

EinAutohof ist inDeutschland eine an derAutobahn beschilderte Tank- und Rastanlage. Im Gegensatz zuAutobahnraststätten sind Autohöfe nicht direkt an derBundesautobahn, sondern über reguläreAutobahnausfahrten erreichbar. Auf Autohöfen befinden sich Tankstellen mit einer Mindestanzahl von Zapfsäulen und Stellplätzen.[1][2]


Anfang 2001 wurde der Begriff „Autohof“ und seine Bedeutung für die Benutzer der Bundesautobahnen undFernstraßen in dieStVO aufgenommen und damit festgelegt. Damit sich eine Rastanlage als Autohof bezeichnen darf und Anspruch auf eineHinweisbeschilderung im Autobahnnetz hat (Zeichen 448.1), müssen besondere Voraussetzungen erfüllt sein, die in denVerwaltungsvorschriften zur StVO (VwV-StVO) zum Zeichen 448.1 Autohof aufgeführt sind. Hierbei handelt es sich um nachfolgende Kriterien:[3]
Autobahnraststätten sind gesetzlich (§ 15 Abs. 1FStrG) geregelte „Betriebe an den Bundesautobahnen, die den Belangen der Verkehrsteilnehmer der Bundesautobahnen dienen (z. B. Tankstellen, Motel, bewachte Parkplätze, Raststätten) und eine unmittelbare Zufahrt zu den Bundesautobahnen haben“. Das Angebot dieser Dienstleistungsbetriebe, die auch als „Nebenbetriebe“ an Autobahn-Rastplätzen bezeichnet werden, istlegal definiert.
Nach§ 15 Abs. 2 und 3 FStrG ist bei einer Übertragung vom Bau oder Betrieb als Nebenbetrieb an private Dritte, eine jährliche umsatzbasierteKonzessionsabgaben an dasBundesamt für Logistik und Mobilität zu entrichten, die bei den stets privat gebauten und bewirtschafteten Autohöfen nicht fällig werden. Während diePlanungshoheit bei Autohöfen den Gemeinden unterliegt, sind Nebenbetriebe an den Bundesautobahnen dort ein rechtlicher Bestandteil, wodurch sie einesPlanfeststellungsbeschlusses bedürfen.[5]
Autohöfe haben im Unterschied zu Raststätten keinen unmittelbaren Anschluss an die Autobahn, sondern können durch den Anschluss an das untergeordnete Verkehrsnetz aus beiden Fahrtrichtungen angefahren werden. Dagegen sind BAB-Nebenbetriebe in der Regel nur aus einer Richtung zu erreichen.[2] Des Weiteren dürfen Autohöfe überWerbepylonen auf sich aufmerksam machen,[6] da sie, je nachBundesland, nur mit einem bis drei Schildern je Fahrtrichtung auf der Autobahn beworben werden dürfen, wohingegen Raststätten über bis zu fünf solcher Schilder pro Fahrtrichtung verfügen.[7] Ein Wettbewerbsvorteil der Autohöfe sind die günstigeren Kraftstoffe, sowie etwas preiswertere Einkaufs- und Gastronomiepreise.[8][9][10][11]
Die Tankstellenpreise der Autohöfe entsprechen in der Regel denen der umliegenden Region. Autohöfe versuchen, die regionale Bevölkerung als Zielgruppe zu gewinnen und sich über gewisse Zusatznutzen, wie beispielsweise einemBarfußpfad am24-AutohofGramschatzer Wald (A7), von den Rasthöfen zu differenzieren.[12] Auch ist das gastronomische Angebot der Autohöfe in der Regel vielseitiger (mit Bedienung) und auf längere Verweildauern ausgerichtet, als das der meist im Self-Service betriebenen Schnellrestaurants in Nebenbetrieben.[13] Im Gegensatz zum nahezumonopolistischen Wettbewerb bei BAB-Raststätten, zeichnet sich der Markt zum Einkaufen auf den Autohöfen durch einige größere Markt-Ketten aus.[14]
Die Interessen vieler Autohöfe werden durch die Vereinigung Deutscher Autohöfe (VEDA e. V.) organisiert. Im Jahr 1995 wurde VEDA von Interessen-Vertretern der mittelständischen Autohöfe gegründet. Aktuell sind der VEDA 103 Autohöfe angeschlossen, die von der VEDA erarbeiteten und festgelegten Standards folgen. Erfolge der VEDA sind dieBeschilderung von Autohöfen, sowie der Schaffung von rund 10.000 LKW und PKW-Stellplätzen entlang der Autobahnen.[15] Aufgrund der stetig steigenden Anzahl an Übergriffen auf die Lkw, ist die Qualifizierung der Lkw-Parkplätze (Parkplatzmanagement,Premium-Parken) mit Überwachung, die aktuelle Herausforderung für den Verband ist.[16]
Eine der ersten Einrichtungen mit dem Namen „Autohof“ entstand noch vor dem Bau der Autobahnen in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre, u. a. amBotanischen Garten inBerlin-Lichterfelde.
