Das Syrisch-Orthodoxe Mutter-Gottes-Kloster inHah imTur-Abdin. Errichtet wurde das Gotteshaus in der Spätantike.
Die Assyrer sind einindigenes VolkMesopotamiens,[13][14] welches als eines der ersten Völker überhaupt dasChristentum annahm.[15] Im Laufe der Zeit haben diese Anhänger des syrischen Christentums diverse Ostkirchen (Ecclesiae Orientales) gegründet. Hierbei handelt es sich umvorreformatorische Kirchen des östlichen Christentums. DienestorianischeAssyrische Kirche des Ostens, die unter Katholikos-Patriarch MarDinkha IV. als weltweit einzige Kirche katholischen Typs (neben protestantischen Gruppen) das „Assyrisch“ in ihren Namen aufgenommen hat (in der Metropolie von Indien gewöhnlich nicht benutzt), wird zumostsyrischen Ritus gezählt. In einem weiteren Sinn werden als Assyrer alle Christen syrischer Tradition, d. h. einschließlich der assyrischenAltkalendarier (= Alte Kirche des Ostens unter Katholikos-Patriarch Mar Gewargis III. Younan[16]), der Angehörigen der mit Rom uniertenChaldäisch-katholischen Kirche, auch derSyrisch-Orthodoxen Kirche und derSyrisch-Katholischen Kirche sowie protestantisch oderrussisch-orthodox missionierten Gruppe assyrischer Christen bezeichnet, nicht aber die ursprünglich ebenfalls nestorianischen, seit dem 16./17. Jahrhundert aber zum größeren Teil syrisch-orthodoxen, nach westsyrischem Ritus lebenden indischenThomaschristen. In der Summe werden die syrischen Christen auch „Aramäer“, „Assyro-Chaldäer“ und „Chaldo-Assyrer“ genannt. Im weitesten Sinn werden als Assyrer jene Christen bezeichnet, deren traditionelle Gottesdienstsprache dasAramäische ist, ohne Rücksicht auf ihre konfessionelle, staatliche oder sonstige Zugehörigkeit (und zum Teil gegen den erklärten Willen einzelner Gruppen und Kirchenleitungen): So bezeichnet gemäß dem früheren Patriarchen der Chaldäisch-katholischen Kirche,Raphael I. Bidawid, „chaldäisch“ spezifisch die mit Rom unierte Konfession, während „assyrisch“ eine von der Konfession unabhängige ethnische Kategorie sei.[17] Demgegenüber wird teilweise vorgeschlagen, mit „assyrisch“ nur die Kirche nestorianischer Konfession zu bezeichnen und „ostsyrisch“ oder „assyro-chaldäisch“ als übergeordnete Kategorie zu verwenden. Dies zeigt, wie schwierig die terminologischen Unterscheidungen bei einerethnisch-religiösen Gruppe sind.
Am 16. Dezember 2022 kam es zu einem erstmaligen Treffen von fünf Kirchenoberhäuptern des syrischen Christentums. Auf Einladung des Syrisch-orthodoxen PatriarchenMor Ignatius Ephräm II. Karim trafen sich im libanesischenAtchaneh die Patriarchen verschiedener syrischer Kirchen. Anwesend warenMar Awa III, Katholikos-Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens,Mor Ignatius Joseph III. Younan, Patriarch der Syrisch-katholischen Kirche,Mor Bechara Boutros al-Rahi, Patriarch der Syrisch-Maronitischen Kirche sowie via Videokonferenz zugeschaltetMar Louis Raphaël I Sako, Patriarch der Chaldäisch-katholischen Kirche. In einer gemeinsamen Erklärung, die nach dem Treffen veröffentlicht wurde, betonten die Kirchenführer, „dass wir ein Volk mit einem gemeinsamen [syrischen] Erbe sind […] trotz der Vielzahl unserer Kirchen und der Vielfalt unserer apostolischen Traditionen“.[18][19]
Die Sprache der Assyrer istlinguistisch alsNeu-Ostaramäisch[20] einzuordnen und gehört zu densemitischen Sprachen. Die Assyrer benutzen dabei, je nach ihrer geografischen Herkunft; eine der beiden neu-ostaramäische Sprachformen: das west-syrischeSurayt (auch bekannt als Turoyo) oder das ost-syrischeSuret (auch bekannt als Swadaya).[21] Gemäß Geoffrey Khan[22] sowie anderen Linguisten finden sich in beiden Formen viele Spuren desAkkadischen. Eigensprachlich bezeichnen sich die Assyrer im Westsyrischen alsSuroye oderSuryoye und im Ostsyrischen alsSuraye.[23] Nach demOrientalisten undSemitistenShabo Talay sprechen heute noch ca. 250.000 Assyrer das westsyrische Surayt.[24] Die PlattformEthnologue beziffert die Sprecher des ostsyrischen Suret weltweit auf ca. 830.000.[25][26] Bei beiden Angaben handelt es sich um Schätzungen.
