| Wappen | Deutschlandkarte | |
|---|---|---|
| Basisdaten | ||
| Koordinaten: | 50° 45′ N,8° 30′ O50.758.5297Koordinaten:50° 45′ N,8° 30′ O | |
| Bundesland: | Hessen | |
| Regierungsbezirk: | Gießen | |
| Landkreis: | Marburg-Biedenkopf | |
| Höhe: | 297 m ü. NHN | |
| Fläche: | 39,85 km² | |
| Einwohner: | 7933 (31. Dez. 2024)[1] | |
| Bevölkerungsdichte: | 199 Einwohner je km² | |
| Postleitzahl: | 35080 | |
| Vorwahlen: | 02776,06464Vorlage:Infobox Gemeinde in Deutschland/Wartung/Vorwahl enthält Text | |
| Kfz-Kennzeichen: | MR, BID | |
| Gemeindeschlüssel: | 06 5 34 003 | |
| LOCODE: | DE BD6 | |
| Gemeindegliederung: | 8Ortsteile | |
| Adresse der Gemeindeverwaltung: | Herborner Str. 1 35080 Bad Endbach | |
| Website: | bad-endbach.de | |
| Bürgermeisterin: | Erika Weber (CDU) | |
| Lage der Gemeinde Bad Endbach im Landkreis Marburg-Biedenkopf | ||
Bad Endbach (mundartlichImbach) ist eineGroßgemeinde im Westen desmittelhessischenLandkreises Marburg-Biedenkopf, im Südwesten desHessischen Hinterlandes. Die Gemeinde in ihrer heutigen Form alsGroßgemeinde entstand 1971–1974 im Zuge derHessischen Gebietsreform. Namensgebend ist der Ortsteil „Endbach“, dem heutigen Hauptort und Verwaltungssitz.
Bad Endbach liegt 20 Kilometer westlich vonMarburg, 15 Kilometer östlich vonDillenburg und 22 Kilometer nördlich vonWetzlar.
Der Ort ist alsKneipp-Heilbad[2] anerkannt und mit der „Lahn-Dill-Bergland-Therme“ auch einThermalbad. Die Gemeinde hat damitzwei Bad-Prädikate.
Bad Endbach liegt eingebettet in dasGladenbacher Bergland imNaturpark Lahn-Dill-Bergland (Mitglied). Seine Umgebung wird geprägt durch die bewaldete Hügellandschaft, die leicht gewellten „Bottenhorner Hochflächen“ im Norden (im Mittel500 m ü. NN) und das sich nach Osten öffnende Tal am Oberlauf derSalzböde. Südlich am oberen Salzbödetal liegt der Höhenzug des Naturraums „Zollbuche“.

Großräumig betrachtet ist die Landschaft, in der Bad Endbach liegt, Teil der Südost-Abdachung desRheinischen Schiefergebirges und bildet den Übergang zum Buntsandsteingebiet derWesthessischen Senke, an der Nahtstelle verschiedener Naturräume vonGladenbacher Bergland,Schelderwald,Zollbuche undBottenhorner Hochflächen in einer Mittelgebirgslandschaft.


Die Bottenhorner Hochflächen stellen eine der geologisch ältesten Landoberflächen desRheinischen Schiefergebirges dar. Kleinräumig zählt das nördliche Gemeindegebiet zur Südabdachung der Bottenhorner Hochflächen, einer im Mittel 500 m ü. NN gelegenen Hochebene, die Teil des erdgeschichtlich uraltenAngelburg-Massivs im Schelderwald ist. Das war eine ehemals weitaus höhere Einzelerhebung (Schollenhebung) aus demTertiär, die im Verlauf der Erdgeschichte bis auf die heutige maximale Höhe von 609 m (Angelburg) abgetragen wurde.[3]
Die Bottenhorner Hochflächen sind Quellgebiet und Wasserscheide zugleich. Hier entspringen neben vielen kleineren Wasserläufen die größeren Bäche (im Uhrzeigersinn, beginnend im Westen):Schelde (mündet in dieDill),Gansbach (mündet in die Perf),Perf,Dautphe,Allna,Salzböde (münden in dieLahn) undSiegbach (mündet in die Aar/Dill). Sie lösen die Höhenrücken mit ihren Kegeln, Kuppen und Tälern in einzelne Siedlungsräume auf.
Ein südlicher Ausläufer der Bottenhorner Hochflächen am Oberlauf der Salzböde ist der nach einem historischen Wegkreuz „Zollbuche“ benannte HöhenzugZollbuche mit dem Plateau der „Endbacher Platte“.
Der Siedlungsraum der Gemeinde Bad Endbach am Oberlauf derSalzböde und deren Quellgebiet ist nicht nur naturräumlich, sondern auch aus historischer Sicht als zusammengehörig anzusehen. Umrahmt wird er von Bergen, die die 500-m-Marke und mehr erreichen.[4]
Die Gemeindegebiete vonHartenrod, Endbach und des OrtsteilesHütte erstrecken sich entlang dem Bach Salzböde, der in der Gemarkung Schlierbach entspringt.Bottenhorn,Hülshof undDernbach (Bad Endbach) liegen auf der Bottenhorner Hochfläche,Schlierbach (Bad Endbach) undWommelshausen liegen nördlich links der Salzböde jeweils in einem Talkessel in der Südabdachung der Hochfläche.Günterod liegt rechts der Salzböde, auf dem südöstlichen Höhenzug „Zollbuche“, demGünteroder-Sattel.
Der BergHiemerk (357 m) im Südosten des Gemeindegebietes zwischenWommelshausen-Hütte undWeidenhausen liegt wie ein Riegel mitten im Salzbödetal und schließt an der Nahtstelle dreier Naturräume das „Obere Salzbödetal“ nach Osten zumUnteren Salzbödetal kulissenartig ab. Hier im Salzbödetal, östlich vom OrtsteilHütte, kurz vor demHiemerk (Fln.) liegt auch der tiefste Geländepunkt der Gemeinde mit 268 m.
Die höchsten Erhebungen im Gemeindegebiet sind, im Uhrzeigersinn im Westen beginnend:Hirschhohl 502,4 m;Steiger 542,8 m;Würgeloh 563,9 m (höchste Erhebung im Gemeindegebiet);Schindeberg 553,2 m;Schnei 541,2 m;Freie-Berg 528,1 m;Kreuz-Berg 532,8 m;Hils-Berg 525,9 m;Scheid 538,9 m (hier steht ein Trinkwasserhochbehälter);Schweinskopf 519,2 m;Ebersberg (im Zentrum des Gemeindegebietes) 507,8 m,Grüner Stein 527,2 m (nordöstlich Dernbach) und südlich derSalzböde:Endbacher Platte 467,1 m; westlich davonohne Namen 487,7 m;Mell-Berg 472,1 m;Kissel-Berg 439,1 m;Schönscheid 490,2 m und der 250 m nordöstlich davon entferntenamenlose Gipfel 498,0 m.
Bad Endbach hat einen großenWaldbestand, 42,9 % (1702 ha) des Gemeindegebietes (3964 ha) sind derzeit mit Wald bedeckt, mit leicht zunehmender Tendenz.[5] Der Wald reicht nahe an die Siedlungen heran und umschließt die einzelnen Ortsteile.
Der OrtsteilHülshof liegt auf 495 m,Bottenhorn auf 485 m undDernbach auf 470 m (alle drei Ortslagen Bottenhorner Hochflächen);Günterod auf 410 m (auf dem Zollbuche-Höhenzug),Schlierbach auf 370 m,Wommelshausen auf 350 m,Hartenrod auf 335 m,Endbach auf 300 m und Wommelshausen-Hütte auf 285 m im Salzbödetal (Höhenangaben beziehen sich jeweils auf die Ortsmitte).
Nachbargemeinden der Gemeinde Bad Endbach sind im Uhrzeigersinn im Norden beginnend: die GemeindenAngelburg,Steffenberg undDautphetal, im Osten die StadtGladenbach, alle imLandkreis Marburg-Biedenkopf. Im Süden grenzt die GemeindeBischoffen an und im Westen die GemeindeSiegbach; beide gehören zumLahn-Dill-Kreis.


Die Ausdehnung des Gemeindegebietes wird im Wesentlichen bestimmt von den „Mittelhessischen Landheegen“[6] (siehe auchLandwehr), der „Innen“- und der „Außenheege“, die vor 700 bzw. vor ca. 650 Jahren von den hessischen Landgrafen angelegt wurden. Das von den Heegen umschlossene Gebiet, innerhalb dessen heute noch alle Ortsteile liegen, mit Ausnahme von Günterod, das 1443 hinzukam, entsprach ehemals dem Verwaltungsbezirk „Obergericht“ desAmtes Blankenstein (Gladenbach). Er war deckungsgleich mit demKirchspiel Hartenrod. Dieser ehemalige Verwaltungsbezirk hat sich über 675 Jahre lang unverändert erhalten und bildet heute die Großgemeinde Bad Endbach.[7]
Die Grenze im Nordosten der Gemeinde Bad Endbach ist deckungsgleich mit der Ost-Grenze von Bottenhorn, die sich an der Trasse derhochmittelalterlichenHeerstraße orientiert, die auf dem Bergkamm (Wasserscheide) zwischen Bottenhorn undHolzhausen (Dautphetal) verläuft.
Die „Heerstraße“ zweigte auf derHaus (Flurname) von derAntwerpen-Lüttich-Aachen-Köln-Leipziger Fernhandelsstraße (auchBrabanter Straße genannt) ab und zog nordwärts, entlang der Wasserscheide zwischenPerf undDautphe (Fluss) weiter in RichtungSackpfeife. Ihre Fortsetzung führte von dort nach Norden auf einer alten Fernweg-Trasse überPaderborn bis nachBremen.
Ab der Gemarkung Dernbachs folgt die Ostgrenze dem Verlauf der „Innenheege“, dieLandgraf Heinrich I. zwischen 1297 und 1307 anlegen ließ. Ab der Gemeindegrenze zwischen den Gemarkungen Wommelshausen undWeidenhausen (Gladenbach) (amHiemerk, Fln.) weicht der Grenzverlauf von derInnenheege ab und zieht ab der Salzböde über dieHessen (Flurname) bis zur „Endbacher Platte“. Dieser Verlauf der Ostgrenze war gleichzeitig auch die Grenze zwischen den Verwaltungsbezirken „Obergericht“ und „Untergericht“ des ehemaligen „Amtes Blankenstein“ und zugleich Grenze zwischen den beidenKirchspielenHartenrod undGladenbach. Heute ist dies die Grenze zwischenBad Endbach undGladenbach.
Die Ostgrenze ist auch eineMundartscheide (z. B. Hink (westl.) / Huink (östl.) für „Honig“, Emer/Äimer für „Eimer“, Läder/Lädder für „Leiter“) und war auch eineTrachtengrenze z. B. bei der ehemaligen weiblichen Kopfbedeckung, und zwar zwischen der „Dellmutsche“ (westl.) und „Schneppekapp“ (östl.) (sieheHinterländer Trachten).
Der Verlauf der Nordwest-, der West- und der Südgrenze orientiert sich an der Trasse der zwischen 1359 und 1374 unterLandgraf Heinrich II. errichteten „Außenheege“. Sie begann im Norden auf demKreuzberg bei Bottenhorn entlang den Gemarkungsgrenzen zwischen Bottenhorn,Steinperf undGönnern, verlief dann weiter auf derWasserscheide Aar/Salzböde über dieEndbacher Platte bis kurz vor die „Zollbuche“ (bei derHeul-Eiche). Günterod lag südlich außerhalb derAußenheege, in derGrafschaft Solms.
Die Nord- und die Nordost-Grenze der Gemarkung Günterod entsprach dem Verlauf derAußenheege. Günterod gehörte von 1354 bis 1443 den „Herren von und zu Dernbach“ und wurde erst danach in dasObergericht desAmtes Blankenstein integriert.
Seit der Eingliederung Günterods bildete dessen Westgrenze zusammen mit den westlichen Grenzen der Gemeinden Hartenrod und Schlierbach die ehemalige Landesgrenze zwischenHessen-Darmstadt undNassau, später die Kreisgrenze zwischen demDillkreis und demKreis Biedenkopf. Heute ist dies die Westgrenze von Bad Endbach und zugleich auch die Grenze zwischen dem neuenLandkreis Marburg-Biedenkopf und demLahn-Dill-Kreis.

Geologisch gehört das Siedlungsgebiet der Gemeinde Bad Endbach zum Ostteil desRheinischen Schiefergebirges, das hier im sogenanntenHessischenSynklinorium seinen kompliziertesten Aufbau hat, bei dem sich verschiedene Einheiten unterscheiden lassen.
ImTertiär wurde das Schiefergebirge eingeebnet. Die heutigen Flussnetze entwickelten sich durch Einschneiden in die alten Verebnungen. Aus dieser Zeit blieben alte Landoberflächen erhalten, vor allem bei Bottenhorn (Bottenhorner Hochflächen) und westlich davon, sowie beiHolzhausen/Hünstein undWeidenhausen (Gladenbach). Sie gehören somit zu der geologischältesten Landoberflächengeneration im „Rheinischen Schiefergebirge.“
Drei große geologische Baueinheiten, dieDillmulde, dieHörre-Zone und dieLahnmulde, sind durch weitreichende Störungen voneinander getrennt. DieHörre-Nordrand-Überschiebung grenzt Dillmulde und Hörre gegeneinander ab, dieWeidbacher Überschiebung Hörre gegenüber Lahnmulde. Über lange Zeiträume durchliefen Dill- und Lahnmulde einerseits sowie Hörre andererseits verschiedene Sedimentationsentwicklungen, was sich in derfaziellen Ausbildung dokumentiert.
Das Gemeindegebiet von Bad Endbach liegt in der stark gegliederten Südwestflanke derDillmulde, die an dieHörre-Zone grenzt. Dieses Gebiet ist durch zahlreicheÜberschiebungen undtektonische Schuppen gekennzeichnet. Die Gesteine der Hörre sind ebenso wie die der weiter südlich bei Wetzlar und Gießen aufgeschlossenenGießener Decke verglichen mit denen der Dill- und Lahnmulde von stark abweichender Ausbildung. Eine ortsfremde Entstehung der gesamten Hörre und die Überschiebung alstektonische Decke über mehrere Zehner Kilometer auf die Dill- und Lahnmulde wird diskutiert.[8][9][10]
Die Gesteine des Gemeindegebietes stammen aus demDevon undKarbon. Es sind überwiegendSchiefer,Sandsteine,Grauwacken,Kalksteine,Tonsteine,Kieselschiefer undDiabase(Hinterländer Grünstein). Mineralhaltige Thermalwässer, die im Mittel- und Oberdevon aufstiegen, führten zu Erzablagerungen in den Spalten und Klüften des Diabas und des karbonischen Kulmschiefers (siehe hierzu „Bergbau und Hüttenwesen“ imLahn-Dill-Gebiet). Es finden sich darüber hinaus hier ungewöhnlich viele Erze und mineralische Stoffe:Eisen,Kupfer,Nickel,Mangan,Blei,Silber,Zink,Malachit und in Spuren:Titan,Vanadium,Kobalt,Chrom sowie Schwerspat (Baryt), Kalkstein, Diabas und Schiefer.
Bad Endbach selbst liegt in der so genannten „Endbacher Schuppe“, die aus Schiefern desMitteldevons,Oberdevons und vulkanischen Gesteinen desUnterkarbons(Deckdiabas) zusammen mit Schiefern (Kulmtonschiefer) und Grauwacken (Kulmgrauwacken) besteht. Im Verein mit den mitteldevonischen Schiefern treten Gesteine aus dem Unterdevon auf. Ähnliche Gesteine beiGünterod wurden als untermeerische Rutschmassen aus dem Gebiet der Lahnmulde interpretiert.[11] Die Ortsteile Hartenrod, Schlierbach, Hülshof und Bottenhorn liegen im Gebiet der „Eiternhöll-Schuppe“ (Oberdevon, Unterkarbon in Kulm-Fazies), die durch einen Streifen Diabas und Kulmtonschiefer mit den Ortsteilen Wommelshausen und Dernbach von der Endbacher Schuppe getrennt sind.
Der Bergbau hat in der Region und im Gemeindegebiet eine lange Tradition und dürfte bis in die Frühzeit zurückreichen. Es ist davon auszugehen, dass keltische und germanische Volksstämme das in dieser Gegend in schmalen Spalten des Deckdiabas vorkommendeHämatit (über 70 % Eisen, z. B. im Steinbruch beiRachelshausen) bereits für ihre Waffenherstellung nutzten. Bergbau wurde über das gesamte Mittelalter bis in die jüngste Vergangenheit hinein betrieben.
Von der mittelalterlichen Eisenerzverarbeitung im oberen Salzbödetal zeugen Waldschmieden, dieRoteisenstein undRaseneisenerz verarbeiteten u. a. diespätmittelalterlichenHüttenwerke beim OrtsteilHütte[12] der Gemeinde Wommelshausen und beiWeidenhausen (Gladenbach)[13] (Standort:Waldmühle).
Im ca. 1,5 km südöstlich vom Hauptort Wommelshausen liegenden Ortsteil Hütte wird 1496 eineWaldschmiede genannt und 1499 ein „Schyluckemoller uss der moelen uff der schmytten“.[14] Der ehemalige Standort des Hüttenwerkes, heutigeHüttner-Mühle an der Einmündung derDernbach in dieSalzböde, ist durch Schlackenfunde belegt. Die verarbeiteten Erze kamen aus Wommelshausen, Endbach, Bottenhorn und Dernbach. Die Eisenhütte bestand etwa ab der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Ende des 16. / Anfang des 17. Jahrhunderts.
Vermutlich wurde das Werk aufgegeben, weil der Preis für Stabeisen zu dieser Zeit rapide fiel und außerdem die Holzkohle vor Ort durch Übernutzung der Waldungen knapp wurde. Um eine Tonne Eisen zu erzeugen, benötigte man vier Tonnen Holzkohle, für die ca. die achtfache Menge Holz verkohlt werden musste. Etwa 8000 m² gut bestückterNiederwald waren dafür abzuholzen. Die Landesherrschaft sah sich dadurch gezwungen, kleinere Eisenschmelzen zu schließen und die Produktion an wenigen Stellen zu konzentrieren, in der Nähe großer Wälder. Das Erz wurde zum Holz gebracht.
Bereits 1660 wurde Eisenerz aus Wommelshausen zur Aufrechterhaltung des Hüttenbetriebes zur „Bieberhütte“ beiRodheim-Bieber gefahren.[15] DieHüttner-Hütte bestand demnach zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Aus der kleinen Ansiedlung der Hüttenarbeiter entstand der Ortsteil „Hütte“ der Gemeinde Wommelshausen.
Als dieHüttner-Hütte geschlossen wurde, mussten die Einwohner von Bottenhorner ab 1668/1677 Erz zurLudwigshütte bei Biedenkopf bringen. Eine Aufstellung aus dieser Zeit belegt, welche Gemeinde wie viel Eisenerz zur Ludwigshütte „gegen billigmäßige Entlohnung“ zu fahren hatte: Bottenhorn 126 Maß, Günterod 102 Maß, Endbach 100 Maß, Hartenrod 91 Maß, Schlierbach 45 Maß und Wommelshausen 85 Maß.[16]
Als Transportmittel für die Eisensteine dienten hölzerne, eisenbereifte Kastenwagen und als Zugtiere Fahrochsen bzw. Fahrkühe. Der Weg, gerechnet ab Mitte heutige Gemeinde Bad Endbach, war c. a. 22 bis 24 km lang, bergauf und bergab, die Straßen schlecht und ausgefahren. Die Zugtiere mussten unterwegs gefüttert und getränkt werden; es mussten Ruhezeiten für dasWiederkäuen und die Nachtruhe eingehalten werden. Eine solche Fahrt (Hin- und Rückweg) dauerte daher länger als einen Tag und eine Nacht.
Das Protokoll einer Möllerung (Hochofenfüllung) der Ludwigshütte aus dem Jahre 1849 führt unter anderem z. B. auch sechs Karren Eisensteine ausDernbach auf.
Welchen Umfang und welche Bedeutung der Bergbau einst im heutigen Gemeindegebiet hatte, verdeutlicht die nachstehende Zusammenstellung. Genannt sind nur namentlich bekannte Erzförderstätten. Von den übrigen zahlreichen namenlosen Fundstellen aus dem frühen und hohen Mittelalter zeugen heute nur noch zugefallene Stollenmundlöcher, Gruben und Halden[17] sowie Endsilben inFlurnamen wie etwa-kaute oder-griww = Grube.
Ab 1674 bis 1878 wurde in der GrubeGrüner Baum in HartenrodKupfer- undBleierz gefördert; amEisenberg grub man von 1775 bis 1830 nachEisen, Kupfer,Nickel,Zink undMalachit. Hessen ließ ab 1733 fünf neue Bergwerke imObergericht desAmtes Blankenstein (heutiges Gemeindegebiet) anlegen, davon zwei in Hartenrod und eins in Wommelshausen. Ab 1783 förderte man aus derJakobsgrube Kupfererz und von 1800 bis 1846 aus den GrubenHirschhohl undHolde Eintracht Kupfer- und Zinkerz. In dieser Zeit bestand auch eineBronzegießerei in Hartenrod.

