Die Verleihung des TitelsBad, Urkunde vom 12. November 1937Blick auf Bad Bocklet (vom Kurpark aus)Brunnenhalle (Vorderansicht)Brunnenhalle (Rückansicht)Ruhepause (im Kurpark von Bad Bocklet)Hochwasser (2011) vor dem Neubaugebiet KleinfeldleinThorvaldsen: Auguste Böhmer, ihrer MutterCaroline ein Trinkgefäß reichend
Dem Namen Bocklet liegt mundartlichbogl für „Buckel“ zugrunde, das durch das Kollektivsuffix-at abgeleitet wurde. Der Ortsname geht also auf eine Erhebung im Gelände zurück.[5]
Die Balthasar-Neumann-Quelle wurde 1724 vom Aschacher Ortspfarrer Schöppner entdeckt. Sie ist Deutschlands stärkste Eisenquelle und wurde deswegen früher auch Stahlquelle genannt. Das Heilwasser enthält außer dem starken Eisenanteil und dem großen Teil weiterer Mineralien ungewöhnlich viel gelöste Kohlensäure. Diese bewirkt bei Trink- und Badekuren eine schnelle Wirkung der Mineralien und der elektrochemischen Reaktionen. Die Stahlbäder haben neben der belebenden und stärkenden Wirkung auch einen deutlichen Prickeleffekt.
DerWürzburger FürstbischofChristoph Franz von Hutten ließ die Quelle erstmals 1725 durch seinen Hofarchitekten und IngenieurBalthasar Neumann, der auch gelernter Brunnenbauer war, fassen. Dieser entdeckte dabei uralte Eichenbalken und Waffenteile, die auf eine Verehrung der Quelle in keltischer oder germanischer Zeit schließen lassen. Bocklet wurde fürstbischöfliches Hofbad und genoss durch die romantische Lage in intakter Natur sowie die hervorragende Wirkung des Heilwassers einen ausgezeichneten Ruf.
Nach derMachtergreifung durch denNationalsozialismus verfügteReichsstatthalterFranz Ritter von Epp am 12. November 1937[6] die Erhebung des Kurortes Bocklet zum „Bad“, was durch den offiziellen Erlass des Ministeriums des Innern (IME) Nr. 3008b 190 nachträglich am 29. November 1937 amtlich bestätigt wurde.[7]
Im Zuge derGebietsreform in Bayern wurden am 1. Januar 1972 die Gemeinden Bad Bocklet, Aschach bei Bad Kissingen und Großenbrach zur neuen Gemeinde Bocklet zusammengeschlossen. Am 16. Februar 1972 erhielt diese neue Gemeinde den NamenszusatzBad.[8] Am 1. Mai 1978 folgte der Markt Steinach an der Saale mit den OrtsteilenSteinach an der Saale,Hohn,Roth an der Saale und Nickersfelden.[9]
Im Zeitraum von 1988 bis 2018 stieg die Einwohnerzahl von 3811 auf 4580 um 769 Einwohner bzw. um 20,2 %. Im Jahre 2000 hatte der Markt 4649 Einwohner.[10]
Ein kleines Drama spielte sich in Bocklet 1800 ab. Der damals berühmteste deutsche Arzt,Christoph Wilhelm Hufeland, empfahlCaroline Schlegel, einer emanzipierten und gebildeten Frau, deren Salon Treffpunkt des Jenaer Romantikerkreises war, aufgrund ihrer ernsten fiebrigen Erkrankung (vermutet wird Typhus) eine Kur mit dem heilenden und stärkenden Stahlwasser Bocklets. ÜberBamberg, wo ihr GeliebterFriedrich Wilhelm von Schelling sich über neuartige Naturheilverfahren weiterbildete, reiste sie mit ihrer 15-jährigen TochterAuguste Böhmer, die nicht nur Goethe talentiert und liebreizend fand, nach Bocklet. Auguste half bei der Pflege ihrer Mutter, erkrankte aber selbst. Ihre Mutter genas schnell, während Auguste starb und in Bocklet begraben wurde. Da sich Schelling mit seinen damals ungewöhnlichen Heilmethoden federführend in die Behandlung beider eingemischt hatte, handelte er sich die massive Missbilligung vor allem von Dorothea Veit-Schelling, geborener Mendelsohn ein. Differente Parteinahme der Jenaer und Schuldgefühle Carolines, die noch mit August Wilhelm Schlegel verheiratet war, wegen ihres Liebesverhältnisses mit Schelling und Augustes Tod als die empfundene Bestrafung dafür ließen einen Streit entstehen, der im Jenaer Romantikerkreis eskalierte und ihn zerbrechen ließ. Für Auguste Böhmer entwarfFriedrich von Gärtner ein Grabmal, dasBertel Thorvaldsen in Rom aus weißem Marmor anfertigte. Da es wegen des Streits und wohl auch aus finanziellen Gründen nie nach Bocklet gelangte, ist es heute im Thorvaldsen-Museum inKopenhagen ausgestellt. Nach Bocklet kam nur ein Gipsabdruck dieses künstlerisch bemerkenswerten und feinfühligenTriptychons. Es wurde vermutet, dass Goethe der leibliche Vater Augustes gewesen sein könnte, es gab jedoch dafür keinen Beweis.
Im späteren BayerischenStaatsbad Bocklet kurten auch bedeutende Persönlichkeiten wie die bayerische Kronprinzessin Marie 1844 und nochmals als Königin 1852. Auch internationale Politiker, Adel und Geldadel stärkten sich durch die erholsame Ruhe im sehenswerten Kurgarten und das Heilwasser der Stahlquelle, u. a. der russische Staatskanzlervon Nesselrode, Prinzessinnen und europäische Diplomaten sowie russische Militärs.Die Schlossherren im Ortsteil Aschach, dieGrafen von Luxburg, empfingen häufig bekannte Gäste wieBismarck, die spätere KaiserinAuguste Victoria und viele andere Persönlichkeiten.
Viele adelige Damen kamen wegen Unterleibsproblemen ins Bockleter Bubenbad zur Kur, darunterMarie von Bayern, die nach ihrer Kur mit Moor- undMutterlaugenbädern endlich den ersehnten Thronfolger gebar, den späteren KönigLudwig II.
Nicht allen hoffnungsvollen hochadeligen Kurgästen, wie zuletztSoraya von Persien 1956, konnte allerdings wegen ihrer ernsterenSymptome geholfen werden.
Heute werden die historischen Gäste von der Gruppe Rondo Historica dargestellt.[11]
Der Marktgemeinderat hat 16 Mitglieder zuzüglich des hauptamtlichen Bürgermeisters. Bei den vergangenen Kommunalwahlen ergaben sich folgende Sitzverteilungen:[12]
Seit 13. Mai 2017 ist Andreas Sandwall (CSU) der Nachfolger von Wolfgang Back (CSU) alsErster Bürgermeister; dieser wurde mit 93,6 % der Stimmen gewählt.
Blasonierung: „In Blau ein silberner Brunnen, darüberrechts ein goldenes Schildchen, darin auf grünemDreiberg eine linksgewendete, rot bewehrte schwarze Henne, links ein silbernes Schildchen, darin unter zwei schräg gekreuzten roten Streitkolben eine roteheraldische Rose.“[16]
Wappenbegründung: Die Gemeinde entstand 1972 durch den Zusammenschluss der Gemeinden Steinach an der Saale, Aschach, Bad Bocklet und Großenbrach. Die Wappen von Aschach, Bad Bocklet und Steinach sind dabei als Grundlage für ein neues Wappen verwendet worden. So wurde der Heilbrunnen aus dem Wappen von Bad Bocklet übernommen. Der kleine Schild mit der Henne, dem Wappen der Grafen von Henneberg, steht für die ehemalige Gemeinde Aschach. Die von Hennebergs hatten im Mittelalter dort die Ortsherrschaft. Die beiden roten Streitkolben sind dem Wappen der ehemaligen Gemeinde Steinach an der Saale entnommen. Die Rose wurde erst im heutigen Wappen hinzugefügt. Die Streitkolben stammen aus dem Wappen der Forstmeister Lebenhan-Rotenkolben. Sie waren die Forstmeister im so genannten Salzforst. Die Farben Silber und Blau sind die Farben Bayerns. Sie stehen für die BezeichnungBayerisches Staatsbad.
Das Wappen wurde am 16. Februar 1982 amtlich verliehen.
Nordic Walking: Bad Bocklet ist DSV Nordic Walking Zentrum mit drei vom Deutschen Skiverband zertifizierten Strecken mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad
Regelmäßig im Mai finden die Quellentage statt. Eine Veranstaltungsreihe von sieben bis neun Tagen mit Unterhaltung, Musik, Vorträgen, Kurgartenbeleuchtung und vielem mehr. Den Abschluss bildet in der Regel ein großes Feuerwerk.
Die 3-tägige Gartenparty mit Kurgartenbeleuchtung findet Ende August statt.
C. J. Haus:Bocklet und seine Heilquellen für Ärzte und Nichtärzte beschrieben. Gedruckt bei Franz Bauer, Würzburg 1831 (Digitalisat imInternet Archive).
Ferdinand Kirchgeßner:Das Stahlbad Bocklet bei Kissingen. Ein Taschenbuch für Kurgäste und Aerzte. Verlag der Stahel’schen Buch- und Kunsthandlung, Würzburg 1859 (Digitalisat imInternet Archive).
Michael Hofmann:Notizen eines Kurgastes in Bad Bocklet. In:Frankenbund (Hrsg.)Frankenland – Zeitschrift für fränkische Landeskunde und Kulturpflege. Jahrgang 1965. Frankenbund, Würzburg 1965,ISSN0015-9905, S. 165–173 (PDF).
Herbert Schultheis:Bad Bocklet. Geschichte der Ortsteile Aschach und Großenbrach (=Bad Neustädter Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde Frankens. Band 6). Rötter, Bad Neustadt an der Saale 1996,ISBN 3-9800482-9-2.
Georg Dehio, Tilmann Breuer:Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bayern I: Franken – Die Regierungsbezirke Oberfranken, Mittelfranken und Unterfranken. 2., durchgesehene und ergänzte Auflage. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999,ISBN 3-422-03051-4, S. 67–68.
Marion Dubler, Alexandra Schmölder:Ein schöner Seelengenuss. Der Kurpark in Bad Bocklet. Eigenverlag, Bamberg 2017,ISBN 978-3-00-055938-9.
Wolf-Dieter Raftopoulo:Rhön und Grabfeld Kulturführer. Eine kunst- und kulturhistorische Gesamtdokumentation der alten Kulturlandschaften. RMd Verlag, Gerbrunn 2017,ISBN 978-3-9818603-7-5, S. 19–22.