Athesia

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Athesia

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RechtsformAG
Gründung1991
SitzBozen
LeitungMichl Ebner
BranchePresse- und Buchverlag
Websitewww.athesia.com
Athesia-Buchhandlung in der BozenerSilbergasse
Eine der ersten Ausgaben des vonMichael Gamper redigiertenVolksboten, Nr. 4 vom 2. Oktober 1919

DieAthesia ist eine Druck- und Verlagsgruppe mit Sitz inBozen inSüdtirol. Sie verlegt unter anderem die beiden auflagenstärksten lokalen TageszeitungenDolomiten undAlto Adige. Die Aktien derHoldingVerlagsanstalt Athesia AG, die auch diverse Unternehmen in Branchen außerhalb des Kerngeschäfts kontrolliert, sind mehrheitlich im Eigentum der Bozner Familie Ebner sowie derDiözese Bozen-Brixen.

Kopf der ersten Ausgabe desTiroler Volksboten vom 22. Dezember 1892

Der frühere Politiker und UnternehmerMichl Ebner ist Leiter der gesamten Gruppe und mehrerer Tochterunternehmen; sein BruderToni Ebner ist seit Februar 2025 ehemaliger Chefredakteur derDolomiten.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

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1889 wurde inBrixen derKatholisch-Politische Preßverein gegründet, der ab 1892 das erfolgreiche MassenblattTiroler Volksbote verlegte.

1899 wurde derPreßverein Tyrolia inBozen gegründet, um das BlattDer Tiroler herauszugeben. Ziel war es, ein auflagenstarkes Blatt im Bozener Raum ähnlich den im RaumBrixen erfolgreichen katholisch-konservativen BlätternBrixener Chronik undTiroler Volksbote zu etablieren. Nach einem Werbeexemplar zu Weihnachten 1899 erschienDer Tiroler ab dem 2. Januar 1900 regelmäßig.

1907 schlossen sich die beiden Preßvereine aus Brixen und Bozen zurVerlagsanstalt Tyrolia GmbH zusammen. Zum Gründungstag am 27. November 1907 verfügte das Unternehmen über Druckereien in Brixen, Bozen undInnsbruck sowie je eine Buch- und Papierhandlung in Bozen, Brixen,Sterzing und Innsbruck. Es erschienenDie Brixener Chronik (dreimal wöchentlich), derTiroler Volksbote (14-täglich), derTiroler (dreimal wöchentlich in Bozen), dieTiroler Bauernzeitung (14-täglich) und als Tagblatt in Innsbruck derTiroler Anzeiger. Gründer war der katholische Priester und PolitikerÄmilian Schöpfer, der dem Tyrolia Verlag bis zu seinem Tod 1936 als Präsident vorstand.

Die italienische Besetzung Südtirols im November 1918 beeinträchtigte zunehmend das Unternehmen.Nordtiroler Zeitungen durften nicht mehr über denBrenner gelangen. 1920 sah sich das Unternehmen zur Aufspaltung in zwei Firmengruppen nördlich und südlich des Brenners gezwungen; der Südtiroler Zweig wurdeMichael Gamper übertragen, der auch die Südtiroler Ausgabe desVolksboten herausgab und redigierte.

Schlagzeile derDolomiten vom 29. Oktober 1932 mit offener Huldigung des 10-jährigen RegierungsjubiläumsMussolinis[1]
Werbeschaltung der Vogelweider-Buchhandlungen und desBozner Verlags imnationalsozialistischenBozner Tagblatt vom 24. Dezember 1943

Infolge der MachtergreifungBenito Mussolinis im Oktober 1922 litt die Firma unter der systematischen Ausradierung des deutschen Kulturgutes in Südtirol, die vor allemEttore Tolomei, der sog.Totengräber Südtirols, vorantrieb. Da der Name Tirol mit allen Ableitungen verboten war, musste sich die Firma umbenennen und wählte zunächst den NamenVogelweider, dessen Anfangsbuchstabe auch heute noch das Logo der Firma bestimmt. Als dann alle deutsch klingenden Namen verboten wurden, wich man aufAthesia, abgeleitet vom lateinischen Namen des FlussesEtsch (lateinischAthesis), aus. Die Innsbrucker Gruppe in Österreich firmiert weiter alsTyrolia. Die von der Athesia verlegte ZeitungDer Tiroler musste inDer Landsmann umbenannt werden und wurde anschließend kurzzeitig stillgelegt. Ab 1926 konnte das Blatt unter dem neuen NamenDolomiten – ganz im Gegensatz zu den übrigen deutschsprachigen Konkurrenten im Südtiroler Zeitungsmarkt, die verboten blieben[2] – wieder erscheinen, allerdings um den Preisregimefreundlicher Berichterstattung. 1943 wurde die Zeitung von den Nationalsozialisten geschlossen, die Buchhandlungen und der Verlag blieben aber vollumfänglich bestehen.[3]

Ab 19. Mai 1945 konnte die TageszeitungDolomiten, nun mit dem Untertitel „Tagblatt der Südtiroler“, dank einer alliierten Erlaubnis wieder regelmäßig erscheinen.