Eine weit ins Mittelalter zurückreichende Bergbaugeschichte hat Wommelshausen vorzuweisen, wie die einstigeWommelshäuser Hütte (15./16. Jh.) belegt. Die zahlreichen Flurnamen mit der Endung-griww (Grube) deuten darauf hin. Roteisenstein tritt heute noch an vielen Stellen zutage. Ab 1654 wurde der Eisenerzbergbau wieder verstärkt betrieben. 1733 ließ der Landgraf eine hier neue Grube anlegen (Lage und Name nicht bekannt). Mündlich überliefert sind mehrere ehemalige Abbaustellen. Namentlich bekannt sind aber nur die GrubenRuremark undRainborn.
In Dernbach reicht die Eisenerzförderung weit zurück ins Mittelalter, zum Beispiel die Gruben in der GemarkungRuremark (Rote Mark) oberhalb derHintermühle direkt an der Gemarkungsgrenze Dernbach/Wommelshausen, die bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ausgebeutet wurden. In den 1930er Jahren unternahm man hier Versuche, den Abbau wieder aufzunehmen, was aber misslang.
In Günterod wurdeAm Schönscheid ab 1775 nach Kupfer und Blei und im 19. Jahrhundert auch nachSchwerspat gegraben. Von 1977 bis 1982 ließ dieBundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe AufschlussbohrungenAm Schönscheid auf Schwerspat, Kupfer undSilber durchführen. Der sinkende Metallpreis verhinderte einen Ausbau.
In der Bottenhorner GrubeVersöhnung baute man 1845Eisen-,Kupfer- undNickelerze ab, 1858 wurde amKreuzberg nachRoteisenstein geschürft und 1870 einSchwerspatvorkommen aufgefahren, das man 1956 nochmals mit demBarbara-Schacht aktivierte.
In zwei Stollen „am Brühl“, am westlichen Fuß desRäschert (Flurname), im Ortsteil Wommelshausen-Hütte wurde ab 1865/66Nickelerz undKupfererz abgebaut, aber wegen des geringen Ertrags nach wenigen Jahren wieder eingestellt.
Der Mitte des 19. Jahrhunderts in Betrieb genommene StollenElisabeth (östlich von Dernbach) erbrachte Eisenerz undSchwerspat. In den 1920er Jahren teufte man nordöstlich von Dernbach den SchachtGermania ab, aus dem ebenfallsSpat gefördert wurde.
Bereits 1828 hatte manSchwerspat / (Baryt) entdeckt, konnte aber damit zunächst nichts anfangen. Erst ab 1884 nahm die GrubeBismarck nordwestlich von Hartenrod die Förderung von Schwerspat und Kupfer auf. Diese Grube blieb bis 1957 in Betrieb. In der angeschlossenen Spatmühle wurde auch der Spat aus der unmittelbar an der Grenze (Gemeinde Wallenfels imSchelderwald) gelegenen GrubeKoppe verarbeitet. Grube und Mühle waren von 1925 bis 1943 mit einer Seilbahn verbunden.[18] Das Schwerspatvorkommen in Hartenrod war eines der bedeutendsten in Deutschland und gab zeitweise bis zu 180 Beschäftigten Arbeit und Brot.
Alle vorstehend in der Aufstellung genannten Vorkommen sind aus wirtschaftlicher Sicht heute nicht mehr abbauwürdig.
Als die Erzförderung auslief, stellte der Abbau vonDiabas in Steinbrüchen, besonders der Varietät „Paläopikrit“, seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Alternative zum ortsnahen Broterwerb dar. Diese Diabas-Varietät ist unter dem NamenHinterländer Grünstein bekannt. Sie besteht hauptsächlich aus den MineralienOlivin undAugit. Von den ehemaligen kleineren und mittleren Steinbruchbetrieben in Günterod, Schlierbach und Wommelshausen findet man nur noch die Aufschlüsse und die Abraumhalden. Die ehemals größeren Steinbrüche in Dernbach, Bottenhorn und Wommelshausen haben tiefe Narben in der Landschaft hinterlassen und sie partiell stark verändert.
Der 1902 aufgefahrene große Steinbruch „Hahnkopf“ ist heute noch in Betrieb. Er liegt auf zwei Gemarkungen; der eigentliche Steinbruch in der Gemarkung Wommelshausen und die Verwaltung mit dem Brecher und den Betonmischanlagen in der Gemarkung Hartenrod. Der GrenzbachHülsbach trennt die beiden Betriebsteile. Der älteste Teil des Steinbruchgeländes auf dem Wommelshäuser Gemeindegebiet wurde inzwischen mit Müll, Bauschutt und Abraum aufgefüllt.
Das Lahn-Dill-Gebiet und mit ihm das Gebiet um Bad Endbach liegt am Westrand der europäischenGrabenbruchzone, die alsMittelmeer-Mjösen-Zone an derRhone-Mündung beginnt und sich durch denOberrheingraben, dieWesthessische Senke und Norddeutschland (Lüneburg, Gorleben) bis Norwegen hinzieht. Nahezu alle bedeutenden deutschen Mineralwasservorkommen (Förderanlagen) sind in diesem Umfeld zu finden. Von Süden her zieht durch den Oberrheingraben über Wiesbaden,Selters, Neuselters/Biskirchen, Löhnberg ein tiefer unterirdischerChlorid-Wasserstrom (Tiefenwasservorkommen) nach Norden in RichtungDillmulde,Hörre-Zone,Salzböde,Lahnmulde. Wo er endet, ist nicht bekannt.
Satellitenaufnahmen zeigen im oberen Salzbödetal deutlich jüngere geologische Störungszonen/Verwerfungen, die sich für Thermal- und/oder Mineralwasserbohrungen anbieten. Aufgrund des geothermischen Gradienten (geothermische Tiefenstufe), d. h. Zunahme der Temperatur von 3 °C pro 100 mTiefe, ist bei einer Durchschnittstemperatur von 7 °C im Mittel im Raum Endbach in 1000 Meter Tiefe eine Temperatur von 37 °C zu erwarten. Das ist die Grundlage für dieThermalwasserbohrung in Bad Endbach, die 2002 mit einer Endteufe von 975 m bis auf eine wahre Tiefe von 951 m niedergebracht wurde. Nach Durchteufung von Metavulkaniklastiten derGivet-Stufe tritt unterhalb von 921 m in das Bohrlochhochsalinares, 33 °C warmes Wasser ein, das seit 2009 als Thermalwasser genutzt wird.[19]
Im Gemeindegebiet vonSchlierbach (Bad Endbach), nördlich von Hartenrod, entspringt in denSalzwiesen dieSalzböde, an deren Oberlauf die GemeindeBad Endbach liegt.
Großklimatisch gehört der Raum Bad Endbach zum Klimagrenzbezirk zwischen Südwestdeutschland, Nordwestdeutschland und westlichem Mitteldeutschland, wobei die maritime Klimakomponente Nordwestdeutschlands etwas vorherrschend ist.
Landschaftsklimatisch gehört Bad Endbach eindeutig zumWesterwaldklima, was hauptsächlich in dem reichlichen Niederschlag von fast 890 mm (langjähriges Jahresmittel) zum Ausdruck kommt. Das Gemeindegebiet kann zu den niederschlagsreichen Regionen gerechnet werden. Es weist einen Wasserhaushaltsüberschuss auf. Andererseits macht sich anhaltende Trockenheit bei der dünnenKrume schnell nachteilig bemerkbar. Die meisten Niederschläge fallen im Juni/Juli und November/Dezember.
An 40 bis 50 Tagen kann mit Schneefall gerechnet werden. Eine geschlossene Schneedecke kann 60 Tage in Hülshof und Bottenhorn bis 90 Tage liegen. In Hartenrod gibt es daher auch einenSkihang mitLift undFlutlichtanlage. Auf derBottenhorner Hochfläche wird im Winter regelmäßig eine anspruchsvolleLoipe gespurt.
Es herrschen milde Winter und warme Sommer vor. Für die im Kerngebiet liegenden Ortsteile Endbach, Hartenrod, Schlierbach und Wommelshausen einschließlich Hütte gilt Folgendes: Die mittlere Tiefsttemperatur ist im Januar mit etwa −1,2 °C angegeben, wobei Schwankungen zwischen +3,6 °C und −8,0 °C je nach Strenge des Winters auftreten können. Im April beträgt die Mitteltemperatur +6,1 °C, im Juli +15,0 °C und im Jahresdurchschnitt +7,0 °C. Als mittlere Jahresschwankung errechnen sich +16,5 °C. Für die Ortschaften Günterod, Dernbach, Hülshof und Bottenhorn gelten andere Daten. Das zeigt sich auch an der in Hülshof und Bottenhorn ca. 10 bis 14 Tage später einsetzenden Obst- und Getreidereife im Vergleich zu den tiefer gelegenen Ortsteilen.
In den höher gelegenen Ortsteilen Bottenhorn, Hülshof, Dernbach, Günterod und Wommelshausen spielen gegenüber den etwas anfälligeren Ortsteilen im Salzbödetal (Endbach, Hütte und Hartenrod) belastende Schwüle und anhaltender Nebel praktisch keine Rolle. Winterliche Kaltluft aus dem Osten trifft sie nahezu ungehindert; allerdings ist ihr Abfluss stets gewährleistet, so dass sie nicht stagnieren kann.[20]
Vom 27. bis 28. Mai 1826 wurden Bottenhorn und Schlierbach von einem Starkregenereignis mit katastrophalem Ausmaß heimgesucht. Drei schwere Gewitter entluden sich am 27. und zwei weitere am 28. Mai mit Schwerpunkt Bottenhorn mit Auswirkungen bis Wallenfels und besonders Schlierbach. In Bottenhorn wurde das Vieh auf umliegende Berge getrieben, trotzdem ertranken 7 Kühe. Das Dorf stand Meter hoch unter Wasser. Ähnlich erging es den Schlierbachern, hier fielen noch eiergroße Hagelkörner; alle Anwesen standen unter Wasser und im Schlamm, 5 Schweine und eine Kuh ertranken. Beide Dörfer waren danach total verwüstet, der Ackerboden abgeschwemmt. Das Unwetter hatte auch Auswirkungen auf die umliegenden Dörfer (Wommelshausen, Hartenrod und Endbach) in Form von starken Abschwemmungen, Schlammablagerungen und Schluchtenriße im Gelände.[21]
Als Erinnerung an diese Katastrophe wurde in Bottenhorn noch jahrzehntelang ein Gedenkgottesdienst abgehalten.
Am Abend des 17. September 2006 fielen im Gemeindegebiet Bad Endbach in wenigen Stunden über 100 mm Regen (langjähriges Jahresmittel: 890 mm) und ließenSalzböde,Endebach und die anderen Nebenbäche über ihre Ufer steigen. Bei diesem bis dahin schwersten Unwetter (seit 1826 in Schlierbach und Bottenhorn) in der Geschichte der Gemeinde liefen innerhalb weniger Minuten die Keller der in Ufernähe stehenden Häuser voll.
Am schlimmsten traf es das Gebiet rings um den Bad Endbacher Kurpark. Hier staute sich das Wasser vor dem schmalen Durchlass unter der Herborner Straße. Binnen weniger Minuten stiegen die Fluten auf rund 1,60 Meter an. Die Wassermassen zerstörten das Sicherheitsglas der Fenster im Erdgeschoss des Kur- und Bürgerhauses, verwüsteten u. a. das Archiv und eine Gaststätte.
DerOrkan Kyrill entwurzelte bzw. zerstörte am 18. und 19. Januar 2007 flächenhaft zahlreiche Nadelbaumwaldungen, insbesondere in den privaten und gemeindeeigenen Waldungen auf denBottenhorner Hochflächen. Auch Buchenwaldungen wurden stark verwüstet, z. B. im Staatswald östlich des Dernbacher Sportplatzes.
Die Vorgeschichte von Bad Endbach setzt man an mit den ältesten aufgefundenen Spuren menschlicher Tätigkeit. Im oberen Salzbödetal reichen die für uns erkennbaren Anfänge menschlicher Kultur bis in dieSteinzeit zurück. Man fand in der Gemarkung Hartenrod nach 1920 eigentümlich bearbeiteteFeuersteine aus demNeolithikum, die vielleicht als Waffen (Keulen,Faustkeile, Steinmesser und Speerspitzen) oder Ackerbaugeräte verwendet wurden. Auch an anderen Stellen der Gemarkung fand man Steingeräte für die Jagd und den Ackerbau, unter anderem zwei Kilogramm schwere Feuersteine, die als Pflugschar gedient haben könnten.
Westlich vonBottenhorn (ca. 2,4 km) und (ca. 1,6 km) nordöstlich vonDernbach auf einem kleinen Hügel im Wald (Hinweis auf einem Stein am Forstweg) befinden sich deutliche Reste einesGaleriegrabes/Steinkistengrabes und nördlich vonHülshof am Rand eines kleinen Wäldchens ca. 40 m östlich der L 3049, an einem Feldweg liegen Seiten- und Deckensteine eines zerstörtenGroßsteingrabes/Megalithgrabes.[22] Beide Objekte wurden archäologisch bisher noch nicht untersucht.[23]
Bei Ausschachtungsarbeiten für die Wasserleitung inGünterod fand man ein Steinbeil (Jadebeil) ausJadeit, das derJungsteinzeit (5300 bis 3000 v. Chr.) zugerechnet wird. Dieses Beil ist ein für den hiesigen Raum äußerst seltenes Fundstück und war ehemals sicherlich ein Prestige- oder Kultsymbol. Neolithisch genutzte Brüche vonJadeit liegen mehrere hundert Kilometer weit von Günterod entfernt in den Westalpen, amMonte Viso und amMonte Beigua.
In der GemarkungWommelshausen wurden auf einem Acker auf derÄwwelt (Flurname) ein etwa neun Zentimeter langesTrapezbeil aus demNeolithikum gefunden.
InEndbach wurde 1952 an der Straße nach Hartenrod (ehem. Gärtnerei Debus) eine Grube mit Vorratsgefäßen aus derLa-Tène-Zeit angeschnitten.
Eine große Überraschung und ein bedeutender Fund für die Heimatgeschichte war die steinerne Hälfte einer am Schaftloch zerbrochenenDoppelaxt ausDiorit, eine sogenannteAmazonenaxt – wohl ein Statussymbol mit kultischer Bedeutung. Sie wurde bei Ausschachtungsarbeiten 1973 inWommelshausen im Neubaugebietam Gewenn (Flurname) entdeckt.[24][25] Diese Doppelaxt aus dem frühen dritten Jahrtausend v. Chr. (Jungneolithikum,Trichterbecherkultur,Megalithgräber,Hünengräber) ist der südlichste Fund einer mit Rillen verzierten Steinaxt und das einzige Exemplar in Hessen. Eine ähnlich gearbeitete, unzerbrochene doppelschneidige Axt fand man als Beigabe in einem Einzelgrab in Wertle/Emmeln Krs.Meppen.[26]
Diese vorgenannten wenigen Einzelfunde lassen jedoch nicht unbedingt auf eine dauerhafte frühe Besiedlung schließen. Aufgrund der Lage in der Südabdachung der Bottenhorner Hochflächen und seinerGeomorphologie war das obereSalzbödetal nicht siedlungsunfreundlich. Der Wald- und Wasserreichtum und von Nord nach Süd verlaufende Seitentäler mit ihren sonnigen Randlagen boten möglichen Siedlungsplätzen ausreichend Schutz sowohl gegen den nasskalten Westwind als auch gegen den trockenen Nord- und Ostwind. Auch auf der Hochfläche bei Hülshof und Bottenhorn (Bottenhorner Hochflächen) gab es ideale Lagen für Wohnplätze. Konkrete Hinweise auf vorgeschichtliche Siedlungsplätze fehlen hier bisher, mit Ausnahme der jüngstenhallstattzeitlichen Funde bei Endbach.
Um 700/600 v. Chr. wurden dasLahn-Dill-Gebiet und dasRothaargebirge von Süden (z. B.Dünsberg) und Südosten (z. B. Kirchain-Niedernwald[27] undAmöneburg) her vonKelten besiedelt.[28] Anreiz waren sicherlich die hier leicht zu erschließenden Erzlagerstätten (Eisen und Kupfer) mit nutzbarer Qualität. Damit entstanden während der Spät-Hallstattzeit auch erste feste Wohnplätze.[29][30] Zahlreiche Orts-, Fluss- und Bergnamen lassen sich auf diese Siedler zurückführen, zum Beispiel die Namen mit den Endungen-lar (Wetzlar, Weimar),-phe (Lasphe, Banfe),-a (Laisa, Eifa) oder dieLahn und die BächePerf undDautphe sowie die Endungen-merk und-merich in Flurnamen, die für „Berg“ bzw. Berghang stehen.
Zu den frühgeschichtlichen Siedlungsplätzen in der näheren Umgebung werden vor allem die nachstehendenHöhensiedlungen gezählt:Dünsberg,Angelburg (Berg),Daubhaus,Ringwall Hünstein,Ringwall Eisenköpfe,Ringwallburg Heunstein, sowie vermutet auf dem „Burgberg“ beiSteinperf (teilw. zerstört durch Steinbruch) und dem „Kisselberg“ beiGünterod.
Im OrtsteilEndbach fand man bei Ausschachtungsarbeiten in den Jahren 2020/21 für eine neue Wohnbebauung am „Sonnenhang“ auf dem Gelände einer ehemaligen Gärtnerei deutliche Spuren von einem frühgeschichtlichen Wohnplatz, der ausgegraben und archäologisch untersucht wurde. Gefunden wurdenhallstattzeitliche Siedlungsspuren (Eisenzeit, 7./6. Jh. v. Chr.) und Überreste einerEisenerzverhüttung.[31]
In den Jahrzehnten vor und nach Christi Geburt wanderten aus Nordost und Ost elbgermanische Volksgruppen (Sueben?) nachMittelhessen ein und wurden hier ansässig.
Zur gleichen Zeit versuchten die Römer, den Raum vom Rhein bis zur Elbe unter ihre Herrschaft zu bringen. Dabei drangen sie, die alten Fernwege nutzend, auch in mittelhessisches Gebiet ein und bauten Militärlager, z. B. beiNiederweimar undDorlar, und begannen mit dem Bau einer Stadt bei Waldgirmes (sieheRömisches Forum Lahnau-Waldgirmes), wie jüngste Ausgrabungen belegen. Diese Anlagen verfielen nach dem Jahre 9 n. Chr., vermutlich als Folge der katastrophalen Niederlage der Römer gegen die Germanen in der Schlacht imTeutoburger Wald.
Welche Volksgruppe bis zur Zeit der Völkerwanderung hier siedelte, lässt sich nicht mehr genau feststellen, am wahrscheinlichsten ist einekeltisch-germanische Mischbevölkerung, die dem Stamm derChatten zugerechnet werden kann. Während derVölkerwanderungszeit scheint der Raum nicht völlig entsiedelt worden zu sein, große Teile dieser Bevölkerung blieben in denSiedlungskammern wohnen, wurden zur Stammbevölkerung und wahrten damit auch die sprachliche Kontinuität.
Iro-schottische Wander-Mönche (Iroschottische Mission) hatten bereits seit Beginn des 7. Jahrhunderts unter denChatten missioniert und erste Stützpunkte und damit Kirchen im mittelhessischen Raum und Thüringen gegründet.Bonifatius baute bei seiner Mission auf dieser iro-schottischen Organisation auf und reformierte sie nach römischem Vorbild. Er war eher Kirchenreformer als Missionar.
Es wirkte also bereits eine, in Konkurrenz zur Römischen Kirche stehende,iro-schottische Kirchenorganisation im hessischen und thüringischen Raum, als Bonifatius hier auftrat. Nachgewiesene Spuren und Zentren dieser vorbonifatischen Mission ab der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts in Hessen finden sich inBüraburg,Hersfeld,Kesterburg,Amöneburg,Wetter,Schotten, demGießener Becken und derWetterau.
In vorreformatorischer Zeit verlief durch das heutige Gemeindegebiet die Grenze zwischen zwei Bistümern,Trier undMainz. Endbach und Günterod gehörten vor 1350 zur MutterkircheAltenkirchen (Hohenahr), Archipresbyterat Wetzlar, ArchidiakonatDietkirchen an der Lahn und somit zumBistum Trier. Beide Orte waren ehemals Bestandteil der GrafschaftSolms.[32] Zum Bistum Mainz gehörten mit seiner Mutterkirche (St. Martin) inGladenbach: Hartenrod, Schlierbach, Bottenhorn, Dernbach und Wommelshausen, ArchidiakonatSt. Stephan (Mainz) in Mainz.
Die ehemalige Bistumsgrenze verlief entlang den Gemeindegrenzen zwischen Günterod und Hartenrod (über den BergSchönscheid > Scheide = Grenze), Endbach und Hartenrod sowie Endbach und Wommelshausen. Zwischen Wommelshausen und Endbach verlief sie überWade (Warte) undMud-scherd (abgeleitet von Scheide = Grenze oder Scheideweg).
Die Einteilung und Grenzen der damaligen Kirchenorganisation haben sich teilweise bis heute erhalten. Sie lassen sich auch manchenorts rekonstruieren wenn man sich an den alten kirchlichen Zuständigkeiten, wieArchidiakonatsgrenzen undBistumsgrenzen zwischen Mainz und Trier orientiert, die auch das heutige Gemeindegebiet betrafen. Weitere Hinweise geben die Grenzen der ehemaligenPfarrbezirke derUrpfarreien, derMutterkirchen.
DiePfarrei Hartenrod mit Hartenrod, Schlierbach, Endbach, Bottenhorn, (Dernbach?) und Wommelshausen gehörte ehemals zur Mutterkirche St. Martin in Gladenbach. Der erste bekannte Pfarrer der Pfarrei Hartenrod war „Peter von Buchenau“, der 1367 genannt wird. Die Abspaltung von der Pfarrei Gladenbach muss erst wenige Jahre zuvor erfolgt sein und hing vermutlich zusammen mit der Bildung des neuen VerwaltungsbezirkesObergericht desAmtes Blankenstein als Folge derDernbacher Fehde. Dies geschah im Verlaufe der endgültigen Grenzfestlegung im Westen mit der Grafschaft Nassau nach 1352. DiePfarrei Hartenrod (das Kirchspiel Hartenrod) und der VerwaltungsbezirkObergericht des Amtes Blankenstein waren seitdem deckungsgleich.
Hülshof gehörte von 1284 bis 1463 demKloster Altenberg bei Wetzlar und Günterod kam erst 1605 zur Pfarrei Hartenrod.
Für Bottenhorn und Dernbach wird auch eine ehemalige Zugehörigkeit zur PfarreiObereisenhausen diskutiert.
Diefrühmittelalterliche Besiedlung bestand aus Einzelhöfen, Hofgruppen, Streusiedlungen inWeilerform, als offene lockere Hofbebauung. Viele Orte des SiedlungsraumesObere Salzböde existierten bereits im 8. Jahrhundert. Die heutigen‑hausen-Orte im südlichen Hinterland, wieRachelshausen,Runzhausen,Römershausen (Gladenbach),Erdhausen,Weidenhausen undWommelshausen, dürften während derfränkischen Kolonisation, in der Zeit von 600 bis 800 n. Chr., entstanden sein.Endbach,Schlierbach (Bad Endbach) undHülshof (ehemals Hulsbach) sind in der gleichen Zeit anzusetzen.Bottenhorn[33] ist vermutlich der älteste Siedlungsplatz der Gemeinde, währendDernbach (Bad Endbach) erst mit dem Burgbau ab 1350 als Siedlung zu nennen ist.
Die ältesten erhalten gebliebenen urkundlichen Erwähnungen von Orten des oberen Salzbödetales weisen in das 13. und 14. Jahrhundert. Urkunden sind rein zufällig erhaltene Belege von Rechtsgeschäften und sagen nichts über das wirkliche Alter einer Siedlung aus.
Die „Rode-Orte“,Eisemroth,Günterod undHartenrod sind alsRodesiedlungen einer Ausbauperiode gegen Ende des ersten Jahrtausends zuzurechnen. Sie entstanden vermutlich während des „Mittelalteroptimums“ (Mittelalterliche Warmzeit), als in der Zeit nach 900 n. Chr. bis etwa Ende des 13. Jahrhunderts eine Warmperiode zu verzeichnen war. Die Bevölkerung wuchs rasch; sie musste ernährt werden. Neue Acker- und Siedlungsflächen wurden dringend benötigt. Dafür rodete man Waldflächen in bisher unwirtlichen Mittelgebirgsregionen.[34] Auf diesen Rodungsflächen entstanden neue Siedlungen, die Rode-Orte.
Bereits im 7. Jahrhundert wurde das Gebiet als Bestandteil desLahngaus fest in denfränkischen Staatsverband integriert. Als KönigKonrad I. aus dem salisch-fränkischen Geschlecht der Konradiner 918 in Weilburg starb, erbte sein Bruder HerzogEberhard seinen Besitz in und um Weilburg. Nach dessen Tod 939 (kinderlos) fielen seine umfangreichen Besitzungen an den Kaiser als Reichsgut. Die sächsischen Kaiser verschenkten es im Laufe des 10. Jh. nach und nach an dasBistum Worms und dasWalpurgisstift Weilburg. Dazu gehörten auch Ländereien und hoheitliche Rechte als Streubesitz im Gebiet an der oberen Lahn (u. a. imPerfgau) und im angrenzenden Dill-Gebiet. Die Ausübung der Gerichtsbarkeit und den militärischen Schutz in diesen Gebieten übertrugen die Bischöfe denGrafen von Nassau, nachweisbar ab 1195.
Ob der Raum an der oberen Salzböde um 1200 bereits schon vollumfänglich zumHundertschaftsbezirk bzw.CentGladenbach (später Amt Blankenstein), zur „UntergrafschaftRuchesloh“ (Gerichtssitz: südöstlich vonOberweimar) gehörte, ist unklar. Inhaber der GrafschaftRuchesloh waren dieHerren vonMerenberg mit Sitz aufBurg Gleiberg. 1325 konnte die Landgrafschaft Hessen die Gerichtsrechte von den Merenbergern erwerben[35]. Lennartz[36] verweist hier auf noch bestehende wormsische Lehen und Rechte.
Im ehemaligen Verwaltungsbezirk desAmtes Blankenstein und den angrenzenden Gebieten hatten das Bistum Worms (Hochstift Worms) und auch dasWalpurgisstift in Weilburg als Reichsstift umfangreichen Besitz (u. a. Vogtei- und Gerichtsrechte), den dieGrafen von Nassau als Vögte des Domstiftes Worms verwalteten. Den gesamten Vogteibesitz überließ ihnen das Domstift Mitte des 13. Jh. als Pfandbesitz, den sie 1294 ganz erwerben konnten. DieGrafen von Nassau hatten auch Streubesitz innerhalb derGrafschaft Ruchesloh. Sie gründeten ihren Einfluss und ihre Macht auf Eigenbesitz, Lehen und Vogteirechte.
DieLandgrafen von Thüringen (Hessen) erbten durch Heirat den Besitz und die Rechte derGrafen Giso (Gisonen) und damit auch dieLehnshoheit vom Reich über weite Teile eines Gebietes, das vomBurgwald bis zumWesterwald reichte und das somit auch den Bereich der Gemeinde Bad Endbach umfasste. Dadurch wurden die Landgrafen auch die Oberlehnsherren derGrafen von Nassau. Die späteren Streitigkeiten mit dem aufstrebenden Grafenhaus, das vom Bischof in Mainz unterstützt wurde, waren damit vorprogrammiert.
Es gelang den späterenLandgrafen von Hessen erst in einem langen und zähen Ringen mit denGrafen von Nassau, bekannt als „Hundertjährige Dernbacher Fehde“ (ca. 1230 bis 1336), das Hinterland, insbesondere dasAmt Blankenstein mit seinen beiden Verwaltungsbezirken „Obergericht“ und „Untergericht“, endgültig für Hessen zu gewinnen.
Im Verlauf der „Dernbacher Fehde“ war als Abwehr gegen das Vordringen der Grafen von Nassau dieInnenheege, ein 30 bis 50 Meter breiten undurchdringlichen Gehölzstreifen (sieheMittelhessische Landheegen), bereits 1297 bis 1307 von Hessen angelegt worden. Nach dem Ende der Fehde, als das neu gewonnene Gebiet zu Hessen gekommen war, wurde es durch dieAußenheege (1359 bis 1374) im Westen gegen Nassau abgesichert. Zwischen den beiden Heegen entstand danach dasObergericht mit dem Vorort Hartenrod. Die ältere Innenheege trennte das BlankensteinerUntergericht vomObergericht. Seitdem ist die Außenheege, ehemals Landesgrenze zwischen Hessen und Nassau, die heutige Westgrenze der Gemeinde Bad Endbach und zugleich auch die Kreisgrenze zwischen demLahn-Dill-Kreis und demLandkreis Marburg-Biedenkopf.
Das Rittergeschlecht derHerren von Dernbach[37], welches die Hauptlast des langen Kampfes getragen hatte, musste nach dem Ende der Fehden auf alle seine umfangreichen Rechte und Besitzungen in derHerborner Mark und seinen StammsitzBurg Alt-Dernbach westlich von Herbornseelbach verzichten und an die Grafen von Nassau verkaufen, allerdings zu einem für damalige Verhältnisse stolzen Preis. Mit Unterstützung derHerren von Bicken und des hessischen Landgrafen bauten sie dieBurg Neu-Dernbach nördlich von Wommelshausen, die sie dem Landgrafen zuLehen auftrugen und der sie ihnen 1350 wieder zurück verlehnte.
Die Burg „Neu-Dernbach“ war vorgesehen zur Absicherung derBurg Blankenstein gegen die Grafschaft Nassau und sollte das nach der Fehde neu gewonnene Gebiet am Oberlauf der Salzböde, das späterObergericht genannte Verwaltungsgebiet desAmtes Blankenstein, absichern und gleichzeitig die nördlich auf denBottenhorner Hochflächen verlaufende bedeutende Fernhandelsstraße, dieBrabanter Straße im Auftrag der Hessischen Landgrafen überwachen und schützen.
Der Burgberg und mit ihm die gesamte neue Gemarkung Dernbach wurden aus der Gemarkung vonWommelshausen herausgeschnitten. Wommelshausen bekam als Ausgleich vom Landgrafen dafür im Süden ein Teilgebiet (Flurname:die Hessen) der aufgelassenen OrtschaftSeibertshausen.[38]
Infolge von Fehden (Dernbacher Fehde) verlagerte sich der Fernhandel von derBrabanter Straße im Verlauf des 14. und 15. Jahrhunderts immer mehr auf eine neue südliche Trasse imAartal. DieBurg Neu-Dernbach verlor damit ihre strategische Bedeutung, wurde nicht mehr ausreichend unterhalten und verfiel nach und nach.
Das Amt Blankenstein entstand nach dem Ende derDernbacher Fehde (1336) und war unterteilt in zwei Verwaltungsbezirke, und zwar in „Obergericht“ und „Untergericht“. Der Verwaltungsbezirk „Obergericht“ (Gerichtsbezirk) desAmtes Blankenstein mit dem VorortHartenrod bedeutete nicht höheres Gericht; das ist eine rein geografische Bezeichnung. Der Bezirk lag von Gladenbach (Amtssitz) aus gesehen am Oberlauf der Salzböde, also weiteroben und wurde somit Obergericht genannt. Die Grenzen verliefen entlang dermittelhessische Landheegen[39], dieInnenheege war die Ostgrenze des Obergerichtes und dieAußenheege dessen Westgrenze. Günterod kam erst 1443 offiziell dazu und hatte bis dahin den Herrenvon und zu Dernbnach gehört.
Der ehemalige Verwaltungs-GerichtsbezirkObergericht ist bis heute erhalten geblieben und ist deckungsgleich mit der heutigen Gemeinde Bad Endbach.
Das „Untergericht“ lag am Unterlauf der Salzböde, alsounten und umfasst heute das Gebiet der heutigen StadtGladenbach. Die Unterscheidung zwischen Ober- und Untergericht gibt es auch anderenorts, z. B. imBreidenbacher Grund.
Ober- und Untergericht entsprachen auch den ehemaligenKirchspielenHartenrod undGladenbach.
Auf eine gemäßigte Klimaperiode bis Anfang des 10. Jahrhunderts folgte ein äußerst fruchtbares Klimaoptimum (Mittelalterliche Warmzeit), das bis Ende des 13. Jahrhunderts anhielt.Weinanbau soll hinauf bis in den Raum Kassel betrieben worden sein.
Im Jahr 1186 fiel sogar der Winter aus, die Obstbäume blühten im Januar und das Obst wurde im Mai geerntet, wie „Wigand Gerstenberg“ in seiner Chronik berichtet.[40]
Die Bevölkerung nahm rasch zu, Siedlungen breiteten sich aus, neueRodesiedlungen (Günterod,Hartenrod,Eisemroth) wurden in bisher unbesiedelten Mittelgebirgsregionen gegründet. Außerdem musste man, damit die Bewohner ernährt werden konnten,Rodungszungen und -inseln in Waldungen anlegen (z. B.Rödern > Flurname, zwischen Wommelshausen und Römershausen), um zusätzliches Ackerland und Wiesen zu gewinnen.[41]
Ab 1306 verschlechterte sich das Klima dramatisch. Es begann die „Kleine Eiszeit“, die bis etwa Mitte des 19. Jahrhunderts dauerte. Es wurde kälter und es regnete viel. 1306, 1315, 1316, 1342 und 1352 waren sehr nasse Jahre. DieJahrtausendflut 1342,Magdalenenhochwasser genannt,[42] war ein extremes Hochwasser, das in ganz Europa die Zerstörung von kompletten Siedlungen und Bodenabschwemmungen großen Ausmaßes verursachte, stellenweise bis auf die Steinverwitterungsschicht an den Berghängen, mit schluchtartigen Eintiefungen an Berghängen,Schluchtenrisse genannt, die auch heute noch in der Umgebung des Gemeindegebietes sichtbar sind. Auch Wüstungen werden mit diesem Ereignis in Verbindung gebracht, wie z. B.Seibertshausen undUnter-/Nieder-Wommelshausen.
Die langen Winter und die kurzen Sommer verkürzten die Vegetationsperiode, Nahrungsmittel wurden knapp. Hungersnöte waren die Folge, Epidemien brachen aus, die Bevölkerung konnte sich nicht mehr ausreichend ernähren. Die Fehden der Grafen und Ritter (u. a. dieDernbacher Fehde) dezimierten sie zusätzlich, bei denen auch die Wohngebäude und Stallungen zerstört und die Felder verwüstet wurden. Die zurückkehrendenKreuzritter schleppten um 1350 diePest (siehe auchGeschichte der Pest) ein, welche die geschwächte Bevölkerung dahinraffte. Bis Mitte des 14. Jahrhunderts starben damals mehr als ein Drittel aller Einwohner. Dadurch wurden Siedlungen menschenleer, die Restbevölkerung, manchmal nur noch Alte und Kinder, zog in Nachbargemeinden. Deren ehemaligen Dörfer verfielen und wurden nach und nach wüst.
Im Gemeindegebiet gibt es drei Ortswüstungen und eine Burgruine.[43] Vermutet werden noch zwei weitere Wüstungen, und zwar:Ismerode (westlich von Günterod) undEckmersrod (westlich von Hartenrod).Fünf weitere Wüstungen gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft:Seibertshausen (südöstlich des Ortsteiles Hütte und südwestlich von Weidenhausen),Ober- und Unter-Mörlenbach (südlich von Endbach bei Ober-Weidbach),Ober-Bischoffen (südlich von Günterod) undOber-Eisemroth (am Siegbach).
Alle diese Ortschaften sind im 14., spätestens im 15. Jahrhundert wieder eingegangen, meist infolge von Hungersnöten durch Klimaverschlechterung,Hochwasser, z. B. wie das StarkregenereignisMagdalenenhochwasser 1342, Epidemien wie derPest und kriegerischen Einwirkungen u. a. derDernbacher Fehde. Ihre ehemaligen Ortslagen sind im Gelände heute nicht mehr zu erkennen. Durch denDreißigjährigen Krieg ist, im Gegensatz zu manchen Vermutungen, keine der genannten Ortschaften wüst geworden.
Wüste Ortschaften und Ruinen innerhalb des heutigen Gemeindegebietes:
So abgeschieden vom Fern- und Durchgangsverkehr wie heute war das Gemeindegebiet in der Vergangenheit nicht. Vom frühen bis zum späten Mittelalter führten einst bedeutende Handelswege durch diesen Raum. Sie folgten, meist siedlungsfern, entlang den festen und trockenen Höhenrücken der Wasserscheiden, entweder direkt auf dem Kamm oder hangparallel. Sie tangierten dabei immer wieder Quellhorizonte von Bächen als Tränken für die Zugtiere. Die Trassen waren nicht befestigt und wechselten, wenn eine Spur ausgefahren war, auf eine parallele Spur, die direkt daneben oder auch bis zu mehreren hundert Metern weiter weg lag. Es entstanden dadurchWege-Mäander.
Durch das schon relativ früh (6. bis 8. Jahrhundert)[44] dauerhaft besiedelte Gemeindegebiet verliefen bis ins späteHochmittelalter wichtige Handels- und Botenwege. Die ehemals sehr bedeutendeLeipzig-Köln-Aachen-Lüttich-Antwerpener Fernhandelsstraße (Messestraße), auchBrabanter Straße genannt, querte dieBottenhorner Hochflächen von Ost nach West. Mit süd-nördlicher Orientierung verlief im Westen auf derAar-Salzböde-Wasserscheide der sogenannteWestfalenweg. Von Nord-Ost nach Süd-West zog dieHerborner Hohe Straße auf der Wasserscheide desSchelderwaldes.

