Dieser Artikel beschreibt die Landschaft mit dem Eigennamen Banat. Zum Banat als Herrschaftsgebiet eines Bans siehe den ArtikelBan. Zum palästinensischen Regierungskritiker sieheNizar Banat.
Das Banat liegt am Südostrand derungarischen Tiefebene und ist von den FlüssenTheiß im Westen,Donau im Süden und (größtenteils)Marosch im Norden sowie von denSüdkarpaten im Osten begrenzt. Im Nordosten – rechts der Marosch – schließt sich dasArader Gebiet an, welches teilweise zumindest kulturgeographisch auch dem Banat zugeordnet werden kann.
Infolge desVertrags von Trianon wurde das Banat zwischen Rumänien (zwei Drittel), Serbien (knapp ein Drittel) und Ungarn (ein kleiner Zipfel im Nordwesten) aufgeteilt. So trugen oder tragen einige neue Verwaltungsbezirke noch den Namen der Region. Flächenmäßig hatte das historische Banat mit 28.523 km² etwa die Größe Belgiens.
Das rumänische Banat besteht im Westen aus einem Teil desPannonischen Flachlandes („die Heide“), im nordöstlichen Teil aus Hügelland („die Hecke“) und im Südosten aus denKarpaten (Banater Gebirge sowie demPoiana-Ruscă- undRetezat-Gebirge). Der serbische Teil besteht (bis auf das MittelgebirgeVršačke Planine) fast nur aus Flachland. Wirtschaftliches und kulturelles Zentrum ist die GroßstadtTimișoara (deutschTemeswar, auchTemeschwar, veraltetTemeschburg; ungarischTemesvár).
Einige Städte, die historisch nicht Teil des Banats sind, erweiterten sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in diese Region hinein, so dass heute einige Stadtteile im historischen Banat liegen:Arad(Aradu Nou, deutschNeuarad),Belgrad(Palilula) undSzeged (deutschSzegedin)(Újszeged).
Die Herkunft des Wortes ist umstritten. Nach dem Historiker Rudolf Spek[2] versteht man unterBanat (ung.Bánság) im Ungarn des Mittelalters bestimmte Grenzmarken im Süden des Landes, die unter der Verwaltung einesBanus standen, der ähnliche Aufgaben wie die deutschenMarkgrafen zu erfüllen hatte. Die BezeichnungBanus ist kroatischen Ursprungs und geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Die übrigen Banate wie das Bosnische,Matschoer oder Severiner Banat gingen mit der Besetzung Ungarns durch die Türken unter.[3] Nach dem jugoslawischen Romanisten Petar Skok leitet sich Banat vomawarischenFürstentitelBan ab.[4] Andere Historiker leiten das Wort vomtürkischenbajan (Reich, Herrschaft) ab. Gemäß Anton Scherer nannten dieProtobulgaren ihre StatthalterBan;[5] anderen Quellen zufolge nannte sich die bulgarische AristokratieBoil, woraus sich später das slawischeBoljar entwickelte.[6]
Was unter dem Namen (Temescher) Banat verstanden wird, ist niemals ein Banat im eigentlichen Sinne des Wortes gewesen und wurde erst nach demFrieden von Passarowitz 1718 alsBanatus Temesvariensis kurzweg als Banat bezeichnet, während derFriede von Karlowitz 1699 dieses Gebiet noch alsProvincia Temesvariensis umschreibt.[3]
Das Banat im 2. JahrhundertDas Kronland Woiwodschaft Serbien und Temescher Banat (südlich dieBanater Militärgrenze), 19. Jahrhundert
In der Antike war das Banat Teil des KönigreichsDakien und seit Beginn des 2. Jahrhunderts Teil derrömischen ProvinzDacia. Im Süden und Osten entstanden zahlreiche römische Festungen und Städte. Die ortsansässigenDaker wurden vermutlich romanisiert (siehe auch:Dako-romanische Kontinuitätstheorie). Nach dem Rückzug der Römer aus dem Karpatenbogen im Jahr 271 wurde das Banat zu einem der Durchgangsgebiete der Steppennomaden, die in der pannonischen Tiefebene verschiedene aufeinanderfolgende Reiche errichteten, so etwa dieHunnen in der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts. Zeitweise bestanden hier auch Reiche und Siedlungsgebiete derOstgoten und anderergermanischer Stämme.