Die Bezeichnung einer heutigen Gruppe von Ostchristen alsAssyrer soll seit mindestens 1612 belegt sein. In der Chronik derkarmelitischen Mission in Persien nennt PapstPaul V. in einem Brief an den persischenSchahAbbas I. (1571–1629) vom 3. November 1612 die syrisch-orthodoxenJakobitenAssyrer:[29] „Besonders jene, welche Assyrer oder Jakobiten genannt werden und in Isfahan leben, werden gezwungen sein, ihre eigenen Kinder zu verkaufen, um die von Ihnen auferlegte Steuerlast bewältigen zu können, wenn Sie sich ihrer nicht erbarmen.“
In ihrem weitesten Sinn ist die Bezeichnung Assyrer meist gleichbedeutend mit dem BegriffAramäer und nicht weniger umstritten als dieser. Die in Konkurrenz zueinander stehenden Namen sind politisch und konfessionell gefärbt. Die Spaltung der syrischen Christenheit in rivalisierende Konfessionen und Kirchen wird von einigen ihrer Angehörigen als Teilung des mesopotamischen Christenvolkes erlebt. Die Anstrengungen um dessen Einigung und Festigung zeigen in Heimat wie Diaspora ein breites, nicht immer spannungsfreies Spektrum von religiös-kirchlichen bis politisch-säkularen Initiativen. Die Benennung von Christen als Assyrer kann mit allgemein- oder kulturpolitischen Zielen einhergehen und mit unterschiedlichen Hypothesen über die ethnische Herkunft dieser Personengruppe verbunden sein, wie die Ableitung von denAssyrern des Altertums.
Viele Assyrer sind in der sie umgebenden Kultur, insbesondere in sprachlicher Hinsicht, aufgegangen; dabei haben sie ihre christliche Konfession in der Regel beibehalten, als Umgangssprache jedoch z. B. das Arabische angenommen, das die allgemeine (und meist alleinige) Schul- und Verwaltungssprache einiger ihrer Herkunftsländer ist.
Schlagzeile in der Washington Times vom 26. März 1915 über den Völkermord an den Assyrern.
Im Schatten des Ersten Weltkriegs ereignete sich 1915 derVölkermord an den Armeniern. Dieser Völkermord betraf nicht nur die Armenier, sondern auch die syrischen Christen bzw. Assyrer.[30][31] Organisiert, verübt und ausgeführt wurde der Genozid im Osmanischen Reich unter der Herrschaft derJungtürken und wäre ohne die breite Unterstützung von einigen kurdischen Lokalfürsten und deren Familienclans nicht machbar gewesen.[32][33] Die Angaben über die Anzahl der getöteten Syrer unterschiedlicher christlicher Konfessionen, die der systematischen Verfolgung inMesopotamien zum Opfer fielen, schwanken von 100.000 bis 250.000.[34][35] Dieses Verbrechen gegen die Menschlichkeit[36] wurde von diversen Parlamenten in Form von Resolutionen als Völkermord eingestuft. Die Parlamente folgender Staaten haben dabei die Assyrer schriftlich explizit auch als Opfer des Genozides von 1915 erwähnt: Schweden[37], Niederlande[38], Armenien[39], Österreich[40], Deutschland[41], Frankreich[42] sowie die Vereinigten Staaten von Amerika.[43][44][45]
NachdemShimun XXI., Katholikos-Patriarch derAssyrischen Kirche des Ostens, imErsten Weltkrieg ein Kriegsbündnis mitRussland geschlossen hatte, um die Unabhängigkeit derAssyrer-Stämme vom zerfallenden Osmanischen Reich zu erreichen, musste er mit zahlreichen Assyrern aus dem Gebiet vonHakkari in Südostanatolien zunächst in das Gebiet umUrmia (im Nordwesten des heutigen Iran) fliehen und, nach dem Rückzug der russischen Truppen von dort und dem Fall von Urmia, mit den Überlebenden 1918 in den Irak. In den Kämpfen und Flüchtlingstrecks verloren Tausende ihr Leben (siehe Kapitel: Gegenwart). Die eine andere Politik verfolgendeChaldäisch-katholische Kirche mitAbraham Shimonaya wurde von den Ereignissen in Mitleidenschaft gezogen, konnte sich in ihren traditionellen Siedlungsgebieten jedoch weithin halten.