Die bedeutendste alte Straße, die das Gemeindegebiet querte war die Ost-West-Fernhandelsstraße, auch „Brabanter Straße“ genannt, welche die MessestädteLeipzig überKöln,Aachen undLüttich mitAntwerpen imHerzogtum Brabant verband (heuteBelgien). Daher trug sie auch den NamenBrabanter Straße. Über diese alte wichtigeHandelsstraße (Messestraße) wurde einst ein Großteil desFernhandels mitTuchen,Pelzen undEisenwaren abgewickelt.
Die Straße kam von Leipzig überErfurt, aus RichtungMarburg-Ockershausen, überquerte unterhalbHermershausen dieAllna (Fluss) und verlief in RichtungWillershausen und dann weiter etwa entlang der heutigenB 255, zog nördlich anGladenbach-Ammenhausen vorbei, erklomm beiRachelshausen dieBottenhorner Hochflächen. Bei derHaus (Flurname) zweigte die „Heerstraße“ ab, ein frühmittelalterlicher Höhenweg, der aufWasserscheidePerf /Dautphe verlief und nordwärts weiter zog in RichtungBiedenkopf undSackpfeife. Nördlich nahe anHülshof vorbei verlief die Brabanter Straße weiter auf dieAngelburg (Berg) zu, wo sie sich mit anderen Fernwegen kreuzte.
ImSchelder Wald traf sie auf den von Norden überNieder-Eisenhausen kommenden „Wetzlar-Weg“ und dieHerborner Hohe Straße und den süd-nördlich verlaufendenWestfalenweg. Die Fernhandelsroute derKöln-Leipziger Straße (Brabanter Straße) verlief ab der Kreuzung in Nähe der Angelburg weiter überHirzenhain (Eschenburg), (eine Abkürzung ging überLixfeld)Simmersbach,Steinbrücken,Ewersbach,Kalteiche,Siegen nach Köln, Aachen, Lüttich bis nach Antwerpen.
Von Nord-Ost nach Süd-West zog dieHerborner Hohe Straße auf der Wasserscheide desSchelderwaldes; sie wird heute als Forststraße genutzt.
Diese einst bedeutenden Fernwege, dieBrabanter Straße, derWestfalenweg und dieHerborner Hohe Straße kreuzten sich am wichtigen Kreuzungspunkt alter Wege imSchelder Wald bei derAngelburg (Berg), in der Nähe derWilhelmsteine.
Bereits 1261 verpflichtete derLandgraf von Hessen den RitterErnst von Rodheim, seinen Burgmann aufBurg Blankenstein, die „strada publica“ (öffentliche Straße, dieBrabanter Straße) in diesem Gebiet zu schützen. Den Burgmannen der landgräflichen BurgenBlankenstein,Dernbach undWallenfels wurde im 14. Jahrhundert vom hessischen Landgrafen ausdrücklich der Schutz dieser wichtigen Fernstraßen und der Kreuzung übertragen.
Das Gebiet des späterenLandkreises Biedenkopf,Hessisches Hinterland genannt, kam nach der Teilung Hessens (von 1604 bis 1866) ab 1648 zuHessen-Darmstadt. Ein sehr schmaler Gebietsstreifen verband es ab derZollbuche mit seiner Provinzhauptstadt Gießen (Oberhessen). Um Warenzollfrei (die Zollgrenzen wurden erst 1854 aufgehoben) innerhalb der Landesgrenzen bis in die ehemalige HauptstadtDarmstadt südlich desMains transportieren zu können, musste man ab derZollbuche den altenWestfalenweg benutzen, der ausschließlich auf hessen-darmstädtischem Gebiet verlief, mit Ausnahme von wenigen hundert Metern bei dem einsam gelegenen Rasthaus/Gasthaus „Eiserne Hand“ durchquerte er das Territorium der GrafschaftSolms (Adelsgeschlecht) mit der ein Abkommen bestand.
Dieser einst sehr bedeutende, vermutlich schon vorgeschichtlicheFernweg (Westfalenweg) verlief auf der Haupt-WasserscheideLahn /Dill bzw. kleinräumig auf der WasserscheideAar (Dill) /Salzböde. Er kam aus RichtungGießen, zog vorbei amDünsberg bis zurZollbuche, etwa der Trasse der heutigenL 3047 folgend, dann durchGünterod, kreuzte hier auf demGünteroder Sattel den „Wetzlarweg“, der aus dem Perftal kommend nach Wetzlar führte und verlief weiter westlich anHartenrod undSchlierbach hangparallel vorbei bis zur Kreuzung mit derBrabanter Straße bei derAngelburg (Berg). Dort mündete er in dieHerborner Hohe Straße ein, die sich nördlich vonNiedereisenhausen mit der „Heerstraße“ vereinigte und als Altstraße weiter nordwärts zog, vorbei an Biedenkopf über dieSackpfeife und vereinigte sich abBattenberg (Eder) mit dem alten Fernweg, der weiter in RichtungPaderborn bis nachBremen führte.
Wegen der ungünstigen langen Nord-Süd-Erstreckung des Hinterlandes war der „Westfalenweg“ ab derZollbuche der kürzeste, direkteste, und ganz wichtig, der ehemals zollfreie Weg zur Provinzhauptstadt Gießen und zur Landeshauptstadt Darmstadt. Über diesen Weg ging das Dienstpersonal (Hausmädchen) zu seiner Dienstherrschaft in Gießen und im RaumFrankfurt, die Händler (Strumpfhändler) aus dem Hinterland zu ihren Kunden im Raum Darmstadt,Worms und bis nachHeidelberg, die Soldaten zu den Kasernen inGießen und Darmstadt und die Erntehelfer (Schnitter, Drescher) zu den Bauern in derWetterau, bis insDreieich und diePfalz.
Aus demPerftal über Bottenhorn über Hülshof, Wommelshausen und Wommelshausen-Hütte über dieHeul-Eiche verlief ein Abzweig/Abkürzung desWestfalenweges, der bei derZollbuche in die südwärts weiterführende Trasse einmündete. Südlich von Wommelshausen, bei derDicken Eiche, mündete auch ein Weg in diese Trasse ein, der aus nordöstlicher Richtung, aus demDautphetal durchHolzhausen (Dautphetal), über dieHaus (Flurname) kam, östlich an Dernbach vorbei zog und weiter über dieRödern (Fln.) und dasHärdtchen (Fln), am heutigen Sportplatz Wommelshausen vorbei in den Weg Richtung Zollbuche.
Im Zentrum von Wommelshausen kam das „Läisfäller Pädche“ (Lixfelder Pfädchen) hinzu. Das war ein ehemals sehr bekannter „Fußpfad“, der vonLixfeld aus, ohne eine weitere Ortschaft zu queren oder zu tangieren, durch denSchelderwald direkt nach Wommelshausen und weiter RichtungZollbuche verlief. Der Pfad ist heute, da wo seine Trasse als Pfad einst nur durch den Wald und nicht auf Wegen verlief, zugewachsen und auch im freien Feld nicht mehr vorhanden. Über diesen Pfad gelangten zu Fuß auch die Einwohner der nördlich von Lixfeld liegenden hessen-darmstädtischen Ortschaften (Achenbach (Breidenbach),Oberdieten,Roth,Niederhörlen,Oberhörlen undSimmersbach) in ihre Provinzhauptstadt Gießen und in die südlichen Landesteile bis zur Landeshauptstadt Darmstadt.[45]
Ein jüngerer Talweg, „Wetzlarweg“ genannt, verlief ausBiedenkopf kommend durch dasPerftal überBottenhorn,Schlierbach undHartenrod über denGünteroder Sattel, kreuzte dort den„Westfalenweg“ und zog durch das obereAar-Tal überNiederweidbach weiter in RichtungWetzlar.[46]
Eine als Talweg angelegte und seit demHochmittelalter genutzte wichtige Verkehrsverbindung, war der „Obergerichtsweg“, wie er im Gemeindegebiet Bad Endbach (ehem. „Obergericht“ des Amtes Blankenstein) und im Gebiet der Stadt Gladenbach (ehem. „Untergericht“) genannt wurde. Er war ein regional und auch überregional wichtiger Handels-, Amts- und Botenweg. Dieser Weg wurde noch bis ca. 1865 benutzt bis zum Bau der Vorläuferin der heutigenL 3050. Er war bis dahin die einzige durchgängige überörtliche Straßenverbindung zwischen der hessischen Verwaltung inMarburg und den nassauischen Verwaltungssitzen inDillenburg/Herborn, auch alsMarburg-Dillenburger-Amtsweg bekannt.
Die Trasse desObergerichtswegs führte von Marburg kommend überOckershausen,Hermershausen,Friebertshausen,Ammenhausen,Gladenbach überBurg Blankenstein (Amtssitz des hessischen Amtes Blankenstein), südlich anKehlnbach und nördlich anWeidenhausen vorbei bis zum „Schloog“ (Flurname). Dort war eine Zollstation am Wegdurchgang durch dieInnenheege (sieheMittelhessische Landheegen). Von da aus führte sie weiter über diedinne Här (Fln.),Wegwaiser,Schoofponz, (nördlich von Hütte) beiLicht-Kochs, dann südlich hangparallel anMudschert undWoade übersImbaicher Fjäld, nördlich an Endbach vorbei bis kurz vorHartenrod, durch Hartenrod über den Bergsattel (Salzbödesattel) und querte hier dieAußenheege an der Grenze (bis 1867) zwischenHessen undNassau. NachEisemroth verzweigte sich der Amtsweg. Die südliche Trasse führte in RichtungHerborn, die nördliche nachDillenburg.
Diesen Weg, denMarburg-Dillenburger Amtsweg, benutzte auchArnoldus Buchelius (Humanist und Altertumsforscher) 1591, als er aus RichtungTreysa kommend nachKöln reiste. Er nennt die einzelnen Reisestationen (Tagesabschnitte) und erwähnt dabei u. a.Kirchhain,Marburg,Gladenbach,Dillenburg undSiegen auf seinem Weg nach Köln. Demnach war der Amtsweg zu dieser Zeit Teilstück/Variante des bedeutenden FernwegesBrabanter Straße.
Im Verlauf des„Obergerichtsweges“ gab es im heutigen Gemeindegebiet ehemals zwei Zollstationen, und zwar eine ältere beim Wegdurchlass durch dieInnenheege an der Gemarkungsgenze zwischenWeidenhausenm undWommelshausen und eine beim Durchgang durch dieAußenheege auf der Grenze zwischenHartenrod undEisemroth.
Die erstgenannteZollstation war beim „Schloog vier de Lache“ (Fln.) mitSchlagbaum und Standort eines ehemaligenGalgens, worauf der dortige Flurname „ohm Halbgalje“ (am Halbgalgen) hindeutet. Sie lag nördlich vonWeidenhausen und südöstlich vonWommelshausen an derInnenheege. Nach derDernbacher Fehde Mitte des 14.Jhd. hat man diesen Standort aufgegeben und ersetzt durch die Station auf demSalzbödesattel westlich von Hartenrod an der Grenze zwischenNassau undHessen-Darmstadt an derAußenheege. Sie bestand bis 1867, nachdem dasHinterland in die neue preußischeProvinz Hessen-Nasau eingegliedert worden war.
Eine weitere Zollstation soll es alten Berichten zufolge vom 14.bis 16.Jhd. gegeben haben bei dem Durchtgang derBrabanter Straße durch dieAußenheege, dortiger Flurname "ohm/beim Road" (am/beim Rad), in der Nähe derKoppe (Fln.), westlich vonHülshof und nördlich vonWallenfels.
Die Zollstation bei derZollbuche im Verlauf desWestfalenweges bestand bis 1854, nachdemPreußen undHessen-Darmstadt ein Zollabkommen geschlossen hatten.