Ab 553 herrschten dieAwaren für zwei Jahrhunderte über Teile des Banats.[7] Während dieser Zeit siedelten sich auchSlawen in diesem Gebiet an. 790 vertriebKarl der Große die Awaren, wonach diePetschenegen ins Banat zogen. AuchKumanen,Bulgaren undWalachen waren hier ansässig.[8]Ob die Region im 9. Jahrhundert Teil desBulgarischen Reiches war, ist umstritten.[9]
Nach dem Sieg über den walachischen HerrscherAchtum um die Jahrtausendwende wurde das Gebiet vom ersten ungarischen KönigStephan I. insKönigreich Ungarn aufgenommen.[10] 1241 fielen aus dem Norden dieMongolen ein und verwüsteten das Banat. Nach ihrer Vertreibung rief der ungarische KönigBela IV. deutsche Siedler in das entvölkerte Land.[11]
Die Errichtung von Banaten war im 13. Jahrhundert ein zentrales Mittel desKönigreichs Ungarn als Puffer für seine Südflanke in den einst zwischen Byzanz und den Ländern der Stephanskrone gelegenen Gebieten. DieBane waren unmittelbar dem ungarischen König unterstellt. Banate bestanden im bosnischenUsora,Tuzla,Macva bis zumBanat von Severin in der westlichen Walachei.[12]
1338 zogen dichte Schwärme vonWanderheuschrecken über das Land und vernichteten die Vegetation in der Region, so dass im darauffolgenden Jahr eine Hungersnot ausbrach. Danach folgte einErdbeben, und 1340 brach diePest aus, was zahlreiche Opfer forderte.
Da dasOsmanische Reich immer mehr das christliche Europa bedrohte, ernannte KönigWładysław III. (Polen und Ungarn) 1441Johann Hunyadi zumTemescherComes undKapitän von Belgrad, welcher 1443 die Osmanen bis nachSofia zurückschlug. Im gleichen Jahr wurde das Banat erneut von einem verheerenden Erdbeben erschüttert.
Nach dem Sieg über Ungarn in der erstenSchlacht bei Mohács (1526) eroberten die Osmanen 1552 das damalige Temesvár.[13] Das Banat wurde im gleichen Jahr alsEyâlet von Temesvár ins Osmanische Reich eingegliedert. Seit dem 16. Jahrhundert war das Banat hauptsächlich vonRaizen (Serben) undWalachen bevölkert, die sich 1594 gegen die osmanische Herrschaft erhoben. Mit der Einnahme der Festung Temesvár durchEugen von Savoyen 1716 endete die türkische Oberhoheit über das Banat. Das Banat wurde 1718 (Friede von Passarowitz) – fast zwanzig Jahre später als Ungarn – österreichisch und bekam den NamenTemescher Banat.
Die von einem Infanteriebataillon während desTürkenkrieges 1736–1739 in die Festung Temeswar aus dem Osten eingeschleppte Pest verbreitete sich 1738/1739 schnell im ganzen Banat und hinterließ Tausende von Toten.[15]
Die Banater Republik, 1918Dreiteilung des Banats, 1919–1923Stempelmarken der deutschen Zivil-Verwaltung im serbischen Banat 1941
Während des sich abzeichnenden Zusammenbruchs derDonaumonarchie imErsten Weltkrieg erhobenMagyaren, Kroaten, Rumänen und Serben Anspruch auf das Banat. Die Deutschen beschränkten sich auf Zugeständnisse zur völligen Gleichberechtigung mit den anderen Nationen, sollten später jedoch das Zünglein an der Waage spielen. Magyaren und Kroaten beriefen sich auf historische Rechte in Anlehnung an die alten Grenzen des Stephan- bzw. Tomislavreiches. Rumänen sowie Serben beriefen sich auf ihre dort bereits lebenden Volkszugehörigen oder einfach auf das Recht der Sieger. Rumänien war zuvor im Bündnisvertrag mit der Entente vom 17. August 1916 als Preis für den Kriegseintritt unter anderem das gesamte ungeteilte Banat zugesprochen worden.[16]
Zwischen dem 1. und dem 15. November 1918 bestand dieBanater Republik. Die Banater Republik (rumänischRepublica bănățeană,serbischBanatska republika, Банатска република,ungarischBánáti köztársaság) wurde am 1. November 1918 in Temeswar ausgerufen. Sie galt als Versuch, nach dem ZusammenbruchÖsterreich-Ungarns das multiethnische Banat vor der Teilung zwischenUngarn,Serbien undRumänien zu bewahren.