Die Schlagzeile vom 18. August 1933 in der Tageszeitung The Lethbridge Herald handelt vom Simele-Massaker an den Assyrern.
Nach dem Krieg siedelte Großbritannien assyrische Flüchtlinge in den irakischen StädtenMosul undKirkuk sowie bei Bagdad wieder an. Mehr noch, aus vertriebenen Assyrern gebildete Hilfstruppen, dieLevi Rifles, halfen der britischen Armee und derRoyal Air Force im Krieg, in der Hoffnung auf Wiedergründung eines autonomen assyrischen Staates in den alten Siedlungsgebieten oder deren Nähe. Als wichtigstes Anhängsel der britischen Mandatsmacht waren Assyrer nach der formalen Unabhängigkeit Iraks 1932 und dem Abbau der britischen Truppenpräsenz verstärkt der Verfolgung durch die muslimischen Völker Iraks ausgesetzt. Viele assyrische Familien flohen nach Syrien, wurden aber von der dortigen Mandatsmacht Frankreich wieder zurückgeschickt. Der zurückkehrende Flüchtlingszug wurde 1933 in Kirkuk von der irakischen Armee überfallen, hunderte Assyrer (auch Frauen und Kinder) getötet. Daraufhin kam es zu aufstandsähnlichen Unruhen in Mosul und Kirkuk, die Assyrer griffen zu den Waffen und griffen ihrerseits die irakischen Truppen an. Die irakische Armee unter ihrem kurdischstämmigen[46] OberbefehlshaberBakr Sidqī schlug in einer nationalistischen Kampagne den Aufstand im Sommer 1933 nieder, Großbritannien griff nicht ein. Die städtische arabische Bevölkerung sowie kurdische Familienclans begrüßten diese Abrechnung.[47] Der Irak-Experte Sluglett gab jedoch zu bedenken, dass „die meisten (Assyrer), die 1933 in den gegen sie gerichteten Operationen der Armee getötet wurden, Untergebene der Levies und nicht die Levies selbst“ waren. Der größte Erfolg der Armee sei im Grund ein Massaker an unbewaffneten Dorfbewohnern gewesen, die in der Polizeistation vonSemile (Provinz Dahuk) Schutz gesucht hatten.[48] Seitdem befindet sich in Semile (Sumail) eine assyrische Märtyrerkirche, die an dasMassaker von Semile erinnert.
Im Sommer 1933 wurden daraufhin in pogromartigen Angriffswellen über 60 christlich assyrische Dörfer im Nordirak von regulären irakischen Truppen sowie kurdischen Freischärlern angegriffen und zerstört. Daraufhin wurden zwischen dem 11. und dem 16. August in Mossul und Dohuk Tausende assyrische Frauen, Männer und Kinder ermordet, dabei fanden unzählige Vergewaltigungen an Frauen und Mädchen statt. Noch bis zum Ende des Monats August kam es immer wieder zu Übergriffen, die Opferzahl unter den christlichen Assyrern betrug 9.000.[49][50]
Katholikos-PatriarchShimun XXIII. derAssyrischen Kirche des Ostens und ein Teil der assyrischen Anführer forderten, unter anderem vor demVölkerbund in Genf, ein geschlossenes Siedlungsgebiet für ihr Volk mit weitreichender Autonomie, kamen mit ihrer Forderung jedoch nicht durch. Der Patriarch musste mit seiner Familie den Irak verlassen, ließ sich in den USA nieder und konzentrierte sich schließlich auf seine kirchlichen Aufgaben.
Die Mehrheit der assyrischen Christen lebt heute – aufgrund von Unterdrückung und Vertreibung in ihrer angestammten Heimat Mesopotamien – in der westlichenDiaspora, insbesondere in Europa, den USA und Australien. Die damaligeSowjetunion zählte noch 1990 rund 26.000ethnische Assyrer (russischАссирийцы/ Assirijzy), die vorwiegend in den kaukasischen Republiken, sowie in Moskau und Leningrad (Sankt Petersburg) lebten. Diese nestorianischen und jakobitischen Assyrer stammen aus der Gegend um den Urmia-See im Iran, von wo aus sie wegen Verfolgung im 19. Jahrhundert ins Russische Reich, und nach dem Zweiten Weltkrieg in die Sowjetrepubliken emigrierten.[51][52]
Der Tur Abdin gilt als historisches Siedlungsgebiet der Assyrer.