1966 wurde imBozner Industriegebiet ein neuer Verlagssitz errichtet, der später mehrmals erweitert wurde. 1989 wurde eine Octoman-Rollenoffsetmaschine angeschafft, 1990 eine 64-Seiten-Zeitungsrotationsmaschine, ab 2012 eine Rotationsmaschine Colorman XXL.

Athesia-Gruppe

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Die Athesia-Gruppe setzt sich aus diversen Unternehmen zusammen, die von derHoldingVerlagsanstalt Athesia AG kontrolliert werden. Jahrzehntelang konzentrierte sich der Konzern auf die Bereiche Medien, Buchhandel, Verlag und Druck, seit den 1990er Jahren wurden die Geschäftsfelder zunehmend diversifiziert.[4]

DieAthesia Druck GmbH publiziert verschiedene Periodika (darunter dieDolomiten, dieZett, eine Reihe von Zeitschriften wie dasKatholische Sonntagsblatt, die Südtiroler Ausgabe vonReimmichls Volkskalender und die MonatszeitschriftDer Schlern), Bücher und die Nachrichten-WebsiteSüdtirol Online (stol.it). 2016 kaufte die Athesia Mehrheitsanteile an der DruckereigenossenschaftSETA, die die italienischsprachigen TageszeitungenAlto Adige undTrentino (2021 eingestellt) herausgab, 2018 übernahm der Konzern die größteTrentiner Tageszeitungl’Adige; diese Publikationen wurden 2020 in der GesellschaftSIE gebündelt. Weiters gehören die RadiosenderSüdtirol 1,Radio Tirol,Tele Radio Vinschgau undRadio Dolomiti zum medialen Portfolio, über Subunternehmen zudem die WebsitesSüdtirol News,kultur.bz.it,second-hand.it undsportnews.bz. Ebenfalls im traditionellen Kerngeschäft tätig sind dieAthesia Buch GmbH (Buchhandlungen und Papierwaren) sowie eine Reihe kleinerer Verlage (darunter derAthesia Kalenderverlag undFerrari-Auer).

Über die Gesellschaft FirstAvenue werden Werbeflächen an Südtiroler Bushaltestellen vermietet, eigene Produkte beworben, Werbung in Südtiroler Kinos geschaltet und Websites wiesentres.com,cippy.it,suedtirol.live undshopping.st betrieben. Mit derAthesia Energy ist die Gruppe im Energiesektor aktiv. Ein weiterer unternehmerischer Schwerpunkt liegt im BereichTourismus. DieAlpina Tourdolomit undaveo tours sind in der Reisebranche tätig. 2011 erwarb die Athesia mit einer Bietergemeinschaft dasHotel Therme Meran. 2014 übernahm der Konzern (bis 2018 im Verbund mit der Innsbrucker Unternehmerfamilie Schröcksnadel) die Aktienmehrheit an derSchnalstaler Gletscherbahn.

Kritik und Kontroversen

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Häufig wird diemonopolartige Stellung der Verlagsgruppe Athesia im Südtiroler Medienwesen kritisiert.[5] Vor allem die Verquickung mit Teilen derSüdtiroler Volkspartei, die enge Bindung an dieDiözese Bozen-Brixen und die dominante Stellung der auch politisch und administrativ engagierten Besitzerfamilie Ebner führten demnach zu gelenkter Berichterstattung.[6] Die Übernahme der beiden wichtigsten Tageszeitungen desTrentino ab 2017 führte dort zu ähnlichen kritischen Stellungnahmen.[7] 2018 hat die nationaleAufsichtsbehörde für das Kommunikationswesen eine problematischeMedienkonzentration fürTrentino-Südtirol in der Hand der Athesiagruppe festgestellt.[8] Im Jahr 2022 haben auchVerbraucherschutzverbände eindringlich auf die mit dem Medienmonopol der Athesia verbundene „Gefahr für die Demokratie“ aufmerksam gemacht.[9]

2021 wurde das von Michl Ebner geleitete Unternehmen „Societá Iniziative Editoriali – S.I.E. Spa“ wegen antigewerkschaftlichen Verhaltens verurteilt, nachdem die von Athesia 2016 erworbene Trentiner TageszeitungTrentino mit Jahresbeginn 2020 eingestellt und ihre Mitarbeiter entlassen wurden.[10]

2023 versuchte das Unternehmen, mit einerSLAPP-Klage gegen das ihm missliebige OnlineportalSalto.bz vorzugehen.[11] Die Vorgangsweise des Athesiakonzerns wurde auch in internationalen Medien kritisch kommentiert.[12][13][14][15][16] In der Folge wurde einzivilgesellschaftlicher Appell gegen den Versuch gerichtlicher Einschüchterung von weit über 1000 Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unterzeichnet.[17] Auch das OnlineportalDolomitenstadt solidarisierte sich mit Salto.bz.[18]

Im selben Jahr übernahm Athesia erstmalig auch einen regionalenFernsehsender, um die beherrschende Stellung im regionalen Medienmarkt weiter auszubauen.[19]

