Griechische Diaspora

DieGriechische Diaspora (griechischδιασποράdiasporá oderomogénia) bezeichnet die Gemeinschaften der außerhalbGriechenlands lebendenGriechen und bezieht sich sowohl auf jene die seit der Antike existieren (z. B. im Kaukasus) als auch der Emigration in der Neuzeit (z. B. USA). Überwiegend griechisch besiedelte Gebiete werden auch dann nicht dazugezählt, wenn sie sich außerhalb Griechenlands befinden, z. B. aufZypern oder derMagna Graecia im Süden Italiens.
Längere Lebensabschnitte im Ausland sind bei Griechen recht häufig, bei Akademikern und Persönlichkeiten sogar die Regel.
Die größte Diasporagemeinde befindet sich in den USA, wo rund 1,3 Mio. Diasporagriechen leben,[1] überwiegend länger als in der dritten oder vierten Generation (entsprechende Wohnviertel werden alsGreektown bezeichnet). Der überwiegende Teil ist christlich-orthodoxen Glaubens (seit 1922 mit Zugehörigkeit zumÖkumenischen Patriarchat von Konstantinopel), es gibt auch bedingt durch den Zweiten Weltkrieg zahlreiche Diasporagriechen jüdischen Glaubens, so dass sich teilweise eine Überschneidung zurJüdischen Diaspora ergibt. Umgekehrt gibt es Mitglieder griechisch-orthodoxer Gemeinden, die aus dem Nahen Osten stammen, jedoch nicht griechischsprachig sind, insbesondere aus Syrien und dem Libanon.
Geschichte
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Antike
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]
Bedingt durch die küsten- und inselreiche Geographie des Landes haben die Griechen seit der Antike den Austausch mit anderen Völkern und die Kolonisation betrieben. Hierbei ging es weniger um die Errichtung eines Flächenreiches als vielmehr um den wirtschaftlichen und kulturellen Austausch. Bereits um 800 v. Chr. gab es griechische Stadtstaaten an vielen Küsten des Mittelmeers und des Schwarzen Meers, griechische Gründungen waren u. a.Marseille,Nizza,Odessa. Eine weitere griechische Kolonisation setzte zur Zeiten Alexanders des Großen ein und umfasste Ägypten, den Nahen Osten und reichte bis nach Indien.
Neuzeit
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]

DerFall von Konstantinopel 1453 und die Ausbreitung desOsmanischen Reiches führten zu einer stetigen Auswanderung aus Griechenland, vornehmlich nachWesteuropa und dasRussische Reich später auch in andere Erdteile. In derRenaissance fanden viele Griechen als Übersetzer und Lehrer antiker Schriften Anstellung. Zentren der Emigration waren dieRepublik Venedig und dieIonischen Inseln.
Im 19. Jahrhundert setzte eine Auswanderung von Griechenland nachNordamerika,Australien undLateinamerika (insbesondereArgentinien) ein. Die Südrouten griechischer Reedereien, die europäische Auswanderer transportierten, starteten inPiräus. Im 20. Jahrhundert gab es immer wieder politisch motivierte Auswanderungen, so zogen griechische Kommunisten nach dem griechischen Bürgerkrieg in Länder desOstblocks, kehrten aber aus ökonomischen Gründen überwiegend nach Griechenland zurück.
Griechen der Diaspora waren auch immer wieder Anfeindungen ausgesetzt, einerseits durch staatliche Repressionen, beispielsweise 1956–57 unterGamal Abdel Nasser inÄgypten, andererseits durch einzelne Gruppen, wie beispielsweise den Kriegsveteranen bei denGriechenfeindliche Ausschreitungen in Toronto 1918, oder der Verfolgung durch denKu-Klux-Klan. Aus diesem Grund wurde 1920 in den USA dieAHEPA gegründet, eine Hilfsorganisation, welche sich das Ziel setzte, den Austausch von Griechen und Nichtgriechen zu intensivieren.
In den USA haben Personen griechischer Herkunft einen höherensozioökonomischen Status als andere US-Bürger.[2]
Die heutzutage größte Gemeinde der griechischen Diaspora lebt inMelbourne. Die rund 300.000 Menschen griechischer Abstammung, die dort wohnhaft sind, haben dazu geführt, dass Melbourne als „die größte griechische Stadt außerhalb Griechenlands“ bezeichnet wird; es ist tatsächlich die drittgrößte griechische Gemeinde der Welt nachAthen undThessaloniki.[3][4][5] Griechisch geprägte Wohnviertel werden meist alsGreektown bezeichnet.
Von den rund 380.000Griechen in Deutschland sind ein Großteil Nachkommen von Gastarbeitern, regional auch von Kaufleuten aus der Pelz- oder Tabakbranche.
Literatur
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- Neuzeit
- Journal of the Hellenic Diaspora 1, 1973ff. (eine halbjährlich erscheinende Zeitschrift).[6]
- Richard Clogg (Hrsg.):The Greek Diaspora in the Twentieth Century. Macmillan, Basingstoke 1999.
- Joy Damousi:Memory and Migration in the Shadow of War. Australia’s Greek Immigrants After World War II and the Greek Civil War. Cambridge University Press, Cambridge 2015.
- I. K. Hasiotis:Επισκόπηση της ιστορίας της νεοελληνικής διασποράς. Vanias, Thessaloniki 1993.
- Harald Heppner, Olga Katsiardē-Hering:Die Griechen und Europa: Aussen- und Innensichten im Wandel der Zeit. Böhlau, 1998.
- George Kaloudis:Modern Greece and the Diaspora Greeks in the United States. Lexington, Lanham, MD 2018.
- Minna Rozen (Hrsg.):Homelands and Diasporas. Greeks, Jews and Their Migrations. Bloomsbury, London 2020.
- Dimitris Tziovas (Hrsg.):Greek Diaspora and Migration since 1700. Society, Politics and Culture. Ashgate, 2009.
- Antike
- Irad Malkin:A small Greek world: Networks in the ancient Mediterranean. Oxford University Press, Oxford 2011.
Weblinks
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten |Quelltext bearbeiten]- ↑https://www.thenationalherald.com/1316/a-look-at-americans-of-greek-ancestry/
- ↑https://www.thenationalherald.com/1316/a-look-at-americans-of-greek-ancestry/
- ↑„Klein-Athen in Down Under“, Artikel imDeutschlandfunk Kultur, Andreas Stummer, 26. August 2015, abgerufen am 22. August 2019
- ↑„Vom Glück der hellenischen Diaspora“, Artikel in derNeuen Zürcher Zeitung, Heidi Gmür, 15. Juni 2012, abgerufen am 22. August 2019
- ↑„Griechen fliehen vor der Krise“, Artikel imHandelsblatt, Urs Wälterlin, 5. Juli 2015, abgerufen am 22. August 2019
- ↑Nachweis