Nach der Teilung Hessens 1567 inHessen-Kassel,Hessen-Darmstadt,Hessen-Rheinfels undHessen-Marburg kam dasAmt Blankenstein (Gladenbach) zu Hessen-Marburg. Als die Marburger Landgrafenlinie 1604 ausstarb, erbte Hessen-Darmstadt 1627 den südlichen Teil des Hessen-Marburger Territoriums mitGießen und demHessischen Hinterland. Nach langen innerhessischen Streitigkeiten (Hessenkrieg) verblieb dasAmt Blankenstein mit seiner Provinzhauptstadt Gießen, dem Hinterland und somit auch das Gebiet derGemeinde Bad Endbach, nach dem Ende desDreißigjährigen Krieges, ab 1648 bis 1866 bei Hessen-Darmstadt.
Gladenbach wurde 1821 sogarLandratsbezirk, ging aber elf Jahre später (1832) im neu gegründetenLandkreis Biedenkopf auf, auch „Hinterland Kreis“ genannt. Infolge derMärzrevolution 1848 wurden mit dem „Gesetz über die Verhältnisse der Standesherren und adeligen Gerichtsherren“ vom 15. April 1848 die standesherrlichen Sonderrechte endgültig aufgehoben.[47]
Darüber hinaus wurden in den Provinzen die Kreise und die Landratsbezirke des Großherzogtums am 31. Juli 1848 abgeschafft und durch „Regierungsbezirke“ ersetzt, wobei der bisherige Landkreis Biedenkopf imRegierungsbezirk Biedenkopf aufging. Bereits vier Jahre später, im Laufe derReaktionsära, kehrte man aber zur alten Einteilung in Kreise zurück.[48]

