Asiago liegt rund 55 km nördlich von der ProvinzhauptstadtVicenza in denVizentiner Alpen auf etwa1000 m s.l.m. Die von bis zu2341 m hohen Bergen umgebene nördlichste Gemeinde der Provinz Vicenza ist das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum der Hochebene derSieben Gemeinden (italienischSette Comuni), die auch als Hochebene von Asiago bezeichnet wird.
Die nach dem Ersten Weltkrieg errichtete Gedenkstätte LeitenDer Dom San Matteo
Die ausgedehnte Hochebene von Asiago in den südlichen Voralpen wurde um das Jahr 1000 von deutschen Bauern aus dem bayerisch-tirolischen Raum besiedelt und urbar gemacht. Die sieben sich herausbildenden deutschen Orte schlossen sich im Bund der Sieben Gemeinden zusammen. Nachdem die angrenzenden Herrschaften diese Rechte und Selbstverwaltung anerkannt hatten, bildeten dieSieben Gemeinden von 1310 bis 1807 eine weitgehend eigenständige deutscheBauernrepublik. Durch Unterordnung bei Anerkennung der Sonderrechte fanden die Sieben Gemeinden Schutz bei mächtigen Nachbarn, zunächst bei den Skaligern von Verona, dann bei den Visconti von Mailand.
Die am 29. Juni 1310 verfassten Statuten der Sieben Gemeinden tragen den Titel: „Dise saint Siben, Alte Komeun, Prudere Liben“ (Liebe Brüder, das sind die Sieben alten Gemeinden) 1405 unterstellten sie sich derRepublik Venedig, die das Statut und die Sonderrechte (z. B. das Recht des freien Waffentragens) anerkannte.
1796 kamen die Sieben Gemeinden mit Venetien zu Österreich. In den napoleonischen Kriegen wechselte der Besitz mehrfach. 1807 hob Napoleon das Sonderstatut der Sieben Gemeinden und damit deren Eigenständigkeit auf. Bis zum Ende der napoleonischen Epoche mussten die neu gewählten Pfarrer eine Probepredigt auf Italienisch und aufZimbrisch halten.[3]
1815 kam das Gebiet wieder zu Österreich und wurde Teil des österreichischen Königreichs Lombardo-Venetien. In Unkenntnis der Lage auf der Hochebene führte die österreichische Verwaltung die italienische Schul- und Amtssprache ein und leitete damit die Italianisierung der gesamten Hochfläche ein.
Im Jahre 1866 wurde die Hochebene im Zuge des italienischenRisorgimento mit Venetien an dasKönigreich Italien angeschlossen. Obwohl sich inzwischen auch deutsche Volkskundler für die deutsche Sprachinsel zu interessieren begannen, wurde die Italianisierung nach der italienischen Einigung schnell vorangetrieben. Damals wurden die meisten Ortsnamen italianisiert. Die ersten Ethnologen, die die Sprachinsel besuchten, versuchten sich unter dem Einfluss derRomantik deren Existenz durch Rückgriff auf frühe germanische Züge nach Italien zu erklären. Sie meinten, die Deutschen der Sieben Gemeinden seien Nachkommen der germanischenKimbern, die im ausgehenden 2. Jahrhundert v. Chr. nach Italien gezogen und von den Römern besiegt worden waren. Von dieser irrigen Annahme leitet sich die heute in den kleinen deutschen Sprachinseln Norditaliens häufig gebrauchte Selbstbezeichnung als „Zimbern“ ab.
Als imErsten Weltkrieg dieitalienisch-österreichische Front mitten durch die Hochebene der Sieben Gemeinden verlief, wurden die Bewohner in die Poebene ausgesiedelt, wo ihnen jeder Gebrauch ihrer deutschen Mundart verboten war. Viele kehrten in ihre zerstörte Heimat erst gar nicht mehr zurück, so dass die deutsche Tradition stark bedrängt wurde. DerFaschismus (1922–1943) versetzte den letzten Resten des deutschen Sprach- und Kulturlebens den Todesstoß, indem er den Gebrauch der deutschen Mundart auch im privaten und familiären Gebrauch verbot.
Heute finden sich auf der Hochebene nur noch bescheidene Reste der deutschen Sprache und Tradition. Vor allem im bäuerlichen Leben konnten sich viele Ausdrücke erhalten, die der bekannte Schriftsteller und gebürtige SchlegenerMario Rigoni Stern in seinem literarischen Werk verarbeitet hat. InRoana, mundartlich-deutsch: Robaan (dort gibt es das gut ausgestattete Kulturinstitut „Agustin Prunner“), und in dessen OrtsteilMezzaselva wird teilweise noch die deutsche Mundart gesprochen, während in Asiago und den anderen Gemeinden die Sprache ausgestorben und nur noch durch Flurnamen und Inschriften dokumentiert ist.
Im etwa 30 km nordwestlich gelegenen und von Asiago aus über den sehr einfach zu befahrendenVezzena-Pass gut erreichbarenLusern hat sich dagegen das Zimbrische bis heute sehr gut erhalten.
Asiago wurde im Ersten Weltkrieg fast völlig zerstört. In den 1930er Jahren wurde etwas außerhalb des Ortes auf einer kleinen Erhebung mit NamenLeiten die gleichnamige Gedenkstätte mit einem Beinhaus errichtet. Dort ruhen fast 54.300 Soldaten verschiedener Nationen. In der Umgebung von Asiago liegen mehrereitalienische undösterreichisch-ungarische Sperranlagen, die insbesondere in der ersten Hälfte des Krieges schwer umkämpft waren.
2007 entschied sich eine große Mehrheit von 94 Prozent der Bevölkerung aller Sieben Gemeinden (Conco, Enego, Foza, Gallio, Lusiana, Roana und Rotzo) in einer Volksabstimmung für die Loslösung von der Region Venetien (Veneto) und die Angliederung an dieAutonome Provinz Trient. Der institutionelle Weg zur Verwirklichung dieses Wechsels ist langwierig. In Venetien gibt es heftigen Widerstand gegen den Wechsel.
Von 1910 bis 1958 wurde Asiago von derZahnradbahn Rocchette–Asiago erschlossen. Heute dient die ehemalige Bahntrasse als 13 km langer Radweg nach Campiello.[4]
Heute ist Asiago das ganze Jahr über Ausflugsziel und ein beliebter Ferienort auf gehobenem Niveau. Auch Prominenz (zum BeispielAdriano Celentano) hat sich in Asiago niedergelassen.
Im Sommer lockt die Ruhe der Natur (es ist ein ideales Gebiet zum Wandern und Radfahren) die überwiegend italienischen Touristen an. Im Winter verwandelt es sich in ein geschätztes Wintersportgebiet. Asiago verfügt über einenSportflugplatz, der hauptsächlich von Segelfliegern genutzt wird, über einen Golfplatz und eineEissporthalle, die die Heimat eines der erfolgreichsten Eishockeyclubs Italiens – desHC Asiago – ist.