Um die Entscheidung der Friedenskonferenz vorwegzunehmen und ihren territorialen Anspruch geltend zu machen, besetzten serbische Truppen am 19. November 1918 Temeswar und große Teile des Banats. Von Seiten Rumäniens wurde beim Obersten Rat in Paris schärfster Protest und Androhung eines Krieges angemeldet mit dem Ergebnis, dass die serbischen Truppen das Banat wieder verlassen mussten und vorübergehend durch französische Soldaten ersetzt wurden. Am 3. August 1919, nur einige Tage nach dem Rückzug der serbischen und französischen Truppen aus dem Banat, marschierten die rumänischen Truppen, angeführt von Oberst Virgil Economu, in Temeswar ein.[17]
Die Zerschlagung Ungarns und die daraus resultierende Teilung des Banats wurden imVertrag von Trianon vom 4. Juni 1920 beschlossen. Der rumänische VertreterIon I. C. Brătianu pochte auf Erfüllung des Bündnisvertrages und darauf gestützt die Überlassung des gesamten Banats an Rumänien, konnte sich jedoch gegen den französischen Kompromissvorschlag nicht durchsetzen. Demnach fiel Torontál als serbischer Teil des Banats zu Jugoslawien und Temes und Krassó-Szörény (Caras Severin) zu Rumänien. Die Grenzen innerhalb dieser damals noch nicht offiziell existierenden Wojwodina (Szerb Vajdaság és Temesi Bánság) wurden noch von den Ungarn selbst gezogen. Das Banat selbst war vorher bereits von den Ungarn in drei Komitate unterteilt: Torontál, Temes und Krassó-Szörény. 18.945 km² gingen an Rumänien, 9307 km² an das Königreich Jugoslawien, und 271 km² verblieben bei Ungarn.[18]
DerVertrag von Sèvres diente anschließend nur noch der abschließenden Bestätigung, wobei der territoriale Neuerwerb Rumäniens und Jugoslawiens durch die Türkei anerkannt wurde, dem letztlich auch die USA zustimmten (diese hatten vorher dem Trianon-Vertrag wegen Rumäniens nicht zugestimmt).
Mit der Belgrader Konvention vom 24. November 1923 erfolgte eine Grenzbereinigung durch den Austausch einiger Gemeinden. Modosch (serbisch:Jaša Tomić) undParjan kamen zu Jugoslawien. Hatzfeld, (rumänisch:Jimbolia) mit einer 75-prozentigen deutschen Mehrheit ging an Rumänien, ebenso Großscham (Jamu Mare), Tschene (Cenei) und Neuburg (Uivar).
Teilweise noch vor der Ankunft deutscher Truppen wurden kleinere Einheiten der jugoslawischen Armee, Gendarmerie- und Polizeiposten von halb-militärischen Einheiten aus den Reihen der Volksdeutschen entwaffnet. Der Einmarsch deutscher Truppen wurde von Plünderungen, willkürlichen Verhaftungen und der Erschießung und Vertreibung von Serben und Juden begleitet.[21] Die Banater Juden Serbiens wurden im August 1941 in Konzentrationslager deportiert und das serbische Banat fürjudenfrei erklärt.[22] Der „Judenbesitz“ wurde größtenteils an die deutsche und ungarische Minderheit im serbischen Teil des Banats verkauft.[23] Bis Ende 1943 entfielen 80 Prozent derarisierten Vermögensobjekte auf Volks- oderReichsdeutsche. Die Treuhandverwaltung setzte zur Weiterführung jüdischer Betriebe kommissarische Leiter aus den Reihen der Volksdeutschen ein.[24][25]
Im rumänischen Teil des Banats gab der rumänische StaatsführerMarschallIon Antonescu am 17. August 1942 seine Einwilligung zur Deportation von Juden ausArad,Timișoara undTurda.[26] 2833 Personen wurden darauf bis 1943 aus Timișoara verschleppt.[27][28] Ursprünglich sollten die Juden insVernichtungslager Belzec verbracht werden, jedoch hob Antonescu am 11. Oktober 1942 den Befehl auf.[29] Jüdisches Eigentum wurde hier vor allem an Rumänen verpachtet.[30] Die „Entjudung“ vollzog sich hier unter dem BegriffRumänisierung.[31]
