Avermectine

AlsAvermectine wird eine Gruppe vonNeurotoxinen bezeichnet, die als Endprodukte derFermentation des BakteriumsStreptomyces avermitilis entstehen. In manchen Fällen werden die Fermentationsprodukte anschließendchemisch behandelt; dabei entstehen sogenanntehalbsynthetische Avermectine.
Für ihre Entdeckung erhieltenWilliam C. Campbell undSatoshi Ōmura denNobelpreis für Physiologie oder Medizin des Jahres 2015.
Chemie und Vertreter
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Chemisch gesehen sind die AvermectineMakrolide, d. h.makrocyclische Verbindungen aus der Gruppe derLactone, zu denen auch die DerivateIvermectin,Selamectin,Doramectin undAbamectin zählen.
Folgende Varianten des Avermectins sind beschrieben:[1]
Anwendung und Wirkungsweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Avermectine werden bei derParasitenbekämpfung vonHaus- undNutztieren sowie prophylaktisch bei Nutzpflanzen gegen Milbenbefall[2] und seit Mai 2015 auch bei erwachsenen Menschen gegen die HautkrankheitRosazea verwendet.[3] Sie zeigen eine breite Wirksamkeit gegenNematoden undMilben. Sinnvolle Dosen bewegen sich bei Tieren im Bereich von 300 μg pro kg Körpergewicht oder darunter; für Pflanzenapplikation wird eine 2%ige wässrige Emulsion eingesetzt. Anders als die meisten weiterenMakrolide zeigen Avermectine keine antibakterielle oder fungizide Wirkung.[4]
Die Avermectin-Neurotoxine erhöhen beiWirbellosen die Membrandurchlässigkeit derNerven- bzw. derMuskelzellen fürChlorid-Ionen durch Bindung anGlutamat-aktivierte Chloridkanäle. Dadurch kommt es zurHyperpolarisation der Zellmembran und zu einer Blockierung der Erregungsüberleitung und damit Lähmung der Parasiten. Daneben beeinflussen Avermectine in höherer Dosierung auch dieRezeptoren fürγ-Aminobuttersäure (GABA) inSynapsen, die GABA alsNeurotransmitter nutzen.[5] Durch erhöhte Ausschüttung von GABA werden die betroffenen Schädlinge paralysiert und sterben.
Da GABA auch imGehirn vonWirbeltieren vorkommt, können diese Wirkstoffe Nebenwirkungen und toxische Effekte auslösen, die sich in einer Abgeschlagenheit äußern. Vor allem Vögel (hier vor allem Finken und Wellensittiche) sowie Ratten und Tiere mitMDR1-Defekt reagieren relativ empfindlich auf Avermectine.[6] Bei den meistenSäugetieren durchdringen Avermectine jedoch nicht dieBlut-Hirn-Schranke, wodurch diese geschützt sind.[5]
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Eintrag zuAvermectine bei Vetpharm, abgerufen am 11. August 2012.
Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑K. Hardtke et al. (Hrsg.): Kommentar zum Europäischen Arzneibuch Ph. Eur. 5.0, Ivermectin. Loseblattsammlung, 19. Lieferung 2005, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart.
- ↑Atanas Georgiev Dimitrov (2005):Integrierte Produktion von Tomaten …, S. 42, Tenea Verlag Ltd.,ISBN 3-86504-116-7.
- ↑Ivermectin: Ein Insektizid gegen Rosacea, Pharmazeutische Zeitung vom 12. Mai 2015, abgerufen am 3. Januar 2016.
- ↑Hotson, I.K. (1982):The avermectins: A new family of antiparasitic agents. In:J. S. Afr. Vet. Assoc. Bd. 53, S. 87–90,PMID 6750121.
- ↑abCampbell, W.C.et al. (1983):Ivermectin: a potent new antiparasitic agent. In:Science. Bd. 221, S. 823–828,PMID 6308762.
- ↑D.C. Plumb:Veterinary Drug Handbook. PharmaVet Publishing, White Bear Lake (USA) 199,ISBN 0-9626619-0-2.