In den alten Siedlungsgebieten in Hakkari und imTur Abdin in der heutigenSüdosttürkei gibt es wegen starker Ab- und Auswanderung nur noch um die 4.000 Assyrer[53], welche fast ausschließlich derSyrisch-Orthodoxen Kirche angehören.[54][55] Tur Abdin ist aramäisch für „Berg der Knechte [Gottes]“[56], das Kalksteingebirge in Nordmesopotamien ist eines der wichtigsten Zentren des Urchristentums. Seit dem vierten Jahrhundert bekennen sich die Assyrer in dieser Region zum Christentum.[57] Klöster wie das 397 erbauteMor Gabriel sind lebendige Kulturerben dieser eindrücklichen Region.
Im Nordirak, in der Ebene von Mosul und im Großraum Bagdad, in der Umgebung der nordwestiranischen StadtUrmia sowie inNordost- und Zentralsyrien gibt es jedoch noch assyrische Gemeinden.[58]
In jüngster Zeit sind die Assyrer in ihrer Heimat im Nordirak wieder verstärkt in Konflikt mit den Kurden geraten. KurdenführerBarzani hatte ihnen 1971 vorgeworfen, in Kirkuk die vom irakischen Regime forcierten Ansiedlungen von Arabern zu unterstützen, um die dort lebenden Kurden zu unterminieren.[59] Seit den Siegen der US-Alliierten und kurdischer Hilfswilliger über das irakische Regime 1991 und 2003 klagen Assyrer in Kirkuk über eine Vertreibungspolitik der Kurden, die Kirkuk zur Hauptstadt ihrerautonomen Region machen wollen. Nach Angaben assyrischer politischer und gesellschaftlicher Organisationen sowie christlicher Kirchen leidenchaldo-assyrische Christen auch in derNinive-Ebene (in der sie die Bevölkerungsmehrheit darstellen) und der Stadt Mosul in der ProvinzNinawa unter ähnlichen Repressalien.[60]
Der damaligeKrieg im Irak machte nach Mitteilung chaldäisch-katholischer Bischöfe die dortige Lage der Christen immer bedrohlicher. Nach Schätzung des damaligen WeihbischofsAndreos Abouna († 27. Juli 2010) waren von vormals 1,4 Millionen Christen nur noch 600.000 in ihrer irakischen Heimat verblieben. Der damalige ErzbischofLouis Sako von Kirkuk teilte mit, lediglich im Kurdengebiet sei die Situation noch erträglich: „Es gibt dort Städte. in denen sich die Zahl der Christen innerhalb von drei Jahren verdoppelt hat“.[61] Der Anteil der Christen im Irak belief sich nach Schätzungen desCIA World Fact Book Mitte 2015 nur noch auf 0,8 %. Der ethnische Anteil der Turkmenen, Assyrer und weiterer Minderheiten an der Gesamtbevölkerung wurde mit 5 % angegeben.[62]
Die assyrische Flagge (entworfen 1968; angenommen 1971)[63]
Die assyrische Flagge hat ihren Ursprung in der Darstellung desSonnengottesSchamasch, auf der die Sonnenscheibe auf einem Altar steht. Der goldene Kreis in der Mitte stellt die Sonne dar, die mit ihren Flammen Hitze und Licht erzeugt, um die Lebewesen der Erde aufrechtzuerhalten. Der Stern, der die Sonne umgibt, symbolisiert das Land, die hellblaue Farbe symbolisiert Gelassenheit. Die wogenden Streifen repräsentieren die drei Hauptflüsse des assyrischen Heimatlandes: derTigris, derEuphrat und dergroße Zab. Die dunkelblauen Streifen stehen für den Euphrat. Die roten Streifen stehen für Courage, Herrlichkeit und Stolz, sie repräsentieren den Tigris. Die weißen Linien zwischen diesen zwei großen Flüssen repräsentieren den großen Zab, die weiße Farbe symbolisiert Frieden. Einige interpretieren die roten weißen und blauen Streifen als die Wege, die die zerstreuten Assyrer zurück zu ihrem Heimatland ihrer Ahnen zurückführen werden.