Vormarsch der Roten Armee zwischen dem 19. August und dem 31. Dezember 1944
DerKönigliche Staatsstreich am 23. August 1944 traf die Führung der deutschen Volksgruppe unvorbereitet. Die örtlichen Funktionäre mahnten zur Ruhe und rieten von Flucht ab; man sprach von bevorstehendem deutschen Entsatz und vertröstete die deutsche Bevölkerung noch beim Abrücken der deutschen Garnisonen auf einen baldigen Gegenstoß. Die in Timișoara stationierten deutschen Truppen, die im Laufe des 25. August abzogen, nahmen in kleinerem Umfang deutsche Volkszugehörige, die sich oft völlig unvorbereitet und ohne Gepäck zur Flucht entschlossen hatten, auf ihren Fahrzeugen mit. Die danach aus dem serbischen Banat angreifende4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division unterSS-BrigadeführerFritz Schmedes stieß beiderseits Timișoaras bereits auf sowjetische Truppen und konnte die Stadt nicht mehr einnehmen.[32]
Rumänien erklärte am 7. September 1944 Ungarn den Krieg. Am 12. September 1944 erfolgte eine deutsch-ungarische Gegenoffensive in Richtung Arad und Timișoara,[33] die unter Mitwirkung der rumänischenDivizia 9 Cavalerie Română und demRegimentul 13 Călărași zurückgeschlagen wurde.[34] An diesem Tag rückte auch dieRote Armee in Timișoara ein.[35]
Die deutscheKampfgruppe Behrens arbeitete auf eineEvakuierung der deutschen Bevölkerung hin. Unmittelbar nach dem Eindringen der deutschen Truppen wurde in den banat-schwäbischen Gemeinden östlich Timișoaras zur Evakuierung aufgerufen, so dass sich erste Wagenkolonnen mit Flüchtlingen deutscher Volkszugehörigkeit am 15., 16. und 17. September in Marsch setzten. Einige Gemeinden um Timișoara flüchteten komplett in aus Pferdegespannen und Traktoren bestehendenTrecks durch das serbische Banat überKikinda undRudolfsgnad nach Ungarn. Es wird angenommen, dass die Zahl der evakuiertenBanater Schwaben aus der Gegend um Timișoara höher war als die vomHauptamt Volksdeutsche Mittelstelle damals genannten 12.500 Personen.[32]
Nach dem Ende der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte deutsche Volksgruppe inKollektivschuld für die Gräueltaten an derserbischen Bevölkerung verantwortlich gemacht. So verschwand die deutsche Minderheit im serbischen Westbanat (358.604 Personen in der Vojvodina laut Volkszählung 1931, sieheDonauschwaben) unmittelbar nach dem Krieg durchFlucht, Verschleppung in russischeZwangsarbeit,Ermordung,Vertreibung undAbwanderung fast vollständig.
Auch im rumänischen Banat erfolgte eine vorübergehende Entrechtung und Totalenteignung der deutschen Minderheit sowie die zeitweiligeVerschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion. Zwischen 1951 und 1956 erfolgte dieDeportation in die Bărăgan-Steppe, von der über 40.000 Banater betroffen waren, davon etwa ein Viertel mit deutscher Volkszugehörigkeit.
Im Gegensatz zum damalsjugoslawischen (heute serbischen) Westbanat fand hier allerdings keine systematische Vertreibung statt. So konnten die Banater Schwaben inRumänien ihre Identität und in geringstem Maße ihren Besitz auch nach derEnteignung in Rumänien 1945 wahren.[36] Zudem kam es zurVerschleppung von Rumäniendeutschen in die Sowjetunion, wo sie Zwangsarbeit leisten mussten. Die großen Auswanderungswellen der 1980er und 1990er Jahre ließ die Zahl der Deutschen im Banat auf eine verschwindend kleine Minderheit zurückgehen. Allerdings weisen vor allem in der Umgebung von Timișoara noch Ortsnamen wieAltringen,Bethausen,Gottlob,Johannisfeld,Lenauheim,Liebling,Nitzkydorf,Gherman oderFreidorf auf die deutsch geprägte Vergangenheit der Region hin.