Während despreußisch-österreichischen Krieges 1866 standHessen-Darmstadt auf der Seite Österreichs und musste nach dem Sieg Preußens den Landkreis Biedenkopf,das Hinterland, an dasKönigreich Preußen abtreten. Der Kreis Biedenkopf und mit ihm die Ortsteile der heutigen Gemeinde Bad Endbach gehörten ab 1867 zusammen mit dem ehemaligenHerzogtum Nassau zur neuen preußischenProvinz Hessen-Nassau,Regierungsbezirk Wiesbaden.
DasHerzogtum Nassau und dasKurfürstentum Hessen-Kassel hatten beide auf Seiten Österreichs gestanden und wurden von Preußen annektiert. Aus demKurfürstentum Hessen-Kassel wurde derRegierungsbezirk Kassel.
Die Einwohner desHinterlandes bezeichneten sich danach auch als „Muss-Preußen“. Ab 1918 wurde aus dem Königreich Preußen derFreistaat Preußen.
1932 löste man den Landkreis Biedenkopf auf und vereinigte ihn mit demDillkreis. Wegen zu großer Proteste aus der Bevölkerung (mit den „Nassauern“ (Dillkreis) wollte man keinesfalls vereinigt werden) wurde er aber am 1. Oktober 1933 in verkleinerter Form wiederhergestellt. Dabei gingen das Gebiet des ehemaligenAmtes Battenberg und auch die 9 südlichen Ortschaften, dasPannkucheviertel, (Bieber,Fellingshausen,Frankenbach,Hermannstein,Königsberg,Krumbach,Naunheim,Rodheim an der Bieber undWaldgirmes) wieder verloren.
Der Begriff „Hinterland“ blieb danach am Landkreis Biedenkopf hängen.
Die Provinz Hessen-Nassau wurde am 1. April 1944 geteilt in die beiden Provinzen „Nassau“ und „Kurhessen“. Der Landkreis und damit die Ortsteile der Gemeinde Bad Endbach gehörten danach bis 1945 zur neuen preußischenProvinz Nassau,Regierungsbezirk Wiesbaden.
Am 28. März 1945 wurde das heutige Gemeindegebiet von den Amerikanern kampflos eingenommen.
InWommelshausen fuhr z. B. am 28. März, gegen 13:00, ein mit vier Soldaten besetzterJeep mit aufgebautem schweremMaschinengewehr in das Dorf ein. Das waren vermutlich Angehörige des „83. US-Aufklärungsbataillons,“ einer Vorhut der3. US-Panzerdivision (GeneralmajorMaurice Rose), die demVII. US-Korps der1. US-Armee unterstellt war. Kurz darauf kamen weitere Fahrzeuge, beschlagnahmten Häuser und besetzten das Dorf für drei Tage.[49][50]
DasVII. US-Korps und mit ihm die3. US-Panzer-Division waren vom BrückenkopfRemagen aus über den Westerwald, in etwa der heutigenB 255 folgend, bereits am 27. März bis zurDill vorgedrungen. In das Gemeindegebiet stießen sie von Westen her kommend nahezu gleichzeitig, fächerförmig vor, und zwar vonBischoffen nachGünterod, überEisemroth nachHartenrod und über dieHerborner Hohe Straße durchTringenstein, (Wallenfels) nachBottenhorn.
Erst gegen 11:00 Uhr hatte sich eine tags zuvor (27. März) angekommene deutsche Munitionskolonne aus Wommelshausen undHülshof abgesetzt. Wegen Spritmangel blieben mehrere Fahrzeuge liegen. Auch die in Hülshof stationierte Bedienungsmannschaft des dort amBicherais (Flurname) stehenden „Richtfeuers“ (Scheinwerfers) der deutschenNachtjägerverbände und der zu ihrem Schutz dienendenVierlingsflak amAddebehl (Flurname) floh Richtung Osten in den Wald. Die sich abgesetzten deutschen Soldaten ergaben sich alle ca. vier Stunden später zwischenDernbach (Bad Endbach), Bottenhorn undHolzhausen (Dautphetal) im Wald auf derHaus (Flurname) den Amerikanern. Als Kriegsgefangene wurden sie danach auf amerikanischen LKW wieder durch Wommelshausen transportiert.
Weiterzug der US-Armee auf vier getrennten Routen nach Norden
Sehr früh morgens am 29. März,Gründonnerstag, schwenkte die tags zuvor bis zu einer Linie Dillenburg – Marburg vorgestoßene3. US-Panzer-Division auf vier getrennten Routen, meist auf Nebenstraßen, nach Norden in RichtungPaderborn, um denRuhrkessel (von der Deutschen Wehrmacht so genannt) von Süden her schnell zu umschließen.
Routeeins führte vonDillenburg überNanzenbach,Simmersbach,Eibelshausen (dort hatte es tags zuvor noch ein Gefecht mit einem deutschenTiger-Panzer gegeben),Fischelbach,Laasphe,Berleburg,Winterberg; Routezwei von Dillenburg überOberscheld,Hirzenhain,Oberdieten,Breidenbach,Ludwigshütte,Sackpfeife,Hallenberg; Routedrei vonBischoffen undHartenrod kommend, überWommelshausen,Hülshof,Bottenhorn,Eisenhausen,Hommertshausen,Buchenau,Münchhausen; Routevier vonMarburg aus überWetter,Frankenberg,Bad Wildungen,Fritzlar.[51]
Eine lange Militärfahrzeug-Kolonne (Panzer, Halbkettenfahrzeuge, große und kleine Lkw und Jeeps) zog dabei auf der Routedrei einen Tag lang durch das Gemeindegebiet von Bad Endbach (durch Wommelshausen und Bottenhorn) nach Norden.
Nach dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 wurden alle bisherigen übergeordneten politischen Gliederungen aufgelöst. Mit der Proklamation Nr. 2 vom 19. September 1945 schuf dieamerikanische Besatzungsmacht das neue GebildeGroß-Hessen, aus dem 1949 das heutigeLand Hessen wurde. DerHinterland-Kreis blieb dabei in den alten Grenzen erhalten und gehörte zumRegierungsbezirk Wiesbaden. Der Regierungsbezirk Wiesbaden wurde 1968 aufgelöst und demRegierungsbezirk Darmstadt zugeschlagen.
Im Zuge derGebietsreform in Hessen wurden am 1. Juli 1974 die bisherigenLandkreise Marburg undBiedenkopf zum neuenLandkreis Marburg-Biedenkopf zusammengelegt. Damit wurden politisch die beiden Gebiete wieder vereinigt, die auch aus historischer Sicht zusammengehören. Durch die Familienpolitik der hessischen Herrscherhäuser (u. a.Hessenkrieg) und infolge des Dreißigjährigen Krieges waren sie seit 1648 (über 325 Jahre) getrennt (ehem.Ldkrs. Biedenkopf →Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und ehem.Ldkrs. Marburg →Landgrafschaft Hessen-Kassel). Auch naturräumlich sind die beiden ehemaligen Landkreise als zusammengehörig anzusehen.
Im Jahr 1981 wurde derRegierungsbezirk Gießen (Mittelhessen) neu gegründet, zu dem auch derLandkreis Marburg-Biedenkopf gehört.
Das Kirchspiel Hartenrod umfasste ehemals alle zur heutigen Gemeinde gehörigen Ortschaften.[52] Es war deckungsgleich mit dem alten VerwaltungsbezirkObergericht desAmtes Blankenstein.
Bereits im Mittelalter, vermutlich nach dem Ende derDernbacher Fehde 1333/1336, wurde das große Mutterkirchspiel Gladenbach geteilt. Nach dem Abschluss der Feindseligkeiten hatte sich die Landgrafschaft Hessen in diesem Raum endgültig durchgesetzt. Die Grenzen zwischen dem hessischenAmt Blankenstein und derGrafschaft Nassau-Dillenburg wurden danach endgültig festgelegt (sieheMittelhessische Landheegen). Es entstanden zwei Kirchspiele, eines für den Gerichtsbezirk „Untergericht“ desAmtes Blankenstein mit derMartinskirche, der alten Taufkirche des oberen Salzbödetales inGladenbach und ein neues Kirchspiel für das „Obergericht“ mit der Mutterkirche inHartenrod.
Der erste Pfarrer, der bei seinem Tod 1367 als Pfarrer in Hartenrod genannt wird, war„Peter von Buchenau“. Das Patronatsrecht stand den Grafen von Nassau zu.
Zur Pfarrei Hartenrod (Kirchspiel) gehörten nach einer Urkunde aus dem Jahr 1460[53] ehemals, neben Hartenrod, Endbach, Schlierbach und Wommelshausen mit dem Ortsteil Hütte. Bottenhorn und Dernbach waren zu dieser Zeit vermutlich noch nach Obereisenhausen eingepfarrt; das geht aus älteren Berichten und Erzählungen hervor. Hülshof wurde vom Kloster Altenkirchen betreut. Bis zur Reformation gehörte das Kirchspiel Hartenrod zumBistum Mainz,ArchidiakonatSt. Stephanin Mainz.
Günterod, als ehemaliger Bestandteil derGrafschaft Solms, war nachAltenkirchen eingepfarrt, das zum Archidiakonat Dietkirchen/Lahn imErzbistum Trier gehörte. Die bis zur Reformation selbständige und von Hartenrod getrenntePfarrei Günterod wurde erst nach 1605 pfarramtlich mit Hartenrod verbunden.
Neben Gladenbach erhielt Hartenrod dadurch über Jahrhunderte hinweg eine zentrale, regionale Bedeutung und war damals die bedeutendste Siedlung (Vorort) imObergericht des Amtes Blankenstein. Im Jahre 1455 wurde in Hartenrod eine neue Kirche gebaut. Warum und was mit dem Vorgängerbau geschah, ist unbekannt. Diese neue, wie auch die alte Kirche soll dem heiligenChristophorus geweiht gewesen sein.
1526 wurde dieReformation eingeführt. Zwei Jahre später bekam Hartenrod mit Johannes Faber den ersten evangelischen Pfarrer. Für die wachsende Zahl der Kirchenbesucher erwies sich die Kirche im Verlaufe der Zeit (über 3 Jahrhunderte) jedoch als zu klein. Aus diesem Grund und wegen Baufälligkeit riss man dieses bedeutende Gotteshaus 1845 ab. 1858 wurde die heutige neue evangelische Kirche in Hartenrod eingeweiht. Sie ist die größte Kirche im „Dekanat Gladenbach“, eine weiträumige, farbenfrohe Saalkirche mit Chor und hohem Westturm.
Die Toten aus dem Kirchspiel mussten ehemals auf dem Kirchhof in unmittelbarer Nähe der Hartenroder Kirche beerdigt werden. Erst nachdem den politischen Gemeinden Ende des 18. bzw. Anfang des 19. Jahrhunderts eigene Friedhöfe genehmigt wurden, ist diese Regelung ausgelaufen. Ungetaufte bzw. noch nicht konfirmierte Kinder wurden bis dahin auch außen an den Mauern der Filialkirchen/Kapellen beerdigt, und zwar auf den Traufseiten.
Alle Filialgemeinden mit Ausnahme von Hülshof hatten ehemals eigene Kirchen/Kapellen. Die Bauwerke in Schlierbach und Dernbach wurden durch Kriegsereignisse und/oder Armut der Gemeinden baufällig, abgebrochen und nicht wieder aufgebaut. Nur in Günterod und Wommelshausen blieben die hochmittelalterlichen Kirchenbauwerke aus dem 10. bis 12. Jh. nahezu unverändert in ihrer ursprünglichen Form erhalten. In den anderen Ortsteilen (außer Hülshof und Schlierbach) stehen Neubauten aus dem 19. bzw. 20. Jahrhundert, in Dernbach seit 1951.
In Wommelshausen gibt es seit 1965zwei evangelische Kirchenbauwerke, die über 1000 Jahre alte renovierte „Alte Kirche“ (ehemaligeMarienkapelle) und die „Neue Kirche“ mit ihrem eigenwilligeneiförmigen Grundriss.
Der Konfirmandenunterricht wurde bis 1968 fürHartenrod,Schlierbach undWommelshausen mit dem OrtsteilHütte zentral in Hartenrod gehalten. Die Konfirmanden der Filialorte mussten daher lange Wege (ca. 2,5 bis knapp 5 km) zurücklegen, was besonders im Winter beschwerlich war.[54]
Die Endbacher und Günteroder Konfirmanden erhielten ihren Unterricht in Günterod; die Dernbacher und Hülshofer zusammen mit den Bottenhornern in Bottenhorn.
Bottenhorn wurde 1848 ein selbständiger Pfarrbezirk, u. a. auch des weiten Kirchenweges (ca. 4,7 km) wegen, gehörte aber weiterhin zum Kirchspiel Hartenrod. Hülshof und Dernbach kamen erst 1934 pfarramtlich zu Bottenhorn. Im Jahre 1929 wurde auchGünterod wieder selbständig und zusammen mit Endbach zu einer Pfarrei erhoben. Danach gehörten zur Pfarrei Hartenrod nur noch die Orte Wommelshausen mit Hütte, Schlierbach und Hartenrod. Günterod war von 1974 bis 1995 mit Bischoffen pfarramtlich verbunden, trennte sich und hat seitdem den Status einer eigenständigen Kirchengemeinde mit Pfarrer. Die Kirchengemeinden Wommelshausen und Endbach wurden 1969 zu einem eigenen Pfarrbezirk vereinigt. Beide Gemeinden haben seit 1971 den Status einer eigenständigen Kirchengemeinde.
Das Kirchspiel Hartenrod umfasst seit 1969 nur noch die Orte Hartenrod und Schlierbach.
Auf derHomberger Synode 1526 inHomberg (Efze) wurde mit der Einführung der Reformation in der Landgrafschaft Hessen auch die Einrichtung von Dorfschulen beschlossen. LandgrafPhilipp I. bestimmte 1537, dass alle DorfkinderKatechismusunterricht erhalten sollten. Als Vorbedingung für die ab 1574 eingeführte allgemeineKonfirmation musste ein, wenn auch noch so bescheidener Schulunterricht durchgeführt werden.[57] In diesem Jahr war die „Hessische Agende“ herausgegeben worden, ein Buch mit gottesdienstlichen Gebeten und Vorschriften.
Bereits 1623 ist in HartenrodJohannes Strauß (Pfarramtkandidat) als Lehrer für das gesamte Kirchspiel nachweisbar. 1639 folgte ihmReinhard Paul. Den in den Pfarrorten durchzuführenden Unterricht hatten die Pfarramtskandidaten abzuhalten. Wer Pfarrer werden wollte, musste sich im Schuldienst bewähren.
Die ab 1627/29 vorgeschriebene Kirchen- und Schulvisitation achtete streng auf Einhaltung der landesherrlichen Vorgaben. (Diegeistliche Schulaufsicht wurde erst am 27. November 1918 aufgehoben.) 1634 wurde der allgemeineSchulzwang eingeführt.
Auch Lateinunterricht muss damals schon erteilt worden sein, eine Voraussetzung für ein Studium. Es studierten beispielsweise an derUniversität Marburg 1532Albert von Dernbach und 1563 einJohannes aus Hartenrod.
Da die Wegstrecke zum Vorort Hartenrod mit der gemeinsamen Kirchspielschule, besonders im Winter, für die Kinder zu weit und zu gefährlich waren, stellten die Gemeinden Bottenhorn und Wommelshausen eigene Lehrer ein. In Bottenhorn war diesJakob Paul und in WommelshausenLorenz Hopmann, der von 1665 bis 1720 dort den Schuldienst versah. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts stellten auch die Gemeinden Günterod und Endbach eigene Lehrer ein. Die Kinder aus Dernbach und Hülshof gingen in Wommelshausen zur Schule; die Hülshofer bis 1926, danach nach Bottenhorn. Von 1822 bis 1844 hatte Dernbach einen eigenen Lehrer. Bis zum Bau des eigenen Schulhauses 1878 wurde der Schuldienst wieder von Wommelshausen aus durchgeführt. Danach hatte Dernbach wieder einen eigenen Lehrer.
Die allgemeineSchulpflicht in Hessen wurde am 28. Juli 1733 von bisher 7 auf 8 Jahre festgelegt.
Schulhäuser gab es damals noch nicht. Der Unterricht fand entweder im Haus des Lehrers statt oder reihum in den anderen Häusern. Erst Anfang des 18. Jahrhunderts erließ die Regierung eine Verordnung, nach der die Gemeinden Schulhäuser zu bauen hatten. Es dauerte jedoch noch Jahre, bis alle dieser Anordnung nachkamen.
Nachdem das Hinterland (ehemaliger Kreis Biedenkopf) 1867 preußisch geworden war, wurde das Elementarschulwesen besonders gefördert. So führte man u. a. 1868 den Turnunterricht ein.
Ab dem Schuljahr 1924/26 wurde dieSütterlinschrift eingeführt. Durch eine Anordnung der Reichsleitung vom 3. Januar 1941 musste sie durch die heutigeNormalschrift ersetzt werden. Auch die gotischen Lettern (Druckbuchstaben) wurden danach verboten.
Mit dem Einmarsch der Amerikaner am Mittwoch, dem 28. März 1945 fiel der Schulunterricht bis zum 30. September aus. Unter dem Geläut der Kirchenglocken begann er wieder am 1. Oktober 1945 um 8:00 Uhr.
1874 wurde mit dem neuen preußischen Volksschulgesetz eine Art weiterführender und berufsbildender Schulen eingeführt, die Fortbildungsschulen (gedacht für Handwerk, Gewerbe und Landwirtschaft), die sich an die achtjährige Volksschule anschloss, und zwar vom 14. bis zum 17., max. bis zum 25. Lebensjahr (Schulpflicht!). Schulträger waren die Gemeinden, Lehrer die örtlichen Lehrer. Unterrichtet wurde:Bürger- und Wirtschaftskunde, Naturkunde, Rechnen, Lesen und Schreiben. Der Unterricht fand überwiegend in den Herbst- und Wintermonaten statt. In den Sommermonaten fiel der Unterricht meist aus. Die auswärts arbeitenden Maurerlehrlinge konnten nur während der Baupause im Winter teilnehmen.
Die Gemeinden Hartenrod und Wommelshausen richteten ab 1878 obligatorische Fortbildungsschulen ein, Günterod folgte 1899, auch in Bottenhorn entstand eine solche Schule. Das waren die Vorläufer der späteren Berufsschulen. Am 1. April 1934 fasste der Landkreis alle bisherigen örtlichen Fortbildungsschulen zu einerKreis-Berufsschule in Biedenkopf zusammen.
Als Folge der hessischen Schulreform sollten ab 1960 die örtlichen Volksschulen zugunsten vonMittelpunktschulen aufgelöst werden. Eine neue Mittelpunktschule in Hartenrod nahm am 18. April 1966 den Unterricht auf. Sie ist eineGrund-,Haupt- undRealschule mitFörderstufe.[58]
Die Grundschulen inWommelshausen,Dernbach undGünterod löste man nach und nach auf. Beibehalten wurdenGrundschulen in BadEndbach (Berglandschule) undBottenhorn (Grundschule am Lindebaum).
Heute gehen leider nicht alle Schüler aus der Gemeinde Bad Endbach in die Mittelpunkt-Schule in Hartenrod. Die OrtsteileDernbach,Günterod undWommelshausen müssen ihre Kinder in die Schule im benachbartenWeidenhausen schicken. Damit geht für diese Schüler ein Stück Bindung an ihre Heimatgemeinden verloren.
In den fünf größeren Ortsteilen Bad Endbach, Bottenhorn, Günterod, Hartenrod und Wommelshausen sindKindergärten vorhanden.
Bad Endbach ist entstanden aus der freiwilligen Zusammenlegung und Eingemeindung aller acht Ortsteile, die ehemals zum deckungsgleichen Gebiet des Verwaltungsbezirks „Obergericht“ desAmtes Blankenstein und dem ehemaligenKirchspielHartenrod gehörten. DasAmt Blankenstein und dasKirchspiel Hartenrod entstanden nach dem Ende derDernbacher Fehde 1336. Mit Ausnahme vonGünterod liegen alle Ortsteile innerhalb derMittelhessische Landheegen (Innenheege > Ostgrenze undAußenheege > Westgrenze). Günterod kam erst 1443 zum VerwaltungsbezirkObergericht des ehemaligenAmtes Blankenstein.
Diese über Jahrhunderte hinweg gewachsene politische und kirchliche Struktur ist trotz Gebietsreform bis heute als Einheit erhalten geblieben. Die Großgemeinde Bad Endbach kann daher auf eineüber 675 Jahre gemeinsame Geschichte zurückblicken.
Im Zuge derGebietsreform in Hessenfusionierten am 1. Februar 1971 die beiden, damals noch selbstständigen GemeindenEndbach undWommelshausen freiwillig zu einer neuen Gemeinde mit dem Namen „Endbach“.[59] Damit kam auch der OrtsteilHütte unter eine einheitliche Verwaltung. Bis dahin gehörte dessen östlicher, älterer und größerer Teil mit den beiden Mühlen (Plocke-Mühle undHüttner-Mühle) zu Wommelshausen und der westliche, neuere Ortsteil zu Endbach.
Günterod schloss sich am 1. April 1972 ebenfalls der neuenGemeinde Endbach an.[60]
Am 11. Oktober 1973 verlieh der hessische Innenminister derGemeinde Endbach das PrädikatBad und wurde somit zumKneipp-Bad „Bad Endbach“. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Gemeinde aus den drei OrtsteilenEndbach,Günterod undWommelshausen.[60]
Bereits am 31. Dezember 1971 war die GemeindeSchlierbach in die GemeindeHartenrod eingegliedert worden. Im weiteren Verlauf der Gebietsreform wurden zum 1. Juli 1974 kraft Landesgesetz die GemeindenBad Endbach,Bottenhor,Dernbach,Hartenrod undHülshof zur erweitertenGroßgemeinde mit dem Namen „Bad Endbach“zusammengeschlossen.[61][60]Für alle ehemals eigenständigen Gemeinden von Bad Endbach wurdenOrtsbezirke mitOrtsbeirat undOrtsvorsteher nach derHessischen Gemeindeordnung gebildet.[62]
Zusätzlich zum bereits erhaltenen PrädikatKneipp-Heilbad übergab der hessische Wirtschaftsminister am 31. Mai 2017 die Ernennungsurkunde zum „Heilbad“.[63] Damit istBad Endbach das 20. Heilbad in Hessen und nebenBad Wilhelmshöhe die zweite hessische Kommune mit zwei Bad-Prädikaten.
Das Gemeindegebiet von Bad Endbach ist in folgende achtOrtsteile gegliedert.
| Ortsteil | Beschreibung |
|---|---|
| ca. 1150 Einwohner, Erstmals erwähnt im Jahre 1253. Historische Namensformen: 1253 Budehorn, 1304 Botinhorne, 1324 Buttinhorn, 1491 Bettehorn, 1502 Bottenhorn. Bottenhorn ist die älteste Siedlung in diesem Gebiet[64] und verfügt über den ältesten schriftlichen Nachweis innerhalb der Gemeinde. | |
| ca. 300 Einwohner. Historische Namensformen: 1363 Therinbach,[65] 1398 Derenbach, 1411 Dernbach. Von 1350 bis 1748 war Dernbach Sitz des gleichnamigen Adelsgeschlechtes „von und zu Dernbach“ in derBurg Neu-Dernbach.[66] | |
| ca. 2300 Einwohner, namensgebender Hauptort. Erstmals erwähnt im Jahre 1261. Historische Namensformen: 1261 Endebach, 1577 Ennebach | |
| ca. 1000 Einwohner, Historische Namensformen: 1294 Gunterode, 1343/47 Günterrode, 1416 Günterade, 1479 Gonterodde, 1502 Gunteroide, 1564 Günterode | |
| ca. 2350 Einwohnern, größter Ortsteil. Erstmals erwähnt im Jahre 1311[67]. Historische Namensformen: 1311 Harprehtzrode, 1364 Harterode, 1380 Harprachterode, 1397 Hartenrade, 15. Jahrhundert Hirtprachterode, 1466 Hartenrode, 1502 Harteroide, 1630 Hartenroda. Hartenrod hat seit 1684Marktrecht (vier Märkte pro Jahr). | |
| ca. 20 Einwohner, die auf vier Höfen leben, kleinster und höchstgelegener Ortsteil (495 m), auch im Landkreis. Erstmals erwähnt im Jahr 1284. Historische Namensformen: 1284 Hulsbach, 1304 Halespecher marca, 1304 Hulisbach, 1344 Hultzpach, 1354 Hulzbach, 1397 Holspach, 1630 Hulß Hoff. Hülshof gehörte bis 1463 zum Besitz desKlosters Altenberg, danach dem Deutschen Ritterorden und seit 1542 der Landgrafschaft Hessen. | |
| ca. 400 Einwohner. Erstmals erwähnt im Jahre 1318 alsSlirbach (Slir-Lehm). Der gleichnamigeBach durchfließt das Dorf. Historische Namensformen: 1318 Slirbach, 1359 Sclirbach, 1448 Slierbach, 1630 Schlirbach. | |
| ca. 850 Einwohner. Ersterwähnung 1336 alsDoppelort Womoldishusin superior et inferior (Das Dorf Ober- und Nieder-Wommelshausen). Historische Namensformen: 1340 Womulshusen, ungenaue Datierung Wommeldishoffen, 1400 Waneboltshusen, 1536 Wumolzhusen, 1707 Womelshausen. Bereits 1268 wurden Umbauten an der romanischen Kapelle (Alte Kirche Wommelshausen) vorgenommen. Demnach bestand das Dorf schon zu dieser Zeit. Zu Wommelshausen gehört der OrtsteilHütte. Ehemals Gemarkung Wommelshausen, heute zu 80 Prozent Gemarkung Endbach.Hütte ist nicht identisch mit der untergegangenen OrtschaftNieder-Wommelshausen. Entstanden ist der Ortsteil aus einem spätmittelalterlichenHüttenwerk /Waldschmiede, genannt 1496, 1499[68]. Historische Namensformen: 1570 uf der Hutten, 1703 die Hütte. |
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Religionszugehörigkeit[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
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DieKommunalwahl am 14. März 2021 lieferte folgendes Ergebnis,[73] in Vergleich gesetzt zu früheren Kommunalwahlen:[74][75][76]
| Parteien und Wählergemeinschaften | 2021 | 2016 | 2011 | 2006 | 2001 | |||||||
|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
| % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | % | Sitze | |||
| SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschlands | 43,7 | 10 | 42,6 | 10 | 37,8 | 9 | 35,5 | 11 | 35,0 | 11 | |
| CDU | Christlich Demokratische Union Deutschlands | 34,8 | 8 | 36,3 | 8 | 40,1 | 10 | 36,0 | 11 | 30,6 | 9 | |
| FWG | Freie Wählergemeinschaft | 21,5 | 5 | 21,1 | 5 | 18,3 | 5 | 22,5 | 7 | 23,3 | 7 | |
| UBL | Unabhängige Bürgerliste Bad Endbach | — | — | — | — | 3,8 | 1 | 6,0 | 2 | 5,5 | 2 | |
| FDP | Freie Demokratische Partei | — | — | — | — | — | — | — | — | 5,5 | 2 | |
| Gesamt | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 23 | 100,0 | 31 | 100,0 | 31 | ||
| Ungültige Stimmen in % | 2,9 | — | 4,7 | — | 4,5 | — | 4,8 | — | 3,1 | — | ||
| Wahlbeteiligung in % | 42,6 | 40,5 | 39,1 | 36,6 | 44,8 | |||||||
Nach der hessischen Kommunalverfassung wird derBürgermeister für eine sechsjährige Amtszeit gewählt, seit dem Jahr 1993 in einerDirektwahl, und ist Vorsitzender desGemeindevorstands, dem in der Gemeinde Bad Endbach neben dem Bürgermeister ehrenamtlich einErster Beigeordneter und sieben weitereBeigeordnete angehören.[77] Bürgermeisterin ist seit dem 8. Januar 2024Erika Weber (CDU).[78] Sie setzte sich am 8. Oktober 2023 gegen Amtsinhaber Julian Schweitzer (SPD), der sich um eine zweite Amtszeit beworben hatte, bei 63,63 Prozent Wahlbeteiligung knapp mit 50,30 Prozent der Stimmen durch.[79][80]
FolgendeOrtsbezirke mitOrtsbeirat undOrtsvorsteher, nach Maßgabe der §§ 81 und 82HGO und des Kommunalwahlgesetzes in der jeweils gültigen Fassung, gibt es im Gemeindegebiet:[62] Bad Endbach, Bottenhorn, Dernbach, Günterod, Hartenrod, Hülshof, Schlierbach und Wommelshausen. Die Wahl der Ortsbeiräte erfolgt im Rahmen der Kommunalwahlen. Der Ortsbeirat wählt eines seiner Mitglieder zum Ortsvorsteher bzw. zur Ortsvorsteherin.
Der Ortsbeirat Bad Endbach besteht aus fünf Mitgliedern. Bei denKommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 37,22 %. Alle Kandidaten gehörten der „Gemeinschaftsliste Bad Endbach“ an.[82] Der Ortsbeirat wählte Birgit Rink zur Ortsvorsteherin.[83]
Am 3. November 1988 genehmigte derHessische Minister des Innern dasWappen mit folgender Beschreibung:
| Blasonierung: „In Grün ein schräg links verlaufender silberner Bach zwischen einer aus der rechten oberen Ecke hervorbrechenden strahlenden goldenen Sonne und einer links unten befindlichen geneigten goldenen Kanne.“[84] | |
| Wappenbegründung: Die Gemeinde ist ein wichtiges Heilbad, was durch die Sonne (frische und gesunde Luft und Sonne) und die Gießkanne (die Bäder) symbolisiert wird. Das schräge Wellenband steht für die Salzböde, die durch die Gemeinde fließt.[85] Das Wappen wurde am 24. August 1956 der Ortsgemeinde Endbach verliehen. Da keine historischen Wappen bekannt waren, wurde das Wappen 1955 neu entworfen. Der Großgemeinde ist das beschriebene Wappen genehmigt worden, das bis zum Zusammenschluss der Gemeinden Bad Endbach, Bottenhorn, Dernbach, Hartenrod und Hülshof am 1. Juli 1974 von der früheren Gemeinde Bad Endbach (Endbach, Günterod und Wommelshausen) geführt wurde. |
Am 3. November 1988 genehmigte derHessische Minister des Innern dieFlagge mit folgender Beschreibung:
„Die Flagge der Gemeinde Bad Endbach zeigt auf der von Gold und Grün längsgeteilten Flaggenbahn in der oberen Hälfte das Gemeindewappen.“
Eine amtlicheHissflagge führt die Gemeinde nicht. Lokal wird jedoch, angelehnt an dieBannerflagge, eine gold-grüne Flaggenbahn, belegt mit dem Gemeindewappen, verwendet.
Bad Endbach unterhält mit folgender Gemeinde eineGemeindepartnerschaft:
Das Gemeindegebiet umfasst 2015 eine Gesamtfläche von 3964 Hektar, davon entfallen inha auf:[5]
| Nutzungsart | 2011 | 2015 | |
|---|---|---|---|
| Gebäude- und Freifläche | 264 | 265 | |
| davon | Wohnen | 164 | 165 |
| Gewerbe | 14 | 14 | |
| Betriebsfläche | 21 | 23 | |
| davon | Abbauland | 12 | 12 |
| Erholungsfläche | 25 | 26 | |
| davon | Grünanlage | 10 | 11 |
| Verkehrsfläche | 336 | 336 | |
| Landwirtschaftsfläche | 1585 | 1581 | |
| davon | Moor | 0 | 0 |
| Heide | 0 | 0 | |
| Waldfläche | 1702 | 1702 | |
| Wasserfläche | 28 | 28 | |
| Sonstige Nutzung | 28 | 28 | |
Im Gemeindegebiet wurde derWindpark Hilsberg (5 Windkraftanlagen, Leistung 15 Megawatt) errichtet, welcher sich vollständig in kommunalem Besitz befindet. Mit diesem verfolgt die Gemeinde auch das Ziel bis zum Jahr 2020 mindestens 20 % des Stromes aus erneuerbaren Energien zu gewinnen und die Energieeffizienz um 20 % zu erhöhen.[86] Das erste Betriebsjahr des Windparks leistete einen wesentlichen Beitrag dazu, dass sich Bad Endbach „Klimaschutzgemeinde“ nennen darf.[87]
1947 legte die DRK-Schwester Elfriede Geißler mit dem Bau des Erholungsheimes „Dennoch“ in Endbach den Grundstein für eine Kuranstalt. Während einer ärztlichen Behandlung in Gießen lernte sie dort den Leiter der Orthopädischen Klinik – Hans Storck – kennen. Mit seiner Hilfe richtete sie eineKneipp-Badeabteilung in ihrem Endbacher Heim ein. Vor Fertigstellung der entsprechenden Räume wurden erste Behandlungen in der Waschküche von Frau Emilie Schmidt durchgeführt. Als Behandlungsgerät diente eine ganz gewöhnliche Gießkanne.
Ab 1950 begann Hans Storck zusammen mit seiner Assistentin, Frau Nebel, mit seiner medikamentenfreien, vornehmlich physikalisch-diätischen Therapie, Patienten in Endbach ärztlich zu behandeln. Das war der eigentliche Beginn des Kneipp-Heilbades.
1950 konstituierte sich in Endbach, unter der Führung von Bürgermeister Theodor Becker, ein Kneipp- und Verkehrsverein. Die Gemeindeväter der Nachbargemeinden Bottenhorn, Hartenrod und Wommelshausen beobachteten diese Entwicklung zunächst mit Skepsis, dann mit wachsendem Interesse. Ab 1953 bildeten sich auch in diesen Nachbarorten Verkehrs- und Verschönerungsvereine mit dem Ziel, am sich abzeichnenden Fremdenverkehr, der „Weißen Industrie“, teilzuhaben. Von der Landesregierung wurden sie dabei tatkräftig unterstützt.
Drei damals noch selbständige Ortschaften konnten jeweils das PrädikatStaatlich anerkannter Erholungsort erlangen, und zwar:Hartenrod am 4. Dezember 1962,Wommelshausen am 20. Dezember 1962 undBottenhorn 1964.
Die Gemeinde Endbach beschritt einen anderen Weg. Sie strebte konsequent das ZielKneipp-Kurort an, was ihr bereits 1955 gelang, und erhielt am 2. Dezember 1970 die Anerkennungsurkunde zum Prädikat „Kneipp-Heilbad“.
Der Kurbetrieb in Endbach selbst und der Fremdenverkehr in den drei staatlich anerkanntenErholungsorten (Bottenhorn, Hartenrod und Wommelshausen) entwickelte in den 1950er Jahren und anfangs der 1960er stets aufwärts und sehr zufriedenstellend. In manchem alten landwirtschaftlichen Nebengebäude richtete man Fremdenzimmer ein oder wurden zu Pensionen umgebaut. Auch neue Pensionen entstanden. So stieg etwa die Zahl der Übernachtungen alleine in Wommelshausen von 5300 im Jahre 1960 auf 13.080 im Jahre 1964.
Das PrädikatBad erhielt die Gemeinde 1973.
Die Zahl der Feriengäste in den drei Erholungsorten ging danach kontinuierlich zurück. Endbach blieb zunächst davon verschont. Gründe waren überregionale Einflüsse, zunehmender Fernreiseverkehr, gestiegene Ansprüche der Gäste an Wohnkomfort (WC und Duschen in den Zimmern), unattraktive Freizeitangebote, mangelhafte Anpassung der Gaststätten an die Wünsche der Feriengäste sowie nachlassende Investitionsbereitschaft der Vermieter. Die Feriengäste wollten ihre seit 1963 verbrieften 18 Tage Mindesturlaub nicht mehr inumgebauten Scheunen und Kuhställen verbringen, wie sie es drastisch ausdrückten. Österreich und vor allem das Traumziel Italien lockten und hatten mehr zu bieten. Trotz intensiver Bemühungen ließ sich der Trend nicht mehr umkehren.
Die Übernachtungszahlen im Hauptort, in Bad Endbach (zwei Hotels, mehrere Pensionen und Ferienwohnungen), haben sich inzwischen auf einem Niveau zwischen 58.000 und 60.000 pro Jahr eingependelt.
Johannes Becker ausMornshausen (Gladenbach) ließ im Jahre 1890 im Tal derSalzböde nordwestlich derMappesmühle eine 150 Meter tiefe Bohrung niederbringen und wenige Jahre später nordwestlich derGötzenmühle eine weitere. Beide Bohrungen erbrachten ein „Natrium-Chlorid-Heilwasser“, eine gute Voraussetzung für einen Badebetrieb. Es folgten jahrelange Diskussionen um den Ausbau, die schließlich ohne Ergebnis Mitte der 1920er[88] Jahre endeten (siehe auchSalzböde#Mineralwasserbrunnen).
Mitte der 1980er und Anfang der 1990er Jahre gab es in Bad Endbach konkrete Überlegungen, zur Festigung und Hebung des Kurbetriebes eine Bohrung aufThermalwasser niederzubringen. Die geologischen Voraussetzungen dafür sind grundsätzlich gegeben. Die vom November 2001 bis 17. April 2002 mit Unterstützung des Landes Hessen und des Kreises Marburg-Biedenkopf durchgeführte Tiefbohrung (Endteufe 975 m) im Salzbödetal westlich von Bad Endbach erbrachte sowohl hinsichtlich der Temperatur (33 °C) als auch bezüglich der Inhaltsstoffe (hochsalinar) den gewünschten Erfolg. Es wurde ein hochwertiges Thermalwasser erschlossen; die geförderte Wassermenge ist leider nicht so groß wie erhofft, reicht aber aus, um das Bad-Becken zu füllen und Verluste auszugleichen.
Aufgrund eines detaillierten Nutzungskonzeptes wurde die Planung für einen Neubau erstellt, der die bisherigen Badeanlagen ersetzen sollte. Das neueThermalbad, die „Lahn-Dill-Bergland-Therme“ konnte im Oktober 2009 eingeweiht werden.
Im Gemeindegebiet wird „Hinterländer Plat“[89][90] in der Variante desBlankensteiner Obergerichtes gesprochen, jedoch mit abnehmender Tendenz. DieOrtsdialekte werden meist nur noch von älteren Einwohnern gesprochen und nicht mehr ausreichend weitergegeben; sie verändern sich auch im Umkreis vonMittelpunktschulen zu einem neuenMischdialekt.
Die Kinder aus Dernbach und Hülshof gingen über Generationen hinweg in Wommelshausen zur Schule. Aufgrund dieses über viele Jahrzehnte dauernden gemeinsamen Schulunterrichtes entwickelte sich in Hülshof, Dernbach und Wommelshausen ein nahezu identischerDialekt.
Die ehemals im Kirchspiel Hartenrod, imBlankensteiner Obergericht, von den Frauen einheitlich getragene sehr alte, eigentümliche schwarze „Dell-Mutsche-Tracht“ (sieheWommelshausen #Trachtenbilder), mit derDell-Mutsche als Kopfbedeckung ist mit der letzten Trägerin Mitte des 20. Jahrhunderts ausgestorben. DieDell-Mutsche war eine Variante innerhalb der gemeinsamen Trachtenlandschaft[91] des ehemaligenAmtes Blankenstein.
| Gemeinde | Ortsteile |
|---|---|
| Evangelische Kirche | Bad Endbach/Bottenhorn/Günterod/Hartenrod/Wommelshausen |
| Freie evangelische Gemeinde | Bad Endbach/Günterod/Hartenrod-Schlierbach/Wommelshausen |
| Katholische Kirche | Hartenrod |
| Evangelische Gemeinschaft e. V. undEC-Jugendarbeit | Hartenrod |
| Christliche Versammlung („Freier Brüderkreis“) | Bad Endbach/Günterod |
| Christliche Versammlung („geschlossene Brüder“) | Dernbach/Günterod |
| Plymouth Brethren IV (Raven-Brüder) | Bad Endbach |
Das Kunst- und Kulturhaus „Alte Schule“ wurde 1998 offiziell eröffnet und ist in drei Bereiche gegliedert: das Kneipp-Museum, den Raum für Wechselausstellungen und Veranstaltungen und die Galerie der Künstlerin Brigitte Koischwitz.
Das Kneipp-Museum befindet sich im 1. Stock des Hauses und kostet keinen Eintritt. Die Ausstellung hat ihren Schwerpunkt in der Geschichte des Ortes nach 1947. Im Zentrum steht die Darstellung des Umbruchs und des sichtbaren Wandels ab den frühen 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre, als sich aus dem armen Hinterländer „Kuhdorf“ langsam ein Kurdorf entwickelte.[92]
Im Foyer des Rheumazentrums Mittelhessen ist seit 2008 eine Dauerausstellung über die Volkskrankheit Rheuma und ihre Therapien zu sehen.[93]