Über der assyrischen Flagge ist der Gott der AssyrerAschur aus vorchristlicher Zeit zu sehen.
Die Assyrer führten früher den assyrischen Adler ein, welcher allerdings anstatt der Sonne den Kopf des assyrischen Gottes Assur zeigt. Oft wird dabei im Hintergrund ein Stern dargestellt, was als „Geistiges Kreuz“ interpretiert wird und den Namen Jesu repräsentiert.
Syrisch-Orthodoxe Kathedrale St. Jakob von Nisibis in der Schwedischen ProvinzStockholms län
Aufgrund von Verfolgung, Repression und Unterdrückung in ihrer alten HeimatMesopotamien, leben die meisten Assyrer heute in der westlichenDiaspora.[64][65]
Ab 1915 gab es auch eine assyrische Gemeinde inAserbaidschan. Die meisten Assyrer in Aserbaidschan wurden 1949 in dieOblast Tomsk nach Russland zwangsumgesiedelt.[66] In Armenien leben heute ca. 6.000 Assyrer, die Mehrheit davon in den folgenden Dörfern: Arzni, Verin Dvin, Dimitrov sowie Nor Artagers.[67] Sie sind die Nachkommen von Flüchtlingen der verschiedenen Verfolgswellen wie während des Russisch-Persischen Krieges von 1826 bis 1828 oder während des Völkermordes an den Assyrern von 1915.[68][69]
Die ersten Gruppen assyrischer Emigranten erreichten den US-BundesstaatNew Jersey in den 1910er Jahren. Sie kamen hauptsächlich ausDiyarbakır.[85][86] So entstand die erste Syrisch-Orthodoxe Kirche in den USA in West Hoboken (heutigesUnion City) in New Jersey.[87] In den Vereinigten Staaten von Amerika leben heute über 120.000 Assyrer, viele von ihnen haben sich in derMetropolregion Detroit niedergelassen.[88] Die ersten Assyrer emigrierten 1902 nachNorth Battleford in Kanada.[89] Heute beheimatet Kanada etwa 25.000 Assyrer,[90] die meisten wohnen inToronto, Hamilton undOttawa.
Seit den 1960er Jahren hat Australien eine assyrische Gemeinde.[91] Ein beachtlicher Anteil der rund 40.000 Australier mit assyrischen Wurzeln lebt in einem westlichen Vorort von Sydney namens Fairfield.[92] Neuseeland beheimatet heute ca. 6.000 Assyrer, wovon knapp zwei Drittel in derWellington Region zu Hause sind.[93]
Das assyrische Neujahrsfest im australischen Fairfield (westlicher Vorort von Sydney).
Aufgrund desAssyrischen Kalenders[94], feiern die Assyrer jährlich jeweils am 1. April dasneue assyrische Jahr.[95][96] Dieses Fest wird alsAkitu oder „Ha b’Nison“ bezeichnet und weltweit in Form eines Familienfestes zelebriert.[97] Akitu steht symbolisch für einen Neuanfang, dieAussaat sowie für den Geist und das Leben neue Kraft und Hoffnung zu schöpfen.[98]
Zu den Fernsehsendern, die sich an Assyrer richten und über Internet oder Satellit empfangbar sind, gehören:Assyria TV (Södertälje, Schweden),Suroyo TV (Södertälje, Schweden),Suryoyo Sat (Södertälje, Schweden),ANB Sat (San Jose, USA),KBSV-TV 23, AssyriaVision (Ceres, USA) undIshtar TV (Ankawa, Irak).
Die mit Abstand beliebteste und am meisten verbreitete Sportart unter den Assyrern ist der Fußball. Dies gilt sowohl für die mesopotamische Heimat der Assyrer als auch für die assyrische Diaspora. In Schweden zum Beispiel haben es gleich zwei Mannschaften zwischenzeitlich in die höchste Fußballliga geschafft. Sowohl der FußballvereinAssyriska FF als auch der konkurrierende VereinSyrianska FC konnten in der höchsten Schwedischen Liga als Emigrantenmannschaften auflaufen, sich aber beide nicht längerfristig etablieren.[99][100][101]
David Tekin:Die rechtliche Stellung der Assyrer im Grenzraum Türkei/Syrien/Irak. Lit Verlag, Berlin/Münster 2022,ISBN 978-3-643-25035-3.
