Blickkontakt

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Schaufensterpuppe um 1959 aus denUSA
Nonverbale Kommunikation beim gegenseitigen in die Augen sehen

AlsBlickkontakt bezeichnet man den wechselseitigen Blick zweier Personen in dieAugen, wenn dieser von beiden wahrnehmbar ist. Es handelt sich um eindynamischesSehereignis.

Blickkontakte sind ein wichtiges Ausdrucksmittel derKörpersprache (hier:Mimik) und ein zentraler Bestandteil dernonverbalen Kommunikation. Kaum eine andere Mimik vermag einen so facettenreichenAusdruck zu vermitteln (das Auge alsSpiegel der Seele).

Der Blickkontakt kann rein nonverbal erfolgen oder Inhalte einesGespräches begleiten sowie dieCharakteristik einer Kommunikation unterlegen, da Blicke dieEmotionen, Stimmungen bzw. die Absicht einer Person transportieren können.

Inhaltsverzeichnis

Blickkontakt bei höheren Primaten

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Als Teil desSozialverhaltens regelt Blickkontakt maßgeblich die Interaktion in der Horde bzw. der Gesellschaft. Menschliche nonverbale Kommunikation weist aufgrund des gemeinsamen evolutionären Erbes Ähnlichkeiten zu der anderer Primaten auf. Affen- und Menschenbabys entwickeln auf ganz ähnliche Weise bestimmte kommunikative Gesten, die auch das Blickverhalten einschließen.[1]Blicke als Drohstarren gehören bei Mensch und Tier einerseits zum „Repertoire aggressiven Verhaltens“ (Eibl-Eibesfeldt), des Drohverhaltens, andererseits zum Sexualverhalten, weswegen die Interpretation des Blickes wesentlich ist. So lässt sich beobachten, dass sich die Augenlider (Öffnung,Lidschlag) und diePupillengröße verändern. Ferner sind beispielsweise dieBlickbewegung und die Dauer des Blickkontakts beobachtbar. DieBlickrichtung wird durch das Weiße im Auge (Sclera) erkannt. Die Sclera ist beim Menschen etwa dreimal größer als bei den mehr als 200 Arten nichtmenschlicher Primaten, wodurch die Blickrichtung deutlich besser zu erkennen ist.[2]

Beim menschlichen Kind stellt dassoziale Lächeln einen Meilenstein in dessen emotionaler und sozialerEntwicklung dar und ist in der Regel an Blickkontakt gebunden. Die Vermeidung von Blickkontakt kann auf einesoziale Phobie,Persönlichkeitsstörung oderEntwicklungsstörung (z. B.Autismus) hindeuten.

Blickkontakte als Übermittler wichtiger Informationen

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Blickkontakt besteht gewöhnlich bei Begrüßungen, Gesprächen und bei gemeinsam ausgeführtenHandlungen oder bei Handlungen, die beiderseits von Wichtigkeit sind. Ein nicht erwiderter, ausweichender oder leerer Blick wird oft als negativ (Desinteresse, Herabwürdigung) oder auch Schüchternheit empfunden; dies gilt nicht, wenn der Empfänger um die Begleitumstände des Kommunikators weiß. Blickkontakte haben eine große Bedeutung beim Transport von Aussagen wie z. B.Aggression,Traurigkeit,Ärger,Angst,Liebe undUnschuldsbeteuerung.

Friedrich Wilhelm Barfuss, Autor des BuchesPopuläres Lehrbuch der Optik, stellte folgende Behauptung auf:

Der Blick ist das Fenster zur Stärke oder Schwäche bzw. zurIntelligenz eines Menschen. Nur ein intelligenter Mensch kann die verschiedenen Gefühle, die in Blicken liegen richtig anwenden, weiß, in welchen Situationen welcher Blick angewendet werden muss. Ich möchte keineswegs arrogant erscheinen oder mich selbst loben, aber ich habe schon immer den passenden Blick für bestimmte Situationen beherrscht.

Informationen, die durch Blickkontakt übermittelt werden, werden intensiverwahrgenommen als solche ohne diesen (vgl.Aufmerksamkeit). Je häufiger respektive länger der Blickkontakt besteht, umso wirkungsvoller wird dieNachricht vom Empfänger aufgenommen.