Das Heimatmuseum ist im ehemaligen Rathaus/Backhaus im Ortsteil Wommelshausen untergebracht und kostet keinen Eintritt.Einblicke in die bäuerliche Lebenswelt geben die Küche sowie eine Wohn- und eine Schlafstube. Einige Trachtengruppen und diverse Trachtenteile dokumentieren die verschiedenen Ausführungen der Evangelischen Marburger und derHinterländer Tracht. Ein Bilderraum ist ausgestattet mit verschiedenen sakralen Gegenständen aus der alten Kirche, Bildern von Trachten aus der Region und einigen kleinen Sammlungen. Die Dorfgeschichte wird anhand von Fotos, alten Katastern und Rechnungsbüchern dargestellt. An dörfliches Handwerk wird in einer Schusterwerkstatt erinnert. Im Backhaus befinden sich neben diversem Backzubehör land- und forstwirtschaftliche Geräte sowie die unterschiedlichsten Werkzeuge.
Neben dem weit bekanntenMusikverein Bad Endbach e. V.„Hinterländer Blasmusik“ gibt es im Gemeindegebiet zahlreicheKirchen- und Gemeindechöre u. a. denGesangverein 1875 Hartenrod e. V., den Männergesangverein „Eintracht“ 1878 Günterod, den Männergesangverein 1884 und gemischten Chor Bottenhorn e. V., den Männergesangverein „Liederkranz“ Wommelshausen 1907 e. V. (aufgelöst), das JugendHarmonika Orchester Hartenrod e. V. und den CVJMPosaunenchor Wommelshausen.

Im Ortsteil Wommelshausen steht mit der altenEv. Kirche am südöstlichen Dorfeingang ein baugeschichtlich bemerkenswertes Bauwerk.[94] Die über 1100 Jahre alte frühmittelalterlicheKapelle istromanischen Ursprungs und wurde im 13. Jahrhundertfrühgotisch renoviert. Sie gilt als einkulturhistorisch bedeutendes sakrales Bauwerk, da es nahezu unverändert in seiner epochetypischen Schlichtheit bis heute erhalten geblieben ist.
Das rechteckige Gebäude hat ein Grundmaß von ca. 13,00 × 9,30 m bei einer mittlerenTraufhöhe von 6,00 m und ist mit einem 45°Satteldach von 5,00 mFirsthöhe gedeckt. Das Dach überragt ein 10,00 m hoher schlanker achteckigerDachreiter mit gotischem Spitzhelm.[95] Ein ursprünglich vorhandener, quer eingezogener 6,10 m × 3,50 m großer,Chor wurde 1720 abgebrochen.
Das Bauwerk, als Kirche eines kleinen Dorfes in einem rein ländlichen Umfeld, ist auffällig großzügig bemessen. Hatte sie zur Zeit ihrer Entstehung eine uns heute unbekannte besondere Funktion, Aufgabe? Einer Sage nach soll sie ehemals eine Wallfahrtskapelle gewesen sein, wegen einer wundertätigen Quelle, die unter dem Chor hervortrat.
Der Grundriss der Kirche mit dem ausgegrabenen und nachgewiesenen ehemaligen Chor fügt sich ganz in das Bild der schlichten Kirchen aus karolingischer Zeit, wie es sich bei einfachen Dorfkirchen noch bis ins 11. Jahrhundert gehalten hat. Es ist möglich, dass das Bauwerk unter dem Einfluss derWormser Bauhütte entstanden ist, da es Ähnlichkeit mit der – allerdings größeren und im Kern viel älterenMagnuskirche (Worms) aufweist. In der Region hatte dasHochstift Worms (Bistum Worms) einst viele Rechte und umfangreichen Besitz. Die Wommelshäuser Kapelle hat außerdem große Ähnlichkeit mit der im Kern romanischen, etwas größeren, 1271 erwähnten Ev.Margarethenkirche (Krofdorf), die im Mittelalter gotisch umgebaut wurde.
Der Baukörper besteht aus verputztem doppelschaligem Bruchsteinmauerwerk aus Grauwacke (keine behauenen Werksteine, keine Eckquaderung) in reichlicher Mörtelbettung. Zumindest die Süd- und Ostseite sowie das untere Mauerwerk der West- und Nordseite befinden sich noch im originalen Zustand der Erbauungszeit. Die Südseite hat zwei schmale hochgelegene kleine Fenster, die innen Rundbögen und außen ungewöhnlich gedrungene Spitzbögen aufweisen, was als Zeichen eines Umbaues gilt. In der Westwand befindet sich ein weiteres Fenster, das ebenso wie das einst sehr kleine Fenster in der Nordwand bei früheren Renovierungen vergrößert wurde. Die ehemalige Priesterpforte befindet sich im vorderen Teil der Südwand und ist eindeutig romanisch. Sie war vermauert und wurde bei der Renovierung wieder geöffnet. Heute ist sie der Zugang zur Kapelle. Der Haupteingang, ehemals Laieneingang, liegt auf der Nordseite, unterhalb des später nochmals vergrößerten rechteckigen Fensters. Im Verlauf der umfangreichen Renovierung 1720 bis 1726 wurde der Chor abgebrochen und dessen Öffnung zum Innenraum zugemauert. Eine Schlaguhr von 1726, die bis zur Aufgabe als Gottesdienstraum ihren Dienst versah, steht heute funktionsfähig im Heimatmuseum Wommelshausen.[96]
Der Landkreis Marburg-Biedenkopf ist Eigentümer derAlten Kapelle. Er hat der Kirchengemeinde Wommelshausen die Nutzung für gottesdienstliche und kulturelle Zwecke übertragen.[97]

Das Bauwerk ist eine Chorturmkirche mit gleich hohem Gemeindesaal. Der Chorturm ist das älteste Bauteil, vermutlich bereits im 12./13. Jahrhundert entstanden. Das sehr dicke Mauerwerk des Chorturms deutet auf seine ehemalige Funktion als Wehrturm (Turmburg,Motte) hin. Das mittelalterliche Schiff wurde später angehängt, wie bei der Kirche in Niederweidbach.Chorturmskirchen waren im Mittelalter der vorherrschende Bautyp im Lahn-Dill-Gebiet. Das Untergeschoss des Chorturms dient als Altarraum, im niedrigen Spitzhelmdach hängen zwei Glocken aus den Jahren 1452 und 1453. Das mittelalterliche Schiff mit Pseudomansarddach wurde mehrfach um- und ausgebaut. Der gesamte Baukörper besteht aus unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk (Grauwacke). Aus dem Jahre 1662 stammt die Kanzel; die Emporen wurden 1664, 1680, 1731 und 1804–1809 eingebaut, erweitert bzw. 1954–1956 umgebaut. Die kunsthistorisch bedeutsamen Brüstungsmalereien entstanden 1809.[94]
DieAar-Salzböde-Bahn führt über dreiViadukte bei Wommelshausen-Hütte, Endbach und in Hartenrod sowie durch einen Tunnel zwischen Hartenrod und Eisemroth.
Der sogenannteSalzbödeviadukt bei Endbach (km 16,9) hat neun Bögen, ist 165 Meter lang und 15 Meter hoch. Der Viadukt ist heute ein Wahrzeichen von Bad Endbach und wird nachts angestrahlt.
In gleicher Bauweise entstand der ca. 150 Meter lange und 13 Meter hohe Viadukt über das Schlierbachtal in Hartenrod (km 20,1). Er hat ebenfalls neun Bögen.
Der Viadukt bei Wommelshausen-Hütte (km 16,5) ist etwa 25 Meter lang, 11 Meter hoch und hat drei Bögen.
Der stark gekrümmte Tunnel unterhalb der Wasserscheide Salzböde/Aar bzw. Lahn/Dill zwischen Hartenrod und Eisemroth (km 21,6 bis 22,3) ist 700 Meter lang.[98]
Seit März 2014 steht ein Funkturm auf dem 425 m hohen Berg „Wade“ (Fln.) auf der Gemarkungsgrenze zwischen Endbach und Wommelshausen, der von seiner Plattform aus einen guten Blick aufBad Endbach und weit ins Umland ermöglicht.[99]
Der Bad Endbacher Kneipp-Kurpark erstreckt sich vom Gesundheitszentrum im Westen entlang des Grundwegs und der Salzböde bis zum Bürgerhaus im Osten. Hier befinden sich eine Teichanlage, ein 550 Meter langerBarfußpfad, ein modernesKneipp-Tretbecken, ein Kräutergarten, eine Rollschuhbahn und ein Spielplatz.
Bei Wommelshausen am Waldrand im Dernbach Tal bietet der KurparkHintermühle mit einem weiteren Kneipp-Tretbecken Gelegenheit, die Wirkung des klaren Bachwassers zu erforschen.

Im Ortsteil Wommelshausen gibt es seit 2012 unmittelbar neben dem neuen Friedhof einen Waldfriedhof (Bestattungswald) für Urnenbestattungen. Er wurde angelegt auf dem inzwischen mit Bäumen bewachsenen, 1926 geschlossenen ältesten Teil des „Alten Friedhofs“, in dessen nordwestlicher Ecke, direkt gegenüber dem Gefallenenehrenmal (Kriegerdenkmal).
Auf einem 425 Meter hohenBergsattel im NaturraumZollbuche steht eine ca. 350 bis 400 Jahre alte Eiche. Sie hat eine Höhe von 25 Metern und einen Kronendurchmesser von ca. 24 Metern. Der Stammumfang beträgt 4,25 Meter (in 1 m Höhe gemessen).[100] Ihr Standort ca. 10 Meter hinter der Gemeindegrenze von Bad Endbach (GemarkungWommelshausen) auf dem Gemeindegebiet Gladenbach (GemarkungWeidenhausen (Gladenbach)) weist sie als ehemaligen Grenzbaum aus. Der markante Baum auf dem Bergsattel galt als traditioneller Abschiedsbaum.
Die Eiche steht am ehemals bedeutenden Fernweg (Westfalenweg) und dem alten, bis 1854 einzigen direkten zollfreien Weg aus demHessischen Hinterland zur ehemaligen Provinzhauptstadt Gießen. Er verband das bis 1866 hessen-darmstädtischeHinterland auf kürzestem Weg mit seiner Provinzhauptstadt Gießen, den südlich gelegenen Landesteilen und der Landeshauptstadt Darmstadt. Auf der alten Trasse verläuft heute weitgehend die L3047 (Zollbuche – Gießen).
Bis zu diesem Baum wurden ehemals und noch bis zum Bau derAar-Salzböde-Eisenbahn Dienstboten, Knechte, Mägde, Wanderarbeiter (Mäher, Schnitterinnen und Drescher) und mit Strickwaren handelnde Wanderhändler („Strumpfmänner“) auf dem Weg zu ihren in den südlichen Landesteilen liegenden Dienststellen/Arbeitsstellen/Kunden in den Städten, in die Wetterau und die in die einstigen hessen-darmstädtischen Garnisonen einberufenen Soldaten von ihren Angehörigen und Freunden begleitet und verabschiedet, und das meist sehr tränenreich. Daher erhielt sie den in der gesamten Umgebung bekannten Namen „Heul-Eiche“.[101]
Während des Ersten und des Zweiten Weltkrieges war dieHeul-Eiche wiederum Abschiedsbaum, diesmal in umgekehrter Richtung. Für die einberufenen Soldaten ausOberweidbach war der Bahnhof in Wommelshausen-Hütte an derAar-Salzböde-Bahn der nächstgelegene.
Im NeubaugebietAm Gewenn in Wommelshausen, am Weidenhäuser Weg gegenüber der Zufahrt zum Sportplatz und an der Einmündung der Querspange von der Landstraße, steht eine weitere bemerkenswerte Eiche. Sie hat ein Kronenoval von 20/16 Meter und einen Stammumfang von ca. 5,10 Meter (in einem Meter Höhe). Ihr Alter wird auf 450 bis 500 Jahre geschätzt. Durch einen Blitzeinschlag vor ca. 100/110 Jahren soll sie ihre südliche große Astgabel eingebüßt haben; diese „Wunde“ ist inzwischen fast zugewachsen.
DieDicke Eiche steht als markantesWegzeichen an einer ehemals regional wichtigen Wegkreuzung/-gabelung, und zwar: nachMarburg in Richtung Osten und nachGießen in Richtung Süden.[102]
Die Linde am Gefallenenehrenmal in Wommelshausen wurde benannt nach ihrem Wuchs/Aussehen als Folge eines starken Rückschnittes vor ca. 60/70 Jahren. Sie wurde anlässlich der Einweihung des Ehrenmals am 22. Oktober 1933 gepflanzt.
Südlich von Wommelshausen an der Landstraße, gegenüber dem Friedhof am alten Dreschplatz, steht die imDreikaiserjahr 1888 gepflanzteKaiserlinde.
DieHermann-Löns-Buche zwischen den Gemarkungen Schlierbach und Bottenhorn wurde am 2. August 1953 „eingeweiht“.[103] Heute ist der Ort jedoch kaum mehr ausgeschildert, da der Aufenthalt unter dem Baum wegen herabfallender Äste zu gefährlich und daher untersagt ist.
Die bewaldete, hügelige Naturlandschaft um Bad Endbach ist in idealer Weise zum Wandern geeignet. Neben einemPrädikatswanderweg sind 24 weitere Wanderwege, u. a. Rund-Wanderwege vorhanden. Außerdem gibt esNordic-Walking-Strecken und Radwege (z. B. Salzböderadweg).
Von verschiedenen hochgelegenen Stellen im Gemeindegebiet gibt es bemerkenswert gute Rund- und Weitblicke (Panoramablicke) z. B. zumDünsberg (15 km), nachMarburg (20 km), zurBurgruine Frauenberg (21 km) und bei klarer Sicht bis zurFuchskaute (29 km) imWesterwald, zumKnüllköpfchen (68 km) im Knüllgebirge, zumHoherodskopf (60 km) im Vogelsberg, zumFeldberg (64 km) im Taunus, zurHohen Wurzel (83 km) bei Wiesbaden, zumEderkopf (26 km), zurSackpfeife (18,5 km) bei Biedenkopf, zumKahlen Asten (44 km) bei Winterberg und bei extrem guter Sicht sogar bis zurWasserkuppe in derRhön (100 km).
Diese Aussichtsstellen sind dieEndbacher Platte (Waldgaststätte seit 2006 geschlossen), dieSchönscheid bei Günterod, dieWade zwischen Wommelshausen und Endbach, derGrüne Stein (Omisseberg) bei Dernbach, der Südrand derBottenhorner Hochflächen nördlich von Wommelshausen, nahe Hülshof, hier z. B. die Schutzhütte „Am Stein“ nordwestlich von Wommelshausen und dieScheid, 1 km östlich von Bottenhorn mit 538,7 m der höchstgelegene Aussichtspunkt (Standort eines Trinkwasserhochbehälters).
Der Bad Endbacher Nordic Walking Park umfasst ein Streckennetz von ca. 30 km mit insgesamt 6 ausgewählten Touren zwischen 2,5 km bis 11,7 km Länge.
Westlich von Bad Endbach befindet sich ein sogenannter „Flowtrail“ – eine ausgewiesene Mountainbike-Strecke mit speziellen Hindernissen.[104]
Auf der Bottenhorner Hochfläche, bei Hülshof und Bottenhorn, werden im WinterLanglaufloipen gespurt. In Hartenrod befindet sich ein Wintersportgebiet mitAbfahrtspiste undSkilift. Im Sommer wird die Piste vonGrasskifahrern genutzt.[105]
Pfingst- und Herbstwanderwoche, GPS-geführte Tageswanderungen, Themenwanderungen, Extratouren im Lahn-Dill-Bergland, Nordic Walking, Wander-Wellness-Tage von April bis Oktober und derBad EndbacherWandermarathon jeweils am ersten Sonntag im November.
Angeboten werden: Musiktage, Kurkonzerte, Skatabende, Tanzabende, Tanztee, Rundfahrten, Videovorführungen, Schachabende, Stickkreis, „Ein Frau Theater“, Sportschießen für Gäste inSchlierbach
(Quelle:[106])

