Wegen ihrer langen Geraden und des hohen Vollgasanteils (mit rund 70 Prozent höchster Vollgasanteil aller heutigen Formel-1-Rennstrecken)[2] wird Monza auch als letzte Hochgeschwindigkeitsstrecke der Moderne bezeichnet. Mit dem extra für diese Strecke entwickelten „Low-Downforce-Setup“ und den extrem flachen Flügeln werden hier die höchsten Geschwindigkeiten der gesamten Formel-1-Saison erreicht. NachdemMichael Schumacher 2003 eine Geschwindigkeit von 368,8 km/h erreicht hatte, wurde dieser Rekord in den beiden Folgejahren zunächst 2004 vonAntonio Pizzonia (369,9 km/h) und schließlich 2005 vonKimi Räikkönen mit bis heute unübertroffenen 370,1 km/h gebrochen. Eine Änderung des Motorenreglements zurSaison 2006 verhinderte anschließend, dass solche Geschwindigkeiten erneut erreicht werden konnten. DasRennen von 2025 ist mit der vom RennsiegerMax Verstappen erreichten Durchschnittsgeschwindigkeit von 250,7 km/h auch das bislang schnellste Formel-1-Rennen überhaupt. Zuvor hatte diesen Rekord mit demGroßen Preis von Italien 2003, in dem Michael Schumacher mit durchschnittlich 247,6 km/h gefahren war, ebenfalls ein Rennen in Monza gehalten.
Die Strecke wurde seit 1922 häufig verändert: Einige Schikanen wurden im Laufe der Zeit umgebaut und mit größeren Auslaufzonen versehen, um den Anforderungen des modernen Motorsports Rechnung zu tragen. Kurven, die einstmals eine Links-rechts-Kombination waren, werden heute in umgekehrter Reihenfolge befahren. Bereits 1935 wurden die drei heute bekannten SchikanenPrima Variante/Rettifilo,Variante della Roggia undVariante Ascari in Form von Reifenstapeln aufgestellt, um das Tempo der Rennwagen zu drosseln. Später wurden die Reifenstapel jedoch wieder entfernt und erst in den 1970er-Jahren wieder verwendet, nachdem die Strecke durch die enormen Geschwindigkeiten viele Todesopfer gefordert hatte. 1954 wurden die beiden bereits 1922 gebautenSteilkurven umgebaut, sodass sie noch steiler waren. Der Gesamtkurs aus einer Kombination beider Streckenführungen war ziemlich genau zehn Kilometer lang und wurde im Rahmen von Formel-1-Rennen viermal genutzt (zuletzt 1961). DieStart-Ziel-Gerade war unterteilt in eine rechte Hälfte, die von derCurva Parabolica zum Eingang desOvalkurses führte, und eine linke Hälfte, die vom Ausgang des Ovals zurCurva Grande führte. Zeitnahme und Zieldurchfahrt fanden auf der linken Spur statt. Inzwischen verfällt die Steilkurvenkombination, die von der heutigen Streckenführung abgetrennt wurde.
Es existiert ein verkürzter Streckenverlauf (Junior-Kurs), bei dem die Strecke direkt nach der Boxenausfahrt nach rechts abzweigt, durch den die Strecke umgebenden Wald in einigen Kurven zurAscari-Schikane führt und hinter dieser wieder in die reguläre Rennstrecke mündet. Dieses Layout für kleinere Motorsportveranstaltungen ist 2,4 km lang und wird wie auch das Oval im Logo der Strecke gezeigt.
DiePirelli-Teststrecke ist ein weiterer historischer Streckenverlauf. Sie wurde vom MailänderReifenhersteller ab 1938 für Testfahrten errichtet, dann aber wegen desZweiten Weltkriegs nicht genutzt. Dieser Streckenverlauf knickte vor derCurva Grande im 45°-Winkel nach rechts ab und führte nach einer Biegung auf eine über 2 km lange Gerade, deren Länge über die heutigeCurva Parabolica und die südliche Steilkurve hinausreichte. Zwei Rechtskurven führten zurück zur Start-Ziel-Geraden. Der Streckenverlauf zwischenCurva Grande undAscari-Schikane ist noch immer mit seinemPflasterbelag erhalten, ein Teil der Gegengeraden gehört heute zur Rennstrecke. Die Verlängerung über dieParabolica hinaus nach Süden ist nicht erhalten. Dieses Layout war etwa 4,7 km lang.[3][4]
Wegen der hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten galt Monza immer als sehr gefährlich. Windschattenduelle auf den langen Geraden führten mitunter zu schweren Unfällen. So verunglückten im Laufe der Zeit eine Reihe von Rennfahrern, aber auch viele Zuschauer tödlich. Bereits am 9. September 1922, bei einem Training zum Großen Preis von Italien, verunglückte der deutsche RennfahrerGregor „Fritz“ Kuhn tödlich. Ursache war ein gebrochenes Speichenrad.[5] Er war der erste tödlich Verunglückte der Strecke. 1928 kam es zum bis heute schwersten Unglück im italienischen Motorsport (und dem schwersten bis zurLe-Mans-Katastrophe 1955):Emilio Materassi und mindestens 22 Zuschauer kamen ums Leben.[6]1954 ereilte denösterreichischen MotorradweltmeisterRupert Hollaus das Schicksal, als er im Training zum Rennen der 125-cm³-Klasse sein Leben verlor. 1955 starb der italienische zweimalige Formel-1-WeltmeisterAlberto Ascari bei privaten Testfahrten in Monza. Im Jahr 1961 verunglückte der deutscheFerrari-Pilot und WM-AnwärterWolfgang Graf Berghe von Trips nach einer Kollision im Rennen. Sein Wagen tötete dabei auch 15 Zuschauer.[7]Bruno Deserti kam 1965 bei Testfahrten von Ferrari ums Leben. Beim1000-km-Rennen von Monza 1965 verunglückteTommy Spychiger in der Parabolica tödlich.1970 starbJochen Rindt nach einem schweren Unfall noch während des Transports ins Krankenhaus.1973 kamen nach einem der schwersten Unfälle in der Geschichte derMotorrad-WeltmeisterschaftRenzo Pasolini undJarno Saarinen ums Leben. Im folgenden Jahr traf es denSchweizerSilvio Moser, der während des 1000-km-Rennens verunglückte und mehr als einen Monat später starb, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. Vier Jahre später erlagRonnie Peterson einerEmbolie, die durch Verletzungen ausgelöst wurde, die er sich beim Startunfall desFormel-1-Rennens zugezogen hatte. Im Jahr 2000 beimGroßen Preis von Italien wurde derStreckenposten Paolo Ghislimberti nach einer Massenkarambolage mehrerer Formel-1-Fahrzeuge von einem umherfliegenden Rad tödlich verletzt.[8]