Dauer des Blickkontakts

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Starren

Je wichtiger eineAussage oder eine Handlung für den Sender ist, desto länger dauert der Blickkontakt und desto wichtiger ist dieser für den Transport der Nachricht. Abgesehen davon kann auch Blickkontakt bestehen, wenn Sender und Empfänger sehr an einer Kommunikation interessiert sind.

Dabei ist es keineswegs so, dass sich zwei Menschen während eines Gesprächs permanent in die Augen blicken. Der Sender schaut immer wieder am Empfänger vorbei. Die Aufnahme des Blickkontaktessignalisiert dem Kommunikant, dass derRezipientAufmerksamkeit wünscht oder nach einem Redebeitrag in die Empfängerrolle wechselt.

Oft ist es schwierig, die richtige Dauer des Blickkontaktes zu finden. Zu wenig Kontakt kann Desinteresse, Miss-/Nichtachtung, Unsicherheit, Verlegenheit, Schüchternheit oderLüge transportieren. Ein sehr intensiver Blickkontakt beinhaltet hingegen eine besonders bedeutsame Kommunikation aus Sicht des Senders.

Die Dauer des Blickkontakts kann eine positive (Transport vonSympathie, der Wichtigkeit derNachricht, der Wichtigkeit des Gesprächspartners o. ä.) oder eine negative Bedeutung haben (z. B.Dominanz,Bedrohung, Herausforderung), fragend, zustimmend oder ablehnend sein.

Langes fokussiertes Ansehen ohne sonstige Kommunikation wird vom Empfänger häufig als unangenehm, unhöflich und/oder abwertend empfunden und wird als Anstarren (Stielaugen) bezeichnet. Eine Steigerung wäre das Drohstarren.

Eine britische Studie ermittelte die bevorzugte Blick-Dauer aus Sicht der angesehenen Probanden als 3,3 Sekunden (Preferred Gaze Duration (PGD)). Der Großteil bevorzugte Blickkontakt von 2 bis 5 Sekunden Dauer als angenehm, unter 1 Sekunde und über 9 Sekunden Dauer wurde von allen als unangenehm empfunden. Diese Dauern sind unabhängig von dabei auftretenden Emotionen. Ältere Männer haben jedoch gerne längerdauernden Blickkontakt mit Frauen.[3][4]

Häufigkeit des Blickkontaktes

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Zwinkern

HäufigeBlickbewegungen können eine Musterung bedeuten oder aufUnsicherheit bzw.Nervosität des Senders hindeuten. Blinzeln kann Sympathie oder Nervosität transportieren. Der rascheLidschlag transportiert oft Nervosität oder Unsicherheit, während der langsame Lidschlag (manchmal mit einem Auge) oft mit einem Lächeln verbunden ist undSympathie transportiert, besonders beimAugengruß, aber auch beim Zwinkern. Letzteres ist eine in Europa gängige Mimik, vor allem beimFlirten. Das Zwinkern kann dem Empfänger unangenehm sein, wenn sich beide nicht gut genug kennen oder ein Beteiligter keine Annäherung wünscht (vgl.Partnerwahl).

Förderung des Blickkontakts durch Begrenzung des sichtbaren Gesichts auf die Augen. ZumFlirten (mit der Kamera) oder Duldung einer Film- oder Fotoaufnahme durch die eigene Anonymität bei gleichzeitiger Beobachtung des Gegenübers

Kulturelle Unterschiede beim Blickkontakt

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Die Informationen, die durch Blickkontakt übermittelt werden, können von Personen aus verschiedenenKulturen unterschiedlich empfunden werden. So wird z. B. in westlichen Kulturen ein direkter Blickkontakt als vertrauensbildend und seine Vermeidung als Zeichen der Unaufrichtigkeit empfunden. In nichtwestlichen Kulturen gelten u. U. andere Konventionen. So wird der direkte Blickkontakt in China oder Japan dagegen häufig als offensiv empfunden und daher vermieden.

Wortumfeld

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Die Wahrsagerin,Caravaggio (um 1594)

Der Augenblick im Sinne vonGegenwart oder im Sinne einer kurzenZeitspanne hat auch Eingang in die Sprache gefunden. Beispiele: DieInterjektion „Einen Augenblick!“ steht für die Bitte umGeduld, die einem Kommunikationspartner gilt. Der Ausspruch „im Augenblick“ steht für eine gegenwärtigeSituation. „Jeden Augenblick“ heißt, dass einEreignis unmittelbar bevorsteht oder praktisch dauernd stattfindet. „Einen Blick auf jemanden werfen“ bedeutet, dass eine Person jemanden im Blickfeld hat, weil sie an ihm interessiert ist.