Präsidenten

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Literatur

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  • Anton Dörrer:Die Verlagsanstalten Tyrolia und Athesia in Bozen 1888–1950. In:Jahrbuch derGutenberg-Gesellschaft 25, 1950, S. 274–279.
  • Leo Hillebrand:Medienmacht und Volkstumspolitik. Michael Gamper und der Athesia-Verlag. StudienVerlag, Innsbruck / Wien / Bozen 1996,ISBN 3-7065-1133-9.
  • Hanns Humer (Redaktion):Tyrolia – Athesia. 100 Jahre erlebt, erlitten, gestaltet. Ein Tiroler Verlagshaus im Dienste des Wortes. Verlagsanstalt Tyrolia, Verlagsanstalt Athesia, Bozen/Innsbruck 1989,ISBN 3-7022-1731-2.
  • Günther Pallaver:Die ethnisch halbierte Wirklichkeit. Medien, Öffentlichkeit und politische Legitimation in ethnisch fragmentierten Gesellschaften. Theoretische Überlegungen und Fallbeispiele aus Südtirol. StudienVerlag, Innsbruck / Wien / Bozen 2006,ISBN 3-7065-1958-5.
  • Moritz Windegger (Red.):100 Jahre Tyrolia-Athesia: 1907–2007, ein Tiroler Verlagshaus. Geschichte und Zukunft. Athesia, Bozen 2007,OCLC254461322.

Weblinks

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Einzelnachweise

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  1. Carl Kraus,Hannes Obermair (Hrsg.):Mythen der Diktaturen. Kunst in Faschismus und Nationalsozialismus – Miti delle dittature. Arte nel fascismo e nazionalsocialismo. Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte Schloss Tirol, Dorf Tirol 2019,ISBN 978-88-95523-16-3, Mythos Führer,S. 54 (mit Abb.). 
  2. Hierzu ausf. Erwin Brunner:Die deutschsprachige Presse in Südtirol von 1918 bis 1945. Phil. Diss., Universität Wien 1979.
  3. Beispiele:Werbeschaltungen Vogelweider 1944. In: Bozner Tagblatt. www.digital.tessmann.it, 12. September 1944, abgerufen am 7. September 2019. 
  4. Christoph Franceschini: Ebners Reich. salto.bz, 14. Oktober 2016, archiviert vom Original am 14. Oktober 2016; abgerufen am 14. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäßAnleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/salto.bz 
  5. ff Nr. 49:Monopol Athesia, Ausgabe vom 7. Dezember 2017, abgerufen am 11. September 2019.
  6. Hubert Frasnelli:Die Herrschaft der Fürsten. Macht, Zivilcourage und Demokratie in Südtirol. Wieser Verlag, Klagenfurt 2000, S. 22f.
  7. Ettore Paris:Trentino colonizzato. In: QT (Questo Trentino), Ausgabe vom 6. April 2019, abgerufen am 14. Juni 2019.
  8. AGCOM:Indagine conoscitiva sull'informazione locale, 29. November 2018, S. 36–38. Abgerufen am 17. November 2019.
  9. «Gefahr für die Demokratie». Salto.bz, 26. Januar 2022, abgerufen am 26. Januar 2022. 
  10. Südtiroler Omertà. Salto.bz, 20. Juni 2021, abgerufen am 21. Juni 2021. 
  11. Angriff auf die Pressefreiheit. Salto.bz, 6. März 2023, abgerufen am 7. März 2023. 
  12. Gerhard Mumelter: Mächtiger Athesia-Verlag will in Südtirol mit teuren Klagen gegen Enthüllungen eines Onlineportals vorgehen. Der Standard, 6. März 2023, abgerufen am 7. März 2023. 
  13. Oliver Meiler: "Athesia" versus "Salto": Südtiroler Machtkampf. Süddeutsche Zeitung, 6. März 2023, abgerufen am 7. März 2023. 
  14. Oliver Meiler: Machtkampf in Bozen: In Bozen tobt ein Medienkrieg. Tages-Anzeiger, 7. März 2023, abgerufen am 8. März 2023. 
  15. Matthias Rüb: Medienaffäre in Südtirol. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 9. März 2023, abgerufen am 11. März 2023. 
  16. Matthias Dusini: Monopolist gegen Meuterer. Falter, 14. März 2023, abgerufen am 15. März 2023. 
  17. Hans Heiss: Stopp Slapp: Solidarität mit salto.bz. Salto.bz, 8. März 2023, abgerufen am 11. März 2023. 
  18. Gerhard Pirkner: Mächtiger Athesia-Konzern zerrt salto.bz vor Gericht. dolomitenstadt.at, 6. März 2023, abgerufen am 10. März 2023. 
  19. Markus Larcher: Ausweitung der Kampfzone. ff - Südtiroler Wochenmagazin, 31. August 2023, abgerufen am 4. September 2023. 

46.47424811.332277Koordinaten:46° 28′ 27,3″ N,11° 19′ 56,2″ O

Normdaten (Körperschaft):GND:2107719-8(lobid,OGND,AKS) |LCCN:n91023913 |VIAF:266527578
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