Der erste deutsche Autohofnur für Lkw wurde im Jahr 1931 inHamburg-Borgfelde an der Eiffestraße 56, als ein sogenannter Autobahnhof mit Namen „Fernkraft“ eröffnet.[17] Dort konnten alle Reparatur-Arbeiten, Ersatzteile usw. organisiert werden und es wurde fürLeib& Seele, sowie für eine ordentliche Übernachtung gesorgt. Dort gab es 1932 die erste organisierte Laderaum-Vermittlung auf einem Autohof, wobei vorher diese Fracht-Vermittlungen nur am Rande einer Stadt, an den großenReichsstraßen vorhanden waren.
Autohöfe an Autobahnen waren von Anfang an hauptsächlich als Abstellanlagen für den Güterfernverkehr gedacht. Sie boten gegen Ende der 1930er Jahre günstige Übernachtungsmöglichkeiten für die Fernfahrer sowie Wartungs-, Tank- und Waschmöglichkeiten für die Lkw. Im Jahr 1938 gab es zusätzlich auf den Autohöfen bereits 43 Laderaumverteilstellen. Ziel war es zum damaligen Zeitpunkt auch, das Umladen von Gütern auf die Autohöfe zu verlegen, damit der Verkehr in den Innenstädten nicht noch zusätzlich durch die Fernlastzüge belastet würde. Ein Autohof sollte zum einen die Nähe zu Industriezentren berücksichtigen, zum anderen unmittelbar an einer wichtigen Bundesstraße liegen. Der Anschluss an eine Autobahn war damals noch nicht oberstes Auswahlziel.[18] Dennoch entwickelten sich die Autohöfe mit dem Ausbau des Fernstraßennetzes insbesondere an den Autobahnen, da diese zunehmend die Rolle bedeutender Ein- und Ausfahrtstraßen der Städte übernahmen.
Während die erste Raststätte Deutschlands 1936 inRodaborn beiTriptis inThüringen entstand,[19] entwickelten sich die ersten strategisch geplanten und komplett gebauten Autohöfe, die der derzeitigen Auffassung vom Begriff Autohof entsprachen, schon ab den 1930er Jahren. Auslöser für deren Verbreitung war vor allem das steigende Transportvolumen und die gleichzeitige strengere Regulierung der Pausen- und Ruhezeiten der Fernfahrer, wodurch der Parkplatzbedarf rapide anstieg und nicht mehr von den bundeseigenen Raststätten gedeckt werden konnte. Private Investoren und internationaleMineralölkonzerne versuchten diese Versorgungslücke zu schließen und siedelten ihre privat bewirtschafteten und meist an Einzelbetreiber verpachteten Autohöfe zuerst vor allem an Autobahnausfahrten an Nord-Süd-Fernrouten mit überdurchschnittlichem Anteil internationalenGüterverkehrs an.