Über die wirtschaftlichen Verhältnisse seiner Landsleute schreibt der aus Gladenbach stammende und zu seiner Zeit sehr bekannte Professor der Mineralogie der Universität in Gießen,Philipp E. Klippstein, in seinen „Mineralogischen Briefen“ (1779) unter anderem:[107]
„Unter dem hiesigen Landmann herrscht edelste Einfalt, Mäßigkeit und Arbeitsamkeit. Ackerbau will soviel nicht bedeuten, weil der Boden größtenteils bergig, schiefrig und die Witterung rauh ist. Desto besser ist die Viehzucht, vornehmlich die Schafzucht. DasObergericht (heute GemeindeBad Endbach, ehemals Kirchspiel Hartenrod) imAmt Blankenstein, welches besonders das rauheste ist, konnte seine Bewohner fast gar nicht ernähren, wenn sie keinen Nebenverdienst zu schaffen wussten. Alles strickt hier wollene Strümpfe mit einer unbeschreiblichen Geschwindigkeit und einem Fleiß, der wenig seinesgleichen haben kann. In jedem Ort sindStrumpfträger, sie tragen dieses Product ins Klevische, Kölnische, Bergische, Pfälzische und andere Länder. Sie bringen dafür jährlich gegen 1200 bis 1500 Gulden zurück.“[108]
DieStatistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über den Ortsteil Endbach:
„Endbach (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt1 3⁄4 St. von Gladenbach in einer rauhen Gegend, hat 63 Häuser 348 evangelische Einwohner, 1 Kapelle und 4 Mühlen. Das Stricken der Strümpfe und der Handel derselben, ist ein Hauptnahrungszweig der Einwohner. Im 15. Jahrhundert gehörte der Ort zum Gladenbacher Kirchengebiete.“[109]
Und über Wommelshausen:
„Wommelshausen (L. Bez. Gladenbach) evangel. Filialdorf; liegt in einer rauhen Gegend,1 1⁄2 St. von Gladenbach, hat 45 Häuser und 269 Einwohner, die alle evangelisch sind. Man findet 3 Mahlmühlen, mit welchen 1 Oelmühle verbunden ist, und die Einwohner beschäftigen sich sehr stark mit dem Stricken (sieheTrachtenbilder) und Verkaufe von Strümpfen. Dieser Gewerbszweig, der hier so wie auch zuRömershausen (Gladenbach),Dernbach (Bad Endbach),Schlierbach (Bad Endbach),Hartenrod,Endbach undGünterod getrieben wird, und der dortigen armen Gegend vieles Geld zuführt, ist wahrhaft bedeutend; denn die durch den unausgesetzten Fleiß der Bewohner geschaffene Waaren werden von einheimischen Handelsleuten aufgekauft, sofort auf die Messen und Märkte zuFrankfurt,Offenbach,Aschaffenburg,Mainz,Darmstadt,Worms,Manheim etc. gebracht, größtentheils aber auf Jahrmärkten, so wie durch Hausirhandel im Inland, in den Preußischen, Bairischen und Badischen Staaten untergebracht. Dieser wichtige Industriezweig verdient um so mehr der besondern Pflege des Staats empfohlen zu werden, als die Stockung desselben die Einwohner der genannten Orte bettelarm machen würde. Zu Wommelshausen gehört die sogenannte Hütte, welche 5 Minuten davon entfernt liegt. Im Jahr 1660 wurden hier Eisensteine gebrochen. Auch Kupfererze wurden früher hier gewonnen. Der Ort gehörte im 15. Jahrhundert zum Gladenbacher Kirchengebiet.“[110]
Zum Weiler Hütte:
„Hütte (L. Bez. Gladenbach) Weiler; gehört zu Wommelshausen, von welchem Orte er nur 5 Minuten entfernt ist, und liegt an der Salzböthe. Dieser Weiler hat mit Einschluß von 2 Mühlen, 16 Häuser und 100 evangelische Einwohner. Hier stand vor alten Zeiten eine Eisenhütte, von welcher der jetzige Namen des Orts herzuleiten ist.“[111]
Im Gemeindegebiet bestand die verbreitete Erbsitte derRealteilung, mit der Folge, dass die landwirtschaftlichen Nutzflächen pro Hof immer kleiner wurden, was zurNebenerwerbslandwirtschsaft führte. Der Grundbesitz der Hofeigentümer war meist zu klein und die Erträge bei der kargen Bodenbeschaffenheit im rauen Klima und extensiver Bewirtschaftung zu gering, um eine größere Familie ausreichend zu ernähren. Dies war nur mit einer zusätzlichen Erwerbsquelle möglich.[112] Nur Wenigen war es vergönnt alleine von der eigenen Landwirtschaft zu leben.

Bis in die 1950er und 1960er Jahre hinein waren die Dörfer dieser Region von der „Feierabend-Landwirtschaft“ oder „Nebenerwerbslandwirtschaft“ geprägt. Durch dieIndustrialisierung gefördert entstand auch im Gemeindegebiet und den umliegenden Orten, im Umkreis der Hütten- und Bergwerke der Typ des Nebenerwerbslandwirtes, des „Feierabend-Landwirtes“. Auch mit zusätzlicher Arbeit im Hütten- und Bergwerk oder als Handwerker war nur ein bedürfnisloses und bescheidenes Leben möglich.[113]
Die nicht leichte Arbeit in der Landwirtschaft musste nach Feierabend (daher auch „Feierabend-Landwirtschaft“ genannt) nebenbei erledigt werden.[114] Gleich nach seiner Rückkehr von der Arbeit warteten zu Hause noch die schwereren Arbeiten im Feld und Hof auf den Kleinlandwirt, die seine Frau, die Kinder und gegf. die Großeltern tagsüber nicht ausführen konnten. Nach getaner Arbeit war noch kein Ausruhen angesagt.
Kinder mussten spätestens ab dem 10. Lebensjahr bei allen landwirtschaftlichen Arbeiten selbstverständlich mithelfen, das warKinderarbeit. Die Schulferien hießen „Ernteferien“ (Sommerferien, Heu- und Getreideernte) und „Kartoffelferien“ (Herbstferien, Grummet- und Kartoffelernte). Die Kinder wurden bei der Ernte dringend gebraucht; das war der ursprüngliche Grund für die Einführung dieserSchulferien.
Urlaub war diesen Familien unbekannt. Urlaub machten Städter.
Bad Endbach lebt heute alsKurort überwiegend vom Kurbetrieb undTourismus. Von Bedeutung sind zwei Krankenhäuser/Rehazentren, und zwar die „Hessische Berglandklinik“ und das „Rheumazentrum Mittelhessen“, sowie Seniorenwohn- und Pflegeheime. Größere Industrie- und Handelsbetriebe gibt es im Gemeindegebiet nicht.
Der Gesundheits- und Wandertourismus ist daher ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Im Jahr 2007 gab es mehr als 60.000 Übernachtungen im Gesundheits- und Wandertourismus[115], 2019 waren es 57.234.


DasKneippheilbad hat Heilanzeigen bei folgenden Erkrankungen:
Insbesondere werden in Bad Endbach auch spezielle Kompaktkuren gegenMigräne und chronischenKopfschmerz durchgeführt, was bisher einzigartig in Deutschland ist. Insgesamt stehen für den Kurbetrieb rund 550 Betten und 14 Ärzte zur Verfügung. Bad Endbach bietet heute spezialisierte Angebote für Migränetherapie und Venenkur sowie Kliniknachsorge. Die Gesundheitsangebote umfassen unter anderemSchroth-Kuren,Trennkost,Trinkkuren,Aromatherapie, Unfall-Nachbehandlung,Aktivurlaub,Fitnesswoche, Rückenprogramm, Therapie beiArthrose, Pauschalkuren,Kneipp-Tretanlage,Geriatrische Behandlung sowie verschiedeneWellness-Programme.
Das Gesundheitszentrum Bad Endbach wurde 1976 eröffnet und war bis Herbst 2009 mit Bewegungsbad,Saunalandschaft, Dampfbädern, Solarien, dem Therapiezentrum, demFitness- undWellness-Studio und einer Cafeteria in Betrieb.
Seit Mai 2008 wurde dasThermalbad, die neueLahn-Dill-Bergland-Therme neben dem bestehenden Gesundheitszentrum erbaut. Die Inbetriebnahme erfolgte im Oktober 2009. Das alte Zentrum wurde abgebrochen und die dadurch frei werdende Fläche zum Teil als Parkfläche genutzt und der Rest in die Grünanlage integriert.[116] In dem neuen Gesundheitszentrum der Lahn-Dill-Bergland-Therme gibt es fünf Becken (Thermalwasser aus über 900 m Tiefe), Sprudelbecken mit Massagedüsen, Nackensprudler, Sprudelliegen mit einer Wassertemperatur bis zu 33 °C. Daneben bietet das Gesundheitszentrum Wellness-, Fitness- und Beautywelten. Die Saunalandschaft umfasst fünf Saunen zwischen 60 °C bis 100 °C und Dampfbäder. Weiter gibt es eine Totes-Meer-Salzgrotte. Integriert in das Gesundheitszentrum ist ein Café-Restaurant mit Biergarten.
Die wichtigste alte Straßenverbindung im Gemeindegebiet, die seit dem hohenMittelalter bis 1865 benutzt wurde, war der zwischenMarburg,Gladenbach undDillenburg/Herborn verlaufendeObergerichtsweg, (Vorläufer der L 3050) auchBotenweg oderAmtsweg genannt. Er war als Talstraße angelegt und verlief von Gladenbach (Burg Blankenstein) kommend südlich an Kehlnbach und nördlich an Weidenhausen, Hütte und Endbach vorbei durch Hartenrod über dieSalzböde-Siegbach-Wasserscheide in Richtung Eisemroth. Dort verzweigte er sich in Richtung Dillenburg und in eine südliche Trasse nach Herborn. Im Jahre 1852 wurde im Verlauf des Obergerichtsweges dieSchoofponz-Brücke über dieDernbach oberhalb von Wommelshausen-Hütte nochmals erneuert.
In den Jahren 1817 bis 1825 wurde die ältesteKunststraße von Biedenkopf über Gladenbach, Weidenhausen zur Zollbuche gebaut. Ab derZollbuche baute man den altenWestfalenweg in Richtung Gießen (heute L 3047) zur modernen Straße aus. Er war bereits während der HerrschaftNapoleons (1796–1813) streckenweise chaussiert worden.
Alle Straßen hatten ehemals nur eine wassergebundene Schotterdecke, auch alle innerörtlichen Wege. Dies blieb so bis in die 1950er Jahre. Nur die Straße von Weidenhausen über Hartenrod in den Dillkreis erhielt noch vor dem Zweiten Weltkrieg eine Teerdecke.
Als Decksand für das Abwalzen der wassergebundenen Schotterstraßen verwendete man meist den grau-grünen Sand aus den Deckschichten der Diabas- und Grünsteinbrüche. Er eignete sich ganz besonders für diesen Zweck, da er mit Wasser besprengt sehr fest wird. Auch „Kieselgallenschiefer“, umgangssprachlich „Kummer“ genannt, der örtlich begrenzt in der Umgebung vorkommt, wurde eingesetzt, weil er gut verwitterte und die Oberfläche der Schotterwege damit festigte.
An den Rändern der „Vizinalwege“ entlang – wie die Land- und Kreisstraßen ehemals hießen – mussten die Gemeinden auf Anordnung der ehemaligen hessen-darmstädtischen Regierung Obstbäume (Apfel-, Birn- oder Kirschbäume) pflanzen. Diese Anordnung blieb auch in preußischer Zeit (ab 1867 ProvinzHessen-Nassau) bestehen. Das Obst wurde im Herbst von den Gemeinden meistbietend versteigert. Diese Bäume wurden ab Ende der 1950er Jahre nach und nach gefällt, als man sie dem Straßenausbau opferte und auch für zahlreiche Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang verantwortlich machte.
Oberhalb von Wommelshausen, an den Straßen nach Dernbach und Hülshof/Bottenhorn, standen sehr viele Kirschbäume, eine weithin bekannte „Kirschbaum-Allee“, die nach der Fertigstellung der Straßen ab 1913 angelegt wurde.
Feldwege unterstanden der alleinigen Obhut der Gemeinden, wurden schlecht gepflegt und kaum unterhalten. Das galt auch für die untergeordneten direkten Verbindungswege in den Feldfluren zwischen den Ortschaften. Die wenigen Feldwege, die es vor den Flurbereinigungen gab, waren aus heutiger Sicht nahezu alle in schlechtem bis sehr schlechtem ausgefahrenem Zustand und wegen ihren stellenweise lockeren Steinen in der Fahrspur für die Zugtiere (Fahrkühe, Pferde) manchmal eine arge Schinderei.
DurchBad Endbach führt heute alsLandstraße die von Ost nach West im Salzbödetal verlaufendeL 3050 als Hauptverkehrsstraße. Sie wurde in den Jahren 1860 bis 1865 von Weidenhausen über Hütte und Endbach nach Hartenrod neu angelegt. Über die Anbindung an dieB 255 in Weidenhausen stellt sie die Verknüpfung an den überregionalen Verkehr dar. Der Straßenabschnitt von Weidenhausen nach Wommelshausen-Hütte wurde 1968/69 großzügig ausgebaut und dabei Wommelshausen-Hütte durch eine Umgehung entlastet.
Im OrtsteilHütte zweigt die Landstraße L 3049 von der L 3050 ab und bindet die nördlich gelegenen Ortsteile Bottenhorn, Hülshof, Wommelshausen und Dernbach an. Dernbach wird auch über die VerbindungsspangeLandratskreuz –L 3049 erreicht.
Die Straße Bottenhorn–Steinperf imHausebachtal wurde 1878 bis 1880 erbaut. In den Jahren 1906/07 entstand die Straße zwischen Endbach und Günterod. 1912 bis 1913 wurden die Straßen von Hütte über Wommelshausen und Hülshof nach Bottenhorn und der Abzweig nach Dernbach gebaut.
Der preußische Staat ließ 1923 bis 1925 die Straße Günterod–Bischoffen als Notstandsarbeit für Erwerbslose bauen. Auch der Ausbau der Landstraße von Hartenrod nach Eisemroth (L 3050), auf der alten Trasse derMarburg-Dillenburger Amtstraße, in den Jahren 1924 bis 1926 wurde als Notstandsmaßnahme durchgeführt.
Erst 1952 bis 1956 wurde die (L 3288) schon so lange gewünschte Verbindung über Rachelshausen, „Landratskreuz“ nach Bottenhorn gebaut. 1961/62 verbesserte man die Linienführung der Trasse (K 21) vomLandratskreuz über Dernbach bis zum Abzweig nördlich von Wommelshausen.
Innerhalb der Gemeinde gibt es im OrtsteilBottenhorn einenFlugplatz mit einer 525 m langen Gras-Landebahn. Er ist alsSonderlandeplatz ausgewiesen und besitzt denICAO-CodeEDGT. Betreiber ist dieLuftsportgemeinschaft Bottenhorn e. V.



Bereits im Jahre 1850 wollte dieBergisch-Märkische Eisenbahn-Gesellschaft eine Bahnlinie vonAltenhundem überLaasphe undBottenhorn nachGießen bauen. Die Ausführung scheiterte u. a. auch am heftigen Widerstand des BottenhornerBürgermeisters und seines Gemeindevorstandes mit dem Argument: „Es käme dadurch zu viel fremdes Volk nach hier“.
Bis zum Bau derAar-Salzböde-Bahn lagen die nächstgelegenen Bahnhöfe inFronhausen an der Lahn und inDillenburg. Ab 1890 arbeitete man an der neuen Strecke, das erste Teilstück Niederwalgern–Weidenhausen konnte am 12. Mai 1894 dem Verkehr übergeben werden. Von 1898 bis 1902 wurde an der Strecke bisHerborn weitergebaut. Das Teilstück vonWommelshausen bisEisemroth war sehr aufwändig wegen der dreiViadukte bei Wommelshausen-Hütte, Endbach und in Hartenrod sowie des 700 m langenTunnels zwischen Hartenrod und Eisemroth.
Am 24. Juli 1899 fand die Grundsteinlegung für denSalzbödeviadukt bei Endbach statt. „Zu den Ausschachtungsarbeiten hatte der Unternehmer fast nur polnische Arbeiter, wogegen zu den Maurer- und sonstigen Arbeiten fast nur italienische. Trotz der verschiedenen Sprachen, welche von den Arbeitern gesprochen wurden, ging die Arbeit bis jetzt einheitlich und ohne Störung voran“[117] Der Viadukt hat neun Bögen, ist 175 Meter lang und 18 Meter hoch. Geplant wurde das in einer Kurve liegende Bauwerk von den Eisenbauinspektoren Hentzen und Pietig. Der Viadukt ist heute ein Wahrzeichen von Bad Endbach.
In gleicher Bauweise entstand der ca. 155 m lange, imposante Viadukt über das Schlierbachtal in Hartenrod. Zuvor war der etwa 25 m lange Viadukt bei Wommelshausen-Hütte fertig gestellt worden. Zusätzlich musste ein 700 m langer Tunnel unterhalb der Wasserscheide Salzböde/Aar bzw. Lahn/Dill zwischen Hartenrod und Eisemroth gegraben werden.