Einböser Blick ist die vermeintliche Belegung einesFluches oder einesZaubers alleine durch Blickkontakt durch eineHexe bzw. einen Hexer oderMagier.

Ein Gespräch zwischen zwei Personen wird als „Vier-Augen-Gespräch“, und nicht etwa als „Vier-Ohren-Gespräch“ bezeichnet, was die Bedeutung des Blickkontakts bei dieser Gesprächsform hervorhebt. Auf „gleicher Augenhöhe“ verhandeln bedeutet, dass sich die Gesprächspartner als ebenbürtig betrachten. Jemandem "etwas von den Augen ablesen" heißt seine Gefühle, eventuell auch momentane Gedanken an der Mimik seiner Augen zu erkennen.[5]

Philosophie

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InDas Sein und das Nichts beschreibtJean-Paul Sartre das Anblicken einmal als einseitige Form des Besitzergreifens (possession) des Anderen, aber auch wechselseitig alsobjectivation, als selbstreflexive Konstruktion des Ich. Im Blickkontakt wird der andere sozusagen erst als Sein geschaffen, ja geboren in seiner Nacktheit. Diese Form derEntstehung bezieht Sartre auf die Grundlage desIchs (fondement de moi). Der Mensch erkennt sich also im anderen.[6] Dieser Gedanke wurde von der Psychologie aufgegriffen, siehe →Spiegelstadium,Spiegelung und die Theorie vonDonald W. Winnicott, dass der Blickkontakt der Mutter als Vorstadium desSpiegelstadiums aufzufassen ist.

Sonstiges

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Bei der Begegnung von Unbekannten vermittelt der Blickkontakt erste wichtige Informationen (erster Eindruck).

DerAugengruß ist ein kurzer Blickkontakt, der nur zum Grüßen dient. Beim Kennenlernen zwischen Menschen, die eineBeziehung beabsichtigen, ist der erste ausdrucksstarke Blickkontakt von erheblicher Bedeutung.

Ein bekanntes (Kinder-)Spiel ist dasBlickduell, wo man sich absichtlich gegenseitig lange in die Augen blickt, bis einer zuerst wegschaut oder anfängt zulachen.

Autistische Menschen sind oft nicht in der Lage, verbale und nonverbale Nachrichten in einem Gesprächgleichzeitig zu verarbeiten. Typischerweise führt das dazu, dass Autisten ihr Gegenüber umso weniger ansehen, je intensiver sie sich mit dem Inhalt des Gespräches beschäftigen. Dies führt beim Gesprächspartner leicht zu Verwirrung bzw. wird als Ausdruck vonVerlegenheit oder Desinteresse fehlinterpretiert.

Bei Präsentationen,Verkaufsgesprächen oder Lehrveranstaltungen steigert der Blickkontakt mit dem Publikum dessen Aufmerksamkeit und Interesse (vgl.AIDA-Modell).

Literatur

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Weblinks

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Commons: Blickkontakt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Blickkontakt – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. Gesten – Menschen und Affenbabys kommunizieren ähnlich. In:spiegel.de vom 7. Juli 2013, abgerufen am 17. November 2018.
  2. Michael Tomasello:Warum wir kooperieren. Suhrkamp, Berlin 2010,ISBN 978-3-518-26036-4, S. 65.
  3. Wann der Blickkontakt unangenehm wird. In:orf.at, 14. Juli 2016, abgerufen am 14. Juli 2016.
  4. Pupil dilation as an index of preferred mutual gaze duration. In:Royal Society Open Science. Juli 2016, Band 3, Nr. 7,doi:10.1098/rsos.160086.
  5. Wie wir die Gefühle eines anderen an seinen Augen ablesen können. In: Auf:gedankenwelt.de. 16. Februar 2018, abgerufen am 6. Juli 2021. 
  6. Jean-Paul Sartre, Arlette Elkaïm-Sartre:L’être et le néant': Essai d’ontologie phénoménologique (=Bibliothèque des idées.). Librarie Gallimard, Paris 1943,OCLC}1077045, Kapitel 3, Absatz 1, S. 404 f.
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