Nach derdeutschen Wiedervereinigung sowie im Zuge derEU-Ost-Erweiterung weiteten sie ihre Standorte auch auf Ost-West-Verbindungen aus, um den auch auf diesen Routen stark wachsenden Handelsverkehr entsprechend bedienen zu können. Hinzu kamen weitere private Anbieter und auch weitere Mineralölkonzerne, die inzwischen alle über große Autohofnetze verfügen.[20][21]
Zunächst waren in den 1980er Jahren besonders internationale Lkw-Fahrer, die die Autohöfe, neben der reinen Tankstellenfunktion, auch zur Einhaltung ihrer Ruhezeiten frequentierten, als neue Zielgruppe adressiert. Da vor allem die Fernfahrer aus denMOE-Staaten sehr wenig in den Raststätten der Autohöfe verzehrten, wurden ab Mitte 1990 nach und nach auch Lkw-Parkgebühren verlangt. Des Weiteren richteten sich die Raststätten auf den Autohöfen auch auf Pkw-Fahrer und Busreisende aus.[22][23] Zum Ende der 1980er und Anfang der 1990er Jahre wurden zunächst die Restaurants und Tankstellenbereiche an Autohöfen zusammengeführt, die Shopflächen vergrößert und Bistros im Shopbereich eröffnet, ehe später auchFast-Food-Ketten integriert wurden.[24][25]
Außerdem werden vermehrt auch Zusatzangebote wie beispielsweise Kfz-Dienstleistungsbetriebe, insbesondereWaschanlagen und Werkstätten, Hotels, Biergärten, Spielplätze oder auchEntertainmentcenter realisiert, um auch regionale Kunden zu erreichen.
Mit Gründung der VEDA wurden Gespräche imBundesverkehrsministerium mit dem Ziel geführt, um Kriterien für eine offizielle Beschilderung zu erwirken. Im Jahr 1994 konnten amEuro Rastpark Schweitenkirchen und am Rasthof Vechta die ersten offiziellen Autohof-Schilder errichtet werden und im Jahr 2001 wurden die erarbeiteten Kriterien auch in die StVO übernommen. In einem Modellprojekt mit dem BundeslandBaden-Württemberg, gab es seit 2012 erstmals am24-AutohofBad Rappenau eine Beschilderung auf der Autobahn, in die eine Lkw-Parkplatzzählung integriert wurde.[26] Aufgrund der zunehmenden Parkplatznot[27] auf deutschen Autobahnen konnte die VEDA mit einigen Bundesländern (Bayern, Baden-Württemberg,Hessen,Niedersachsen undSachsen-Anhalt; Stand 2016) die Aktion „Parkplätze gegen Schilder“ ins Leben rufen. Dabei dürfen Autohöfe mit einem zweiten Hinweisschild je Fahrtrichtung auf der Autobahn beworben werden, wenn sie im Gegenzug 50 % mehr Lkw-Stellplätze errichten, als die gesetzlich geforderten.[28]
Um der in den letzten Jahren ebenfalls deutlich gestiegenen Kriminalität auf den Lkw-Stellplätzen der Autohöfe entgegenzuwirken, gibt es seit 2016 ein Konzept der VEDA, mindestens 20 zertifizierte „Premium bzw. Quality Lkw-Parkplätze“ bauen zu lassen.[29][16] Bis Sommer 2016 waren bereits acht Premium-Stellplätze für Lkw eröffnet worden.[30] Diese sind umfassend kameraüberwacht und haben Einfahrtskontrollen, wodurch Warendiebstähle und Übergriffe auf Lkw-Fahrer reduziert werden können.[31]
Stand Mai 2024 verfügten die mehr als 100 Autohöfe des Branchenverbands VEDA bereits über rund 1500 Schnellladepunkte (High-Power Charger) mit Leistungen bis zu 350 kW; weitere etwa 900 Ladepunkte befinden sich in Planung.[32][33] Hierbei profitieren sie von der direkten Erreichbarkeit aus beiden Fahrtrichtungen der Autobahn und aus der Region, wodurch mit geringeren Kosten ein breiteres Nutzerspektrum bedient werden kann. Der US-amerikanische AutobauerTesla Motors positioniert aus diesem Grund seineSupercharger-Stationen ausschließlich an Autohöfen, nicht jedoch an Raststätten.[34][35]
Truck Stops, die amerikanischen LKW-Rastplätze, sind optional mitWaagen fürGespanne und elektrifizierten Stellplätzen ausgestattet. Da in den USA Achslasten engen Vorschriften unterliegen und der Kraftstoffvorrat zum Fahrzeuggewicht beiträgt, können Fahrzeuge und Gespanne protokolliert gewogen werden, um nicht bei staatlichen Waagen, den Weigh Stations, mit Strafen für Überlasten belangt zu werden.IdleAir ist ein Anbieter, der Anlagen für Klimatisierung, Kommunikation und Stromanschluss für rastende LKWs an einigen Rastplätzen anbietet, um die Notwendigkeit von im Stand laufenden Motoren zu ersetzen.