DieRumänische Revolution, die zum Sturz desCeausescu-Regimes und zur Demokratie führte, nahm 1989 in der Banater Großstadt Timișoara ihren Anfang.
Die Bevölkerungsstruktur war in allen Teilen des Banats bis 1944 noch sehr gemischt. Im 18. Jahrhundert – nach dem Ende derTürkenkriege – wurden durch die österreichische Krone vorwiegend katholische, in der Mehrzahl deutsche Siedler zu den hier lebendenSerben,Rumänen undUngarn angesiedelt. Diese Einwanderer, die später alsDonauschwaben bezeichnet wurden, waren hauptsächlichLothringer,Pfälzer,Schwaben,Bayern,Hessen undElsässer. Es gab aber auch eine kleine Anzahl vonFranzosen,Kroaten,Bulgaren (siehe auch:Banater Bulgarisch),Italienern undSpaniern,Slowaken,Russinen undArmeniern. In der Nähe desEisernen Tores im südlichen Banat gibt es bis heute einigeBanater Tschechen und einige nahezu rein kroatische Dörfer. Im Banat gab es viele Dörfer und Städte mit einer absoluten oder relativen deutschen Mehrheit. InTimișoara (deutschTemeswar, Temeschburg) waren bis zumZweiten Weltkrieg die Deutschen die zahlenmäßig stärkste ethnische Gruppe. Zu den dort gesprochenen Dialekten zählten Rheinfränkisch aus dem Odenwald, Moselfränkisch aus der Gegend von Trier, Nordbairisch, Mittelbairisch und Hochalemannisch.[37]
Nach der letzten Volkszählung des Kaiserreiches im Jahre 1913 hatte das Temescher Banat 500.835 Einwohner. Die größte Volksgruppe stellten die Rumänen mit fast 170.000 Bewohnern, gefolgt von den Deutschen (166.000), den Ungarn (80.000) und den Serben (70.000).[38]
Nach 1944 verdoppelte sich im Vergleich zu 1930 die Anzahl der Juden durch den Zuzug von Überlebenden aus den LagernTransnistriens auf rund 14.000 Personen, die größtenteils in Timișoara und Lugoj lebten. Ein Drittel hiervon war mittellos und wurde nach 1944 vomJoint Distribution Committee unterstützt. DasJüdische Demokratische Komitee bemühte sich um Umschulungen zu Tätigkeiten im produzierenden Gewerbe, jedoch wanderten viele Juden nicht zuletzt aufgrund der in den rumänischen Fabriken verlangten Samstagsarbeit aus Rumänien aus. Die jüdischen Gemeinden wurden politisch umorganisiert und standen seit 1949 vollkommen unter staatlicher Kontrolle.[39]
Im serbischen Banat galt die Aussiedlung der nach dem Zweiten Weltkrieg entrechtetenSerbiendeutschen[40] bis Ende der 1960er Jahre als weitgehend abgeschlossen,[41]Montenegriner sowie Serben aus Bosnien und Zentralserbien zogen nach. In den 1990er Jahren kamen noch serbische Flüchtlinge ausKroatien,Bosnien-Herzegowina undKosovo hinzu. Im rumänischen Banat sind an die Stelle der ausgewandertenBanater Schwaben zahlreiche Siedler aus anderen TeilenRumäniens nachgerückt, vorwiegend Rumänen, aber auch sehr vieleSzekler undRoma.
Das Zusammenleben der Bevölkerungsgruppen im Banat ist traditionell gut.[42] Die ethnischen Konflikte der Vergangenheit sind mittlerweile abgeklungen. Für einen Einwohner des Banats ist es auch heute nicht ungewöhnlich, zwei oder drei Sprachen zu beherrschen. VieleLehnwörter wurden zudem lokal unter den Sprachen ausgetauscht. So ist es im Bereich der Stadt Lugoj beispielsweise nicht unüblich, im täglichen Sprachgebrauch das WortBigleis fürBügeleisen zu verwenden.
Es gibt auch einBanat auf demErdmond. ImMare Imbrium, zwischen demKrater Copernicus im Süden und dem kleinenKrater Pytheas im Norden liegen dieMontes Carpatus mit einigen vorspringenden Bergspitzen. Der nördlichste Vorsprung heißtBanat Promontory (englisch fürBanater Vorgebirge).[43]
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