Azyma
Azyma (gr. ἄζυμα,ungesäuert,ohne Hefe, Singular: Azymon) ist eine Bezeichnung fürungesäuertes Brot, welches beiEucharistiefeiern derarmenischen undlateinischen Kirchen verwendet wird.
Die BezeichnungGriechenbrot wurde abfällig von denElkesaiten für dasgesäuerte Weizenbrot, das die griechischsprachigen Christen bei der Eucharistie einsetzten, verwendet. Die Elkesaiten verwendeten ebenso ungesäuertes Brot wieJudenchristen und andereorientalische Christen, aber auch die römisch-katholische Kirche seit dem 9./10. Jahrhundert.
Zweck des „Griechenbrots“ war ursprünglich die Abgrenzung von denMazzen (ebenfalls ungesäuertes Brot) der Juden; derSauerteig galt als Symbol fürChristus.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Der Gebrauch ungesäuerten Brotes bei religiösen Handlungen hat seinen Ursprung im jüdischenChametz-Verbot. Die in derSeptuaginta als Azyma bezeichneten Brotfladen waren im alttestamentlichen Kult Opfergabe und Speise für dasPessach-Fest.
Der Gebrauch von Azyma in den ersten vier Jahrhunderten ist nur in griechischen Polemiken gegen judaisierende Sekten belegt. SeitJustin forderten griechische Kirchenväter gesäuertes Brot in der Eucharistie, im Kontrast zujudenchristlichen Praktiken.
In der armenischen Kirche ist die Verwendung von Azyma seit dem 6. Jahrhundert nachgewiesen, doch dürfte der Brauch älter sein. Ab dem 9. Jahrhundert bevorzugte auch die lateinische Kirche Azyma, seit dem 14. JahrhundertHostien. Imbyzantinischen Ritus wurde und wird hingegen gesäuertes Brot verwendet. Als KaiserMaurikios im Jahr 591 den armenischenKatholikos Moses II. zu einem Konzil einlud, antwortete dieser, dass er „niemals den Fluss Azat überschreiten werde, um vom gebackenen Brot der Griechen zu essen“. BeimTrullanum im Jahr 692 wurde der armenische Brauch der Azymagabe nicht beanstandet, ebenso wenig beanstandetePhotios den lateinischen.
Die Ablehnung von Azyma im lateinischen Ritus ist ein Ergebnis des so genannten Azymastreits im 11. Jahrhundert.Michael I. Kerullarios,Patriarch von Konstantinopel, undLeo von Ohrid,Erzbischof von Ohrid, kritisierten im Jahr 1054 in einem Rundschreiben „an die Franken“ die lateinischen Praktiken der Azymagabe und desSamstagsfastens als häretisch. KardinalHumbert von Silva Candida exkommunizierte daraufhin Michael und Leo als „prozymitische Häretiker“, womit dasMorgenländische Schisma 1054 seinen Anfang nahm.
Ein populäres Argument gegen Azyma in der byzantinischen Kirche ist das Gleichnis vom Sauerteig desMatthäusevangeliums (Mt 13,33 EU), in dem es heißt, „das Himmelreich gleicht einem Sauerteig“. Weiterhin wird in der byzantinischen Literatur angeführt, dass Jesus sein Abendmahl vor Anbruch des jüdischen Pessach gefeiert habe und die Schrift sage: „Jesus nahm Brot“ (gr.artos). Azyma (gr. sing.azymon) seien kein Brot. Nur Sauerteig verleihe dem Brot „Leben“ und entspreche Christi menschlicher Natur mit Leib undNous. Die Ablehnung des Sauerteigs sei demnach eine Ausprägung derapollinarischen Häresie.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Hans-Joachim Schulz (Geistlicher):Azyma. In:Lexikon des Mittelalters(LexMA).Band 1. Artemis & Winkler, München/Zürich 1980,ISBN 3-7608-8901-8,Sp. 1318 f.
- Peter Plank: Azymenstreit. In:Religion in Geschichte und Gegenwart (RGG). 4. Auflage. Band 1, Mohr-Siebeck, Tübingen 1998, Sp. 1036.
- John Meyendorff:Azymes. In:Oxford Dictionary of Byzantium, Bd. I, S. 241. New York/Oxford 1991.
- Georgij Avvakumov:Die Entstehung des Unionsgedankens. Die lateinische Theologie des Hochmittelalters in der Auseinandersetzung mit dem Ritus der Ostkirche. Akademie-Verlag, Berlin 2002, S. 29–159 (Kapitel A:Der Azymenstreit).
- Axel Bayer:Spaltung der Christenheit. Das sogenannte Morgenländische Schisma von 1054 (= Archiv für Kulturgeschichte, Beih. 53). Böhlau-Verlag, Köln, Weimar, Wien 2002, 2. Aufl. 2004, S. 214–221.
- James Loughlin: Azymites. In:Catholic Encyclopedia, Band 2, Robert Appleton Company, New York 1907.