Svante Lundgren:Die Assyrer: Von Ninive bis Gütersloh. Lit Verlag, Berlin/Münster 2016,ISBN 978-3-643-13256-7.
Abdo Mirza, Franz-Rudolf Müller:„Barfuß sind wir an den Chabour gekommen, barfuß sind wir gezwungen wieder zu gehen.“ Flucht, Vertreibung und Geiselhaft der assyrischen Christen aus Tal Goran (Al-Hassake, Nordsyrien). Persönlicher Bericht des Abdo Mirza und seiner Familie. Lit Verlag, Berlin/Münster 2019,ISBN 978-3-643-14320-4.
Abrohom Mirza:Dokumentation über Ermordungen und Verfolgungen der assyrischen Christen in der Türkei 1976–2007.ADO, Frauenfeld 2007,ISBN 3-931358-12-7.
Hans Hollerweger:Erlebtes im Tur Abdin. Mit einem Vorwort von Erzbischof Timotheos Samuel Aktas. Initiative Christlicher Orient (ICO), Linz 2023,ISBN 978-3-200-09181-8.
Gabriele Yonan:Ein vergessener Holocaust. Die Vernichtung der christlichen Assyrer in der Türkei. Gesellschaft für bedrohte Völker, Göttingen 1989,ISBN 3-922197-25-6.
H. Chick:A Chronicle of the Carmelites in Persia. 2 Bände, London 1939.
↑Sharo Ibrahim Garip:Ethnische Konflikte im Vergleich: Baskenland – Kurdistan. LIT Verlag Münster, 2013,ISBN 978-3-643-90325-9 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 10. Oktober 2018]).
↑Sabatino Moscati. Dt. Übertr. von E. Kümmerer: Geschichte und Kultur der semitischen Völker. (PDF) In: menadoc.bibliothek.uni-halle.de. Stuttgart: Kohlhammer, 1955, abgerufen am 31. Dezember 2019.
↑Sabatino Moscati, Bruno Sandkühler: Die altsemitischen Kulturen. (PDF) Stuttgart: Kohlhammer, 1961, abgerufen am 31. Dezember 2019.
↑Sargon Donabed:Reforging a Forgotten History: Iraq and the Assyrians in the Twentieth Century. Edinburgh University Press, 2015,ISBN 978-0-7486-8605-6 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 23. Februar 2019]).
↑Hans-Joachim Löwer:Mit Feuer und Schwert: Wie Christen heute im Nahen Osten verfolgt werden. Styriabooks, 2016,ISBN 978-3-99040-422-5 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 11. Oktober 2018]).
↑Dalia Pokutta:National and Ethnic Identity in the Neo-Assyrian Empire and Assyrian Identity in Post-Empire Times. BY Simo Parpola.S.22 (academia.edu [abgerufen am 29. Oktober 2023]).
↑Shabo Talay:Šlomo Surayt: ein Einführungskurs ins Surayt-Aramäische (Turoyo). Hrsg.: Shabo Talay. Bar Habraeus Verlag, Glane 2017,ISBN 978-90-5047-065-0,S.2 (Online [PDF; abgerufen am 10. Februar 2019]).
↑Nicholas Awde, Nineb Lamassu, Nicholas Al-Jeloo:Modern Aramaic (Assyrian/Syriac). Hippocrene Books, Inc., New York 2007,ISBN 978-0-7818-1087-6.
↑Lundgren Svante:Die Assyrer von Ninive bis Gütersloh. Lit Verlag, Berlin,ISBN 978-3-643-13256-7.
↑Naures Atto, Soner Onder Barthoma, David Gaunt:Let Them Not Return: Sayfo – The Genocide Against the Assyrian, Syriac, and Chaldean Christians in the Ottoman Empire. 1. Auflage. Berghahn Books, 2017,ISBN 978-1-78533-498-6,S.276.
↑Hannibal Travis:The Assyrian Genozid. A Talo of Oblivion and Denial. In: Rene Lemarchand (Hrsg.):Forgotten Genocides. Oblivion, Denial, and Memory. University of Pennsylvania Press, Philadelphia 2011,ISBN 978-0-8122-0438-4, S. 123–136, hier: S. 127.
↑Arnold Schwarzenegger: Kha B’Nissan Assyrian New Year 6754. (PDF) State Capitol – Governor Arnold Schwarzenegger, 21. März 2004, archiviert vom Original am 8. Dezember 2006; abgerufen am 31. Dezember 2019 (englisch).