Am 15. Juli 1901 wurde die Teilstrecke Weidenhausen–Hartenrod dem Verkehr übergeben. Am 1. August 1902 fuhr der erste Zug von Niederwalgern bis Herborn und verband damit dasHinterland mit dem überregionalenSchienenverkehr auf derMain-Weser-Bahn und derDillstrecke.
Am 9. Juni 2001 wurde die Bahnstrecke stillgelegt und die Schienen abschnittsweise in den Folgejahren abgebaut.
Anfang der 1950er Jahre wurden links und rechts der Landstraße in die beiden Brückenpfeiler des Salzbödeviaduktes zwischen Endbach und Wommelshausen-HütteSprengkammern eingebaut. Die Brücke sollte im Falle eines befürchteten Angriffs aus den damaligen Ostblockstaaten z. B. derRoten Armee gesprengt werden. Damit wollte man einen schnellen Vormarsch gegnerischer Truppen behindern. Sprengkammern baute man in der Zeit des „Kalten Krieges“ in nahezu allen wichtigen Bahn- und Straßenverbindungen ein, insbesondere wenn es Ost–West verlaufende Trassen waren. Die Sprengkammern wurden wieder zugemauert.
Am 22. März 1945 durchquerte auf derAar-Salzböde-Bahn ein geheimnisvoller Zug das südliche Hinterland.[118] Es war der nahezu 1,5 km lange Militärzug (Heeres Art.Abt.(mot)705, 10.Batterie, der Gruppe Süd-Art.Rgt.(mot.)z.V.901 Abt.Ia), einer mobilenV2-Raketen-Artillerieeinheit mit Abschussrampen und Treibstofftanks, gezogen und geschoben von vier Lokomotiven (zwei vorne, eine in der Mitte und eine hinten), die vom Westerwald kommend in eine neue nordöstliche Abschussstellung (nördlich von Marburg) verlegt werden sollte. Gegen 9:00 erreichte erBischoffen; amerikanische Jagdflieger beschädigten dort eine Lok mit Kesseldurchschuss, die dann ausfiel. Der danach geteilte Zug gelangte mit Mühe unter weiterem feindlichem Beschuss bei heftiger Gegenwehr durch die mitgeführtenVierlingsflaks gegen Abend in den 700 m langen Tunnel beiHartenrod. Er ragte zwar hinten und vorne heraus wurde aber zusätzlich durch die tiefen grabenförmigen Trasseneinschnitte der Bahnstrecke vor und hinter dem Tunnel geschützt. Zwei Tage später wurde er in RichtungMarburg weitergefahren und nach Norden umgelenkt. BeiBromskirchen stoppte eine Vorhut der3. US-Panzerdivision, die auf dem Weg zumRuhrkessel war, am 29. März den Zug. Die Amerikaner fuhren die wertvolle Kriegsbeute nachAntwerpen und verschifften die erbeuteten 10 Raketen anschließend in die USA.[119] Dort hatten sie einen wesentlichen Anteil beim Aufbau der amerikanischen Raketentechnik.
„Ohne Mühle kein Brot“ hieß es früher. Daher gehörten zu jedem Dorf, falls es die örtlichen geografischen Verhältnisse (Wasserlauf mit ausreichender Wassermenge) zuließen, mindestens eine, oftmals sogar mehrere Mühlen nacheinander am selben Bachlauf. Der Bau einer Mühle musste stets vom Landesherrn/Grundbesitzer genehmigt werden. Neben privaten Mühlen gab es auch landgräfliche Mühlen, die als Lehen vergeben wurden.[120]
Erstmals wird am 13. April 1366 eine Mühle in Endbach erwähnt, die Landgraf Heinrich I. an denRitter Rudolf Scheurenschloß verlehnt. 1496 erscheint in Urkunden die „Schillingsmühle“ in Wommelshausen-Hütte, die 1499 auch als Schmiede (Waldschmiede) bezeichnet wird (Standort: heutige „Hüttner-Mühle)“, 1571 die „Burgmühle“ der Herren von Dernbach bei Dernbach, 1577 taucht die „Plockemühle“ in Wommelshausen-Hütte auf, 1586 wird eine Mühle in Hartenrod, die obere „Hankopfsmühle“ erwähnt und 1703 die „Hintermühle“ in Wommelshausen an der Einmündung desLembaches in dieDernbach.
Schriftlich nachgewiesen sind für das Jahr 1630 im heutigen Gemeindegebiet zwölf Mühlen. Davon standen drei inBottenhorn am Oberlauf derPerf unterhalb der Ortslage, und zwar: die Mühlen desTheis Möller, desEndres Meyer und die vonJäckel und Kunz Pfeiffer. Im OrtsteilDernbach stand die „Burgmühle“ (der Herren von Dernbach) an der Einmündung des Dorfbaches in dieDernbach, südöstlich unterhalb des Burgberges und des ehemaligen unteren Fischteiches.Wommelshausen[121] hatte zwei Mühlen aufzuweisen (vermutlich beide an derSalzböde). Die beiden Mühlen inHartenrod[122] befanden sich am Unterlauf desHulsbaches; es waren dies dieObere- (später „Daniels-Mühle“ genannt) und die „Untere-Hahnkopfsmühle“. Vier Mühlen standen inEndbach an der Salzböde, und zwar die „Heckenmühle“, „Dörrmühle“, „Hohkäppersmühle“ und „Krebsmühle“.
Im Jahre 1830 sieht die Statistik wie folgt aus: Bottenhorn eine Mühle („Feldesmühle“), Wommelshausen drei („Hintermühle“, „Hüttner-Mühle“ und „Plockemühle“), Hartenrod drei („Obere Hahnkopfsmühle“, „Untere Hahnkopfsmühle“ und „Schmidtsmühle“ an der Einmündung des Hulsbaches in die Salzböde) und die zuvor genannten vier Mühlen in Endbach.
Nicht erwähnt sind in dieser Aufstellung die Mühlen, die nur über einen kürzeren Zeitraum bestanden, zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme stillgelegt oder nicht verpachtet waren, wie die „Schillingsmühle“ (längere Zeit stillgelegt, späterHüttner-Mühle genannt) bei Hütte, beziehungsweise wüst geworden sind. Ferner die Mühle mit unbekanntem Namen amMehlmerk (Flurname „Mehlwess“ > Mühlwiese) in Wommelshausen unterhalb des Dorfes, am Standort der Wüstung Nieder-Wommelshausen, am Zusammenfluss vonDernbach undWommelshäuser Dorfbach, die 1725 von ihrem letzten Besitzer abgeschlagen wurde.
DieWindmühle derHerren von und zu Dernbach fehlt in der Aufstellung, sie stand südlich der Burg Neu-Dernbach auf der Bergnase, heutiger Hausname des dortigen AnwesensWendmellersch. Von ihr sind keine weiteren Daten bekannt.
Alle Mühlen, die nicht an der Salzböde lagen, waren wegen der geringen Wasserführung der Seitenbäche auf Wasserspeicher (Mühlteiche) angewiesen, das heißt, sie konnten nur mahlen, wenn sie ihre Teiche (zwischen 150 und 400 m³) entleerten bzw. ausreichend Wasser im Bach floss. Bis zum nächsten Mahlgang mussten die Teiche wieder aufgefüllt werden, so auch bei derHintermühle (stillgelegt 1978) in Wommelshausen und der oberhalb liegenden ehemaligenBurgmühle der Herren von Dernbach mit ihren ehemals drei großen vorgelagerten Teichen (z. T. als Fischteiche genutzt).
Damit erklärt sich auch, dass an diesen Standorten oft zwei Mühlen am gleichen Bach untereinander lagen, zum Beispiel in Bottenhorn (an derPerf) oder Hartenrod (obere und untereHankopfsmühle amHulsbach). Die untere Mühle nutzte dabei das ablaufende Wasser aus dem Teich der oberhalb gelegenen Mühle.
Heute sind alle Mühlen stillgelegt.
Für den Transport des Getreides und des Mehls hielten sich die MüllerEsel alsSackträger. So gab es etwa in Wommelshausen-Hütte den Flurnamen „Eselspädche“ (Eselspfad). Das war der Pfad, auf dem die Esel Mehl in Säcken zur Kundschaft (z. B. in Römershausen) brachten und auf ihrem Rückweg Säcke mit Getreide zur Mühle trugen.[123]


Jeder Ortsteil hatte ehemals ein eigenesBackhaus[124], Bottenhorn und Wommelshausen sogar zwei. Das Obergeschoss der Gemeindebackhäuser diente oft den Bürgermeistern und der Gemeindevertretung (z. B. Bottenhorn, Dernbach und Wommelshausen) als Dienstzimmer und als Versammlungsraum. Im Untergeschoss befanden sich ein oder zwei Backöfen.
Die Plocke-Mühle und die vier Gehöfte auf dem Hülshof besaßen eigene kleine Backhäuser.
Das Backen[125][126] hatte früher eine ganz besondere Bedeutung; Brot war das Hauptnahrungsmittel. Nahezu jede Familie, die ausreichend Mehl zur Verfügung hatte, buk ihr eigenes Brot, und zwar ausschließlichRoggenbrot. Der Sauerteig-Brotteig wurde zu Hause zubereitet, zu Laiben geformt und auf Backbrettern zum Backhaus getragen.[127] Die Reihenfolge, wer wann backen durfte, wurde durch Auslosung eine Woche vorher bestimmt und auf einer Tafel im Backhaus angeschrieben. Auch der sonntägliche Kuchen (meist der sogenannte „Blechkuchen“, u. a.Rewwelkuche,Quetschekuche undÄbbelkuche, manchmal auch einBodderlochskuche) wurde hier am Samstag gebacken, wenn man ihn nicht vom Bäcker backen ließ. Allgemeiner Ausspruch: „Ein Sonntag ohne Kuchen ist kein Sonntag.“
Bis hinein in die 1960er Jahre waren die Backhäuser noch in regem Gebrauch. Sie wurden immer weniger genutzt, nach und nach stillgelegt, verfielen und wurden abgerissen, bis auf die nachstehenden Ausnahmen.
Im Zuge einer Rückbesinnung haben Bürger einige Backhäuser renoviert. So wird heute dasBackes, wie man die Backhäuser im Dialekt nennt, in Bottenhorn und Wommelshausen-Hütte wieder sporadisch genutzt. In Dernbach ist eine Ferienwohnung daraus geworden und in Wommelshausen ist dort das Heimatmuseum untergebracht.
Alle Ortschaften der Gemeinde Bad Endbach habenDorf-, Spott- oder Spitznamen, wie sie überall inDeutschland zu finden sind. Die Namensgebung liegt meist im Dunklen. Sie soll sich auf Grund besonderer Begebenheiten, hervorstechender Eigenschaften oder Gewohnheiten der Bewohner herleiten. Entstanden sind sie in der Regel in derMundart, also demHinterländer Platt. Mit dem Dorf-Spitznamen wurde jeder Bewohner/-in des Ortes bei Neckereien oder Streitereien belegt.
Die Spitznamen der einzelnen Ortsteile sind:
Hausnamen sindOrtsnamen, sie benennen die kleinste Siedlungseinheit, eine einzelne Wohnstätte (Haus), ein Anwesen/Gehöft einschließlich aller dort stehenden Gebäude. Ein Hausname ist ein Beiname (Genanntname), quasi ein zweiter Familienname in örtlichem Dialekt, der nur mündlich gebraucht und weitergegeben wird.[128][129][130][131]Mit dem Hausnamen werden alle dort ansässigen Bewohner belegt. Bei der Benennung einer Person wird der Hausname stets dem Rufnamen vorangestellt, z. B. „Gehanns Wolfgang“ (HausnameGehanns) oder „Lisbets Anneliese“ (HausnameLisbets).
Hausnamen sind spontan aus der jeweiligen Dorfgemeinschaft heraus im umgangssprachlichen Dialekt entstandene Namen, ohne Regeln.
Hausnamen entstanden zu einer Zeit, als es noch keine Hausnummern und keine Straßennamengab. Für den Landesherrn und dessen Verwaltung war es jedoch wichtig, die einzelnen Wohnstätten der Untertanen namentlich zu kennzeichnen, damit sie zu Abgaben und Fronden herangezogen werden konnten. Wohnte ein Untertan z. B. bei einem Born (Brunnen, Quelle), so hielt ihn der Steuereinnehmer in seinen Unterlagen z. B. alsJohann beim Born fest, einen anderen der am Berg wohnte alsDaniel am Berg oder jemand, der im Tal wohnte alsAdam in der Tal oder alsVelten am Ende, weil er am Dorfende wohnte. Daraus wurden z. B. die Familiennamen:Beimborn,Amberger > (Verschleifung zu) > Bamberger,Intertal undAmend. In neuerer Zeit wurden und werden aus den daraus entstandenen Familiennamen auch wieder Hausnamen (z. B. „Beimborns“, „Bambergersch“, „Innerdols“, Amend verkürzt > „Menn“).
Die meisten der heutigen Hausnamen lassen sich auf Vornamen/Doppelnamen und deren Kurzformen der Erstbesitzer/-in bzw. Übnernehmer/-in und dessen Ableitungen, Verschleifungen und Verkürzungen im örtlichen Dialekt, zurückführen. Der beliebteste Vorname bei Männern war ehemals Johannes (Johann, mdal. Gehann), bei Frauen Elisabeth (Lisbeth) und dessen Varianten im Dialekt. Auffallend sind die zahlreichen Hausnamen, die von Frauenamen abgeleitet sind.
Adam →Orm →„Orms“; Johann-Adam →Hannorm →„Hannorms“; August →Gust→„Gustches“; Christian →„Chress“; Daniel →Dänjel →„Dängels“ →„Däin“, auch →Dingel →„Dingels“; Georg →Jerch →„Jerje“; Johannes →Gehann →„Gehanns“; Johann-Georg →Hannjer →„Gehannjersch“; Johann-Jakob →Hanikob →„Hanikobches“; Johann-Daniel →Hanndingel →„Gehanndingels“; Johann-Philipp →Hannphilipp →„Hannphilipps“; Johann-Peter →Hannpirrer →„Hannpirrersch“; Heinrich →Henner →„Hennersch“ →„Hennrichs“; Jost-Jakob →Jukob →„Jukobs“; Ludwig →Lui →Lois →„Loise“ → Luwig →„Luwigs“ →„Liwis“; Philipp →Lipps →„Lippse“; Peter →Pirrer →„Pirrersch“ →„Pirrerches“; Martin →Maddes →„Maddeses“; Valentin →Velten →„Veltes“ →„Fäldes“;
Baute jemand aus dem Dorf ein eigenes neues Haus/Anwesen im engern Dorfbereich, so nahm meist die Frau den Hausnamen mit, der dann mit Attributen (in Dialekt) vor dem alten Namen versehen wurde wie:alt, neu, oben, unten, hinten, vorne, je nach Lage des neuen Anwesens zum Stammhaus, z. B. „owe Elwerts“, „vänne Schreinesch“, „henne Handes“, oder „ahle Gehanns“, wenn das Stammhaus gemeint ist.
Auch der Hausstandort kann in Verbindung mit dem dortigen Flurnamen oder dem Beruf und dessen Kombination mit bestehenden Hausnamen namensgebend sein. Z. B. ein ehem. Wohnplatz in der FlurHahnkopf, mdal. Hohkopp >„Hohkäppersch“ oder Besonderheiten des Wohnplatzes in Verbindung mit dem Familiennamen, z. B.Schmitt mit Wohnplatz in einem engen Tal >Schmitts im Loch zu >„Lochschmitts“ oderKoch's, die auf der Höhe wohnten wurden >„Hiekochs“ (Höhenkochs) genannt. Ein Wohnplatz in der Nähe einer Quelle oder eines Brunnens führte zu dem Hausnamen >Benn (mdal. Brunnen) und auch zur Kombination mitSchneider zu >„Bennschneiders“. Ein Anwesen, das an einer Straßenecke stand und dessen Besitzer Johannes hieß, umgangssprachlich (mdal.)Gehann, bekam den Hausnamen >Gehann am Eck, daraus wurde z. B. verkürzt >„Gehanneckes“.
Heute hat noch jedes ältere Anwesen in den einzelnen Ortsteilen seinen eigenen Hausnamen, der in den meisten Fällen unabhängig ist vom Familiennamen. Bei Neubauten im Dorfbereich hilft man sich mit Umschreibungen, bis sich ein neuer Name verfestigt hat, der sich heute meist vom Familiennamen ableiten lässt. Inreinen Neubaugebieten, außerhalb der Ortskerne/des Dortfbereichs, gibt es keine Hausnamen.
Die Hausnamen sind noch allgemein gebräuchlich. Ist jemand im Dorf gestorben, so heißt es z. B. nicht „Karl Schneider ist gestorben“, Hausname „Hannorms“, sondern „Hannorms Kall ist gestorben“, da man ihn nur unter diesem Hausnamen kennt. Der Familienname ist zweitrangig. Ist er nicht bekannt, was öfter vorkommt, fragt man schon mal: „Wie schreibt (Familienname) der sich eigentlich?“.
In der Gemeinde Bad Endbach, wie auch in der näheren und weiteren Umgebung, lebt die Tradition, Anwesen mit Hausnamen zu belegen, bis heute fort.
InBottenhorn,Hülshof undWommelshausen, auch im NachbarortRachelshausen, wurde die Tradition neu belebt. Hier haben Hausbesitzer ihre Hausnamen am Haus an der Straßenseite angebracht.
In den Dörfern waren und sind Familiennamen sehr oft mehrfach vertreten (z. B. Müller, Becker, Burk, Rink, Pfeifer, Lang, Lotz, Kraft, Pitzer, Seitz, Schmidt, Zimmermann). Bedingt durch die Tradition, den Kindern den Vornamen des ersten Paten/Patin zu geben, gab es viele gleichlautende Vornamen mit den gleichen Familiennamen.
Das galt ehemals besonders für die männlichen Einzel- und Doppelvornamen, wie Johann (mdal.Hann, Gehann), Adam (mdal.Orm), Jakob (mdal.Joab), Ludwig (mdal.Liwig), Jost (mdal.Juust), Georg (mdal.Jerch), Karl (mdal.Kall), Peter (mdal.Pirrer), Johann-Peter (mdl.Hannpirrer) und Johann-Georg (mdal.Hannjer), Johann-Adam (mdal.Hannorm), Johann-Jakob (mdal.Hannikob) u. ä. Damit man sie bei Gleichnamigkeit im Dorf unterscheiden konnte, amtlich und postalisch wurden ihre Namen sie bis etwa Anfang des vorigen Jahrhunderts mit einer fortlaufenden römischen Zahl versehen.
Dieses Verfahren war durch eine großherzogliche Verordnung aus dem Jahr 1844 fürHessen-Darmstadt einheitlich festgelegt worden.
Diese Zahl ergab sich aus dem Hochzeitsdatum, d. h. der jüngst verheiratete neue Haushaltungsvorstand erhielt, nachdem er in das Ortssteuerregister eingetragen war, die nächst folgende Nummer zu seinem Namen. So ergaben sich beispielsweise die NamenJohan-Georg Müller VII.,Johann-Georg Müller XII.,Johann-Adam Rink VI.,Johann-Adam Rink VII.,Jakob Seitz III.,Jakob Seitz V.,Adam Lotz IV.,Adam Lotz VI.,Karl Müller I. undKarl Müller II.[132]
Bei der Benennung innerhalb der Dorfgemeinschaft war die Nummerierung nicht gebräuchlich; hier wurde stets der Hausname dem Rufnamen vorangestellt.
Die Nummerierung endete meist mit der Zahl XII (abhängig von der Größe des Dorfes z. B. Anzahl der männlichen Einwohner, in großen Dörfern soll es Namen mit XX und darüber gegeben haben). Dann begann man wieder mit I., da es unwahrscheinlich war, dass derjenige mit der Zahl I. oder diejenigen mit den nächst nachfolgenden Zahlen zum Zeitpunkt der Neuvergabe noch lebten.
Als in den 1930er Jahren in den Dörfern generell einheitliche Hausnummern an der Straßenseite der Wohngebäude vorgeschrieben wurden, endete dieses Verfahren; später kamen noch Straßennamen dazu. Damit erhielt jeder Ortsbewohner/-in eine eindeutige, unverwechselbare Adresse; die römischen Zahlen konnten entfallen.
Flurnamen sind geografische Namen, Ortsbezeichnungen für Teilgebiete der Landschaft.[133][134] Sie kennzeichnen sowohl großräumige Landschaftsteile als auch die in ihr enthaltenen kleinräumigen Einzellagen.
In den Flurnamen spiegeln sich topografische Gegebenheiten, Einzelmerkmale der Landschaft, Bodenverhältnisse, historische Begebenheiten und Besitzverhältnisse aus vergangenen Zeiten wider. Sie sind damit zugleich auch Zeugnisse der Ortsgeschichte. Flurnamen wurden von Generation zu Generation mündlich im örtlichen Dialekt weitergegeben, oft über Jahrhunderte, dabei abgewandelt, verschliffen und auch umgedeutet. Sie sind in der Regel nur innerhalb eines Dorfes bekannt.[135]
Flurnamen waren vor ein, zwei Generationen allgemein bekannt und gebräuchlich, als die Dörfer im Hinterland noch von der Landwirtschaft geprägt waren. Flurnamen waren jedem, der in einem ländlichen Raum lebte oder aufgewachsen war, mehr oder weniger geläufig. Sie waren und sind unverzichtbar, um sich in der umgebenden Landschaft, in der Ortsgemarkung, zu orientieren. Nur mit ihnen kann man einen Ort, ein Ziel in der Feldflur benennen, es sei denn man bezieht sich auf die amtlichen Katasterbezeichnungen aus den Grundbüchern.
Unentbehrlich sind Flurnamen für die Landwirtschaft. Damit wird die Lage der Grundstücke / Parzellen, der Äcker, Wiesen und Waldungen in der Feldflur beschrieben. Will man z. B. ein bestimmtes Grundstück benennen, wird der Name des Besitzers, meist seinHausname, verbunden mit der Nutzungsart des Grundstückes dem Flurnamen vorangestellt. Die Benennung lautet dann etwa so: „Gehanns Karl sein Acker vier de Hee“. Dabei ist „Gehanns“ der Hausname des Besitzers, „Acker“ die Nutzungsart und „vor der Heege“ der Flurname, oder "Benn Gustav seine Wiese binner de Hedde". Hierbei ist "Benn" der Hausname des Besitzers, "Wiese" die Nutzungsart und „unterhalb der Hütte“ der Flurname.
Mit der Aufgabe der Nebenerwerbslandwirtschaft, der Kleinbauernbetriebe und dem damit einhergehenden Rückgang der kleinbäuerlichen Strukturen und deren kleinparzelligen Landwirtschaft geraten die Flurnamen in Vergessenheit. Ihre Namen werden nicht mehr gebraucht. Das Wissen um sie ging und geht damit verloren.
Die Kenntnis der Flurnamen ist heute weitgehend auf ältere Ortsbewohner beschränkt, die dort aufgewachsen sind, die noch in der Landbewirtschaftung tätig sind bzw. waren oder sie in ihrer Jugend noch ausgeübt und kennengelernt haben. Nur sie kennen heute noch die ehemaligen Namen und ihre Lagen. Daher Flurnamensammlungen, sofern vorhanden, auf aktuellen Stand prüfen, ggf. ergänzen oder neu anlegen, so lange es noch Bewohner gibt, welche die Namen und deren Lagen kennen.
Flurnamen werden wohl von Generation zu Generation abnehmen. Sie werden nicht mehr weitergegeben, besonders die Namen für die kleineren Einzellagen, die manchmal nur noch in Straßennamen von neuen Siedlungsgebieten weiterleben. Das ist ein Generationenproblem.
Nur die Namen der Großlagen und die der Berge, Täler, Bäche und Wälder werden umgangssprachlich erhalten bleiben.
Damit die Flurnamen nicht ganz in Vergessenheit geraten hat man sie manchenorts in örtlichen Verzeichnissen/Sammlungen festgehalten bzw. sind sie in den Flurnamensammlungen desHessischen Instituts für Landesgeschichte in Marburg zu finden.