |Courcelles-sur-Aire |Cousances-les-Forges |Couvertpuis |Couvonges |Culey |Dammarie-sur-Saulx |Érize-la-Brûlée |Érize-la-Petite |Érize-Saint-Dizier |Èvres |Fains-Véel |Foucaucourt-sur-Thabas |Fouchères-aux-Bois |Géry |Givrauval |Guerpont |Haironville |Hévilliers |Ippécourt |Juvigny-en-Perthois |Laheycourt |Laimont |Lavincourt |Lavoye |Le Bouchon-sur-Saulx |Les Hauts-de-Chée |Les Trois-Domaines |Ligny-en-Barrois |Lisle-en-Barrois |L’Isle-en-Rigault |Loisey |Longeaux |Louppy-le-Château |Longeville-en-Barrois |Mandres-en-Barrois |Maulan |Menaucourt |Ménil-sur-Saulx |Mognéville |Montiers-sur-Saulx |Montplonne |Morley |Naives-Rosières |Naix-aux-Forges |Nançois-sur-Ornain |Nant-le-Grand |Nant-le-Petit |Nantois |Nettancourt |Neuville-sur-Ornain |Noyers-Auzécourt |Nubécourt |Pretz-en-Argonne |Raival |Rancourt-sur-Ornain |Rembercourt-Sommaisne |Remennecourt |Resson |Revigny-sur-Ornain |Ribeaucourt |Robert-Espagne |Rumont |Rupt-aux-Nonains |Saint-Amand-sur-Ornain |Salmagne |Saudrupt |Savonnières-devant-Bar |Savonnières-en-Perthois |Seigneulles |Seuil-d’Argonne |Silmont |Sommeilles |Sommelonne |Stainville |Tannois |Trémont-sur-Saulx |Tronville-en-Barrois |Val-d’Ornain |Vassincourt |Vaubecourt |Vavincourt |Velaines |Villers-aux-Vents |Villers-le-Sec |Ville-sur-Saulx |Villotte-devant-Louppy |Waly |Willeroncourt

Normdaten (Geografikum):GND:4080265-6(lobid,OGND,AKS) |LCCN:n83317531 |VIAF:138419570
Abgerufen von „https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bar-le-Duc&oldid=252285948
Kategorien: