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Böhmen

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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Weitere Bedeutungen sind unterBöhmen (Begriffsklärung) aufgeführt.
Das historische Wappen Böhmens als kleinesStaatswappen Tschechiens
Wappen desKönigreichs Böhmen mit derWenzelskrone

Böhmen (tschechischČechy,lateinischBohemia) war eines derLänder der Böhmischen Krone. Als ehemaligesKönigreich Böhmen bildet es mitMähren unddem tschechischen Teil Schlesiens das Staatsgebiet des heutigenTschechien, ist aber keine eigenständige administrative Einheit mehr. Die historische Hauptstadt Böhmens istPrag, seit 1918 die Hauptstadt derTschechoslowakei bzw. Tschechiens. Der böhmischeLandespatron ist der heiligeWenzel, dem dieWenzelskrone gewidmet ist. Ein weitererSchutzpatron des Landes istJohannes von Nepomuk. Die Bewohner werden unabhängig von ihrer NationalitätBöhmen (Plural vonBöhme) genannt, daneben wurde aber bis zumZerfall der Habsburgermonarchie dietschechische Sprache als „böhmisch“ bezeichnet.

Wappen

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Flagge Böhmens (ab 19. Jahrhundert)

DerBöhmische Löwe ist ein aufgerichteter silberner, doppelschwänziger Löwe mit goldener Blätterkrone auf Rot. Er ist in Goldbewehrt und bezungt.

Die Flagge war weiß-rot.

Geografie

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Lage

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Böhmens Fläche beträgt etwa 52.065 km². Es grenzt im Nordosten anSchlesien, im Osten an die historische RegionMähren, im Süden anOber- undNiederösterreich, im Südwesten und Westen anBayern und im Nordwesten anSachsen. Als geometrischer Mittelpunkt wurde derĎábel beiPetrov ermittelt.

Das historische Dreiländereck mit Mähren und Österreich befindet sich an der Spitze derBöhmischen Saß am Hohen Stein beiStaré Město pod Landštejnem.

Böhmen wird im Wesentlichen begrenzt durch seine vier Randgebirge:

Damit bildet es einen Landschaftskessel, bis auf kleine Ausnahmen eingegrenzt durch dieWasserscheiden derEinzugsgebiete vonMoldau (Vltava) undElbe (Labe) (bis zur Grenze mit Deutschland). In Letztere mündet auch dieEger (Ohře), derenQuellgebiet imFichtelgebirge inFranken liegt.

Gliederung

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Landesteile Tschechiens:
  • Böhmen
  • Mähren
  • Schlesien
  • Böhmen umfasst die westlichen zwei DrittelTschechiens. Dazu gehören heute die tschechische HauptstadtPrag (Praha), die sie umgebendeMittelböhmische Region (Středočeský kraj) und die um diese Region im Uhrzeigersinn liegenden Regionen Reichenberg (Liberecký kraj), Königgrätz (Královéhradecký kraj), der größere Teil desPardubický kraj, die Westhälfte desKraj Vysočina, fast die ganzeSüdböhmische Region (Jihočeský kraj), dieRegion Pilsen (Plzeňský kraj), derKarlovarský kraj, derÚstecký kraj umÚstí (Aussig) und das heute zurSüdmährischen Region (Jihomoravský kraj) gehörendeJobova Lhota.

    Landschaft

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    Die heutigen Grenzen Böhmens sind weit über 1000 Jahre alt. Nur dasEgerland kam erst im spätenMittelalter dazu. Böhmen wird auf drei Seiten durch Berglandschaften umfasst. Es schließt mit demFichtelgebirge an die mitteldeutschen Terrassenlandschaften an. Böhmen hängt mitMähren so eng zusammen, dass man im Raum zwischenEger,Elbe undDonau einerseits undMarch undNaab andererseits ein gemeinsames böhmisch-mährisches Terrassenland sehen kann.

    Die Einzugsgebiete der Donau und derOder betragen nur 6,4 % der Landesfläche (3184 km²), während das Einzugsgebiet der Elbe 48.772 km² einnimmt. Zum Flusssystem der Elbe gehört auch dieMoldau, die beiMělník in die Elbe mündet. Im äußersten Osten gibt es einige Bäche, die zurMarch entwässern, damit geht dieEuropäische Hauptwasserscheide durch Böhmen.

    Das Terrassenland Böhmens wird durch Elbe und Eger,Sázava undBerounka und durch die tiefe Meridianfurche der Moldau gegliedert. Die kleinen, rings umschlossenen Tiefebenen sind:

    Jeschkenvorland beiProschwitz

    Hier findet man auch zahlreiche Berge:

    Die natürliche Grenze Böhmens nach Westen bildet derBöhmerwald, der durch das Plateau vonWaldsassen mit demFichtelgebirge in Verbindung steht.

    Historischer Begriff

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    Der Name leitet sich von demkeltischen Stamm derBoier (Boiohaemum = Heim der Boier, spätlat.:Bohemia) ab.

    Geschichte

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    Hauptartikel:Geschichte Böhmens undKönigreich Böhmen

    Nach Erlass derGoldenen Bulle durchKarl IV. im Jahr 1356 war der König von Böhmen einer der siebenKurfürsten, die denrömisch-deutschen König wählten. 1806 wurde Böhmen Teil desKaisertums Österreich und 1918 Teil derTschechoslowakei.

    Die sieben Kurfürsten wählen 1308 in Frankfurt am MainHeinrich VII. aus dem Haus Luxemburg zum römisch-deutschen König. Es sind (siehe Wappen über den Köpfen) von links nach rechts die Erzbischöfe von Köln, Mainz und Trier, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Tatsächlich war der König von Böhmen nicht anwesend.

    Historische Verwaltungsgliederung

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    Alte böhmische Kreise

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    Karl IV. begann in der Mitte des 14. Jahrhunderts, sein Königreich in große Verwaltungseinheiten einzuteilen. Eine solche Verwaltungseinheit hieß in den Urkunden auf DeutschKreis, auf Tschechischkraj und auf Lateinischcirculus. Es gab in Böhmen sieben bis sechzehn Kreise. In Mähren bestanden zwei bis sechs Kreise, inÖsterreichisch-Schlesien waren es zwei.

    Die Anzahl der Kreise und somit auch deren Größe änderte sich mehrmals. Diese Kreiseinteilung galt bis 1862, spielte aber schon kurz nach der Revolution von 1848 praktisch keine Rolle mehr für die Verwaltung.

    Die Kreisgliederung (16 Kreise) zwischen 1833 und 1849 nachJohann Gottfried Sommer war:

    Politische Bezirke und Gerichtsbezirke 1850–1938

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    Verwaltungsgliederung des Königreichs Böhmen 1893
    Hauptartikel:Liste der Bezirke in Böhmen undListe der Gerichtsbezirke in Böhmen

    Ab 1850 wurden in allen Gebieten der Monarchie außer Ungarn die alten großen Kreise durch politische Bezirke (Verwaltungsbezirke) ersetzt, von denen jeder aus einem oder mehreren Gerichtsbezirken (der Judikative) bestand. In den österreichischenBundesländern besteht diese Einteilung bis heute. Normalerweise war ein politischer Bezirk (tschechisch:politický okres) kleiner als ein ehemaliger alter Kreis, und ein Gerichtsbezirk (tschechisch:soudní okres) ist kleiner als ein politischer Bezirk. Es gab imKronland Böhmen 104 politische Bezirke und darin 229 Gerichtsbezirke. Mähren hatte 32 und Österreichisch-Schlesien neun politische Bezirke.

    Diese Bezirkseinteilung[2] galt in Böhmen abgesehen von kleineren Änderungen bis 1938, also auch in derErsten Tschechoslowakischen Republik. Zur Entwicklung in Mähren und der Slowakei sieheOkres.

    Kreise und Bezirke nach 1938

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    Durch dasMünchner Abkommen vom 29. September 1938 wurde der vorwiegend deutschsprachige Teil Böhmens demDeutschen Reich zugeschlagen und inStadt- undLandkreise eingeteilt; übergeordnet warenRegierungsbezirke (die südwestlichen Teile kamen an denReichsgau Oberdonau, die Gebiete im Böhmerwald an Bayern und der große Rest bildete denReichsgau Sudetenland). Im Reichsgau Sudetenland gab es fünf Stadtkreise und 52 Landkreise.

    Das übrige Böhmen blieb weiterhin in politische Bezirke und Gerichtsbezirke eingeteilt. Dies änderte sich auch nach derZerschlagung der Tschechoslowakei und der Errichtung desProtektorats Böhmen und Mähren am 15. März 1939 nicht, wobei allerdings über je einer Gruppe von politischen Bezirken noch ein Oberlandratsbezirk eingeführt wurde. Im Protektorat gab es 67 böhmische und 30 mährische politische Bezirke. Diese Verwaltungsgliederung galt bis zum Ende desZweiten Weltkrieges.

    Böhmische Kultur

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    Böhmen war stets eine europäische Region, in der religiöse und ethnische Gegensätze aufeinandertrafen. Dies erzeugte Konflikte, aber auch produktive Wechselwirkungen. Die böhmische Kultur ist in ihrer Vielfalt geprägt vom Zusammenwirken und Aufeinanderprallen von tschechischen, deutschen und jüdischen Einflüssen. So war beispielsweisePrag unter denLuxemburgern maßgeblich an der Ausprägung der internationalen Kunst derParlerzeit beteiligt. Im 19. und 20. Jahrhundert schöpften Schriftsteller wieAdalbert Stifter,Rainer Maria Rilke,Jaroslav Hašek,Franz Kafka,Max Brod,Karel Čapek,Franz Werfel,Johannes Urzidil undFriedrich Torberg sowie Komponisten wieFrantišek Xaver Brixi,Bedřich Smetana,Antonín Dvořák,Julius Fučík undViktor Ullmann in ihren Werken aus der reichen kulturellen Tradition des Landes.

    In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand eine alle Disziplinen umfassende tschechische Wissenschafts- und Kulturszene, deren Anspruch sich unter anderem in der Prager Architektur um 1900 ausdrückt. Diedeutschböhmische Minderheit (nach 1945 mehrheitlichvertrieben) war nicht weniger produktiv; sie wetteiferte mit dem gesamten deutschen Sprachraum. DasPrager Tagblatt galt als eine der besten deutschsprachigen Zeitungen ihrer Zeit. Die Industrie Böhmens war inÖsterreich-Ungarn sowie Europa führend. Das Kronland wurde das wohlhabendsteCisleithaniens.

    Im Bereich der Tierzucht sind die goldenenKinsky-Pferde zu nennen, eine seltene Rasse, deren Zucht 1838 inChlumec vonOctavian Joseph Graf Kinsky begründet wurde.

    Berühmt sind dieBöhmische Küche, das böhmischeBier und die böhmischeBlasmusik. Typisch für die böhmische Küche sind Knödel, deftige Fleischgerichte und süßeMehlspeisen (in der österreichischen Wortbedeutung) als Nachtisch. Die kulturellen Traditionen Böhmens sind eng mit denen inBayern undÖsterreich verwandt – in derWiener Küche etwa sind böhmische Einflüsse unverkennbar.

    Der Begriff „Bohème“ leitet sich von der französischen Bezeichnungbohémien (ab dem 15. Jahrhundert) für die aus Böhmen kommendenRoma ab. Der Charakter der Herkunftsbezeichnung verlor sich im Französischen wie im Deutschen, so dassbohémien zu einer Bezeichnung unordentlicher, liederlicher Sitten bzw. für die unstete Lebensart in Künstlerkreisen wurde und sich nicht mehr auf die ethnische Zugehörigkeit bezog.[3]

    Wenzel von Böhmen undJohannes Nepomuk werden von denTschechen hoch verehrt.

    Siehe auch

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    Literatur

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    Geschichte

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    Kulturgeschichte

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    Weblinks

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    Commons: Bohemia – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Böhmen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

    Einzelnachweise

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    1. Landkarte Prachiner Kreis (Memento vom 29. Dezember 2014 imInternet Archive)
    2. Asch, Eger, Graslitz, Neudek, St. Joachimsthal, Falkenau, Elbogen, Karlsbad, Marienbad, Tepl, Plan, Tachau, Mies, Bischofteinitz, Taus, Preßnitz, Komotau, Kaaden, Podersam, Luditz, Kralowitz, Pilsen, Presnitz, Klattau, Brüx, Dux, Teplitz-Schönau, Bilin, Saaz, Laun, Rakonitz, Horowitz, Rokitzan, Blatna, Strakonitz, Aussig, Tetschen, Schluckenau, Leitmeritz, Raudnitz, Melnik, Kralup, Schlan, Kladno, Prag, Beraun, Pribram, Sedltschan, Mühlhausen, Pisek, Moldauthein, Prachatitz, Böhmisch Krumau, Rumburg, Warnsdorf, Deutsch Gabel, Böhmisch Leipa, Münchengrätz, Jungbunzlau, Brandeis a.d. Elbe, Böhmisch Brod, Ritschan, Eule, Beneschau, Tabor, Wittingau, Budweis, Kaplitz, Friedland, Reichenberg, Gablonz, Semil, Turnau, Starkenbach, Jitschin, Nimburg, Neu Bydschow, Podenbrad, Kolin, Kuttenberg, Tschaslau, Ledetsch a.d. Sasau, Gumpolds, Pilgram, Kamnitz a.d. Linde, Neuhaus, Hohenelbe, Trautenau, Königinhof, Königgrätz, Pardubitz, Chrudim, Chotebor, Deutsch Brod, Braunau, Nachod, Neustadt a.d. Mettau, Reichenau, Senftenberg, Hohenmauth, Landskron, Leitomischl, Politschka
    3. Vgl. Stichwort „Boheme“ in: Duden. Etymologie, Mannheim 1963, S. 75.
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